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Nein zu Rassismus! Wie fühlt man sich, wenn man ständig gefragt wird: Wo kommst du e-i-g-e-n-t-l-i-c-h- her? Warum gibt es bei Produkten, die man kaufen kann, nur eine "Hautfarbe"? Und was kann ich einer erwachsenen Personen entgegensetzen, die rassistische Worte benutzt? Interaktiv, mit vielen Gesprächsanregungen und Denkanstößen gibt das Buch nicht nur wertvolles Wissen an die Generation weiter, die jetzt heranwächst. Es zeigt vor allem konkret Optionen auf, wie man sich bei Rassismus verhalten kann und bestärkt Jugendliche darin, dass es in ihrer aller Macht liegt, die Welt zu verändern: »Es reicht nicht aus, Rassismus abzulehnen. Wir müssen uns einsetzen: für Antirassismus!« Durchgehend vierfarbig illustriert von Thea Jacobsen. Die Presse über die norwegische Originalausgabe: »Tinashe Williamsons Buch ist leicht verständlich und äußerst fesselnd. Es hat offensichtlich großes Potential, wichtige Gespräche zwischen Menschen verschiedener Generationen anzustoßen.« Dagbladet
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 66
Tinashe Williamson
Aus dem Norwegischen von Stefan Pluschkat
Mit Illustrationen von Thea Jacobsen
Mit einem Vorwort von Jana Pareigis
Nein zu Rassismus!
Wie fühlt es sich an, wenn du ständig gefragt wirst:
Wo kommst du e-i-g-e-n-t-l-i-c-h her? Warum gibt es bei Malstiften und Schminke nur eine »Hautfarbe«? Und was kann ich einer Person entgegensetzen, die sich rassistisch verhält?
Dieses Buch klärt über Rassismus auf und bestärkt uns darin, ihm mutig entgegenzutreten. Viele Gesprächsanregungen und Denkanstöße zeigen, warum wir selbst manchmal unbedacht Mitmenschen durch Worte verletzen und wie wir aktiv Menschen helfen können, die angefeindet werden. Denn es liegt in unser aller Macht, die Welt zu verändern, Tag für Tag.
Tinashe Williamson arbeitet als Model und Schauspielerin in Norwegen. Ihr Einsatz im Kampf für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung brachte sie dazu, »No to racism!« zu schreiben.
Thea Jacobsen ist Illustratorin und Animationskünstlerin in Norwegen. Sie studierte in Greenwich Animation, und ihre Leidenschaft liegt besonders im Character Design.
Jana Pareigis ist Journalistin und Moderatorin, u.a. moderiert sie die »heute«-Sendung im ZDF. Zudem ist sie Autorin und Regisseurin der Fernsehdokumentation »Afro.Deutschland«.
Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendbuchprogramm der S. Fischer Verlage finden Sie unter www.fischerverlage.de
VORWORT
RASSISMUS UND ANTIRASSISMUS – WAS BEDEUTET DAS?
GANZ SCHÖN KOMPLIZIERT. VIELLEICHT HILFT UNS EIN BEISPIEL.
WHITE PRIVILEGE
FREMDENFEINDLICHKEIT
WARUM SIND REPRÄSENTATION UND VIELFALT SO WICHTIG?
ALLYS – TRETET VOR!
DEMOS UND ENGAGEMENT – BRINGT DAS WAS?
INSPIRIERENDE PERSÖNLICHKEITEN
POC, STOLZ UND NORWEGISCH
QUELLEN
Für India und Ziggy
Du bist toll. Du! Bist! Toll! Es ist wichtig, dass du das nicht vergisst. Denn wenn dich jemand rassistisch beleidigt oder rassistisch mit dir umgeht, wird dir dadurch ja immer versucht weiszumachen, dass mit dir irgendwas nicht stimmt. So ist das mit Rassismus: Er ist verletzend. Er ist bedrohlich. Und er ist gefährlich.
Denn »Rassismus teilt Menschen in Gruppen ein und behauptet, manche Gruppen seien besser als andere«, wie Tinashe Williamson in diesem Buch erklärt. Das heißt, Menschen werden zum Beispiel nach Hautfarbe eingeteilt, nach Herkunft, also aus welchem Land sie kommen, oder nach Religion. Rassismus führt also dazu, dass du beispielsweise als Schwarzer Mensch schlecht gemacht, unfair behandelt, vollkommen falsch dargestellt oder angefeindet wirst.
Und auch wenn du selbst nicht von Rassismus betroffen bist, aber gegen Rassismus deinen Mund aufmachst, wirst du dir wahrscheinlich verletzende Dinge anhören müssen. Mit Rassismus umzugehen kostet viel Kraft. Und ja, erfordert auch Mut. Deshalb vergiss nie: Nicht du bist das Problem, sondern die Menschen, die rassistisch sind.
Tinashe Williamson beschreibt in diesem Buch viele Situationen, die du vielleicht auch schon erlebt hast. Ich kenne viele davon als Afro-Deutsche aus eigener Erfahrung und hätte mir so ein Buch als Kind und Jugendliche gewünscht, als Unterstützung dabei, wie man mit Rassismus umgehen und wie man Rassismus bekämpfen kann. Ein persönliches Beispiel. Als Jugendliche saß ich mit einer weißen Freundin im Bus in Hamburg. Wir haben uns unterhalten und gelacht. Da fängt ein Mann an, mich rassistisch zu beschimpfen: Ich solle nach Afrika zurückgehen. Und so weiter. Der Bus war voll. Niemand hat etwas erwidert. Auch meine Freundin nicht. Ich habe mich dann gegen den Mann gewehrt. Ihm gesagt, dass er rassistisch ist. Von den anderen im Bus: Schweigen. Am meisten hat mich verletzt, dass meine Freundin nichts gesagt hat. Als wir ausgestiegen sind, war ich so wütend über den Rassismus – und ich war so enttäuscht von ihr. Auf meine Frage, warum sie nichts gesagt hat, antwortete sie unsicher: Sie hätte das Gefühl gehabt, ich würde das allein regeln … Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich getroffen hat, dass sie sich nicht hinter mich gestellt hat. Das merke ich auch daran, dass ich diesen Moment bis heute – mehr als 25 Jahre später – immer noch so genau erinnere. Befreundet bin ich mit ihr nach wie vor, aber hätte ich die Situation heute als Kind erlebt, hätte ich meiner Freundin wahrscheinlich dieses Buch von Tinashe Williamson gegeben. Denn Rassismus geht uns alle an! Und umso mehr Menschen antirassistisch sind, umso eher ändert sich etwas grundlegend.
Auch diese vermeintlich kleinen alltäglichen rassistischen Giftpfeile, wie bei meinem Beispiel aus dem Bus, tun weh. Es ist weniger schmerzhaft, wenn man nicht allein gelassen wird, wenn man Rassismus erlebt, sondern wenn andere für einen da sind. Das nennt man solidarisch sein. Und dabei auch Menschen, die nicht selber von Rassismus betroffen sind, klar machen: Rassismus geht gar nicht!
Denn das Problem ist groß: So viele Menschen in Deutschland sind von Rassismus betroffen. Mehr als ein Fünftel der Bevölkerung, also 22 Prozent aller Menschen hier, sagen, dass sie selbst schon Rassismus erfahren haben. Das hat der erste Nationale Diskriminierungs- und Rassismus-Monitor in Deutschland 2022 herausgefunden. Das Gute – und das hat die Studie eben auch gezeigt – ein Großteil der Bevölkerung kann sich vorstellen, sich gegen Rassismus einzusetzen, also zu engagieren. Das heißt, es gibt im Grunde viele Menschen, die Rassismus auch nicht einfach hinnehmen wollen. Du bist also nicht allein!
Und es gibt viel zu tun. Hier mal ein paar weitere Beispiele, wie sich Rassismus in Deutschland zeigt: wenn einer Mitschülerin auf dem Schulhof rassistische Beschimpfungen an den Kopf geworfen werden. Oder wenn beim Spielen rassistische Kinderlieder gesungen werden. Oder wenn die eigenen Großeltern sich bei der Familienfeier abfällig über Menschen muslimischen Glaubens äußern.
Das alles liegt eben auch daran, dass Rassismus so weit verbreitet ist in unserer Gesellschaft. Also, dass viele Menschen bestimmte Vorstellungen haben, wie andere Menschen angeblich sind. Obwohl das gar nicht der Wahrheit entspricht. Manchen ist gar nicht unbedingt bewusst, dass sie sich rassistisch verhalten, aber trotzdem hat das eben Folgen für die Menschen, die den Rassismus abbekommen.
Rassismus gibt es auch in Firmen, Organisationen oder Behörden, wie in Kindertagesstätten: zum Beispiel, wenn in den Kinderbüchern der Kita nur weiße Kinder vorkommen. Oder in der Schule: Klar, wer da welche Note bekommt, hängt von vielen Dingen ab, und es geht in keinem Fall darum, allen Lehrer*innen zu unterstellen, sie seien rassistisch. Es gibt jedoch Studien, die zeigen, dass Kinder mit einem ausländischen Namen bei gleicher Leistung schlechter benotet werden als Kinder mit einem deutschen Namen. Das passiert nicht immer, aber es kommt oft vor.
Oder dass manche Lehrer*innen im Unterricht geringere Erwartungen an Schüler*innen aus Einwandererfamilien haben als an die anderen Schüler*innen. So von wegen: Die sind eh nicht so gut. Das hat natürlich Folgen und kann bei den Schüler*innen aus Einwandererfamilien dazu führen, dass sie denken, sie seien nicht schlau. Was ja nicht stimmt.
Es gibt Rassismus auch in Firmen: Zum Beispiel kommt es vor, dass bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz Jugendliche mit einem türkischen Namen seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen werden als Jugendliche mit einem deutschen Namen. Obwohl beide eine gleich gute Bewerbung mit gleich guten Noten haben.
Bei all diesen Beispielen – von der Suche nach einem Ausbildungsplatz, aus der Schule, und aus der Kita – spricht man von »strukturellem Rassismus«. Was das genau bedeutet, erklärt Tinashe Williamson in diesem Buch. Sie vergleicht dabei den strukturellen Rassismus mit einem Klettergerüst, weil das Wort »strukturell« ja vom Wort »Struktur« kommt, also beschreibt, wie eine Sache aufgebaut ist: Es ist wie ein Klettergerüst, das auf die Maße der Mehrheit zugeschnitten ist. Ist es zum Beispiel für besonders große Menschen gebaut, können kleinere Personen es nicht benutzen. »Egal, wie sehr sie sich anstrengen, sie schaffen es einfach nicht bis nach oben. Obwohl das Gerüst für alle zugänglich ist und darauf rumklettern darf, wer mag«, erklärt Tinashe Williamson. »Ganz ähnlich ist es mit größeren, komplizierten Strukturen, zum Beispiel mit dem Schul- oder dem Gesundheitswesen. Die meisten Strukturen wurden für weiße Menschen geschaffen.«