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"Wir hatten Sex? Du bist schwanger?" Hollywoodstar Dylan McKay kann sich nach einem Unfall an nichts erinnern. Aber er vertraut Emma und macht ihr deshalb kurzerhand einen Antrag. Dann kehrt sein Gedächtnis zurück - und er kann sich immer noch nicht erinnern!
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Seitenzahl: 192
IMPRESSUM
Nur eine Hollywood-Affäre? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2016 by Charlene Swink Originaltitel: „One Secret Night, One Secret Baby“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 378 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Nicola Kind
Umschlagsmotive: inarik / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733739881
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Dylan war nicht er selbst. Das musste der Grund dafür gewesen sein, dass er Emma geküsst hatte. Sie war ihm vertraut. Er kannte sie gut. Sie war die beste Freundin seiner Schwester. Jemand, dem er vertrauen konnte. Die Medikamente, die er nahm, linderten seine Kopfschmerzen, und er fühlte sich von Tag zu Tag besser. Aber die Tatsache, dass ihm ein großer Teil seiner Erinnerung fehlte, machte ihn verletzlich und unsicher.
Doch Emma zu küssen, hatte sich gut angefühlt. Es war der beste Kuss seit Langem gewesen. Das hatte ihn ganz schön umgehauen. Damit hatte er nicht gerechnet, aber es tat ihm gut. Sie tat ihm gut. Bei Emma kannte er seine Grenzen, und zugleich war sie ihm so nah. Und er brauchte ihre Nähe, um sich sicher zu fühlen.
„Du bist so still“, sagte er zu ihr, als sie zurück zum Haus gingen. „Bist du sauer, dass ich dich geküsst habe?“
„Nein, überhaupt nicht. Du brauchtest Trost, das verstehe ich.“
Er nahm erneut ihre Hand und drückte sie. „Bitte entschuldige, wenn ich dich überrumpelt habe.“
„Das … das hast du nicht.“ Sie klang nicht sehr überzeugt. „Es war nur ein Kuss, Dylan. Es ist ja nicht so, als hättest du mich noch nie geküsst.“
„Geburtstagsküsse zählen nicht.“
Sie schwieg für ein paar Sekunden. „Als ich jünger war, habe ich nicht allzu viel Zuneigung erfahren. Diese Geburtstagsküsse haben mir viel bedeutet.“
Wieder drückte er ihre Hand. „Ich weiß. Hey, erinnerst du dich noch an deinen zwölften Geburtstag?“
„Meinst du den, bei dem ich über euren Hund gestolpert und kopfüber in die Torte gefallen bin, die deine Mutter extra für mich gebacken hatte? Sprich bloß nicht davon. Das ist mir heute noch peinlich.“
Er lachte, als das Bild vor seinen Augen auftauchte. Wenigstens sein Langzeitgedächtnis funktionierte noch tadellos. „Das war wirklich urkomisch.“
„Für dich vielleicht.“
Dylan grinste. „Wenigstens konntest du von der Torte kosten. Sie war ja in deinem ganzen Gesicht verteilt. Wir anderen konnten nur zusehen.“
„Hättest du mir den Geburtstagskuss gegeben, bevor deine Mom mir das Gesicht abgewischt hat, dann wäre dir dieser Genuss nicht entgangen. Die Torte war sehr lecker, musst du wissen. Schokolade und Nougat.“
Dylan lächelte. Er fühlte eine Leichtigkeit, wie er sie seit einer ganzen Weile nicht empfunden hatte. Er mochte Emma Rae Bloom. Sie war Balsam für seine Seele.
Es war schon dunkel. Nur der Mond erhellte den menschenleeren Strand. Sein silbernes Licht glitzerte auf den Wellen und wurde vom nassen Sand reflektiert.
Dylan trat an Emma heran. Sie war klein und zierlich, so ganz anders als die hochgewachsenen, schlanken Models, mit denen er üblicherweise ausging. Verwundert stellte er fest, wie sehr er sich wünschte, sie in seine Arme zu ziehen und wieder diese weichen, süßen Lippen zu küssen.
„Hey, weißt du was? Ich habe in ein paar Tagen diesen Wohltätigkeitsauftritt in einer Kinderklinik. Ich fände es toll, wenn du mich begleiten würdest.“
Emma sah ihn überrascht an. „Du willst, dass ich dich begleite?“
„Ja.“
„Hast du denn keine persönliche Assistentin oder so etwas Ähnliches?“
„Doch, aber ich hätte lieber dich dabei.“
„Warum ausgerechnet mich?“
Er schob die Hände in die Hosentaschen. „Seit dem Unfall bin ich nicht mehr öffentlich aufgetreten, und ich bin zurzeit ein wenig durcheinander. Ich glaube, ich würde mich etwas sicherer fühlen, wenn ich eine Freundin an meiner Seite hätte. Abgesehen davon bin ich sicher, dass die Kinder dich lieben werden. Brooke kommt übrigens auch mit.“
„Diese Kinder … sind die alle sehr krank?“, fragte sie leise.
„Ja, die meisten. Es ist vorgesehen, dass ich mit zwei von ihnen einen kleinen Spot drehe, eine Art Spendenaufruf für das Children’s West Hospital. Die leisten dort wirklich großartige Arbeit.“
„Ja, davon habe ich gehört.“
Er lächelte. „Also, was sagst du?“
„Ja, natürlich komme ich mit.“
„Danke, Emma. Und jetzt lass uns wieder reingehen, bevor Brooke noch einen Suchtrupp losschickt.“
Am späten Mittwochnachmittag legte Emma nach ihrem Gespräch mit Mrs. Alma Montalvo den Telefonhörer auf, stützte die Arme auf ihren Schreibtisch und ließ den Kopf sinken. Ihre anspruchsvolle Kundin hatte zwei lange Stunden auf sie eingeredet und sich versichert, dass all ihre Wünsche erfüllt würden. Ja, sie hatten eine Band gefunden, die Songs aus den Fünfzigerjahren spielen würde. Ja, sie hatten einen 57er Chevy gemietet, der am Eingang platziert sein würde. Ja, sie würden einen Fotoautomaten aufstellen und Lederjacken und Petticoats für die Gäste bereithalten, die sich darin fotografieren wollten. Ja, ja, ja.
Nur gut, dass die Party irgendwann vorbei war. Danach konnten sie Mrs. Montalvo eine üppige Rechnung schreiben und ihr auf Wiedersehen sagen.
Die Türglocke läutete, und Brooke kam hereingerauscht. „Hey, ich dachte, du wolltest heute etwas früher nach Hause gehen“, begrüßte sie Emma vergnügt und stellte ein paar Einkaufstaschen auf ihrem Schreibtisch ab.
„Das dachte ich auch, aber Mrs. Montalvo hatte andere Pläne.“
Brooke verdrehte die Augen. „Wenn sie sieht, was wir alles auf die Beine gestellt haben, wird sie sicher Ruhe geben. Die Party wird ein absoluter Knaller.“
„Das hoffe ich, nachdem ich jede Menge Zeit in diesen Auftrag gesteckt habe.“
„Schau mal“, sagte Brooke und zog ein lavendelfarbenes Cocktailkleid aus einer ihrer Tüten. „Ist das nicht irre? Ich habe es in einer kleinen Boutique am Broadway entdeckt.“
„Wow, das ist bildschön. Ich wette, es ist für das San Diego Golf Dinner, richtig?“
Brooke schüttelte den Kopf. „Nein, voll daneben. Das errätst du nie.“
Emma zuckte mit den Schultern. „Dann lass mich nicht raten. Sag’s mir einfach.“
Brooke hielt sich das Kleid an und drehte sich damit im Kreis. „Ich habe ein Date“, verkündete sie strahlend. „Und das Beste ist, dass er keine Ahnung hat, wer ich bin.“
Oder eher, wer ihr Bruder war. Die meisten Leute zeigten riesiges Interesse an Brooke, sobald sie herausfanden, dass sie Dylan McKays Schwester war. Das ging ihr entsetzlich auf die Nerven und machte sie misstrauisch gegen jede Freundlichkeit, die man ihr entgegenbrachte.
„Wir haben uns an der Brottheke im Supermarkt kennengelernt. Wir mussten ewig warten, bis wir drankamen, aber als wir ins Plaudern gerieten, machte uns das gar nichts mehr aus.“
„Wann war das?“
„Gestern.“
„Und du hast mir nichts davon erzählt!“, rief Emma mit gespielter Empörung.
„Ich wusste ja nicht, ob er wirklich anrufen würde.“ Brooke legte das Kleid vorsichtig zurück in die Einkaufstasche. „Aber er hat’s getan. Heute Morgen. Und er hat mich gefragt, ob ich nächstes Wochenende mit ihm ausgehe. Da haben wir doch keinen Termin, oder? Bitte, sag, dass da nichts ansteht. Das Golfturnier ist doch erst in zwei Wochen, richtig?“
Emma warf einen Blick in den Terminkalender. „Richtig. Aber selbst wenn etwas anstünde, würde ich dich aus all deinen Verpflichtungen entlassen. Wie heißt er denn?“
„Royce Brisbane. Er ist Wirtschaftsprüfer.“
Emma musste sich auf die Lippe beißen, um nicht loszulachen. „Du und ein Typ im Anzug?“
„Ja, und er sieht umwerfend darin aus.“
„Der Kerl scheint dir wirklich gut zu gefallen.“
„Es war so leicht, sich mit ihm zu unterhalten. Wir haben so viel gemeinsam.“
„Erzähl mir mehr.“
Nachdem Brooke ihr ausgiebig von ihrem neuen Verehrer berichtet hatte, machte Emma sich schließlich auf den Heimweg. Zwanzig Minuten später parkte sie ihren Wagen vor ihrem Apartmenthaus und stieg aus. Ihre Beine fühlten sich zentnerschwer an, als sie die paar Schritte durch den Hof bis zum Eingang und die Treppe hinauf ging. Nachdem sie die Wohnungstür hinter sich zugezogen hatte, ließ sie ihre Handtasche achtlos auf den Couchtisch fallen und sank mit einem erleichterten Seufzer aufs Sofa.
Sie dachte an den abendlichen Strandspaziergang mit Dylan. An das Gefühl, als er ihre Hand genommen hatte, an die Art, wie er sie in seinen Armen gehalten hatte … und natürlich an den Kuss. Das war kein Geburtstagskuss gewesen und auch kein Kuss unter guten Freunden, obwohl Dylan das zu denken schien. Für sie war es viel mehr als das gewesen. Und die Erinnerung daran jagte ein heißes Kribbeln durch ihren Körper.
Ein Teil ihrer geheimen Träume war tatsächlich wahr geworden. Dylan McKay hatte mit ihr geschlafen. Zwar war sie viel zu betrunken gewesen, um sich an seine Liebhaberqualitäten erinnern zu können, aber in ihrer Fantasie war er der Beste. Das People Magazine hatte ihn zum heißesten Single Hollywoods gewählt, und einige seiner Verflossenen hatten es durchaus bestätigt. Dann musste es doch wahr sein.
Ihre Lider wurden schwer. Sie gab den Widerstand auf und fiel in einen tiefen Schlummer.
Das Handy klingelte.
Emma fuhr erschrocken hoch und rieb sich die Augen. Wie lange hatte sie geschlafen? Sie blinzelte zur Wanduhr. Halb neun. Sie war tatsächlich für eineinhalb Stunden eingenickt. Das war ihr ja noch nie passiert.
Ihr Telefon klingelte wieder. Hastig kramte sie es aus ihrer Handtasche. „Hallo?“
„Hallo“, antwortete eine Baritonstimme. Es war Dylan. „Habe ich dich geweckt?“
Hörte man, dass sie geschlafen hatte? „Nein, nein. Natürlich nicht.“
„Störe ich?“
„Nein, ich sitze nur hier und … gehe ein paar Aufträge durch.“ Sie bemühte sich, hellwach zu klingen. „Und was machst du?“
„Nicht viel. Wenn ich ehrlich sein soll, fällt mir die Decke auf den Kopf.“
„Du bist es eben nicht gewohnt, untätig zu Hause zu sitzen.“
„Ich kann es gar nicht abwarten, endlich wieder zu drehen. Trotzdem ist mir bei dem Gedanken ganz schön mulmig.“
„Wegen Roy, nicht wahr? Das verstehe ich. Es wird seltsam sein, wieder zu arbeiten. Zu wissen, dass er tot ist, während man selbst sein Leben weiterführt.“
„Genau so ist es.“
Emma fühlte sich ein wenig unbehaglich, mit Dylan zu sprechen, während diese große schwarze Wolke über ihr hing. Sie fühlte sich unaufrichtig und schuldbewusst. Und warum rief er sie überhaupt an? Sie hatten zwar immer einen herzlichen Umgang miteinander gepflegt, aber seit er ein großer Filmstar geworden war, hatten sie wenig Kontakt gehabt. Und jetzt tat er auf einmal so, als sei er ihr bester Freund.
Lag es an seiner Kopfverletzung? Er war verwirrt, und er brauchte jemanden, dem er vertrauen konnte. Aber sobald er wieder ganz er selbst war, würden sich die Dinge wieder ändern. Da hatte sie keinen Zweifel. Dylan war ein viel beschäftigter Schauspieler, begehrt, bewundert und umschwärmt.
Gewöhn dich bloß nicht an seine Aufmerksamkeit, Emma.
„Ich will dich nicht aufhalten“, sagte er. „Ich wollte nur anrufen, um unsere Verabredung zu bestätigen.“
Verabredung? „Du meinst diesen Termin im Krankenhaus?“
„Ja, der ist am Freitagvormittag. Wie wäre es, wenn ich so gegen neun bei dir vorbeikomme und dich abhole?“
„Ich weiß zwar immer noch nicht genau, was ich bei der ganzen Sache …“
„Es hilft mir, wenn du bei mir bist.“
Emma begann zu ahnen, dass es nicht nur die Rückkehr an die Arbeit war, die ihm Angst machte, sondern auch die Rückkehr in die Öffentlichkeit.
„Du wirst ein paar Kinder sehr glücklich machen“, bestärkte sie ihn.
„Das hoffe ich. Wir sehen uns um neun. Schlaf gut, Emma.“
„Du auch.“
Emma beendete das Gespräch und beschloss, nicht länger über Dylan McKay nachzudenken. Normalerweise konnte sie sich mit Essen ganz gut ablenken. Doch seltsamerweise war sie überhaupt nicht hungrig. Im Gegenteil, beim Gedanken daran, etwas zu essen, würde ihr ein wenig übel. Also griff sie stattdessen nach der Fernbedienung.
Im Fernsehen lief ausgerechnet ein erfolgreicher Western aus dem vorletzten Jahr, in dem Dylan die Hauptrolle spielte. Du liebe Güte, gab es denn heute gar kein Entkommen vor ihm? Gerade hielt er eine hübsche junge Frau in seinen Armen. Beim Anblick der folgenden Kussszene spürte Emma einen leisen Stich im Herzen.
Schnell schaltete sie den Fernseher aus. Was war nur los mit ihr?
Sich ich einen Mann zu verlieben, der so unerreichbar war, war völlig verrückt. So dumm war sie nicht.
Sie musste ihre heimliche Schwärmerei überwinden.
Und zwar schnell.
Punkt neun Uhr klingelte es an der Haustür. Emma war bereits fertig und warf nur noch einen prüfenden Blick in den Spiegel. Sie trug eine weiße Hose und einen erdbeerrosa Blazer. Die Haare hatte sie zum Pferdeschwanz gebunden, und ihr einziger Schmuck waren ein Paar silberne Ohrstecker und eine Armbanduhr. Sie hoffte, dass sie in diesem Outfit professionell aussah, ohne unnahbar zu wirken.
Denn heute ging es einzig und allein um die Kinder.
Doch als sie die Tür öffnete und Dylan vor sich stehen sah, waren all ihre noblen Vorsätze auf einen Schlag verflogen. Er trug Jeans und eine braune Jacke über einem weißen T-Shirt. Seine Bandage war fort, und die Narbe an seiner Stirn ließ ihn nur noch männlicher und verwegener aussehen. „Guten Morgen. Du siehst toll aus“, stellte er lächelnd fest.
Dabei fühlte sie sich alles andere als toll. Sie hatte kaum geschlafen und war bleich wie ein Gespenst aufgewacht. Aber sein Kompliment tat ihr trotzdem gut. Er war so charmant, dass die Frauen reihenweise zu seinen Füßen niedersanken.
„Danke. Fährt Brooke auch mit uns?“
Er schüttelte den Kopf. „Brooke hat sich heute Morgen einen Zahn abgebrochen. Sie hat ganz augelöst angerufen und gesagt, sie müsse das sofort in Ordnung bringen lassen. Ich schätze, es ist wegen eurer Veranstaltung morgen Abend.“
Wohl eher wegen des Dates mit Royce, zu dem sie schlecht zahnlos erscheinen konnte. „Oje, die Ärmste.“
„Hat sie sich nicht bei dir gemeldet?“
Emma zog ihr Handy aus der Handtasche und warf einen Blick aufs Display. „Doch, aber ich habe ihren Anruf wohl verpasst“, sagte sie. „Ich bin fertig. Oder wolltest du noch reinkommen?“ Oje, hatte sie ihn wirklich gerade hereingebeten? Das letzte Mal, als sie zusammen hier gewesen waren, hatten sie …
Dylan schaute sich um, als sähe er das Apartment zum allerersten Mal. Offensichtlich erinnerte er sich nicht daran, schon einmal hier gewesen zu sein.
„Vielleicht ein anderes Mal“, erwiderte er höflich. „Wir müssen jetzt los.“
Dylan nahm ihren Arm und führte sie zu seiner Limousine, die vor dem Haus geparkt war. Der Fahrer öffnete ihnen die Tür. „Ich habe noch keine ärztliche Erlaubnis, wieder selbst zu fahren“, erklärte Dylan. Er setzte sich neben Emma auf den Rücksitz. „Nochmals danke, dass du mich heute begleitest.“
„Keine Ursache. Eigentlich freue ich mich sogar, dass ich mitkommen darf.“ Sie lächelte. „Aber wie geht es dir? Dies ist dein erster öffentlicher Auftritt, seit …“
„Seit dem Unfall.“ Er seufzte. „Sagen wir, ich bin froh, dass du da bist.“
„Obwohl dein ganzes Team auf dich wartet?“
„Mein Agent Darren und meine Assistentin Rochelle sind großartig, aber ich glaube nicht, dass sie wirklich verstehen, wie schwer das alles für mich ist. Es ist ja nicht nur Roys Tod, mit dem ich zu kämpfen habe, sondern auch der Gedächtnisverlust. Da sind ein paar Lücken in meiner Erinnerung, die mich sehr verunsichern.“
Emma schluckte. Sie könnte einige dieser Lücken füllen, wenn sie nicht so feige wäre.
Er griff nach ihrer Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. „Nachdem Brooke abgesprungen ist, bin ich froh, dass du mich nicht im Stich gelassen hast.“
„Das würde ich nie tun.“
„Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann.“
Eine halbe Stunde später fuhr die Limousine am Haupteingang des Children’s West Hospital vor. Mehrere Nachrichtenteams warteten bereits auf sie und schossen schon Bilder, bevor der Fahrer überhaupt die Tür geöffnet hatte. Dylans erster öffentlicher Auftritt nach dem Unfall war anscheinend eine extragroße Schlagzeile wert. Emma entdeckte Darren und Rochelle, die ihn ebenfalls erwarteten.
„Bereit für den großen Auftritt?“, fragte er.
„Bereit“, erwiderte sie mit mehr Zuversicht, als sie tatsächlich verspürte.
Dylan holte tief Luft, als ob er all seine Kraft zusammennehmen müsste, dann gab er dem Fahrer ein Zeichen, die Tür zu öffnen. Er stieg aus und half Emma aus dem Wagen. Kameras klickten, Blitzlichter zuckten. Dylan winkte den Reportern und Fotografen zu, ging dann aber, ohne auf ihre Fragen einzugehen, zum Eingang, wo der Leiter der Krankenhausverwaltung, Mr. Jacoby, sie begrüßte. Der Sicherheitsdienst sorgte dafür, dass die Pressemeute draußen blieb, als Dylan und Emma, gefolgt von Darren und Rochelle, die Lobby betraten.
Mr. Jacoby führte sie durch die Klinikflure, blieb schließlich vor einer Tür stehen und wandte sich zu ihnen um. „Unsere kleinen Patienten sind alle sehr aufgeregt, Sie kennenzulernen, Dylan. Diejenigen, denen es schon besser geht, haben wir hier im Ärztezimmer versammelt. Anschließend gehen wir nach oben zu den Kindern, die sich noch in der Behandlung befinden.“
Emma nahm an, dass er von den Kindern sprach, die das Bett nicht verlassen konnten. Sie wappnete sich gegen das, was sie erwarten würde.
„Und zum Schluss drehen wir den Werbeclip mit Beth und Pauly“, ergänzte Darren.
„Klingt nach einem guten Plan“, sagte Dylan.
„Damit jeder weiß, wer heute zu Besuch kommt, hatten wir gestern Abend eine kleine Filmvorführung von Der Anfänger. Sie waren wirklich toll als Eddie Renquist.“
Der Kinderfilm hatte Dylan zwar keine Preise eingebracht, aber mit der Rolle des berühmten Baseballspielers hatte er ein ganz neues Publikum für sich gewinnen können.
„Nach Ihnen“, sagte Mr. Jacoby, und sie betraten den großen Raum, in dem Kinder aller Altersgruppen saßen, die Dylan mit großen Augen anstrahlten.
Er begrüßte alle freundlich und ging dann mit Emma an seiner Seite von einem Kind zum anderen, um mit jedem einzelnen zu sprechen. Die Kleineren nannten ihn Eddie, als sei er wirklich der Baseballstar, den er im Film verkörperte. Dylan versuchte, ihnen zu erklären, dass er nur in eine Rolle geschlüpft war. Manche verstanden, was er sagte, andere wirkten ein wenig skeptisch. Die älteren Mädchen schwärmten offensichtlich von ihm und baten ein wenig schüchtern um ein Autogramm, während die Jungs ihn mit neugierigen Fragen bestürmten.
Dylan geizte nicht mit Umarmungen. Er lachte mit den Kindern, schüttelte Hände und rezitierte auf Wunsch Zeilen aus seinen Filmen. Obwohl diese Kinder schon auf dem Weg der Besserung waren, hatten manche von ihnen kahl rasierte Köpfe oder saßen im Rollstuhl. Aber sie alle schienen überglücklich, Dylan kennenzulernen. Er zeigte viel Geschick im Umgang mit den kleinen Patienten und schaffte es, auch Emma immer wieder in die Unterhaltungen mit einzubeziehen.
„Das ist meine gute Freundin Emma. Sie organisiert Partys“, erklärte er.
„Hast du auch schon mal eine Cinderellaparty gemacht?“, wollte ein kleines Mädchen wissen.
„Aber natürlich. Cinderellapartys sind meine Lieblingspartys“, antwortete sie.
Sofort wurde sie von einer Gruppe begeisterter Mädchen umringt.
Nach einer Weile machte Mr. Jacoby ihnen ein Zeichen, dass es Zeit war zu gehen.
Dylan trat noch einmal vor die ganze Gruppe. „Ich muss jetzt leider weiter“, sagte er. „Danke, dass ich euch alle kennenlernen durfte.“
Sie verabschiedeten sich und folgten Mr. Jacoby aus dem Zimmer. Gemeinsam fuhren sie mit dem Aufzug in den dritten Stock, wo die schwerkranken Kindern in ihren Betten lagen. Emma fiel auf, wie glücklich die Kinder wirkten, als Dylan sich mit ihnen unterhielt – trotz der brummenden Maschinen um sie herum und der vielen Drähte und Schläuche an ihren Körpern. Diese echte Freude zu erleben, rührte sie tief. So viel Zuversicht und Mut waren beeindruckend. Emma hoffte so sehr, dass sie alle gesund werden würden.
Dylan behandelte diese Kinder genauso herzlich und unbefangen wie die anderen zuvor. Er ging freundlich und kameradschaftlich mit ihnen um, unterhielt sich über Hobbys, Kinofilme und Baseball.
Doch als sie nach etwa einer Stunde wieder auf den Flur traten, musste er erst einmal tief Luft holen. „Das ist wirklich hart“, sagte er leise.
„Ja, es sind wirklich sehr tapfere Kinder.“
„Sie sollten so etwas nicht durchmachen müssen. Sie sollten einfach Kinder sein dürfen.“
Emma lächelte. „Du bist ja ein richtiger Softie. Wer hätte das gedacht?“
„Nicht so laut. Du willst doch wohl nicht mein Image zerstören, oder?“ Er grinste.
„Du lieber Himmel, ich doch nicht.“