No More Tears - LalalaLetMeExplain - E-Book

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LalalaLetMeExplain

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Beschreibung

Gibt es überhaupt anständige Männer?

Wo kann man sie finden?

Und ist es die Mühe wirklich wert?

Die Antwort ist klar: In den meisten Fällen ist Frau mit einem Hund oder einer Katze besser beraten als mit einem Partner – leider. Fakt ist, dass Frauen nicht nur lustig-peinliche, sondern auch unangenehme, übergriffige und beängstigende Situationen beim Dating und beim Sex erleben müssen.

Von Ghosting und Negging bis hin zu Gaslighting und Missbrauch – das ist der erste Datingratgeber, der zeigt, auf welche Red Flags Frauen* achten müssen, damit sie nicht versehentlich in eine Beziehung mit Männern geraten, die eigentlich nur auf Sex aus sind oder insgeheim Frauen hassen.

Selbstbewusst Nein sagen und Zeichen einer potentiell gesunden, gleichberechtigten Beziehung erkennen – mit dem Anti-Fuckboy-Guide kein Problem.

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EPUB

Seitenzahl: 326

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Buch

Gibt es überhaupt anständige Männer? Wo kann man sie finden? Und ist es die Mühe wirklich wert? Die Antwort ist klar: In den meisten Fällen ist frau mit einem Hund oder einer Katze besser beraten als mit einem Partner – leider.

Fakt ist, dass Frauen* nicht nur lustig-peinliche, sondern auch unangenehme, übergriffige und beängstigende Situationen beim Dating und beim Sex erleben müssen. Von Ghosting und Negging bis hin zu Gaslighting, Stealthing und Missbrauch – No More Tears ist der erste Dating-Ratgeber, der zeigt, auf welche Red Flags Frauen* achten müssen, damit sie nicht in Beziehungen mit Männern geraten, die eigentlich nur auf Sex aus sind oder insgeheim Frauen sogar hassen. Selbstbewusst Nein sagen und Zeichen einer potenziell gesunden, gleichberechtigten Beziehung erkennen – mit dem Anti-Fuckboy-Guide kein Problem.

Autorin

LalalaLetMeExplain ist ausgebildete Sozialarbeiterin, Sexual- und Beziehungspädagogin. Als Kolumnistin und anonyme Beziehungsexpertin bei Instagram spricht sie offen über die Höhen und Tiefen der modernen Partnersuche und gibt ihren mittlerweile über 220000 Followern ungeschönt und ehrlich wertvolle Ratschläge zu den Themen, die anderen oft zu peinlich sind.

Instagram: @LalalaLetMeExplain

LalalaLetMeExplain

Dein Anti-Fuckboy-Guide

Aus dem Englischen von Annika Tschöpe

Die englische Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel »Block, Delete, Move On: It’s not you, it’s them« bei Transworld Publishers, London.Wir haben uns bemüht, alle Rechteinhaber ausfindig zu machen, verlagsüblich zu nennen und zu honorieren. Sollte uns dies im Einzelfall bedauerlicherweise einmal nicht möglich gewesen sein, werden wir begründete Ansprüche selbstverständlich erfüllen.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Deutsche Erstausgabe Juni 2023

Copyright © 2022 der Originalausgabe: LalalaLetMeExplain

Copyright © 2023 der deutschsprachigen Ausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: UNO Werbeagentur, München, nach einer Gestaltung von Marianne Issa El Khoury

Design by Couper Street Type Co.Illustrationen: Penguin Random House UK

Redaktion: Carla Felgentreff

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ES/JS ∙ cb

ISBN 978-3-641-30417-1V001

www.goldmann-verlag.de

Für meinen geliebten Sohn – alles, was ich tue, tue ich für dich.Für meine Mutter – ich hoffe, dass du stolz auf mich bist. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.

»Und weil ich mich nicht darauf verlassen kann, dass die Söhne in dieser Welt lernen, wie sie meine Tochter zu behandeln haben, werde ich dafür sorgen, dass sie ein Schwert, ein Speer und ein Schild wird.«

– Elizabeth Acevedo (@acevedowrites)

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1: Nicht alle Männer, aber viel zu viele

Kapitel 2: Als Single das Leben feiern

Kapitel 3: Erst die Arbeit …

Kapitel 4: Nicht alle Männer, aber diese auf jeden Fall

Kapitel 5: Wo bist du, Romeo?

Kapitel 6: Liebe im 21. Jahrhundert

Kapitel 7: Lohnt es sich, für ihn den pH-Wert zu gefährden?

Kapitel 8: Nichts geht ohne Zustimmung

Kapitel 9: Blockieren, löschen, abhaken

Danksagung

Glossar

Ressourcen

Sachregister

Anmerkungen

Vorwort

Hebst du bei dem Meme »Hand hoch, wenn dir dein Männergeschmack schon mal zum Verhängnis geworden ist?« sofort die Hand? Dann ist dieses Buch genau das Richtige für dich. Es ist kein Dating-Ratgeber für die Suche nach der großen Liebe, sondern soll dir zeigen, wie du rechtzeitig erkennst, mit wem es nur Ärger geben wird. Ich liefere dir all die Informationen, die ich selbst gerne gehabt hätte, und zwar schon lange vor dem ersten Date. Dabei bringe ich nicht nur Fachwissen, sondern auch persönliche Erfahrungen ein – leider habe ich mich unabsichtlich auf viel zu viele miese Typen eingelassen. Und damit bin ich nicht allein. Seit 2017 gebe ich auf Instagram anonym Dating- und Beziehungstipps, und dank Mundpropaganda ist meine Seite rasant gewachsen. Wer auf Cis-Männer steht (also auf Männer mit der Geschlechtsidentität, die ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde), kann meine teuflischen Erfahrungen mit Idioten, die unsere Zeit nicht wert sind, erstaunlich oft nachvollziehen.

Laut Derm Review wäscht sich jeder fünfte Mann höchstens zweimal pro Woche die Eier. Das wundert mich leider gar nicht. Diese Statistik bestätigt genau wie unzählige andere erdrückende Beweise: Es ist ein Fluch, wenn einem aufgrund der eigenen Sexualität nichts anderes übrig bleibt, als Männer zu daten. Und ganz ehrlich, müffelnde Pimmel sind dabei noch das geringste Problem.

Hast du schon mal versucht, einen Mann zu daten, seit es die entsprechenden Apps gibt? Dann weißt du sicher genau, was ich meine – und wenn nicht, hast du ein Riesenglück gehabt.

Ich bin ganz bestimmt keine Männerhasserin – im Gegenteil –, aber es lässt sich nicht bestreiten, dass Dating mit ihnen eine Herausforderung ist. Leicht fällt es den wenigsten, und wer auf Männer steht, muss besonders gut Bescheid wissen und viel trainieren, um das riskante Sackhüpfen unbeschadet zu überstehen.

Ich habe mit Männern so viele Fehler gemacht – etwa einem Typen, den ich wirklich mochte, in einer dreiminütigen Sprachnachricht unter alkoholbedingten Tränen meinen Vaterkomplex geschildert. Oder mich mit jemandem verabredet, der bei unserem ersten – und letzten – Date einen älteren Passanten angriff. Oder unwissentlich sechs Monate lang einen Kerl gedatet, der schon eine Freundin hatte … Ich könnte noch zwanzig weitere Absätze zu diesem Thema schreiben, aber sicher weißt du, was ich meine. Ich hatte keine Ahnung, wie man Red Flags erkennt, wusste nicht, wie man miese Typen herausfiltert oder wie man verhindern kann, dass man sich nur von seinem Herzen und dem verzweifelten Bedürfnis nach Liebe leiten lässt.

Der Ablauf war immer gleich: Ich lernte einen Mann kennen, der anfangs sehr interessiert und engagiert wirkte, wir trafen uns über Monate hinweg regelmäßig, bis ich Gefühle entwickelte und davon ausging, dass er sich auch in mich verliebt hatte, weil er so oft bei mir war. Die ganze Zeit drängte ich ihn, mehr in unser Verhältnis zu investieren, sah eine tiefere Bedeutung darin, wenn er mit mir im Arm einschlief, und war frustriert, wenn er mich nur für ein schnelles Nümmerchen anrief, weil ich nicht begriff, dass ich für ihn nur eine Bettgeschichte war. Somit genoss er sämtliche Vorteile einer festen Beziehung, weil ich ihn wie einen Partner behandelte – in der Überzeugung, so würde er merken, wie toll es war, mit mir zusammen zu sein, und mir endlich sagen, dass er mich liebte. Und manchmal passierte das auch. Aber ich erkannte nicht, dass diese Liebesbekundungen nur leere Worte waren, und wurde letztendlich immer verletzt. Das prägte mein Leben, denn ich verwandelte mich in all das, was sich Männer meiner Ansicht nach wünschten: ein Sexspielzeug (ohne eigenen Orgasmus), einen Zufluchtsort, an dem sie nach einem harten Tag als Kleindealer emotionalen Trost fanden, einen Taxiservice nach Feiern mit Freunden, zu denen ich nie eingeladen wurde. Ich begriff nicht, wie leicht ich es ihnen machte, auf allen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Ich habe mir Männer immer mit dem Herzen und nicht mit dem Kopf ausgesucht – ich habe den Verstand sogar absichtlich außen vor gelassen und meinen Körper in den Vordergrund gerückt, weil ich ihn für das Wertvollste hielt, das ich zu bieten hatte.

Auch meine beste Freundin hatte Probleme mit Männern, aber nicht die gleichen. Sie fand sehr leicht jemanden, der sich in sie verliebte, doch diese Typen hatten immer einen Schaden. Nach wenigen Wochen einer turbulenten Affäre hatten sie dramatische Zusammenbrüche, wollten bei ihr einziehen, weil sie obdachlos geworden waren, oder stellten plötzlich tiefsitzende Mutterkomplexe fest. Und meinen verheirateten Freundinnen erging es nicht viel besser: Eine von ihnen musste vor häuslicher Gewalt flüchten, drei andere stemmten Haushalt und Kindererziehung, während ihre Männer in der Midlife-Crisis inklusive Kokain- und Alkoholabhängigkeit versanken.

Im November 2016 beendete ich eine Beziehung mit dem Fuckboy, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Er war ein narzisstischer Loser, der mich irgendwie davon überzeugt hatte, er würde bald Millionär werden – aber vorerst musste ich ihm das Taxi bezahlen, wenn ich ihn sehen wollte. Das war die letzte einer Reihe von gescheiterten Romanzen, die 2013 ihren Anfang genommen hatten, als ich erstmals Online-Dating ausprobierte. Davor hatte ich zwei Langzeitbeziehungen, die zweite mit dem Vater meines Kindes. Wir kamen 2006 zusammen, unser Sohn wurde 2011 geboren, und ich war vom Tag seiner Geburt an alleinerziehend. Das nächste Date hatte ich erst, als der Kleine etwa 18 Monate alt war. Damals stellte ich fest, dass sich die Situation drastisch verändert hatte, seit ich zuletzt Single gewesen war. Wirklich drastisch. Die Männer hatten sich verändert. Vor Tinder und Plenty of Fish war es mir sehr leichtgefallen, jemanden zu treffen, der eine Beziehung wollte, aber durch diese Apps und meinen neuen Status als Alleinerziehende hatte ich den Eindruck, dass jeder Mann nur eines wollte – mich für blöd verkaufen.

Nach der Geschichte mit dem Fuckboy, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte, nahm ich mir vor, an mir zu arbeiten. Ich befasste mich eingehend mit dem Gesetz der Anziehung und erfuhr mehr über meine Spiritualität, sodass ich mich selbst und mein Verhalten in Beziehungen besser durchschaute. Ich hatte eine Reihe von Offenbarungen – mir wurde klar, warum ich mich selbst verriet, um von Männern Bestätigung zu bekommen. Ich hatte mich jahrelang mit Bindungstheorie befasst, aber es war mir nicht in den Sinn gekommen, dieses Wissen auf mein eigenes Liebesleben anzuwenden. Allmählich erkannte ich, warum mein unsicherer Bindungsstil dazu führte, dass ich mich ängstlich an diese Männer klammerte. Ich musste mir eingestehen, dass auch von mir gewisse Red Flags ausgingen und dass ich in einer früheren Beziehung manipulativ und kontrollsüchtig gewesen war. Ich zwang mich dazu, diese unangenehme Erkenntnis nicht zu verdrängen, sondern zu ermitteln, wie ich das ändern konnte. Ich begriff, was ich falsch machte.

Aber da war noch mehr. Ich hatte Sozialwissenschaften studiert und mich mit Feminismus, Frauenfeindlichkeit und toxischer Männlichkeit beschäftigt, doch aufgrund meiner natürlichen Neigung, mir selbst die Schuld zu geben und mir jede Ablehnung oder schlechte Behandlung zu eigen zu machen, konnte ich nicht erkennen, wie das mit meinen Erfahrungen zusammenhing. An meinen Freundinnen sah ich, dass wir Frauen beim Daten eine Reihe von Problemen haben, die meinen männlichen Freunden weitestgehend fremd waren: Wir erlebten furchteinflößende Vorfälle beim ersten Date, wurden ausgenutzt und nach dem Sex geghostet, in unklaren Verhältnissen hingehalten oder dienten als unbezahlte Pflegekraft/Mutter. Mir wurde klar, dass viele meiner Probleme auf mein Geschlecht zurückzuführen waren.

Ganz offensichtlich gibt es ein Problem mit Männern und der Art und Weise, wie sie Frauen behandeln.

Als Individuen sind viele Männer toll, aber als Gruppe betrachtet gibt es verschiedene Dinge, die ausgebügelt werden müssen. Solange das nicht geschehen ist, sollten alle, die Männer daten, für deren Dreistigkeiten gerüstet sein.

All das hätte ich erkennen müssen, denn ich war Sozialarbeiterin für Kinder und Familien, hatte einen hervorragenden Hochschulabschluss in diesem Fach und unterrichtete als Sexual- und Beziehungsberaterin in Schulen und Jugendeinrichtungen. Außerdem hatte ich eine Ausbildung als Lehrerin für praktische Sozialarbeit absolviert. Seit fast zwanzig Jahren half ich Frauen dabei, missbräuchliche Beziehungen zu erkennen und zu verlassen, zeigte auf, wie man gesündere Verbindungen aufbaut, und stand ihnen zur Seite, wenn sie Teufelskreise durchbrechen wollten, um ihre Familien zu schützen. Anschließend ging ich dann nach Hause und bettelte bei Männern, die mich ambivalent behandelten, um mehr Liebe. Anderen konnte ich die besten Ratschläge geben, aber es gelang mir nicht, diese auf mein eigenes Liebesleben anzuwenden.

Zum ersten Mal kam ich zu dem Schluss, dass eine Beziehung nicht mehr mein größtes Ziel sein durfte. Ich musste einen klaren Schnitt machen, um mein Leben in den Griff zu kriegen. Als ich darüber nachdachte, was ich in vier Jahren Online-Dating über Männer und mich selbst gelernt hatte, ging mir ein Licht auf. Von da an investierte ich all die Energie und Aufmerksamkeit, die ich auf Männer verschwendet hatte, in mich selbst. Ich fing an, mich selbst und das Alleinsein zu schätzen. Ich brauchte keine Aufmerksamkeit und Bestätigung von Männern mehr. Im Rückblick erkannte ich bei meinen vielen Online-Kontakten ein bestimmtes Muster und deutliche Red Flags. Als ich all das durchschaut hatte, wollte ich mein Wissen unbedingt unter die Leute bringen. Alle Frauen sollten erfahren, dass man das Single-Dasein genießen kann, wie man Red Flags auf Anhieb erkennt und wie man selbstbewusst alle blockt, bei denen man verräterische Anzeichen entdeckt. Aus diesem Wunsch heraus entstanden meine Instagram-Seite und mein Blog, und der Kontakt zu so vielen anderen Frauen und Menschen, die bei Dates mit Männern genau den gleichen Mist durchmachten, gab mir ungeheure Kraft. Mir wurde klar, dass wir alle etwas Orientierungshilfe brauchen, um mit der modernen Form des Datings klarzukommen.

Mittlerweile bin ich endlich so weit, dass ich als Single restlos zufrieden bin, und dieses Buch soll anderen dabei helfen, das ebenfalls zu schaffen. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass dieses Buch im Corona-bedingten Lockdown entstand und ich mich seit langer Zeit erstmals wieder nach einem Mann sehnte. Für Singles war diese Zeit besonders schwierig (genau wie für Menschen, die in schrecklichen Beziehungen feststeckten), weil wir plötzlich das Gefühl hatten, vielleicht sei der Zug ohne uns abgefahren. Die Einsamkeit, die wir sonst samstagabends verspürten, wenn unsere Freundinnen mit ihren Partnern unterwegs waren, wurde zum täglichen Normalzustand. Viele erkannten, dass sie sich eine Beziehung wünschten, und fragten sich voller Panik, ob es jemals wieder dazu kommen würde, da offenbar die Apokalypse über uns hereingebrochen war. Zwar haben wir die Krise mittlerweile weitestgehend überwunden (so hoffe ich), doch in Bezug auf die Partnersuche hallt sie immer noch nach, weil viele meinen, sie hätten Zeit verloren. Ich hoffe deshalb, dass dieses Buch die Panik etwas lindern kann.

Bevor es losgeht, möchte ich etwas klarstellen. Wenn ich in diesem Buch von Frauen spreche, sind auch Trans-Frauen gemeint. Mit Männern meine ich jedoch ausschließlich cisgeschlechtliche Männer. Trans-Männer sind zwar auch Männer, aber bis auf wenige Ausnahmen meist nicht frauenfeindlich. Sie wurden als Mädchen/Frauen sozialisiert und haben deshalb einen anderen Blick auf das Leben. Ich habe mich bei mehreren Trans-Männern erkundigt, ob sie sich dadurch ausgegrenzt fühlen, und alle erklärten, sie seien froh, nicht in Diskussionen über toxische Männlichkeit einbezogen zu werden, weil sie in der Regel keinen Anteil daran haben. Misogynie spielt auch in queeren Beziehungen eine große Rolle, insbesondere in Form von Homophobie, und drängt viele dazu, innerhalb der Beziehung heterosexuelle Ideale der Geschlechterrollen zu übernehmen. Häusliche Gewalt ist auch bei gleichgeschlechtlichen oder nicht geschlechtskonformen Paaren weit verbreitet. Dating und Beziehungen können für alle schwierig sein – auch für heterosexuelle Männer. Aber ich konzentriere mich speziell auf die Erfahrungen von heterosexuellen Frauen, die mit cisgeschlechtlichen Männern zusammen sind, weil ich mich damit auskenne. Ich finde es besser, wenn LGBTQI+-Erfahrungen von einer LGBTQI+-Person geschildert werden. Ich fühle mich nicht berufen, im Namen von LGBTQI+-Menschen zu sprechen, deshalb überlasse ich das Wort lieber Leuten wie Lindsay King-Miller (Autorin von Ask a Queer Chick: A Guide to Sex, Love, and Life for Girls Who Dig Girls), Jo Langford (Autor von The Pride Guide) und Jamie Windust (Autor von In Their Shoes). Einige Teile dieses Buches sind zwar geschlechtsspezifisch, doch ich hoffe, dass vieles für alle relevant ist, unabhängig davon, wie sie sich identifizieren und mit wem sie zusammen sind. In den Kapiteln über Sex (Kapitel 7 und 8) werden jedoch spezifische biologische Ausdrücke rund um Penis und Vagina verwendet. Menschen, die nicht cis-geschlechtlich sind, könnten sich davon getriggert fühlen. Ich habe mich für diese Sprache entschieden, weil die Orgasmuslücke insbesondere heterosexuelle Cis-Frauen betrifft, die mit heterosexuellen Cis-Männern schlafen. Allerdings möchte ich alle dazu ermuntern, meine Tipps an ihre persönliche Situation anzupassen, wenn ihnen das hilfreich erscheint, unabhängig von der geschlechtsspezifischen Sprache auf diesen Seiten. Dass ich mich auf die Probleme heterosexueller Frauen bei der Partnersuche und in Beziehungen konzentriere, bedeutet nicht, dass ich das, was andere durchmachen müssen, nicht ernst nehme.

Dieses Buch richtet sich an alle, die Dating kompliziert, verwirrend, ermüdend, anstrengend oder ernüchternd finden. An alle, die nachts im Bett liegen und darüber nachgrübeln, ob sie jemandem schreiben sollen, der sie mies behandelt hat. An alle, die sich fragen, ob mit ihnen etwas nicht stimmt, weil ein oberflächlicher Typ nicht erkennt, was er an ihnen hat; die alle sechs Monate hoffnungsvoll einen neuen Versuch mit den Apps starten und sie dann eine Woche später wieder löschen, weil alles so zermürbend ist.

Du bist nicht allein.

Das hier ist ein Leitfaden gegen Fuckpersons, in den meine eigenen schrecklichen Dating-Erlebnisse, mein Fachwissen sowie die vielen Erkenntnisse eingeflossen sind, die ich den wunderbaren Menschen verdanke, die mir über Jahre hinweg auf Instagram ihre Geschichten anvertraut haben. Glaub mir: Das, was du in der wilden Dating-Welt durchmachst – ob du verletzt, gedemütigt, im Bett genötigt, geghostet, belogen, missbraucht oder in anderer Weise schlecht behandelt wurdest –, haben Tausende andere ebenfalls erlebt. Mit meiner Instagram-Community steht dir eine regelrechte Armee zur Seite. Wenn ich deine Geschichte posten würde, würden dir unter Garantie Zehntausende Mut zusprechen und echte Anteilnahme zeigen. Tausende von Menschen würden bestätigen, dass ihnen das Gleiche widerfahren ist, dass es besser werden wird und dass wir alle hinter dir stehen. In schweren Zeiten fühlt man sich oft sehr einsam, und dieses Buch soll allen zeigen: Du bist nicht allein. Wir sitzen alle im selben Boot, und wir stehen hinter dir. Dieses Buch soll dir vermitteln, dass das Leben als Single fantastisch ist und dass du der Liebe nicht hinterherlaufen musst. Da du ein Dating-Buch liest, gehe ich allerdings auch davon aus, dass du irgendwann einen Partner haben möchtest. Das Hauptziel besteht zwar darin, als Single zufrieden zu sein, doch es ist keine Schande, dass man sich einen Partner wünscht und dieses Buch nutzt, um mit geschärftem Bewusstsein für Red Flags gesünder an Dates heranzugehen. Dieses Buch ist dein Fuckboy-Filter.

Kapitel 1 Nicht alle Männer, aber viel zu viele

Trigger-Warnung: Sexuelle Gewalt/Missbrauch

Über die Dating-App Tinder hatte ich ein Match mit einem Typen, der auf den ersten Blick super wirkt, wir waren offensichtlich auf einer Wellenlänge. Dann fingen wir an, uns auf Social Media zu folgen, und ich habe festgestellt, dass er etliche Dating-Ratgeber für Alphamänner abonniert hat. Außerdem hat er mehrere Beiträge geteilt, die mir sehr zu denken geben – zum Beispiel den Ratschlag, Frauen mit Schweigen zu bestrafen, wenn sie keinen Sex wollen, und ein Meme, in dem eine Frau gewürgt wird, weil sie zu viel herumnörgelt. Eigentlich wirkte er so süß, aber in seinen Accounts sehe ich zu 90 Prozent frauenfeindliche Memes und Posts. Ist so etwas immer eine Red Flag?

Ich finde Männer toll. Nette, freundliche, lustige, großartige, anständige Typen. Solche liebe ich. Es gibt Millionen guter Männer. Wenn das nicht so wäre, hätte ich meine Instagram-Seite einfach »Mach’s dir selbst« genannt und genau erläutert, wie man allein glücklich wird. Leider gibt es aber auch viel zu viele miese Typen. Es gibt auch miese Frauen: böse, manipulative, kontrollsüchtige Personen – zu Millionen. Der große Unterschied besteht darin, dass kein Mann sein Leben ändern muss, um sich vor solchen Frauen zu schützen. Wir Frauen dagegen müssen uns wegen der Männer einschränken. Jeden Tag. Überall auf der Welt. Natürlich geht nicht von allen Männern Gefahr aus, aber alle Menschen, die sich als Frau identifizieren, müssen vorsichtig und misstrauisch sein. Wir müssen in der Bar unseren Drink abdecken, bei einem Date unseren Standort an Freundinnen schicken, nach Mitternacht mit dem Taxi statt mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, den Schlüssel abwehrbereit zwischen den Fingern halten, wenn wir allein spazieren gehen – all das nur wegen gewisser Männer. Es sind viel zu viele. Selbst diejenigen, die unablässig betonen, dass »nicht alle Männer« so sind, schärfen den eigenen Töchtern und Ehefrauen ein, sich vor anderen Männern in Acht zu nehmen.

Ausnahmslos jeder Mann weiß, dass es an Männern liegt, dass Frauen in bestimmten Situationen Gefahr droht.

Dagegen ließe sich einwenden, dass es auch für Jungen und Männer Risiken gibt, und das stimmt natürlich. Allerdings geht die Gefahr in diesen Fällen nicht von Frauen aus; Jungen und Männer müssen sich ebenfalls vor Männern hüten. (Genau deshalb ist es wichtig, dass wir uns Männer als Verbündete ins Boot holen; auch den Männern kommt es zugute, wenn männliche Gewalt und toxische Maskulinität ein Ende nehmen.) Männer, die Männer daten, müssen ebenfalls Vorsicht walten lassen, denn dabei kommt es genauso zu beängstigenden Situationen. Bei einem Date mit einer Frau gibt es dagegen keinen Anlass, sich vor körperlicher oder sexueller Gewalt zu fürchten (obwohl es sich natürlich nicht ganz ausschließen lässt). Queer-Frauen sollten auch bedenken, dass gruselige Männer sich auf Dating-Apps manchmal als Frauen ausgeben, daher ist immer Vorsicht geboten.

Obwohl ich Männer liebe, sind sie mir zum Verhängnis geworden. Viele Jahre lang lebte ich als heterosexuelle Cis-Frau, ohne mir richtig klarzumachen, was das bedeutete und dass ich deshalb auf bestimmte Weise wahrgenommen und behandelt wurde und selbst glaubte, ich müsse eine bestimmte Rolle einnehmen und ein bestimmtes Verhalten zeigen. Ich habe mir darüber niemals richtig Gedanken gemacht, meine Erfahrungen nie in einen Kontext gerückt. Die vielen Tausend Mal, die mir wildfremde Männer auf der Straße zuriefen, sie wollten »an meinen Titten lutschen« – das fing schon in meiner Kindheit an. Die unzähligen Situationen, in denen jemand auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln in meinem Beisein masturbierte oder sich entblößte – auch das erlebte ich schon als Kind. Die vielen Kerle, die mir bei einem Rave im Vorbeigehen an den Hintern fassten oder sich in der U-Bahn an mich pressten. Die Jungs, die mir in der Schule an die Brüste grapschten und darüber lachten. Die Chats auf Dating-Apps, die mit vulgären Forderungen an meinen Körper begannen. Die Momente, in denen ich mir im Bett etwas gefallen ließ, das mir wehtat, weil ich gewollt werden wollte. Die zahllosen Stunden, in denen ich mich unter Schmerzen wachste oder in unbequemen High Heels herumlief, um so auszusehen, wie es meiner Meinung nach auf Männer attraktiv wirkte. Die Situationen, in denen mich jemand eingeschüchtert oder verängstigt hat, der mir eigentlich Geborgenheit schenken sollte.

Für all das gab ich mir selbst die Schuld. Ich ging im Prinzip davon aus, dass ich eben Pech hatte und irgendetwas an mir die Männer dazu veranlasste, mir unglaublich miese Sachen zu sagen oder anzutun.

Dass es an meiner Ausstrahlung liegen könnte, dass Männer mich als sexuelles Objekt sahen.

Ich suchte bei mir selbst nach Gründen dafür, wieso ich mieses Verhalten anzog – doch dadurch sank mein Selbstwertgefühl, sodass ich mir noch mehr von Männern gefallen ließ, weil ich meinte, es nicht besser verdient zu haben. Zudem habe ich Fehlverhalten verharmlost; mir war klar, dass manches vielen Mädchen passiert, zum Beispiel, dass sie in der Schule begrapscht werden. Deshalb habe ich nicht entsetzt reagiert, wenn mir ein Junge unter den Rock fasste, sondern hielt das für normal, für einen Spaß, den man eben hinnehmen muss.

Mir war nicht klar, dass all das nur an meinem Geschlecht lag.

Ich sah keinerlei Zusammenhang zu Frauenfeindlichkeit. In meiner Jugend galt das Klischee, dass Jungs fies zu den Mädchen sind, die sie mögen, während den Jungs eingeredet wurde, dass Mädchen sich gerne zieren und man deshalb nicht lockerlassen sollte, auch wenn sie angeblich kein Interesse haben. Außerdem galten Mädchen als »reifer«, sodass Jungen für ihr Verhalten nicht zur Rechenschaft gezogen wurden, sondern alle Verantwortung an den Mädchen hängen blieb.

Diese Erfahrungen mit Männern hatten auch zur Folge, dass ich andere Frauen nicht ausstehen konnte, weil ich sie als Konkurrenz betrachtete. Ich war ein »Pick-Me-Girl«, eine frauenfeindliche Frau. Solche Frauen wollen die Aufmerksamkeit der Männer auf sich ziehen und mit sexistischen Bemerkungen deutlich machen, dass sie anderen Mädchen überlegen sind. Damit sagen sie »Pick me!«, also »Nimm mich!«. »Pick-Me-Girls« fügen sich in das patriarchalische Idealbild einer Frau, obwohl das nicht ihrem wahren Wesen entspricht. Sie sehen andere Frauen als Gegnerinnen und misstrauen ihnen. Aus mangelndem Selbstbewusstsein wollen sie andere Frauen ausstechen, indem sie die starren Geschlechternormen frauenfeindlicher Männer erfüllen – zum Beispiel das Klischee von der stillen, unterwürfigen Ehefrau. Es gibt Frauen, die sich aus freien Stücken unterordnen, dabei aber die Entscheidungen anderer Frauen respektieren; ein Pick-Me-Girl dagegen kompromittiert die eigenen Bedürfnisse, um Männern zu gefallen, und lässt dafür andere Frauen über die Klinge springen. Wenn eine Promi-Frau, die von ihrem Partner betrogen wurde, auf Insta sexy Bilder postet, üben die »Pick-Mes« in den Kommentaren harsche Kritik: »Ganz ehrlich, vielleicht ist er fremdgegangen, weil sie zu viel feiert und sich sexy präsentiert!«

Genau so verhielt ich mich früher, weil ich wollte, dass Männer mich begehrten. Ihre Anerkennung war mir sehr wichtig. Jetzt bin ich stolz darauf, so zu sein wie andere Frauen, weil ich weiß, dass wir alle im gleichen Boot sitzen.

Millionen von Frauen auf der ganzen Welt werden bestätigen, dass sie noch ein Kind waren, als ihnen der Blick eines Mannes zum ersten Mal das Gefühl gab, ein sexuelles Objekt zu sein. Ich erinnere mich genau, wie meine Mutter, damals 42 Jahre alt, einer Freundin erzählte, dass ihr niemand mehr hinterherschaute oder nachpfiff, wenn sie mit mir unterwegs war, weil die Männer nur noch Augen für mich hätten. Ich war zwölf. Ich weiß noch, dass ich mit fünfzehn nicht die Straße entlanggehen konnte, ohne von Männern in Autos angequatscht zu werden. Sie rollten langsam neben mir her wie auf dem Straßenstrich.

Natürlich machen nicht alle Mädchen solche Erfahrungen, aber die meisten Frauen haben irgendwann im Leben mit widerlichem männlichen Verhalten zu tun. Wir wachsen alle mit denselben kulturellen Narrativen auf – dass Frauen selbst schuld sind, wenn Männer ihnen etwas Schlimmes antun. Dass wir Männer brauchen, die uns beschützen, obwohl wir uns eigentlich nur vor Männern schützen müssen. Dass wir ein bestimmtes Aussehen und Verhalten zeigen müssen, um für Männer attraktiv zu sein, und dass wir ohne sie im Leben scheitern werden, weil uns niemand heiraten und Babys schenken und beschützen wird. Wie oft habe ich gehört, wenn ich einen Mann finden wolle, solle ich mir meine Intelligenz nicht anmerken lassen; ich solle weniger fluchen und nicht nach Erfolg streben, weil das Männer abschrecken könne. Ich solle betonen, dass ich kochen kann und ins Fitnessstudio gehe, aber lieber nicht genau verraten, mit wie vielen Männern ich geschlafen habe. So geht es uns allen. Und während wir all das hören, erleben wir etwas anderes. Wie bereits erwähnt, sind die meisten Mädchen noch unfassbar jung, wenn die Männer erstmals Interesse an ihnen zeigen – sei es durch Rufe, Pfiffe, unanständige Kommentare oder Betatschen in der Schule. All das kommt uns nicht richtig vor, aber es ist so allgegenwärtig und gilt als »Spaß«, als etwas, das Mädchen nun mal erleben, deshalb wissen wir nicht, dass wir uns dagegen wehren dürfen. Mit der Zeit sehen wir solche Erlebnisse als Bestätigung. Wenn wir dann erwachsen sind, geht es genauso weiter. In Zeitschriften und Videos werden Frauen meist extrem sexualisiert dargestellt, die Pornokultur ist allgegenwärtig: Wir lernen, dass wir sexy sein müssen, um die Aufmerksamkeit der Männer auf uns zu ziehen. Männer sagen uns, wie begehrenswert wir sind, um uns ins Bett zu kriegen, und wenn wir das einsetzen, was sie an uns besonders schätzen, werden wir dafür verurteilt und schlechtgemacht.

Der Hure-oder-Heilige-Komplex ist oftmals traurige Realität.

Viele Männer können eine Frau nicht als komplexes menschliches Wesen sehen, das nicht nur eine ebenbürtige Partnerin und potenzielle Mutter ist, sondern auch Sex liebt; es gibt nur entweder/oder.

Die »Hure« wird begehrt, aber nicht respektiert, weil sie nicht kontrolliert werden kann und von anderen Männern »befleckt« wurde. Die Jungfrau wird respektiert, weil sie als »rein« gilt.

Für Frauen liegt die Messlatte ungeheuer hoch. Wir lernen, dass wir all diesen Idealen entsprechen müssen, damit Männer uns attraktiv finden – Männer, die sich seit jeher so konsequent mies verhalten, dass die Messlatte für Dates und Beziehungen für sie quasi am Boden liegt. Wie oft haben wir einen Kerl dafür gelobt, dass er uns beim ersten Date noch nicht angefasst hat? Als ob man ein vornehmer Gentleman wäre, wenn man seine Finger bei sich behält! Oder wir haben begeistert unsere Freundinnen angerufen und verkündet, wir hätten den Mann fürs Leben gefunden, nur weil ihm wichtig war, dass wir den Sex genossen und vor ihm kommen konnten. Das sollte normal sein. Wenn jemand erfährt, dass ich alleinerziehend bin, folgt meist die Frage, ob der Vater sich kümmert, und wenn ich das bestätige, höre ich fast immer, wie toll das ist. Ich selbst dagegen werde nie dafür gelobt, dass ich meinen Sohn großziehe. Von Müttern wird das erwartet, sie bekommen dafür keine Anerkennung, aber wenn ein Mann mit seinen Kindern jeden zweiten Sonntag zu McDonald’s geht, hat er einen Orden verdient? Von wegen. Selbst in Familien, die zusammenleben, erntet der Vater Lob, wenn er die eigenen Kinder »hütet« oder »im Haushalt hilft«. Nicht einmal in Bezug auf Kleidung und äußere Erscheinung müssen Männer hohe Erwartungen erfüllen. Wir Frauen tragen unbequeme Schuhe oder Klamotten, zwängen uns in Dessous oder lassen extreme kosmetische Behandlungen über uns ergehen – für Männer in gemütlichen Pullis und ausgelatschten Turnschuhen. Das passt alles nicht zusammen.

In ihrem fesselnden, aufschlussreichen Buch Everyday Sexism erklärt Laura Bates, dass uns die Medien heimtückische Botschaften über Frauen und Mädchen vermitteln, die die gesellschaftliche Einstellung prägen und uns damit gewaltig beeinflussen. Als Beispiel nennt sie eine Diskussion, die 2015 im Frühstücksfernsehen auf dem Sender ITV geführt wurde und sich darum drehte, ob Frauen, die im betrunkenen Zustand flirten, selbst schuld sind, wenn es zu Übergriffen kommt. Oder einen Gastkommentar in der Fernsehsendung The Wright Stuff, in dem es darum ging, ob es »nur Spaß« sei, wenn ein Mann einer Frau im Nachtclub in den Hintern kneift – eine Reaktion auf die Forderung von Aktivistinnen, dass Männer, die Frauen betatschen, aus Nachtclubs verbannt werden sollten. Eine prominente Teilnehmerin der Diskussionsrunde befand Betatschen im Nachtclub als »harmlos« und führte es darauf zurück, dass Frauen in Clubs heutzutage oft sehr leicht bekleidet sind. Für einen sexuellen Übergriff ist stets nur ein einziger Mensch verantwortlich, und zwar der, der übergriffig wird – dennoch verbreiten unsere Mainstream-Medien ein Narrativ, das etwas anderes suggeriert.

Für mich war es eine Offenbarung, als ich im Studium der Sozialen Arbeit allmählich erkannte, dass es sich dabei um ein systemisches Problem handelt. Ich erfuhr aus erster Hand, wie unendlich viele Frauen und Kinder genau das Gleiche durchmachten wie ich – und noch viel Schlimmeres. Ich sah, wie Frauen jeden Alters, jeder Gesellschaftsschicht und jeder ethnischen Zugehörigkeit auf die unterschiedlichste Weise unter Männern zu leiden hatten – und dass die Frauen mit solchen Erlebnissen ganz unterschiedlich umgingen. Gleichzeitig lernte ich über Feminismus und las Bücher von Frauen wie der renommierten Schwarzen feministischen Schriftstellerin bell hooks und der Autorin und Journalistin Naomi Wolf. Schnell durchschaute ich die Zusammenhänge und begriff, dass Sexismus und Unterdrückung gesellschaftliche Probleme sind und ich Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse war. Mir wurde klar, dass nicht ich dafür verantwortlich war, sondern das Patriarchat. Dass es sich nicht um ein persönliches Problem handelte, sondern um ein systemisches und dass jeder Mensch – auch Männer – aufgrund seiner Klasse, seiner ethnischen Zugehörigkeit oder seiner Herkunft in unterschiedlichem Maße davon betroffen ist. »Das Patriarchat ist so konzipiert, dass es in erster Linie Männer und in zweiter Linie weiße Frauen unterstützt«, erklärt die Schauspielerin, Regisseurin und Geschäftsfrau Kelechi Okafor. »Für Schwarze Frauen war in diesem Narrativ noch nie Platz. So zum Beispiel in Liebesfilmen – das Schwarze Mädchen ist immer die beste Freundin, nie das Objekt der Begierde. Schwarze Frauen gelten als stark und unabhängig und verdienen daher weder Liebe noch Schutz.« Das ist »Misogynoir« – dieser Begriff wurde von Moya Bailey geprägt und meint Sexismus, der sich gegen Schwarze Frauen richtet. Auch in anderen Kulturen ist das zu beobachten – so gelten asiatische Frauen als unterwürfig und übermäßig sexualisiert, während manche muslimische Frauen durch bestimmte, eher frauenfeindliche Aspekte ihrer Kultur manipuliert werden, »während sie gleichzeitig eine sehr spezifische Art von Islamophobie und Kontrolle seitens weißer Frauen erfahren, die Burkas oder Hijabs unter dem Deckmantel des Feminismus bekämpfen wollen«, so Munira von @muslimsexeducation auf Instagram. Auch die soziale Herkunft spielt eine große Rolle: Im Missbrauchsskandal von Rochdale wurden die betroffenen Mädchen – hauptsächlich Weiße aus der Arbeiterklasse – von allen, die sie hätten beschützen sollen, im Stich gelassen, weil sie als wertlos galten. Man ging davon aus, dass Mädchen aus der Arbeiterklasse bestimmte Verhaltensweisen zeigen und sich ihr Schicksal selbst zuzuschreiben haben. Alle Frauen sind aufgrund ihres Geschlechts von männlicher Gewalt bedroht, doch Faktoren wie ethnische Zugehörigkeit, soziale Herkunft, Sexualität und Behinderung erhöhen das Risiko und reduzieren die Möglichkeit, Schutz zu erfahren.

Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und Gewalt gegen Frauen und Mädchen sind überall auf der Welt ein erwiesenes, anerkanntes Problem, und in den meisten Ländern gibt es bestimmte Strategien, um gegen dieses Problem anzugehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht in diesen Formen von Gewalt ein erhebliches Problem der öffentlichen Gesundheit. Statistiken und Beweislage zeigen, dass für Frauen die Gefahr besteht, körperliche und sexuelle Gewalt durch Männer sowie häusliche Tötungsdelikte zu erleben, und dass dieses Problem auf Frauenfeindlichkeit, das Patriarchat, männliche Privilegien, toxische Männlichkeit, Geschlechterrollen sowie die Überzeugung vieler Männer zurückgeht, sie könnten über eine Frau und ihren Körper frei verfügen. Gemeinhin spricht man in diesem Zusammenhang von »Gewalt gegen Frauen«, doch dieser Begriff lässt außen vor, dass diese Gewalt von Männern verübt wird – richtiger wäre es deshalb, von männlicher Gewalt gegen Frauen zu sprechen.

Wenn »Gary« die Ehre der Männer verteidigen will, indem er in einem Gespräch über Vergewaltigung oder häusliche Gewalt betont, dass nicht alle Männer auf der Welt eine Gefahr für Frauen sind, macht er sich damit lächerlich.

Es ist sonnenklar, dass nicht alle Männer so sind, aber es sind immerhin so viele, dass Regierungen in aller Welt umfassende Strategien und Arbeitsgruppen einführen, die das Problem angehen sollen. Es sind immerhin so viele, dass 97 Prozent der Frauen schon einmal sexuelle Belästigung erlebt haben. Es sind immerhin so viele, dass allein in England und Wales jede Woche zwei Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet werden. Es sind so viele, dass eine von drei Frauen in ihrem Leben häusliche Gewalt erlebt. Es sind so viele, dass alle sechs Minuten eine Frau vergewaltigt wird. Bei 90 Prozent der sexuellen Übergriffe kennt der Mann die Frau, der er etwas antut – es sind also so viele, dass wir uns vor den Männern, die uns am nächsten stehen, in Acht nehmen müssen. Es sind zu viele Männer. Natürlich werden auch Männer Opfer von häuslicher Gewalt, aber bei sexueller Gewalt und Mord ist der Unterschied gewaltig. Wenn Gary also sagt: »Und die Männer? Uns trifft es auch«, dann sind die Fakten unbestechlich: Wir Frauen töten und vergewaltigen Männer einfach nicht in epidemischem Ausmaß.

Kürzlich habe ich auf meiner Seite ein paar Umfragen durchgeführt, an denen fast 10000 Frauen teilgenommen haben (2 Prozent der Teilnehmenden waren Männer). 65 Prozent sagten, sie seien schon einmal sexuell belästigt worden, aber 91 Prozent wurden nach eigenen Angaben schon einmal in der Öffentlichkeit sexuell betatscht, zum Beispiel in einer Bar oder auf einem Festival. Das ist ein Unterschied von 26 Prozent – für ein Viertel der Teilnehmenden war Betatschen also so normal, dass sie es nicht als sexuellen Übergriff betrachteten. 79 Prozent sagten, auf der weiterführenden Schule sei es üblich gewesen, dass Jungen Mädchen sexuell berührten (zum Beispiel an den BH-Trägern zogen, auf den Hintern schlugen und dergleichen) und dass das allgemein als Spaß galt – oder als etwas, das Mädchen nun einmal passiert.

In ihrem Buch Misjustice: How British Law is Failing Women erklärt die Staatsanwältin Helena Kennedy:

Das Gesetz spiegelt die Gesellschaft mit all ihren Fehlern, und deshalb spiegelt es auch heute noch, dass Frauen weniger wichtig und weniger wert sind … Das Gesetz hat Symbolwirkung und entscheidenden Anteil daran, was uns als richtig und natürlich gilt. Wenn die Männer des Gesetzes sagen, dass eine spärlich bekleidete oder betrunkene Frau oder eine Frau, die auf Tinder Kontakt zu Männern knüpft, an ihrem Schicksal selbst schuld ist, sieht sich der Mann auf der Straße in seiner Ansicht bestätigt. Das Gesetz konstruiert Überzeugungen zu Männer- und Frauenrollen zu Hause und am Arbeitsplatz, die sich auf die allgemeine Einstellung zu Frauen auswirken.

Diese Einstellung ist in den sozialen Medien allgegenwärtig und zeigt sich in den Kommentaren zu Meldungen über Vergewaltigungen oder sexuelle Übergriffe. Erschreckend viele Männer äußern dort die Ansicht, dass die Frau wahrscheinlich lügt und gar nicht vergewaltigt wurde – dabei ist das Risiko einer Vergewaltigung durch einen anderen Mann für Männer 230 Mal höher als die Wahrscheinlichkeit, fälschlicherweise der Vergewaltigung bezichtigt zu werden. Unter der Meldung, dass ein Fußballer wegen Vergewaltigung angezeigt wurde, nachdem sich eine Frau um 4 Uhr morgens über eine Dating-App mit ihm verabredet hatte, war folgender Kommentar einer Frau zu lesen: »Was hat sie denn erwartet, als sie um 4 Uhr morgens zu ihm nach Hause ging? Eine Pyjamaparty? Wer nicht vergewaltigt werden will, sollte sich nicht in solche Situationen begeben« (perfektes Beispiel für »Pick-Me«-Verhalten). Diese Ansicht teilen auch viele Richter, und das trägt dazu bei, dass es bei Vergewaltigungen und sexueller Nötigung so selten zum Schuldspruch kommt. Frauen und Mädchen sehen das. Wir sehen, wie das Gesetz funktioniert. Wir sehen, was andere über Frauen denken, denen Männer etwas angetan haben, verinnerlichen es von klein auf und betrachten es als normal. Wir bemühen uns nicht um Schutz und Gerechtigkeit, weil uns das nur sehr selten gewährt wird – das gilt umso mehr, wenn wir nicht weiß sind.

Als heterosexuelle Frau kann man nicht ausschließen, dass man bei einem Date an jemanden gerät, der zu diesen katastrophalen Zuständen beiträgt, sie duldet oder gar direkt verursacht. Wenn man das erkennt, geht einem ein Licht auf – zumindest war es bei mir so. Bei der Arbeit hatte ich tagtäglich mit den Folgen von Frauenfeindlichkeit und Misogynoir zu kämpfen. Tag für Tag ging es um häusliche Gewalt, sexuellen Missbrauch und Ausbeutung. Aber ich war so naiv, dass ich meine privaten Erfahrungen mit Männern nicht in den größeren Kontext des Sexismus einordnen konnte. Zum Beispiel, dass ich Nacktfotos schicken sollte und niedergemacht oder verhöhnt wurde, wenn ich dazu nicht bereit war. Oder dass ich mit der Aussicht auf eine langfristige Beziehung ins Bett gelockt wurde, sich dieses Versprechen aber nach dem Sex in Luft auflöste.

Dieses Gefühl, wenn man sich eigentlich sicher ist, dass man etwas nicht will, aber denkt, man sollte es vielleicht trotzdem tun, weil man fürchtet, sonst seine Gefühle zu verletzen, ihn zu enttäuschen, ihn zu kränken oder ihn wütend zu machen.

So viele von uns haben solche beängstigenden Situationen mit einem Menschen erlebt, bei dem wir uns eigentlich sicher fühlten. Wir wollen nicht verbal oder körperlich angegriffen werden und nicht aus seiner Wohnung flüchten müssen. Wir fürchten, dass wir selbst schuld sind, denn so lautet das Narrativ: Wir haben den Kerl verführt, wir haben ihn »scharfgemacht« und können jetzt keinen Rückzieher mehr machen.