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Wir haben gut gelebt, wir haben gut gekämpft, und wir hatten es fast geschafft, Vernunft, Respekt und Gerechtigkeit, Wissen, Empathie und vor allem Menschlichkeit und Liebe als oberste Maximen zu etablieren. Doch was geschah dann? Viele verschraken und scheuten vor der geballten Gewalt der Reaktion, die große Mehrheit aber ruhte sich auf dem neu eroberten Terrain aus, genoß die Früchte und versäumte es, die zarte Pflanze zu pflegen. Sie ließen sich nach Belieben verpimpern, verdummen oder für dumm verkaufen und schauten schließlich tatenlos zu, wie sich die Menschlichkeitsfresser wieder aus ihren Löchern schlängelten und diese Hoffnungen schleichend und stetig vergifteten. Dieses Buch ist eine Sammlung von "Entdeckungen" im Denken und Handeln einiger spezieller Zeitgenossen, die niederzuschreiben mir eine diebische Freude gemacht hat. Manchmal ging es mit einfachen Vergleichen, manchmal kostete es auch einiges an Kopfschweiß. Die Spanne der Aspiranten reicht vom versehentlichen Outing vermeintlicher Freunde über die täglichen Idiotien, mit denen man zu kämpfen hat, bis hin zu den alle bewegenden Bereichen wie den der digitalen Welt, der Schönheitsideal-Welt, der Kultur- und Unterhaltungs-Welt, der esotralischen und der "Nicht von dieser Welt"-Welt, der Zuckerbrot- und Peitsche-Welt bis hin zur Müslizubereitungs-Welt. Eben alles, wo wenn man richtig sucht, man auch die Lunte findet. In dieser Posse "Denk ich an Scheißegalien" treten auf in X-beliebiger Reihenfolge: die Bornierten, die für dumm Verkauften, die Scheinheiligen, die legitimen Betrüger, die arglistigen und auch die unbedarften Prophetolitiker, die Hirnaufweichler, die Vorturner und die Nachhampler, die Machtmißbräuchler und, als spezielle Gäste, die Werbewölfe im Kumpelpelz.
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Seitenzahl: 467
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Gewidmet meinem lieben, späten Freund
Hanns Dieter Hüsch,
der mich schon als Jugendlichen
in die richtige Spur brachte,
und Charlie Chaplin.
Den kannte ich schon länger,
erkannte ihn aber erst viel später.
Nicht mehr oft,
aber dafür immer seltener
Interessiert? A4 / A2 / 50x70 cm – [email protected]
Legende siehe letzte Seiten
Harald Skorepa, geb. 1952 in Lennestadt/Altenhundem, Nordrh.-Westf./Sauerland. Sohn, Musiker, Komponist und Texter, Sportler (Judo, Handball, Tauchen und anderes), „68er“ vom Lande, 40 Jahre lang Psychologe und Therapeut, Vater von zwei Kindern und vierfacher Großvater (bisher). Seit 1971 in Berlin. Produzierte und veröffentlichte ca. 20 Schallplatten/CDs, 16 Auflagen eines Musiklexikons sowie ein Lexikon der Musikinstrumente und publizierte drei Bücher mit Musikerwitzen und Karikaturen im Verlag „Schott Int. Mainz“. Der Verlag „Buchkontor Teltow“ brachte 2018 seine Biographie „Eintopf ohne Deckel“, 2020 den Gedichteband „Reimeleien“ und 2022 die Sammlung „Anekdoten, Bemerkenswertes und Curioses aus der Welt der Musik“ heraus.
Peter Butschkow, 1944 in Cottbus geboren, aufgewachsen in Berlin, Studium an der Staatlichen Akademie für Graphik in Berlin; von 1968 an Graphiker bei einer Berliner Werbeagentur und seit 1971 freiberuflich tätig. Er veröffentlichte über 200 Bücher mit seinen Zeichnungen.
I. VORNEWEGWORT
II. APHORISMEN – ESSAYS – ERZÄHLUNGEN – TRAKTATE
III. EINE REISE NACH ABSURDISTAN
IV. DIE ZUGABENSPUR – NUR GESCHÜTTELT, NICHT GEREIMT
V. EINGESOGENES
VI. NACHSCHLAG
VII. HINTENDRANWORT
VIII. ANHANG
Zu diesem Buch wurde ich durch zwei Artikel animiert, nämlich „Ihr geschichtslosen Nassauer“ sowie „Und niemand hatte schuld“, die Anfang der 2000er Jahre im Netz kursierten und den Zeitraum 1950er bis 1970er Jahre mit den 1980er und 1990er Jahren verglichen: Dinge, über die nur wenige reden, die aber vielen sauer aufstoßen. Einiges, das einem das Leben schwer macht, betitelt man spontan mit den Gedanken „nur geträumt“, „schlechter Witz“ oder „das geht doch gar nicht“, also summa summarum: „das kann ja wohl nicht wahr sein“. Das Spektrum ist breit, und nahezu überall, wo ich reinpiekste, brannte die Luft. Es war wie beim Komponieren: oft wird das „Wollen“ vom „Müssen“ abgelöst, und nachdem ich angefangen hatte, sprudelte es munter und unaufhörlich weiter.
Es gab in der Vergangenheit zwei Frauenfiguren, die gegensätzlicher nicht sein konnten, die aber in ähnlicher Weise agierten, um das Volk vor den Konsequenzen falscher Entscheidungen zu warnen.
Kassandra Priamosopoulous, trojanische Diva und Priesterin von allerhöchstem Stand, das große laute Sinnbild der Voraussicht, hatte als göttliches Geschenk die Gabe des Einblicks in die Vorsehung erhalten. Zumindest bei einem ihrer Chefs war sie sehr beliebt. Jedoch verweigerte sie sich dessen Wünschen, von ihm mehr zu empfangen, worauf der Enttäuschte sie mit einem Fluch belegte: wie ein Rufer in der menschenleeren Wüste sollte sie stets ungehört bleiben. Sie galt als „spinnert“.
Rozalia Luxemburgsczkija, Aktivistin und Politikerin mit allerschärfstem Verstand, war eine feine, ebenfalls laute Dame mit vorausschauender Einsicht in Zukunftsperspektiven. Jedoch war das kein Geschenk aus der oberen Etage. Sie hatte, wie viele andere ihrer Zeitgenossen und Nachfolger auch, das bessere Instrumentarium zur Analyse und Einschätzung zukünftiger Entwicklungen. Doch auch sie war mit einem Fluch belegt, in ihrem Fall, eine „Linke“ zu sein. Das machte sie per se unglaubwürdig. Auch sie blieb vorwiegend ungehört, wurde aber schließlich doch von einigen ernstgenommen. Sogar todernst. Nun ja, wenn man gemäß der alten Indianerweisheit auf den Busch klopft, kriechen die Schlangen hervor. Das mußten auch John F. Kennedy, Martin Luther King und viele andere erfahren.
Ich komme immer wieder auf den „Club Of Rome“ zurück, da dieser der Ursprung meiner Gewißheit wurde, mit meinen dem allgemeinen Scheinheiligkeitssingsang widersprechenden Wahrnehmungen in der Welt nicht allein zu stehen. In diesem Wissenschaftsrat saßen lauter Rosas, und umgehend so wie all diese wurde auch ich bald zum „linken Spinner“.
Nur ... Kassandra log nicht, Rosa log nicht, und allen Diffamierungen zum Trotz hatten und haben diese „linken Spinner“ recht behalten. Keine „Science Fiction Fabulous Illusions“ – obwohl ein paar Romanschreiber darunter waren wie Samjatin schon 1920, gefolgt von Orwell und Huxley – sondern wissenschaftlich belegte Entwicklungsperspektiven. Das Ergebnis entsprach nicht dem von Kassandra, die unabwendbar Tod und Verderben prophezeite, sondern einer eindringlichen und eindeutigen Warnung vor zeitnahen, verhinderbaren Katastrophen. Durch die viel geschmähte „rosa Brille“ sieht man tatsächlich klarer als durch die mit den schwarzen, den braun eingefärbten oder den mit Dollarnoten verhangenen Gläsern.
Es geht bergauf, dann wird’s verschwommen,
auf Wellenkamm folgt Wellental.
Freunde, wir haben Arbeit bekommen
und nicht die Bohne einer Wahl!
(Einige der Abhandlungen und Essays sind bereits in meiner Biographie veröffentlicht. Um in diesem Buch eine möglichst kontinuierliche Entwicklung vom ersten Aufmerksamwerden über das Gewinnen einer kritischen Distanz hinaus bis hin zu einer der menschlichen Gesellschaft verpflichteten Aktivität zu schildern, wurden sie überarbeitet, aktualisiert und zum Großteil ergänzt.) (Harald Skorepa, Februar 2023)
Unsere Badestelle in der Lenne lag an der Bleichwiese von Bauer Heinemann. Es wurde nicht gerne gesehen, aber freundlich geduldet. Wir stauten den Fluß mittels provisorischem Wehr auf eine akzeptable Tiefe. So lernte ich schwimmen: erst 3 Züge, dann 6, 8, 10, und dann blieb ich oben. Irgendwann kam die Polizei und ordnete den Abbau des Dammes an. Der Grund: Dr. Gladen, 100 Meter flußaufwärts, entsorgte seine Praxisabfälle in den Fluß, die natürlich bei uns hängenblieben. Die Bullerei argumentierte, es sei eine Umweltsauerei und gesundheitliche Gefährdung, so etwas aufzuhalten! Heute glaube ich das fast nicht mehr.(Sommer 1958)
Vieles von meinem Wissen und meiner Einstellung habe ich auf der Straße gelernt. Ich saß am Straßenrand auf der Bordsteinkante und hörte ein Geschäftsgespräch zwischen „Farben-Schulte“ und einem Großhändler mit.
„Ich brauche Farbe für Garagentore.“ …
„Ja.“
„Wie lange hält die?“
„Vier Jahre.“
„Das ist zu lange.“
(Frühjahr 1963)
Die Papierfabrik lag am Fluß Hundem, ungefähr 10 Kilometer oberhalb von Altenhundem. Ich habe auf meinem morgendlichen Schulhin- und -rückweg diverse Male erlebt, daß Dutzende Fische bauchoben unter der Brücke durchtrieben. Sie ließen ihre Abwässer, Säuren und anderes, einfach in den Fluß laufen.
Bereits 1972 warnte der sog. „Club Of Rome“, ein Konsortium von hochrangigen Wissenschaftlern, vor solchen und anderen, noch böseren Sachen. Keiner hat hingehört! „Linke Spinner!“ Heute haben wir den Salat! (Spätsommer 1966)
Ein Philosoph hat einmal zum Thema Atomwaffen gesagt: „Der Gebrauch von Atombomben braucht nicht unbedingt unsittlich zu sein.“ Der Mensch hat sich viele Lehren und Philosophien geschaffen, wie etwa die von Moral, Sittlichkeit oder Ethik – nicht zuletzt, um dadurch die Kultur zu stabilisieren und sein Leben zu erhalten. Aus diesem Kampf um die Erhaltung des Lebens entwickelte sich dann eine pluralistische Leistungsgesellschaft, in der der Egoismus blüht und die sich mit jedem Verständnis von Ethik etc. immer mehr in antagonistische Widersprüche verwickelte. Aus dem Lebenskampf entstand Karrieresucht und ein Eigentumsstreben, das dem Menschen als soziales Wesen grundsätzlich widerspricht.
In einer idealen Gesellschaftsform, in der das Prinzip der Gerechtigkeit und Gleichheit aller Menschen verwirklicht wäre, besäßen natürlich auch alle Menschen das gleiche Lebensrecht. Dies wiederum widerspricht aber der Äußerung, daß es nicht unsittlich wäre, eine Atomwaffe einzusetzen. Die kapitalistische Gesellschaft nimmt sich die Arroganz zu entscheiden, ob ein Mensch leben soll oder nicht, im alltäglichen Leben zu vergleichen mit dem Entscheidenwollen über lange oder kurze Haare oder ein definiertes Schönheitsideal. Hier fängt bereits der Kampf gegen ein autoritäres System und die Entmenschlichung der Gesellschaft an Es gibt ein Höheres und ein Niedrigeres. Ein Mensch stellt sich über den anderen, das „Bessere“, was auch immer konformitätsregulierendes diese Vorgabe besagt, soll siegen. Hier zeigt sich auch die Ideologie des Nationalismus und des Antisemitismus, die mit der kapitalistischen Gesellschaftsordnung mehr oder weniger einvernehmlich weiterlebt; nicht nur als das Unmoralische, sondern auch in all ihrer Naivität und Primitivität, die durch einen Prozeß von Volksverdummung in die Gesellschaft hineingetragen wurden und weiterhin werden. Die primitive Waffe der Gewalt wird vor das Geistige gesetzt.
Nicht die Diskussion, die geistige Auseinandersetzung, sondern der Eid, den der Soldat leistet, um andere Menschen zu töten, nominativ für das Vaterland, effektiv für das Wohlergehen der „Besseren“, sprich die im Hintergrund, die Besitzer der Produktionsmittel, wird positiv eingestuft. Es muß klar sein, daß Krieg dazu dient, Widersprüche auf gewalttätige Weise zu lösen. Der dialektische Materialismus sagt aus, daß die Bewegung, also die Weiterentwicklung einer Kultur, durch den inneren Kampf der Widersprüche bzw. Gegensätze produziert wird. Der gesamte Entwicklungsprozeß läuft durch die Negation der Negation. Das bedeutet, daß z.B. das Gesellschaftssystem auf evolutionärer Basis eine quantitative Veränderung erfährt; bei einem gewissen Punkt schlägt dieser Prozeß in die Revolution, die qualitative Veränderung, um. Nach dieser Theorie der marxistischen Geschichtsauffassung entsteht so die ideale Gesellschaft. Wir wollen nicht davon sprechen, daß die qualitative Veränderung, also die Revolution, gewalttätig ist, sondern nur die Möglichkeit aufzeigen, Widersprüche für die Weiterentwicklung zu nutzen.
Der Kapitalismus dagegen will nicht wahrhaben, daß aus Widersprüchen Vorteile geschöpft werden können. Die ihm eigene Schizophrenie liegt in Wirklichkeit viel tiefer. Er kann die Widersprüche innerhalb der Gesellschaft nicht anerkennen, denn dadurch wäre er an sich bedroht, weil durch das Erkennen die Gesellschaftsordnung ganz zwangsläufig auch eine Veränderung erfahren würde. Der Kapitalismus steht ständig vor der Aufgabe, Widersprüche zu verdunkeln, und wenn diese Gegensätze doch zum Krieg führen, also deren Lösung gewalttätig ermittelt werden muß, kommt es darauf an, die ausschlaggebenden Diskrepanzen in eine materiell reizvolle und trotzdem idealistische und hehre Antriebskraft für die Volksmasse umzufunktionieren. Diese Manipulation fällt besonders im gegenwärtigen Spätkapitalismus leicht angesichts der seit Jahrhunderten währenden permanenten Volksverdummung und Manipulation durch „eindimensionale“ Bildung an Schulen, Hochschulen und durch Massenmedien.
Es ist also nicht mehr von der Hand zu weisen, daß die Existenz des Kapitalismus wesentlich davon abhängt, daß die Bevölkerung nicht den realen Zweck des Krieges erkennt, daß die Propaganda weiter fruchttragend Effektives hervorbringt. Der Kapitalismus wird weiterhin die Widersprüche durch Kriege zu lösen suchen, solange sich im Volk der Militarismus, Antisemitismus und Antisozialismus festgesetzt hat; anders gesagt, solange die Gewalt primär und das Geistige sekundär ist. Die Besitzer der Produktivkräfte nutzen aber nicht nur den Krieg selbst für ihre Privilegien, sondern profitieren auch noch von der Produktion der Mittel zum Krieg, eben der Aufrüstung.
In der gegenwärtigen Situation kann man die Funktion des Militärs richtig einschätzen, wenn man weiß, daß innerhalb der NATO geheime Verträge existieren, die besagen, daß bei einem parlamentarischen Sieg des Sozialismus zur Wiederherstellung der alten Ordnung die Armee eingesetzt werden soll. Leicht auszurechen, welche große Bedeutung die Bundeswehr bzw. die NATO für die Großkapitalisten besitzt, nicht nur durch die ungeheuren Profite der Schwerindustrie und des Investitionskapitals durch Aufrüstung und Atomforschung. Es ist also klar, daß bei einem produktiven, effektiven Kampf gegen den Kapitalismus unter anderem auch die Bundeswehr und die NATO mehr als in Frage stehen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Gesellschaft bereits so weit im Spätkapitalismus fortgeschritten, daß die Rüstung allein nicht mehr genügt. Der Moment ist gekommen, in dem er aggressiv und primitiv gewalttätig wird (siehe Vietnam, Biafra, Israel, Südamerika), um seine Bedürfnisse befriedigen zu können. Der US-Imperialismus zeigt in Vietnam ganz deutlich, auf welche Art und Weise neue Weltmärkte erschlossen bzw. verteidigt werden. Nach den Worten des Ex-Verteidigungsministers McNamara soll Vietnam nur eine Probe aufs Exempel sein, wie man militärisch schwache, aber politisch starke Gegner in Zukunft, wenn sie eine wirkliche Gefahr für den gesamten Kapitalismus darstellen wie etwa in Südamerika (Brasilien, Argentinien, Bolivien, Chile) bezwingen kann.
Jeder, der sich Gedanken über die Thematik des Krieges gemacht hat, wird zu der Überzeugung kommen, daß sich ein gesellschaftsbewußter Mensch gegen den Krieg wenden muß. Als logische Folgerung daraus kann der Krieg als Mittel zur Überwindung von Widersprüchen nur aus der Welt geschafft werden, wenn sich möglichst viele Menschen gesellschaftspolitisch engagieren. Das heißt, daß eine Majorität zu einer gesellschaftlichen Bewußtheit gelangen und den Kampf um ihre geistige und ökonomische Freiheit in den Vordergrund stellen müssen. Aus diesem Grunde sind die nationalen Freiheitsbewegungen zu unterstützen, die effektiv die permanente Weltrevolution zu realisieren versuchen. Daß sich der Kampf der FNL in Vietnam bereits in einen ökonomischen, offenen, revolutionären Kampf umgewandelt hat, wird ganz deutlich dadurch bewiesen, daß die US-Imperialisten an einem politisch stärkeren Gegner gescheitert sind. Nach Beendigung dieser Auseinandersetzung muß aber damit gerechnet werden, daß dem ökonomischen Kampf andere Formen von Gewalt entgegengesetzt werden. Man wird also versuchen, der proletarischen Revolution, der letzten in der Entwicklungsgeschichte, die Spontaneität zu nehmen. In dieser Phase stehen sich Ungerechtigkeit und Gerechtigkeit diametral gegenüber. Von der Spontaneität des Proletariats und seiner Verbündeten ausgehend, muß der Sozialismus mit der letzten Konsequenz kämpfen. In dieser Phase gibt es keine inneren Angelegenheiten mehr, es gibt nur noch die Gerechtigkeit, den vereinten humanen Sozialismus.
Die geringstmögliche Gewalt darf es nur geben, wenn ihre Anwendung das letzte Mittel darstellt, um eine qualitative Veränderung herbeizuführen und Ungerechtigkeit durch Gerechtigkeit zu ersetzen.
Flugblatt der Antiautoritären Bewegung Lennestadt, 1968
(In Person von Walter S., Harald S. und Norbert S.; hätten wir damals mit Namen gezeichnet, wäre ein kompletter Schulverweis die mindeste Reaktion gewesen; der Verf.)
P.S. Ende der 1970er Jahre deckte das Magazin „Stern“ auf, daß es solche geheimen Verträge zwischen der BRD und der NATO – sprich USA – tatsächlich gab. Sie sahen bei einer Weiterentwicklung der Ideen der „Rote Armee Fraktion“ hin zu einem Volksbegehren oder gar -aufstand die „Verteidigung“ der Demokratie durch den Einmarsch von NATO-Truppen in Deutschland vor; die machtpolitische Konsequenz aus dem durch die Studentenrevolte um 1968 und deren politische Folgen ausgelösten gesellschaftlichen Erdbeben, für einige ein beruhigendes Polster nach der Hysterie im „Deutschen Herbst“ 1977. (Herbst 1968 / 2022)
(Ich habe zusammen mit Clyde ein rosarotes Flugblatt verfaßt, gegen den Alt-Nazi Kiesinger, mit einem Hitler-Logo garniert, das wir vor der Wahl nachts im ganzen Ort in Briefkästen und unter Autoscheibenwischer verteilten. Das Flugblatt hatten wir auf der Handnuddelmaschine der katholischen Klosterschule „Maria Königin“ kopiert.)
Das ist es ...
NIE wieder Nationalsozialismus!
NIE wieder einen Adolf!
Laßt es nicht zu, daß eine Partei in den Bundestag einzieht, für die der 2. Weltkrieg noch nicht zu Ende ist.
die auf dem Alleinvertretungsanspruch beharrt,
die den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnen will,
die arbeitnehmerfeindlich ist,
die antidemokratisch ist,
die neonazistisches Gedankengut verbreitet.
VERHINDERT, daß die NPD in den nächsten Bundestag einzieht, daß die CDU/
CSU die nächste Regierung bildet.
INFORMIERT euch darüber, wieviele gemeinsame Ziele die beiden Parteien verfolgen.
Worte des Schriftstellers Seb. Haffner:
DIE CDU IST DIE BESTE NPD, DIE WIR JE HATTEN.
NPD und CDU sind:
gegen die Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrages,
gegen die Mitbestimmung, für die Notstandsgesetze usw.
EIN ADOLF WAR SCHON ZUVIEL!
(es folgte eine Karikatur des Hitlerkopfes)
Verantwortlich für Druck, Vertrieb und Inhalt: Sozialistisches Kollektiv Lennestadt
(Clyde, Nobbi, ein Stahlarbeiter aus Bonzel/Bonzeler Hammer, und ich standen mit Namen natürlich nicht drauf; wir mußten ja nicht wie die Mädchen extra schwanger werden, um von der Schule zu fliegen) (1968)
Russe, unser Schlagzeuger, vollkommen blau, fuhr nach dem Konzert den Bandbully, Bassist Fliege saß auf dem Beifahrersitz. Polizeikontrolle. „Haben Sie was getrunken?“ Daraufhin stieg Russe aus und ging zur Beifahrerseite. Fliege, vollkommen nüchtern, aber ohne Führerschein, rutschte rüber, lehnte sich aus dem Fenster und fragte: „Wat wollten Sie?“ Das Problem des Bullen: er war allein. Seit diesem historischen Ereignis gibt es auch im Sauerland nur noch Doppelstreifen.(April 1969 / 2012)
Bei einem Konzert der prominenten Rockgruppe „Deep Purple“ gegen Ende der 1960er Jahre in der deutschen Provinz ließ sich der Sänger Ian Gillan wegen einer Halsentzündung entschuldigen, während sich der offensichtlich reichlich alkoholisierte Organist Jon Lord mit dem ebenfalls nicht nüchtern erscheinenden Gitarristen Ritchie Blackmore mehr schlecht als recht Klangduelle auf der Bühne lieferte. Das Publikum geriet in Anbetracht der teuren Eintrittskarten in solche Wut, daß das Konzert in einem Fiasko endete. Die Musikanlage der Gruppe wurde vollständig zertrümmert, und nicht wenige Besucher trugen stolz Anlagen- oder Instrumententeile als Beutestücke nach Hause. So auch mein Freund „Nervi“ mit zwei schönen Lensing-Lautsprechern.
(September 1969)
(Flugblatt zum Thema, nachts verteilt in Altenhundem)
DIE SELBSTENTLARVUNG DER KIRCHEN SCHREITET FORT!
Am 27. Februar 1970 hat der Sozialismus wieder eine Schlacht gewonnen. An diesem Tag sollte um 20 Uhr in einer Gaststätte in Rahrbach eine Diskussion zum Thema „Zukunftsvorstellungen der Christen und Marxisten“ stattfinden. Als Referent war der Altenhundemer Vikar Spruck vorgesehen. Eingeladen waren laut Plakat am Eingang der Gaststätte „alle Jugendlichen“.
Ausgehend von der These, daß „die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik“ mündet, wollten 10-12 Jugendliche, Mitglieder der Sozialistischen Basisgruppe Lennestadt, an dieser Diskussion teilnehmen. Sie waren im übrigen von Jugendlichen aus Rahrbach eingeladen worden.
Als die der Kirche kritisch gegenüberstehenden Jugendlichen eintrafen, hatten sich bereits einige Interessenten und zwei „kirchliche Amtsträger“ eingefunden, der Pfarrer von Rahrbach und Vikar Spruck.
Man hatte sich zum Teil schon gesetzt, als dem Pfarrer offenbar ein Licht aufging: Von der Furcht getrieben, den Argumenten der Jugendlichen nicht gewachsen zu sein, forderte er sie mit autoritärer Geste zum sofortigen Gehen auf.
Er begründete sein Verhalten – im Gegensatz zu dem ausgehängten Plakat – damit, daß mit „alle“ Jugendlichen nur die Jugendlichen aus Rahrbach gemeint seien. Auf den Einwand, daß es doch vorteilhaft sein könne, wenn möglichst viele Personen an der Diskussion teilnehmen, ging er nicht ein. Stattdessen machte er unmißverständlich klar, daß die Jugendlichen den Raum augenblicklich zu verlassen hätten. Da für die linken Jugendlichen die Kleinkariertheit der „kirchlichen Amtsträger“ überdeutlich war und sie sahen, daß diesen die Angst im Nacken saß, gingen sie. Sie verzichteten darauf, die Anmaßung der Kirchenvertreter, für die anwesenden Jugendlichen aus Rahrbach zu sprechen und Entscheidungen zu treffen, durch eine demokratische Entscheidung der Jugendlichen für oder gegen die Anwesenheit der Lennestädter bloßzustellen.
Wie zu sehen war: steht die Kirche vor der Alternative, sich entweder Argumenten kritischer Menschen auszusetzen oder sie erst gar nicht zuzulassen, entscheidet sie sich für die Unterdrückung von Argumenten.
Ihre Macht und Stärke ist auf Verdummung aufgebaut! Wir müssen beginnen, die Problematik der Kirche zu diskutieren und dazu Arbeitskreise einrichten!
Verantwortlich: Sozialistische Basisgruppe Lennestadt
(Februar 1970)
Treffpunkt von Hippies aus aller Welt.
Musik, gute Gefühle,
n’ Bier, n’ Wein,
n’ Hörnchen fein
und viel Rumgekrame und -gewühle.
Pünktlich um 18 Uhr kam die Stadtreinigung und spritzte alles sauber. Sie waren zwar nicht sehr rücksichtsvoll, aber auch nicht unfreundlich und machten nur ihren Job. Niemand war sauer, und wir verzogen uns für eine halbe Stunde, bis alles getrocknet war.
Niemanden störte das. Mit diesem lockeren Umgang ist Amsterdam bis heute gut gefahren. (August 1970)
(Stationiert als Sanitätsgefreiter im Verteidigungsministerium (Hardthöhe Bonn), habe ich Flugblätter gegen den sog. „Haarerlaß“ von Helmut Schmidt verteilt (angeblich lachte die gesamte NATO über die bundesdeutschen Soldaten mit ihren Haarnetzen), auf der Hardthöhe auf den Toiletten, im Kasino, in den Aufenthaltsräumen, in der Kantine etc. Kopiert habe ich diese geschätzt 200 Exemplare in einem Bonner Geschäft, bevor mir aufging, welches Risiko ich damit eingegangen war, falls der Kopist mal in die Seite geschaut hätte. Als vereidigter Soldat wäre mir eine Klage und Verurteilung wegen Anstiftung zur Meuterei und eventuell auch Volksverhetzung sicher gewesen.)
Der Text
AUGEN – OHREN – KRAGEN – AUGEN – OHREN – KRAGEN – AUGEN – OHREN – KRAGEN
ES LEBE DER SAUBERE, ANSTÄNDIGE, WOHLGENORMTE STAATSBÜRGER!
Ihr habt wieder einmal gesehen, wie weit diese Regierung geht, wenn Staatsinteressen auf Kosten des Einzelnen und dessen persönlicher Freiheit durchgesetzt werden sollen. Der neue „Haarerlaß“, der am 15. Jan. 1972 von „Helmut dem Verteidiger“ bekanntgegeben wurde, ist ein weiterer neuer Schritt der reaktionären Kräfte des Staates hin zur Entmenschlichung der Gesellschaft, zur Nivellierung des Individuums an die Normen von 1933. Das Motto: Erst Deutscher, dann Mensch! Nicht genug, daß man euch durch das Soldatengesetz einen wesentlichen Teil eurer Grundrechte vorenthält; hier entzieht man euch systematisch das Recht auf eine freie Persönlichkeitsentfaltung. Wohin soll das führen, wenn im Staatsinteresse Menschenrechte mißbraucht werden?
Es sind heute nicht nur die Haare, die fallen sollen. Morgen sind es eure Gedanken, übermorgen eure Köpfe.
Soldaten, es werden nicht nur Haare sein, die da fallen!
Ihr werdet hier persönlich, in eurem Denken und Handeln, angegriffen. Ihr sollt bei vollem Bewußtsein kastriert werden. Laßt es nicht zu. Noch ist Zeit, denn das ist erst der Anfang.
EINIGKEIT MACHT STARK!
(1972)
(Die Dienstanweisung lautete tatsächlich „Augen, Ohren und Kragen frei“, und Nein-Sagen war schlicht Befehlsverweigerung. Man verordnete uns damals Haarnetze, die wie ein Stützstrumpf saßen und besonders bei Übungen mit Helm bereits nach 15 Minuten ziemlich grobe Kopfschmerzen verursachten. Grundausbildung sind drei Monate Helm! Viele gaben daraufhin auf. Und da man uns alle Naselang erzählte, die NATO und insbesondere die Bundeswehr sei eine friedensbewahrende Einrichtung, halt wie der Kampf der Amerikaner in Vietnam für den Weltfrieden, so muß hier noch ein Spruch her, den die Hippiebewegung der 1960er Jahre in den USA geprägt hat: „Fighting For Peace Is Like Fucking For Virginity“. (2022, Der Verf.)
(Notizen zu einem Konzert der Berliner Musikgruppe „Lava“, deren „Chef“ eine ähnlich unselige mentale Macht ausübte wie Charles Manson; außerhalb der vermeintlich schützenden Gemeinschaft wirkten die Mitglieder verstört, verschlossen, emotionslos depressiv und kommunikationsunfähig)
Dieser Name ist Symbol. Lava überrollt, begräbt und verbrennt jegliches Individuelles in der Bahn ihres Glutflusses, gibt sich jedoch gleichzeitig einen verbindlichen, alles vereinenden Anschein für die allmählich verglimmenden Reste von Individualität.
Lava in ihrer Erscheinungsform als geschmeidige, überall eindringende, zerstörende Masse entspricht der praktizierten Ideologie der Destruktivität, ist gleichzeitig aber deren einzige und elementare Äußerungsform.
Unter diesem Aspekt betrachtet wirkt auch die Musik der Gruppe auf das akustische Empfinden eines Zuhörers, dem die Hintergründe und der pseudotherapeutische Anspruch bekannt und präsent sind, wie eine zwar elementare, aber alles zerstörende Macht.
Was zu Anfang die substantielle Leere ein wenig vertuscht, ist zum einen ihr hoch gesteckter Anspruch an individuelle künstlerische Selbstverwirklichung, der jedoch bereits im Ansatz kümmerlich verkümmert, und zum anderen an eine monumentale, archaische Rhythmik, die sich aber so uninspiriert und verschroben präsentiert, daß zum Beispiel Rhythmuswechsel, falls als solche gemeint, wie kriminelle Delikte erscheinen.
Die Musik ist eintönig monoton und wirkt aller Mühe zum Trotz leer. Abläufe und Steigerungen bleiben reine Intuitionsfragmente, tatsächlich ein Spiel mit herbeigezwungenen Emotionen, die zerdehnt werden und von wenig improvisatorischem Geist gesegnet sind. Eine musikalische Entwicklung von zwei Jahrtausenden findet sich nur in der vielfältigen Instrumentation aus allen Epochen wieder. Was übrigbleibt, ist das instinktmäßige Suchen und Zusammensetzen nach Lauten ganz gleich welcher Art.
Der Forderung an die Befreiung versprechende Funktion dieser Musik als universelles Kommunikationsmedium geht der okkupierende Wille eines paranoiden Bewußtseins voraus. Insofern ist sie tatsächlich absolut, jedoch absolut destruktiv und postuliert eine alles andere ausschließende Subordinationskultur.
Durch immerwährendes Reproduzieren von bereits gelebten Denkmustern befeuern sich diese Menschen wieder und wieder zu einem neuerlichen Einstieg in ihre akustisch wahrnehmbar gemachte Dunkelheit, was sich mit ihrem gemeinschaftlichen Psychotrip zur kompletten Aufgabe ihrer Individualität traurig ergänzt. Und wenn sich die Glut abkühlt, erstarrt alles zu einer gleichförmigen und unsubjektivierbaren Masse.
Lavoodoo und Trauma.
(Juli 1972)
4. Juli, amerikanischer Unabhängigkeitstag, schon morgens um 10 Uhr richtig heiß. Die Amis machten Party. Studenten liefen durch die Seminare am PI, am OSI und sonstwo: Demo am Harnackhaus, amerikanische Empfangsbühne und Offizierscasino, mitten im Uni-Bezirk. In kurzer Zeit waren über 800 Leute rund um das Haus versammelt. Die Sicherheitsbeamten, die zwischen Zaun und Sichtblende patrouillierten, fummelten nervös unter ihren Jacketts herum. Ich glaube mich zu erinnern, daß einer der Demonstranten sogar einen Böller warf. Brandgefährlich. Die Gäste der Party fuhren vor. Kann man sich ein blütenweißes Sommerkleid vorstellen, das mit aufgeplatzten roten Farbeiern garniert ist? Ja! Bei den Schotten applaudierten wir. Das sieht man nicht alle Tage. Polizei war auch da. Reichlich. Wir diskutierten mit den Beamten, alles war noch friedlich und freundlich. Dann ritt die Bereitschaftspolizei auf den Hof. Die hatte man zwei bis drei Stunden in voller Montur in ihren Wannen garkochen lassen, und sie waren ziemlich schlecht gelaunt. Wir diskutierten noch, da kam der Befehl „Knüppel frei, räumen“, und derselbe Polizist, der eben noch umgänglich war, verwandelte sich in eine Kampfmaschine. Er zog den Schlagstock und damit meinem neben mir stehenden Freund eins über den Kopf. Wir rannten. Ich zog mein T-Shirt aus, machte einen dicken Knoten hinein und suchte zum Beschweren den nächstgelegenen Rasensprenger auf. Das macht richtig „Bumm“ auf einem Polizeihelm. Es kam nicht dazu, glücklicherweise. Auch hier drang die Polizei illegal auf den Campus vor. Die Uni als solche hatte mit der Demo nichts zu tun; also schlichter Hausfriedensbruch!(Juli 1974)
Friedrich verwirrte die gesamte WG auf Dauer mit seiner Rätselfrage, nur ein paarmal in den Raum gestreut: „Sag mal ,3 rosa Elefanten in Butter gebraten‘ in einem Wort.“
Alle lechzten nach der Antwort, aber er hat das Mysterium nie aufgelöst; es kam immer nur: „Denk nochmal nach.“
Es gibt auch keine Antwort ... aber ich bin mir nicht sicher ...
(1975)
Ich finde Frauenbewegung gut. Seit meiner Pubertät immer schon, vor allem rhythmisch. Aber damals, als es akut wurde, zeigte frau uns Männern Grenzen auf. Unsere und ihre eigenen.
Meine Freundin war in einer Frauengruppe, und wir saßen in Hannes’ Kneipe und tranken Bier. Ich hatte den „Abend“ vor mir, eine Berliner Nachmittagszeitung, die es leider nicht mehr lange gab. Die Meldung: „In Guatemala wurden 10 Tupamaros (Stadtguerilla) erschossen.“ Die Äußerung eines Frauengruppenohneglieds: „Na und? Wieder 10 Schwänze weniger!“
Peter, Leiter eines linksalternativen Berliner Verlags, Freund von Rudi Dutschke und vielen anderen oft pseudogleichberechtigungsprogressiven Machos der linken Bewegung, war selbst eigentlich kein solcher, maximal ein Hobby-Macho, weil er nichts anderes gelernt hatte, so wie wir alle. Seine Freundin schiß ihm ins Bett, weil ihr etwas nicht paßte. Das ist das Niveau von Schimpansen, wenn sie sauer sind und jemanden ausgrenzen wollen. Hoppla ... Schimpansen werfen ja auch oft damit.
Ich hatte nach dem Handballtraining an der FU nichts schneller zu tun als rechtzeitig zu unserer Männergruppe zu stoßen. Eine letztlich blöde Zusammenkunft (wir hätten lieber ein paar Bier getrunken), jedoch von den Frauen ”verordnet”. Der Tenor: ”Machst du das nicht, bist du frauenfeindlich.” Da wurden die Frauen dann freudenfeindlich, ganz ohne Migräne.
Fazit
Wie bei so vielem anderen auch können Frauen etwas nicht als verwerflich deklarieren und bekämpfen, wenn sie selbst genau so agieren; in diesem Falle eine unterstellte und damit praejudizierende Frauenfeindlichkeit (der Nachweis, daß dem nicht so sei, lag bei uns) mit einer teilweise üblen Form von Männerfeindlichkeit beantworten. Und im ersten obigen Fall von bewußtloser Menschenfeindlichkeit, oder, wie die Alt-68er/Innen sagen würden: revanchistisch!(1975)
Jochen, Freund, Kommilitone und Basser – seine Anlage mit Orange-Amp und 4 Bose-Boxen klang fantastisch – machte eine Wochenend-Aktionsanalyse bei Otto Muehl; einzuschätzen als Hilfe zur Selbstfindung wie die „Urschreitherapie“ und die „Gestalttherapie“ mit ihren Workshops. Einziger Effekt: er war so heiser, daß er nicht mehr reden konnte. Und psychisch erschreckend fertig. Er wußte es bloß nicht. Sein tagelanges Dauergrinsen kam nicht von innen.
Otto Muehl war wie viele andere in dieser bewegten Zeit auch einer derjenigen Abzocker, die die dem gesellschaftlichen Umbruch geschuldete emotionale und intellektuelle Verunsicherung von Menschen gnadenlos ausbeuteten. Jahre später wurde er wegen Kindesmißbrauchs rechtskräftig verknackt. Urschrei, Eberhard Richter, Hare Krishna, Gestalttherapie, da waren einige. Ich habe selbst ein Gestaltseminar gemacht. Das war ziemlich gut. Es gab eben seriöse und weniger seriöse.
(Juni 1975)
Nach dem 20. November, dem Ablebenstag des zu dieser Zeit dienstältesten Diktators Franco, gab es in der Alten TU-Mensa aus diesem Anlaß eine große Fete. Eine Totenfeier mit umgekehrten Vorzeichen, über den Häuptern ein übergroßes, häßliches Plakat mit dem sterbenden spanischen Faschisten im Krankenbett und am Tropf. Zumindest das mochte ich nicht. Aber die Stimmung war ausgelassen ... und eben nicht bundesregierungspolitikkonform, sodaß wir uns nach einiger Zeit einer Hundertschaft von behelmten Uniformierten mit gezückten Schlagstöcken gegenübersahen, die den einzigen Ausgang der Mensa zufüllten. Wie gesagt, den einzigen Ausgang. Kennst du Schlagstöcke, die erwartungsvoll auf- und abwippen? Also geschätzte 150 Bullen und ca. 300 Partybesucher, und kein freier Abgang möglich. Die Fete wurde zum Glück ohne Eskalation aufgelöst – es gab immer wieder linke Spinner und rechtsstaatlich-verdeckte und dienstbefohlene Provokateure auf der einen Seite sowie dienstbefohlene Provokateure und kontrollarm Aggressionsgestaute in den Reihen der Staatsmacht – und beim Spalierlauf auf den engen, gewundenen Treppen nach draußen lief alles bis auf ein paar Schubsereien friedlich ab. Meine Güte, es wäre ein Gemetzel mit Dutzenden von Verletzten geworden.
Noch im Frühjahr zuvor hatte mir ein alter Spanier auf Gran Canaria stolz seinen Ausweis als Mitglied der „Legion Condor“ präsentiert. Wir waren ja Deutsche. Meine langen Haare mußte er übersehen haben. Unsere gesträubten Nackenhaare dann auch, so verklärt wie seine Augen leuchteten.
Fazit
Angesichts von „Guernica“ und anderem und dem jahrzehntelangen Blinde-Kuh-Spielen der eigentlich doch faschismusmüden, „aufrechten“ Deutschen war die Fetenstimmung zu erklären und zu verstehen, aber sowas macht man dann eigentlich doch nicht.
(November 1977)
Unsere Diplom-Arbeitsgruppe verfrachtete sich nach Wessiland. An der Grenze kam ein westdeutscher Politkommissarvolontär mit herunterhängender MP auf unseren Wagen zu. Thomas am Steuer. Nicht als Provokation, sondern einfach unhöflich, spuckte Thomas sein Kaugummi aus dem Autofenster. Der Beamte hob seine Waffe! Sofort! Direkt ins Gesicht!
Ich habe das auch am Frankfurter Flughafen erlebt. 18-jährige Bengel mit MP! (1977)
Hollu, Mitglied unserer Arbeitsgruppe, hatte das Glück, auf einer Fahrt nach Westdeutschland zufällig im selben Zugabteil mit einem Mann zu sitzen, der verdächtig war, jemanden zu kennen, der verdächtig war, mit einem RAF-Mitglied bekannt zu sein. Eine Woche später wurde Hollu geladen und einer stundenlangen Vernehmung unterzogen.
(1977)
Ein befreundetes Paar wurde auf einer Fahrt in Westdeutschland von der Polizei angehalten und aufs schärfste kontrolliert: Terroristenfahndung halt. Den Grund für den Stop ließ einer der Beamten durchblicken: sie hatten ein Berliner Kennzeichen an einem ungewöhnlichen Auto: ein Daimler-Combi, ein umgespritzter ehemaliger Krankenwagen.
(1978)
Nach einer Bandprobe nahmen wir wie so oft noch einige Biere in der Morgenrotkneipe. Auf dem Heimweg geriet Peter, damals unser „Technischer Direktor“ und Tonkutscher, in eine Polizeikontrolle. Sie nahmen ihn sofort hopp, aber nicht wegen der Biere, sondern wegen seines abgeranzten, uralten Führerscheinlappens. Eine Stunde später klingelte ein Einsatzkommando bei unserer WG in der Xantener Straße, drang mit vorgehaltener Waffe ein und durchsuchte die Wohnung nach einer Fälscherwerkstatt. Spätere Begründung für einiges: der Führerschein habe wie gefälscht ausgesehen, und die Wohnung sei so spärlich möbliert, das sehe nach Fluchtvorbereitung aus, eine damals typische RAF-Hysterie. Wir hatten als Studenten einfach kein Geld für eine Schrankwand und sonstiges. Es war auch nicht wichtig.
Dem Anwalt Glanert, den Peter dann mit der Sache betraute, wurde kurz darauf mitten in der Nacht anonym per Telefon kurz und bündig beschieden, sich nicht einzumischen und sich nicht aus dem Fenster zu lehnen, das könne unschön für ihn werden. „Horch, was platzt von draußen rein, Bullerhih, Bullerhah?“
(1978)
Kurz nach unserem Auftritt auf dem Pressefest der linken Berliner Zeitung „Wahrheit“ ging eine anonyme Bombendrohung ein. Wie so oft hatten die Behörden einen blinden Fleck im rechten Auge, denn außer einer kurzzeitigen Räumung durch die Polizei geschah nichts, und die Untersuchung verlief schnell im Sand.
(1979)
Ich sitz’ in der U-Bahn, noch müde,
schau verschlafen vor mich hin.
Ein Stück Papier auf dem Boden
schleicht sich ein in meinen Sinn.
Ich reiß’ die Augen auf:
BZ steht oben drauf.
Fettgedruckt dröhnt Caesar ins Land:
„Anarchisten verwüsten Berlin“.
Halb so groß dann der Rest der Story,
ich wach’ auf und schau näher hin:
Anarchist war ein Student,
er hat im Blumenbeet gepennt.
Mann, denk’ ich, das ist eine Sache,
was der Alte mit dem macht.
Ist ein Luftsprung ein Doppelaxel,
nur weil einer säuft die Nacht?
Doch der Reißer verkauft sich heiß,
da schaut Caesar nicht auf den Preis.
Blues
Gestern traf ich Caesar
am U-Bahnhof Mehringdamm.
Ich sah’ ihn sofort, denn er hatte
sein Bundesverdienstkreuz vorne dran.
Er kam grad von Hertie
mit ’ner Spielzeug-MP
für seinen Enkel,
der reitet so gern auf dem Knie.
Caesar steigt ein,
ich häng’ mich dran.
Der Zug fährt ab
und ihn starren die Leute an.
Das Gesicht interessiert nicht,
aber mit dem Gewehr in der Hand
ist er der Mann,
der heut’ in der Zeitung stand.
Ein kurzes Handgemenge ...
dann hängt Caesar
am Türgestänge.
(Song, November 1978)
Ich hab’ Dich heut’ besucht, in Deiner Luxusvilla,
die Spiegel aus Gold, das Besteck aus Silber,
und Deine Frau paßt genau zu Dir, und Deinem Auto.
Du hast alles, was Du brauchst, Du hast alles, was Du willst,
und Bügelfalten in der Hose, und Bügelfalten im Gehirn.
Es ist noch gar nicht mal so lange her,
da ha’m wir manche Nacht bis 6 Uhr morgens durchgemacht,
Du meintest oft, daß Du nie so wirst wie die ander’n.
Geld wär’ Dir egal, sag’ mir das heut’ nochmal,
mit Bügelfalten in der Hose, und Bügelfalten im Gehirn.
Wir waren Freunde, wir wollten frei sein,
was ha’m sie denn bloß mit Dir gemacht.
In all den Jahren hab’ ich schon oftmals
an Dich gedacht.
Du machst Dich für’n paar Mäuse tot, mit 60 bist Du lahm,
denkst an Deine Sicherheit, bist schon völlig zahm.
Das Maul gestopft mit ein paar Riesen, feister Hintern, Hängebauch,
Du bist fett und vollgefressen, und verkalkt bist Du auch,
und Dein Parfüm verbreitet süßen Wohlstandshauch.
Heut’ fährst Du’n dicken Benz, mit Rallyestreifen dran,
da kann man fast neidisch wer’n, und ich bin nah’ daran;
da bin ich fast soweit, mir wird das Flippen leid.
Aber ich schaff’ das nicht, ich schaff’ das nicht, wie Du zu sein,
und ich will das nicht, das geht in meinen Kopf nicht ‚rein.
(Song, Juni 1979)
Einmal im Monat sendete der SFB die Live-Übertragung „Monday Music“ aus dem Foyer des Rundfunkgebäudes mit zwei bis drei Gruppen. Bei einer Gelegenheit hatten die Techniker dem Pianisten einer US-amerikanischen Combo 2-3 Tasten des Pianos an der Vorderseite mit weißem Isolierband zusammengeklebt, die Fugen mit Filzstift nachempfunden. Völlig verblüfft über dieses „Mistklavier“, brauchte der Musiker 2 Minuten, um den Gag zu entdecken. Die Techniker hatten auch ihre 2 Minuten: sie wälzten sich. Dieses Spielchen ist tatsächlich fast so alt wie der Jazz.
(Juli 1979)
Ich bin davon überzeugt, daß es unsere Band war, die den Dachkranz der Berliner Kongreßhalle (im Berliner Jargon „Schwangere Auster“) im Tiergarten zum Wegbrechen bewog. Wenige Tage zuvor spielten wir dort im Rahmen des Senatsprojekts „Mach’ ’nen Bogen um die Drogen“. Wir waren sehr laut, und unser Sänger schepperte zwischenzeitlich wie ein Sistrum (alt-orientalische Betonsäge). Sicher haben aber auch Jutta Weinhold und ihr Schlagzeuger „Panzer“ Lehmann ihren Teil dazu beigetragen. Die waren ebenfalls nicht leiser. Und Jutta klang manchmal auch wie ein Systrum (antike Betonsäge).
(September 1979)
Bei der Aussage „menschliches Versagen führte den Unfall herbei“ stellt sich immer wieder die Frage, ob nun der Mensch für seine Maschinen noch nicht reif ist oder die Maschinen noch nicht für den Menschen.
Ein Unfall wird nicht herbeigeführt, er steckt schon in der Maschine. Der Mensch ist das Maß aller seiner Produkte! Sollte es sein! Ist ein Mensch einer Maschine nicht gewachsen, so ist das nicht kennzeichnend für die Unzulänglichkeit des Menschen, der sie bedient, sondern für die Unvollkommenheit der Maschine und die Unvollkommenheit dessen, der sie geschaffen hat.
(August 1980)
Noah sandte einen Raben aus, um zu sehen, ob das Wasser schon zurückgewichen war. Der Rabe kehrte nicht zurück. Deshalb gibt es heute keine Raben. Noah hätte einen Hund aussenden sollen.
Neukölln war in den 1970ern eine Hundekackehindernislaufstrecke. Auch in den Sandkästen der Spielplätze war es abenteuerlich. Als mir das zuviel wurde, bin ich des öfteren nachts raus und sprayte die Hundehaufen feuerwehrrot ein. Das Waschen von Feuerwehrwagen erfordert wegen der schreienden Farbe eine dämpfende Brille. Diese Farbe gab es auch in Spraydosen. Der Knalleffekt war, daß, selbst wenn der Kackdreck weg war, die Umrisse noch wochenlang auf dem Gehsteig zu sehen waren. DAS nenne ich „Graffiti“!
(April 1981)
Ich habe die Aufnahmen eines Amateurfilmers gesehen, der die Räumung eines besetzten Hauses in der Kurfürstenstraße dokumentierte. Die Räumung war längst geschehen, als Innensenator Lummer, in napoleonhafter Feldherrenpose selbst dirigierend, völlig überflüssigerweise eine Gruppe von ca. 100 bis 150 friedlichen Demonstranten die Kurfürstenstraße hinunter auf die stark befahrene Potsdamer Straße knüppeln ließ, wo Klaus-Jürgen Rattey von einem Bus erfaßt wurde und starb. Ein Wunder, daß nicht mehr passierte.
Der Film war den Eltern zur Verfügung gestellt worden, die dann Klage erhoben. Ich kannte den Anwalt. Der Ausgang ist mir nicht bekannt. Es kam aber gewöhnlich bei Klagen gegen die Polizei nichts heraus.
(September 1981)
Friedensdemo in Bonn gegen die Stationierung von Cruise Missiles, Pershings und die kriegstriebgesteuerte Äußerung von US-Außenminister Haig:
„Es gibt wichtigeres als den Frieden.“
Was hielten wir dagegen?
„ Lieber Sonne als Reagan!“
Mehr als 400.000 Menschen reagierten mit einem koordinierten, selbstgelenkten Zielanflug auf die Bundeshauptstadt.
In Bonn gab es dann keinen Demonstrationszug, auch keinen Sternmarsch. Die Stadt war einfach voll. Wohin man auch ging, überall euphorische Menschen. Allein aus dem Bahnhof hinaus benötigten wir fast eine Stunde. Dann der Hofgarten. Ansprachen, Ansprachen ...; Harry Belafonte, ich und zuletzt fast eine halbe Million Teilnehmer. Auf dem Polizeifoto vom Hubschrauber aus sind wir deutlich zu erkennen. Ich meine Harry Belafonte und mich ...
Vroni war auch irgendwo. Wußte ich natürlich nicht.
(Oktober 1981)
Eine Berliner Band wollte den Klang, der entsteht, wenn 3.000 leere Getränkebüchsen aus dem 4. Stock eines Fabrikgebäudes in den Hof fallen, für einen Titel aufnehmen. Sie haben es auch getan, und es muß granatig geklungen haben. Nur: das Mikro war nicht eingeschaltet. Also alles einsammeln und wieder rauf.
(1983)
Mein Klavierlehrer Gustav Hansen versuchte nach 1945 in Berlin den Klavierunterricht mit stummen Tastaturen in ganzen Klassen einzuführen. Immer wechselnd eine(r) vorn am Flügel, die anderen spielten mit. Obwohl er ein unterstützendes Schreiben der berühmten Pianistin Elly Ney vorlegen konnte, schloß sich der Miß-Bildungssenator „aus Kostengründen“ seiner wegweisenden Initiative nicht an. Als privater Musiklehrer setzte er dann die Idee erfolgreich um. Keiner von seinen Schülern, die später zur Musikhochschule gingen, es waren wohl 15-20, fiel bei der Aufnahmeprüfung durch. Immerhin lag die gewöhnliche Rate der Ablehnungen bei 60%! Zum Glück bin ich seinem Rat, Klavier zu studieren, nicht gefolgt. Ich wollte mich um meine Kinder kümmern, Arne schon da und die geplante Julia noch nicht. Und angesichts der nicht mehr zählbaren heutigen Konkurrenz habe ich richtig entschieden.
Er hatte ein eigenes System der Notation entwickelt, durch das man lernte, harmonisch zu denken und seitenlange Werke schnell auswendig spielen konnte. So begreift man Kadenzen und Musik an sich. Sich über seine Obertonreihenanalysen auszulassen würde hier zu weit führen.
„Spiel so langsam, daß du keine Fehler machst. Die Schnelligkeit kommt ganz von allein.“
Und über allem schwebte die Ganzheitsmethode.
(Juni 1981)
Er besuchte ein Konzert von Oscar Peterson, ging nach Hause und schrieb alles aus dem Kopf auf. Ich habe solche Sachen Ton für Ton beim Hören mitgelesen. Es funktioniert. Wie gesagt: Einen Song im Radio gleich mitschreiben? Leicht. Mit den üblichen Notenkullern kommt man da nicht hinterher.
(März 1983)
Sie haben immer einen guten Flug,
sie fahren niemals U-Bahn oder Bus,
sie präsentieren sich in bester Schale,
sie kennen keinen Blaumann oder Kneipenrandale.
Sie haben weiße Westen, weiße Kragen,
sie haben immer hundert Worte mehr zu sagen,
sie können sehr dynamisch vorwärts geh’n,
sie müssen niemals abgestumpft am Fließband steh’n.
Die da – sind anders als die andern
Die da – steh’n vorn im Rampenlicht
Die da – ha’m eisengraue Seelen
und Stahl im Gesicht.
Sie leben zwischen Arbeitsessen und Banquett,
sie kaufen ihre Butter nicht bei Aldi ein,
sie leben nach Diäten, werden trotzdem fett,
sie müssen sich nicht auf den Monatsersten freu’n.
Sie phantasieren Zukunft und sie planen weit,
mit sicherer Pension und Verantwortung auf Zeit,
sie rationalisieren sich nie selber weg,
sie sitzen im Trock’nen und die anderen im Dreck.
Die da ...
Sie wohnen nicht in Hütten, die sie selber bau’n,
sie leben nicht das Leben, das sie andern zutrau’n,
sie lassen sterben, wenn das Vaterland ruft,
sie haben ihre Bunkerplätze schon gebucht.
Sie sind Experten und versteh’n ihr Spiel,
sie machen keine Fehler, werden nie senil,
sie haben Rezepte für ein besseres Leben,
dafür würden sie die Welt aus den Angeln heben.
Die da – sind anders als die andern
Die da – steh’n vorn im Rampenlicht
Die da – ha’m eisengraue Seelen
und Stahl im Gesicht.
(Song, Dezember 1983)
Heute sagte der Sprecher in der Tagesschau:
„Guten Abend, liebe Leute, der Himmel ist blau!
Wir freuen uns schon auf die Wetterwende,
ich garantiere ein schönes Wochenende.
Die Kraftwerke sind für drei Tage geschlossen,
der Innenminister hat sich gerade erschossen!“
Und dann sprach er befreit von Sexualpolitik:
„Man erwartet einen neuen Pillenknick.
In der Hauptstadt sind alle Deiche gebrochen,
es wird von einer Revolution gesprochen;
denn jeder darf jetzt jeden lieben,
der Familienminister wurde abgetrieben!“
Das ist ja gar nicht so gemeint,
wenn ich mich hier mal richtig austobe.
Das ist ja gar nicht so gemeint,
das war ja nur ’ne Mikrophonprobe!
Ein neuer Vertrag zwischen Ost und West
beseitigt jetzt die Raketenpest;
die UNO kauft die Waffenarsenale auf,
schießt sie mit Skylab in das All hinaus,
die Rüstungsmafia wird morgen verschickt
auf den Atomspielplatz der Marsrepublik!
(Song, Februar 1984)
Die Band brach zu einer Sechs-Tage-Tour auf. Frühmorgens im Bandbus waren wir vollzählig bis auf den Gitarristen, den wir verabredungsgemäß von einer Pokerpartie im „Jägerstübchen“ abholten, wo er noch zocken wollte. Zu unserem Entsetzen war er nicht mehr so ganz frisch, denn er hatte die Nacht durchgespielt und gezecht; verkündete es vertrunken stolz und legte sich zum Schlafen in eine Ecke. Na, das fing gut an!
Abends beim Auftritt in einer Stadt im Ruhrgebiet in einer großen Diskothek stand er, auf eigenem Podest, mitten auf der Bühne wie ein Fels; er bewegte zwei Stunden lang nicht einmal die Füße und verzog keine Miene, spielte jedoch wie ein Gott.
Seit der Ankunft hatte er nach einem kurzen Nickerchen bis zum Konzert und auch währenddessen weiter getrunken und war nach dem Auftritt schließlich so „breit“, daß er kaum jemanden mehr erkannte. Als er sich am nächsten Morgen anzog, war seine Hose schwer wie Blei. Sie fiel erst einmal wieder herunter. Beim zweiten Anlauf schaffte er es dann. Er griff in die Taschen und zog zwei Hände voll Fünfmarkstücke heraus. Verblüfft fragte er: „Wo kommen die denn her?“ Wir erzählten es ihm: er hatte sich im Vollrausch nach dem Konzert an die bereits geschlossene Kasse der Diskothek gesetzt und von allen Hereinkommenden Eintritt verlangt, sogar von unserem Schlagzeuger! Gagenmäßig lag er damit an diesem Tag ganz vorn.
(April 1984)
Im Science-Fiction-Kaufhaus im Regal
steht ein neuer Gott aus Plastik und Stahl.
Der Einsatz ist nur minimal
mit Power ins Weltall, Probleme egal.
Jeden Abend wartet er auf mich
ohne ihn ist meine Laune unter’m Strich.
Er ist ein Schatz und ein geiles Stück
er gibt mir meine Phantasie zurück.
Silikon Baby, Du hörst mir zu
Silikon Baby, wir sind auf Du und Du.
Heute spielen wir Katz und Maus
für die Katze geht das Spiel gut aus,
doch wir freuen uns schon auf das nächste Spiel,
das der neue Gott mit uns spielen will.
Und dann saugen wir alle an dem dicken Kabel
Nabelschnur zum Turm von Babel.
Der Gott aus Plastik, Stahl und Macht
gewinnt unsere Herzen über Nacht.
Er weiß so viel und das ist bequem,
er speichert uns so angenehm.
Silikon Baby, Du hörst mir zu
Silikon Baby, wir sind auf Du und Du.
Er bringt die neue Welt, so wie bestellt,
er weiß genau, was uns gut gefällt.
Er macht uns heiß, doch er ist kalt wie Eis.
Supermoleküle und keine Gefühle!
Liebe ist bloß Sand im Getriebe,
Chaos im Digitalgeschiebe.
Massenhaft Gefühle, schwüle Moleküle,
kühle Brust und kein Platz für Lust.
(Song, April 1984)
Was is’n los mit Deinem Nyltesthemd?
Das riecht ja einfach ekelhaft!
Da haste sicher drin gepennt,
Dein Styling ist nicht vorteilhaft!
Und was ist los mit Deinen Sonntagsschuh’n?
Schiefe Hacken, und dieses Braun!
Willste ewig Letzter sein?
So kannste Dich nicht auf die Straße trau’n!
Mann, nimm die Hände aus den Hosentaschen,
das beult ja wirklich scheußlich aus.
Du könnst Dich auch mal wieder waschen,
’ne Filzlaus ist und bleibt ’ne Laus!
Mann, Dein nervös gehetzter Blick,
das kotzt mich auch schon lange an!
Du bist ja so ein faules Stück,
nun klotz mal endlich richtig ran!
Nervös, nervös …
Never, Never ... Unilever!
He, Alte, nimm Dich nicht so höllisch wichtig,
Du bringst mich glatt auf hundertzehn!
Nach Knete biste reichlich süchtig,
Du würd’st noch nachts malochen gehn!
Was glaubst’n Du, was bei mir los ist,
ich stürz mich doch nicht ins Gewühl
und spiele hier den Aufstiegstango
mit Bügelfalten im Gefühl!
Ich scheiß auf Dein verdammtes Styling,
mein Kopf ist doch nicht aus Beton.
Ich will nicht bis zur Rente hecheln
und dann mit Schwung in den Karton!
Merkste nicht, daß ich das satt hab’?
Wenn Du das kannst, dann bitte sehr!
Irgendwie hast Du ’n Rad ab.
Deine Karre, die steht quer!
(Song, Juni 1984)
Die Aufnahmen für das erste Album der Gruppe „Ideal“ waren fertig, und Manager Klaus D. Müller ging mit der frischen und gerade überspielten Cassette zum „Talentscout“ eines großen Berliner Labels, von dem “Ideal“ damals ein Vertrag in Aussicht gestellt worden war.
Der Mensch legte die Cassette in seinen Player ein. Gleich bei den ersten Tönen wurde Klaus zappelig. Das Ding lief zu langsam! Wenn man nur ein bißchen nix an den musikaffinen Ohren hat, merkt man das sofort. Er wagte eine vorsichtige Anmerkung.
„Wieso, ich höre das alles immer hiermit ab. Das liegt an der Cassette.“
„Die ist neu.“
„Na, dann nehmen wir mal eine andere.“
Klaus kannte das dann aufgelegte Stück auf der hauseigenen Cassette, und auch dieses Band lief zu langsam. Also, klare Sache. Aber nicht zu vermitteln. Schon der Versuch ist strafbar, am göttlichen Ego zu rütteln.
Als Charakterisierung fällt mir nur der Spruch von Paul Simon aus dem Musikfilm
„One Trick Pony“ ein: „Largo fettage“. Mehr gibt es über Menschen, die sich wichtig nehmen und mit ihrer Borniertheit, gepaart mit Unfähigkeit, Karrieren und Lebenswege entscheidend beeinflussen, nicht wirklich zu sagen.
Ich selbst habe etwas ähnliches 1985 bei Decca in Hamburg erlebt, wo wir eingeladen waren, unseren „absoluten“ Hit vorzustellen. Als wir reinkamen, saß der Labelvertreter mit dem Arsch auf der Heizung, und alles folgende kam so rüber, als hätte er an diesem Morgen schlecht geschissen. Während der ersten Minute des Bandanhörens gab es 4 Anrufe, die dieser Mensch alle annahm, während er das Band jeweils stoppte.
Der große Deal mit „Ideal“ scheiterte. Wie unserer. Klaus lotste die Band zu einem kleinen Label, und die verkauften“auf’n Plotz“ 500.000 Exemplare. Es wurde also Platin. Und wer kam dann angedackelt? Na, wer wohl? Alle!
(Mai 1985 / Juni 2004)
Ein Dankeschön an die ungezählten anonymen Musikpädagogen, die sich seit Hunderten von Jahren Tausenden von Schülern widmen, ihnen den Zugang zur Musik ermöglichen, sie fördern, ausbilden und ihre eigenen Hoffnungen in den Erhalt und auch den Fortschritt des Genres in Hände und Geist der nächsten Generation zu legen versuchen, womit sie für die Kontinuität dessen sorgen, was nicht nur Kunst, sondern Allgemeingut ist: die Musik.
(Juli 1986)
Fernsehen wirkt bei Kindern nicht so sehr schädlich durch die Nachahmung oft nicht verstandener Verhaltensmuster, besonders bei nicht kindgemäßen Sendungen wie Krimis etc., sondern eher durch die Unmöglichkeit, die Handlung und/ oder die Personen durch eigene, der Phantasie oder dem Unterbewußtsein entstammende „persönliche Bilder“ mitzugestalten und auf diese Weise den inneren Spannungsabbau zu fördern. Dieser Gedanke basiert auf der psychoanalytischen Traumtheorie, wonach Träumen einen für die seelische Gesundheit immens wichtigen Spannungsabbau bewirkt.
Da der eigenen Erlebniswelt, dem Unterbewußtsein, kein Entfaltungsraum gelassen, sondern alles vorgesetzt wird, bedeutet Fernsehen, im Gegensatz zum Lesen, somit also ein „Nicht-Ausagieren-Können“, einen inneren Stau von Spannungen. Wieso? Wie ein Buchheld durch Identifikation die Merkmale und Charakterzüge des lesenden Kindes annimmt, wird auch die „gelesene“ Umgebung der Geschichte in der Phantasie des Kindes die persönlichen Züge der Umgebung des Kindes annehmen, ohne daß ihm das unbedingt klar oder bewußt sein muß. Der blaue Sportwagen des Kriminalkommissars hat garantiert das gleiche glänzende Blau wie das eigene „Matchbox“-Auto, das Mädchen sicherlich die gleichen Zöpfe wie die Schwester und der Polizist die gleiche grimmige Miene wie der gefürchtete Dorfsherriff. Es betreibt also beim Lesen Konfliktbewältigung, indem es seine eigene psychische Konstellation und Struktur einwebt und mit dem Gelesenen verknüpft; es spiegelt seine Seele, es wird, wie im Traum, seine eigene Welt einbringen, und wird so Teil einer Welt, die es zwar fiktiv, aber trotzdem aktiv mitgestaltet. Es agiert sich aus auf unterbewußter Ebene.
Beim Fernsehen wird dies unendlich erschwert bzw. schlicht verhindert. Es bleibt nur die Identifikation mit den oberflächlichen – manchmal idealen und wünschenswerten, meist aber nur aggressiven – Verhaltensmustern. Es hat keine Chance, das Geschehen und das vor allem optisch festgelegte „Setting“ auf seine Person und Persönlichkeit umfassend und passend „umzuschreiben“; eine eigentliche Identifikation findet nicht statt und somit auch keine Konfliktbearbeitung, sondern neben diesem entscheidenden Manko noch dazu eine Aufladung des Aggressionspotentials und der Aggressionsbereitschaft: wenn „Gut“ haut, ist das O.K., egal warum. Das zu häufige Nicht-Verstehen verstärkt die unbewußte Frustration, das Unbefriedigtsein über nicht geschehene Identifikation und damit die aggressive Grundstimmung.
Trotzdem berühren Fernsehbilder die tieferen Grundeinstellungen und -konflikte, aber sie bewegen sie nicht, sie setzen sich an die Spitze, heben einzelnes isoliert hervor; der schwarze Krimiheld ist gut, aber die Einstellung zu Schwarzen allgemein bleibt im wesentlichen unangetastet; Miami Vice spielt in den USA, eine andere Geschichte in China oder Südafrika; es wird eine dem Kind fremde Welt präsentiert. Ein gelesener Krimi birgt wenigstens noch die Chance, daß der Leser die Wohnung des Detektivs mit seinen eigenen Farben und Möbeln ausstattet. Selbst Groschenromane animierten zu Denkanstößen: Kommissar X und Jerry Cotton schlossen nie ihr Auto ab, und am Sonntag gingen sie auch nicht zur Kirche. Da konnte man beim Lesen innehalten, überlegen und vergleichen, durchaus hilfreich für einen großen Jungen aus der Provinz. Das können Filme oder Fernsehen nicht leisten. Und auf gut 80 Seiten mußten sie nie zur Toilette gehen?
Fernsehbilder verschütten die psychische Landschaft des Kindes durch Überbauen: sie sind nicht in der Lage, seine persönlichen Eigenheiten einzubeziehen. Das fernsehende Kind wird in die Szenerie des Gezeigten versetzt und von sich entfremdet, es wird ihm vor- und aufgesetzt; das lesende Kind deutet und „schreibt“ das Geschehen auf seine eigene Situation um, personifiziert es und hat somit durch Mitgestaltung und damit Teilnahme erst die Voraussetzung für eine angemessene Chance einer Spannungs- und sogar einer Konfliktbewältigung. Es „arbeitet“ an sich. Das Kind macht sich seinen eigenen, persönlichen Film.
Dieser gesamte Komplex läßt sich zum Teil auch auf Comics übertragen.
Bei den aggressiven Kriegs- und anderen Computerspielen, anfangs noch mehr schlecht als recht in Bilder umgesetzt, aber keineswegs harmloser, verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Offensichtlich waren Moral, Ethik und Achtung vor dem Menschenleben damals noch weiter verbreitet und fester verwurzelt. Wen wundert es heute noch, wenn ein Fünfzehnjähriger seine Tante mit der Axt erschlägt oder ein Zwölfjähriger und ein Vierzehnjähriger ein fünfzehnjähriges Mädchen vergewaltigen und umbringen? Solches und anderes wie die Amokläufe an Schulen nehmen seitdem exponentiell zu!
Daß neuerdings Rettungssanitäter und Notärzte angegriffen werden, mutet an wie aus einem Zombiefilm entlehnt. Es ist aber nicht verwunderlich, sondern eine Tatsache, daß dumme oder dumm gemachte Menschen kaum eine Alternative haben als in ihrer derzeitigen Hilfs- und Perspektivlosigkeit ihren immensen angestauten inneren Druck durch ungezielte und unkontrollierte Aggressivität abzubauen. Und die Opfer? Anonym in jedem Fall, egal wer, und je wehrloser, desto besser. In der Verhaltensforschung wird bei Federvieh dieses alternative „Verlegenheitspicken“ als „Übersprunghandlung“ bezeichnet.
(September 1986 / Juni 2022)
Liebe ist, den Draht eines anderen zu meiner Welt zu spüren, der die Tür zu seiner eigenen Welt exklusiv nur für mich geöffnet hat und offenhält. Diese andere Welt ist nicht die Wirklichkeit. Muß auch nicht.
(Juni 1987)
Das Phänomen des „Ekel-Alfred-Syndroms“
Warum war die TV-Serie „Ein Herz und eine Seele“ von Wolfgang Menge 1973 so erfolgreich, nicht nur bei der gesamten linken Szene, sondern vor allem – und für alle überraschend – bei denen, die eigentlich Zielscheibe dieses Spotts waren? Hier agiert Alfred stellvertretend für den kleinen ausländerfeindlichen, sozishassenden, spießigen und biederen Reaktionär in des braven Bürgers verstecktem Hinterstübchen und schafft scheinheilige, wohlig-schaurige Gemütlichkeit: „Ich habe das ja nicht, Alfred hat das gesagt.“ Ausgelagerte und schuldfreie Lust beim Naschen an den „verbotenen“ eigenen Vorurteilen („Ich doch nicht“). Das durch das distanzierte Betrachten der verborgenen eigenen Wunschvorstellungen statthafte wohlige Nachempfinden ist deshalb moralisch nicht mehr verwerflich.
Auch die Sympathie für den netten, patenten Juso-Schwiegersohn blieb beim „aufrechten“ Volk in den vorher gesteckten Grenzen und wurde gleichzeitig mit dem TV-Gerät wieder abgeschaltet. Das Ekel blieb.
(August 1987)
Über einen praktischen Juristen
Schon frühmorgens tätigt S. die erste Rechtssache, indem er darauf achtet, nicht mit dem linken Bein aufzustehen. In einer weiteren wichtigen Angelegenheit betritt er daraufhin die Toilette, wo er bis zum erfolgreichen Geschäftsabschluß verbleibt, denn letzteres ist die „conditio sine qua non“ (für Laien: die nicht hinwegdenkbare Bedingung für den Erfolg). Als er sich dann beim Rasieren schneidet, kann er sich nicht entscheiden, wen er regreßpflichtig machen soll, den Rasierklingenhersteller, den Spiegelfabrikanten oder das zur Zeit für den Putzdienst verantwortliche WG-Mitglied. Ein Dreiecksverhältnis, eine schlimme Kollision (sittenwidriges Zusammenspiel zum Nachteil eines anderen), die ihn echt konfus macht.
Später, in der Küche, muß er von Neuem auf der juristischen Basis der WG-Konstellation entscheiden, ob die von ihm benötigte Teemenge noch akzeptabel ist oder sich schon jenseits der Unterschlagungsgrenze befindet. Doch die Gemeinschaftsteedose ist leer. Man sieht, WG-Haushaltspläne sind Risikoverträge. Auf dem Wege der Nothilfe bedient er sich an der Privatdose von C.
Nach dem Frühstück begibt er sich zu einem kleinen Gedankengang in den Tiergarten, um sich die Füße zu vertreten, wird damit aber nicht zwangsläufig zum Vertreter öffentlichen Rechts, denn er hat für beide Beine Generalvollmacht als Besitzer und Eigentümer. Sich selbst vertritt er auch, indem er über einiges derelegiertes Gut in Form von Blechdosen stolpert und sich beinahe einen Rechtsbruch zuzieht. Ob Zeh oder Knöchel, weiß er nicht so genau, es tut alles höllisch weh. Der Gleichlauf der Gedanken ist jetzt durch Humpeln erheblich gestört, sodaß er nur noch bedauernd feststellen kann, daß die Regel „accessio cedit principali“ (das Zubehör teilt das Schicksal der Hauptsache) auch auf diesen Fall anwendbar ist.
Damit ist der Tag für ihn gelaufen.
(September 1987)
Tod den Heiden! Wehe den Barbaren!
Christen sind erst Christen und dann Mensch.
Damit sind sie lange gut gefahren
1000 Jahre Wildwest-Ranch.
Juda fürchtet seinen starken Gott.
Wofür hat er dieses Volk erwählt?
1000 Jahre Leiden und Verfolgung.
Heut’ grüßt Israel den Rest der Welt.
Heil’ge Worte aus der Heiligen Stadt:
„Auch Dein Tod ist noch ein großer Sieg!“
Millionen stehen stramm beim Barte des Propheten
1000 Jahre Heiliger Krieg.
Keine Religion macht Macht erträglich!
Keine Religion macht Macht legal!
Darin sind sie alle gleich unmöglich!
1000 Toten ist das jetzt egal!
Libanon – stirbst Du schon?
Libanon – was hast Du davon!
(Song, November 1987)
Eberhard Diepgens Staatssekretär war wegen Korruption angeklagt worden. Ein so genannter „Baulöwe“ aus München sollte ihm einen Farbfernseher im Wert von knapp 300 DM als Bestechung übergeholfen haben. Er wurde verurteilt, und Diepgen war aus dem Schneider. Obwohl Bauherr, hatte er natürlich von nichts gewußt. Es ging um ein Millionenobjekt. Ich weiß davon, da ich zu dieser Zeit mit der Sekretärin der verteidigenden Kanzlei befreundet war und wir uns, obwohl nicht öffentliche Sitzung, über eine Hintertreppe in den Verhandlungssaal stehlen konnten. Einmal drin, wurden wir nicht mehr beachtet
(März 1988)
Ein Freund Ninas war ein angehender Anwalt, der zu seinem Geburtstag jedes Mal eine rauschende Party gab. Hier traf man neben Jura-, Medizin- und anderen Studenten auch Anwälte, Mediziner und weitere gestandene Stelzen der Gesellschaft. Höhepunkt der Geburtstagsparty war dann regelmäßig die Beschleunigungsmessung eines Goldfisches, den er jedes Jahr in einem Plastiktütchen zum Geschenk erhielt. D.h. Goldfisch ab ins hochgelegene Spülbecken seines alten WCs und die Zeit stoppen, nachdem abgezogen wurde, bis es unten „Flutsch“ machte.