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Dallas Sykes ist berühmt-berüchtigt. Für seine Partys, sein Vermögen und seine Frauengeschichten. Doch der Dallas, den ich kenne, ist ein völlig anderer: Er ist tiefgründig, klug und unwiderstehlich sexy. Sein Blick nimmt mir den Atem, seine Berührung raubt mir den Verstand.
Unsere Vergangenheit bindet uns aneinander, unsere Geheimnisse hüten wir auf ewig. Es gibt Menschen, die die Macht besitzen, uns zu verletzen. Aber am gefährlichsten ist für uns die Wahrheit.
Dallas ist nur hinter verschlossenen Türen mein. Unsere leidenschaftliche Liebe ist verboten. Und dennoch hat sich nichts je so gut, so richtig angefühlt.
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Seitenzahl: 408
J. KENNER
SEXY
SECRETS
Roman
Band 2
Aus dem Amerikanischen von Janine Malz
Zum Roman
Nach Jahren, in denen Dallas und Jane gegen ihre Gefühle füreinander angekämpft haben, geben sie sich endlich dem Rausch der Leidenschaft hin. Ihre Beziehung ist ein Tabu, und so lieben sie sich nur im Verborgenen, in der ständigen Furcht, entdeckt zu werden. Doch noch viel dunklere Geheimnisse bedrohen ihr Glück. Geheimnisse, die sie das Leben kosten könnten ...
Zur Autorin
Die New-York-Times- und SPIEGEL-Bestsellerautorin J. Kenner wurde in Kalifornien geboren und wuchs in Texas auf, wo sie heute mit ihrem Mann und ihren Töchtern lebt. Sie arbeitete viele Jahre als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre lieferbaren Romane und Erzählungen finden Sie unter J. Kenner im Diana Verlag.
Für die Kenner-Crew –
ihr seid die Besten!
Meine frühesten Erinnerungen sind Erinnerungen an Dallas. Wie ich ihn ansehe. Ihn anlächle.
Ihn liebe.
Ich erinnere mich nicht, wann mir bewusst wurde, dass es falsch war; wann mir wirklich klar wurde, dass wir unsere wachsende Sehnsucht geheim halten mussten. Ich weiß nur, dass all die Zeit über diese Glut in uns schwelte. Dieser Funke, der nur darauf wartete, entzündet zu werden. Und dass, als uns das Schicksal einholte, als wir gemeinsam in der Dunkelheit eingesperrt waren, wir uns keine Gedanken mehr machten über irgendwelche Regeln oder Erwartungen, über Tabus oder Strafen.
Alles, was wir wollten, war, diese Hölle irgendwie zu überleben. Alles, was für uns zählte, war, in den Armen des anderen Trost zu finden, egal, was die Welt draußen dachte.
Auf gewisse Art und Weise waren jene langen, finsteren Wochen die besten meines Lebens. Es waren schreckliche, beängstigende Wochen, ja, aber gleichzeitig gehörten wir zusammen. Gehörten wir nur einander.
Danach, in der realen Welt, wurden wir auseinandergerissen. Alles, was wir füreinander gewesen waren, wurde verdrängt, begraben.
Eine kostbare Erinnerung. Ein traumatisches Intermezzo.
Ein Fehler.
Denn wir sind Bruder und Schwester – so unauflöslich durch Adoption miteinander verbunden, als seien wir blutsverwandt – und dennoch ebenso verbunden durch unsere Sehnsucht. Unser Verlangen. Unsere Liebe.
Siebzehn Jahre lang haben wir gegen unser Verlangen angekämpft, doch das ist nun vorbei. Wir haben keine Kraft mehr, noch länger zu kämpfen, und haben uns dem himmlischen Gefühl unserer Liebe füreinander hingegeben.
Es ist eine verbotene Liebe, eine verbotene Leidenschaft.
Es ist eine geheime Liebe, und niemand darf davon erfahren.
Aber Geheimnisse machen mir Angst, denn die Dinge, die im Dunkeln verborgen liegen, besitzen Macht.
Dallas und ich wissen das besser als jeder andere.
Und auch wenn ich glücklicher bin als je zuvor in meinem Leben, habe ich auch so große Furcht wie noch nie zuvor. Denn ich weiß, was auf dem Spiel steht.
Ich kenne die Macht der Geheimnisse.
Und ich habe schreckliche Angst, dass unser Geheimnis uns früher oder später zerstören wird.
KAPITEL 1
Lügen haben lange Beine
Das Leben ist einfach nicht fair.
Vier lange, luxuriöse Tage lang war dieses Anwesen in Southampton mein persönliches Paradies. Hier wurde mein Körper verwöhnt. Meine Haut gestreichelt. Hier konnte ich mich meiner Leidenschaft hingeben, die sich über siebzehn Jahre aufgestaut hatte. Hier wurde ich von jenem Mann berührt, geküsst und auf Händen getragen, den ich bereits mein ganzes Leben lang liebe, und ich genoss die Freiheit, im Gegenzug jeden Zentimeter seines Körpers zu erkunden. Mit den Lippen über seinen männlich markanten Kiefer, seinen durchtrainierten Bauch zu streifen. Mit der Zunge die Süße seiner Haut und den salzigen Geschmack seines Schwanzes zu kosten.
Wir hatten uns zärtlich geliebt, dann wild und heftig, dann erneut zärtlich. Wir hatten uns in die Arme des anderen geschmiegt. Wir hatten Late-Night-Shows im Fernsehen geschaut, die Beine ineinander verschlungen, bis uns der bloße Hautkontakt schier überwältigte, wir den Fernseher stumm schalteten und uns erneut im flackernden Licht des Bildschirms gegenseitig erkundeten.
Wir waren tagsüber nackt im Pool geschwommen und im Mondlicht am Strand entlangspaziert.
Diese Tage waren ein Geschenk. Ein Segen.
Der Himmel auf Erden.
Doch all das hatte sich heute Morgen schlagartig geändert, und nun hat sich dieses Anwesen, das ich so liebe, in eine Hölle verwandelt. Eine luxuriöse Hölle, in der eine kühle Brise vom Meer hereinweht, eine gut sortierte Bar bereitsteht, eilfertige Diener Sushi und andere exquisite Häppchen auf Tabletts anbieten, und in der der Mann, den ich liebe, einer kessen Blondine an den Arsch grapscht, die ein so knappes Kleid trägt, dass ihre Titten beim kleinsten Nieser herauszufallen drohen.
Bitch.
Aber ich bin nicht die Einzige, die insgeheim einen Mordanschlag auf dieses blonde Flittchen plant. Ganz im Gegenteil, ich glaube, jede einzelne Frau, die gerade in der Nähe steht, würde ihr liebend gern die Augen auskratzen und ihren Platz an seiner Seite einnehmen. Dallas Sykes. Der berüchtigte Bad Boy. Der Mann, der der Öffentlichkeit als einer der beiden Milliarden-Erben der Sykes-Familie bekannt ist und den Frauen überall im Land ehrfürchtig den King of Fuck nennen.
Der Mann, den ich liebe.
Der Mann, den ich privat lieben kann, aber niemals in der Öffentlichkeit.
Der Mann, der mein Bruder ist.
Tja, schöne Scheiße.
Als die blonde Schlampe sich jetzt dicht zu ihm beugt und an seinem Ohrläppchen knabbert, wende ich mich ab. Das ist mehr, als ich ertragen kann. Also stelle ich mich an der Bar an.
»Einen Woodford Reserve«, sage ich zu dem Barkeeper. »Mit zwei Eiswürfeln.« Vor meinem inneren Auge sehe ich, wie er seine Hand auf ihren Hintern gelegt hat. »Wissen Sie was, machen Sie einen doppelten daraus.«
»Geht klar, Miss.«
Neben mir steht eine Frau vom Typ Laufstegmodel, die mindestens einen Kopf größer ist als ich, und nippt an ihrem Rotwein. »Lieber gleich zum harten Zeug greifen, was? Ich schätze, wir können dasselbe Lied anstimmen.«
Irritiert sehe ich sie an. »Bitte was?«
Ihre Mundwinkel ziehen sich nach oben, wobei ihre Wangenknochen noch stärker hervortreten. Mit ihrem dunklen, kurzen Haar und ihrem blassen Teint sieht sie aus wie eine Elfe. Eine durchtriebene Elfe, korrigiere ich mich, als ich das Leuchten in ihren blassblauen Augen sehe. »Das Lied ›Ode an Dallas‹«, erklärt sie. »Ihn mit Sirenengesang bezirzen, damit er das Flittchen stehen lässt und direkt zu dir kommt. Beziehungsweise, in meinem Fall, zu mir.«
»Oh. Oh, nein.« Meine Wangen glühen, und ich wünschte, irgendeine Naturkatastrophe würde über uns hereinbrechen. Ein Erdrutsch, vielleicht. Oder ein Tsunami, der Shinnecock Bay, wo wir uns derzeit befinden, unter sich begräbt. »Ich? Mit Dallas? Das ist nicht mal …«
Ich klappe meinen Mund zu und bin still, bevor ich mich noch weiter verdächtig mache. Wie zum Henker konnte man mir das so deutlich ansehen? Hatte sie das Begehren in meinen Augen erkannt? Bestimmt nicht, oder? Bestimmt war ich vorsichtig genug. Denn ich muss vorsichtig sein. Ich war mein ganzes Leben lang vorsichtig.
Ja, aber das war, bevor ihr beide zusammen wart. Nun seid ihr aber genau das. Zumindest, wenn euch niemand sieht. Aber nicht hier. Nicht in dieser Welt. Nicht dort, wo es zählt.
Sie lächelt wissend. »Ach, komm schon. Erzähl mir nicht, dass du – warte mal.« Sie legt ihren Kopf schräg, um mein Gesicht zu studieren, reißt dann plötzlich die Augen auf und schlägt sich ihre langen Finger über den blutroten Mund. »Oh, scheiße. Tut mir leid. Ich wusste nicht …«
»Was?«
»Ich habe dich nicht erkannt. Du bist Jane, richtig? Seine Schwester? Gott, wie peinlich von mir.« Sie fährt sich mit ihren perfekt manikürten Fingern durch ihren Pixie-Kurzhaarschnitt. »Ich habe nur gesehen, wie du ihn angesehen hast, und da dachte ich, dass du – ah, egal, vergiss es.« Sie holt tief Luft und streckt mir die Hand entgegen. »Ich bin Fiona. Habe ich schon erwähnt, dass ich manchmal ein echter Volltrottel bin?«
Ich muss unweigerlich lachen. »Kein Ding. Ehrlich. Ich habe ihn nur beobachtet. Aber das, was du in meinen Augen gesehen hast, war Irritation. Nicht Lust.« Das stimmt zumindest halb, und ich hole einmal tief Luft vor Erleichterung. Puh. Krise abgewendet. Das ist gerade noch mal gut gegangen.
Aber ich müsste lügen, wenn nicht ein winziger Teil von mir insgeheim wünschte, sie hätte mich entlarvt. Dass sie erkannt hätte, welche Leidenschaft für ihn in mir brennt und dass sie mir meine Geschichte nicht abgenommen hätte.
Denn so sehr ich Dallas auch liebe, so sehr hasse ich es, dass wir dieses Versteckspiel spielen müssen.
Und irgendein rebellischer, unerschrockener, völlig bescheuerter Teil tief in mir drin wünschte, wir könnten unsere Liebe offen und ehrlich ausleben.
Doch das geht nicht. Die Inzest-Gesetze, unsere Eltern und die Gefahr einer öffentlichen Demütigung zwingen uns, im Verborgenen zu bleiben. Und ehrlich gesagt, war ich nie scharf darauf, im Rampenlicht zu stehen, insofern finde ich die Vorstellung, von Paparazzi belagert zu werden, weil ich mit meinem Bruder schlafe, nicht besonders reizvoll.
Aber es sind nicht nur unsere Familie, die Medien und die gesellschaftlichen Konventionen, die unserer Liebe im Weg stehen. Sondern auch Deliverance. Denn solange Dallas als Top-Secret-Vigilant agiert, muss alles in seinem Leben geheim bleiben, auch die Wahrheit darüber, wer dieser Mann wirklich ist. Ein Mann, der so anders ist als das Bild, das er in der Öffentlichkeit von sich zeichnet. Ein Mann, den selbst ich nicht ganz kenne oder verstehe, denn wir haben noch nicht darüber geredet, wie die geheime Selbstschutzorganisation vorgeht, und auch nicht über ihre zentrale Mission, diese miesen Gestalten aufzuspüren – und vermutlich auszuschalten –, die uns beide vor siebzehn Jahren entführt haben.
»Hey«, sagt Fiona und runzelt ihre Stirn, als sie mich ansieht. »Alles okay mit dir?«
»Alles bestens.« Ich ringe mir ein Lächeln ab, auch wenn mir eher zum Heulen zumute ist. Denn zum ersten Mal trifft mich die Wahrheit mit voller Wucht. Er ist mein. Dallas Sykes ist vollkommen, zu hundert Prozent mein.
Und dennoch werde ich ihn nie wirklich haben können.
Nicht auf jene Art, auf die es ankommt. Nicht auf jene Art, die zählt.
Wir leben eine Lüge, die im Verborgenen wunderschön und perfekt erscheint, die aber im Tageslicht zu Staub zerfällt.
Ich liebe ihn. Wirklich.
Und auch wenn wir einander versprochen haben, dass wir das gemeinsam hinkriegen, befürchte ich, dass wir uns dieses Versprechen nie hätten geben dürfen. Denn ich fürchte, es ist ein Versprechen, das wir unmöglich einlösen können.
KAPITEL 2
Das Fenster zum Hof
Eine Stunde später bin ich endlich allein und bei meinem dritten Bourbon. Fiona hatte nach ihrem Fauxpas überkompensiert, indem sie wie ein Wasserfall auf mich einredete, was mich zumindest davon abhielt, verstohlene Blicke zu Dallas hinüberzuwerfen.
Und mir auch etwas ungelegen kam, denn obwohl ich weiß, ich sollte nicht, will ich nichts mehr, als ihn beobachten. Und mir vorstellen, er würde mich berühren. Und mich wahnsinnig darüber ärgern, dass er auf der Party mit jeder Frau auf Tuchfühlung geht, außer mit mir.
Offenbar war er sogar mit Fiona auf Tuchfühlung gegangen.
»Wir sind ein paarmal miteinander ausgegangen«, erzählte sie mir mit funkelnden Augen. »Jedermann weiß, dass er nur selten zweimal mit einer Frau etwas hat. Tja, aber mich hat er dreimal gesehen.« Ihr Mund verzog sich zu einem dreckigen Grinsen. »Und zwar alles von mir.«
Mein Magen drehte sich um, während ich höflich lächelte und irgendetwas über den Ruf meines Bruders vor mich hin brummelte. Und dann unter dem Vorwand, ich müsse dringend etwas mit dem Personal besprechen, ins Haus flüchtete, wo ich mich eine halbe Stunde lang versteckte, und als ich wieder nach draußen kam, war sie verschwunden.
Dallas jedoch fiel mir direkt ins Auge.
Nun stehe ich an den Eckpfeiler einer der Cabanas am Pool gelehnt, und versuche ihn nicht zu beobachten. Beziehungsweise versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass ich ihn beobachte.
Von der Blondine hat er sich inzwischen vorgearbeitet. Jetzt steht er neben einer Brünetten mit neonblauen Strähnchen. Ihre langen Haare fallen ihr in losen Locken über den Rücken, der in ihrem Designer-Neckholdershirt freiliegt. Ihre Schulter ziert ein Tattoo – kein feminines Motiv, sondern ein Totenschädel auf blutrotem Untergrund.
Sie trägt einen schwarzen Lederminirock und zwölf Zentimeter hohe High Heels. Eine Frau, die sich nimmt, was sie will. Da bin ich mir sicher. Das erkenne ich allein schon daran, wie sie aussieht. Das erkenne ich aber auch daran, wie sie sich zu Dallas vorbeugt und mit der Zungenspitze über seine Ohrmuschel fährt.
Ich habe diese Frau noch nie getroffen, aber ich würde mal frech behaupten, ich mag sie nicht. Ganz und gar nicht. Nicht ein klitzekleines bisschen.
Mir fällt auf, dass ich schon wieder hinstarre, also ziehe ich mein Handy heraus und zwinge mich, meine E-Mails durchzugehen. Doch das ist zwecklos – ich sehe zwar Worte, kann aber ihren Sinn nicht erfassen.
Zumindest nicht, bis eine SMS auf meinem Display erscheint.
Schau her.
Natürlich ist sie von Dallas, und mein Körper spannt sich allein beim Anblick seines Namens an. Reflexartig hebe ich den Kopf und schaue geradewegs dahin, wo er mit der Totenschädel-Tusse steht. Er sieht zwar nicht in meine Richtung, aber ich weiß, dass er meinen Blick spürt. So, wie er stets meine Anwesenheit intuitiv spürt. Und ich seine.
Völlig regungslos beobachte ich die Szene, die sich vor meinen Augen abspielt. Dallas und die Unbekannte, die am Pool stehen und mit anderen Gästen plaudern. Dallas’ Hand, die leicht über ihren entblößten Rücken streicht. Seine Finger, die über ihre Wirbelsäule nach unten streichen und dann über die Schnürung des Tops auf Taillenhöhe.
Ich rechne damit, dass er gleich weiter hinunter über das weiche Leder streicht und seine Hand auf ihren Po legt, aber das tut er nicht. Stattdessen öffnet er mit seinen flinken Fingern den Knopf ihres Minirocks, sodass er gerade so locker sitzt, dass er seine Hand hineinschieben und über ihren Po legen kann. Nur für den Bruchteil einer Sekunde sieht er hoch, finden seine Augen meine. Hitze durchströmt mich, lässt mich dahinschmelzen, lässt mich feucht werden.
Ich weiß, was er tut, denn wir haben dieses Spiel schon einmal gespielt. Wie er eine andere Frau berührt. Wie ich zusehe. Wie wir beide uns vorstellen, er berühre mich.
Beim ersten Mal hatte es sich heißer als die Sünde angefühlt. Es hatte damit begonnen, dass ich allein im Bad saß und die ganze Szene auf Video verfolgte. Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch nicht zusammen gewesen – im Gegenteil, wir versuchten alles, uns zu meiden –, und dieser Moment war der Wendepunkt in unserer Beziehung gewesen. Ein mutiges – wenngleich echt abgefucktes – Statement, wie sehr wir uns nacheinander verzehrten. Wie viel wir bereit waren, zu riskieren.
Wie weit wir gehen würden.
Ich beiße mir auf die Unterlippe. Ich möchte annehmen, was er mir gibt, aber gleichzeitig möchte ich auch Reißaus nehmen und davonlaufen. Meine Reaktion überrascht mich selbst, aber irgendwie auch nicht. Ja, es ist sexy. Ja, es ist aufregend.
Aber wenn ich ganz ehrlich bin, will ich es nicht.
Früher war dies meine einzige Option. Eine Ersatzbefriedigung. Ein Fantasiefick. Ich hatte mich vom Strudel der Sinnlichkeit mitreißen lassen, während ich ihm in den Armen einer anderen Frau zusah. Ich hatte mich selbst gestreichelt und war immer und immer wieder heftig gekommen, während ich mir vorstellte, es sei Dallas, der mich berührte. Während ich wusste, dass er mich wollte und dass die Frau, die seinen Schwanz lutschte, für ihn nicht mehr als ein armseliger Ersatz war.
Aber damals war ich nicht sein. Noch nicht. Nicht wirklich.
Nun bin ich es.
Nun kann er mich haben, wann und wie er will.
Doch das stimmt nicht ganz. Denn in diesem Augenblick ist es unmöglich. Er kann mich nicht hier in seinem eigenen Garten berühren. Nicht, solange all diese Leute dabei sind.
Wir müssen uns weiterhin in den Schatten verstecken. Aber er kann jederzeit an der Totenschädel-Tusse herumfummeln.
Gottverfluchte Scheiße noch mal.
Ich wende mich ab. Meine Haut kribbelt. Meine Brüste sind noch immer prall. Ich will hinsehen, Gott weiß, und wie.
Aber ich wünschte so sehr, ich würde es nicht wollen.
Die Tür zur Cabana – unserer Cabana – befindet sich direkt vor mir. Dort, wo alles zwischen uns begann. Dort, wo wir uns endlich unsere Gefühle eingestanden und uns gegenseitig das Versprechen gegeben haben, dass wir irgendwie versuchen würden, trotz aller Widrigkeiten zusammen zu sein.
Erinnerungen werden wach, als ich jetzt auf die Cabana zulaufe. Ich möchte mich in ihnen verlieren, wenn ich mich schon nicht in den Armen jenes Mannes verlieren kann.
Ich schiebe den Vorhang beiseite und erstarre augenblicklich. Ich weiß zwar nicht, wer die beiden auf der Liege sind, aber ich weiß nur zu gut, was sie da treiben. Völlig entgeistert beobachte ich, wie ein vollständig bekleideter Mann mit offenem Reißverschluss seinen Schwanz in eine ziemlich entblößte, ziemlich willige Frau stößt.
Ein leiser Ausruf der Überraschung entfährt mir, und ich halte mir sofort die Hand vor den Mund, rühre mich aber nicht von der Stelle. Ich glaube, sie können mich nicht sehen. Ich stehe leicht schräg hinter dem Fußende vom Bett, sodass der Mann mir größtenteils den Rücken zugekehrt hat. Hinter mir befindet sich der Vorhang, der zum Poolbereich führt, sowie eine stabile, in die Wand hineingeschobene Schiebetür. Es wundert mich, dass sie sie nicht zugemacht haben, aber vermutlich haben sie sie nicht gesehen.
Vor mir hängen zwei weitere hauchdünne Vorhänge, zum einen für mehr Privatsphäre, aber auch um Mücken abzuhalten. Das Licht hier drin ist schummrig, das heißt, selbst wenn sie mich entdecken würden, würden sie bei diesen Lichtverhältnissen nur einen Schatten sehen. Und solange ich mich nicht bewege, werden sie mich wohl gar nicht bemerken.
Aber ich rühre mich keinen Zentimeter.
Ich stehe mucksmäuschenstill und regungslos da, völlig versunken in die hocherotische Szene, die sich mir darbietet. Die Leute sind mir dabei egal. Ich stelle mir vielmehr vor, dass das ich auf dem Bett bin, dass das mein nackter Körper ist. Dass Dallas hinter mir kniet, immer noch in seinem Partyoutfit, mit offenem Hosenstall, und seinen harten, dicken Schwanz in mich hineinstößt.
Dallas beugt sich über mich und umgreift mit seinen Händen erst meine Hüften, dann meine Taille und packt mich dann von hinten grob an meinen Titten. Sofort schießt der Schmerz wie ein elektrisches Signal bis hinunter zu meiner Muschi, lässt sie noch feuchter werden.
Seine Hoden klatschen hart gegen meinen Hintern, während er mich von hinten vögelt, mich härter und härter reitet, bis ich vor lauter Lust und Schmerz und wilder, verzweifelter Vorfreude auf den Orgasmus aufschreien möchte.
Ich schmecke Blut und merke, dass ich mir fest auf die Unterlippe gebissen habe, um mich im Griff zu behalten. Ich habe zwar keinen Laut von mir gegeben, mich aber bewegt. Meine Hand ist unbewusst nach unten gerutscht und schiebt den dünnen, mit Blumenmustern bedruckten Baumwollstoff meines Rocks langsam hoch, bis ich mich fest in den Stoff krallen muss, um dem überwältigenden Drang zu widerstehen, ihn ganz hochzuschieben.
Ich bin völlig in meine Fantasie versunken. Mein Atem geht schwer und ich bin enorm feucht, und alles, was ich will, ist, meine Hand in mein Höschen zu schieben und es mir selbst zu besorgen.
Ich will mir vorstellen, dass Dallas mich berührt. Dass Dallas mich begehrt. Mich, verflucht noch mal. Nicht irgendeine tätowierte Schlampe, die ihm als billiger Ersatz dient und jetzt denkt, sie hätte irgendein Anrecht auf ihn.
Eine warme Hand legt sich von hinten auf meine Schulter, und ich fahre vor Schreck zusammen, doch mein Schrei wird sofort erstickt durch die Hand, die sich auf meinen Mund presst.
»Pssst, keinen Ton.« Natürlich ist es Dallas, der mit tiefer Stimme so dicht an meinem Ohr flüstert, dass sein Atem mir Gänsehaut verursacht. »Sie haben dich noch nicht gesehen, und wir wollen doch nicht diesen Moment kaputtmachen.«
Ich schlucke, und mir ist klar, dass er nicht ihren Moment, sondern unseren Moment meint.
Seine Hand rutscht nach unten, wölbt sich auf dem dünnen Stoff meines Rocks über meine Pobacken. Langsam beginnt er den Rock hochzuschieben und fährt an der Stelle fort, an der ich vor wenigen Augenblicken von ihm unterbrochen wurde.
»Dallas«, murmle ich im Flüsterton, »die Tür …«
»Sie ist zu.« Er krallt sich um den dünnen Stoffstreifen meines Stringtangas und reißt ihn mir dann mit einem Ruck vom Leib, dass ich mich beherrschen muss, um nicht scharf Luft einzuziehen. »Glaubst du, ich würde wollen, dass irgendjemand anderes das sieht?« Er hat die Rückseite meines Rocks hochgeschoben und klemmt den Stoff unter den Gummibund, sodass mein nackter Hintern freiliegt. »Glaubst du, ich würde diesen sensationellen Anblick mit irgendjemandem teilen wollen?«
Völlig überwältigt von der entfesselten Leidenschaft in seiner Stimme schließe ich die Augen. Vor uns hat das Paar die Position gewechselt. Nun kniet er vor der Bettkante, und sie liegt mit gespreizten Beinen auf dem Rücken vor ihm. Er hat sein Shirt ausgezogen und sich ihre Beine über die Schultern gelegt. Ihre Schenkel liegen dicht an seinen Kopf gepresst, und ihre Hüften wiegen sich, während er es ihr mit dem Mund besorgt. Völlig ausgeschlossen, dass er uns in dieser Position noch hören kann. Und die Frau ist so sehr in ihr eigenes Stöhnen und Seufzen vertieft, dass sie uns mit Sicherheit ebenfalls nicht bemerken wird.
»Macht es dich an zuzuschauen?« Während er mir die Frage stellt, gleitet seine Hand zwischen meine Beine. »Sieht ganz so aus«, fährt er fort und steckt einen Finger in mich. »Süße, bist du feucht.«
»Das hat nichts mit ihnen zu tun, sondern mit dir.«
Er knabbert an meinem Ohr. »Schwachsinn«, flüstert er und rammt einen zweiten Finger fest in mich. »Es ist der Mix. Ihnen zuzusehen. Mich zu spüren. Zu wissen, dass wir jeden Moment erwischt werden könnten. Ja, ich habe die Tür zugemacht. Aber habe ich sie auch abgeschlossen, Jane?«
»Dallas …« Sein Name ist nur mehr ein Stöhnen, denn er hat recht. Was mich so enorm geil macht, ist diese Kombination aus Nervenkitzel, Angst, Gefahr. Und ja, ich weiß, dass er die Tür abgeschlossen hat – ich vertraue ihm absolut –, aber das heißt nicht, dass die Vorstellung, erwischt zu werden, mich nicht wider besseres Wissen zusätzlich anheizt.
»Sag es mir«, fordert er. »Sag mir, wie abgefuckt das ist.«
»Das weißt du doch.«
»Sag mir, dass es dir gefällt.«
Mein Körper erzittert, als er meinen Kitzler berührt. »Du weißt genau, dass es das tut.« Und das ist nur die Wahrheit. Mich mit ihm in dieser Fantasie zu verlieren hat ein wahres Feuer in mir entfacht. Ich weiß selbst nicht, weshalb. Normalerweise muss ich immer alles unter Kontrolle haben. Doch in diesem Augenblick habe ich mit Sicherheit gar nichts unter Kontrolle, mich selbst eingeschlossen.
In diesem Augenblick kenne ich nur die Regeln der Lust. Verstehe ich nur die Sprache der Begierde.
Denke ich nur in Kategorien von Sehnsucht und Sinnlichkeit.
»Dallas«, flüstere ich und bin froh, dass ich zumindest so viel Selbstbeherrschung besitze, leise zu sein. »Bitte.«
»Jane.« Seine Stimme dicht an meinem Ohr ist eine Beschwörung, die all meine Sinne schärft. »Hast du irgendeine Vorstellung davon, wie sehr ich mich den ganzen Abend nach dir gesehnt habe? Wie sehr ich dich wollte?«
»Hast du das?«, entgegne ich, und obwohl ich ihn nur necken wollte, weiß ich, dass er einen Anflug von Unsicherheit herausgehört hat. Ich merke es daran, wie er sich anspannt und in seiner Bewegung kurz, beinahe unmerklich zögert. Doch es ist mir nicht entgangen. Dafür kenne ich ihn zu gut.
»Oh, Baby. Weißt du das denn nicht?«
»Dallas, ich …«
»Pssst. Warte, ich beweise es dir.« Seine Finger gleiten nach oben zu meinem Hintern und streichen über meinen Damm. Seine Hand ist ganz nass von mir, und ich keuche, als er seinen Daumen tief in mich hineinsteckt und seine anderen Finger wieder nach vorn greifen und er den Zeigefinger in meine Vagina steckt, sodass er mich gleichzeitig in zwei Öffnungen mit den Fingern fickt.
Genüsslich schließe ich die Augen und strecke dann die Hand aus, um mich an der Wand festzuhalten, während ich mich gegen seine Hand stemme, ihn härter in mich zwinge. Tiefer. Ihn anflehe, mir alles zu geben und noch viel mehr.
»Genau so, Baby. Verflucht, ist das heiß.«
Vor uns hat das Paar erneut die Stellung gewechselt. Nun liegt er splitterfasernackt auf dem Bett, und sie reitet ihn. Sein Schwanz steckt tief in ihr drin, und während sie sich an ihm reibt, imitiere ich ihre Bewegungen. Hüften verführerisch kreisend. Bauch angespannt. Rücken durchgedrückt.
»Alles davon«, flüstert Dallas. Offensichtlich hat er verstanden, was ich da tue – inklusive der Tatsache, dass ich mir vorstelle, dass es sein Schwanz wäre, der mich da reitet, nicht seine Finger. Etwas, was ich mir sehnlichst wünsche, aber von dem ich weiß, dass ich es nicht haben kann. Zumindest momentan nicht. Vielleicht niemals. Ich merke, wie meine Wangen glühen, denn ich möchte das nur ungern vor ihm zugeben, doch er macht unbeirrt weiter. »Berühr dich«, flüstert er, als er mit seiner freien Hand in meine Brustwarze kneift, sodass kleine Stromschläge von meiner Brust zwischen meine Beine züngeln. »Streichle deinen Kitzler und reite mich.«
Ich zögere keine Sekunde. Wie auch, wenn ich ihm mit Leib und Seele gehöre? Wenn ich jeden seiner Befehle erhören würde, weil es Dallas ist, der mich darum bittet, und weil ich nicht will, dass dieses Gefühl je endet.
Mein Kitzler ist hart und geschwollen und hochempfindlich. Aber ich bin so feucht, dass es kaum Reibung gibt. Dennoch ist das Gefühl unglaublich, und als er seine Finger tief in mich stößt, spüre ich, wie mein Körper erzittert. Meine Muskeln krampfen sich noch fester um ihn, und meine Finger kreisen wild über meine Klitoris, bringen mich dem Ziel immer näher und näher.
Nachdem er noch mal fest in meinen Nippel gezwickt hat, lässt er ihn los und legt seine Hand auf meine. Nun führt er mich, lenkt meine Hand, stimuliert gemeinsam mit mir meinen Kitzler, während seine andere Hand mich ausgiebig fickt. Er steht so dicht an mich gepresst, dass ich seine Erektion spüren kann, die hart an meine Hüfte drängt.
Ich hole Luft und ziehe meine Hand von meinem Kitzler weg, sodass ich seine Hand ergreifen und zu seinem Schwanz führen kann. »Mit mir«, stöhne ich.
Er hat sofort verstanden und beginnt mit einer Hand seinen Schwanz zu rubbeln, während seine andere Hand noch immer in mir steckt und ich mich derweil um meinen Kitzler kümmere.
Es ist wild und abgefahren, und es fühlt sich so richtig und gut an, mit ihm zusammen zu sein. Selbst so. Selbst heimlich. Selbst wenn wir anderen Leuten heimlich von unserem Versteck aus zusehen und …
»Komm für mich, Baby«, stöhnt er und stößt hart und tief in mich. »Komm schon, Süße, komm gemeinsam mit mir. JETZT!« Sein Körper ist dicht an mich gepresst, und ich spüre, wie ein Beben durch ihn hindurchgeht, als er explodiert, und das trägt mich ebenfalls über die Klippe und ich komme gemeinsam mit ihm.
»O Gott!«, entfährt es mir, als ich in tausend Teile zerspringe und mein Körper sich wild zuckend krümmt.
»Ist da jemand?« Das Mädchen, das dem Typen bis eben noch einen geblasen hat, hebt den Kopf. Unsere Zimmergenossen haben offenbar inzwischen zur 68er-Stellung gewechselt.
»Das war nur ein Geräusch«, beruhigt sie der Typ, der mit dem Rücken zu uns liegt. »Vergiss es.«
Aber sie starrt geradewegs in unsere Richtung. Obwohl ich weiß, dass sie uns hier im Halbdunkel unmöglich erkennen kann, ducke ich mich trotzdem ab und beginne, hektisch meinen Rock wieder nach unten zu ziehen. Natürlich habe nicht vor, irgendetwas zu erwidern und mich zu erkennen zu geben. Im Gegenteil. Ich werde meine Klamotten zurechtrücken und mich schnellstmöglich mit Dallas aus dem Staub machen, bevor einer von beiden beschließt aufzustehen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
»Wer ist da?«, fragt sie.
Ich bedeute Dallas, dass wir verschwinden sollten.
Dallas hingegen hat eine andere Idee. »Ich bin’s nur«, ruft er, und sofort möchte ich im Boden versinken. Zum einen vor Scham, zum anderen vor Furcht. Was, wenn das Mädchen wissen will, mit wem er hier ist? Was, wenn sie mich erkennt?
Ich werfe ihm einen tödlichen Blick zu, doch er lässt ihn unverfroren an sich abprallen.
»Dallas?«
»Sorry, dass ich störe, Christine. Meine Freundin hier ist ein wenig schüchtern, aber sie schaut gerne zu.«
»Ach echt?« Ich höre einen Anflug von wachsender Erregung in ihrer Stimme. »Billy schaut auch gerne zu. Stimmt’s, Schatz?«
»Absolut.« Billy hat seinen Kopf angehoben, beißt Christine neckend in die Hüfte und kehrt dann zu ihrer Möse zurück.
Ich stehe einfach nur da und weiß nicht, ob ich angetörnt, eingeschüchtert, verwirrt oder was auch immer bin.
»Tja, also wenn ihr beide gerne zuschaut«, säuselt Christine, »warum gesellst du dich nicht zu mir?« Sie klopft neben sich auf die Matratze.
»Sehr verlockend«, sagt Dallas, und mir dreht sich der Magen um, da ich nicht zu sagen wüsste, ob es ihm ernst ist. »Aber vielleicht ein anderes Mal.«
»Wie du magst. Bleibt doch ruhig noch und schaut ein bisschen zu.« Sie streicht mit dem Finger verführerisch über Billys Hüftknochen, als sie spricht. »Ich verspreche, es wird ein echtes Spektakel.«
»Wir schauen uns den Rest der Vorstellung gern ein anderes Mal an. Aber bleibt so lang hier drin, wie ihr wollt. Ich lasse euch Champagner bringen.«
»Danke, Mann«, erklingt Billys gedämpfte Stimme.
Dallas macht Anstalten, sich umzudrehen und mir eine Hand auf den Rücken zu legen, um mich hinauszugeleiten.
Während Dallas die Ruhe selbst zu sein scheint, bin ich ganz außer Atem und etwas zittrig auf den Beinen. Ich warte gar nicht erst darauf, dass er vorausgeht. Sondern stürme an ihm vorbei, schiebe die Tür auf und flüchte hinaus in die Nacht.
KAPITEL 3
Lizenz zum Vögeln
Die Party ist immer noch in vollem Gange, als ich Hals über Kopf aus der Cabana stürme. Ich weiß, ich sollte stehen bleiben und mit Dallas reden – aber ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll. Was gerade da drinnen passiert ist, war echt unglaublich, und ich kann nicht leugnen, dass es mir gefallen hat. Ja, dass es mich umgehauen hat.
Das heißt, zumindest, bis diese Fantasie wie eine Seifenblase zerplatzte und Dallas mit Christine sprach. Christine. Er kannte sogar ihren Namen. Und wieso? Weil er schon mal mit ihr herumgemacht hat, natürlich.
Verfluchte Scheiße.
Nicht dass mich das überraschen sollte. Und trotzdem stört es mich, genauso wie es mich gestört hat, als er das blonde Flittchen oder die tätowierte Brünette im Arm hatte. Auch wenn unser Spielchen einen ganz besonderen Reiz besitzt – auch wenn ich weiß, dass er dabei an mich dachte, nur an mich allein –, hat sich der ganze Abend irgendwie falsch angefühlt. Und dieses Gefühl nimmt mich gerade ziemlich mit.
Und ich kann nicht einmal mit ihm darüber reden, denn das Schlimmste war, dass es ihm nichts auszumachen schien. Für Dallas war das alles nur ein Spiel, wie üblich.
Für Dallas hatte sich in den letzten vier Tagen nichts geändert. Für mich hingegen hatte sich alles geändert.
Deshalb meine panische Flucht.
Ich halte den Kopf gesenkt, während ich mich durch die Menge schlängele und den grünen, gepflegten Rasen ansteuere. Dieser Teil des Grundstücks ist weniger gut ausgeleuchtet, damit sich die Gäste größtenteils im Poolbereich, im Haus oder auf der improvisierten Tanzfläche aufhalten, die nahe beim Haus aufgebaut wurde.
Trotz des schummrigen Lichts – oder vielleicht gerade deshalb – stehen ein paar Leute herum. Ich lasse sie jedoch schon bald hinter mir, und als ich am Irrgarten angelangt bin, der diesen Bereich vom privaten Familiengarten abtrennt, bin ich ganz allein.
Als Dallas, Liam und ich klein waren, war es enorm leicht, durch den Irrgarten hindurch zu finden, vor allem deshalb, weil er nur dreißig Zentimeter hoch war. Heute, mehr als zwanzig Jahre später, ist er knapp zwei Meter fünfzig hoch, aber ich kenne den Weg noch immer auswendig und bin in weniger als fünf Minuten am Ausgang und laufe zum Geräteschuppen.
Sobald ich ihn erreicht habe, sinke ich erleichtert auf die kleine Holzbank, die direkt an der Feldsteinmauer steht, und atme tief aus. Ich bin unendlich dankbar, außer Sichtweite zu sein. Weit weg von der Party. Von Dallas. Von allem.
Doch das stimmt nicht. Er ist mir natürlich gefolgt.
Zuerst höre ich ihn nur – den Klang seiner Schritte. Fest. Entschlossen. Stetig.
Er rennt nicht, geht aber zügig. Dann steht er vor mir. Mein Kopf ist gesenkt, sodass ich nur das weiche Leder seiner eleganten Slipper und den Aufschlag seiner Designer-Jeans sehe. Ungezwungene Kleidung für eine ungezwungene Party. Doch sein Auftreten ist alles andere als gelassen. Allein seine Haltung strahlt Macht aus, und auch wenn er noch keinen Ton gesagt hat, weiß ich, dass er sich Sorgen um mich macht.
Scheiße, ich mache mir selbst ein wenig Sorgen um mich.
Langsam hebe ich den Kopf, um ihn anzusehen. Ich habe ihn heute Abend stundenlang angestarrt, und trotz meiner aufgewühlten Gefühle haut mich sein Anblick von den Socken. Vielleicht ist es aber auch gerade wegen all meiner Gefühle. Denn Dallas Sykes ist eine Augenweide. Eine lebendig gewordene Skulptur. Ein Musterbeispiel männlicher Schönheit.
Seine Beine stecken in der engen, ausgeblichenen Jeans, unter der sich seine muskulösen Oberschenkel abzeichnen, ganz zu schweigen von seinem halb erigierten Schwanz. Darüber trägt er ein schlichtes weißes T-Shirt unter dem grauen Kaschmirpulli, den ich ihm vor fast vier Monaten zum Geburtstag geschenkt habe. Er sieht unfassbar sexy aus – als käme er direkt vom Laufsteg. Und ich kann nur mit Mühe meine Finger stillhalten, die sich am liebsten in seinen Pulli krallen und ihn mit einem Ruck zu mir heranziehen würden.
Doch ich tue es nicht. Stattdessen lege ich den Kopf zurück, um ihm ins Gesicht blicken zu können. Ich erwarte jeden Moment zu sehen, wie sich die harten Kanten seines Kiefers frustriert anspannen und seine smaragdgrünen Augen irritiert funkeln. Wie seine Lippen sich vorwurfsvoll schürzen, mich fragen, was zur Hölle in mich gefahren sei.
Doch zu meiner Überraschung sagt er nur: »Sorry.«
Ich blinzele, als mich seine Worte unvorbereitet treffen wie ein Schlag ins Gesicht.
»Ich dachte, es würde dir gefallen«, sagt er. »Die Lust am Verruchten. Am Verbotenen.«
»Am Heimlichtun. Am Verstecken.« Doch schon während ich die Worte ausspreche, bereue ich sie. »Sorry, das war doof von mir«, sage ich. »Es war heiß – unfassbar heiß sogar. Und es hat mir gefallen, das weißt du auch. Es ist nur …«
»Wir können nicht offen damit umgehen«, sagt er und seufzt. »Ich weiß.«
Er fährt sich mit den Fingern durch sein karamellfarbenes Haar, und ich sehe, wie sich seine Gesichtszüge verhärten.
»Es ist nicht einmal nur das zwischen uns«, sagt er und setzt sich neben mich. »Alles an diesen Partys ist eine große Maskerade. Ich spiele die ganze Zeit über eine Rolle. Ich weiß, wir haben noch nicht viel über Deliverance gesprochen, aber dir ist klar, was ich da tue, oder? Ich habe …«
»Die Lizenz zum Vögeln«, sage ich. »Schon klar.«
Er sieht getroffen aus. »Wir beide wissen, dass das nicht der Wahrheit entspricht.«
»Dallas.« Scheiße. Mist. »Ich hab das nicht so gemeint …«
»Ich weiß, ist schon in Ordnung.« Er sieht mich zärtlich an und fährt mit sanfter Stimme fort: »Ich habe dir bereits gesagt, dass ich froh bin, dass ich keine der anderen Frauen jemals tatsächlich gevögelt habe. Ich will nur dich.«
Seine Worte sind voller Wärme, doch sie können mich nicht gänzlich trösten. »Ich glaube dir«, sage ich und schlage ebenfalls einen sanften Ton an. »Aber froh darüber zu sein, dass du sie nicht gevögelt hast, ist etwas völlig anderes, als froh darüber zu sein, dass du es nicht kannst.«
Er schließt einen Moment lang die Augen und nickt dann, als er den wahren Kern meiner Worte anerkennen muss.
Es war ein Schock für mich gewesen, als ich erfuhr, dass ich die einzige Frau war, die Dallas je penetriert hatte – damals vor siebzehn Jahren, als wir verängstigt in unserem Verlies eingesperrt waren. Bevor man ihn gefoltert hatte.
Bevor man ihn gebrochen hatte.
Seither ging er mit dieser Verschleierungstaktik vor, die darin bestand, unzählige Frauen zu befriedigen, ohne sie je wirklich zu ficken. Und da keine der Frauen, die mit ihm im Bett gelandet waren, zugeben wollte, dass der berühmt-berüchtigte Dallas Sykes sie im eigentlichen Sinne gar nicht flachgelegt hatte, machte sein Ruf als Sexgott immer weiter die Runde. Und ehrlich gesagt, angesichts seiner unbestrittenen Qualitäten im Bett würde ich wetten, dass die meisten Frauen nicht einmal bemerkten, dass er nie in ihnen gewesen war; vermutlich waren sie viel zu sehr von den Nachbeben ihrer multiplen Orgasmen überwältigt.
Im Grunde ist es ein einziger PR-Schwindel. Und zwar alles. Sein Playboy-Image. Sein Ruf als King of Fuck. Er flirtet, bezirzt und verführt eine ganze Schar von Frauen, um nicht aufzufliegen. Denn letztlich dient alles nur einem einzigen Zweck: Deliverance. Der von ihm gegründeten Elite-Selbstschutzorganisation, die sich zur Aufgabe gemacht hat, Entführungsopfer zu retten und ihre Peiniger zu bestrafen.
Bis ich erfuhr, dass Deliverance Dallas’ Erfindung war, war ich der festen Überzeugung gewesen, dass es sich um eine gefährliche Gruppe handelte, die unbedingt gestoppt werden müsse. Ich hatte ausgiebig auf dem Gebiet recherchiert und genug Artikel und Bücher über Entführungen und die Selbstjustiz von Vigilanten geschrieben, um zu wissen, dass solche Söldner oft mehr Schaden anrichteten, als Gutes bewirkten. Aber ich kenne Dallas; ich verstehe seine Motive. Und ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr, was ich denken soll, zumindest, was Deliverance betrifft. Also halte ich mich mit meinem Urteil zurück, ehe ich nicht mehr von ihm darüber erfahre.
Doch bislang hat diese detaillierte Aufklärung über die Ziele und Vorgehensweise von Deliverance noch nicht stattgefunden. Aber ich weiß genug, um zu verstehen, worum es geht. Es geht darum, sich eine Tarnung zuzulegen. Sich vor den Augen der Öffentlichkeit hinter der Fassade eines Lebemannes zu verstecken, der viel zu sehr den Amüsements verfallen ist, um eine Gefahr darzustellen.
»Ich lebe seit Jahren ein Leben, das auf Geheimnissen basiert, Jane.« Seine sanfte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. »Insofern sind Geheimnisse für mich vertrautes Terrain.«
»Wir hatten uns doch geschworen, keine Geheimnisse mehr.«
»Zwischen dir und mir. Aber nicht vor der Welt.« Er holt Luft und wendet den Blick ab, wie um sich zu sammeln, ehe er mir wieder in die Augen sieht. »Ich erzähle dir alles, was du über Deliverance wissen willst. Das weißt du, oder?«
»Ja, weiß ich.«
»Also, möchtest du, dass ich es dir jetzt erzähle?«
»Nein. Vielleicht. Ich weiß auch nicht.« Ich seufze und fahre mir mit den Fingern durchs Haar. »Das ist es nicht, was mir Sorge bereitet.«
Er nickt. »Ich weiß.« Er steht erneut auf und beginnt sichtlich frustriert auf und ab zu gehen. »Heute Abend … die Party … vielleicht hätte ich dich zurück nach New York schicken sollen. Vielleicht hättest du den Abend lieber bei dir zu Hause verbringen sollen.«
Ich erschaudere, plötzlich ist mir eiskalt. »Willst du mich nicht hierhaben?«
»Oh, Baby, nicht doch.« Er bleibt vor mir stehen, nimmt meine Hände und zieht mich zu sich hoch. »Es gibt niemanden, den ich lieber bei mir hätte. Aber ich habe diese Party nur zu einem einzigen Zweck veranstaltet – ich muss dringend mit Henry Darcy reden. Ich muss herausfinden, ob er irgendeine Vermutung hat, wer sich hinter Deliverance verbirgt. Und ich muss eine Frau im Arm haben, wenn ich mit ihm rede.«
»Wieso?«
»Er darf nur den Playboy in mir sehen und nicht auf die Idee kommen, dass da jener Mann vor ihm sitzt, der den Kontakt zu Deliverance eingefädelt hat. Ich muss mit ihm ins Gespräch kommen, aber ich muss auch dafür sorgen, dass er abgelenkt ist. Und eine schöne Frau ist eine hervorragende Ablenkung. Dieses Image ist seit Jahren meine Tarnung, und wenn ich jetzt plötzlich aus der Rolle falle, riskiere ich alles.«
»Was heißt, dass nicht ich diese Frau an deiner Seite sein kann.« Natürlich ist das nur eine rhetorische Frage; es ist völlig klar, weshalb ich nicht dafür infrage komme. Als er dennoch den Mund öffnet, um mir zu antworten, bringe ich ihn mit erhobener Hand zum Verstummen. »Nein. Schon klar. Ich habe es verstanden.«
Vor ungefähr einem Jahr hatte Henry Darcy Deliverance mit der Rettung seiner entführten Töchter beauftragt. Er hatte alle Hürden genommen, um die Gruppe zu kontaktieren, und soweit Dallas und sein Team wussten, hatte Darcy keinen blassen Schimmer, wer sich im Einzelnen hinter Deliverance verbarg. Ja, er wusste nicht einmal, dass die Gruppe sich selbst »Deliverance« nannte. Zumindest hatten sie das geglaubt. Denn, wie Dallas mir erklärt hatte, handelte es sich dabei um einen Decknamen, den sie nur intern verwendeten.
Das ist das übliche Vorgehen bei allen Missionen von Deliverance. Der Kontakt zur Gruppe wird durch ein komplexes System hergestellt, das Dallas mir bislang noch nicht erklärt hat. Aber es gilt immer absolute Anonymität zu wahren.
Deshalb waren Dallas und sein Team ziemlich beunruhigt, als Darcy öffentlich verlauten ließ, dass die Vigilantengruppe, die seine Mädchen gerettet hatte, Deliverance hieß. Und es stellte sich die Frage: Was wusste er sonst noch? Konnte er ihnen gefährlich werden?
Offenbar hatte Dallas beschlossen, die beste Methode, das herauszufinden, war, eine Party zu schmeißen, Darcy einzuladen und ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Dazu brauchte Dallas eine sexy Begleitung als visuelle Ablenkung, damit jegliche Fragen, die er ihm stellte, als harmloser Plausch herüberkamen und nicht als insgeheimes Verhör eines Mannes, der der führende Kopf einer international agierenden Elite-Bürgerwehr war.
Ich atme tief ein. »Ich verstehe ja, weshalb du eine Frau an deiner Seite brauchst. Aber es verstehen und es gut finden, sind zwei Paar Schuhe.«
»Ich weiß, Baby, wirklich.« Ich kann den Schmerz in seinem Gesicht sehen, als er mich anblickt. »Aber ich kann das nicht aufgeben. Weder Deliverance als Ganzes, noch die Frauen, die ich zur Tarnung brauche.«
Seine Worte sind schonungslos ehrlich, und am liebsten würde ich schreien: Nicht einmal für mich? Aber ich bringe die Worte nicht heraus. Wie kann ich ihn darum bitten, ein anderer zu sein als der, der er nun einmal ist? Der Anführer von Deliverance. Ein Mann mit einer Mission.
Vielleicht kann ich nicht alles nachvollziehen oder gutheißen, was er tut, aber es ist ein Teil von ihm.
Und verflucht noch mal, es ist dieser Mann, den ich will. Diesen Mann – ohne Wenn und Aber –, mit all seinen Hoffnungen und Träumen und Fehlern. Nicht einen Mann, der für andere Kompromisse eingeht. Nicht einmal für mich.
Seufzend schüttele ich den Kopf. »Das verlange ich auch gar nicht von dir. Wirklich. Ich wollte auch gar nicht diese ganze Deliverance-Kiste aufmachen. Es ist nur so, dass ich … na ja, dass ich es nicht mag, wenn du sie anfasst. Die Blondine. Die Tusse mit den Tattoos. Und ich fand es auch nicht so toll, dass du diese Christine gevögelt hast.«
»Ich habe sie nicht gevö…«
»Du weißt, was ich meine.«
»Ja. Ich versteh schon.«
Er legt den Kopf schräg und betrachtet mich. »Vor gar nicht so langer Zeit mochtest du es doch noch. Sehr sogar. Genau wie ich. Du hast zugesehen, wie eine andere Frau meinen Schwanz gelutscht hat, und bist dabei gekommen.«
Ich nicke, denn er hat recht. Verflucht, allein bei der Erinnerung an jenen Abend – an die Fotos, die er mir geschickt hatte; an die Dinge, die er von mir verlangt hatte – beginnt mein Körper zu kribbeln. Ich senke die Augen zu Boden und gestehe ihm leise: »Ich glaube, so heftig bin ich seit Langem nicht mehr gekommen.«
Er setzt sich erneut neben mich, legt eine Hand auf mein Bein und beginnt, sanft mit dem Daumen auf und ab zu streichen. »Aber?«
»Aber das war davor. Bevor wir zusammengekommen sind.« Ich sehe hoch in seine Augen. »Zu einer Zeit, da ich genauso wenig Anrecht auf dich hatte wie all diese Frauen.«
»Das war nie der Fall.«
Ich zucke mit den Achseln. »Mag sein, aber so hat es sich angefühlt.« Ich lege meine Hand auf seine. »Jetzt fühlt es sich nicht mehr so an. Ich liebe dich, und du gehörst zu mir, aber du kannst dich nie in der Öffentlichkeit zu mir bekennen, mich berühren. Wir sind vielleicht keine Gefangenen mehr, aber wir sind dennoch gefangen in unserem Geheimnis. Und manchmal denke ich, dass wir nie wirklich frei sein werden. Wir werden für immer zusammen in der Dunkelheit weggesperrt sein, dort, wo uns niemand sieht. Auch wenn es nun keine Zelle mehr aus Stahl und Beton ist, sitzen wir wie in einem goldenen Käfig.«
Ich drücke seine Hand, als ich ihm flehentlich in die Augen blicke. »Wir haben etwas Besseres verdient. Und ich möchte etwas Besseres.«
»Ich doch auch.« Er streicht mir eine Strähne aus der Stirn. »Oh, Baby, ich doch auch.«
Einen Augenblick lang sagt er nichts mehr. Dann neigt er seinen Kopf leicht zur Seite. »Willst du es offiziell machen? Sollen wir offen damit umgehen und uns in der Öffentlichkeit zusammen zeigen?«
Ja. O Gott, ja, das möchte ich.
Der Gedanke schießt mir wild und gefährlich durch den Kopf. Aber er entspricht nicht der Wahrheit. Es gibt zu viele Hindernisse. Zu viele Schreckensszenarien. Allein die Reaktion unserer Eltern und der Medienrummel. Allein bei dem Gedanken daran, wie wir unweigerlich ins Kreuzfeuer der Boulevardpresse geraten würden, möchte ich mich in eine Ecke kauern und losheulen.
Und, o Gott, was würden Oma und Opa sagen? Mit ihren achtzig beziehungsweise hundertundein Jahren würde sie die Nachricht, dass Dallas und ich ein Paar sind, vermutlich direkt ins Grab bringen.
Ich schüttele den Kopf. »Nein. Nein, allein der Gedanke macht mir Angst. Ich würde so gern mit dir zusammen sein, mit allem, was dazugehört, aber den Gedanken, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, finde ich noch unerträglicher, als mit all dieser Geheimniskrämerei leben zu müssen.«
Er nickt, und ich glaube Erleichterung in seinen Augen zu sehen. »Ich weiß. Irgendwann finden wir eine Lösung, aber bis dahin ist das mit dem an die Öffentlichkeit gehen vom Tisch. Auch gut. Es ist ohnehin besser, ein Problem nach dem anderen anzugehen, bis es ein Happy End gibt.«
Ich runzle die Stirn und frage mich, welche anderen Probleme er wohl meinen mag. »Meinst du die Frauen, die dir zur Tarnung dienen?«
Einen Moment lang sieht er verwirrt aus, und als er antwortet, weicht er meinem Blick leicht aus: »Natürlich.«
»Dallas?«
Nun sieht er mir direkt in die Augen, und ich sehe keinerlei Schatten in seinem Gesicht. Keinerlei Unehrlichkeit. Innerlich schelte ich mich selbst für meinen Argwohn.
Ich bin wohl einfach angespannt.
»Jane? Ist alles okay zwischen uns beiden?«
Ich ringe mir ein Lächeln ab. »Ich teile dich einfach nur nicht gern mit anderen.«
»Das musst du auch nicht. Was auch immer ich tue, wer auch immer sie sind, keine dieser Frauen hat irgendein Anrecht auf mich.«
Ich nicke und schließe dann meine Augen für einen Moment, um Kraft zu schöpfen. »Ich verstehe, dass du sie brauchst, um den Schein aufrechtzuerhalten. Dass du diese Show abziehen musst. Aber ich möchte einfach nicht …«
»… mehr unser Spielchen spielen, das habe ich verstanden.« Er setzt sich schräg, um mich besser ansehen zu können. Seine Hand streicht mir über die Wange und gleitet dann nach hinten, über meinen Hinterkopf. Sekunden später zieht er mich zu einem Kuss zu sich heran, der so heiß und tief ist, dass mein Körper dahinschmilzt.
»Keine Spielchen mehr«, sagt er, als wir uns voneinander lösen, um Luft zu holen. »Ich will nur eins, und das bist du.«
»Ist das okay für dich? Ist das nicht etwas, das du brauchst? Dass du sie berührst, während du an mich denkst?« Allein die Worte auszusprechen macht mich feucht, und ich frage mich, wie scheinheilig es von mir ist, etwas auszubremsen, das uns beide so enorm scharf macht.
Nachdenklich beiße ich mir auf die Unterlippe, ehe ich fortfahre. »Es ist nur, ich weiß ja, dass du schmutzigen Sex magst. Dass du es derb und grob brauchst, und …«
»Abgefuckt?«, unterbricht er mich. »Allerdings.« Seine Augen senken sich auf meine Brüste, wo meine sichtlich harten Nippel durch meinen BH und den dünnen Stoff meines schlichten rosa T-Shirts durchscheinen. »Und ich glaube, dir gefällt es auch.«
Ich streite es gar nicht erst ab. »Und?«
Seine Mundwinkel ziehen sich nach oben. »Wie ich schon sagte. Das ist nur ein Spiel. Nichts, das ich bräuchte. Nicht mit dir.«
»Oh. Na gut, dann ist das mein – wie nennt man das noch mal? – Hardlimit. Keine weiteren Spielchen mehr, außer …«
Ich würge mich selbst ab. So viel wollte ich gar nicht preisgeben.
»Außer?« Seine Augen funkeln amüsiert, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er weiß, was ich sagen werde.