Nikki & Damien (Stark Novella 1-3) - J. Kenner - E-Book
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Nikki & Damien (Stark Novella 1-3) E-Book

J. Kenner

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  • Herausgeber: Diana
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Die Vorfreude auf ihre Hochzeit und Flitterwochen entfacht in Nikki und Damien unbändige Leidenschaft. Sie lassen sich vollkommen fallen und sind berauscht von ihren Gefühlen. Doch dann kommt der Tag, der der schönste ihres Lebens werden soll – und mit ihm die Katastrophe. All die Ängste und Unsicherheiten sind wieder da. Und plötzlich wissen sie nicht mehr, ob ihre Liebe auch diese Probe bestehen kann …

Dieser Sammelband enthält die Stark Novellas »Dich befreien«, »Dir gehören« und »Dir vertrauen«.

Erfahren Sie Nikkis und Damiens ganze Geschichte in den Stark-Romanen »Dir verfallen«, »Dir ergeben«, »Dich erfüllen« und »Dich lieben«.

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Seitenzahl: 447

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J.KENNER

Nikki & Damien

Dichbefreien

Dirgehören

Dirvertrauen

Drei Erzählungen

Aus dem Amerikanischen von Christiane Burkhardt und Janine Malz

 

 

Zum Buch

Die Erzählungen Dich befreien, Dir gehören und Dir vertrauen setzen J. Kenners erfolgreiche Romantrilogie um Nikki Fairchild und Damien Stark fort, die als New-York-Times- und SPIEGEL-Bestseller die Leser begeisterte.

»Das ist der Stoff, aus dem die erotischen Träume der Frauen sind. Geben wir uns ihnen hin!« B.Z.

»J. Kenner ist DIE Autorin für leidenschaftliche Begegnungen, die ihre Figuren überwältigen, verändern und erlösen.« Romantic Times

Zur Autorin

J. Kenner wurde in Kalifornien geboren und wuchs in Texas auf, wo sie heute mit ihrem Mann und ihren Töchtern lebt. Sie arbeitete viele Jahre als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete.

Die Stark-Serie im Überblick:

Dir verfallen. Roman (Stark 1)

Dir ergeben. Roman (Stark 2)

Dich erfüllen. Roman (Stark 3)

Dich befreien. Erzählung (Stark 4)

Dir gehören. Erzählung (Stark 5)

Dir vertrauen. Erzählung (Stark 6)

Außerdem von J. Kenner im Diana Verlag erschienen:

Wanted (1). Lass dich verführen

Wanted (2). Lass dich fesseln

Wanted (3). Lass dich fallen

Closer to you (1). Folge mir

Closer to you (2). Spüre mich

Closer to you (3). Erkenne mich

 

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Taschenbucherstausgabe 06/2016

Copyright © 2013, 2014 und 2015 der Originalausgaben by Julie Kenner

Die Originalausgaben erschienen 2013, 2014 und 2015 unter den Titeln

Take Me,Have Me und Play my Game bei Bantam Books,

an imprint of Random House, a division of Penguin

Random House LLC, New York

This translation published by arrangement with Bantam Books,

an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC

Copyright © 2014 und 2015 der deutschsprachigen Ausgaben sowie

© 2016 dieser Gesamtausgabe by Diana Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Kristof Kurz, Babette Mock

Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München

Umschlagmotiv: © Morozova Oxana/shutterstock

Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-641-19195-5V003

www.diana-verlag.de

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Dieses Buch ist auch als E-Book lieferbar.

 

Inhalt

Nikki & Damien

Dich befreien

Dir gehören

Dir vertrauen

 

 

Dich befreien

Aus dem Amerikanischen von

Christiane Burkhardt

 

 

Kapitel 1

Weiß.

Es umhüllt mich, weich und wogend, sanft und tröstlich.

Ich stehe in einem Zimmer, kann aber weder Wände noch Fenster erkennen. Ich bin von nichts als fließendem Stoff umgeben, der gar kein Ende mehr zu nehmen scheint. Seide liebkost meinen Körper, als ich die vor mir liegenden Draperien durchschreite. Es sind Hunderte, wenn nicht Tausende. Sie sind wunderschön. Sie sind perfekt. Und ich habe überhaupt keine Angst.

Im Gegenteil – ich bin vollkommen ruhig. Während ich mir meinen Weg bahne, und meine nackten Füße leise über den kühlen Boden tapsen, merke ich, dass ich auf ein Licht zulaufe. Es fällt durch die durchscheinenden Stoffbahnen, die flattern, als hätte sie eine Meeresbrise erfasst.

Ich weiß, dass ich auf irgendetwas zugehe – auf irgendwen –, und spüre, wie Freude in mir aufkeimt. Er ist da. Irgendwo hinter diesem Wald aus Sinnlichkeit. Irgendwo in dem Licht.

Damien.

Ich beschleunige meine Schritte, und mein Herz schlägt schneller. Ich kann es kaum erwarten, ihn zu sehen, seine Fingerspitzen auf meiner Haut zu spüren – so sanft wie diese meinen Körper streifenden Vorhänge. Aber obwohl ich vorwärtseile, scheine ich nicht vom Fleck zu kommen. Auf einmal wirkt das leise Flattern der Stoffbahnen bedrohlich. So als würden sie nach mir greifen, mich packen und festhalten.

Panik steigt in mir auf. Ich muss zu ihm, ihn sehen und berühren. Doch so sehr ich mich auch anstrenge, ich scheine kein bisschen vorwärtszukommen. Ich stecke fest, und was vorhin noch aussah wie die Pforte zum Paradies, ist jetzt eine Falle, ein Hinterhalt, ein furchtbarer Albtraum.

Ein Albtraum.

Während die Wahrheit zu mir durchdringt, beginnt mein Herz zu rasen. Ich stehe nicht in einem Zimmer, sondern liege im Bett. Ich renne nicht, ich schlafe.

Das ist ein Traum, bloß ein Traum. Aber einer, aus dem ich nicht erwachen kann. Ich bewege mich jetzt schneller, bahne mir einen Weg durch diese verdammten Vorhänge und weiß mit der für Träume typischen Gewissheit, dass ich erst frei sein werde, wenn ich sie hinter mir gelassen habe. Dann kann ich aufwachen und bin wieder in Sicherheit, in Damiens Armen.

Aber es gibt einfach kein Durchkommen.

Obwohl ich schiebe und drücke, mich durch die hauchdünne Seide kämpfe, obwohl ich renne und renne, bis meine Lunge vor Anstrengung brennt, komme ich kein Stück weiter. Verzweifelt breche ich auf dem kühlen Boden zusammen, während mein Rock sich um mich bauscht wie Blätter um einen Blütenkelch. Vorsichtig streiche ich über den Stoff. Im Laufen ist mir gar nicht aufgefallen, dass ich ein Kleid trage. Aber das ist ein Traum, und ich weiß, dass es keinen Sinn hat, lange über seine seltsamen Gesetzmäßigkeiten nachzudenken. Stattdessen versuche ich, mich zusammenzureißen, die Ruhe zu bewahren, tief durchzuatmen. Ich strebe nicht mehr weiter, und das ist gut so. Denn jetzt, wo ich stehen geblieben bin, fallen die Stoffbahnen zu Boden, sinken sanft hernieder, um sich aufzulösen wie Zuckerwatte in Wasser. So lange bis nichts mehr übrig ist außer mir und diesem Raum mit den weißen Wänden. Doch sie drohen mich zu erdrücken, scheinen mit jedem Atemzug näher zu rücken.

Ich spüre eine Enge in der Brust, und als ich nach unten schaue, sehe ich, dass sich meine Hand in das Seidenkleid gekrallt hat.

Der Saum ist mit kleinen goldgelben Blumen bestickt, die mit weiß schimmernden Perlen verziert wurden. Ich kann sie unter meiner Hand spüren. Ich schaue am schmalen Oberteil herab, spüre die reine Seide und den leichten Druck der Miederstäbchen.

Ich trage mein Hochzeitskleid, und für einen Moment bin ich beruhigt. Damien!, denke ich. Er ist nicht an meiner Seite, aber ich weiß, dass er trotzdem bei mir ist: dieser unglaubliche Mann, der bald mein Ehemann sein wird.

Allein der Gedanke an ihn beruhigt mich, und ich kann leichter atmen, weitergehen, mich bewegen. Ich kann aufstehen, vorwärtsschreiten und diesen Raum verlassen.

In Damiens Arme sinken.

Und genau das habe ich auch vor. Ich verlagere mein Gewicht, um mich zu erheben.

In diesem Moment sehe ich den Fleck.

Rot verschwommen klettert er an der reinweißen Seide des Rocks empor. Er ist so blass, dass ich ihn erst für eine Lichtspiegelung halte. Doch dann wird er intensiver, von Hell- zu Dunkelrot, und breitet sich aus, besudelt mein schönes Kleid.

Blut.

Panisch taumle ich zurück, als könnte ich dem Fleck so irgendwie entkommen. Doch natürlich gibt es kein Entrinnen, und ich raffe den Rock, versuche, ihn hochzureißen, darunter zu schauen. Verzweifelt versuche ich zu ergründen, woher das Blut stammt.

Vergeblich. Meine Hände sind zu feucht. Sie sind rot und nass. Ich wische sie am Rock ab, versuche, sie zu säubern. Das Herz schlägt mir so laut in den Ohren, dass ich nur noch das Rauschen meines Blutes höre: das Rauschen des Blutes, das aus mir herausfließt.

Nein, nein, lieber Gott, nein!

Aber es stimmt, da bin ich mir sicher: Das Blut auf dem Rock stammt von mir, und mit einem letzten, verzweifelten Ruck ziehe ich den Stoff hoch, zerre an Seide, Satin und Spitze, bis ich ihn um die Taille gerafft habe und meine nackten, blutverschmierten Beine sehe.

Ich höre ein Geräusch – eine Art Keuchen. Es kommt aus meinem Mund, und ich reibe an dem Blut, suche nach seinem Ursprung. Ich bin auf den Knien, habe die Schenkel zusammengepresst. Doch jetzt spreize ich sie und sehe die Narben, die seit Langem die zarte Haut meiner Schenkelinnenseiten entstellen. Die Verletzungen, die ich mir mit einer Rasierklinge selbst beigebracht habe.

Ich erinnere mich noch gut an die süße Intensität des ersten Schnitts. An die wunderbare Wärme, die in mir aufgewallt ist, als das Metall durch Haut glitt. An die Erleichterung, die mir der Schmerz verschafft hat, so als entwiche pfeifend Dampf aus einem Kessel. Ich erinnere mich an den Schmerz, aber ich bin nicht mehr darauf angewiesen. Zumindest rede ich mir das ein. Ich brauche weder die Wunden noch den Schmerz.

Ich will mich nicht mehr ritzen.

Es geht mir viel besser, denn ich habe Damien. Er ist für mich da, er erdet und beschützt mich, macht mich erst vollkommen.

Aber das Blut lässt sich nicht leugnen. Und als ich an mir herabschaue, auf die offene Wunde starre – auf das rohe, verstümmelte Fleisch und das klebrige Blut mit dem stechenden Geruch, spüre ich, wie mir die Brust erneut eng wird und sich meine Kehle zusammenschnürt.

Dann höre ich mich endlich schreien.

 

Kapitel 2

Ich wache in Damiens Armen auf, bin ganz heiser von meinem Schrei. Schluchzend schmiege ich das Gesicht an seine nackte Brust. Mein Atem geht stoßweise.

Damiens Hände streicheln meine Schultern, fest und tröstend, besitzergreifend, aber auch beschützend. Er sagt meinen Namen: »Nikki, Nikki, pssst! Alles ist gut, mein Schatz, alles ist gut!« Doch ich bekomme nur mit, dass ich in Sicherheit bin und geliebt werde.

Dass ich ihm gehöre.

Meine Tränen versiegen, und ich hole tief Luft, konzentriere mich auf seine Berührungen, auf seine Stimme. Auf seinen erotischen, männlichen Duft.

Ich lenke die Aufmerksamkeit auf alles, was ihn ausmacht, was ihm die Kraft gibt, mich zu beruhigen und meine Dämonen in die Flucht zu schlagen. Er ist wunderbar, aber das größte Wunder ist, dass er mir gehört.

Ich schlage die Augen auf, lehne mich zurück und hebe den Kopf. Obwohl ich ihn gerade erst aus dem Schlaf gerissen habe, sieht er fantastisch aus. Ich sauge seinen Anblick förmlich in mich auf, und meine Seelenqualen sind vergessen. Es verschlägt mir den Atem, als ich ihm in die Augen sehe, in diese magischen, verschiedenfarbigen Augen, in denen so viel zu sehen ist: Leidenschaft, Besorgnis, Entschlossenheit – aber vor allem Liebe.

»Damien«, flüstere ich und werde mit dem Anflug eines Lächelns belohnt.

»Da bist du ja wieder.« Sanft fährt er mir über die Wange, streicht mir das Haar aus dem Gesicht. »Willst du darüber reden?«

Ich schüttle den Kopf, doch gleichzeitig entweicht mir ein einziges Wort: »Blut.«

Sofort erkenne ich die Besorgnis in seinem Blick.

»Das war nur ein Traum«, erkläre ich. Aber so richtig glauben kann ich es immer noch nicht.

»Das war kein Traum«, verbessert er mich. »Sondern ein Albtraum. Und zwar nicht der erste.«

»Nein«, muss ich zugeben. Anfangs waren es nicht mal richtige Albträume, sondern nur ein ungutes Gefühl beim Aufwachen. In letzter Zeit bin ich immer öfter nachts hochgeschreckt, nass geschwitzt und mit rasendem Herzklopfen. Doch das war der erste Traum, in dem Blut vorkam.

Ich richte mich auf, ziehe mir die Decke bis unters Kinn, als könnte sie mich vor meinen Albträumen beschützen. Ich verschränke meine Finger mit seinen, und unsere Beine berühren sich. Ich möchte nicht über diese Träume nachdenken, aber wenn ich es doch tue, brauche ich Damiens Berührung, die mir Halt gibt.

»Hast du dich geritzt?«

Ich schüttle den Kopf. »Nein, das heißt doch. Irgendwann vorher. Da waren keine Narben an meinen Beinen, sondern Wunden. Offene Wunden und überall Blut, ich …«

Er bringt mich mit einem Kuss zum Schweigen, der so intensiv und fordernd ist, dass ich meine Angst vollkommen vergesse. Stattdessen empfinde ich ein so loderndes Verlangen, dass alles andere auslöscht, alles niederbrennt, was unser gemeinsames Leben bedroht – seien es nun die Gespenster der Vergangenheit oder meine Zukunftsängste.

Meine Zukunftsängste?

Als ich über diese Worte nachdenke, merke ich verblüfft, dass das die Wahrheit ist. Seltsam, denn ich habe keinerlei Angst davor, Mrs. Stark zu werden – im Gegenteil! Wenn mich etwas kein bisschen schreckt, dann der Gedanke, Damiens Frau zu werden. Ich bin dafür bestimmt, das wird mir immer wieder bewusst, wenn ich in seinen Armen liege.

Geht es etwa darum, dass ich Angst habe, etwas könnte dazwischenkommen?

Damiens Daumen fährt zärtlich über meine Unterlippe, und ich sehe das wissende Leuchten in seinen Augen. »Los, erzähl schon!«, fordert er mich mit einer Stimme auf, die keinen Widerspruch duldet.

»Vielleicht sind das Vorzeichen«, flüstere ich. »Die Träume, meine ich.« Das hört sich dumm an, muss aber ausgesprochen werden, denn ich will meine Ängste nicht für mich behalten. Schließlich weiß ich ganz sicher, dass Damien sie mir nehmen kann.

»Vorzeichen?«, wiederholt er. »Du meinst, so was wie ein böses Omen?«

Ich nicke.

»Und was sollen sie bedeuten?« Er zieht die Brauen hoch. »Dass wir nicht heiraten sollen?«

Ich höre den neckenden Unterton, trotzdem fällt meine Antwort extrem heftig aus. »Um Himmels willen, nein!«

»Dass ich dir wehtun werde?«

»Du wärst nie in der Lage, mir wehzutun. Nicht auf diese Art.« Wir beide wissen, dass es Zeiten gab, in denen ich den Schmerz gebraucht habe – in denen ich wieder eine Rasierklinge in meine Haut gedrückt hätte, wenn Damien nicht gewesen wäre. Aber Damien ist hier, und das ist das Einzige, was zählt.

»Was dann?«, fragt er sanft und führt unsere verschränkten Hände an seine Lippen. Zärtlich küsst er meine Fingerknöchel, und dieses süße Gefühl lenkt mich ab.

»Ich weiß nicht.«

»Aber ich!«, sagt er dermaßen überzeugt, dass ich sofort ruhiger werde. »Du bist eine Braut, Nikki. Kein Wunder, dass du nervös bist.« Er gibt mir einen spielerischen Kuss auf die Nasenspitze.

»Nein.« Ich schüttle den Kopf. »Nein, das…« Aber ich beende meinen Satz nicht. Denn vielleicht hat er recht: Habe ich wirklich Angst vor der eigenen Courage?

»Dabei gibt es gar keinen Grund, nervös zu sein.« Er berührt mich an der Schulter, streicht mir sanft über die Arme und zieht dabei das dünne Laken weg.

Daraufhin bin ich nackt und bekomme Gänsehaut. Nicht weil mir kalt wäre, sondern wegen des Verlangens in Damiens Augen: ein Verlangen, dem ich mich nur zu gern hingebe.

»Wie heißt es doch so schön? Bei der Hochzeit werden Braut und Bräutigam eins?« Er fährt mit der Fingerspitze über mein Schlüsselbein und dann zärtlich bis zu meiner Brust. »Doch für uns gilt das nicht, Baby. Ganz einfach, weil wir längst eins sind. Diese Hochzeit ist nur noch reine Formalität.«

»Ja.« Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.

Seine Hand umfasst meine Brust, während sein Daumen träge über meine harte, erigierte Brustwarze fährt. Die Berührung ist ganz sanft, trotzdem geht sie mir durch Mark und Bein. Ein simpler Körperkontakt, der so simpel auch wieder nicht ist, weil er die Kraft hat, mich auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen.

Ich schließe ebenso hingebungs- wie erwartungsvoll die Augen und spüre, wie sich das Bett bewegt, als er sich rittlings auf mich setzt. Er ist ebenfalls nackt, und seine stählerne Erektion drängt heiß und sehnsüchtig gegen meine Schenkel. Ich strecke die Arme nach ihm aus und wölbe die Hände über seinem knackigen Po. Er ist nicht in mich eingedrungen, liebkost mich nicht mal zwischen den Beinen –, trotzdem bin ich überempfindlich. Meine Muskeln ziehen sich sehnsüchtig zusammen, und meine Hüften winden sich schamlos.

»Damien«, flüstere ich und öffne die Augen, um ihn über mir zu sehen. Als er mich anschaut, ist sein Blick ganz weich.

»Nein«, sagt er. »Schließ die Augen. Lass mich einfach machen, lass mich dir beweisen, wie gut ich dich und deinen Körper kenne. Denn er gehört nicht nur dir, sondern auch mir. Und ich will dir zeigen, wie gut und gründlich ich mich um meinen Besitz kümmere.«

»Glaubst du, das wüsste ich nicht längst?«

Er antwortet nicht mit Worten. Stattdessen streifen seine Lippen sanft die meinen. Mehr ist auch gar nicht nötig. Langsam hinterlassen sie eine Spur von Küssen auf meinem Hals, wandern immer tiefer, bis sich sein Mund grob über meiner Brust schließt und er sie mit den Zähnen streift.

Erschreckt biege ich den Rücken durch, während mich Lustwellen durchzucken und sich warm zwischen meinen Beinen stauen. Meine Vagina zieht sich sehnsüchtig zusammen. Ich möchte ihn in mir spüren, kann es kaum erwarten. Aber er berührt nur meine Brust, saugt, beißt, schmeckt und neckt. Dadurch ist alles andere wie ausgelöscht – meine Gedanken, Ängste und Sorgen –, und ich bin Lust pur: funkelnde, frohlockende Lust. Schon sein Mund an meiner Brust könnte genügen, um mich zum Orgasmus zu bringen.

Langsam – quälend langsam – löst er sich von mir. Seine Lippen wandern meinen Bauch hinunter. Beim Nabel hält er inne, seine Zunge neckt mich, und seine Berührung ist wie ein Kitzeln, nur sinnlicher. Er schiebt eine Hand unter meinen Rücken, und ich gehe ins Hohlkreuz, während er an mir zupft und ich seine Zähne auf der weichen Haut meines Bauchs spüre.

Er befindet sich mittlerweile zwischen meinen weit gespreizten Beinen, ohne meine Klitoris zu berühren. Ja, er liebkost nicht einmal meine Schenkel. Aber er verströmt eine solche Leidenschaft, dass mein Schamdreieck in Flammen steht. Alles an mir pulsiert vor Sehnsucht, Verlangen und Begierde.

Und trotzdem macht Damien keinerlei Anstalten, mich zu befriedigen. Es gefällt ihm, mich auf die Folter zu spannen. Als er die Umrisse meines Nabels langsam mit der Zunge nachfährt, stöhne ich laut auf vor Lust und Frust.

»Magst du das?«, fragt er.

»Ja«, murmle ich.

»Ich auch.« Seine Stimme klingt tief und ehrfürchtig. »Du schmeckst süß.«

»Süßigkeiten sind schlecht für dich«, erwidere ich scherzhaft.

»Ja, wenn das so ist …«, sagt er mit leisem Knurren, »dann liebe ich, was schlecht für mich ist.«

»Ich auch«, flüstere ich und komme ihm mit den Hüften entgegen. »Aber, Damien …«

»Du willst mehr«, sagt er und spricht aus, was ich denke. Er küsst meinen Venushügel, lässt die Lippen dann über meinen Hüftknochen bis zum Schenkelansatz wandern.

»O Gott, ja, ja.«

»Und wenn ich immer noch nicht genug von dir gekostet habe? Wenn ich jeden Millimeter deines Körpers küssen, lutschen und daran saugen will? Wenn ich dich erst schmecken will, bevor ich mich in dir verliere? Bevor wir uns aneinander verlieren und ich dich zum Höhepunkt bringe?«

Er richtet sich auf, beugt sich so weit über mich, dass ich fest davon ausgehe, dass er mich gleich küssen wird. Er ist mir so nah, dass wir dieselbe Luft atmen.

Doch er löst sich von mir, bringt seinen Mund an meine Schläfe. Seine Lippen streifen meine Haut, bevor er flüstert: »Ich werde dir immer mehr geben, Baby, aber erst will ich, dass du dafür bereit bist. Dass du scharf wirst und fast vergehst vor lauter Sehnsucht.«

»Das tue ich bereits.« Die Worte sind mir einfach so herausgerutscht, und als Damien sich von mir entfernt, sehe ich das überhebliche Grinsen in seinem Gesicht.

»Allerdings«, sagt er. »Aber du wolltest noch mehr. Eine Aufforderung, der ich nur zu gern nachkomme, mein Schatz. Die Frage ist nur, mehr wovon?« Sein Mund schließt sich um meine Brust, und ich schreie auf, als er in meine Brustwarze beißt. »Mehr Schmerz?«

Ich kann nicht antworten, in meinem Körper tobt der erotische Sturm, den er entfacht hat.

»Mehr Lust?« Er gleitet weiter an meinem Körper hinunter, und diesmal kommt es zu einem Hautkontakt, der meine Leidenschaft noch heller auflodern lässt. Seine Lippen wandern zwischen meinen Brüsten nach unten bis zu meiner Klitoris. Er pustet sanft darauf, legt die Hände flach auf meine Schenkelinnenseiten und öffnet mich noch weiter. Er nimmt eine Hand weg, fährt dann mit dem Finger sanft über meine feuchte, heiße Klitoris. Ich zittere, stehe so kurz davor, dass ein weiterer Lufthauch aus seinem Mund gereicht hätte, und ich wäre gekommen.

»Mehr Vorfreude?« Dann geht sein Mund erneut auf Reisen, wandert mein Bein hinunter, über die Narben auf der Schenkelinnenseite bis zu meiner empfindlichen Kniekehle. Ich bin verloren, schmelze dahin. Ich bin ihm völlig ausgeliefert und kann nichts anderes tun, als die Lust genießen, die er mir beschert.

Er macht weiter, wandert immer tiefer, bis er meinen Knöchel, meine Fußsohle erreicht hat. Er fährt mit dem Finger von der Ferse bis zu den Zehenspitzen, und mein Fuß krümmt sich gleichzeitig mit meinem Rücken. Meine Vagina zieht sich sehnsüchtig zusammen, und ich staune über meine Reaktion auf diese simple Fußberührung. Aber warum eigentlich? Dass ich auf Damiens Zuwendungen extrem reagiere, ist schließlich nicht neu. Ich kann mich ihm nur hingeben, und genau das hatte Damien von Anfang an vor: Er wollte mich von meinen Sorgen ablenken und an diesen Ort bringen, der nur uns beiden gehört, an dem es nur Nikki und Damien gibt sowie die Lust, die wir füreinander empfinden.

Er ist noch nicht mit mir fertig, küsst sich langsam mein Bein hinauf, bis ich mich winde, meine Hüften lustvoll kreisen lasse. Ich will mehr. Ich will alles – und Wunder über Wunder: Endlich gibt mir Damien, wonach ich verlange. Seine Zunge zuckt sanft über meine Klitoris, eine hauchzarte Berührung, trotzdem explodiere ich. Schockwellen breiten sich in meinem Körper aus, fahren mir bis in die Haarspitzen. Es ist tatsächlich nur eine winzige Berührung, aber eben auch nur der Anfang. Er schließt den Mund über meinem Geschlecht, saugt und neckt. Er spreizt meine Beine so weit, dass ich mich nicht mehr rühren kann. Er lässt nicht locker, steigert meine Lust so sehr, bis sie mir zur Qual wird, und ich ganz offen und bedürftig bin: bedürftig nach ihm, danach, dass auch er diesen Ort aufsucht und ein Feuerwerk erlebt.

»Jetzt, Damien, ich will dich in mir spüren!«

Diesmal zögert er zum Glück nicht, ist aber auch nicht gerade sanft. Er geht auf die Knie, dreht mich auf die Seite, setzt sich rittlings auf eines meiner Beine, legt das andere über seine Hüfte und hält mich fest, indem er die flache Hand auf die Außenseite meines Schenkels presst. Seine andere Hand hat meinen Po gepackt, wandert dann aber weiter nach unten und stimuliert meinen Anus, während er tief in mich hineinstößt.

In dieser Position hat er mich noch nie genommen, und es erregt mich sehr, meine gegrätschten Beine, seine Hand und seinen Schwanz, die Art, wie er auf mir kniet, zu spüren: sein Oberkörper ist genauso aufgerichtet wie sein Schwanz, während ich daliege wie eine sich hingebende Vestalin. Er bewegt sich in mir, und ich spüre, wie ich schon wieder zum Orgasmus komme.

Ich schließe die Augen, überlasse mich meinen Gefühlen. Es ist magisch, mich Damien so zu öffnen, so mit ihm eins zu werden: beim Sex, im Leben, in der Ehe.

Ein Schaudern durchläuft mich, und ich höre, wie Damien stöhnt, als sich die Muskeln meiner Vagina um ihn herum anspannen, ihn immer tiefer in mich hineinziehen.

»Genau so, Baby, und jetzt mach die Augen auf!«

Ich gehorche und sehe, dass er nicht mich, sondern unsere sich vereinigenden Körper anschaut. Ich betrachte sein Gesicht – die sich steigernde Leidenschaft –, und als sein Blick weiterschweift und meine Augen erreicht, breche ich unter dem Ansturm der Gefühle, die ich in ihm erkenne, fast zusammen. Ich keuche im Rhythmus meiner Lustwellen, lasse mich von der Leidenschaft mitreißen, die in seinen Augen brennt.

Von der Glut, die mich dahinschmelzen lässt, die mich innerlich zerreißt.

Das bringt uns noch um!, denke ich, während ich den Rücken durchbiege und zum Höhepunkt komme. Nichts als Damiens Körper und seine Hand halten mich fest, während sich meine Vagina immer fester um ihn zusammenzieht, ihn melkt, bis auch er mit Leidenschaft kommt.

Langsam langen wir wieder auf dem Boden der Realität an. Damien zieht sich zu meinem Bedauern zurück, aber immerhin liegt er neben mir, unsere Arme und Beine sind ineinander verschränkt und unsere Gesichter nah beieinander. »Danke«, flüstere ich.

»Wofür?«

»Dafür, dass du mich abgelenkt hast. Von meinem Albtraum.«

Er lacht. »Mir war gar nicht klar, dass ich so leicht zu durchschauen bin.«

»Aber nur für mich. Wie sagtest du so schön? Wir kennen uns eben sehr gut.«

Er küsst mich auf die Nasenspitze. »Es gibt keinen Grund, weshalb du nervös sein müsstest.«

Ich nicke, aber leider irrt er sich, so viel weiß ich jetzt. Ich will mit dieser Hochzeit etwas beweisen, nämlich aller Welt zeigen, was wir als Paar sind: Schönheit, Anmut, etwas ganz Besonderes, Einzigartiges. Und zwar seinetwegen, unseretwegen. Kein Wunder, dass ich nervös bin.

»Ich will, dass die Hochzeit perfekt wird«, gestehe ich.

»Das wird sie auch«, beruhigt er mich. »Wie sollte es anders sein? Denn egal, was passiert, sie wird damit enden, dass du meine Frau bist. Und das, mein Schatz, ist das Einzige, was zählt.«

Ich küsse ihn flüchtig auf den Mund, denn er hat recht. Im Grunde weiß ich, dass er recht hat.

Andererseits ist er nicht derjenige, der sich Gedanken über die Torte machen muss, über das Kleid, die Band, den Fotografen. Über das Zelt, die Tische, den Champagner und so weiter.

Männer! Ich schmiege mich an ihn und gebe widerwillig zu, dass er es zumindest heute Nacht geschafft hat, mich abzulenken.

Heute Nacht interessiert mich nur noch dieser Mann, der bald mein Ehemann sein wird – und schon längst fest zu meinem Leben gehört.

 

 

Kapitel 3

Als ich aufwache, ist das Bett neben mir leer, und es riecht nach gebratenem Speck. Ich drehe mich zum Nachttisch um und schaue auf dem Handydisplay nach, wie spät es ist. Noch nicht mal sechs Uhr.

Stöhnend lasse ich mich in die Kissen zurücksinken. Doch eigentlich will ich nicht weiterschlafen. Ich will Damien.

Ich schlüpfe aus dem Bett und greife nach dem Tanktop sowie der Yoga-Hose, die beide über einem Sessel liegen. Barfuß verlasse ich das Schlafzimmer und gehe das kurze Stück zur Küche. Wir sind in Damiens Haus in Malibu, und das Panoramaschiebefenster mit Blick aufs Meer steht offen. Eine frische Ozeanbrise weht herein und vermischt sich mit dem Duft des Frühstücks. Ich atme tief ein und merke, wie glücklich ich bin. Egal, welche Dämonen mich heute Nacht gequält haben – Damien hat sie nachhaltig verbannt.

Ich werfe einen kurzen Blick auf den dunklen Pazifik. Schaumkronen leuchten auf, als die Wellen im schwächer werdenden Mondlicht an die Küste rollen. Einerseits möchte ich auf den Balkon gehen und auf das brodelnde, schäumende Wasser schauen. Andererseits ist der Lockruf des Meeres nichts im Vergleich zu meiner Sehnsucht nach Damien. Deshalb reiße ich mich vom Fenster los und betrete die Küche. Sie ist größer als die der Wohnung, die ich mir einst mit meiner besten Freundin Jamie geteilt habe, dabei ist sie nicht mal die Hauptküche. Die liegt im ersten Stock und könnte locker ein Restaurant mit hundert Tischen versorgen. Aber weil diese »kleine« Küche gleich neben unserem Schlafzimmer liegt, haben Damien und ich uns angewöhnt, in diesem gemütlichen, nicht so formellen Raum zu kochen und zu essen. Wie immer leistet uns Lady Miau-Miau Gesellschaft, die flauschige weiße Katze, die ich von meiner früheren Mitbewohnerin Jamie geerbt habe. Ich weiß, dass Lady M Jamie vermisst, aber sie genießt den Auslauf im riesigen Haus, außerdem wird sie von Gregory, dem Butler und guten Geist des Hauses, nach Strich und Faden verwöhnt.

Ich lehne mich an die halbhohe Mauer, die den Küchenbereich vom restlichen Raum trennt. Damien steht am Herd und brät ein Omelett, so als wäre er ein Durchschnittsmann. Nur, dass an Damien Stark so gar nichts durchschnittlich ist. Er ist Anmut und Macht pur, Schönheit und Leidenschaft. Er ist unvergleichlich und hat mich komplett in seinen Bann gezogen.

Sein Oberkörper ist nackt, und mir bleibt automatisch die Luft weg, als mein Blick über seine wohldefinierten Rücken- und Armmuskeln schweift. Sein erstes Vermögen hat Damien nicht als Geschäftsmann gemacht, sondern als Tennis-Profi. Noch Jahre später besitzt er das Aussehen und die Kraft eines Spitzenathleten.

Mein Blick wandert bewundernd an seinem Körper herab. Er trägt eine schlichte graue Jogginghose, die tief auf seinen schmalen Hüften sitzt und seinen knackigen Po betont. Genau wie ich ist er barfuß. Er sieht jung und sexy und absolut hinreißend aus. Doch trotz seines lässigen Looks sehe ich auch den Geschäftsmann in ihm. Den mächtigen Manager, der die Welt erobert, sie nach seinem Willen geformt und dabei ein Vermögen verdient hat. Zu wissen, dass ich das Wichtigste für ihn bin und mein Leben an seiner Seite verbringen werde, erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit.

»Du starrst mich an«, sagt er, ohne den Blick vom Herd abzuwenden.

Ich strahle wie ein kleines Kind. »Ich schaue mir eben gern schöne Dinge an.«

Jetzt dreht er sich doch um und mustert mich durchdringend, beginnend mit meinen Zehenspitzen. »Ich auch«, sagt er, als sein Blick mein Gesicht erreicht hat. Es liegt so viel Leidenschaft in seiner Stimme, dass mir die Knie weich werden und mein Körper vor Verlangen zittert. Sein Mund verzieht sich zu einem sexy Lächeln, und ich könnte jeden Moment dahinschmelzen. »Du hast mir die Überraschung verdorben.« Er zeigt mit dem Kinn zum Frühstückstisch, auf dem ein Tablett mit einer Vase steht. Darin befindet sich eine einzelne rote Rose. »Frühstück im Bett.«

»Wie wär’s, wenn wir uns gemeinsam an den Tisch setzen?« Ich stelle mich hinter ihn und lege ihm die Arme um die Taille. Sanft küsse ich seine Schulter und sauge seinen sauberen Seifenduft in mich auf. »Eine frühe Besprechung?« Damien ist wirklich kein Faulpelz, trotzdem geht er nur selten vor neun ins Büro. Stattdessen arbeitet er morgens von zu Hause aus, springt nach einem kurzen Work-out unter die Dusche und fährt dann in die Stadt. Doch heute scheint er einen strafferen Terminplan zu haben.

»Früh würde ich eigentlich nicht sagen. Aber etwas weiter weg: Ich muss zu einer Sitzung nach Palm Springs. Der Hubschrauber kommt in zwanzig Minuten.«

»Und ich habe einen Termin in der Schweiz«, kontere ich lässig und trete einen Schritt zurück, damit er unser Frühstück anrichten kann. »Der Flieger kommt in einer Stunde.«

Seine Mundwinkel verziehen sich belustigt. Das Omelett liegt schon auf einem Teller, jetzt fügt er den Speck hinzu. Ich folge ihm zum Tisch, schenke uns Orangensaft und Kaffee ein, nehme ihm gegenüber Platz, lege die Serviette auf meinen Schoß und merke, dass ich grinse wie ein Honigkuchenpferd. Das Beste daran ist, dass Damien dasselbe tut.

»Ich liebe es, gemeinsam zu frühstücken!«, sage ich. »Das ist so was von gemütlich!«

Er nippt an seinem Kaffee, ohne den Blick von mir zu nehmen. Dann legt er den Kopf schräg, und ich sehe die Frage in seinen Augen. Das hätte ich mir denken können: Nie würde Damien zu einem Termin fahren, ohne sich vorher davon zu überzeugen, dass es mir gut geht. »Keine dunklen Schatten heute Morgen?«, fragt er.

»Nein«, sage ich wahrheitsgemäß. »Es geht mir gut.« Ich beiße in das Omelett, das wir uns teilen, und lasse mich verzückt zurücksinken. Ich kann mich in vielerlei Hinsicht glücklich schätzen, nicht zuletzt, weil mein Verlobter kochen kann. »Wie sollte es auch anders sein, wo du dich so gut um mich kümmerst?«

Wie erhofft, entlocken ihm meine Worte ein Lächeln. Doch ein Rest Besorgnis ist noch vorhanden, und ich strecke den Arm aus, drücke seine Hand. »Wirklich«, sage ich mit fester Stimme. »Es geht mir gut. Wie bereits gesagt – ich möchte nur, dass die Hochzeit perfekt wird, was fast schon ein Witz ist, wenn man bedenkt, dass ich ein Leben lang versucht habe, nicht die perfekte Plastik-Nikki zu sein, die meine Mutter aus mir machen wollte.« Sofort bereue ich es, meine Mutter auch nur erwähnt zu haben. Nach all den Jahren, in denen ich die brave, folgsame Tochter gespielt habe, habe ich mich damit abgefunden, dass sie mich immer nur verletzt hat und meinen Freund noch dazu verachtet. Sie hat mir meine Jugend zur Hölle gemacht, und obwohl das Ritzen allein meine Schuld ist, gäbe es wohl auf der ganzen Welt keinen Psychologen, der die Ursachen für diese gefährliche Sucht nicht auf Elizabeth Fairchild und ihre Neurosen zurückführen würde.

»Du bist nicht wie deine Mutter«, sagt Damien energisch. »Und es gibt keine Braut auf der Welt, die sich keine Traumhochzeit wünschen würde.«

»Und der Bräutigam?«

»Der Bräutigam ist glücklich, solange es seine Braut auch ist. Solange sie nur ›Ja, ich will‹ sagt und er sie zu Mrs. Stark machen darf. Solange wir eine Hochzeitsreise unternehmen.«

Ich muss lachen. »Danke!«

»Dafür, dass ich dein Lampenfieber vor der Hochzeit ertrage?«

»Für alles.«

Er steht auf und schenkt mir Kaffee nach, bevor er den Tisch abräumt. »Brauchst du Unterstützung bei deinen heutigen Unternehmungen?«

»Nein.«

»Wir heiraten am Samstag«, sagt er, als wüsste ich das nicht. Aber bei diesen Worten flammt meine angeblich nicht vorhandene Nervosität erneut auf. »Wenn du Sylvia brauchst, sag einfach Bescheid.« Damit meint er seine extrem effiziente Assistentin.

Ich schüttle den Kopf und schenke ihm ein perfektes Lächeln. »Nein danke, schon okay. Alles läuft nach Plan.«

»Du hast dir wirklich viel vorgenommen«, sagt er. »Mehr als nötig gewesen wäre.«

Ich lege den Kopf schräg, schweige aber. Diese Unterhaltung haben wir schon öfter geführt, und ich habe nicht vor, erneut darauf einzusteigen.

Nachdem er um meine Hand angehalten hat, sind wir einen Monat lang durch Europa gereist. Dort hat er vorgeschlagen, es einfach zu tun, auf einem Berggipfel oder an einem Strand an der Côte d’Azur zu heiraten. Um dann als Mr. und Mrs. Stark in die Vereinigten Staaten zurückzukehren.

Doch ich habe Nein gesagt.

Ich wünsche mir zwar nichts sehnlicher, als Damien Starks Frau zu werden, aber ich will eben auch eine Märchenhochzeit. Ich möchte die Prinzessin in Weiß sein, die an ihrem ganz besonderen Tag in einem wunderschönen Kleid zum Altar geführt wird. Ich mag zwar kaum etwas mit meiner Mutter gemeinsam haben, kann mich aber noch an die Sorgfalt erinnern, mit der wir Ashleys Hochzeit vorbereitet haben. Ich habe meine Schwester um vieles beneidet, ohne zu wissen, dass sie mit eigenen Dämonen zu kämpfen hatte. Als sie dann über Rosenblätter zum Altar schritt, füllten sich meine Augen mit Tränen, und ich konnte nur noch denken: Eines Tages. Eines Tages werde ich den Mann finden, der am Ende dieses Weges auf mich wartet, mit nichts als Liebe in den Augen.

Doch es war nicht nur mein Wunsch nach einer Traumhochzeit, die mich darauf bestehen ließ, noch zu warten. Denn ob es mir nun gefällt oder nicht: Damien ist ein Prominenter. Ich weiß also, dass die Medien über unsere Hochzeit berichten werden. Es soll nichts Pompöses werden – ehrlich gesagt möchte ich draußen am Strand heiraten –, aber ein schönes Fest soll es schon werden. Und da ich weiß, dass die Paparazzi alles tun werden, um geschmacklose Fotos zu machen, habe ich mir eine Reihe von uns in Auftrag gegebene Porträts und Schnappschüssen gewünscht. Fantastische Bilder, die wir den seriösen Medien überlassen können, damit sie den Mist in den Boulevardblättern hoffentlich überstrahlen werden.

Noch mehr wünsche ich mir jedoch, dass sie die furchtbare Geschichte und die Fotos vergessen machen, die die Medien erst vor wenigen Monaten gebracht haben, als Damien des Mordes angeklagt worden war. Ich will, dass der schönste Tag in unserem Leben einen dicken Schlusspunkt unter diese Angelegenheit setzt und über die schlimmsten Tage triumphiert.

All das habe ich Damien auch gesagt, und obwohl er nicht alle Argumente für eine solche Hochzeit teilen kann, hat er zumindest Verständnis dafür.

Umgekehrt verstehe ich, dass er Angst hat, ich könnte mir zu viel zugemutet haben. Aber es geht hier schließlich um meine Hochzeit. Die Albträume sind ein Spiegel meiner Ängste, aber nicht die Realität. Ich komme damit klar, ich komme mit allem klar – Hauptsache ich werde am Ende damit belohnt, mit Damien vor dem Traualtar zu stehen.

»Alles läuft prima«, sage ich, um uns beide zu beruhigen. »Ich habe die Lage unter Kontrolle. Wirklich!«

»Hast du einen Fotografen gefunden?«

»Machst du Witze? Natürlich!« Das ist eine dreiste Lüge und nicht ganz ungefährlich, denn Damien kennt mich besser als jeder andere. Ich zwinge mich, nicht die Luft anzuhalten, rechne aber damit, dass er mehr wissen will – den Namen, das Studio, Referenzen. Alles Fragen, die ich nicht beantworten kann, weil ich noch keinen Fotografen gefunden habe, der den Mann ersetzen kann, den Damien letzte Woche gefeuert hat. Und zwar nachdem wir herausbekommen hatten, dass er hinter unserem Rücken vereinbart hat, nicht von uns abgenommene Hochzeitsbilder an das Klatschportal TMZ zu verkaufen. Und das ist nicht unser einziges Problem: Gestern habe ich erfahren, dass der Sänger der von mir gebuchten Band beschlossen hat, alles hinzuschmeißen und Knall auf Fall nach Kanada zurückzuziehen. Das bedeutet, dass es noch keinerlei Unterhaltungsprogramm gibt.

Ich muss also dringend jemanden engagieren – denn wie mir Damien netterweise in Erinnerung gerufen hat, heiraten wir in wenigen Tagen.

Aber, was soll’s, ich bin schließlich kein bisschen gestresst oder so!

Ich runzle die Stirn, als mir dämmert, dass es vielleicht doch gute Gründe für meine Albträume gibt.

»Was ist?«, fragt Damien. »Ach, nichts«, sage ich. »Ich hab nur daran gedacht, was ich heute noch alles erledigen muss.«

Ich sehe ihm an, dass er mir das nicht abnimmt. Aber ich bin die Braut, und wie die meisten Bräutigame weiß er genau, dass er mich derzeit mit Samthandschuhen anfassen muss. »Falls es dir entgangen sein sollte: Wir haben genug Geld, um professionelle Hilfe anzuheuern. Tu dir bitte keinen Zwang an, wenn es nötig sein sollte!«

»Wie? Du willst einen Hochzeitsplaner anstellen?« Ich schüttle den Kopf. »Dafür reicht die Zeit nicht mehr. Außerdem will ich alles selbst organisieren, und das weißt du auch: Ich will, dass das Fest zu uns passt und nicht zur neuesten Hochzeitsmode.«

»Das verstehe ich durchaus. Aber vielleicht hast du dir etwas viel vorgenommen?«

»Du hast doch auch mitgeholfen.«

Er gluckst. »Soweit ich das durfte, ja.«

Ich zucke die Achseln. »Du musst schließlich ein ganzes Firmenimperium leiten.«

Fakt ist, dass ich mehr Zeit habe als Damien. Ich habe nur eine kleine Firma mit genau einer Angestellten, und die bin ich. Er leitet Stark International mit so vielen Angestellten wie ein Entwicklungsland Einwohner hat. Vielleicht sind es sogar noch mehr. Und ja, ich habe ganz schön zu tun – aber nur, weil Damien keine lange Verlobungszeit wollte. Und da ich es ebenfalls nicht abwarten kann, waren wir uns schnell einig.

Es ist jetzt drei Monate her, dass er um meine Hand angehalten hat, und seit zwei Monaten und neunundzwanzig Tagen beschäftige ich mich mit der Hochzeitsplanung und versuche, diese mit meinem Job als Software-Entwicklerin zu koordinieren. Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe – umso mehr, als ich es aus eigener Kraft erreicht habe. Endlich sind die vielen Benimmkurse, zu denen mich meine Mutter gezwungen hat, mal zu was nutze!

Ich lächle ihn hinterhältig an. »Vielleicht hast du doch recht: Es ist ziemlich stressig, so unter Zeitdruck zu stehen, dabei macht es solchen Spaß, mir die Stranddekoration, das Catering und so weiter bis ins Detail auszudenken. Vielleicht sollten wir die Hochzeit einfach um ein paar Monate verschieben. Das würde mir die Sache sehr erleichtern.«

Seine Augen werden schmal. »Hör auf, Witze darüber zu machen! Außer du willst, dass ich dich packe, in ein Flugzeug setze und nach Mexiko entführe. Was ich übrigens nach wie vor für eine fantastische Idee halte.«

»Vegas wäre noch einfacher«, ziehe ich ihn auf.

»Aber in Las Vegas gibt es keinen Strand.« Seine Gesichtszüge werden weich. »Ich wäre zwar durchaus in der Lage, dich zu entführen, aber die Brandung und den Sonnenuntergang würde ich dir nie verweigern.«

Seufzend schmiege ich mich an ihn. »Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?«

»Genug, um mich zu heiraten.«

»Und noch viel mehr!«

Er legt den Arm um meine Taille und zieht mich an sich, dann küsst er mich zärtlich auf den Mund: ein Kuss, der anfangs nichts weiter ist als eine hauchzarte Berührung, eine Einladung. Aber die Leidenschaft zwischen uns ist nicht zu leugnen, und bald stöhne ich, öffne mich seiner Zunge, während er den Mund auf meinen presst. Er zieht mich noch fester an sich, und mein Name ist nur noch ein Flüstern auf seinen Lippen. Seine Hand streicht über meinen Rücken und schiebt sich unter mein Tanktop. Das Gefühl von nackter Haut auf nackter Haut ist einfach unwiderstehlich, und ich seufze lustvoll auf. Dann stockt mir der Atem, als seine geschickten Finger unter das Bündchen meiner Yoga-Hose schlüpfen, sich um meinen Hintern wölben. Er zieht mich noch enger an sich, seine Erektion ist heiß und hart, als seine Finger in mich hineingleiten. Ich schmelze dahin, möchte nichts sehnlicher, als uns die Kleider vom Leib reißen und mich gleich hier auf dem Dielenboden von ihm nehmen lassen.

Alles an mir pulsiert, und ich könnte schwören, dass das ganze Haus mitzittert. Ich brauche einen Moment, bis ich merke, dass diese Vibrationen nicht nur auf mein Verlangen, sondern auf den Heli zurückzuführen ist, der sich gerade dem von Damien auf dem Grundstück angelegten Landeplatz nähert. Ich löse mich keuchend von ihm. »Sie kommen noch zu spät, Mr. Stark.«

»Da haben Sie leider recht.« Er küsst meine Mundwinkel, und seine Zunge an diesen empfindlichen Stellen ist beinahe so erregend wie seine sich an mich drängende Erektion. »Bist du sicher, dass du mich heute nicht begleiten willst?«, fragt er. »Ich glaube, im Hubschrauber habe ich dich noch nie genommen.«

Ich muss lachen. »Das steht ganz oben auf meiner Wunschliste«, versichere ich ihm. »Aber nicht heute. Heute habe ich ein Treffen mit der Torten-Lady.« Statt einer traditionellen Hochzeitstorte habe ich mich für ein Cupcake-Arrangement entschieden, bei dem nur die oberste Lage wie eine Torte aussieht. Die Konditorin, eine Promi-Köchin namens Sally Love, hat mir ein fantastisches Zuckerguss-Design für jeden einzelnen Cupcake vorgeschlagen. Außerdem wird sie echte Blüten einarbeiten, damit das Ganze elegant und originell aussieht. Und lecker obendrein! Damien und ich waren gemeinsam bei ihr, um die Geschmacksrichtungen für die oberste Lage und die restlichen Cupcakes auszuwählen. Heute gehe ich wieder hin, um die zehn Sorten, die es bis in die Endausscheidung geschafft haben, auf die nötigen fünf einzugrenzen.

»Brauchst du mich?«, fragt er.

»Aber immer doch!«, erwidere ich. »Nur nicht in der Konditorei. Du hast deinen Job bereits erledigt, ich treffe nur die Endauswahl.«

»Hauptsache, du streichst nicht meine kleinen Käsekuchen!«

»Das würde ich niemals wagen.«

»Kommt Jamie auch mit?«

»Heute nicht.« Meine beste Freundin und frühere Mitbewohnerin ist erst kürzlich nach Texas zurückgezogen, um sich dort in Ruhe darauf zu besinnen, was sie mit ihrem Leben anfangen will. Seit drei Tagen ist sie wieder da und will die beste Brautjungfer überhaupt sein – was bedeutet, dass ich mir stundenlange Entschuldigungen anhören musste, warum sie es heute nicht in die Konditorei schaffen wird. »Sie ist gestern nach Oxnard gefahren und weiß nicht, wann sie wieder zurück ist. Sie hat dort vor Jahren in einem Theaterstück mitgespielt, und der Regisseur ist ein alter Freund, der jetzt Werbespots dreht. Insofern …« Ich verstumme achselzuckend, aber Damien weiß Bescheid. Jamie versucht nach wie vor, einen Auftrag zu ergattern.

»Und wenn sie den Job bekommt?«, fragt er.

Ich zucke erneut die Achseln. Ich bin hin und her gerissen: Einerseits will ich, dass sie den Job bekommt, andererseits möchte ich, dass sie so viel Zeit hat, wie sie braucht, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ich vermisse Jamie, aber Hollywood hat ihr ganz schön zugesetzt, sie mit Haut und Haar verschlungen und wieder ausgespuckt. Und obwohl meine beste Freundin vorgibt, taff genug dafür zu sein, verbirgt sich hinter der Sexbomben-Fassade eine verletzliche Frau. Mit einem verletzlichen Herzen, das ihr nicht wieder gebrochen werden soll.

Damien küsst mich auf die Stirn. »Egal, was passiert, sie hat immer noch dich, und so viel Glück hat nicht jeder.«

Ich lächle zu ihm auf. »Bist du heute Abend wieder da?«

»Ja, aber erst spät.« Er fährt mir mit einem Finger über meine nackte Schulter. »Solltest du schon schlafen, wecke ich dich.«

»Ich freu mich schon darauf.« Ich halte ihm den Mund für einen schnellen Kuss hin. »Sie sollten sich langsam anziehen, Mr. Stark.« Ich schiebe ihn in Richtung Schlafzimmer. Er ist erstaunlich schnell wieder zurück, schließt die Manschettenknöpfe, während er zu mir geht, meine Hand nimmt und mich mit auf den Balkon zieht. Ich folge ihm die Außentreppe und den Pfad zum Hubschrauberlandeplatz hinunter.

An seinem Ende bleiben wir stehen, und er küsst mich ein letztes Mal zärtlich. »Bis bald, Miss Fairchild!«, sagt er, aber was ich höre, ist: »Ich liebe dich.«

Ich sehe zu, wie er sich unter den Rotorblättern duckt und den Hubschrauber besteigt, auf dessen Flanke SI steht: Stark International. Grinsend denke ich, dass SU passender gewesen wäre – Stark Universum. Meine ganze Welt ist er ohnehin.

Ich schütze mein Gesicht vor dem Wind, sehe zu, wie sich der Heli in die Lüfte erhebt und mir Damien nimmt. Ich weiß, dass er heute Abend zurückkommen wird, fühle mich aber jetzt schon einsam und verlassen.

Ich überlege, hineinzugehen und mich anzuziehen, nehme jedoch den gepflasterten Weg zum Meer hinunter. Ich gehe den Sandstrand entlang und male mir meine Hochzeit in den leuchtendsten Farben aus. Sie soll bei Sonnenuntergang stattfinden, danach steigt die Party. Für Damiens gesellschaftliche Stellung ist die Gästeliste ziemlich klein. Wir haben nur unsere gemeinsamen Freunde und ein paar wichtige Angestellte von Stark International, Stark Applied Technology und deren Tochtergesellschaften eingeladen. Ein paar Stipendiaten von Damiens diversen Wohltätigkeitsorganisationen sowie einige meiner Freunde werden ebenfalls kommen.

Die Zeremonie selbst wird kurz und schlicht sein, Damien und ich haben jeweils nur einen Trauzeugen. Da mein Vater vor vielen Jahren auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist, kann er mich nicht zum Altar führen. Ich habe überlegt, Ollie, einen meiner besten Freunde, zu bitten. Doch obwohl Damien und er Waffenstillstand geschlossen haben, möchte ich auf meiner Hochzeit kein Drama riskieren.

Von meiner Mutter werde ich mich jedenfalls bestimmt nicht zum Altar führen lassen. Schließlich bin ich die ganzen letzten Jahre vor ihr davongerannt! Ehrlich gesagt, habe ich sie noch nicht mal zur Hochzeit eingeladen. Es wird also niemand von meiner Familie dabei sein. Deshalb werde ich allein über die Rosenblätter zum Altar schreiten, während Damien Stark groß und elegant am Ende des Mittelgangs aufragen wird.

Wir haben unsere Ehegelübde selbst geschrieben – ein paar kurze, liebevolle Sätze –, doch im Grunde zählt für uns nur: Möchten Sie diesen Mann zu Ihrem Ehemann nehmen? Möchten Sie diese Frau zu Ihrer Ehefrau nehmen? Ja, ja, lieber Gott, ja!

Der Empfang danach ist eine ganz andere Geschichte. Er soll die ganze Nacht dauern, ja vielleicht sogar bis zum Morgengrauen. Wenn Damien und ich uns lange genug unter die Gäste gemischt und Kuchen gegessen haben, werden wir unsere Hochzeitsreise antreten, und Jamie muss sich um das Haus in Malibu kümmern. Gemeinsam mit Ryan Hunter und dem übrigen Sicherheitspersonal von Stark International wird sie dafür sorgen, dass jeder, der eine Übernachtungsgelegenheit benötigt, auch eine bekommt. Und dass jeder, der nach Hause chauffiert werden will, auch nach Hause chauffiert wird.

Obwohl wir schon bald auf unsere Hochzeitsreise entschwinden werden, sind es die Details des Empfangs, die mich am meisten beschäftigen. Ich habe Zelte, Tanzflächen, Laternen und Heizpilze organisiert. Es wird ein Büffet geben, drei Bars und einen Stand mit Schokoladenfondue, den Damiens Trauzeuge, sein Jugendfreund Alain Beauchène, zur Verfügung stellt. Das Musikproblem hat mich ein wenig aus dem Konzept gebracht, aber ich bin so voller Tatendrang, dass ich bis zum Abend bestimmt eine Band und einen Fotografen aufgetrieben haben werde. Man muss schließlich positiv denken!

Ansonsten sind nur noch zwei weitere wichtige Aufgaben zu erledigen: die Endbesprechung der Cupcake-Torte, die ich in wenigen Stunden erledigt haben werde, und die letzte Anprobe des Brautkleids. Das Kleid ist von Phillipe Favreau, ein Original, das wir nach einem langen Gespräch mit Phillipe persönlich in Paris gekauft haben. Es war unglaublich teuer, aber wie hat Damien so schön gesagt? Wozu hat man Trillionen Dollar, wenn man sie nicht genießt? Außerdem habe ich mich auf den ersten Blick in den Schnitt des Kleids verliebt.

Phillipe hat es auf meine Maße ändern lassen und wird es mir aus Paris zuschicken. Es gab ein paar nervenaufreibende Verzögerungen, aber angeblich läuft jetzt alles nach Plan. Morgen früh soll es in seine Boutique am Rodeo Drive geliefert werden. Dann wird ein vertrauenswürdiger Mitarbeiter letzte Änderungen vornehmen und es mir einen Tag später zustellen, also am Freitag. Im Haus in Malibu ist es sicher aufgehoben, bis es mich dann am Samstag in eine Braut verwandeln wird.

Insgesamt läuft es ziemlich glatt, und ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken. Die paar Albträume spielen da wirklich keine Rolle. Ich organisiere meine Hochzeit wie ein Profi und habe nicht vor, jetzt nachzulassen.

Ich atme tief ein, ziehe meine Füße durch die Brandung und lasse Wasser aufspritzen. Mrs. Damien Stark.

Offen gestanden kann ich es kaum erwarten.

»Miss Fairchild?«

Ich schaue auf und sehe, dass Tony, einer von Damiens Sicherheitsleuten, auf mich zugeeilt kommt.

»Was ist denn?«

»Tut mir leid, Miss Fairchild, ich habe es schon auf Ihrem Handy versucht, aber es ist niemand drangegangen.«

Mir fällt ein, dass es noch neben dem Bett liegt. »Was ist passiert?«, frage ich beunruhigt. »Ist was mit Damien?«

»Nein, nein, nichts dergleichen. Aber eine Frau steht am Tor.« Er meint das Eingangstor, das Damien installieren ließ, als die Paparazzi wegen seines Mordprozesses verrücktspielten. »Normalerweise würde ich sie einfach fortschicken und darauf bestehen, dass sie sich vorher anmeldet. Aber unter den gegebenen Umständen …«

»Was denn für Umstände?«

»Miss Fairchild«, sagt er. »Die Dame behauptet, Ihre Mutter zu sein.«

 

 

Kapitel 4

Meine Mutter.

Verdammte Scheiße, meine Mutter?!

Meine Knie geben nach, und ich muss mich zwingen, mich nicht an Tony zu klammern. Hier am Strand gibt es nichts, woran ich mich festhalten könnte, aber im Moment brauche ich Halt. Deshalb stehe ich wie erstarrt da und kann nur hoffen, dass Tony nicht merkt, dass ich innerlich völlig ausflippe.

»Ich habe nicht mit ihr gerechnet«, ringe ich mir ab. »Sie wohnt in Texas.«

»Ich weiß, dass sie aus einem anderen Bundesstaat kommt, Miss Fairchild. Schließlich habe ich ihre Personalien kontrolliert: Elizabeth Regina Fairchild, wohnhaft in Dallas. Ich gehe davon aus, dass sie wegen der Hochzeit hier ist.«

»Ja. Es ist nur so, dass – dass sie nicht vor Freitag kommen wollte«, lüge ich und verzerre mein Gesicht zu einer breiten Grimasse. Sie soll ein Lächeln darstellen, doch vermutlich sehe ich eher aus, als wäre ich einem billigen Horrorfilm entsprungen. »Also gut. Sagen Sie ihr, sie soll zum Haus weiterfahren. Wenn Sie bitte Gregory verständigen und ihn bitten, sie im Wohnzimmer im ersten Stock Platz nehmen zu lassen. Ich ziehe mich nur schnell an.«

»Natürlich, Miss Fairchild.« Sollte ihm auffallen, wie nervös ich bin, ist er freundlich oder professionell genug, sich nichts anmerken zu lassen.

Ich eile den Weg zurück und nehme die Treppe zum Balkon. Auf keinen Fall möchte ich meiner Mutter begegnen, bevor ich perfekt angezogen und geschminkt bin. Vielleicht wartet sie dann noch ein bisschen, bevor sie mich fertigmacht.

Im Schlafzimmer greife ich als Erstes zum Handy und wähle Damiens Nummer. Dann lege ich auf, bevor es durchläutet.

Ich sitze auf der Bettkante und ringe nach Luft. Mein Herz schlägt so heftig, dass mir der ganze Brustkorb wehtut. Mit der Rechten habe ich das Handy so fest umklammert, dass ich es fast zerdrücke. Meine Linke ist zur Faust geballt, und ich konzentriere mich auf das Gefühl, die Fingernägel in die Haut zu krallen. Ich stelle mir vor, wie sie mich ritzen, bis es blutet. Ich konzentriere mich auf den Schmerz – doch dann bin ich dermaßen von mir angewidert, dass ich das Handy quer durch den Raum schleudere. Es zerspringt beim Aufprall, ist eine einzige Explosion aus Plastik und Glas, eine einzige Versuchung aus scharfen Ecken und Kanten, die glitzernd auf dem Boden liegen. Ich stehe auf, gehe aber nicht auf die Scherben zu. Ich zwinge mich, sie nicht anzufassen, ja sie nicht mal aufzufegen. Sie sind zu verführerisch, und obwohl ich in den Monaten mit Damien stärker geworden bin, traue ich mir nicht über den Weg. Nicht jetzt, wo Elizabeth Fairchild zwei Stockwerke tiefer wie eine Spinne im Netz sitzt und nur darauf wartet, mich zu packen, einzuwickeln und sämtliches Leben aus mir herauszusaugen.

Mist.

Meine Mutter.

Die Frau, die mich als Kind in einen dunklen, fensterlosen Raum gesperrt hat, damit mir gar nichts anderes übrig blieb, als meinen Schönheitsschlaf zu halten. Die mein Essen dermaßen stark eingeschränkt hat, dass ich Kohlenhydrate erst im College kennengelernt habe.

Die Frau, die ihren Töchtern ihre Vorstellung von weiblicher Perfektion dermaßen eingebläut hat, dass meine Schwester Selbstmord beging, nachdem sie von ihrem Mann verlassen wurde – denn offensichtlich hatte sie als Frau versagt.

Die Frau, die gesagt hat, es wäre dumm, bei Damien zu bleiben: Habe man die Zehn-Millionen-Dollar-Schallgrenze erst mal durchbrochen, sei ein Mann so gut wie der andere. Ich solle mich lieber nach einem Kandidaten umsehen, der weniger emotionalen Ballast mit sich herumschleppt.

Die Frau, die mir vorgeworfen hat, den Ruf unserer Familie in den Dreck gezogen zu haben, nur weil ich für ein Aktporträt posiert habe.

Die Frau, die mich eine Hure genannt hat. Ich will sie nicht sehen. Mehr noch: Ich weiß nicht, ob ich das schaffe und dabei psychisch stabil bleiben kann.

Ich brauche Damien, will nur noch Damien. Er ist mein Halt, mein Fels in der Brandung.

Aber er ist nicht in der Stadt, und meine Mutter sitzt unten. Und obwohl ich weiß, dass ein Anruf genügen würde, um ihn sofort kehrtmachen zu lassen, kann ich mich nicht dazu überwinden.

Ich werde es alleine schaffen – schließlich bleibt mir nichts anderes übrig.

Und mit Damiens Stimme in meinem Kopf werde ich es auch überleben.

Zumindest hoffe ich das.

»Sieh mal einer an!« Meine Mutter erhebt sich von dem weißen Sofa und streicht ihren Leinenrock glatt, bevor sie auf mich zukommt. Sie streckt die Arme nach mir aus, um mich in eine Umarmung zu ziehen, die allerdings von ihren nur in die Luft gehauchten Küssen gebremst wird. »Ich dachte schon, du lässt mich hier unten sitzen.« Ihre Stimme klingt gelassen, aber ich höre den Vorwurf heraus, ich hätte meine Gäste vernachlässigt und damit gegen eine der wichtigsten Benimmregeln Elizabeth Fairchilds verstoßen.