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Jeden Morgen eine Stunde auf Schienen zur Arbeit und jeden Abend eine Stunde zurück. Was anfänglich für Christof Dörr ein Horrorszenario war, lernte er bald als Quell der Freude schätzen. Denn nirgendwo versammeln sich so viele unterschiedliche, skurrile und im wahrsten Sinne des Wortes merkwürdige Menschen wie in der Bahn. Und sie alle haben ein schier grenzenloses Mitteilungsbedürfnis. Ob tränenreiche Trennungen am Telefon, lautstarke Vorträge über sexuelle Vorlieben via Skype oder unverhohlenes Angeben mit Straftaten vor dem Sitznachbarn - solche und andere unfreiwillig mit angehörte Unterhaltungen liefern dem Autor seinen Erzählstoff. Teils augenzwinkernd, teils scharfzüngig kommentiert er die Diskussionen und zeigt auf diese Weise kleine, anschauliche Szenen, die en passant verdeutlichen, welche Themen den Deutschen zurzeit am Herzen liegen. 'Nö, du störst nicht, ich bin gerade in der Bahn!' ist ein humorvolles Buch, das zum genüsslichen Aufregen über die Indiskretion unserer Mitmenschen einlädt.
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Seitenzahl: 262
Christof Dörr
»Vox populi – vox dei« – »Volkes Stimme (ist) Gottes Stimme« PETRUS VON BLOIS
»Vox populi – vox Rindvieh«ELARD VON OLDENBURG-JANUSCHAU
»Alles, was man tun kann, ist, etwas für sich zu tun, es zu lieben und zu hoffen, dass es die anderen auch lieben werden!«RIVER PHOENIX
Vorwort
Tack, tack! Tack, tack! Tack, tack! Das ist seit nunmehr über einem Jahr mein morgendlicher und abendlicher Begleiter: das monotone Geräusch einer fahrenden S-Bahn.
Überall in Deutschland ist es gleich: Tack, tack! Tack, tack! Tack, tack! Und worüber die Menschen in der S-Bahn sprechen, das bewegt Deutschland wirklich. S-Bahn-Dialoge spiegeln wieder, was die Menschen beschäftigt, was sie sich wünschen und erträumen. Man hat zeitweise den Eindruck, dass die S-Bahn eine Insel ist, auf beziehungsweise in der man von der perfekten Welt träumen kann – bis sich die Schiebetüren mit lautstarkem Piepen öffnen und der Menschenstrom in die Realität entlassen wird.
Tack, tack! Tack, tack! Tack, tack!
Meine S-Bahn! Ich fahre an jedem Werktag morgens einmal quer durch München zur Arbeit und abends einmal quer durch München zurück. Dauer je Fahrt: eine Stunde! Der Grund für diese Tortur ist der Klassiker: meine Babys Matilda und Carlotta, die tollsten Zwillinge der Welt. Ich gehöre nun also zu den Millionen Pendlern in Deutschland, die aufs Land gezogen sind, um in einem kleinen Haus mit Garten zu wohnen – und deren Hauptverbindung zur Arbeit die öffentlichen Verkehrsmittel sind. Bei mir ist es eben die S-Bahn.
Tack, tack! Tack, tack! Tack, tack!
Was anfänglich für mich eher nach einem Horrorszenario klang, stellte sich schnell als extrem unterhaltsam heraus. Nicht nur die skurrilen Typen, die ich während meiner Fahrt beobachte, sind eine große tägliche Freude.
Da ist zum Beispiel der Mann, der immer in Wagen 28 sitzt. Er sieht aus wie Heinz Erhardt: vier Haare, meist fettig, über den Kopf gekämmt, eine abgewetzte Aktentasche, geflickte Schuhe, gut 50 Kilo Übergewicht – Willi Winzig in Reinkultur. Aber »noch ’n Gedicht« möchte man von ihm nun wirklich nicht hören. Außerdem riecht er ziemlich unangenehm nach Schweiß, was dazu führt, dass der Sitzplatz neben ihm meist frei ist. Oder er ist der letzte, der bei großem Andrang in der Bahn noch besetzt wird.
Tack, tack! Tack, tack! Tack, tack!
Die Bahn ist für mich auch der ultimative Schmelztiegel der Kulturen. Da steigt am Hauptbahnhof ein wild gestikulierender Italiener ein, der sich neben den irritiert dreinschauenden Willi Winzig setzt. Am Hirschgarten gesellt sich ein Inder dazu und spätestens, wenn in Pasing ein Afroamerikaner mit seinen Goldkettchen einsteigt, ist das Melting-Pot-Gefühl perfekt.
Tack, tack! Tack, tack! Tack, tack!
Seit ich S-Bahn fahre, habe ich schon miterlebt, wie sich ein Mann von seiner Freundin lautstark getrennt hat. Ich habe einem Mädchen zugehört, das seiner Mutter am Telefon seine Verzweiflung über die viel zu große und unpersönliche Stadt München klagte, am Ende aber versicherte: »Nein, nein, Mutti, du brauchst keine Angst zu haben. Ich tue mir nichts an!«
Dann war da der Afroamerikaner, der lustvoll und laut schmatzend ein halbes Hendl mit den Fingern aß – breit und glücklich grinsend. Irgendwann läutete das Handy in seiner Brusttasche. Er begann, hektisch seine Taschen abzusuchen, bis ihm bewusst wurde: Ich habe keine Serviette mitgenommen, was zu vielen unschönen Hähnchen-Schlieren auf dem Display meines iPhones führen wird.
Aber die Krönung war eine Frau, die ihrer besten Freundin lautstark erklärte, dass ihr Mann gerade im Drogenentzug sei – Heroin und Kokain. Danach müsse er in den Knast, weil er im Rausch eine Supermarktfiliale überfallen habe. »Der brauchte halt Geld für den nächsten Schuss. Trotzdem würde ich ihn nie verlassen!«
Tack, tack! Tack, tack! Tack, tack!
Ich habe die Gespräche tatsächlich direkt in der Bahn mitgeschrieben. Auf meinem iPhone. Mit einem Ohr habe ich zugehört und das Gehörte gleichzeitig eingetippt. Das war anfänglich ziemlich schwierig – entweder man kommt mit dem Tippen nicht hinterher oder man verpasst große Teile des Gesprächs. Mit der Zeit perfektioniert man das System aber und kann beides zugleich. Das Ganze hat auch den Vorteil, dass man unauffällig ist, weil die Belauschten denken, man schreibe eine Mail oder eine SMS. Sie fühlen sich unbeobachtet beziehungsweise »unbelauscht«.
Tack, tack! Tack, tack! Tack, tack!
Das gesammelte Gedächtnis der Menschheit, das Internet also, hält jede Menge unnützes Wissen für Suchende bereit. So weiß ich jetzt zum Beispiel, dass der Begriff »S-Bahn« eigentlich eine Abkürzung von »Stadtschnellbahn«, »Stadtbahn« oder »Schnellbahn« ist. Dass es 3.711 Kilometer S-Bahn-Gleise in Deutschland gibt. Dass allein in Berlin an jedem Werktag etwa 720.000 Passagiere mit der S-Bahn unterwegs sind. Und dass die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit 39 Kilometer pro Stunde beträgt.
Weitere wissenswerte Fakten sind die folgenden:
•In japanischen S-Bahn-Zügen bleibt ganz schön was liegen: Jahr für Jahr eine Viertelmillion Brillen und fast eine halbe Million Schirme.
•In New York ist es verboten, aus der S-Bahn heraus weiße Kaninchen mit einer Pistole abzuschießen.
•Die Glühlampen des New Yorker S-Bahn-Systems werden entgegen dem Uhrzeigersinn eingeschraubt und im Uhrzeigersinn herausgedreht, also genau anders herum als üblich. Das hat auch einen guten Grund: Falls sie geklaut werden, kann der Dieb nichts damit anfangen.
•Die New Yorker Verkehrsbehörde hat entschieden, dass auch Frauen »oben ohne« S-Bahn fahren dürfen. Der Grund: Ein New Yorker Gesetz besagt, wenn sich ein Mann irgendwo mit freiem Oberkörper zeigen darf, müsse einer Frau dasselbe Recht zugestanden werden.
Tack, tack! Tack, tack! Tack, tack!
Schon nach den ersten zwei Monaten meines neuen S-Bahn-Lebens stellte ich fest, dass ich abends meiner Frau mehr von den völlig verrückten Gesprächen und Erlebnissen während der Fahrten ins Büro und nach Hause erzählte als von den zehn Stunden dazwischen. So ist die Idee zu diesem Buch entstanden. Über ein Jahr lang habe ich Gespräche und Ereignisse aufgeschrieben und zusammengefasst. Und ich finde, dass diese S-Bahn-Dialoge sehr gut zeigen, was Deutschland bewegt und was für die Menschen hier bei uns wirklich wichtig ist.
Tack, tack! Tack, tack! Tack, tack!
WAGEN 1
»Das sind heutzutage echt Schwätzer vor dem Herrn. Karl textet mich nur mit Blödsinn zu. Manchmal will ich ihm sagen: Halt einfach mal deine große Fresse!«
»Vorhin kam meine Mutter rein und hat gefragt, ob ich eine Flasche Sekt mitnehmen will. Da habe ich nur gedacht: Oh nein, Sekt! Wie peinlich!«
Plötzlich wird es laut im S-Bahn-Wagen. Alle blicken von ihren Zeitungen auf oder unterbrechen ihre Unterhaltungen. Der Grund: Zwei Mädchen sind eingestiegen und fallen vom ersten Augenblick an auf, am meisten durch ihre hohen und sehr lauten Stimmen.
Aber auch, weil sie sehr sexy angezogen sind: weit ausgeschnittene und sehr figurbetonte T-Shirts, hochhackige Schuhe und enge Jeans. Beide haben lange blonde Haare, die sie offen tragen. Sie sind stark geschminkt und haben sehr lange schwarze aufgeklebte Wimpern. Vermutlich sind sie 17 Jahre alt. Sie erinnern an Lindsay Lohan und Paris Hilton auf dem Weg zu einer Party in Los Angeles.
Paris hält triumphierend eine EC-Karte in die Höhe.
Lindsay: »Woher hast du die?«
Paris: »Von meiner Mutter! Mit dem Kohleabheben muss ich mich aber beeilen. Weil, wenn sie oder mein Vater checken, dass die weg ist, lassen sie sie bestimmt gleich sperren. Das ist mir schon mal passiert und als ich dann Geld ziehen wollte, wurde sie einbehalten. Bei Luisa war das mal noch krasser. Die stand im Laden und wollte mit Mamas Karte schön für 250 Euro Klamotten einkaufen. Als sie bezahlen wollte, bekamen die Verkäufer die Nachricht, dass mit der Karte was nicht stimmt und dass sie sich in der Zentrale der Kreditkartenfirma melden sollen. Das war wie in einem schlechten Film. Luisa hat voll Panik bekommen und versucht, das aufzuklären. Sie hat den Verkäufern erzählt, dass sie, ohne zu fragen, die Karte ihrer Mama genommen hat und dass die sie deshalb bestimmt gerade als verloren gemeldet hat. Daraufhin haben die bei ihrer Mutter angerufen und die musste im Geschäft vorbeikommen und die Geschichte bestätigen. Erst dann konnte Luisa gehen. Wie peinlich ist das denn?!«
Lindsay: »Und Luisa hat bestimmt voll Ärger bekommen, oder? Die Mutter von der ist doch so nervig und kleinkariert! Voll die schlimme Spießerin!«
Paris: »Klar. Die rafft echt null, dass wir auch sehen müssen, wo wir bleiben! Sicher ist ja wohl: Würden unsere Eltern uns mehr Taschengeld geben, würde das auch nicht passieren. Wie viel Taschengeld bekommst du? Ich bekomme 200 Euro im Monat. Das reicht gerade mal für zwei Wochen. Immer wenn ich dann zu meinen Eltern gehe und noch was haben will, sagen die: ›Nix da! 200 Euro müssen für den ganzen Monat reichen.‹«
Lindsay: »200 Euro? Krass! Das ist voll viel! Ich bekomme 150 Euro. Klar, dass das auch nie reicht. Aber auf einen Nebenjob habe ich null Bock, Zeitungen austragen oder so was. Wer bin ich denn?! Da lacht doch die ganze Nachbarschaft über mich! Übrigens, nicht vergessen: Zigaretten wollten wir mit der Karte deiner Mama auch noch ziehen. Das Gute ist nämlich, dass wir uns mit der prima ausweisen können. Vorausgesetzt, deine Mutter ist über 18! In der Nähe vom Jack ist ein Automat. Ansonsten kannst du dafür aber auch die Karte von Waldi nehmen.«
Paris: »Stimmt, der ist ja schon 18! Das ist ja übelst geil! Dann ziehe ich mit der von meinen Eltern nur Geld.«
Sietippt mit ihren extrem langen French Nails auf der elterlichen EC-Karte herum. Auf den Nägeln sind kleine pinke Herzen, die in grellem Kontrast zu ihrem knallroten T-Shirt stehen.
Lindsay: »Weißt du, was ich heute Nacht geträumt habe? Dass meine Mutter die Rumflasche entdeckt hat. Oder den Whiskey oder was auch immer wir da gestern Abend gesoffen haben. Und dass ich echt Ärger bekommen habe. Da habe ich dann voll die Scheiße gelabert, so wie: Ja, wenn ich davon wirklich getrunken hätte, dann stände ich ja nur noch kotzend da. Lauter solche Sachen. Das habe ich ernsthaft geträumt. Fand ich voll lustig! Aber irgendwie auch schlimm.«
Paris: »Aber echt! Ich hab nach der krassen Feier gestern gar nichts geträumt. Vorhin kam meine Mutter rein und hat gefragt, ob ich eine Flasche Sekt mitnehmen will. Da habe ich nur gedacht: Oh nein, Sekt! Wie peinlich!«
Beide schütteln völlig entsetzt den Kopf.
Ein Mann und seine Tochter unterhalten sich. Der Vater ist circa 50 Jahre alt. Er hat weiße Haare und einen weißen Vollbart. Wie der Typ in der Camel-Trophy-Werbung früher trägt er eine beige Weste. Die hat vermutlich hundert Taschen in verschiedenen Größen. Eine schwarze Jeans, weiße Tennissocken und Jesuslatschen vervollständigen sein Outfit.
Die Tochter ist vielleicht 20. Sie hat braune gelockte Haare und ist nicht geschminkt. Zu einer blauen Jeans trägt sie ein Feinripp-Herrenunterhemd und violette Chucks.
Die beiden scheinen dem Outfit nach von einer Abenteuerreise zu kommen. Indiana Jones meets Lara Croft.
Sie verstehen sich offenbar gut, denn sie lachen viel und sprechen über Facebook.
Lara: »Ich bin da ungefähr jeden Tag eine Stunde. Weil es mich natürlich schon interessiert, was die Leute so machen und wie sie ihr Leben verbringen. Wenn jemand wirklich alles preisgibt, auch eigentlich ganz private Sachen, dann ist es ja nicht so, dass man sich denkt:
Oh, das will ich jetzt mal lieber nicht lesen. Das ist ja privat.
Natürlich liest man das.«
Indiana: »Geht ihr davon aus, dass die Daten da sicher aufgehoben sind? Oder nimmt man das in Kauf, dass alle Dinge, die man bei Facebook einstellt, dann Allgemeingut und für jeden sichtbar sind?«
Lara: »Tja, das ist so ein Ding. Es ist schon krass, wie sehr die Daten gespeichert und behalten werden. Ich habe neulich gerade auf meiner Pinnwand nachgeschaut und ich kann wirklich bis zu meinem ersten Eintrag zurückgehen. Das ist alles noch da: die erste Freundschaftsanfrage, die ich angenommen habe, alles, was die Leute mir jemals gepostet haben. Das kann man alles noch nachschauen.«
Ihr Vater macht ein betroffenes Gesicht. Er kratzt sich am Kinn und verbiegt seine Zehen so, dass sie unter den vorderen Schnallen seiner Sandalen durchpassen. Dann beginnt er, mit den Zehen auf dem Fußbett zu kratzen. Trotz seiner weißen Tennissocken hört man deutlich das Geräusch der Nägel auf dem Kork. Das wird er im Verlauf unserer gemeinsamen Zeit in der S-Bahn noch mehrere Male wiederholen.
Indiana: »Kann man das nicht löschen?«
Lara: »Löschen kann man das natürlich. Aber dann kann ich es mir auch nicht mehr anschauen und die Leute finden es auf meiner Seite nicht mehr. Außerdem bin ich mir sicher, dass Facebook, also deren Server, das dann noch hat. Ich bin jetzt seit drei Jahren bei Facebook und will gar nicht wissen, was die alles für Informationen von mir gespeichert haben!«
Indiana: »Du könntest dich bestimmt an sie wenden und schriftlich verlangen, dass alle Daten von dir gelöscht werden. Das ist dein gutes Recht. Aber selbst dann bist du natürlich nicht sicher, ob es nicht doch noch irgendwo drauf ist. Wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, ist man gefangen. Das ist alles so undurchschaubar für jemanden, der kein Computerexperte ist – da hat man dann keine Chance mehr.«
Lara: »Klar! Andererseits: Bei allem, was man ins Internet stellt, muss man damit rechnen, dass es jemand anders bei sich speichert.«
Indiana: »Ganz genau! Gerade wenn es so private Dinge sind – die ziehen das zu sich rüber und dann haben sie es. Das Private war ja schon immer das Interessante. Man kann nur drauf hoffen, dass irgendwann alle Server auf der Welt mal kaputtgehen und dann das Zeug weg ist. Aber wenn man mal der Brüller der Woche war und alle sich dein privates Filmchen gesichert haben, keine Ahnung, von einem besonders peinlichen Moment zum Beispiel oder einem dummen Fehler, den du begangen hast, dann hast du wahrscheinlich nicht mehr die Chance, dass der irgendwann mal komplett weg ist. Der verfolgt dich dann dein Leben lang via Internet, weil irgendwer den irgendwo auf seinem Rechner immer noch gespeichert hat und ihn jederzeit für alle zugänglich wieder einstellen kann.«
Man vernimmt wieder lautstark das oben erwähnte Kratzen seiner Zehen. Eine wirklich unangenehme Angewohnheit! Es scheint, als würde das Kratzen mit Zunehmen der Internet-Verschwörungs-Fantastereien immer intensiver und lauter werden.
Lara: »Vor allem mit den Fotos muss man vorsichtig sein. Es gibt auf Facebook ja einen Link – wenn man auf den drückt, kann man sich einfach die Fotos von allen runterladen. Das finde ich voll beängstigend. Denn das heißt ja, dass sich jeder meine Fotos einfach so runterladen kann. Da muss man echt aufpassen, was man reinstellt.«
Indiana: »Urlaubsfotos auch?«
Lara: »Klar! Alles, was man bei Facebook hochlädt. Natürlich gibt es viele Einstellungen zur Privatsphäre, zum Beispiel dass Leute, die nicht mit dir befreundet sind, nichts Privates mehr sehen können. Ich habe auch voll viel gesperrt, meine Fotos und so. Aber bei der Sandra ist es so: Wenn man ihren Namen bei Google eingibt, kommt man auf ihr Facebook-Profil. Und dann kann man sich auch alle ihre Bilder anschauen – jeder, der will. Viele haben ihre Bilder auch schon runtergeladen und woanders ins Netz gestellt. Wir haben ihren Namen mal gegoogelt und sind dann auf Bildersuche gegangen. Da waren voll viele ihrer Bilder auf Seiten, die sie nicht mal kennt. Vor allem Urlaubsfotos im Bikini natürlich, die sie bei Facebook hochgeladen hatte. Voll gruselig!«
Indiana: »Welche Station sind wir jetzt eigentlich?«
Lara: »Keine Ahnung, aber es dauert noch ein Weilchen. S-Bahn-Fahren ist für mich der blanke Horror. Ich bin so froh, dass ich das nicht jeden Tag tun muss. Allein zu euch raus – das sind für mich immer 45 Minuten pure Langeweile. Ich sitze immer da und denke mir: Gähn! Nächste Station Kuhkaff 3!«
Wieder ertönt das Kratzen von Indiana. Es hört sich irgendwie an, als würde jemand mit den Fingernägeln über eine raue Steinplatte scharemmen.
Indiana: »Du könntest ja lernen oder dir ein Buch mitnehmen.«
Lara: »Und wenn ich keinen Sitzplatz bekomme?! Das ist dann nämlich das nächste Problem.«
Zwei Männer und eine Frau fahren mit mir in der S-Bahn. Alle drei sind etwa 45 Jahre alt. Sie tragen blaue Jeanshosen. Die Männer haben dazu bunte Holzfällerhemden und braune Halbschuhe an. Die Frau trägt ein braunes Hemd und schwarze Trekkingschuhe.
Sie arbeiten offensichtlich gemeinsam in einer Firma, kennen sich aber auch seit Jahren privat gut und sind gerade auf dem Heimweg. Die Männer wirken ein wenig wie Waldorf und Statler aus der Muppet Show. Wie die beiden Alten lästern auch sie gern, vor allem anscheinend über ihre Kinder. Die Frau scheint die Angewohnheit zu haben, ununterbrochen zustimmend mit dem Kopf zu nicken. Dadurch erinnert sie an Camilla, das Huhn aus der Muppet Show.
Statler: »Mein Tim hat gestern tatsächlich mal wieder mit uns zu Abend gegessen. Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder! Irgendwie seltsam, dass man jetzt über so eine Selbstverständlichkeit schon froh sein muss. Da habe ich ihn mal auf seine Freundin angesprochen, so ganz unverfänglich: ›Na, ist das jetzt deine Freundin?‹ Da hat er betont cool und gelangweilt gesagt:
›Nee! Das ist Freundschaft plus!‹
Als ich ihn voller Unverständnis angeschaut habe, hat er mir erklärt: Bei Freundschaft plus entscheidet man sich nicht fest für jemanden. Man schaut einfach mal, wie es läuft, ganz unverbindlich. Man knutscht und fummelt ein bisschen rum und wenn es funktioniert, ist es gut. Wenn nicht, dann ist es halt nur Freundschaft. Das ist irgendwie echt seltsam heutzutage.«
Alle drei lachen. Waldorf und Statler schauen sich vielsagend an, so à la »Schade, dass es das früher noch nicht gab! Bei uns war alles viel komplizierter«. Camilla nickt zustimmend und ausdauernd mit dem Kopf.
Waldorf: »Da hat dein Sohn also sozusagen die Lizenz zum Testen. Klingt nicht schlecht!«
Statler: »Ganz genau, ein kostenloses Probetraining! So was kriegste dann halt so nebenbei um die Ohren gehauen. Überhaupt ist der total oberflächlich! Und dann hat man manchmal wieder das Gefühl, er redet wie ein alter Mann – oder wie ein weiser Indianer. Wir haben uns danach zum Beispiel über so ein Fotoprogramm für den Computer unterhalten, das man braucht, wenn man etwas professioneller Fotos machen möchte. Und ich habe ihm gesagt, dass das circa 1.000 Euro kostet. Da hat er mich angeschaut, als wäre ich völlig verrückt, und gefragt: ›Wer kauft denn so was heute noch? Da gehe ich ins Internet und ziehe es mir kostenlos runter!‹«
Statler macht seinen Sohn nach, indem er betont cool und breitbeinig den Gang hoch- und runterläuft, dann stehen bleibt und seine Hand wie einen Scheibenwischer vor seinem Gesicht hin- und herbewegt. Danach tippt er sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. Camilla nickt wieder zustimmend und ausdauernd mit dem Kopf.
Camilla: »Echt Wahnsinn! Aber das ist heutzutage so. Das macht meiner auch ständig. Da gibt’s halt solche Webseiten und da geht er dann drauf und ganz schnell hat er alles, was er will.«
Waldorf: »Das Schlimmste ist ja, dass die gar kein Unrechtsbewusstsein haben. Die denken halt, das ist völlig okay, wenn sie einfach so Sachen aus dem Netz klauen. Dabei ist das schlicht und ergreifend Diebstahl. Da denken die gar nicht dran!«
Statler: »Die denken halt, dass sie mit einem Internetzugang den Platz an der Sonne haben, wo alles umsonst ist. Da ist auch keine Hemmschwelle mehr da. Die schaukeln sich gegenseitig hoch, so nach dem Motto ›Ich hab’s geschafft, mir das kostenlos zu besorgen‹. Und damit ist man dann cooler als der andere. So einen Begriff der Wertigkeit gibt’s gar nicht mehr!«
Auch dazu nickt Camilla zustimmend und ausdauernd mit dem Kopf.
Camilla: »Aber andererseits zahlen sie für eine blöde Mütze von einer Firma, die gerade angesagt ist, ohne mit der Wimper zu zucken 60 Euro.«
Statler: »Ja, ganz genau! Für einen Fetzen Stoff, der eigentlich nichts wert ist, aber das richtige Logo aufgestickt hat. Den braucht man dann unbedingt.«
Alle drei lachen betont hämisch. Camilla nickt wieder zustimmend und ausdauernd mit dem Kopf. Mir ist allerdings Folgendes aufgefallen:
Waldorf und Statler haben Levis-Jeans an. Die karierten Holzfällerhemden weisen das Logo einer großen Firma auf. Die Halbschuhe sind ebenfalls von einer bekannten Marke. Auf die Frau trifft das Gleiche zu – auch sie trägt Markenkleidung.
Waldorf: »Erinnert ihr euch noch – diese grässliche Mütze von Mike, die so schrecklich gekratzt hat? Für die hat er 50 Euro bezahlt. War von irgend so ’ner supercoolen Firma. Und zwei Monate später war die out und liegt seitdem im Schrank rum!«
Statler: »Das sind heutzutage echt Schwätzer vor dem Herrn. Karl textet mich nur mit Blödsinn zu. Manchmal will ich ihm sagen: Halt einfach mal deine große Fresse! Aber man muss das ja immer positiv formulieren. Der ist noch dreimal blöder, als ich damals war! Das ist echt irre.«
Alle drei lachen und Camilla nickt zustimmend und ausdauernd mit dem Kopf.
Die S-Bahn ist ziemlich leer. Zwei Frauen fallen sofort auf, weil sie ihre Handtaschen mit beiden Händen fest am Riemen umklammert halten und an ihren Körper pressen. Sie schauen jedes Mal erschrocken hoch, wenn jemand an ihnen vorbeigeht. Die beiden sind circa 65 Jahre alt und erinnern an Tilly und Klementine, deren Spül- beziehungsweise Waschmittelwerbung aus den 1960er-Jahren Kult sind. Sicherlich kennen Sie auch noch die Sprüche »Sie baden gerade Ihre Hände drin« und »Nicht nur sauber, sondern rein«.
Die zwei Frauen haben graue Haare und tragen Dauerwelle. Klementine hat eine blaue Jeans an und dazu einen schwarzen Rollkragenpullover mit großen silbernen Pailletten, die die Worte »Just for Fun!« ergeben. Tilly trägt ebenfalls blaue Jeans, eine rote Windjacke und ein weißes T-Shirt, auf dem die Sylt-Silhouette in Gold zu sehen ist. Kurzum: Sie sind gekleidet im Adler-Mode-Chic.
Der Geruch von Mottenkugeln hängt deutlich in der Luft. Klementine und Tilly versprühen den typischen Charme von Landbewohnern, die sich einmal im Jahr auf den Weg in die Großstadt machen. In ihrem Vorort fühlen sie sich sicher – die große Stadt jagt ihnen Angst ein: die vielen Autos, die vielen Menschen, die vielen schlimmen Geschichten, die man immer in der Regionalzeitung über den Sündenpfuhl Großstadt liest. Die Devise des Tages lautet: Bloß nicht auffallen!
Die Frauen unterhalten sich über ihre Enkelkinder.
Klementine: »Unserer Judith ist momentan alles peinlich. Die ist ja jetzt 14 und macht gerade eine echt schwierige Phase durch – ganz schlimm!«
Tilly: »Oh nein! Aber lass dir aus Erfahrung sagen: Das wird jetzt vermutlich ein paar Jahre dauern, dann wird sie wieder normal.«
Klementine: »Sie will nicht mal mit ihren Freundinnen draußen sein. Das ist ihr alles zu langweilig. Ich sehe zum Beispiel oft Kinder, die mit ihren Eltern oder Großeltern gerne mal wohin gehen, gerade wenn so Veranstaltungen mit Livemusik sind oder wie jetzt das Seefest. Da wollten wir mit ihr hin. Aber das ist so gar nicht ihr Ding. Das ist ihr zu laut, sagt sie. Sie mag einfach nicht. Dabei haben viele Mädchen in ihrem Alter da Spaß und freuen sich. Die können da tanzen. Aber sie? Das ist ihr alles zu peinlich! In Vereine mag sie auch nicht gehen. Einmal habe ich ihr gesagt: ›Geh doch mal ins Jugendrotkreuz oder so was!‹ – aber nichts. Das ist ihr alles zu anstrengend. Immerhin spielt sie regelmäßig Gitarre.«
Tilly: »Unser Quirin hat momentan auch so seltsame Ideen im Kopf. Jetzt ist er sogar aus dem Fußballverein ausgetreten, damit er mehr Zeit für seine Freundin hat. Sagt er zumindest. Na ja, es ist seine erste. Mal sehen, wie lange das hält. Die gehen halt jetzt viel zusammen weg, auch zum Feiern. Immerhin hat er sich äußerlich noch nicht verändert. Ich befürchte aber, dass das auch noch kommt.«
Klementine: »Ich wäre ja froh, wenn unsere endlich mal loslegen würde. Aber sie traut sich ja gar nichts. Neulich habe ich gesehen, wie unten bei uns im Hof ein paar Mädchen und junge Burschen gespielt haben. Da habe ich ihr gesagt, sie soll doch mal runtergehen. Aber sie hat sich so was von geziert.«
Tilly: »Ach, wo du gerade unseren Hof ansprichst: Hast du auch gesehen, dass der Pole aus dem Erdgeschoss seinen BMW mitten in den Hof gestellt hat? Das macht der jetzt schon seit ein paar Tagen und dann steht der ewig da. Dabei sind die Parkplätze doch nur für kurzzeitiges Parken. Warum macht der das?«
Klementine: »Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Warum sagt da niemand was? Am Wochenende hatte der sogar Besuch, da standen dann zwei Autos im Hof!«
Tilly: »Ja, ganz genau! Und neulich standen da drei Autos – von irgendwelchen Leuten. Und uns geht der Platz einfach ab. Wenn man mal was ausladen will oder so! Irgendwas hat man ja immer da zu tun.«
Klementine: »Ja, das stört halt einfach! Kurzzeitparkplätze sind Kurzzeitparkplätze, Punkt! Da darf man sein Auto nicht länger hinstellen. Gut, wenn der jetzt mal eine Stunde lang da steht, da sagt ja keiner was, aber wenn der den Hof die ganze Nacht über belegt, dann ist das schon ziemlich unverschämt. Wenn das jeder machen würde!«
Tilly: »Und es sieht ja auch nicht schön aus, wenn man auf dem Balkon sitzt und in den Hof schaut.«
Klementine: »Stimmt, da will man es ja idyllisch und schön haben. Wobei ich jetzt am Wochenende mal ein halbes Stündchen draußen saß und merkte, dass es doch schon recht kalt ist. Der Herbst rückt unbestreitbar immer näher. Ich hatte mit unserer Carola übrigens so schlimme Probleme wegen der Herbstgarderobe. Die will ja immer alles neu haben. Wenn ich sie dann bitte, mal in einem Secondhandladen zu schauen, bekomme ich nur vorwurfsvolle Blicke zugeworfen. So was zieht sie nicht an. Als ich sie mal mitnehmen wollte, hat sie sich mit Händen und Füßen gewehrt: ›Ich ziehe doch nichts an, was andere schon anhatten!‹, schrie sie. Und dann hat sie eine Jeanshose, die ist erst sechs Monate alt und sieht aus wie neu, aber sie behauptet, die sei ihr zu kurz. Deshalb zieht sie die nicht mehr an und will eine neue. Ich hab ihr dann gesagt, dass es keine neue gibt, weil die alte noch gut ist. Und da hat sie gesagt, dass sie die Hose wegschmeißt. Das hat sie sich natürlich nicht getraut, aber solche Probleme hat man mit ihr. Die begreift gar nicht, dass das alles Geld kostet. Und dieses modische Zeug, das sie immer haben will, das kostet ja noch mehr. Unfassbar viel Geld geht da jedes Mal über die Ladentheke. Die jungen Leute scheinen das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster zu werfen, ohne nachzudenken. Wenn wir zusammen einkaufen gehen, will ich immer mit ihr zu H&M oder C&A. Da gibt’s doch auch hübsche Sachen für junge Mädchen. Aber nein, sie will immer in die teuren Schickimicki-Läden. Da kostet dann eine Jeans 150 Euro. Aber das kann sie sich abschminken. Noch bestimme ich über das Geld!«
Tilly: »Das ist bei meinem ganz genau so. Und seit er seine Freundin hat, ist das noch schlimmer geworden. Ihm ist es regelrecht peinlich, wenn er mal was von KiK anhat. Da sage ich ihm immer: ›Verdien dein eigenes Geld, dann kannst du dir auch so teure Sachen kaufen, wie du magst!‹«
Klementine: »Ganz genau so sehe ich das auch!«
WAGEN 2
»Heute kommt ›Frauentausch‹ auf RTL II. Das liebe ich ja total. Die Menschen da machen sich immer so toll zum Affen. Die sind so dämlich! Und dämlichen Menschen schaut man doch immer gerne zu.«
»Das Krasse war, dass wir dachten, die schläft schon, und extrem über sie gelästert haben – wie doof die ist und wie langweilig. Und plötzlich putzt sie sich die Nase und man hört das voll laut. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie uns auch gehört hat!«
Es wird laut gesungen im Abteil, und das gar nicht schlecht. Zuerst erkennt man Best Thing I Never Had von Beyoncé, dann California King Bed von Rihanna. Drei Mädchen sorgen für die S-Bahn-Unterhaltung. Nennen wir sie Partygirl, Dreadlocksgirl und Piercinggirl.
Sie sind circa 16 Jahre alt und die Blicke und Kommentare der anderen Fahrgäste sind ihnen offensichtlich völlig egal. Partygirl und Dreadlocksgirl haben afrikanische Wurzeln und sind, freundlich ausgedrückt, viel zu klein für ihr Gewicht.
Partygirl ist relativ unauffällig gekleidet: blaue Jeans, grünes T-Shirt, rosa Chucks.
Dreadlocksgirl dagegen hat ihre Kleidung nicht passend zur Figur gewählt. Sie trägt sehr enge weiße Leggins und ein rosa T-Shirt, das ihr mindestens eine Nummer zu klein ist. Alles, was sich darunter befindet, zeichnet sich deutlich ab. Außerdem hat sie sehr lange Dreadlocks.
Piercinggirl ist türkischer Herkunft. Sie hat eine sehr gute Figur und einen, sagen wir mal, extravaganten Kleidungsstil. Sie trägt ein schwarzes T-Shirt, das unten abgeschnitten wurde, um ihren flachen Bauch zu zeigen. Dazu hat sie eine graue Marken-Jogginghose an, die sie bis übers Knie hochgekrempelt hat, und sehr hohe schwarze Stöckelschuhe. Das Auffälligste an ihr sind aber zwölf sichtbare Piercings: eins im rechten Nasenflügel, eins durch die Nasenscheidewand, zwei durch jede Augenbraue, drei durch die Unterlippe – je eins rechts, links und in der Mitte –, eins durch den Bauchnabel, eins durch die Zunge und eins an der Schläfe.
Mit den drei Piercings an ihrer Unterlippe spielt sie ununterbrochen. Das Piercing rechts ist ein Ring, der von einem Ball zusammengehalten wird. Zunächst bewegt sie diesen mit ihrer Zunge so, dass der Ball erst sichtbar ist, dann einen Halbkreis beschreibt und dadurch im Mund verschwindet. Nun geht es weiter zum mittleren Piercing. Das ist ein einfacher Stecker, der einen Perlenaufsatz hat. Immer, wenn sie das Piercing nach innen zieht, verschwindet die Hälfte der Perle im Fleisch ihrer Unterlippe. Danach ist die linke Seite dran. Auch dort ist ein Ring mit Ball angebracht, der so behandelt wird wie das Piercing auf der rechten Seite. Es folgt eine kurze Pause und das Ganze beginnt von vorn.
Die drei Mädchen essen schmatzend eine Familienpackung M&M’s und lachen dabei – alles sehr laut! Dann fangen sie wieder an zu singen:
»It’s gettin’ better, better, better!«
Wieder lachen sie, diesmal noch lauter, fast schon hysterisch! Dann stecken sie sich schnell eine Handvoll M&M’s in den Mund und unterhalten sich beim Kauen unverzüglich weiter.
Partygirl: »Die grünen sind einfach die geilsten, das stelle ich immer wieder fest!«
Dreadlocksgirl: »Ich schmecke da keinen Unterschied.«
Partygirl: »Wie machen die immer?«
Alle drei versuchen, Beatboxing nachzuahmen: »Bum, tschack, bum!«
Dreadlocksgirl: »Zeig mir mal das Foto von deinem neuen Stecher! Wie heißt der eigentlich?«
Partygirl: »Mein Stecher? Wer soll das denn sein? Keine Ahnung, wen du meinst!«
Dreadlocksgirl: »Na, der Typ, du weißt schon! Der ist doch auf unserer Realschule.«
Partygirl: »Keine Ahnung, von wem du redest. Ich bin da doch nicht mehr.«
Dreadlocksgirl: »Ich weiß.«
Piercinggirl: »Jetzt tu nicht so! Du weißt ganz genau, wen sie meint. Du hast dich doch vor ein paar Tagen mit ihm getroffen. Da hab ich euch gesehen und dir war das voll peinlich.«
Partygirl: »Ach, der! Emre. Da ist nichts. Das ist der komische Cousin von Hassein oder Hussein oder wie auch immer der heißt! Der ist doch mit dieser Vollzicke Laura zusammen, der eingebildeten Kuh.«
Dreadlocksgirl: »Keine Ahnung!«
Sie und Partygirl unterhalten sich plötzlich in einer afrikanischen Sprache.
Piercinggirl versteht die beiden nicht und ist ziemlich sauer.
Piercinggirl: »Hey, ihr blöden Labertanten! Ich kann leider kein Timbuktuanisch. Wenn ihr nicht mit mir quatschen wollt, dann sagt Bescheid. Dann gibt’s eins auf die Fresse!«
Partygirl: »Wir sprechen nur über ihren Friseur.«
Piercinggirl: »Ja klar, wer’s glaubt, wird selig!«
Dreadlocksgirl: »Nein, wir reden über den Typ da drüben und wollten nicht, dass der uns versteht. Der starrt uns voll an – total seltsam. Immer wenn ich in seine Richtung schaue, glotzt der auch!«
Piercinggirl: »Welcher?«