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Istanbul – die Weltstadt, in der Orient auf Okzident und Tradition auf Moderne trifft. Über 14 Millionen Besucher kommen jedes Jahr an den Bosporus und lassen sich von der spannenden Geschichte und dem bunten Geschehen mitreißen. Mit dem Boot von Asien nach Europa schippern, während hinter der Hagia Sophia die Sonne untergeht, türkische Spezialitäten im Hafenviertel schlemmen, den Geburtsort des Döners entdecken und die erste von einer Frau errichtete Moschee bestaunen - Schauspieler Erol Sander, geboren in Istanbul und über zehn Jahre lang Star der beliebten TV-Serie "Mordkommission Istanbul", kennt und liebt die türkische Metropole mit all ihren Facetten und Kontrasten. Charmant, authentisch und mit neugierigem Blick erkundet er das Lebensgefühl dieser einzigartigen Stadt und verrät seine ganz persönlichen Lieblingsorte.
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Seitenzahl: 182
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© eBook: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
© Printausgabe: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Film, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeglicher Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Autor: Erol Sander mit Rebecca Oehlmann, Rosemarie Elsner, Johannes Seiler
Redaktion und Projektmanagement: Caro Kania
Lektorat: Rosemarie Elsner
Bildredaktion: Petra Ender, Dr. Nafsika Mylona
Schlusskorrektur: Christiane Gsänger
Covergestaltung: Favoritbuero Gbr
Kartografie: Gerald Konopik
eBook-Herstellung: Evelynn Ruckdäschel
ISBN 978-3-8464-1017-2
1. Auflage 2024
GuU 4-1017 04_2024_02
Bildnachweis
Coverabbildung: Erol Sander: Farina Deutschmann Photography
Fotos: Erol Sander und Rebecca Oehlmann; Alamy: Pictorial Press Ltd.; Bart Pro; Zoonar; Ivan Vdovin; Vladimor Zuev; David Pearson; ARD Degeto: Eraydin Erdogan; Getty Images; Gräfe und Unzer Verlag: Julia Hörsch; Huber Images: Manfred Bortoli; Stefano Politi Markovina; Sabine Lubenow; Imago: Danita Delimont; Nathan Willock; imago stock&people; i-stock; Jalag: Marion Beckhäuser; Laif/hemis; Peter Rigaud; Eric Martin; lookphotos: Priska Seisenbacher; mauritius images: Ruelleruelle/Alamy; Martin Siepmann/imageBroker; Engin Sezer; Miniature Hotel; Seasons Agency; Shutterstock.com; stock.adobe.com; The Marmara Hotels; Unsplash: Linius Mimietz; Abdurahman Iseini
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»Istanbul ist ein wahres Fest für die Sinne. In der Altstadt herrscht quirliges Treiben, ein einziges Kommen und Gehen. Dass ständig Musik in der Luft liegt, dafür sorgen die vielen Straßenmusiker. An jeder Ecke duftet es nach Köstlichkeiten der türkischen Küche. Das dramatische Schauspiel der glutroten Sonnenuntergänge am Bosporus, vom Duft des Meeres würzig untermalt, raubt mir jedes Mal wieder den Atem.
Dies ist meine Geburtsstadt, deren jahrtausendealte Kultur ich zwar in meiner Kindheit kennengelernt habe, vor allem aber durch die Dreharbeiten zur TV-Reihe »Mordkommission Istanbul« vertiefen durfte.
In diesem Buch möchte ich Sie in die geheimen Ecken dieser mystischen Stadt und zu verborgenen Schätzen führen. Erkunden Sie mit mir den Zauber dieser Metropole, die Lebensfreude und zugleich Melancholie versprüht und die so reich an Geschichte ist wie kaum eine andere Stadt.«
Erol Sander
Stadt der Superlative, magisch und majestätisch, sinnlich und opulent >
Hüben & drüben, steinerne Sultansträume, Dreigestirn der Hängebrücken >
Heiliger Frieden, Tor zur Glückseligkeit und der Wanderstab von Moses >
Ein versunkener Palast, das achte Weltwunder und eine antike Pferderennbahn >
Moderne Kunst am Bosporus, wirbelnde Derwische und die Seekarte des Piri Reis >
Süß wie die Liebe, feurig wie die Hölle, geheimnisvoll wie der Orient >
Ikonen der Hotellerie, im Bett mit Agatha Christie und ein plappernder Papagei >
Mondäne Clubs, märchenhafte Cocktails, Bauchtanz und Discokugeln >
Wie ein Fels aus dem Meer, Charme und Boheme, Straßenkatzen und ein Nobelpreisträger >
Ein serbischer Wald, Ort für verbannte Prinzen und ein gewisser Monsieur Loti >
Bei meinen Spaziergängen und Ausflügen immer dabei: meine Kamera
Byzantion oder Byzantium, Byzanz, Konstantinopel, Stambul, Istanbul. Viele Namen einer Stadt, deren Wurzeln bis in die Zeit um 650 v.Chr. reichen. 2700 Jahre bewegte Geschichte. Fast drei Jahrtausende, in denen gelebt und geliebt, gebaut und gehandelt, erobert und geplündert wurde.
Schon immer war Istanbul dank seiner günstigen Lage ein Zentrum des Handels, ein riesiger Marktplatz, auf dem Menschen aller Kulturen zusammenkamen und es noch immer tun. Offiziell leben hier mehr als 16 Millionen Menschen, dazu kommen jährlich noch einmal genau so viele Touristen aus aller Welt. Sie bestaunen die Kunstschätze aus byzantinischer und osmanischer Zeit, die prachtvollen Paläste und Moscheen, erbaut von genialen Baumeistern wie dem osmanischen Architekten Sinan oder wollen auch nur das Flair dieser atemberaubenden Stadt am Bosporus atmen.
In der historischen Altstadt herrscht ein quirliges Treiben, ein einziges Kommen und Gehen. Dass ständig Musik in der Luft liegt, dafür sorgen die vielen Straßenmusiker, von denen einige unglaublich talentiert sind. An jeder Ecke duftet es nach Köstlichkeiten der türkischen Küche. Das dramatische Schauspiel der glutroten Sonnenuntergänge im Sommer am Bosporus, vom Duft des Meeres würzig untermalt, raubt mir jedes Mal wieder den Atem. Möwen, die im Sonnenlicht zwischen den Schiffen leichtfüßig hin und her tänzeln, sind beinahe so etwas wie ein Markenzeichen. Dies ist meine Geburtsstadt, deren jahrtausendealte Kultur ich zwar in meiner Kindheit kennengelernt habe, vor allem aber durch die Dreharbeiten zur TV-Reihe »Mordkommission Istanbul« vertiefen durfte, wofür ich unendlich dankbar bin. In diesem Buch möchte ich Sie durch die geheimen Ecken dieser mystischen Stadt und zu verborgenen Schätzen führen. »Der Wanderer muss nicht nur den Weg, sondern auch den Horizont dahinter sehen«, hat Kemal Atatürk, der Begründer der Republik Türkei, einmal gesagt. Ein Zitat, das trefflich zur Erkundung meiner Geburtststadt passt, in der sich so viele Gegensätze vereinen: eine Stadt, die Lebensfreude und zugleich Melancholie versprüht, in der hart arbeitende Menschen neben wohlhabenden Geschäftsleuten leben, und die so reich an Geschichte ist wie kaum eine andere Stadt.
Wenn ich vom Duft meines Lebens spreche, dann meine ich damit all die Gerüche meiner Kindheit, die ich auf immer und ewig in meinem Innersten gespeichert habe: der Duft von frisch gebackenem Brot, wenn ich morgens an einer Bäckerei vorbeilaufe, das unwiderstehliche Aroma von gegrilltem Gemüse und einem deftigen türkischen Gericht wie es mittags aus den unzähligen Restaurants aufsteigt. Und nicht zuletzt der in der Luft liegende Duft von Gewürzen oder von aromatischen Kräutern wie frischer Minze, die in der türkischen Küche eine große Rolle spielen. Alle diese Düfte wecken die Erinnerung an meine Kindheit und die schönen Zeiten, die ich viele Jahre später in Istanbul erleben durfte.
Herzlich,
Ihr
Pulsierende Ader in der Altstadt: Istiklal Caddesi
Vom Galataturm lässt sich die ganze Stadt überblicken.
Ein Einkaufserlebnis, das alle Sinne weckt: der Große Basar
Cisterna Basilica: Highlight im Untergrund der Metropole
1001 Nacht lässt grüßen: die Blaue Moschee
Sappho-Büste im Archäologischen Museum, einer gigantischen Fundgrube der Antike
Sonnenuntergang am Bosporus bei Üsküdar
Mit dem Boot oder der Fähre lassen sich viele Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus bequem erkunden.
Das Blau der Kuppeln der Sokollu-Mehmed-Pascha-Moschee im Stadtteil Fatih wetteifert mit dem Blau des Meers am Goldenen Horn.
Ein historisches Kleinod: die rote »nostalgische Trambahn«
Stadt der Superlative, magisch und majestätisch, sinnlich und opulent
An Deck der großen Fähre, die mich von Kadıköy über den Bosporus nach Karaköy bringt, stehe ich, die Augen geschlossen, atme die frische Meeresbrise tief ein, höre das Kreischen der Möwen und die Wellen, die gegen den Schiffsbug peitschen.
Nun öffne ich meine Augen: Vor mir breitet sich die atemberaubende Skyline von Istanbul aus. Bei diesem Anblick kann ich regelrecht spüren, wie die Glückshormone durch meinen Körper purzeln und wie die Vorfreude auf die Zeit in meiner Geburtsstadt wächst. Istanbul ist auch für mich, der ich in dieser Stadt geboren bin, immer noch ein einziges Abenteuer. Ausgrabungen belegen, dass die Stadt lange vor ihrer Zeit als Byzantium (oder Byzanz), einer Kolonie unter römischer Herrschaft, dicht besiedelt war und die Menschen dort früh um ihre strategisch einzigartige Lage am Schwarzen Meer wussten. Damals wie heute: Diese Stadt besitzt eine eigene Magie. Durch Istanbuls Straßen zu bummeln ist für mich immer wie ein Gefühl aus 1001 Nacht und purem Großstadtrausch. Die gemütlichen Szene- und Künstlerviertel vermitteln wieder ein ganz anderes Feeling als die Basare oder die Touristenattraktionen und wieder ein anderes als die wohlhabende Gegend weiter nördlich auf der europäischen Seite. Doch gerade dieses Reinschnuppern, das Eintauchen in alle diese unterschiedlichen Welten und deren Flair, macht den Trip so spannend.
Wir legen an in Sirkeci, einem trubeligen Stadtteil im geschichtsträchtigen Hafenviertel Eminönü westlich des Goldenen Horns. Gegründet wurde er bereits im 7. Jh.v.Chr., als die Stadt den Namen Byzantium trug. Am Ufer des Bosporus gelegen, ist Sirkeci die einzige Anlegestelle der großen Autofähre. Täglich passieren unzählige unterschiedliche Schiffe und Fähren den Bosporus, von denen viele hier Halt machen. Es ist also ordentlich was los, vor allem tagsüber. Seit frühester Jugend kenne ich diese Straßen und habe die Entwicklung des Viertels seit rund 50 Jahren miterlebt. An Sirkeci erinnere ich mich noch gut aus dieser Zeit, da mein Onkel in diesem Marktviertel einen Maschinenvertrieb leitete. Damals ging es hier viel hektischer und unstrukturierter zu. Mir fällt auf, dass heute nicht mehr ein solches Durcheinander herrscht wie früher. Vieles wurde saniert, was sich beim Spaziergang durch das Hafenviertel angenehm bemerkbar macht.
»I‘m singing in the rain«: Und glauben Sie mir, in Istanbul kann es heftig regnen!
Der erste Ort, den Sie sich hier unbedingt ansehen sollten, ist der alte Bahnhof der Endstation des »Orient Express«, heute der Bahnhof Sirkeci. Dieser wunderschöne historische Bahnhof wurde 1888 erbaut. Er befindet sich zum größten Teil noch im Originalzustand und beherbergt ein reizendes Café-Restaurant, das früher einmal ein beliebter Treff für Menschen der Medienwelt war. Außerdem gibt es noch ein kleines Eisenbahnmuseum (Eintritt frei), in dem man Originalexponate – z.B. die alte Bahnhofsuhr – sowie Bilder und Zeitungsartikel aus der Ära, in der der Bahnhof noch in Betrieb war (bis 2013) bestaunen kann. Ein schöner und ruhiger Ort, der mit seinen farbenprächtigen Fenstern im Baustil des europäischen Orientalismus ein echter Blickfang ist.
… dass der Erbauer des Bahnhofs August Jasmund hieß, von der Insel Rügen stammte und ein preußischer Baubeamter war? Eine Forschungsreise hatte den jungen Architekten im Januar 1888 in die Türkei geführt, um die byzantinische und osmanische Architektur zu studieren. Dort stand er von 1890 bis 1907 im Dienst des Osmanischen Reichs. In Deutschland ist der Architekt nahezu unbekannt.
Der Ägyptische Gewürzbasar: ein Meer der Farben und Aromen
Nachdem ich mir im Bahnhofs-Café einen kleinen Snack gegönnt habe, geht es weiter zum Großen Basar (oder Geschlossenen Basar), dem Kapalı Çarşı auf der anderen Straßenseite. Von Gewürzen und Süßigkeiten über Teppiche, Lampen bin hin zu Accessoires und Schmuck gibt es auf diesem Basar alles, was man sich nur erträumen kann. Wer ein Mitbringsel sucht, ist hier am richtigen Ort. Allerdings sollte man gut auf seine Taschen achten und möglichst auch im Verhandeln geübt sein, denn die Verkäufer beginnen gerne mit viel zu hoch gegriffenen Preisen. Meine Partnerin Rebecca, die mich auf der Reise begleitet, ist schon an einem Stand mit verschiedenen Teesorten stehen geblieben. Der Verkäufer möchte für ein kleines Päckchen Tee umgerechnet 34 Euro haben. Als ich ihm einen Preis von 15 Euro nenne, stockt er kurz und geht grummelnd auf 25 Euro runter. Am Ende bekommen wir den Tee für 20 Euro, was meiner Meinung nach auch noch ein stolzer Preis ist, aber meine Freundin ist glücklich, und der Tee ist wirklich gut. Nach einem ausgiebigen Bummel durch diesen riesigen Basar, der auf einer Fläche von 31.000 qm rund 4000 Stände und Geschäfte umfasst, schlagen wir einen großen Bogen und kommen auf der anderen Seite an einem der vielen Ausgänge wieder heraus. Der Kapalı Çarşı befindet sich innerhalb eines historischen alten Gemäuers, das aus bis zu 500 Jahre alten Mauerstücken besteht. Der Markt wurde bereits um das Jahr 1461 von Sultan Mehmet Fatih gebaut, um die Wirtschaft im alten Konstantinopel – wie die Stadt zu dieser Zeit bis 1930 hieß – anzukurbeln. Im Zentrum des Areals, der sogenannten Tuchhalle (»Eski Bedesten«), wurden alle später auf dem Markt feilgebotenen Kostbarkeiten gelagert. Dort befanden sich auch die Herbergen für die Händler, die aus der ganzen Welt angereist waren, um hier entweder Ware zu kaufen oder zu verkaufen. Der Große Basar war eines der größten Handelszentren der Welt, wo man alles bekommen konnte, was das Herz begehrte.
Um mir dieses eindrucksvolle, alte Gemäuer, auf dessen Dächern ich mir zu Zeiten als Kommissar Özakin der »Mordkommission Istanbul« eine wilde Verfolgungsjagd geliefert habe, noch einmal zu Gemüte zu führen, gehe ich durch ein großes altes Tor, folge ein paar Gassen und stoße dabei auf ein entzückendes kleines Rooftop-Café am Ende eines burgähnlichen alten Steingangs: das Café Büyük Valide Han. Dort nehme ich einen köstlichen türkischen Mokka zu mir und genieße das Ambiente. Umgeben von nostalgischem Mobiliar und allerlei Vintage-Utensilien fühlt man sich zurückversetzt in die goldenen 1930er-Jahre. Durch ein großes Balkonfenster lasse ich den Blick über die Dächer von Istanbul schweifen und lehne mich entspannt zurück. Wer ein Faible für alte Bilder, Taschen oder Retro-Kleidung hat, wird sich hier sehr wohl fühlen. Zurück geht es wieder durch den alten Mauergang. Es fühlt sich an, als würde man durch eine alte Burg laufen. In den Räumen links und rechts des Gangs wurde früher (und auch heute) viel hergestellt, was auf dem Basar zum Kauf angeboten wird. Ich kann einen kurzen Blick in einen Arbeitsraum erhaschen, in dem gerade Gefäße aus Messing gefertigt werden.
So schön und nahezu alles original: die Wartehalle des Bahnhofs Sirkeci
Nach diesem interessanten kleinen Abstecher geht es rasch weiter. Denn ich möchte heute noch über die Istiklal bummeln, die große Shoppingstraße. Auf dem Weg dorthin gibt es allerdings noch einiges zu entdecken. Also los. Um in Richtung Istiklal zu kommen, passiere ich die große Galatabrücke, die Galata Köprüsü, wo sich am linken Ufer ein Fischrestaurant ans andere reiht und auf der Brücke sich die obligatorischen Hobbyangler tummeln.
In Karaköy angekommen führt der Weg direkt über den Fischmarkt. Wer gerne Fisch isst und zubereitet, kommt hier garantiert auf seine Kosten. Bei diesem Anblick meldet sich so langsam auch bei mir der Appetit. Doch Hunger muss man in Istanbul nun wirklich nicht leiden. Der Ernährung kommt im ganzen Land ein enormer Stellenwert zu. Gutes Essen gibt es beinahe an jeder Ecke, und davon reichlich und zu erschwinglichen Preisen. Nun geht es in eins meiner Lieblingsrestaurants, das ich während der »Mordkommission Istanbul«-Drehs häufig besucht habe: das Köşkeroğlu. Seine kulinarischen Wurzeln liegen in Gaziantep, einer Stadt, aus der viele traditionelle türkische Gerichte stammen und deren Küche sogar von der UNESCO ausgezeichnet wurde. Die Stadt in Südostanatolien ist vor allem für das Gebäck »baklava« und »lahmacun« – ein dünnes Fladenbrot, belegt mit einer Mischung aus Hackfleisch, Tomaten, Zwiebeln und Gewürzen – berühmt.
Viele reiche Menschen aus den Arabischen Emiraten lassen sich mit ihren Privatjets sogar Baklava aus Gaziantep einfliegen.
Ich jedenfalls freue mich jetzt, ohne großen Aufwand eine gute Mahlzeit zu mir zu nehmen, die auf den Rezepten aus dieser Gegend basiert. Ich bestelle »lahmacun«, »patlican« (Auberginenpaste), dazu »ayran«, ein Getränk aus Joghurt, Wasser und Salz, und eine kräftige Hühnersuppe. »Afiyet olsun!« (Guten Appetit!)
Um meinem Ziel, der Istiklal, näherzukommen, nehme ich von der Station IETT Genel Müdürlüğü die zweitälteste U-Bahn der Welt, um nach Beyoğlu, zum Anfang der Istiklal, zu gelangen. Ein Tipp für Besucher: Besorgen Sie sich gleich zu Beginn Ihrer Reise bei der Touristeninformation den Istanbul Tourist Pass. Damit können Sie sich mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen (auch mit Tram und U-Bahn), erhalten Vergünstigungen für viele Museen und andere Sehenswürdigkeiten und ersparen sich obendrein lange Warteschlangen. An allen Stationen findet man Automaten, an denen man diesen Pass mit Geld wiederaufladen kann. Er ist oftmals das einzige Zahlungsmittel für öffentliche Verkehrsmittel.
An der Station Beyoğlu angekommen, geht es direkt auf die Istiklal. Diese Straße ist einfach unbeschreiblich. Neben einer Vielfalt von Geschäften befanden sich hier früher und auch heute noch verschiedene Botschaften, die neogotische Basilika St. Antonius – eine römisch-katholische Kirche – und sogar ein Gymnasium, das mein Vater einst besucht hat. Ganz in der Nähe der Istiklal ragt auch das Pera Palace Hotel in den Himmel, dessen Geschichte ich in Kapitel 6 (s. >) erzähle. Die Historie dieser Gegend spiegelt sich in vielen prachtvollen Gebäuden wider. Heute zählt die Istiklal Caddesi zu den größten und bekanntesten Shoppingmeilen Istanbuls. Läden, in denen sich die Süßwaren türmen, Cafés und Restaurants reihen sich aneinander. Große Shoppingmalls mit Geschäften für Markenbekleidung wechseln mit individuellen Shops und kleinen Märkten ab, die Katakomben ähneln, in denen auch gefälschte Markenartikel wie Designerkleidung, Handtaschen, Sonnenbrillen oder Uhren angepriesen werden. Derlei Plagiate dürfen übrigens von Urlaubern bis zu einem bestimmten Warenwert (zwischen 300 und 430 Euro) nach Deutschland eingeführt werden. Besucher bekommen hier jedenfalls einen kunterbunten, unermesslichen Mix an allerlei skurrilen Dingen und zugleich eine Reise durch die türkische Küche geboten.
In der Konditorei Inçi Pastanesi wähnt man sich im Paradies der süßen Freuden.
Riesig ist auch das Angebot an kleinen Frühstückslokalen und Restaurants mit Speisen aller Art. Die Çiçek Pasajı (»Blumenpassage«) ganz am Anfang der Istiklal ist eine historische und sehr berühmte Passage, in der mehrere empfehlenswerte Restaurants und Bars zur Einkehr einladen. Wem der Sinn eher nach etwas Süßem steht, sollte die Istiklal etwas weiter runtergehen, dort findet er in einer Seitenstraße die kleine Konditorei Inçi Pastanesi, wo man zum traditionellen »çay« (Tee) köstliche Profiterols naschen kann. Ein klassisch türkisches Gebäck aus Brandteig, mit Sahne gefüllt und mit einer dunklen Schokoladenglasur überzogen, das man unter diesem Namen auch in Italien, in Frankreich hingegen als Éclair und in Deutschland als Windbeutel kennt. Der Eigentümer des Inçi hat ein Geheimrezept, mit dem er das originale Profiterol herstellt. Es zergeht regelrecht auf der Zunge, ist natürlich auch sehr gehaltvoll und kalorienreich, aber jeder Bissen eine Sünde wert.
Die Konditorei Inçi gibt es bereits seit 1944, damals noch auf der Istiklal-Straße gelegen, heute ist sie in einer Seitengasse der Istiklal zu finden. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als kleiner Junge mit meiner Mutter hergekommen bin und an ihrem Rockzipfel hängend sehnsüchtig zu den Profiterols gespäht habe. Heute sehe ich voller Freude die leuchtenden Augen meiner Kinder, wenn wir ins Inçi kommen und sie sich auf ihre Extraportion mit viel Schokoladenüberzug freuen. Immer, wenn wir bei der »Mordkommission« in der Nähe gedreht haben, habe ich mir hier zwischendurch einen Energieschub geholt.
Heute bin ich aber noch vom Mittagessen satt. Deshalb starte ich erst einmal einen Shoppingbummel über die Istiklal und mache mich damit gleichzeitig auf den Weg zum Saray, einem erstklassigen Feinkostgeschäft mitten auf der Istiklal, wo man wunderbar frühstücken oder zu Mittag essen kann, aber auch sehr leckere Desserts bekommt. Immer wenn ich in Istanbul bin, komme ich mindestens einmal hierher. Während der Drehs zur »Mordkommission« habe ich in Beyoğlu gewohnt und war während dieser Zeit häufig im Saray zu Gast.
Fleischessern kann ich wärmstens den Döner Beyti empfehlen. Auch die »köfte« (Hackfleischbällchen) und das Rührei mit »sucuk« (eine gut gewürzte Rohwurst aus Rind- oder Lammfleisch) schmecken unglaublich gut. Da ich heute aber bereits etwas Herzhaftes hatte, freue ich mich nun wie ein kleines Kind auf meine absoluten Lieblingssüßspeisen: »keşkül«, »kazandibi« und »dondurma«. »Keşkül« ist ein Pudding auf Mandelbasis (ein Rezept von diesem Dessert, das man auch gut zusammen mit Kindern nachkochen kann, finden Sie im Kap. 6, >). »Kazandibi« ist ebenfalls ein Milchpudding, der karamellisiert wird, und bei »Dondurma« handelt es sich um das typisch türkische Speiseeis, das auch auf der Straße von Eisverkäufern auf lustige Art und Weise mit einem langen Stab verkauft wird. Meistens ziehen sie während des »Kugeln in die Waffel drücken« eine witzige Show ab.
Kunstvoll aufgetürmt und so verführerisch, dass Widerstand oft zwecklos ist
Nach diesem kleinen Festmahl der Süßspeisen jetzt noch einen »çay«, und ich bin der glücklichste Mensch der Welt.
Ein weiteres kulinarisches Glanzlicht ist das Terrassenrestaurant Safran im 18. Stock des InterContinental Hotels mitten auf dem Taksim-Platz. Der 270-Grad-Blick über ganz Istanbul ist tagsüber und vor allem abends atemberaubend. Es lohnt sich, dort ein Abendessen zu sich zu nehmen oder einen Drink in der City Lights Bar nebenan.