Now and Forever - Weil ich dich liebe - Geneva Lee - E-Book
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Now and Forever - Weil ich dich liebe E-Book

Geneva Lee

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Beschreibung

Sie wollte ihn nur für eine Nacht. Doch er will sie für immer!

Jillian Nichols weiß, dass sie nicht wie andere Mädchen ist. Dass sie nie eine Zukunft, nie ein normales Leben haben wird. Doch sie will kein Mitleid und tut alles, um ihr Geheimnis vor allen zu verbergen. Darum gibt es für sie klare Regeln, wenn es um Jungs geht – einen Tanz, einen Drink, eine Nacht und niemals mehr. Das geht so lange gut, bis sie Liam trifft. Der schottische Austauschstudent ist nicht nur superhot und supernett, sondern auch superstur. Liam will nicht nur eine Kerbe an Jillians Bettpfosten sein und ihre Regeln sind ihm völlig egal. Er ist wild entschlossen, an Jillians Seite zu bleiben. Doch wird sie ihm jemals vertrauen?

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Buch

Jillian Nichols weiß, dass sie nicht wie andere Mädchen ist. Dass sie nie eine Zukunft, nie ein normales Leben haben wird. Doch sie will kein Mitleid und tut alles, um ihr Geheimnis vor allen zu verbergen. Darum gibt es für sie klare Regeln, wenn es um Jungs geht – einen Tanz, einen Drink, eine Nacht und niemals mehr. Das geht so lange gut, bis sie Liam trifft. Der schottische Austauschstudent ist nicht nur superhot und supernett, sondern auch superstur. Liam will nicht nur eine Kerbe an Jillians Bettpfosten sein, und ihre Regeln sind ihm völlig egal. Er ist wild entschlossen, an Jillians Seite zu bleiben. Doch wird sie ihm jemals vertrauen?

Autorin

Geneva Lee ist eine hoffnungslose Romantikerin und liebt Geschichten mit starken, gefährlichen Helden. Mit der Royals-Saga, der Liebesgeschichte zwischen dem englischen Kronprinzen Alexander und der bürgerlichen Clara, traf sie mitten ins Herz der Leserinnen und eroberte die internationalen Bestsellerlisten im Sturm. Geneva Lee lebt zusammen mit ihrer Familie im Mittleren Westen der USA.

Geneva Lee ist online zu finden unter:

www.geneva-lee.de, www.facebook.com/genevaleeauthor

Von Geneva Lee bereits erschienen

Secret Sins – Stärker als das Schicksal

Die Royals-Saga

Royal Passion (01) • Royal Desire (02) • Royal Love (03) • Royal Dream (04) • Royal Kiss (05) • Royal Forever (06) • Royal Destiny (07)

Die Love-Vegas-Trilogie

Game of Hearts (01) • Game of Passion (02) • Game of Destiny (03)

Die Girls-in-Love-Reihe

Now and Forever – Weil ich dich liebeBesuchen Sie uns auch auf www.facebook.com/blanvalet und www.twitter.com/BlanvaletVerlag

GENEVA LEE

Now

and

Forever

Weil ich dich liebe

Roman

Deutsch von Michelle Gyo

Die Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel »Catching Liam« bei Ivy Estate, Louisville.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Copyright der Originalausgabe © 2013 by Geneva Lee

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2018 by Blanvalet Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Susann Rehlein

Umschlaggestaltung: © Johannes Wiebel | punchdesign, unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com (oneinchpunch; Cat Act Art)

WR · Herstellung: sam

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-22663-3 V004

www.blanvalet-verlag.de

Für E, G & N, für die ganzen Geschichten.

Prolog

Montagnacht wurde geangelt. Diese Tradition hatten wir etwa zwei Wochen nach Beginn unseres ersten Semesters eingeführt. Und heute war die erste Angelnacht seit Beginn des Herbstsemesters an der Olympic State. Allerdings war ich heute allein, also trug ich diesen herrlichen korallenfarbenen Lippenstift auf, der Trouble hieß, und verfluchte dabei im Stillen Cassie, die vorhin mit einer fadenscheinigen Ausrede über irgendein Paper für ihr Kommunikationsseminar abgesagt hatte. Mir war klar, dass Trevor wollte, dass sie zu Hause blieb. Ich hatte sie sowieso schon abgehakt, es macht nun mal keinen Spaß, mit jemandem auf Männerfang zu gehen, der bereits erlegt worden ist. Trotzdem war es ätzend.

Ich verscheuchte die Enttäuschung und zwängte meine Füße in die unpraktischsten Sieben-Zentimeter-Wedges, die ich besaß. Diese Bindung – zu meinen Schuhen – war die engste, die ich einging. Sobald ich sie für den Abend auserwählt hatte, war ich praktisch mit ihnen verheiratet. Das war eine unserer Regeln. Wir würden keins dieser Mädchen sein, das barfuß von einer Bar nach Hause lief. Weil: Igitt! Ich hatte genug Frischlinge auf die Bürgersteige kotzen und Jungs in den Gassen nahe der Pine Street eine Runde pinkeln gehen sehen, um zu wissen, durch was genau ich da lief. Es war immer noch warm an der Küste Washingtons, also streifte ich ein Nichts von einem Kleid über und forderte im Geiste Jessica heraus, mir auch noch abzusagen.

Diese Nacht würde so oder so episch werden.

Ich hatte keine Ahnung, wie recht ich damit haben sollte.

Kapitel 1

Der Geruch nach Vanille weckte mich, was ziemlich unmöglich war, da ich nichts Vanilliges besaß – keine Kerzen, keine Creme und ganz bestimmt keinen Vanilleextrakt. Welcher Student hat so was schon? In die Küchenzeile im Wohnzimmer passten gerade mal ein Topf und ein paar Pappbecher, und außerdem lag ich im Bett. Jessica hatte sich früh von unseren üblichen Mittwochabendplänen verabschiedet, um sich mit Brett zu treffen, und das bedeutete, dass ich allein in unserer Wohnung sein sollte.

Ich drehte mich um und stellte fest, dass die andere Seite meines Bettes von jemandem zerwühlt worden war. Ich ging die Erinnerungen an die letzte Nacht durch, bis er mir wieder einfiel. Süß, aber sonst ziemlich unscheinbar, obwohl das auch das Ergebnis von zu vielen Drinks und zu wenig Nachdenken sein konnte. Allerdings erinnerte ich mich jetzt, als immer mehr Erinnerungen an die Aktivitäten der letzten Nacht in meinem Gedächtnis aufblitzten, dass er ein wirklich sensationelles Sixpack hatte. Würde Bier mir so gut schmecken, wie diese Bauchmuskeln aussahen, wäre ich für den Rest meines Lebens besoffen.

Die schiefe Darbietung eines Songs von Mumford & Sons erklärte den Duft, der durch mein Zimmer schwebte.

Das durfte nicht wahr sein.

Ich kämpfte mich aus dem Bett, schnappte mir ein zerknäultes Shirt und zog es mir über den Kopf. Ich band meine Haare zu einem unordentlichen Knoten und beschloss, das Bad auszulassen und stattdessen gleich in die Küche zu gehen, um den Unfug in Augenschein zu nehmen, der sich da anscheinend abspielte.

Ich bog einmal um die Ecke in unserer kleinen Wohnung und blieb abrupt stehen. In meiner Küche stand ein gut eins achtzig großer, unfassbar heißer Typ, und zwar splitterfasernackt. Ich hatte mich ja daran erinnert, dass er süß war, und bei Gott, das war er. Er hatte ein ansprechendes Gesicht. Nicht die Art, die man auf einem Kinoplakat sehen würde, aber symmetrisch, mit schön geformter Nase und einer kantigen Kieferpartie. Seine Augen waren himmelblau, und das dunkelblonde Haar war gerade so verwuschelt, dass es sexy aussah. Sein Körper allerdings, der war eine Sache für sich, und zwar bis hinunter zu seinen absolut perfekt geformten Waden.

»Hallo, Schönheit.«

Er hatte einen Akzent. Wie hatte ich vergessen können, dass er einen Akzent hatte? Glücklicherweise fiel mir sein Name ein. Liam. Das erklärte dann wohl den Akzent. Selbst wenn ich es letzte Nacht nicht darauf angelegt hätte, mir einen Typen zu angeln, diesem Hauch von Schottland auf seiner Zunge hätte ich in keinem Fall widerstehen können.

Ich lehnte mich gegen den Küchentresen und sah, dass das gesamte Geschirr, das wir besaßen, dort in wildem Durcheinander herumlag.

»Das ist ein Fleischklopfer«, sagte ich und streckte die Hand nach dem merkwürdigen Ding aus, das meine Mutter mir geschenkt hatte. Eins der besonderen Talente meiner Mutter bestand darin, mir die Haushaltswaren zu vermachen, die sie niemals benutzte, und ich fühlte mich dann genötigt, sie zu behalten.

»Sorry, ich räume nachher auf. Aber die hier sind das Chaos wert«, sagte er und hielt eine Rührschüssel hoch.

»Du weißt schon, dass der Anstand es eigentlich gebietet, dass du dich am Morgen still und heimlich rausschleichst, ohne vorher das Haus einer Frau zu verwüsten?«

»Meine Mutter hat mich dazu erzogen, immer höflich zu sein.«

»Das hier ist höflich?«, fragte ich.

»Einer wunderschönen Frau Frühstück zu machen nach einer ausschweifenden Nacht, ist quasi die Definition von Höflichkeit.«

»Du musst das wirklich nicht machen«, sagte ich, dann seufzte ich, als er einen Karton Eier aus dem Kühlschrank nahm. Ich war selbst schuld, ich sollte es wirklich besser wissen und keinen Typen mit nach Hause nehmen, wenn wir einen vollen Kühlschrank hatten. Ich machte mir im Geist eine Notiz, dass ich nächste Woche den Kühlschrank vorher leeren sollte.

»Man darf Waffeln niemals ohne Eier machen«, teilte Liam mir mit, während er eines aufschlug und in die Schüssel gleiten ließ.

»Moment mal. Wir haben ein Waffeleisen?«, fragte ich. Ich sah mich in der Küche um, weil ich mir plötzlich nicht mehr ganz sicher war, ob ich im richtigen Haus war. Das hier sah zwar wie meine Küche aus, bis hin zu den gehäkelten Topflappen von meiner Großmutter, die die hipster-mäßige Küchenzeile säumten und so halbwegs cool wirkten. Doch erst als mein Blick auf die Packung Kaugummis fiel, entspannte ich mich wieder.

»Genau genommen habt ihr zwei Waffeleisen«, sagte er und deutete mit einem Nicken auf eine Edelstahlschüssel, deren glänzende Oberfläche seine strammen Bauchmuskeln widerspiegelte.

»Das ist ja so was von meta.« Verzweifelt hoffte ich, dass er mich nicht dabei ertappt hatte, wie ich das Spiegelbild seiner Muskeln in der Rührschüssel anstarrte. Das hektische Fiepen eines Timers lenkte mich endlich von ihnen … äh, ihm … ab, aber das war nicht der Klang der Ofenuhr.

»Ich hab keine Ahnung, was das ist. Das piept schon seit einer Stunde oder so«, sagte Liam und schaute sich um.

»Shit!«, rief ich, sprang auf und lief zum Schrank, während mein Gehirn Berechnungen anstellte. Eine Stunde zu spät bedeutete …

Liam unterbrach diese Gedanken, als er mich jetzt an sich zog, und zugegebenermaßen lenkte mich sein sehr nackter Körper ziemlich ab. Was machten schon weitere fünf Minuten? Oder zehn, dachte ich, während seine Lippen über meinen Hals wanderten. Sein Dreitagebart kitzelte sanft über meine Haut, und ich bebte vor freudiger Erwartung. Es ging viel zu schnell und dauerte gleichzeitig viel zu lange, bis sein Mund sich auf meine Lippen senkte, aber als er es endlich tat, presste ich meinen Körper gegen seinen, sodass unsere Hüften genauso begierig aufeinandertrafen wie unsere Lippen. Liams Hände strichen über meinen Rücken und umfassten dann meine Hüften. Seine Hände waren kräftig und sehr warm auf meiner nackten Haut, und sie glitten jetzt weiter hinab, packten meinen Po und hoben mich hoch. Ich schlang meine Beine um seine Taille, als er mich auf die Theke setzte.

Genau auf den Fleischklopfer.

»Au!«, schrie ich und warf mich ihm entgegen, weg von dem Stein des Anstoßes. Er fing mich auf, stolperte rückwärts gegen die Anrichte, und wir brachen vor Lachen förmlich zusammen.

»Vielleicht ist die Küche nicht der beste Ort, um …« Er hob die Augenbrauen – eine eindeutige Einladung, die Sache im Schlafzimmer weiter zu vertiefen.

»Die Waffeln«, rief ich.

»Welche Waffeln?«, erklang eine verschlafene Stimme hinter uns im Flur. »Du hast Waffeln gemacht?«

Liam riss die Augen auf, und wir blickten gleichzeitig hinunter auf die Herrlichkeit, die sich mir dort bot.

»Mist, Jess ist daheim«, sagte ich und versuchte, das Kichern zu unterdrücken, das mir in der Kehle aufstieg.

»Ich kann es gar nicht erwarten, sie kennenzulernen«, sagte Liam.

»Gut, denn genau das wird gleich passieren.« Ich warf ihm einen der Topflappen meiner Großmutter entgegen. »Hier. Halte dir das vor.«

Liam bedeckte sich damit, aber dank unserer Aktion am Küchentresen sah es aus, als hätte er ein kleines Häkelzelt auf den Beinen.

»Das wird nicht hinhauen«, sagte er und grinste mich an. Mein Magen machte einen Satz, als er meine Hand packte und mich vor sich zog. Keine drei Sekunden später stolperte Jess herein. Sie rieb sich die Augen, die sie gleich darauf weit aufriss, als sie mich erblickte, die jetzt Liams Feigenblatt mimte.

»Guten Morgen«, sagte sie fröhlich.

»Ich dachte, du wärst bei Brett«, sagte ich und bemühte mich sehr, mich nicht von dem nackten Schotten hinter mir ablenken zu lassen oder von den Gedanken an die Topflappen meiner armen Oma.

»Nope.« Sie lächelte uns schelmisch an. Irgendwie hatte ich es seit Jahren zu verhindern gewusst, dass ein Typ über Nacht geblieben war. Der Junge, mit dem ich im ersten Semester zusammen gewesen war, war wahrscheinlich der Letzte gewesen, und die Beziehung hatte auch nur zwei oder drei Wochen gehalten. Jess hatte ganz offensichtlich Spaß an meiner derzeitigen kleinen Verlegenheit, vor allem da ich sie erst vor Kurzem mit Brett auf der Couch erwischt hatte. Und dort hatten sie nicht gelernt.

»Ich habe gar nicht gehört, dass du nach Hause gekommen bist«, sagte ich mit schwacher Stimme. Sie würde bestimmt nicht so nett sein und sich verkrümeln, also würde ich einen Weg finden müssen, sie aus dem Zimmer zu lotsen, damit Liam sich anziehen konnte.

Der dann hoffentlich gehen würde.

»Ich kann mir vorstellen, dass du nichts gehört hast«, sagte sie vielsagend. »Du schienst ziemlich … vertieft in gewisse Aktivitäten.«

»Jess …«, begann ich und wappnete mich dafür, ihr einfach zu sagen, dass sie rausgehen sollte, selbst wenn sie mir dann den Rest der Woche böse war.

»Möchtest du Frühstück?«, meldete sich da Liam zu Wort. »Ich mache Waffeln.«

»Ich hätte gerne Waffeln«, sagte sie und sah dabei weiterhin mich an. Ihre Augen glitzerten vor Erheiterung, auf diese Ich-koste-das-aus-so-lange-es-irgend-geht-Art, die nur eine beste Freundin draufhat.

»Fantastisch«, sagte ich. »Die Toilette ist schon wieder undicht, kannst du mir damit mal helfen?«

Das war die lahmste Ausrede überhaupt, und wir alle drei wussten das. Jess bedeutete mir trotzdem mit einer Geste, ihr ins Bad zu folgen, und ich lief ihr eilig hinterher. Nur kurz sah ich mich noch einmal nach Liam um und flüsterte lautlos »sorry«. Er winkte ab, aber ich ging kurz in mein Zimmer, holte seine Jeans und warf sie auf den Küchentresen, bevor ich Jess ins Bad folgte.

Jess kreuzte die Arme vor der Brust und wartete, während ich mich im Spiegel musterte. Es war absolut unfair, dass Jess’ blonde Haare am Morgen so perfekt glatt waren, während meine unordentlichen dunklen Wellen wirkten, als wäre ich in einen Hurrikan geraten. Alles an meiner besten Freundin war akkurat und wohlgeraten, bis hin zu ihrer Größe-38-Figur und ihren Aussichten im Medizinstudium. Meine Kurven waren unterdessen genauso außer Kontrolle wie mein Haar, und um meine Noten war es nicht viel besser bestellt.

»Ich hasse meine Haare«, meckerte ich.

»Du siehst super aus«, sagte Jess. »Dein Haar ist so schön zerzaust, das ist sexy, außerdem leuchtest du wie frisch gevögelt.«

Ich zwinkerte ihr im Spiegel zu, froh, dass sie es bemerkte.

»Sag mir nur, dass dieses Nachglühen nicht der Küchenzeile zu verdanken ist«, flehte sie mich an.

Ich hob mein Shirt, um ihr das Muster auf meiner Arschbacke zu zeigen. »Vom Fleischklopfer gerettet.«

»Oh! Das macht man also damit?« Wir gackerten beide los, und ich schnappte mir eine Bürste, um meine Haare zur Räson zu bringen. Doch ich ließ versehentlich die Bürste fallen und fluchte. Der vertraute Frust über meinen Körper stieg in mir auf, meine Haut wurde vor Wut heiß, und Flecken bildeten sich auf meinem Hals.

»Ist in Ordnung«, sagte Jess leise. Sie hob die Bürste auf und begann, damit durch meine wirren Strähnen zu fahren, aber ich machte einen Schritt von ihr weg.

»Kannst du ihn loswerden?«, bat ich sie, und sie nickte. Sie stellte keine Fragen. Jess verstand mich immer.

»Nimm deine …«

»Ich weiß«, unterbrach ich sie. »Wichtiger ist aber gerade, dass da ein nackter Schotte in unserer Küche steht.«

»Der Waffeln macht«, erwiderte sie.

Ich rollte die Augen, um ihr zu zeigen, dass mich weder Liam noch seine Waffeln interessierten oder wie sein Atem sich in meinem Nacken anfühlte oder meine Beine, die sich um seine Taille schlangen. Das war mir alles total egal.

»In Ordnung«, sagte Jess. »Ich werde ihn für dich los. Aber um es mal erwähnt zu haben: Er scheint nett zu sein.«

»Das sagst du über alle Jungs.«

»Das stimmt nicht!« Jess fuhr zu mir herum. »Die meisten sind …«

Ich schob sie hinaus in den Flur und schloss dann die Tür vor ihrer Nase. Ich brauchte heute keine Standpauke von Jess. Ich wusste ja schon, dass sie recht hatte, wenn es um Jungs und die Schule und alles andere ging, denn Jess hatte ihr Leben im Griff. Sie hatte eine Zukunft. Sosehr sie sich auch Mühe gab, wie hätte sie die graue Leere sehen sollen, von der mein Leben verschlungen wurde. Doch bei einer Sache hatte sie unrecht: Ein netter Junge würde mich und mein Leben nicht in Ordnung bringen.

Abgesehen davon hatte ich kein Interesse daran, mir einen Typen zu angeln, mit dem es ernst wurde, doch als ich jetzt an Liams schiefes Grinsen dachte und seinen himmlischen Körper, hätte ich meine Meinung fast geändert.

Kapitel 2

Jess saß am Tresen, als ich ein paar Minuten später in den Wohnbereich kam. Meine Haare hatte ich mit Erfolg gezähmt, aber ich war immer noch nicht angezogen, hatte meine Medikamente noch nicht genommen und noch nichts gegessen. Unglücklicherweise war da auch noch ein hemdloser Schotte, der Jess einen Teller mit Waffeln reichte. Ich blitzte quer durch das Zimmer böse ihren Rücken an und versuchte mit ganzer Kraft zu erreichen, dass sie sich zu mir umdrehen und mich ansehen würde.

»Ich habe ein Studentenvisum. Es gilt nur für ein Jahr, aber ich hätte nichts dagegen, länger zu bleiben«, erzählte er ihr gerade.

»Und du kommst aus Edinburgh?«, fragte Jess, und er lachte los. »Ich spreche das total falsch aus, oder?«

»Es heißt Ed-in-burr-ah«, sagte er und sprach dabei sehr langsam und mit sehr viel Betonung. »Das ist die Hauptstadt von Schottland. Wir haben die besten Künstler und Geschäfte.«

»Abgesehen von denen in Amerika?«, zog Jess ihn auf.

»Hat dir mal jemand gesagt, dass ihr Amerikaner einen Überlegenheitskomplex habt?«, fragte er, aber sein verdammter Akzent ließ es sexy statt wie eine Beleidigung klingen. Liam legte die Hände auf den Tresen und stemmte sich hoch, sodass er darauf saß. Den Fleischklopfer musste er weggeräumt haben.

»Du sagtest, ihr hättet die besten«, stellte sie klar.

»Ich meinte, sie sind gut. Ich bin an dieses ganze amerikanische Konkurrenzdenken nicht gewöhnt.« Liam zwinkerte ihr zu, und ich meine, er zwinkerte ihr zu wie der charmante Typ in einer miesen romantischen Komödie.

Ich schüttelte den Kopf, um die atemberaubende Wirkung loszuwerden, die sein Akzent auf mich hatte. Ich wollte keine Unterrichtsstunden in Aussprache und Geografie von Liam, ich wollte, dass er endlich ging. Aber je länger Jess mit ihm redete, desto weniger wahrscheinlich wurde das.

Verräterin. Verräterin. Verräterin. Ich schleuderte ihr das Wort in Gedanken an den Hinterkopf.

Sie drehte sich jedoch nicht um, also war ich gezwungen, zu ihnen zu gehen. Ich machte eine finstere Miene, damit sie gleich sah, in welchen Schwierigkeiten sie steckte.

»Hi, Chick.« Liam zwinkerte wieder, aber da es dieses Mal für mich bestimmt war, fand ich es deutlich weniger nervig.

»Hast du mich gerade Hühnchen genannt?«, fragte ich.

Liam grinste mich verlegen an. »Tut mir leid. Das ist für mich wie das, was ihr Amerikaner sagt – Baby?«

Ich schnalzte zweimal mit der Zunge. »Grab dir nur weiter dein Loch.«

»Komm, ich hol dir einen Teller mit Waffeln«, sagte er.

»Ich sollte wirklich nicht …«, rief ich und versuchte, ihn aufzuhalten, aber er holte bereits eine frische Waffel aus dem rätselhaften Waffeleisen, das er irgendwo in den Tiefen unserer Küchenzeile entdeckt hatte. »In einer Stunde habe ich ein Seminar.«

»Bis dahin ist genug Zeit«, sagte er. »Und ein Mädchen im Wachstum braucht Frühstück.«

Jess streckte unauffällig die Hand aus und drückte meine, damit ich ruhig blieb.

»Wachstum?«, wiederholte ich. Sobald man zwanzig geworden ist, wächst man nur noch in eine Richtung.

»Mist. Ich trete immer wieder ins Fettnäpfchen, oder?«

Mir fielen ein paar andere Orte zum Hintreten ein. Solche Gedanken nannte Jess »Grenzen für gesunde Beziehungen aufbauen«. Sie war Expertin in so was, nach zwei Semestern mit Psychoseminaren.

»Bitte, setz dich«, bat Liam mich. Sein Blick wurde weich, und er sah aus wie ein trauriger Welpe.

Ich seufzte und zog mir den Hocker heran.

»Tut mir leid«, formten Jess’ Lippen lautlos, als ich mich setzte.

Ich ignorierte sie. Wenn ich nicht auf ihre Hilfe zählen konnte, würde ich ihr vielleicht den Beste-Freundinnen-Ausweis wieder abnehmen müssen. Es war nämlich nicht so, dass ich sie oft in diese Situation brachte. Für gewöhnlich erkenne ich die Klammeraffen ziemlich gut – die, die dich zum Abendessen ausführen oder sich mit dir ernsthaft über dein Hauptfach unterhalten wollen. Diese Typen habe ich nie mit nach Hause genommen. Ich hatte ehrlich gedacht, dass Liam auf der Suche nach einer amerikanischen Eroberung war, und warum sollte ich mir keinen Schotten angeln, mit dem ich dann nachher angeben konnte?

Ein Summen zeigte an, dass sie eine Nachricht bekam, und ich sah zu ihr hinüber. Ich versuchte zu erkennen, wer ihr schrieb, aber der Tresen war im Weg. Ich streckte die Hand aus und tat, als wollte ich ihr das Handy wegnehmen.

»Hey!« Jess stieß mir den Ellbogen in die Seite, aber ich fing ihren Arm ab und benutzte die andere Hand, um sie im Nacken zu kitzeln. Das funktionierte immer. Jess ließ das Handy fallen, genau wie ich erwartet hatte, und ich stürzte mich darauf. Liam bekam davon nichts mit, da er zu beschäftigt war mit der Suche nach einer sauberen Gabel.

Cassie: OMG, und jetzt macht er Frühstück?!?! Sorg dafür, dass sie es nicht versaut.

Über der Nachricht war ein verschwommenes Bild von Liam, das aufgenommen worden war, als er nicht hingesehen hatte. Ich wedelte mit dem Handy vor ihrer Nase herum und steckte es dann in meine Tasche. Ich wollte vielleicht, dass Liam ging, aber ich würde ihm nicht verraten, dass meine verrückte Mitbewohnerin und Bald-Ex-beste-Freundin Fotos von ihm machte, wie er da halb nackt in unserer Küche stand.

»Gib mir das zurück«, heulte Jess auf.

»Wenn du brav bist«, sagte ich und setzte mich wieder auf den Hocker.

Liam stellte eine Waffel vor mir auf den Tresen. Und es sah sehr verdächtig danach aus, als wären Butter und Sirup darauf.

»Hast du eingekauft?«, fragte ich Jess.

»Ich bin zum Markt gegangen«, antwortete Liam und machte dabei eine Geste mit der Hand. »Ihr hattet kein Essen daheim.«

»Weil wir nicht kochen«, sagte ich. Er war heute Morgen also nicht nur nicht weggelaufen, er war zurückgekommen, und das auch noch mit Lebensmitteln!

»Wir kochen, Jills«, sagte Jess, aber ich warf ihr einen warnenden Blick zu, damit sie ihn nicht weiter ermutigte.

Ich piekte in die Waffel und nahm einen Bissen. Butter. Sirup. Vanille. Ich konnte mir ein Aufstöhnen nicht verkneifen.

»Da mag jemand deine Waffeln«, sagte Jess und grinste mich unverschämt an.

»Ich habe viel Erfahrung darin, jemanden zum Stöhnen zu bringen«, antwortete Liam, ohne zu zögern.

Jess riss die Augen auf, und ich klopfte ihr auf den Rücken. »Erstick nicht gleich.«

»Dabei warst du es, die gestöhnt hat.«

Der geistreiche Schlagabtausch wurde von Taylor Swift unterbrochen, die einen Song übers Schlussmachen schmetterte. Liam schnappte sich mein Handy vom Tresen. »Da steht ›Tara‹.«

»Meine Mutter. Achte nicht darauf. Ich rufe sie später zurück«, antwortete ich und drückte auf das rote Symbol. Das Letzte, was ich jetzt brauchte, war ein Schwatz mit Tara.

»Jillian.« Die vertraute Mahnung klang scharf in Jess’ Stimme mit. Sie wusste, dass das Ablehnen eines Anrufs von Tara gleichkam mit dem Anheben der Nationalen Sicherheitsstufe. Natürlich war Jess auch dabei gewesen, als die Campus-Polizei in meinem zweiten Jahr hier an die Tür geklopft hatte, um einer Vermisstenmeldung nachzugehen. Diese vermisste Person saß allerdings zu Hause und ignorierte die Anrufe ihrer Mutter. Meine Mutter neigt dazu, einen Hauch zu viel Drama zu erzeugen.

»Ich ruf sie später an«, wiederholte ich. Ich hielt das Display meines Handys hoch. »Musst du nicht mal los?«

»Verdammt.« Jess schob sich den letzten Bissen Waffel in den Mund und sprang vom Hocker. »Es war schön, dich kennenzulernen, Liam. Komm unbedingt wieder, um uns zu füttern.«

»Sehr gerne.« Liams Lippen verzogen sich wieder zu dem schiefen Grinsen.

Verdammt, er war wirklich heiß.

Sobald Jess in ihr Zimmer gegangen war, nahm ich meinen Teller und wagte mich in den Küchenbereich.

»Sicher, dass du keinen Nachschlag willst?«, fragte Liam. Wie er das sagte, war ich nicht sicher, ob wir über Waffeln oder etwas anderes sprachen.

»Ich nehme nie Nachschlag«, sagte ich und stellte den Teller in die Spüle.

»Nicht mal eine weitere Waffel?«, fragte er. »Ich habe gehört, die sind wirklich lecker.«

»Wenn dein Studentenvisum abläuft, solltest du dir einen Job in einem Waffelladen suchen.«

»Ein großes Lob von der Schneekönigin!«, rief Liam, holte eine Waffel aus dem Waffeleisen und strich Butter darauf.

»Ich bin nicht die Schneekönigin.« Liam kannte mich gerade mal seit fünf Minuten. Das konnte er nicht wissen. Anscheinend gab man jetzt schon seine geheimsten Gedanken preis, wenn man mit jemandem Sex hatte. »Warum bist du noch hier?«

»Bin noch nicht mit dem Frühstück fertig.«

»Und dann gehst du?«, fragte ich.

»Ich habe andere Pläne für nach dem Frühstück.« Er ließ die leicht angebrannte Waffel fallen und stürzte sich auf mich. Ich machte einen Schritt zurück, und er stützte seine Hände rechts und links von mir auf den Tresen, hielt mich so gefangen und versperrte mir den Weg in die Freiheit. Er war mir so nah, dass er mich hätte berühren können, aber er hielt ein wenig Abstand.

»Und die wären?«, flüsterte ich.

»Ich will die Schneekönigin aufwärmen.«

»Ich bin nicht die Schnee …« Seine Lippen lagen auf meinen, bevor ich den Satz beenden konnte. Es war sowieso egal, da seine Arme mich umfingen und ich gegen ihn sank, für den Moment zu abgelenkt von seinem Mund, um einen logischen Gedanken zu fassen. Einzig mein dünnes Shirt befand sich zwischen mir und seinen straffen Muskeln, und als ich mit den Fingern daran hinabfuhr, spürte ich jeden einzelnen wohldefinierten Bauchmuskel. Das hier meinten die Leute also, wenn sie von einem Waschbrettbauch sprachen.

»Was wolltest du gerade wegen Nachschlag sagen?«, flüsterte er mir ins Ohr und biss dann leicht in mein Ohrläppchen.

»Ich nehme nie welchen.«

»Bist du da sicher?«, fragte er.

Seine Bartstoppeln kitzelten mich direkt hinter dem Ohrläppchen, und Gänsehaut überzog meinen Körper. Ich schlang ihm die Arme um den Hals und strich mit meinen Lippen über seine. »Ich schätze, es gibt für alles ein erstes Mal.«

Aber bevor er mich noch einmal küssen konnte, duckte ich mich unter seinem Arm hindurch.

»Das ist nicht fair«, sagte Liam.

»Tut mir leid.« Ich warf ihm sein T-Shirt entgegen. »Ich muss zum Seminar.«

Ich sah zu, wie er sich das T-Shirt über den Kopf zog und sich dabei sein helles Haar verwuschelte. Ich stellte mir vor, wie ich mit den Fingern hindurchfuhr, dachte an Haut und Schweiß und … Seminar, rief ich mich zur Ordnung.

»Warum schwänzt du heute nicht?«, schlug er vor und lehnte sich gegen den Tresen. Das eng anliegende Shirt betonte seinen wohlgeformten Oberkörper. Es war kaum möglich, aber mit dem Shirt sah er vielleicht noch besser aus als ohne. »Wir müssen diese Waffeln wieder abtrainieren, und wenn du brav bist, zeige ich dir, wie ich Naked Lunch mache.«

»Das ist ein Buch von William S. Burroughs«, sagte ich, froh, das Thema wechseln zu können, und zwang mich dazu, ihm ins Gesicht zu sehen.

»Ich weiß.«

Himmel, hoffentlich versuchte er nicht, sich mit mir darüber zu unterhalten. Ich hatte einen Online-Studienführer benutzt und den Test gerade so geschafft.

»Ich habe es nie gelesen«, gab er zu und grinste verlegen.

Sein Geständnis war irgendwie unglaublich sexy. Auf dem Campus gab es jede Menge Kerle, die mit ihrem Wissen geprahlt hatten, um mich ins Bett zu kriegen. Liam dagegen schien klug zu sein, ohne dass er es raushängen lassen musste, und genau aus diesem Grund wollte ich ihn nur noch mehr. Sämtliche Alarmglocken schrillten in meinem Kopf los.

»Was sagst du dazu?«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.«

»Vergiss das mit dem Sport. Wir könnten einfach abhängen.«

Das war ein süßes Angebot, und daran, wie seine blauen Augen sich hoffnungsvoll weiteten, erkannte ich, dass er es ernst meinte. Nichts war verlockender, als mit ihm noch mal im Bett zu landen, bevor ich ihm für den Rest des Studienjahrs aus dem Weg gehen würde, aber diesmal sagte ich die Wahrheit. Ich konnte das Seminar nicht ausfallen lassen. »Geht leider wirklich nicht. Ich muss einen bestimmten Notendurchschnitt halten, sonst war’s das hier für mich.«

»Stipendium?«, fragte er. Er klang eindeutig viel zu interessiert.

»So was in der Art.« Ich umging die Frage, um die zwanzig weiteren abzuwehren, die sonst folgen würden. Ich hatte vor langer Zeit gelernt, dass es leichter war, die Leute glauben zu lassen, dass ich auf finanzielle Hilfe angewiesen war, als den seltsamen Deal zu erklären, den ich mit meiner Mutter ausgehandelt hatte. »Also, ich komme zu spät, und ich hasse es, zu spät zu kommen.«

»Dann verschwinde ich jetzt mal.« Er beugte sich vor und gab mir einen zahmen Kuss auf die Wange, was ich als Zeichen für meinen Sieg nahm. Ich stolzierte förmlich zur Wohnungstür, um ihn hinauszulassen. In letzter Sekunde drehte er sich um und wollte etwas sagen, aber ich schnitt ihm das Wort mit einem bestimmten »Tschüss« ab und machte dann die Tür direkt vor seiner Nase zu.

Als ich hinter ihm abschloss, konnte ich nicht anders, als mich zu fragen, was er hatte sagen wollen. Wahrscheinlich irgendetwas Kitschiges wie »Danke«, oder noch schlimmer, »Ich will dich wiedersehen«. Das hätte er sicher sogar so gemeint.

In diesem Moment.

»Du musst erst in drei Stunden los«, schreckte Jess mich aus meinen Gedanken auf.

»Das weiß er nicht«, sagte ich und ging an ihr vorbei zu meinem Zimmer.

»Er ist nett.« Jess folgte mir, obwohl sie um neun im Labor sein musste. Anders als ich mit meinem reduzierten Stundenplan, belegte Jess mehr Seminare als zwei vernünftige Menschen zusammen.

»Genau deshalb wollte ich, dass er geht«, sagte ich. Er war nett. Zu nett.

Jess öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass ich in diesem Punkt nicht nachgeben würde. Sich zu binden führte zu einem gebrochenen Herzen. Da war es eindeutig besser, sich ein einziges Mal fesseln zu lassen, und dann gute Nacht. »Ruf deine Mutter an«, sagte sie schließlich. »Ich muss zu Anatomie.«

»Viel Spaß!«, rief ich ihr hinterher. Jess antwortete nicht, sie war also sauer. Heute Abend würde ich mir ihr Anatomiebuch schnappen und lauter Post-its mit versauten Bezeichnungen für die Körperteile reinkleben. Sie hatte ohne mich schon genug Stress im Leben, aber nichts konnte eine Frau besser aufheitern als einige wohlplatzierte Kommentare über Bienen und Blümchen in ihrem Anatomiebuch.

Als die Wohnungstür ins Schloss fiel, nahm ich mein Telefon und tat das Letzte, worauf ich Lust hatte. Ich rief meine Mutter an. Die ganz blöden Sachen erledigte man am besten vor neun. Außerdem hatte sie ja vielleicht noch mehr nutzlosen Küchenkram für mich. Zum Glück ging sie nicht ran.

Kapitel 3

Ich kam früh genug zu meinem ersten Seminar zu »Zwischenmenschlicher Kommunikation«, um einen Platz hinten zu ergattern. Das war der perfekte Ort, damit der Professor mich garantiert nicht zu Kapiteln befragte, die ich sowieso nicht lesen würde. Ich packte meinen Laptop aus und loggte mich bei Facebook ein. Jess hatte das Seminar empfohlen, aber Cassie, die als Hauptfach Öffentlichkeitsarbeit hatte, hatte mir versichert, dass es ein Spaziergang wäre und ich genug Zeit haben würde, um herumzusurfen. Ich war bereits voll dabei, die Status-Updates meiner Freunde zu lesen, die ich zum Teil seit dem Ende der Sommerferien nicht mehr gesehen hatte, als der Professor hereinkam.

»Guten Tag, oder sollte ich sagen, guten Morgen? Ich bin Professor Markson«, sagte er und holte einen Stapel zusammengehefteter Bögen aus seiner Kuriertasche. Er war Ende zwanzig, aber trug einen Pullunder in dem Versuch, den Respekt der Studenten zu gewinnen, die nicht viel jünger waren als er, und um die Tatsache zu kaschieren, dass er ansonsten einfach umwerfend war. Vielleicht ein Lateinamerikaner, da war ich nicht ganz sicher, weil mich der grässliche Pullunder ablenkte. Unabhängig davon verstand ich aber, warum Jess das Seminar so spannend fand.

Ein paar Studenten lachten anerkennend auf. Es war allgemein bekannt an der Olympic State, dass man lieber keinen Unterricht am Donnerstagmorgen planen sollte. Jeder ging mittwochabends aus, also war der früheste tolerierbare Zeitpunkt für ein Seminar ab Mittag, für Leute wie mich besser noch später. In diesem Semester ging es jedoch nicht anders, also musste ich mit zwölf Uhr klarkommen.

»Ich bin sicher, viele von euch hoffen darauf, leicht an eine Eins zu kommen, und die gebe ich euch gerne«, fuhr der Professor fort. Das waren wirklich gute Neuigkeiten.

»Aber …«

Verdammt, immer war da ein Aber.

»Ich lasse euch für die Eins arbeiten, wenn wir schon einmal hier sind.« Er lächelte, als mehrere Leute losstöhnten. »Sie haben uns einen wirklich großen Raum zugewiesen, also bitte ich jetzt alle, die sich dahinten zusammengefunden haben, sich nach vorn zu setzen, zum Rest von uns.«

Diesmal stöhnte ich auf, nahm aber meinen Laptop und suchte mir einen Platz weiter vorne.

»Ihr arbeitet dieses Semester mit einem Partner zusammen, also schaut nach rechts oder links und sucht euch euren neuen besten Freund oder eure neue beste Freundin.«

Ich tat, wie mir geheißen, doch als ich meinen Kopf drehte, sah ich mich Liam gegenüber. Er grinste und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt, dabei schaute er ziemlich triumphierend drein. Er hatte seine Haare ein wenig gebändigt, aber einzelne Strähnen standen hoch, und ich mochte den Gedanken, dass ich ihm vielleicht unheilbares Bedhead verpasst hatte.

»Hey, Chick«, sagte er.

Ich blickte zur anderen Seite und stellte fest, dass der Platz dort leer war.

»Ich heiße Jillian«, sagte ich und wandte mich ihm wieder zu.

»Ich weiß. Tut mir leid. Ich werde dich nicht mehr so nennen.« Er sah ein wenig verletzt aus, was dafür sorgte, dass er ein wenig sexy aussah. Fantastisch.

Ich begann sofort darüber nachzudenken, auf welche Art und Weise ich Jess umbringen würde, weil sie mir dieses Seminar vorgeschlagen hatte. Erwürgen? Zu nett. Überfahren? Zu viel Arbeit. Ich war gerade dabei, mit dem Löffel die Eingeweide herauszukratzen, als ein Stapel Blätter auf dem Tisch vor mir landete.

»Ihr beide seid Partner«, sagte Markson.

Ich hätte ihm ja für die Erinnerung gedankt, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, Augenkontakt mit Liam zu meiden.

»Wie ihr seht, gibt es vielfältige Aufgaben, die ihr in diesem Seminar mit eurem Partner durcharbeiten werdet. Wenn ihr Glück habt, seid ihr bei jemandem gelandet, der alle geforderten Bücher liest, aber die Statistik dafür sieht nicht gerade gut aus. Also schlage ich vor, dass ihr einfach selbst lest.«

Ich studierte die Liste und erkannte mit Schrecken, dass die Abschlussarbeit kein Test, sondern eine Unterhaltung vor der gesamten Studiengruppe mit meinem Partner sein würde. Sie wären bestimmt erfreut, Liam und mir zuzuhören, wie wir unseren One-Night-Stand diskutierten. Ich stellte mir vor, wie das ankommen würde. In meinem Kopf bündelte sich die gesamte Unterhaltung im Fleischklopfer. Oder auch in dem rätselhaften Waffeleisen.

»Das sieht nicht schlecht aus«, sagte Liam und schob seinen Tisch ein wenig näher an meinen heran.

»Ich lasse das Seminar sausen«, verkündete ich.

»So weit würdest du gehen, nur um nicht mit mir reden zu müssen?«, fragte Liam. »Du solltest mir nicht unnötig Komplexe verpassen. Bin ich so schlecht im Bett?«

Die Antwort war definitiv Nein, aber das behielt ich für mich.

»Mir wurde gesagt, das Seminar wäre einfach«, sagte ich. Ich wollte seine Gefühle nicht verletzen, aber ich wollte ihn auch nicht ermuntern.

»Sieht doch wirklich einfach aus. Wir lernen, besser zu kommunizieren.«

»Ich kann schon reden, danke«, sagte ich.

»Aber wenn du mit mir redest, könnte ich dich davon überzeugen, dass es eine kluge Lebensentscheidung ist, mit meinen Waffeln geweckt zu werden«, sagte Liam.

Jemand hustete, und wir blickten auf und sahen, dass Professor Markson uns anschaute.

»Ja?«, fragte ich. Wenn ich das Seminar schmiss, brauchte ich auch nicht höflich und nett zu sein. Immerhin hatte er meine Chance auf ein gemütliches, einfaches Seminar in diesem Semester zunichtegemacht. Der Rest meines Stundenplans sah hart aus, und ich stand bereits unter Beschuss, weil ich noch kein Hauptfach gewählt hatte. Jetzt war es also auch schon egal.

»Ich hätte da ein paar Anmerkungen zu eurer Konversation«, sagte Markson. »Mir scheint, sie ist nicht besonders offen für deine Annäherungsversuche.«

Ich verschluckte mich bei dieser dreisten Feststellung fast an meiner eigenen Spucke. Mittlerweile hatten sich alle uns zugewandt und starrten uns an.

»Mann, dabei ist sie wirklich süß«, erwiderte Liam mit einem Grinsen. »Ich hätte gern ein paar Tipps.«

»Du verwendest immerzu Du-Botschaften, wenn du versuchst, sie davon zu überzeugen, dir eine Chance zu geben«, legte Markson dar. »Mir ist aufgefallen, dass du Wendungen benutzt wie ›du solltest‹.«

»Und?«, fragte ich ihn. Ich konnte nicht glauben, dass er sich tatsächlich vor zwanzig weiteren Studenten in mein Liebesleben einmischte.

»Das bringt Sie in die Defensive. Sehen Sie nur, wie Sie auf meine Kritik reagieren«, sagte er.

»Sie bringen mich in Verlegenheit«, sagte ich. »Deshalb reagiere ich auf Ihre Kritik.«

»Das ist eine weitere Du-Botschaft.«

»Was genau ist eine Du-Botschaft?«, fragte Liam. Er beugte sich vor, und ich erhaschte einen Blick auf seine wunderbaren Arme. Ich fragte mich, ob sein Ego eventuell noch größer war als sein Bizeps.

»Statt zu formulieren, wie du dich fühlst, stellst du eine Vermutung darüber an, was eine andere Person tut oder warum sie es tut. Meistens macht man das, wenn man jemanden beschuldigt, sich auf eine bestimmte Art zu verhalten.«

»Also so, wie ich Sie gerade beschuldigt habe, sich in meinen Kram einzumischen?«, fragte ich.

Professor Markson lachte auf und zupfte an seinem Pullunder. »Schon gut. Aber ich versuche hier, an dir ein Beispiel aufzuzeigen.«

»Ich bin Studentin. Keine Laborratte«, murmelte ich.

»Sie könnten kommunizieren, wie die Handlungen eines anderen Sie beeinflussen, zum Beispiel: ›Es fühlt sich für mich an, als würden Sie mich vor der Gruppe in Verlegenheit bringen‹, dann klingt das weniger nach einer Anschuldigung, oder? Und Sie« – er zeigte auf Liam – »könnten sagen: ›Es fühlt sich an, als würdest du vermeiden, mit mir zu reden.‹ Das eröffnet eine direkte Leitung für die Kommunikation, durch die Sie effektiver kommunizieren und Probleme lösen können.«

Er würde das Thema wirklich nicht fallen lassen. Ich sah, dass mehr als nur ein paar meiner Mitstudenten ihr Grinsen hinter ihren Lektürelisten versteckten. Fein, dieses Spiel konnten auch zwei spielen.

»In Ordnung, ich glaube, ich hab’s verstanden«, sagte ich. »Für mich fühlt sich das hier an, als wäre es sinnlos.«

Markson legte den Kopf schief. »Finden Sie? Das ist schade. Es ist für Ihre Karriere und Ihr Privatleben äußerst wichtig, dass Sie Ihre Bedürfnisse ausdrücken können.«

Liam hob die Hand. »Ich möchte feststellen, dass ich sehr gerne effektiv mit Jillian kommunizieren möchte.«

»Warum versuchen Sie es dann nicht noch mal?«, fragte Markson.

Ich verbarg das Gesicht in den Händen, als Liam sich auf seinem Stuhl umdrehte, sodass er mir zugewandt saß. Ich spürte, wie die Blicke aller auf uns ruhten.

»Ich fühle, dass ich dir gerne Waffeln am Morgen danach machen würde und vielleicht auch am Morgen nach dem Morgen danach. Und ich spüre sehr deutlich, dass ich davon überzeugt werden könnte, für einen sehr langen Zeitraum in der vorhersehbaren Zukunft Waffeln für dich zu machen«, sagte er.

Die Gruppe brach in Applaus aus. Mehr als ein paar Leute jauchzten in Anerkennung seiner Ich-Botschaft auf. Ein Mädchen rief sogar: »Mir kannst du jederzeit Waffeln machen!«

»Und wie möchten Sie darauf antworten, Miss …?«

»Nichols«, sagte ich. »Okay. Ich fühle, dass ich dieses Seminar verlassen werde.« Ich raffte meine Sachen zusammen und lief schnurstracks zur Tür. Das zog Buhrufe nach sich, aber ein paar nette Leute riefen mir auch hinterher, ich sollte zurückkommen.

Auf gar keinen Fall würde ich bleiben und mich im Namen der zwischenmenschlichen Kommunikation demütigen lassen. Ich knallte die Tür hinter mir zu, rannte förmlich über den Flur und stellte fest, dass ich am Eingang angekommen war, als prompt mein Telefon losklingelte. Ich fischte es aus meiner Tasche und sah, dass Tara auf dem Display stand. Ich beschloss, dass meine Stimmung genau richtig war, um die Unterhaltung mit meiner Mutter abzuhaken.

Ich ging ran. »Hi, Tara«, sagte ich. Ich konnte fast hören, wie sie am anderen Ende der Leitung das Gesicht verzog, als ich sie mit Vornamen ansprach.

»Jillian«, sagte meine Mutter, wobei sie meinen Namen in die Länge zog. Ich fragte mich oft, ob sie sich tatsächlich erst dann den Kopf darüber zerbrach, warum sie anrief, wenn sie meinen Namen sagte. »Wie ist der erste Tag?«

»Verdammt fantastisch«, blaffte ich.

»Jillian!«

Ich musste sie bei jedem Anruf mindestens viermal enttäuschen, also durfte ich jetzt einmal im Geiste abhaken.

Warum um alles in der Welt wollte sie wissen, wie mein Tag war? Tara hatte kein Interesse daran zu sehen, wie ich den Abschluss am College machte, das hatte sie bei vielen Gelegenheiten kundgetan.

Sie schaltete sofort in Geschäftsmodus. »Dein Vater hat eine Rechnung für die Studiengebühr erhalten. Du hast nur zwölf Vorlesungen, die dir Punkte bringen.«

»Für jemanden, der mir ständig rät, das Studium abzubrechen, müsstest du es doch super finden, wenn ich mir in diesem Semester weniger aufhalse«, sagte ich und klemmte mir das Handy zwischen Schulter und Ohr, um meinen Laptop in die Tasche zu stopfen.

»Dein Vater und ich möchten sicher sein, dass das keine Zeitverschwendung ist«, sagte sie.

»Ihr wollt sicher sein, dass es keine Geldverschwendung ist«, korrigierte ich sie.

»Du weißt, was man über Zeit und Geld sagt«, erwiderte sie. Ein typischer Versuch meiner Mutter, einen Scherz zu machen, aber keine von uns lachte.

»Wenn du möchtest, nehme ich einfach ein Darlehen auf«, sagte ich. Es ging hier nicht wirklich ums Geld, denn meine Eltern waren echt reich. Das war nur ein weiteres Beispiel dafür, wie Tara versuchte, die Kontrolle über mein Leben zu übernehmen.

»Sei nicht so dramatisch«, sagte sie.

»Du bist diejenige, die mich am ersten Unitag angerufen hat, um mich zu kritisieren!« Gerade bekam ich es wirklich von allen Seiten ab. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie Markson jede Menge über die zwischenmenschliche Kommunikation zwischen meiner Mutter und mir zu sagen hätte.

»Ich möchte, dass du auf dich aufpasst. Wenn du das Gefühl hast, nur zwölf Veranstaltungen zu schaffen, dann solltest du vielleicht darüber nachdenken …«

»Mutter«, unterbrach ich sie. »Ich muss zur Vorlesung. Ich schreib dir später eine Mail.«

»Prima.« Und schon hatte sie aufgelegt. Der Anruf war ohne ein »Ich liebe dich« oder »Wir reden später« beendet. So wie jede andere Konversation, die ich jemals mit Tara geführt hatte.

Jemand tippte mir auf die Schulter, und ich fuhr herum. Vor mir stand Liam.

»Es tut mir leid, was da eben passiert ist«, sagte er. »Ich verspreche, wenn du zurückkommst, werde ich deine Ehre verteidigen und Markson sagen, dass er ein Arsch ist.«

Trotz meiner miesen Laune musste ich darüber grinsen, wie gekonnt er seinen UK-Slang einsetzte.

»Ein Lächeln!« Seine Miene hellte sich auf, und sogar seine blauen Augen leuchteten. »Heißt das, du nimmst meine Entschuldigung an?«

»Übertreib es nicht«, murmelte ich.

»Wenn du nicht zurückkommst, werde ich gezwungen sein, mit Markson an meinen Kommunikationsfähigkeiten zu arbeiten«, sagte er.

»Das wäre eine passende Bestrafung, weil du da mitgemacht hast«, sagte ich und warf mir die Tasche über die Schulter.

»Oder noch schlimmer«, fuhr Liam fort, »ich könnte ohne Partner dastehen und gezwungen sein, multiple Persönlichkeiten zu kultivieren, um effektiv kommunizieren zu lernen, und dann stehe ich alleine da und rede mit mir selbst.«

»Ich bin sicher, eine der anderen würde dich gerne vor diesem furchtbaren Schicksal retten«, sagte ich. »Hör mal, ich werde auf keinen Fall da wieder reingehen. Das war demütigend.«

Ich hasste es, das vor ihm zuzugeben, aber es war die Wahrheit, und da ich Liam eh nicht wiedersehen würde, war es schon okay, wenn ich ihm das sagte. Ich machte mir nicht die Mühe hinzuzufügen, dass ich meinen gerechten Anteil an peinlichen Erfahrungen in den Räumen der Olympic State bereits gehabt hatte. Es war wirklich nicht nötig, dass ein Professor noch weitere Demütigungen hinzufügte.

»Du hast deinen Standpunkt klargemacht. Ich denke, du hast den armen Markson beschämt. Er hat es kaum fertiggebracht, die Lektüreliste durchzugehen, bevor er uns gehen ließ«, sagte Liam.

Gut, dachte ich. Gleichzeitig schüttelte ich entschieden den Kopf. »Das wird kein Deal.«

»Okay, lass uns einen Kompromiss machen«, sagte Liam. »Wenn du zurückkommst, werde ich dich nicht noch einmal fragen, ob du mit mir ausgehst. Unsere Beziehung wird rein akademisch sein.«

Ich sah mir sein schiefes Grinsen an und fragte mich, ob er sein Versprechen würde halten können.

»Ich denke darüber nach«, sagte ich.

Liam beugte sich vor, um mir ins Ohr zu flüstern: »Hier ist der Haken an der Sache. Wenn du nicht zurückkommst, werde ich gezwungen sein, vor deinem Fenster zu singen und miese Gedichte zu verfassen, bis du es tust.«

Ich blickte in sein Gesicht und begriff, dass er das mehr oder weniger ernst meinte.

»Du musst wirklich an deiner Kommunikation arbeiten«, sagte ich. »Wenn du mir mit miesen Gedichten drohst.«

»Der Albtraum einer jeden Frau?«, fragte er.

Ich schätzte, dass es eher der Traum von so einigen Frauen war. Aber nicht meiner.

»Ich sehe dich am Donnerstag«, sagte ich endlich.

Wenn zweimal die Woche Liam zu sehen bedeutete, dass er in die Freunde-Kategorie wechselte, war ich bereit, es mit Markson aufzunehmen.

»Oh, noch ein Rat!«, rief er mir hinterher, als ich zum Ausgang lief. »Verwende mehr Ich-Botschaften bei deiner Mutter.«

Ich warf mir die Haare über die Schulter und beschloss, ihn nicht zu beachten, aber ich konnte nicht anders und wandte mich im Hinausgehen um. Er zwinkerte mir zu.

Kapitel 4

Am Dienstagabend war das Garretts leer, bis auf die paar Leute, die zum Abendessen vorbeikamen. Die Pizza kam in der Schachtel, aber sie war billig, und wir hatten uns als Erstsemester angewöhnt, jede Woche hier abzuhängen, immerhin gab es eine Tanzfläche und wenn viel los war sogar einen DJ. Ein paar Leute kamen und gingen, aber die meiste Zeit hatten wir den Laden für uns.