Notärztin Andrea Bergen 1526 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1526 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Aus den Aufzeichnungen der Notärztin:

Bei einem Open-Air-Konzert hat ein Sturm folgenschwere Schäden hinterlassen: eingestürzte Bühnen, traumatisierte Menschen und zerstörte Träume. Unter den Opfern war auch die Folk-Sängerin Kerry, die innere Verletzungen erlitten hat und dann die bittere Nachricht verkraften musste, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann. Ich sehe immer wieder die Verzweiflung, diesen inneren Sturm, der seit dem Unfall in ihr tobt - und das berührt mich tief. Denn auch ich habe als junge Frau diesen Verlust erlebt ... Umso glücklicher macht es mich, Kerry und ihren Mann Tom nun wieder aufblühen zu sehen. Seit das Gesangs-Duo die fünfjährige Tochter einer Patientin kennengelernt hat und mit dem Mädchen musiziert, gewinnt das Paar neuen Lebensmut. Und nicht nur das, sie geben auch der kleinen Lina die Kraft, die sie braucht, um mit der schweren Krankheit ihrer Mutter umzugehen. So hält das Lied des Lebens nach den tiefen oft auch wieder hohe Töne für uns bereit ...


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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Ein Lied für Mama

Vorschau

Impressum

Ein Lied für Mama

Bei einem Open-Air-Konzert hat ein Sturm folgenschwere Schäden hinterlassen: eingestürzte Bühnen, traumatisierte Menschen und zerstörte Träume. Unter den Opfern war auch die Folk-Sängerin Kerry, die innere Verletzungen erlitten hat und dann die bittere Nachricht verkraften musste, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann. Ich sehe immer wieder die Verzweiflung, diesen inneren Sturm, der seit dem Unfall in ihr tobt – und das berührt mich tief. Denn auch ich habe als junge Frau diesen Verlust erlebt ...

Umso glücklicher macht es mich, Kerry und ihren Mann Tom nun wieder aufblühen zu sehen. Seit das Gesangs-Duo die fünfjährige Tochter einer Patientin kennengelernt hat und mit dem Mädchen musiziert, gewinnt das Paar neuen Lebensmut. Und nicht nur das, sie geben auch der kleinen Lina die Kraft, die sie braucht, um mit der schweren Krankheit ihrer Mutter umzugehen. So hält das Lied des Lebens nach den tiefen Tönen oft auch wieder hohe Töne für uns bereit ...

»Wie wäre es mal wieder mit einem deutschen Song statt einem englischen?« Thomas Harries nahm die Finger vom Keyboard und sah seine Frau fragend an.

Auch Kerstin unterbrach ihr Gitarrenspiel. Sie und Thomas, mit dem zusammen sie das Folk-Duo Tom und Kerry bildete, übten für ihren Auftritt beim Open-Air-Festival.

»Meinst du eins von unseren älteren deutschen Liedern oder ein ganz neues?«

»Ich hatte an ein neues gedacht«, erwiderte Tom mit einer nachdenklichen Falte auf der Stirn. »Für das Festival. Aber dafür ist es vermutlich zu spät.«

Kerry strich sich das braune Wuschelhaar zurück. »Das könnte ich noch schaffen. Zwei Wochen haben wir ja noch Zeit.« Kerry war die Song-Schreiberin des Duos. Bei Tom haperte es mit den Texten, auch wenn er gute Ideen hatte. Da musste Kerry nachhelfen.

Tom schenkte ihr ein zärtliches Lächeln. Er liebte seine Frau immer noch wie am ersten Tag, auch wenn sie schon einige Jahre verheiratet waren. Nur ein Kind fehlte ihnen noch zu ihrem Glück. Ein Kind, von dem sie hofften, dass es ihr musikalisches Talent erben und eines Tages mit ihnen musizieren würde.

»Zwei Wochen sind keine lange Zeit, wenn man bedenkt, wie du dich in deinem Beruf engagierst«, wandte er ein. »Ich kann nicht erwarten, dass du wegen eines neuen Songs deine Schützlinge vernachlässigst.«

»Meine Schützlinge inspirieren mich«, erwiderte Kerry. Sie nahm die Gitarre wieder zur Hand und ließ ihre schlanken Finger spielerisch über die Saiten gleiten. Dazu summte sie vor sich hin. »Ich hätte schon eine Melodie im Kopf.«

Die musikalische Inszenierung war eigentlich Toms Ressort. Aber auch Kerry war in dieser Beziehung gern kreativ.

Tom lauschte den ansprechend klingenden Tönen. Dann griff auch er zur Gitarre, stellte sie aber gleich wieder zur Seite und schlug stattdessen Töne auf dem Keyboard an.

Sie harmonierten wunderbar. Bald kristallisierte sich eine Melodie heraus, die beide perfekt fanden. Tom machte sich gleich daran, die Notenblätter zu schreiben, und Kerry wollte noch an diesem Abend mit dem Text beginnen.

»Ich muss nur noch rasch nach Frau Hausmann sehen«, fügte sie hinzu.

Kerry war von Beruf Altenpflegerin. Seit Tom und sie ihre musikalische Karriere gestartet hatten, hatte sie sich auf Alltagsbegleiterin für Senioren und Pflegebedürftige spezialisiert. Sie besuchte Seniorenheime, Senioren-WGs sowie Privathaushalte und bot qualitativ hochwertige Betreuung und Unterstützung an.

Die Selbstständigkeit ermöglichte es ihr, flexibel zu sein und ihre Arbeitszeiten selbst festzulegen. So konnte sie sicherstellen, dass ihr genügend Zeit für ihre Musik, das Schreiben von Texten und für ihre Auftritte blieb.

Tom war Musiklehrer am Gymnasium. Ihm blieb ebenfalls genügend Freizeit, um seiner Leidenschaft für Musik auch privat nachzugehen und mit Kerry aufzutreten. Die beiden waren über regionale Grenzen hinaus bekannt und beliebt. Sie hatten mehrere CDs aufgenommen, die sich gut verkauften.

»Da wird es heute wohl kein Abendessen geben, wenn du noch wegmusst«, erwiderte Tom auf Kerrys letzte Bemerkung.

»Bin ich schon wieder an der Reihe?«, fragte sie unschuldig.

Sie wechselten sich bei allen Hausarbeiten ab, wozu auch das Kochen gehörte. Keiner von ihnen riss sich ernsthaft darum.

»Wir könnten zu Poppy's gehen«, schlug Tom vor.

Poppy's Bistro war eine schicke Kneipe, in der sie auch schon gespielt hatten. Das Essen war lecker und teuer.

Kerry verzog den Mund. »Schon wieder? Können wir uns das überhaupt leisten?«

»Das Open-Air-Festival wird uns einiges einbringen«, zerstreute Tom ihre Bedenken. »Ich kann uns aber auch eine Pizza bestellen.«

»Schon wieder?«, wiederholte Kerry und rümpfte die Nase. »Pizza hängt mir allmählich zum Hals heraus.«

»Mir eigentlich auch«, musste Tom zugeben.

Kerry überlegte kurz. »Wie wäre es, wenn ich auf dem Rückweg von Frau Hausmann etwas mitbringe? Zum Beispiel ein Riesenschnitzel vom Friedrichshof?«

In der historischen Gaststätte mit eigener Schlachterei gab es die besten Schnitzel weit und breit, in allen möglichen Varianten. Tom lief allein bei der Vorstellung das Wasser im Mund zusammen.

»Klingt super, wenn auch nicht billiger«, stimmte er zu. »Schnitzel haben wir schon lange nicht mehr gehabt. Beeilst du dich, Schatz?«

Kerry musste lachen. »Ich werde Frau Hausmann ins Bett verfrachten und sofort mit Schnitzel zurück sein.« Das war natürlich nur ein Scherz. Kerry behandelte ihre Schützlinge äußerst liebevoll und umsichtig.

Sie drückte Tom einen Kuss auf die bärtigen Lippen, wirbelte aus dem Zimmer und schlüpfte in der Diele in ihre Jacke. Mit Geldbeutel und Autoschlüssel verließ sie das ältere Häuschen, das sie von Kerrys zahlreichen Tanten, Schwestern, geerbt hatten.

Kerry stieg in ihr Auto und fuhr zur anderen Seite des Rheins, wo ihr Schützling Renate Hausmann wohnte. Sie war eine schwergewichtige ältere Dame, die an Multipler Sklerose litt, sich aber noch gut bewegen konnte. Nur bei der Badewanne gab es Schwierigkeiten. Ebenso beim Hinuntersteigen in den Keller, wo sie ihren Weinvorrat hortete.

Es dauerte eine Weile, bis Renate Hausmann auf das Klingeln öffnete.

»O Kerry!«, rief sie überrascht. »Ich hatte Sie heute nicht erwartet. Wollten Sie nicht am Donnerstag kommen?«

Kerry lächelte nachsichtig. Sie war an Renates Gedächtnislücken gewöhnt. »Heute ist Donnerstag, Frau Hausmann.«

»Ach ja, richtig.« Renate kicherte. »Sie kennen ja mein schlechtes Gedächtnis. Das kommt davon, wenn man an Weinheimer leidet.«

»Kein Problem, Frau Hausmann«, erwiderte Kerry vergnügt.

Sie betraten die Wohnung. »Den Abwasch habe ich noch nicht erledigt«, gestand Renate. »Das tue ich gleich morgen früh.«

Kerry dachte an ihr noch ausstehendes Abendessen und verzichtete darauf, anzubieten, den Abwasch noch rasch zu erledigen. Vor allem nicht, als sie durch die offene Küchentür den riesigen Geschirrberg neben der Spüle sah, den mehrere Töpfe krönten.

Kerry begann damit, Renate Hausmann für die Nacht zu richten. Es dauerte eine ganze Weile, da sie Unmengen zu erzählen hatte. Nicht nur zu erzählen, sondern auch zu jammern und zu beklagen.

Obwohl Kerry der Magen knurrte, nahm sie sich viel Zeit für sie. Geduldig hörte sie sich alles an, gab Ratschläge und hatte die richtigen aufmunternden Worte parat, um Renates Stimmung wieder zu heben.

Herzlich verabschiedete sich Kerry von ihr. »Ich sehe Sie dann am Montag wieder, Frau Hausmann«, versprach sie. »Gute Nacht, und passen Sie gut auf sich auf.«

»Ich werde es versuchen«, war die etwas wehleidig klingende Antwort. »Gute Nacht.«

Kerry eilte die Treppe hinunter und verließ das Haus. Ebenso eilig stieg sie in ihr Auto und fuhr zur Gaststätte Friedrichshof.

Zu ihrer großen Enttäuschung war diese schon geschlossen. Aus war der Traum vom Riesenschnitzel. Was nun?

Die Pizzeria Tarroni kam ihr in den Sinn. Hatte Tom nicht etwas von Pizza gesagt, auch wenn sie sie beide allmählich leid waren? Kurz entschlossen rief Kerry dort an und bestellte zwei Pizzen in vier Hälften. Bei Tarroni konnte man jeweils eine halbe Pizza verschiedener Sorten bekommen.

Als Kerry dort ankam, konnte sie die Bestellung bereits in Empfang nehmen. Sie bezahlte sie und trug sie zum Auto. Die leckeren Düfte, die während der Heimfahrt aus dem Karton aufstiegen, versöhnten sie mit der Tatsache, dass es nun keine Riesenschnitzel zum Abendessen geben würde.

Tom dagegen machte ein langes Gesicht. »Was ist da drin?«, fragte er, während er mit ausgestrecktem Finger auf den Pizzakarton deutete. »Doch sicher kein Riesenschnitzel?«

»Sorry«, erwiderte Kerry mit einer entschuldigenden Grimasse und drückte ihm den Karton in die Arme. »Frau Hausmann war etwas langwierig und der Friedrichshof schon geschlossen.«

***

»Ich geh jetzt Flöte spielen«, verkündete Lina und rannte in ihr Zimmer. Die Tür fiel ins Schloss, gleich darauf waren Flötentöne zu hören.

Katja Dennert sank in einen Sessel. Im Gegensatz zu ihrer fünfjährigen Tochter, die selbst nach der langen Wanderung, die sie gerade hinter sich hatten, noch ein Energiebündel war, fühlte sie sich am Ende ihrer Kräfte.

Katja fielen die Augen zu. Schon seit einiger Zeit spürte sie in Füßen und Beinen eine zunehmende Schwäche. Besonders bei Wanderungen und anderen Aktivitäten mit Lina machte sich das bemerkbar. Dann wieder hatte sie diese merkwürdigen Muskelzuckungen.

Meine Nerven sind überreizt, sagte sie sich zum wiederholten Mal. Sie wusste nur nicht, wovon.

Katja hatte im Grunde ein angenehmes Leben. Sie war Floristin, was ihr Traumberuf gewesen war, und arbeitete im Floristik-Studio Blumenzauber. Sie war nicht verheiratet und hatte auch keinen Partner. Zu Linas Vater hatte sie keinen Kontakt mehr. Er zahlte jedoch pünktlich und großzügig für sein Kind. Sie hatte keine finanziellen Sorgen und konnte es sich leisten, Lina in einer privaten Kita unterzubringen.

Abgesehen von ihrer Mutterrolle konnte sich Katja ihr Leben so einrichten, wie es ihr gefiel. Nur funktionierte das in letzter Zeit nicht mehr so wie früher.

Jeden Tag spürte sie, wie ihre Lebensfreude immer mehr dahinschmolz. Sie fühlte sich überfordert, selbst einfache Arbeiten zehrten an ihren Kräften.

Das Flötenspiel im Kinderzimmer brach ab. Dafür begann Lina jetzt zu singen.

Über Katjas sorgenvolles Gesicht zog ein Lächeln. Ihre Tochter war äußerst musikalisch. Das Flötenspiel hatte sie rasch gelernt, und sie sang Lieder, seit sie drei Jahre alt war. In der Kita förderte man ihr musikalisches Talent.

Katja liebäugelte mit dem Sofa. Der Gedanke, sich einfach hinzulegen und Linas musikalischen Darbietungen zu lauschen, war verlockend. Aber es war auch an der Zeit, an das Abendessen zu denken. Katja hatte nichts vorbereitet, da sie den ganzen Tag unterwegs gewesen waren. Sie überlegte, was sie rasch zubereiten konnte. Grießbrei mit eingeweckten Pfirsichen kam ihr in den Sinn. Das mochten sie beide.

Die Vorstellung, wie sich Lina darüber freuen würde, verlieh ihr neue Energie. Katja stand vom Sessel auf und ging in die Küche.

Sie stellte einen passenden Topf auf den Herd und holte die Milchtüte aus dem Kühlschrank. Als sie die Milch in den Topf gießen wollte, fiel ihr die Packung aus der Hand und landete mit einem Klatsch auf dem Boden. Eine kleine Lache breitete sich aus.

»Die schöne Milch!« Lina stand in der Küchentür und blickte entgeistert auf das Malheur. »Warum hast du sie auf den Boden geschüttet?«

Katja wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Ja, warum war ihr das passiert? Plötzlich hatte sie keine Kraft mehr in den Händen gehabt.

»Es ist noch genug Milch in der Packung, um einen Grießbrei zu kochen«, beruhigte sie die Kleine.

»Grießbrei, ja, ja, ja!«, rief Lina begeistert. Abrupt brach sie ab und wich zwei Schritte zurück. »Warum schaust du mich so komisch an, Mama? Ich mag das nicht. Da krieg ich richtig Angst.«

»Komisch?«, wiederholte Katja.

»Komisch« war Linas neuestes Lieblingswort. Auf einmal war alles komisch. Die Nachbarn, das Essen in der Kita, das Wetter. Und nun fand Lina auch noch, dass sie komisch dreinschaute.

Wie komisch schaue ich denn, dass sie dabei Angst bekommt?, fragte sich Katja beunruhigt. Es war auch nicht das erste Mal, dass Lina eine solche Bemerkung machte.

»Tut mir leid, Schätzchen. Ich bin erschrocken, als mir die Milchtüte aus der Hand gefallen ist. Lass mich das rasch aufwischen, dann koche ich den Grießbrei, ja?«

»Okay.« Lina drehte sich um und lief zurück in ihr Zimmer.

Seltsamerweise waren anschließend weder Flötentöne noch Linas Gesang zu hören. War die Kleine wirklich so beunruhigt?

Katja lief ins Bad und betrachtete sich im Spiegel. War irgendetwas komisch an ihr? Ihre Gesichtszüge waren anders, nicht mehr so wie vor zwei Jahren, das war ihr bereits aufgefallen. Und hatten nicht auch schon Freunde Bemerkungen über ihre seltsame Mimik gemacht?

Was ist los mit mir?, fragte sie stumm ihr Spiegelbild. Sie schnitt eine Grimasse und erschrak gleichzeitig darüber, wie ihre Grimasse eher einer Fratze glich. Da konnte ein Kind schon Angst bekommen.

Kindheitserinnerungen an ihren Großvater stiegen vor ihr auf. Hatte Opa sie nicht auch manchmal so komisch angesehen, dass sie richtig Angst bekommen hatte? Katja wusste nicht mehr viel von ihm. Er war an einer merkwürdigen Krankheit gestorben, als sie acht Jahre alt gewesen war. Er hatte plötzlich nicht mehr laufen und nicht mehr sprechen können.

Eine heiße Angst stieg in ihr hoch. Konnte es sein, dass es ihr auch einmal so ergehen würde?

Nein, sagte sie sich dann energisch, als sie das Bad verließ, um die verschüttete Milch aufzuwischen. Krankheiten erbte man nicht von seinen Großeltern, sondern von seinen Eltern. Oder gab es da Ausnahmen?

***

Kerry nahm das letzte Wäschestück von der Leine, legte es zu den anderen und trug den vollen Wäschekorb ins Haus. Gerade rechtzeitig, dachte sie, als die ersten Regentropfen fielen. Sie stellte den Korb vor dem Hobbyraum im Keller ab, wo Tom an seinem Laptop arbeitete. Bei ihrem Eintreten wandte er den Kopf.

»Sie haben die Wettervorhersage für das Wochenende schon wieder geändert«, sagte er mit einem frustrierten Seufzer. »Ich fürchte, bei unserem Open-Air-Festival wird es nicht so gemütlich werden.«

Kerry blickte ihm über die Schulter und studierte die Wettervorhersage auf seinem Laptop. »Gewitter, Starkregen und heftige Windböen am Samstag«, las sie laut. »Na, toll!«

»Aber erst am Spätnachmittag und Abend«, beruhigte Tom sie. »Da dürften wir unseren Auftritt hinter uns haben, wenn alles nach Plan läuft.«

»Läuft bei solchen Konzerten immer alles nach Plan? Ich kann mich nicht erinnern. Besser, wir nehmen unsere Regenjacken mit.«

»Die Bühne ist überdacht«, wandte Tom ein. »Wir müssen also nicht im Regen musizieren.«

»Aber schon mal draußen rumlaufen, um auf die Bühne zu gelangen.« Kerry kraulte seinen Nacken. »Zum Glück schlafen wir diesmal im Campingbus.«

Sie hatten sich Anfang des Jahres einen lang gehegten Traum erfüllt und sich einen Campingbus zugelegt, in dem auch ihre Instrumente Platz hatten. Zuvor hatten sie bei Konzerten entweder im Zelt übernachtet oder im Hotel.

Tom drehte sich zu ihr um und zog sie auf seinen Schoß. »Mh, da machen wir es uns nach getaner Arbeit gemütlich«, stellte er in Aussicht. Liebevoll knabberte er an ihrer Wange. »Wie wäre es mit einem Kuss, als Vorgeschmack auf die Küsse, die wir in unserem neuen Camper tauschen werden?«

Kerry bekam Herzklopfen. Sehnsüchtige Gefühle stiegen in ihr auf. Obwohl sie schon ein paar Jahre verheiratet waren, liebte sie Tom immer noch tief und innig. Seiner Liebe zu ihr konnte sie sich ebenso sicher sein, das wusste sie.

»Gegen einen Kuss hätte ich nicht das Geringste einzuwenden«, erklärte sie ihm neckisch und spitzte die Lippen.