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New German Style für meinen Hausgarten? Ja, das geht! Erst mal einen Überblick verschaffen über die Entwicklung der modernen Staudenverwendung und die Entstehung des „New German Style“. Dann ganz kreativ an diesen modernen Gartenstilen orientieren und gleich an die Umsetzung im eigenen Garten gehen. So entstehen pflegeleichte, naturnahe, nachhaltige und dabei sehr attraktive Beete vor allem mit Stauden, aber auch mit Gräsern, Einjährigen und kleineren Ziergehölzen. Die ausführlichen Pflanzenporträts und vorgeschlagene Kombinationsmöglichkeiten ermöglichen eine standortgerechte Planung für dauerhaft erfolgreiche Pflanzungen.
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Seitenzahl: 160
Cover
Titel
DIE NEUE LUST AM GÄRTNERN MIT STAUDEN
STAUDENBEETE MAL GANZ ANDERS
EIN BLICK ZURÜCK
STAUDEN UND IHRE LEBENSBEREICHE
Ganzjährig schöne Stauden
NEW GERMAN STYLE
Züchtungen von Ernst Pagels
DUTCH WAVE UND ANDERE INTERNATIONALE BEWEGUNGEN
Wildstauden
Nordamerikanische Wildstauden
GESTALTEN WIE EIN PROFI
MODERNE BEETGESTALTUNG EINFACH VERWIRKLICHEN
Leitstauden
Begleitstauden
Füllstauden
REIZVOLLE ARTEN DER BEETGESTALTUNG
STRUKTUREN BILDEN MIT GEHÖLZEN
Ausdauernde Ziergräser
Wintergrüne Stauden
BESONDERE BEETE MIT EINFACHEN MITTELN
Schöne Strukturen und Texturen
BLACKBOX-GARDENING
Selbstläufer für den Garten
KAUF UND PFLEGE VON STAUDEN
MIT STAUDEN STIMMUNGEN SCHAFFEN
NEUE BEETIDEEN
BLAUER SEHNSUCHTSGARTEN
Blau fürs Blumenbeet
WEIß UND GRÜN – EINE VORNEHME LIAISON
Weiße Wilde für den Garten
Gestreift, getupft und gescheckt
EIN HAUCH VON PASTELL
Pastellfarbene Blüten
BEETE MIT MEDITERRANER ANMUTUNG
Stauden mit südländischem Flair
FEURIGE FARBEN
Rote Leidenschaften
WILDE PRÄRIE IM HAUSGARTEN
Präriestauden
Neue Echinacea-Sorten
FARBEN UND BLÜTEN AM GEHÖLZRAND
Stauden für den Gehölzrand
FARBE FÜR SCHATTIGE BEREICHE
Blütenstars für den Schatten
Blattschmuckstauden
Ausdauernde Farne
MIT STAUDEN BUNT DURCHS GARTENJAHR
BEETGESTALTUNG ZU VERSCHIEDENEN JAHRESZEITEN
FRÜHLING MIT ZWIEBELBLÜHERN
Zwiebelblüher
Zierlauch-Arten
FRÜHSOMMER IN GANZER PRACHT
Prachtstauden
AUSDAUER IM HOCHSOMMER
Wildformen von Scheinsonnenhut
Saisonale Lückenfüller
FURIOSES HERBSTFINALE
Herbstblühende Astern-Arten
WINTERLICHE IMPRESSIONEN
Immergrüne Gräser
SERVICE
IMPRESSUM
Stauden sind echte Dauerbrenner im Beet und eigentlich ein unverzichtbares Element der modernen Gartengestaltung. Sie ermöglichen nachhaltige und optisch ansprechende Beetkompositionen. Außerdem bieten sie, kombiniert mit Gräsern, Einjährigen und Ziergehölzen, eine Fülle aufregender Variationsmöglichkeiten. Mit Stauden lassen sich attraktive Beete gestalten, die viele Jahre Freude bereiten.
MIT STAUDEN ERSCHAFFEN SIE GANZJÄHRIG SCHÖNE UND FASZINIERENDE GARTENBILDER. BEI EINER STANDORTGERECHTEN VERWENDUNG SIND STAUDENBEETE ZUDEM PFLEGELEICHT UND DAUERHAFT.
Seit dem frühen 20. Jahrhundert galten englische Staudenrabatten als das Nonplusultra der Beetgestaltung: raffiniert komponierte Pflanzungen, das Ganze farblich harmonisch perfekt angeordnet und begrenzt von einer scharf gestochenen Rasenkante – beneidenswertes Gartenglück, aber nicht so einfach nachzupflanzen. Und noch weniger einfach zu pflegen, zumal wir im Alltag oft viel zu eingespannt sind, um uns täglich stundenlang um unseren Garten zu kümmern.
Gerade deshalb entwickelte sich seit den 1980er-Jahren ein neuer Trend in der Gartengestaltung: das Gärtnern mit Stauden, die naturnah, großflächig, pflegeleicht und dennoch ästhetisch ansprechend verwendet werden. So entstehen geradezu impressionistisch wirkende Gartenbilder mit zahlreichen Variationsmöglichkeiten.
Für diese Art des Gärtnerns braucht man kein umfangreiches Pflanzenwissen. Denn zum Glück haben sich Experten ihre klugen Köpfe für uns zerbrochen und wir können dankbar auf die praktischen Ergebnisse ihrer Studien zurückgreifen. In diesem Buch finden Sie einfache, praxisnahe Vorschläge für diese neue Art des Gärtnerns mit Stauden.
Staudengarten auf der Freundschaftsinsel in Potsdam.
Indianernesseln (Monarda-Hybriden) bringen mit ihren lebhaften, sommerlichen Farben Temperament ins Staudenbeet.
Im 19. Jahrhundert dominierten in Europas öffentlichen Parks, genauso wie in Privatgärten, schmucke Teppichbeete mit einjährigen Sommerblumen sowie Rosenbeete das Bild. Stauden wurden, bis auf wenige Ausnahmen, eher selten eingesetzt. Erst gegen Ende des Jahrhunderts entdeckten, vor allem in Großbritannien, Gartengestalter wie der Ire William Robinson (1838–1935) und die Engländerin Gertrude Jekyll (1843–1932) die Vielseitigkeit von Stauden für den Garten. Insbesondere Gertrude Jekyll setzte Stauden großzügig in Mischpflanzungen ein. Zunächst beschränkte sich diese Entwicklung auf das Vereinigte Königreich.
Doch Anfang des 20. Jahrhunderts bewegte sich auch „auf dem Kontinent“ etwas. Insbesondere in Deutschland entwickelte sich ein neuer Ansatz der Beetgestaltung, der sich mehr an natürlichen Vorbildern orientierte. Im Vordergrund stand auch hier die Verwendung von Stauden statt einjähriger Gewächse. Ziel war ein ganzjährig schönes Erscheinungsbild der Pflanzungen, ohne viel Zeit und Kosten für die Pflege und Erhaltung investieren zu müssen.
Einen ersten Höhepunkt erlebte die Beetgestaltung mit Stauden in Deutschland zwischen den beiden Weltkriegen. Das im Handel erhältliche Staudensortiment wurde damals enorm erweitert. Züchter wie Karl Foerster, Ernst Pagels und Georg Arends entwickelten erfolgreich neue Züchtungslinien, etwa bei Rittersporn (Delphinium), Steppen-Salbei (Salvia nemorosa), Eulaliagräsern (Miscanthus sinensis) und Prachtspieren (Astilbe).
Nach dem Zweiten Weltkrieg verwendete man in Deutschland zunächst weiterhin gern Stauden. Doch mit dem Wirtschaftsboom in den 1960er-Jahren wanderten die Arbeitskräfte in die Industrie ab. Handarbeit im Beet wurde knapp und teuer. Daher ersetzte man Stauden im öffentlichen Raum immer öfter durch pflegeleichte Bodendecker. Wer kennt sie nicht aus eigener Anschauung, diese etwas langweiligen Pflanzungen, etwa mit kriechender Fächer-Zwergmispel (Cotoneaster horizontalis)? Hübsch praktisch, aber genauso bieder und reizlos wie die Architektur dieser Jahre.
Mit dem Aufkommen der Ökologiebewegung in den 1970er-Jahren setzte ein Umdenken ein. Statt der monotonen und sterilen Pflanzungen mit „Exoten“, also nicht einheimischen Pflanzenarten, besann man sich auf den Wert der lokal vorhandenen botanischen Vielfalt für die Umwelt. Angestammten Pflanzenarten sollte nun der Vorzug gegeben werden. Wie so oft wurde ein Extrem durch ein anderes ersetzt und Gewächse wurden in „gut“ (weil einheimisch) und „böse“ (weil exotisch) eingeteilt. Statt ästhetischer Kriterien überwogen nun moralische Aspekte bei der Pflanzenauswahl.
Glücklicherweise wich das einseitige Dogma der frühen Öko-Bewegung bald einer entspannteren Kompromisshaltung: Auch Pflanzen aus Übersee können einen ökologischen Nutzen haben. Europäische Bienen freuen sich eben auch über blühende Sonnenhüte (Rudbeckia) und Indianernesseln (Monarda) aus Nordamerika. Mit der Wiederentdeckung der Stauden mit ihrer ganzen Vielfalt erlebte auch die Lust am kreativen Gärtnern eine Renaissance. Plötzlich war es schick geworden, neue Pflanzenarten in den Garten zu holen, den Buckel im Beet krumm zu machen und abends mit Dreck unter den Fingernägeln, aber rundum glücklich, aus dem Garten heimzukehren.
Damit die modernen Pflanzungen nicht nur hübsch aussehen, sondern auch langlebig und pflegeleicht sind, musste man sich zwangsläufig intensiver mit den Ansprüchen und Eigenheiten der jeweiligen Staudenarten befassen. Richard Hansen (1912–2001), ein Schüler des legendären Staudenzüchters Karl Foerster (1874–1970), teilte Anfang der 1980er-Jahre Stauden nach ihren natürlichen Standortvorlieben und Wuchseigenschaften in ein praktikables System ein. Zusammen mit Friedrich Stahl führte er den Begriff „Lebensbereiche“ in die Gartengestaltung ein. Die Idee dahinter war, dass sich Pflanzen mit gleichen Standortansprüchen gut miteinander kombinieren lassen und die Gestaltung schöner, pflegeleichter Gartenbeete ermöglichen. Hansen gab auch konkrete Empfehlungen bezüglich der verschiedenen Standorttypen für die Kombination zueinander passender Stauden, Zwiebel- und Knollenpflanzen, Ziergräser und Gehölze. Im Jahr 1947 hatte er im bayerischen Freising den Sichtungsgarten Weihenstephan gegründet, die erste wissenschaftlich begleitete Einrichtung zur Begutachtung von Stauden hinsichtlich ihrer Verwendung an unterschiedlichen Standorten in Deutschland. Vorbild war der von Karl Foerster und Hermann Matern noch vor dem Zweiten Weltkrieg in Potsdam angelegte Sichtungsgarten auf der Freundschaftsinsel, der im Jahr 2001 restauriert wurde. Die Weihenstephaner Gärten sind aufgrund der Vielfalt und Schönheit der Pflanzungen inzwischen ein echter Besuchermagnet. Ein Schüler Hansens, Urs Walser, baute später zusammen mit Hans Luz den Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim auf.
Die Rolle der Sichtungsgärten für die moderne Beetgestaltung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Idee, die besten Staudensorten über mehrere Jahre hin zu beobachten, stammt übrigens aus England. Sichtung bedeutet, die Pflanzen auf Eigenschaften wie Winterhärte, Ausdauer, Wuchskraft, Standfestigkeit, Reichblütigkeit, etwaige Resistenzen gegenüber Krankheiten und Schädlingen sowie Wetterbeständigkeit zu prüfen. Weiter werden die Sorten auch auf die Vermehrbarkeit, den Marktwert und die Verwendbarkeit in Pflanzengemeinschaften geprüft. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Wirkung der Stauden vor, während und nach der Blüte, die Blütezeit, die Blühdauer und die Blütenfarbe. Letztere Faktoren haben einen wesentlichen Einfluss auf die Gesamtwirkung eines Beetes über den Moment hinaus. Die in den Sichtungsgärten gewonnenen Daten werden im Arbeitskreis Staudensichtung des Bundes deutscher Staudengärtner (BdS) zusammengetragen und ausgewertet. Da es in Deutschland regional recht unterschiedliche Klimabedingungen gibt, werden die Pflanzen außer in Weinheim und Weihenstephan auch in weiteren Sichtungsgärten, etwa in Erfurt, Hannover, Dresden, Stuttgart-Hohenheim und Bonn, einer Prüfung unterzogen. Diese Sichtungsgärten geben wichtige Impulse für die Pflanzenverwendung im modernen Gartenbau, aber sie können und sollen auch Hobbygärtner inspirieren.
Wohnhaus und Garten von Karl Foerster in Bornim bei Potsdam.
Stauden sind mehrjährige Gewächse, die im gemäßigten mitteleuropäischen Klima überdauern. Im Frühjahr treiben sie aus ihren in der Erde ruhenden Überwinterungsorganen – das können Wurzeln, Knollen, Rhizome oder Zwiebeln sein – wieder aus. Stauden sind meist krautig, also mit weichen, seltener verholzenden Trieben.
Sommerliche Staudenbeete im Sichtungsgarten Hermannshof, Weinheim.
Wegweisend für die neue Art der Staudenverwendung war der Gedanke, in Gärten, Parks und im öffentlichen Raum ereignisreiche und dennoch pflegeleichte Bepflanzungskonzepte zu entwickeln. Um dies in die Öffentlichkeit und auch in das Bewusstsein von passionierten Hobbygärtnern zu tragen, brauchte es herausragende Einzelpersönlichkeiten.
Nachdem Richard Hansen 1981 zusammen mit Friedrich Stahl das Buch „Die Stauden und ihre Lebensbereiche“ veröffentlicht hatte, gewann die Idee, Stauden nach ihren Standortvorlieben zu verwenden, zunächst in Fachkreisen an Bedeutung. Es erfolgte eine Abkehr von konventionellen ästhetischen Geschmacksvorstellungen mit Hinwendung zur Wahrnehmung aller Aspekte der verwendeten Pflanzen, also auch so wichtiger Details wie Wuchsform, Laubstrukturen und -texturen sowie der Fruchtstände und des winterlichen Erscheinungsbildes. Dass dieses Buch dann 1993 sogar ins Englische übersetzt und von den Lesern sehr interessiert aufgenommen wurde, ist nahezu sensationell und sorgte für internationale Aufmerksamkeit.
Eine Protagonistin der neuen Staudenverwendung war die Gartenplanerin Rosemarie Weisse (1928–2002), die 1983 mit ihrer Pflanzung im Münchner Westpark im Zuge der IGA Aufsehen erregte und sogar bei britischen Gartenenthusiasten Bewunderung hervorrief. Sie orientierte sich bei der Gestaltung am Vorbild der Steppenheide mit Gräsern und Wildstauden vorwiegend aus der nordamerikanischen Prärienlandschaft. So entstanden attraktive Rabatten, bei denen es nicht um die einzelne Pflanze, sondern die Gesamtwirkung geht. Ein Nebeneffekt ist die Pflegeleichtigkeit solcher Beete.
Hans Simon (geb. 1926), ein bei Richard Hansen promovierter Gartenbauingenieur und Pflanzplaner, sorgte durch seine intensive Vortragstätigkeit und publizistische Arbeit dafür, dass die naturnahe Staudenverwendung immer bekannter wurde. Zudem gerieten durch seine Sortiments- und Versuchsgärtnerei im unterfränkischen Marktheidenfeld zahlreiche bislang unbekannte Staudenarten und -sorten ins Blickfeld der interessierten Laien und Profis – und fanden somit auch ihren Weg in die Gärten. Denn obwohl die Theorie eine wichtige Rolle bei der Verbreitung eines neuen Gartenstils spielt, kommt es vor allem auf die praktischen Erfahrungen mit den Pflanzen und auf deren Verfügbarkeit im Handel an, damit sich eine Strömung nicht nur in der Fachwelt, sondern auch in Privatgärten durchsetzen kann.
Der Hansen-Schüler Urs Walser zählt mit seinen Pflanzungen im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof im badischen Weinheim ebenfalls zu den Wegbereitern der modernen Staudenverwendung. Neben der optisch ansprechenden Wirkung der Staudenpflanzungen spielt bei seinem Konzept der modernen Pflanzenverwendung die Pflegeleichtigkeit eine wesentliche Rolle. Gerade im öffentlichen Raum ist dieser Aspekt aus Kostengründen nicht zu vernachlässigen. Erreicht wird dies durch weniger komplexe Pflanzungen mit einfachen Pflanzschemata und einer reduzierten Auswahl der verwendeten Arten. Und was sich im öffentlichen Stadtgrün bewährt hat, kann auch im Privatgarten genutzt werden und zu neuer Lust am Gärtnern führen. Denn wenn man sich nicht ständig um eine Pflanzung kümmern muss, hat man viel mehr Zeit, den Garten entspannt zu genießen.
Stauden sind nicht nur zur Blütezeit attraktiv. Vom Austreiben über das Knospenstadium und die sich entfaltenden Blüten bieten sie bis zum Verblühen und dem entstehenden Fruchtstand einen abwechslungsreichen Blickfang im Garten.
Epimedium pubigerum
Elfenblume, Sockenblume
AUSSEHEN: Eine immergrüne, kurze Ausläufer bildende Staude. Die Blätter sind herzförmig, spitz zulaufend, unterseits flaumig behaart und am Rand gezähnt. Im Jugendstadium sind sie kupferfarben, später mittelgrün. Im April und Mai erscheinen an drahtigen Trieben über dem Laub lockere Trauben bis 1cm großer, kurz gespornter, weiß-gelber Blüten. Die Pflanze wird etwa 20cm hoch und breit.
STANDORT: Halbschattig bis schattig in humosem, nährstoffreichem, feuchtem, aber gut durchlässigem Boden.
PFLEGE: Schützen Sie das immergrüne Laub im Winter vor austrocknenden Winden und schneiden Sie im Frühjahr welkes Laub aus.
VERMEHRUNG: Durch Teilen im Spätwinter oder nach der Blüte.
KOMBINATION: Elfenblumen bilden als Unterpflanzung und am Rand von Gehölzgruppen einen ganzjährig attraktiven Blickfang. Pro m2 benötigt man 16 Pflanzen.
ALTERNATIVE: Ein ähnlich anspruchsloser, immergrüner Bodendecker ist das Dickmännchen, auch Ysander genannt (Pachysandra terminalis). Die Pflanze schmückt sich im April und Mai mit kleinen, rahmweißen, flockenartigen Blüten.
Phlomis russeliana
Russels Brandkraut, Goldquirl
AUSSEHEN: Die Staude hat große, rhizomartige Wurzelknollen. Die eiförmigen, apfelgrünen, filzig behaarten Blätter werden bis 25cm groß und sind in milden Wintern immergrün. Im Juni und Juli erscheinen an aufrechten, festen Stängeln hellgelbe, an mehreren Quirlen übereinander stehende Lippenblüten. Nach dem Abwelken der Blüten bleiben die bis 90cm hohen Stängel mitsamt der Fruchtstände bis in den Winter hinein stehen, was insbesondere bei Reif und Schnee sehr hübsch aussieht.
STANDORT: Sonnig bis halbschattig in durchlässigem, mäßig fruchtbarem, nicht zu feuchtem Boden.
PFLEGE: Schneiden Sie im zeitigen Frühjahr welkes Laub und trockene Blütenstängel zurück.
VERMEHRUNG: Durch Aussaat bei Samenreife oder im Frühjahr, Teilen im Frühjahr oder Herbst.
KOMBINATION: Die Staude wirkt am schönsten in Gruppen und eignet sich ideal für Kies- und Steppengärten. Gute Partner sind Steppen-Salbei (Salvia nemorosa) und Perowskie (Perovskia). Pro m2 benötigt man 6 Pflanzen.
ALTERNATIVE: Die Schwarze Königskerze (Verbascum nigrum), eine kurzlebige Staude, hat ebenfalls große, schmal herzförmige Blätter und einen bis 90cm hohen, schlanken Blütenschaft mit hellgelben Blüten.
Euphorbia amygdaloides
Mandelblättrige Wolfsmilch
AUSSEHEN: Die immergrüne, buschig wachsende, bis 80cm hohe Staude hat rötlich grüne Sprossen und spatelförmige, matt dunkelgrüne, bis 8cm lange Laubblätter, die quirlförmig um den Spross angeordnet sind. Im April und Mai erscheinen 20cm hohe Blütenstände mit grünlich gelben Hochblättern und winzigen echten Blüten.
STANDORT: Halbschattig in frischem, humosem, durchlässigem Boden.
PFLEGE: Schützen Sie die immergrüne Pflanze im Winter vor austrocknenden Winden. Die welken Blütenstände können, müssen aber nicht zurückgeschnitten werden. Vermeiden Sie dabei den Hautkontakt mit dem giftigen Milchsaft.
VERMEHRUNG: Durch Aussaat nach der Samenreife oder im Frühjahr. Grünstecklinge können Sie im Frühsommer bewurzeln.
KOMBINATION: Eine strukturstarke Staude für den Gehölzrand und halbschattige Steingärten. Hüsch zusammen mit Orientalischer Nieswurz (Helleborus orientalis). Pro m2 benötigt man 5–7 Pflanzen.
ALTERNATIVE: Mit wintergrünen Farnen wie Streifenfarn (Asplenium trichomanes) oder Rippenfarn (Blechnum spicant) können Sie an schattigen, feuchten Standorten eine ähnlich aparte Laubwirkung erzielen.
Für manche ist das Gärtnern im New German Style nur ein Trend von vielen. Andere halten diese relativ neue Art der Staudenverwendung für wegweisend und eine ideale Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels und das wachsende Interesse an nachhaltigen, ökologischen Gartenkonzepten. Aber was genau verbirgt sich hinter dem Begriff New German Style – und wie kam er zu seinem Namen?
Der traditionelle englische Cottage-Garten ist zwar schön, aber bezüglich Pflege und Erhaltung auch sehr aufwändig. Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten also nicht gerade das, was finanziell klamme Gemeinden und Grundbesitzer zu schätzen wissen. Daher suchten Anfang der 1990er-Jahre britische Gartenplaner nach einer neuen, zwar preiswerten, aber dennoch qualitativ hochwertigen und nachhaltigen, zudem aber auch ästhetischen Lösung für Pflanzungen in öffentlichen ebenso wie in privaten Gärten. Fündig wurden sie überraschenderweise in Deutschland. Eine Schar aufgeschlossener englischer Gartenplaner besuchte unter anderem die von Rosemarie Weisse im Münchner Westpark gestalteten Anlagen und den damals von Urs Walser geleiteten Schau- und Sichtungsgarten in Weinheim an der Bergstraße sowie den Sichtungsgarten im bayerischen Weihenstephan. Die englischen Gartenspezialisten kamen auf ihrer Exkursion in Deutschland zum ersten Mal in Kontakt mit dem Konzept der Lebensbereiche von Richard Hansen, also der standortgerechten und dadurch relativ pflegeleichten Pflanzenverwendung. Auf einem Symposium in den südwestlich von London gelegenen Kew Gardens stellten Rosemarie Weisse und Urs Walser im Jahr 1994 dem aus Landschaftsarchitekten, Gartendesignern, Staudenzüchtern, Gartenjournalisten, Fotografen und Universitätsdozenten bestehenden Publikum die Theorie der Lebensbereiche vor. Für die traditionsverhafteten Briten, die sich bei der Gartengestaltung immer noch vor allem an Vorbildern aus dem viktorianischen England orientierten, war das ein ganz neuer Ansatz der Gartengestaltung. Hier schien sich eine Antwort auf die damalige Krise der englischen Gartenplaner zu offenbaren.
Staudenbeet mit Scheinsonnenhut, Duftnesseln, weiß blühendem Blauweiderich und dunkelroten Dahlien.
Der Brite Christopher Bradley-Hole war ganz begeistert und witterte als einer der ersten Landschaftsarchitekten revolutionäre Veränderungen in der englischen Gartenszene. Er verwirklichte im Jahr 1997 auf der renommierten Chelsea Flower Show ein Beetkonzept, bei dem er die neue, aus Deutschland stammende Pflanzenverwendung in der Praxis vorstellte. Nicht zuletzt dadurch wurde diesem innovativen Gartenstil international immer mehr Aufmerksamkeit zuteil.
Doch wie sollte man die neue Art des Gärtnerns kurz und griffig beschreiben? Das Kind brauchte unbedingt einen Namen. Da das innovative Konzept der Pflanzenverwendung aus Deutschland stammte, bot sich die Bezeichnung New German Style an. Geprägt wurde der Begriff durch den englischen Gartenjournalisten Stephen Lacey. Diese Bezeichnung etablierte sich um die Jahrtausendwende zunächst in Fachkreisen, um später auch allgemein als neuer Gartenstil für öffentliche und private Gärten bekannt zu werden.
Staudengarten auf der Insel Mainau.
Um die Jahrtausendwende kehrte der New German Style zurück in das Land seiner Entstehung. Vor allem der Leiter des Sichtungsgartens Hermannshof in Weinheim, Cassian Schmidt, hatte großen Anteil daran, dass New German Style für viele Gartenfreunde kein Fremdwort mehr ist. Cassian Schmidt ist heute einer der einflussreichsten Vertreter dieser Art der modernen Staudenverwendung und wird in Fachkreisen manchmal auch humorvoll „Mister New German Style“ genannt. Er übernahm 1998 die Leitung des Schau- und Sichtungsgartens Hermannshof und bepflanzte dort im Jahr 2001 eine größere Fläche vorzugsweise mit Präriestauden, etwa verschiedenen Arten von Scheinsonnenhut (Echinacea), Duftnesseln (Agastache) und ausdauernden Gräsern, wie Rutenhirse (Panicum).
Aus diesen ersten praktischen Erfahrungen mit dem innovativen Pflanzkonzept wurden in den folgenden Jahren beispielhafte Staudenmischungen entwickelt, die in Fachkreisen unter dem Namen „Weinheimer Mischungen“ bekannt sind. Sie tragen so klangvolle Namen wie „Indianersommer“, „Präriesommer“ und „Präriemorgen“. Zu kaufen gibt es diese Mischungen im Hermannshof in Weinheim nicht. Die genaue Zusammensetzung der Mischungen kann man jedoch unter anderem über das Internet erfahren, wo man auch Versandgärtnereien findet, die diese Pflanzen zusammen mit einfach nachzuvollziehenden Anleitungen anbieten. Die „Weinheimer Mischungen“ eignen sich übrigens nicht nur für großflächig angelegte Beete im öffentlichen Raum, sondern auch für den Hausgarten.
Beispielhaft nach dem Konzept des New German Style angelegte Pflanzungen im öffentlichen Raum erwiesen sich in den vergangenen Jahren oft genug als Besuchermagnete. Der Hermannshof etwa wird wegen der Schönheit der Pflanzungen von vielen Interessierten besucht, die zum Teil weite Wege auf sich nehmen. Auf der von Gartenfreunden gern besuchten Bodenseeinsel Mainau wurde im Jahr 2010 auf dem Gelände des ehemaligen Roseninformationsgartens auf rund 4000m2 ein Staudengarten angelegt, dessen Gestaltung sich im Wesentlichen am New German Style orientiert.
Diese Staudenpflanzung soll den Besuchern einen lebendigen Eindruck von den aktuellen Strömungen im Gartenbau vermitteln und vor allem Hobbygärtnern neue Impulse für Gestaltungen im eigenen Hausgarten geben.
Angesichts des Beispiels der Staudenpflanzung auf der Mainau muss aber darauf verwiesen werden, dass der Begriff New German Style von vielen Fachleuten und Gartenjournalisten ganz unterschiedlich interpretiert wird. Zwar wurden im Staudengarten auf der Mainau viele Prinzipien der standortgerechten Staudenpflanzung gemäß der Lebensbereiche im Sinne des New German Style umgesetzt. Aber so eine Schaupflanzung lebt eben auch von Effekten und soll möglichst spektakulär wirken, zumal die Mainau ihren Betrieb durch die Eintrittsgelder finanzieren muss und daher den Besuchern Blüten-Sensationen bieten möchte. Der Anteil an Prachtstauden, die mehr Dünger und Pflege benötigen, ist hier im Staudengarten dementsprechend höher als in einem puristisch bepflanzten New German Style-Garten – was durchaus seinen eigenen Reiz hat. Deshalb können streng genommen allein die Randbereiche des dortigen Staudengartens als typisches Beispiel für den New German Style gelten.
Blasser Scheinsonnenhut (Echinacea pallida) lässt sich gut mit Gräsern kombinieren.