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»Ich muss mich davon überzeugen, wer recht hat, die Gesellschaft oder ich«: Nora bricht aus der Rolle der Ehefrau und Mutter aus, verlässt ihren Mann und beginnt ein neues Leben in »Freiheit«. Mit Nora, 1879 in Kopenhagen uraufgeführt, gelingt Ibsen einer der bedeutendsten literarischen Beiträge zur Frauenemanzipation im 19. Jahrhundert.
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Seitenzahl: 125
Henrik Ibsen
Nora
(Ein Puppenheim)Schauspiel in drei Akten
Aus dem Norwegischen übertragen von Richard Linder
Nachbemerkung von Aldo Keel
Reclam
1951, 1988 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
Die Aufführungs- und Senderechte für Bühne, Hörfunk und Fernsehen vergibt Felix Bloch Erben, Hardenbergstr. 6, 10623 Berlin
Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingen
Made in Germany 2017
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN 978-3-15-960185-4
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-001257-4
www.reclam.de
ADVOKAT HELMER
NORA, seine Frau
DOKTOR RANK
FRAU LINDE
RECHTSANWALT KROGSTAD
HELMERS DREI KLEINE KINDER
ANNE-MARIE, Kindermädchen bei Helmers
HAUSMÄDCHEN BEI HELMERS
EIN STADTBOTE
Ort der Handlung ist Helmers Wohnung
Uraufführung: Kopenhagen, 21. Dezember 1879, Det Kongelige Teater.
Ein gemütlich und geschmackvoll, aber nicht luxuriös eingerichtetes Wohnzimmer. Eine Tür rechts im Hintergrund führt hinaus in den Flur; eine Tür links im Hintergrund in Helmers Arbeitszimmer. Zwischen diesen beiden Türen ein Pianoforte. In der Mitte der linken Wand eine Tür und etwas weiter vorn ein Fenster. In der Nähe des Fensters ein runder Tisch mit Lehnstühlen und einem kleinen Sofa. In der rechten Seitenwand, mehr im Hintergrund, eine Tür und weiter vorn ein Ofen aus Steingut mit ein paar Lehnstühlen und einem Schaukelstuhl davor. Zwischen Ofen und Seitentür ein kleiner Tisch. An den Wänden hängen Kupferstiche. Eine Etagere mit Porzellan und kleinen Kunstgegenständen. Ein kleiner Bücherschrank mit Büchern in Prachteinbänden. Fußboden mit Teppich belegt. Im Ofen Feuer. Ein Wintertag.
Es klingelt im Flur. Etwas später hört man, dass geöffnet wird. Nora tritt vergnügt summend ins Zimmer. Sie ist im Mantel und trägt eine ganze Anzahl Päckchen, die sie auf den Tisch rechts legt. Sie lässt die Tür nach dem Flur hinter sich offen, und man sieht draußen einen Stadtboten mit einem Weihnachtsbaum und einem Korb; er übergibt beides dem Hausmädchen, das ihnen geöffnet hat.
NORA.
Versteck den Weihnachtsbaum gut, Helene. Die Kinder sollen ihn erst heute Abend zu sehen bekommen, wenn er geschmückt ist. (Zum Stadtboten, indem sie den Geldbeutel hervorzieht.) Wie viel –?
DER STADTBOTE.
Fünfzig Öre.
NORA.
Da ist eine Krone. Nein, behalten Sie nur. (Der Stadtbote dankt und geht. Nora schließt die Tür. Sie lacht stillvergnügt, während sie den Mantel ablegt.)
NORA
(nimmt eine Tüte Makronen aus der Tasche und isst einige. Dann tritt sie vorsichtig an die Tür ihres Mannes und lauscht). Ja, er ist zu Hause. (Summt wieder, während sie an den Tisch rechts geht.)
HELMER
(in seinem Zimmer). Ist das die Lerche, die da draußen zwitschert?
NORA
(damit beschäftigt, einige der Päckchen zu öffnen). Ja, das ist sie.
HELMER.
Ist es das Eichhörnchen, das da rumort?
NORA.
Ja!
HELMER.
Wann nach Hause gekommen?
NORA.
Grad eben. (Steckt die Makronentüte in die Tasche und wischt sich den Mund ab.) Komm, Torvald, und sieh, was ich gekauft habe.
HELMER.
Stör mich nicht! (Etwas später öffnet er die Tür und schaut, die Feder in der Hand, herein.) Gekauft, sagst du? Alles das? Ist mein lockrer Zeisig wieder ausgewesen und hat Geld verschwendet?
NORA.
Ja, aber Torvald, dies Jahr dürfen wir uns doch wirklich ein wenig amüsieren. Es ist doch das erste Weihnachtsfest, an dem wir nicht zu sparen brauchen.
HELMER.
Ja, weißt du, verschwenden dürfen wir nichts.
NORA.
Doch, Torvald, ein wenig können wir jetzt schon verschwenden. Nicht wahr? Nur ein ganz klein wenig. Du bekommst doch nun ein großes Gehalt und wirst viel, viel Geld verdienen.
HELMER.
Ja, von Neujahr an. Aber es dauert noch ein ganzes Vierteljahr, bis das Gehalt fällig ist.
NORA.
Ach was, so lange können wir ja borgen.
HELMER.
Nora! (Tritt zu ihr und nimmt sie scherzend am Ohr.) Geht dein Leichtsinn wieder mit dir durch? Nimm an, ich borgte heute tausend Kronen, du brächtest sie in der Weihnachtswoche durch und ich bekäm’ am Silvesterabend einen Dachziegel auf den Kopf und läge da –
NORA
(legt ihm die Hand auf den Mund). Ach pfui! Wie kannst du so abscheulich reden!
HELMER.
Ja, nimm mal an, so etwas geschähe – was dann?
NORA.
Wenn etwas so Schlimmes einträfe, wäre es mir ganz gleichgültig, ob ich Schulden hätte oder nicht.
HELMER.
Aber die Leute, von denen ich geliehen hätte?
NORA.
Die? Wer kümmert sich um die! Das sind ja Fremde.
HELMER.
Nora, Nora, bist du eine Frau! Nein, aber im Ernst, Nora, du weißt, wie ich in dieser Beziehung denke. Keine Schulden! Niemals Geld leihen! Es kommt etwas Unfreies und damit Unschönes in ein Heim, das auf Borgen und Schuldenmachen aufgebaut ist. Bis heute haben wir beide tapfer ausgehalten; das werden wir auch weiterhin tun, die kurze Zeit noch.
NORA
(geht zum Ofen). Ja, ja, wie du willst, Torvald.
HELMER
(folgt ihr). Nun, nun, meine Lerche muss nicht gleich die Flügel hängenlassen. Was, schmollt mein Eichhörnchen? (Nimmt seinen Geldbeutel.) Nora, was glaubst du, was ich hier habe?
NORA
(wendet sich schnell um). Geld!
HELMER.
Da! (Gibt ihr einige Scheine.) Herrgott, ich weiß wohl, dass in der Weihnachtszeit im Hause allerhand gebraucht wird.
NORA
(zählt). Zehn – zwanzig – dreißig – vierzig. O danke, danke, Torvald; damit ist mir lange geholfen.
HELMER.
Ja, das hoffe ich wirklich.
NORA.
Ja, ja, für lange Zeit. Aber nun komm auch und sieh, was ich alles gekauft habe. Und so billig! Schau, hier sind neue Kleider für Ivar – auch ein Säbel. Da ein Pferd und eine Trompete für Bob. Und hier eine Puppe und ein Puppenbett für Emmy; es ist ganz einfach, aber sie macht es ja doch bald kaputt. Und hier habe ich Kleiderstoffe und Tücher für die Mädchen; unsere alte Anne-Marie sollte eigentlich viel mehr bekommen.
HELMER.
Und was ist in dem Paket da?
NORA
(schreit auf). Nein, Torvald, das darfst du vor heute Abend nicht ansehen.
HELMER.
Ah so. Aber nun sag mir, du kleine Verschwenderin: was hättest du denn selbst gern bekommen?
NORA.
Bah; ich selbst? Ich wünsche mir gar nichts.
HELMER.
Du wirst wohl auch einen Wunsch haben. Sag mir etwas Vernünftiges, was du gern haben möchtest.
NORA.
Nein, ich weiß wirklich nichts … Ja, höre, Torvald
HELMER.
Nun?
NORA
(fingert an seinen Knöpfen, ohne ihn anzusehen). Wenn du mir etwas schenken willst, dann könntest du ja –; du könntest –
HELMER.
Nun, nun; nur heraus damit.
NORA
(schnell). Du könntest mir Geld geben, Torvald. Nur so viel, wie du glaubst entbehren zu können; dann werd ich mir später was dafür kaufen.
HELMER.
Nein, aber Nora –
NORA.
Ach ja, tu’s, lieber Torvald; ich bitte dich so sehr darum. Ich würde das Geld in einen hübschen Goldpapierumschlag stecken und an den Weihnachtsbaum hängen. Wär’ das nicht lustig?
HELMER.
Wie nennt man die Leute, die alles verschwenden?
NORA.
Ja ja, Spielbrüder; ich weiß schon. Aber tu mir nun den Gefallen, Torvald; dann habe ich Zeit zu überlegen, was ich am nötigsten brauche. Ist das nicht sehr vernünftig? Wie?
HELMER
(lächelnd). Gewiss; das heißt, wenn du das Geld, das ich dir gebe, nur zusammenhalten könntest und wirklich für dich selbst etwas dafür kauftest. Aber es geht alles für den Haushalt und allerlei unnütze Dinge drauf, und am Ende muss ich dann wieder welches herausrücken.
NORA.
Aber Torvald –
HELMER.
Das ist nicht abzustreiten, meine liebe kleine Nora. (Legt den Arm um sie.) Mein Zeisig ist ein allerliebstes Geschöpf, aber er braucht eine Menge Geld. Es ist kaum zu glauben, wie teuer einen Mann solch Vögelchen kommt.
NORA.
Ach pfui, wie kannst du das sagen? Ich spare doch wirklich, soviel ich kann.
HELMER
(lächelnd). Ja, das war ein wahres Wort. Soviel du kannst. Aber du kannst eben nicht.
NORA
(summt und lächelt stillvergnügt). Hm, du solltest nur wissen, wie viele Ausgaben wir Lerchen und Eichhörnchen haben, Torvald.
HELMER.
Du bist doch ein seltsames kleines Ding. Ganz wie dein Vater. Immer eifrig bemüht, zu Geld zu kommen; aber sobald du’s hast, zerfließt es dir zwischen den Fingern. Du weißt nie, wo es hin ist. Nun, man muss dich nehmen, wie du bist. Es liegt im Blut. Ja ja, Nora, so was vererbt sich.
NORA.
Ach, ich wünschte, ich hätte viel mehr von Papas Eigenschaften geerbt.
HELMER.
Ich möchte dich gar nicht anders haben, als wie du jetzt bist, meine süße kleine Singlerche. Aber hör mal; da fällt mir etwas ein. Du siehst heute so – so – wie soll ich sagen? – so verdächtig aus –
NORA.
Wirklich?
HELMER.
Ja, wirklich. Sieh mir fest in die Augen.
NORA
(sieht ihn an). Nun?
HELMER
(droht mit dem Finger). Das Leckermäulchen hat doch wohl heute nicht in der Stadt genascht?
NORA.
Nein, wie kommst du denn auf den Gedanken?
HELMER.
Hat das Leckermäulchen wirklich keinen Abstecher in die Konditorei gemacht?
NORA.
Nein, ich versichere dir, Torvald –
HELMER.
Nicht ein bisschen Eingemachtes gekostet?
NORA.
Nein, wirklich nicht.
HELMER.
Auch nicht eine Makrone geknabbert oder zwei?
NORA.
Nein, Torvald, wahrhaftig –
HELMER.
Nun, nun, nun; ich meine es natürlich nur im Scherz –
NORA
(geht an den Tisch rechts). Wie könnte mir’s einfallen, etwas gegen deinen Willen zu tun!
HELMER.
Das weiß ich doch; und du hast mir ja dein Wort gegeben – (Tritt zu ihr.) Na, behalt deine kleinen Weihnachtsgeheimnisse nur für dich, meine liebe Nora. Sie kommen heute Abend schon ans Licht, wenn der Baum brennt.
NORA.
Hast du daran gedacht, Doktor Rank einzuladen?
HELMER.
Nein. Aber das ist auch gar nicht nötig; es ist doch selbstverständlich, dass er zum Essen bei uns ist. Ich werde ihn aber noch einladen, wenn er heute Vormittag herkommt. Guten Wein hab ich bestellt. Nora, du glaubst nicht, wie ich mich auf heut Abend freue.
NORA.
Ich auch. Und wie die Kinder jubeln werden, Torvald!
HELMER.
Ach, dass ich eine feste, gesicherte Stellung bekommen habe, ist doch ein angenehmer Gedanke. Dass man nun sein reichliches Auskommen findet! Ist es nicht ein Genuss, daran zu denken?
NORA.
Ja, das ist wunderbar.
HELMER.
Erinnerst du dich noch an Weihnachten vor einem Jahr? Ganze drei Wochen schlossest du dich jeden Abend bis lange nach Mitternacht ein, um Blumen für den Christbaum und alle die anderen Herrlichkeiten zurechtzumachen, mit denen wir überrascht werden sollten. Hu, das war die langweiligste Zeit, die ich je erlebt habe.
NORA.
Für mich war es kein bisschen langweilig.
HELMER
(lächelnd). Aber es fiel doch ziemlich dürftig aus, Nora.
NORA.
Willst du mich nun wieder damit necken? Was konnt’ ich dafür, dass die Katze hereinkam und alles kaputt machte?
HELMER.
Gewiss, dafür konntest du nichts, meine arme kleine Nora. Du hattest den besten Willen, uns allen eine Freude zu machen, und das ist die Hauptsache. Aber es ist doch gut, dass die knappen Zeiten vorüber sind.
NORA.
Ja, das ist wirklich wunderbar.
HELMER.
Nun brauch ich nicht mehr allein hier zu sitzen und mich zu langweilen; und du brauchst deine lieben Augen und deine feinen kleinen Hände nicht mehr so anzustrengen –
NORA
(klatscht in die Hände). Nein, nicht wahr, Torvald, das ist jetzt nicht mehr nötig? Wie wunderbar, das zu hören! (Nimmt ihn unter dem Arm.) Und nun will ich dir sagen, wie wir uns einrichten sollten, Torvald. Sobald Weihnachten vorbei ist – (Es klingelt im Flur.) Ach, da klingelt es. (Räumt ein wenig im Zimmer auf.) Da kommt gewiss jemand. Wie dumm.
HELMER.
Für Besuch bin ich nicht zu Hause; vergiss das nicht.
DAS HAUSMÄDCHEN
(in der Tür, zu Nora). Gnädige Frau, eine fremde Dame ist da –
NORA.
Ich lasse bitten.
DAS HAUSMÄDCHEN
(zu Helmer). Und der Herr Doktor ist ebenfalls gekommen.
HELMER.
Ist er gleich in mein Zimmer gegangen?
DAS HAUSMÄDCHEN.
Ja.
(Helmer geht in sein Zimmer. Das Mädchen führt Frau Linde, die in Reisekleidern ist, herein und schließt die Tür hinter ihr.)
FRAU LINDE
(zaghaft und etwas zögernd). Guten Tag, Nora.
NORA
(unsicher). Guten Tag –
FRAU LINDE.
Du kennst mich wohl nicht wieder.
NORA.
Nein; ich weiß nicht –; ja doch, mir scheint – (Ausbrechend.) Wie? Christine! Bist du’s wirklich?
FRAU LINDE.
Ja, ich bin’s.
NORA.
Christine! Und ich hab dich nicht wiedererkannt! Aber wie konnt’ ich auch – (Leiser.) Wie du dich verändert hast, Christine!
FRAU LINDE.
Allerdings, das hab ich. In neun – zehn langen Jahren –
NORA.
So lange ist es schon her, dass wir uns nicht sahen? Ja, stimmt wohl. Oh, die letzten acht Jahre sind wirklich eine glückliche Zeit für mich gewesen. Und nun bist du also in die Stadt gekommen? Hast mitten im Winter die lange Reise gemacht! Das ist tapfer.
FRAU LINDE.
Gerade heut Morgen bin ich mit dem Dampfschiff angekommen.
NORA.
Um dich während der Weihnachtstage zu amüsieren, natürlich. Ach, wie schön das ist! Ja, lustig sein, das wollen wir. Aber leg doch ab. Du frierst doch wohl nicht? (Hilft ihr ablegen.) So, nun setzen wir uns gemütlich an den Ofen. Nein, in den Lehnstuhl dort! Hier im Schaukelstuhl will ich sitzen. (Ergreift ihre Hände.) Ja, jetzt hast du wieder dein altes Gesicht, es war nur im ersten Augenblick – Etwas blasser bist du doch geworden, Christine – vielleicht auch ein wenig magerer.
FRAU LINDE.
Und viel, viel älter, Nora.
NORA.
Ja, vielleicht ein wenig älter; ein ganz, ganz klein wenig; nicht viel! (Hält plötzlich inne; ernst.) Aber wie gedankenlos ich bin! Da sitze ich und schwatze! Liebe, gute Christine, kannst du mir verzeihen?
FRAU LINDE.
Was meinst du, Nora?
NORA
(leise). Arme Christine, du bist ja Witwe geworden.
FRAU LINDE.
Ja, vor drei Jahren.
NORA.
Oh, ich weiß; ich las es ja in der Zeitung. Glaub mir, Christine, ich hatte damals oft vor, dir zu schreiben; aber immer verschob ich’s, und immer kam etwas dazwischen.
FRAU LINDE.
Das kann ich so gut verstehen, liebe Nora.
NORA.
Nein, Christine, es war abscheulich von mir! Ach, du Ärmste, wie viel du durchgemacht haben musst. – Und er hinterließ dir ja wohl nichts, wovon du leben konntest?
FRAU LINDE.
Nein.
NORA.
Auch keine Kinder?
FRAU LINDE.
Nein.
NORA.
Also überhaupt nichts?
FRAU LINDE.
Nicht einmal einen Kummer oder einen Verlust, um davon zu zehren.
NORA
(sieht sie ungläubig an). Ja, aber Christine, wie ist denn das möglich?
FRAU LINDE
(lächelt wehmütig und streicht ihr über das Haar). Oh, das kommt zuweilen vor, Nora.
NORA.
So ganz allein. Wie schrecklich hart das für dich sein muss! Ich habe drei allerliebste Kinder. Jetzt kann ich sie dir nicht zeigen – sie sind mit dem Kindermädchen draußen. Aber nun musst du mir alles erzählen.
FRAU LINDE.
Nein, nein, nein, erzähl du lieber.
NORA.
Nein, du musst anfangen. Heut will ich nicht egoistisch sein. Heute will ich nur an dich denken. Aber eins muss ich dir doch erzählen. Weißt du schon, welches große Glück uns dieser Tage zugefallen ist?
FRAU LINDE.
Nein, was ist es denn?
NORA.
Denk dir, mein Mann ist Direktor der Aktienbank geworden!
FRAU LINDE.
Dein Mann? Ah, welch ein Glück! –?
NORA.