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Fotografin Andrea ist zu Besuch bei ihrer Tante in den wunderschönen Blue Ridge Mountains in Virginia. Dort führt Tabby ein Inn, in dem soeben ein Gruppe Filmer und Schauspieler logieren. Ausgerechnet Luca trifft sie dort wieder, ihre große Liebe. Er hat sie vor zwei Jahren kalt abserviert. Mit seinem Sexappeal lässt er sie immer noch nicht los, regt sie aber auch mit seiner arroganten Art auf. Er ist überzeugt, sie wieder herumzukriegen. Sie wehrt sich mit aller Kraft. Bis ein Mord geschieht, und Andrea glaubt, den Täter zu kennen.
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Seitenzahl: 246
Nora Roberts
Nur wer die Sehnsucht kennt
Roman
Aus dem Amerikanischen von Charlotte Corber
WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
1. KAPITEL
Der Pine View Inn lag im nördlichen Teil des Staates Nord-Virginia, in einem einsamen Tal der Blue-Ridge-Berge versteckt. Wenn man die Hauptstraße verlassen hatte, fuhr man auf einem gewundenen Schotterweg, der schließlich auf einer Furt durch einen Fluss führte. Die Furt war gerade breit genug für einen Wagen. Kurz hinter ihr befand sich der Gasthof.
Es war ein verwinkeltes, behagliches Gebäude, drei Stockwerke hoch, aus hellroten Backsteinen gebaut. Die Vorderfront war von schmalen Fenstern durchbrochen, neben denen sich weiße Fensterläden öffneten. Das geschwungene Dach hatte schon seit langer Zeit eine sattgrüne Farbe angenommen. Drei Schornsteine ragten auf. Eine breite, weiß gestrichene Holzveranda umgab das ganze Haus. Auf allen vier Seiten öffneten sich Türen zu ihr.
Die Rasenflächen ringsum waren gepflegt, aber nicht sehr ausgedehnt. Sie stießen bald an die Bäume und die Felsen der freien Landschaft. Es sah so aus, als habe die Natur selbst beschlossen, bis hierher und nicht weiter dürfe sich der Gasthof mit seinen Anlagen erstrecken.
Das Haus und die Berge ringsum boten einen bezaubernden Anblick, ein Bild vollendeter Harmonie.
Während Andrea ihren Wagen auf die Parkfläche neben dem Haus lenkte, zählte sie fünf Autos, die dort standen, einschließlich des betagten Chevys ihrer Tante. Obwohl die Saison erst in einigen Wochen begann, gab es bereits Gäste.
Die Aprilluft war frisch und kühl. Die Narzissen hatten sich noch nicht geöffnet, die Krokusblüte hingegen hatte ihren Höhepunkt bereits überschritten. Einige wenige Azaleenknospen zeigten einen ersten Hauch von Farbe. Alles schien auf den Beginn des Frühlings zu warten.
Die Berge hatten ihr braunes Winterkleid noch nicht abgelegt, doch auch an ihren Hängen zeigten sich hier und dort erste grüne Flecken. Bald würden das düstere Grau und Braun verschwunden sein.
Andrea hängte die Kameratasche über die eine Schulter und die Handtasche über die andere. Die Kamera war am wichtigsten. Außerdem musste sie zwei große Koffer aus dem Wagen ziehen und ins Haus bringen. Nach kurzem Kampf mit ihrem Gepäck gelang es Andrea, alles auf einmal zu tragen. Langsam ging sie die Stufen hinauf. Die Haustür war, wie immer, unverschlossen.
Kein Mensch war zu sehen. Das geräumige Wohnzimmer, das als Aufenthaltsraum diente, war leer. Allerdings brannte im Kamin ein Feuer, das behagliche Wärme ausstrahlte.
Andrea stellte die Koffer ab und sah sich um. Nichts hatte sich verändert. Auf dem Fußboden lagen Flickenteppiche. Handgeknüpfte Garnteppiche waren über den beiden Sofas ausgebreitet. Vor den Fenstern hingen Chintzgardinen. Auf dem Kaminsitz stand immer noch die Sammlung von Hummelfiguren.
Bezeichnend für Andreas Tante war es, dass das Zimmer zwar sauber war, aber keineswegs aufgeräumt wirkte. Hier und dort lag eine Illustrierte, der Nähkorb schien überzufließen. Die Kissen auf der Fensterbank waren in einer Ecke gehäuft und dienten offensichtlich mehr der Bequemlichkeit als der Zierde.
Alles wirkte freundlich und gemütlich und hatte einen versponnenen Charme. Lächelnd sagte sich Andrea, dass das Zimmer in vollkommener Weise zu ihrer Tante passte.
Andrea war rundum zufrieden. Es war ein beruhigendes Gefühl, dass sich nichts verändert hatte.
Mit einer raschen Bewegung strich sich Andrea durch das Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Es war von der langen Fahrt bei geöffnetem Fenster zerzaust. Einen Moment überlegte sie, ob sie es bürsten sollte. Doch das vergaß sie sofort, als sie draußen auf dem Flur Schritte hörte.
»Oh, Andrea, da bist du ja.« Es war typisch: Ihre Tante begrüßte sie so, als sei sie lediglich für eine Stunde im Supermarkt gewesen und nicht ein Jahr lang in New York. »Fein, dass du vor dem Abendessen gekommen bist. Es gibt Schmorbraten, dein Lieblingsgericht.«
Andrea brachte es nicht übers Herz, ihre Tante daran zu erinnern, dass Schmorbraten das Lieblingsgericht ihres Bruders Paul war. Rasch trat sie auf die alte Dame zu, umarmte sie und küsste sie auf die Wange. »Tante Tabby, wie schön, dich wiederzusehen.« Der vertraute Duft von Lavendel ging von Tante Tabby aus.
Tabby war in dieser Gegend ein beliebter Name für Katzen. Doch Andreas Tante erinnerte in keiner Weise an diese eleganten Tiere. Katzen gelten als Snobs, die den Rest der Welt nur mit Herablassung dulden. Sie sind flink, beweglich und geschickt. Tante Tabby hingegen war für ihre gewundenen, manchmal geradezu verworrenen Gedankengänge bekannt. In Gesprächen war sie sprunghaft. Sie war ein durch und durch lieber und vertrauensvoller Mensch. Und gerade wegen dieser Charakterzüge liebte Andrea sie.
Sie schob ihre Tante ein wenig von sich fort und betrachtete sie genau. »Du siehst wunderbar aus.«
Das war keineswegs übertrieben. Tante Tabbys Haar hatte dieselbe kastanienrote Farbe wie das ihrer Nichte, war aber an einigen Stellen bereits grau. Das stand ihr sehr gut. Sie trug das Haar kurz, Locken umrahmten das zierliche runde Gesicht. Zierlich – das war das richtige Wort, um Tante Tabby zu beschreiben. Alles an ihr war zierlich, Mund, Nase und Ohren, sogar Hände und Füße.
Tante Tabbys Augenfarbe war ein verwaschenes Blau. Obwohl Tante Tabby bereits Ende fünfzig war, hatte sie noch keine Falten, und ihre Haut war glatt wie die eines jungen Mädchens. Ihre Figur war angenehm rund und weich. Andrea überragte sie um Kopfeslänge und kam sich neben ihr geradezu dünn vor.
Andrea umarmte ihre Tante noch einmal und küsste sie auf die andere Wange. »Einfach wunderbar siehst du aus.«
Tante Tabby lächelte. »Was für ein hübsches Mädchen du bist. Ich wusste immer, dass du es werden würdest. Aber du bist schrecklich mager.« Sie tätschelte Andreas Wange und überlegte dabei, wie viele Kalorien wohl in dem Schmorbraten seien.
Andrea dachte flüchtig an die zehn Pfund, die sie zugenommen hatte, nachdem sie das Rauchen aufgegeben hatte. Inzwischen hatte sie sie zum größten Teil wieder verloren.
»Nelson war immer mager.« Tante Tabby meinte ihren Bruder, Andreas Vater.
»Das ist er immer noch.« Andrea stellte ihre Kameratasche auf einen Tisch. Mit einem Augenzwinkern fuhr sie fort: »Mama droht ihm dauernd mit einer Scheidungsklage.«
Tante Tabby schüttelte missbilligend den Kopf. »Nach so vielen Ehejahren wäre das keine gute Idee.«
Andrea merkte, dass ihr Scherz nicht verstanden worden war, und nickte nur.
»Meine Liebe, du bekommst wieder das Zimmer, das du besonders magst. Vom Fenster aus kannst du immer noch den See sehen. Allerdings, wenn sich erst die Blätter entfaltet haben … erinnerst du dich noch, wie du als kleines Mädchen hineingefallen bist? Nelson musste dich herausfischen.«
»Das war Will, nicht ich«, verbesserte Andrea ihre Tante. Sie konnte sich noch sehr gut an den Tag erinnern, an dem ihr jüngerer Bruder in den See gestürzt war.
»So?« Tante Tabby schien für einen Moment etwas verwirrt, dann lächelte sie entwaffnend. »Er hat schnell schwimmen gelernt, nicht wahr? Jetzt ist er ein so großer junger Mann. Das hat mich immer erstaunt. Zurzeit sind hier keine Kinder.« Tante Tabby sprang von Satz zu Satz und folgte dabei ihrer eigenen Logik.
»Draußen habe ich mehrere Autos gesehen. Hast du viele Gäste?« Andrea reckte sich und begann, in dem Zimmer umherzugehen. Es roch nach Sandelholz und Zitronenöl.
»Ein Paar und fünf Einzelgäste«, berichtete Tante Tabby. »Einer ist ein Franzose und mag meine Apfeltorte ganz besonders. Ich muss jetzt gehen und nach meinem Blaubeerauflauf sehen«, verkündete sie plötzlich. »Nancy versteht es toll, einen Schmorbraten zuzubereiten, aber backen kann sie nicht. George liegt mit einer Grippe danieder.«
Tante Tabby war bereits auf dem Weg zur Tür, als Andrea auf die letzte Information einging. »Das tut mir leid«, erklärte sie mit aufrichtigem Bedauern.
»Ich bin mit Hilfen im Moment ziemlich knapp, Liebe. Vielleicht kommst du mit deinen Koffern allein zurecht. Oder du wartest, bis einer der Herren hereinkommt.«
George – Andrea erinnerte sich an ihn. Er war Gärtner, Page und bediente an der Bar.
»Mach dir keine Sorgen, Tante Tabby. Ich komme zurecht.«
»Ach, übrigens, Andrea.« Tante Tabby drehte sich noch einmal um. Andrea wusste jedoch, dass ihre Gedanken jetzt schon bei dem Auflauf waren. »Ich habe eine kleine Überraschung für dich – oh, da sehe ich gerade Miss Bond hereinkommen.« Es war typisch, wie Tante Tabby sich selbst unterbrach. »Sie wird dir Gesellschaft leisten. Abendessen gibt es zur gewohnten Zeit. Komm nicht zu spät.«
Tante Tabby war offensichtlich erleichtert, dass ihre Nichte versorgt war und sie sich nun um ihren Auflauf kümmern konnte. Sie eilte davon. Das fröhliche Klappern ihrer Absätze auf dem Holzfußboden war noch kurze Zeit zu hören.
Andrea drehte sich zu der ihr angekündigten Gesellschaft um und war völlig verblüfft.
Es war Julia Bond. Andrea erkannte sie sofort. Keine andere Frau war von solch strahlender blonder Schönheit. Wie oft hatte Andrea schon in einem ausverkauften Kino gesessen und Julias Charme und Talent auf der Leinwand bewundert. Jetzt, als sie wirklich und leibhaftig auf sie zukam, war sie nicht weniger schön, sondern wirkte umso lebendiger.
Julia Bond war klein, wohlgeformt bis gerade zur Grenze des Üppigen und das großartige Beispiel einer Frau in voller Blüte. Sie trug eine cremefarbene Leinenhose und einen Kaschmirpullover in lebhaftem Blau, der ihr sehr gut stand. Goldblondes Haar umrahmte ihr Gesicht, und die Augen waren tiefblau.
Jetzt hob Julia die berühmten Augenbrauen. Die vollen Lippen formten sich zu einem Lächeln. Einen Moment spielte sie mit ihrem Seidenschal. Sie blieb stehen und sah Andrea an. Dann sagte sie mit rauchiger Stimme – der Stimme, die Andrea so gut kannte: »Was für ein fantastisches Haar.«
Andrea brauchte einen Moment, bevor sie die Bemerkung verstand. Sie war immer noch verblüfft, dass Julia Bond das Zimmer des ländlichen Gasthofes auf ebenso selbstverständliche Art betrat, als ginge sie in das Hilton-Hotel in New York. Doch Julias Lächeln war so charmant und natürlich, dass Andrea es erwiderte.
»Vielen Dank. Es ist für Sie sicherlich nichts Außergewöhnliches, Miss Bond, dass man Sie anstarrt. Aber ich möchte mich trotzdem entschuldigen.«
Julia setzte sich mit einer anmutigen Bewegung auf den Schaukelstuhl. Sie zog eine lange dünne Zigarette aus der Packung und schenkte Andrea ein strahlendes Lächeln.
»Schauspieler lieben es, wenn sie angestarrt werden. Nehmen Sie doch Platz. Es scheint so, als hätte ich schließlich doch jemanden gefunden, mit dem ich mich unterhalten kann.«
Andrea war von dem Charme der Schauspielerin so beeindruckt, dass sie folgsam gehorchte.
Julia musterte sie. »Natürlich sind Sie eigentlich zu jung und viel zu attraktiv.« Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Irgendwie schaffte sie es, den ganz gewöhnlichen Schaukelstuhl in eine Art Thron zu verwandeln. »Ihre und meine Haarfarbe ergänzen sich übrigens toll. Wie alt sind Sie, Darling?«
»Fünfundzwanzig.« Andrea war von Julia Bond so hingerissen, dass sie antwortete, ohne nachzudenken.
Julia lachte leise. »Oh, ich auch, schon seit einer Ewigkeit.« Sie neigte den Kopf amüsiert zur Seite. Es juckte Andrea in den Fingern, zu ihrer Kamera zu greifen.
»Wie heißen Sie, Darling? Und was bringt Sie hierher in diese Einsamkeit, zu den Fichten und Kiefern?«
»Andrea.« Sie schob sich das Haar über die Schultern zurück. »Andrea Gallegher. Der Gasthof gehört meiner Tante.«
»Ihrer Tante?« Julias Gesicht verriet Überraschung und noch mehr Belustigung. »Diese liebe kleine schrullige Dame ist Ihre Tante?«
»Ja.« Julia hatte sie treffend beschrieben. »Sie ist die Schwester meines Vaters.« Entspannt lehnte Andrea sich zurück. Sie musterte nun ihrerseits die Filmschauspielerin, dachte an Blickwinkel und richtige Beleuchtung.
»Das ist unglaublich.« Julia schüttelte den Kopf. »Sie sehen ihr überhaupt nicht ähnlich. »Oh, natürlich, das Haar«, verbesserte sie sich mit einem gewissen Neid. »Großartig. Ich kenne Frauen, die für solches Haar über Leichen gehen würden. Und Sie haben eine ganze Menge davon.«
Mit einem Seufzer drückte sie die Zigarette aus. »So, Sie sind also gekommen, um Ihre Tante zu besuchen.«
Julias Haltung war keineswegs herablassend. Die Schauspielerin sah Andrea mit aufrichtigem Interesse an. Andrea fing an, Julia nicht nur charmant, sondern aufrichtig sympathisch zu finden.
»Für einige Wochen. Wir haben uns seit fast einem Jahr nicht gesehen. Sie schrieb mir und bat mich, zu ihr zu kommen. Da habe ich meinen ganzen Urlaub auf einmal genommen.«
»Was machen Sie? Sind Sie Fotomodell?«
»Nein.« Andrea musste lachen. »Ich bin Fotografin.«
»Fotografin?«, rief Julia und strahlte. »Ich liebe Fotografen – wahrscheinlich aus Eitelkeit.«
»Ich kann mir gut vorstellen, dass Fotografen Sie aus demselben Grund lieben.«
»Oh, meine Liebe.« Wenn Julia lächelte, wirkte das stets zugleich erfreut und amüsiert. »Wie süß.«
»Sind Sie allein hier, Miss Bond?« Andrea war nicht länger überwältigt davon, die berühmte Filmschauspielerin in Person vor sich zu sehen. Ihre Neugier setzte sich durch.
»Sagen Sie Julia zu mir, bitte. Sonst erinnern Sie mich an die Jahre, die zwischen uns liegen. Die Farbe Ihres Pullovers steht Ihnen gut. Ich könnte nie Grau tragen. Oh, entschuldigen Sie, Darling. Kleidung ist eine Schwäche von mir. Ob ich allein hier bin?«
Julias Lächeln verstärkte sich. »Genau genommen ist dieser kleine Ausflug eine Mischung aus Geschäft und Vergnügen. Ich stehe zurzeit zwischen zwei Ehemännern – ein großartiges Zwischenspiel.« Julia hob den Kopf. »Männer sind entzückend, aber Ehemänner können manchmal einengend sein. Hatten Sie jemals einen?«
»Nein.« Andrea musste lachen. Julia hatte ihre Frage in einem Ton gestellt, als wolle sie wissen, ob Andrea jemals einen Hund besessen habe.
»Ich hatte drei.«
Julia zwinkerte Andrea zu. »In diesem Fall war der Dritte nicht die richtige Wahl. Sechs Monate mit einem englischen Baron haben mir gereicht.«
Andrea erinnerte sich, dass sie Fotos von Julia mit einem hochgewachsenen aristokratischen Engländer gesehen hatte. Julia hatte in einem Tweedkostüm hinreißend ausgesehen.
»Ich habe ein Gelübde der Enthaltsamkeit abgelegt«, fuhr Julia fort. »Nicht vor Männern – vor der Ehe.«
»Bis zum nächsten Mal?«
»Bis zum nächsten Mal«, bestätigte Julia lachend. »Doch zurzeit bin ich aus rein platonischen Gründen mit Jacques LeFarre hier.«
»Mit dem Filmproduzenten?«
»Natürlich.« Wieder spürte Andrea, dass Julia sie forschend betrachtete. »Er braucht nur einen Blick auf Sie zu werfen und wird sofort überzeugt sein, einen neuen künftigen Star entdeckt zu haben. Vielleicht wäre das eine interessante Abwechslung.«
Julia schien einen Moment nachzudenken, dann zuckte sie mit den Schultern. »Die anderen Bewohner dieses gemütlichen Gasthofs haben bisher wenig Abwechslung geboten.«
»Tatsächlich?« Andrea schüttelte automatisch den Kopf, als Julia ihr eine Zigarette anbot.
»Da sind Dr. Robert Spicer und seine Frau«, begann Julia. Sie klopfte mit einem perfekt geformten Fingernagel auf die Armlehne ihres Schaukelstuhls. Ihre Haltung hatte sich ein wenig verändert. Andrea war zwar für Stimmungen äußerst empfänglich, doch diese Veränderung war zu schwach, um sie richtig deuten zu können.
»Der Arzt selbst könnte ganz interessant sein. Er ist groß und kräftig gebaut, sieht überdurchschnittlich gut aus und hat gerade die richtige Menge Grau an den Schläfen.« Julia lächelte. In diesem Augenblick kam sie Andrea wie eine sehr hübsche, gut genährte Katze vor.
»Seine Frau ist klein und leider ziemlich pummelig. Was sie an Attraktivität besitzen mag, verdirbt sie dadurch, dass sie dauernd verdrossen vor sich hin schmollt.« Julia machte das mit umwerfender Geschicklichkeit nach.
Andrea brach in lautes Gelächter aus. »Das ist aber nicht so schön.«
»Oh, ich weiß.« Julia machte eine lässige Handbewegung. »Ich kann kein Verständnis für Frauen aufbringen, die sich gehen lassen und die andere Frauen mit missbilligenden Blicken bedenken, weil sie das nicht tun. Er liebt frische Luft und Wanderungen im Wald, und sie läuft mürrisch und schimpfend hinter ihm her.« Julia sah Andrea fragend an. »Was halten Sie vom Wandern?«
»Ich liebe es.«
»Nun ja, jeder nach seinem Geschmack. Als Nächste haben wir Helen Easterman.« Wieder klopfte Julia mit dem ovalen lackierten Fingernagel auf die Armlehne. Sie schaute aus dem Fenster. Irgendwie kam es Andrea so vor, als sehe Julia die Berge und die Bäume gar nicht.
»Sie sagt, sie sei Kunsterzieherin und mache hier Urlaub, um in der Natur zu zeichnen. Sie ist einigermaßen attraktiv, allerdings ein wenig überreif, hat scharfe kleine Augen und ein unangenehmes Lächeln. Ferner haben wir hier Steve Andersen.«
Jetzt lächelte Julia wieder. Männer zu beschreiben war offensichtlich mehr nach ihrem Geschmack. »Er ist gar nicht übel, hat breite Schultern, blondes, von der Sonne gebleichtes Haar, hübsche blaue Augen. Und er ist ungewöhnlich reich. Seinem Vater gehören die …«
»Die Andersen-Werke?«, half Andrea aus und wurde mit einem strahlenden Lächeln belohnt.
»Sie kennen sich aus, Andrea, wie?«
»Ich las etwas darüber, dass Steve Anderson auf eine Karriere als Politiker aus ist.«
»Ja, das würde zu ihm passen.« Julia nickte. »Er hat sehr gute Manieren und ein entwaffnendes jungenhaftes Lächeln – das ist für einen Politiker immer sehr vorteilhaft.«
»Ist es nicht eine ernüchternde Vorstellung, dass Politiker wegen ihres Lächelns gewählt werden?«
»Oh, die Politik.« Julia verzog das Gesicht und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich hatte einmal ein Verhältnis mit einem Senator. Politik ist ein hässliches Geschäft.«
Andrea wusste nicht, ob sie dieses Thema verfolgen sollte, und verzichtete darauf. »Insofern scheint das für Julia Bond und Jacques LeFarre nicht die passende Gesellschaft zu sein.«
»So ist das in unserem Beruf.« Julia steckte sich eine Zigarette an und lächelte Andrea zu. »Bleiben Sie beim Fotografieren, Andrea, gleich, was Jacques Ihnen verspricht. Wir sind hier wegen der Launen des letzten und zugleich interessantesten unserer Mitbewohner. Er ist ein genialer Schriftsteller. Vor einigen Jahren spielte ich in einem Film, zu dem er das Drehbuch geschrieben hatte. Jacques will ihn zu einem weiteren Drehbuch überreden, und ich soll ihm dabei helfen.«
Julia zog an ihrer Zigarette. »Ich bin dazu bereit, denn wirklich gute Drehbücher sind nicht leicht zu bekommen. Aber unser Schriftsteller steckt mitten in einem Roman. Jacques denkt, dass man aus einem Roman ein Drehbuch machen könne, aber unser Genie will nicht. Er sagt, er sei hierhergekommen, um einige Wochen in Ruhe zu schreiben. Danach will er darüber nachdenken. Der charmante LeFarre hat unseren Schriftsteller dazu überredet, dass wir ihm einige Tage Gesellschaft leisten dürfen.«
Andrea war zugleich fasziniert und verblüfft. Sie fragte unverblümt: »Jagen Sie Schriftsteller immer auf diese Art? Ich dachte immer, es sei eher umgekehrt.«
»Damit haben Sie völlig recht«, bestätigte Julia. »Aber Jacques ist ganz versessen darauf, eine Arbeit dieses Mannes zu verfilmen, und er hat mich in einem schwachen Moment erwischt. Ich hatte gerade die Lektüre eines sehr fesselnden Drehbuches beendet. Sie müssen wissen, dass ich zwar von meiner Arbeit lebe, ich mich aber nicht für jeden Mist hergebe. Und so kommt es, dass ich hier bin.«
»Auf der Jagd nach einem zurückhaltenden Schriftsteller.«
»Das hat auch positive Seiten.«
Ich möchte sie mit der Sonne im Hintergrund aufnehmen, dachte Andrea.
Die Sonne muss tief stehen, kurz vor dem Untergang sein. Die Kontraste wären vollkommen.
Andrea konzentrierte sich wieder auf das Gespräch mit Julia. »Positive Seiten?«
»Dieser Schriftsteller ist zufällig unglaublich anziehend. Er hat diese ungezwungene, verwegene Art an sich, mit der man geboren sein muss. Im Vergleich zu einem englischen Baron ist er ein ganz erheblicher Fortschritt. Er ist groß, braun gebrannt, hat schwarzes Haar, das etwas zu lang und immer unordentlich ist. Es juckt einer Frau geradezu in den Fingern, darin herumzuwühlen. Am eindrucksvollsten sind seine schwarzen Augen, die zu sagen scheinen: ›Scher dich zum Teufel.‹ Er ist sehr arrogant.«
Julia seufzte. Dieser kleine Seufzer verriet völlige weibliche Übereinstimmung. »Arrogante Männer sind unwiderstehlich, finden Sie nicht auch?«
Andrea murmelte irgendeine Antwort, während sie den Verdacht zu zerstreuen suchte, den Julias Worte in ihr entstehen ließen. Es muss ein anderer sein, dachte sie entschlossen, irgendein anderer.
»Natürlich kann Lucas McLean sich bei seinem Talent eine gewisse Arroganz leisten.«
Andrea wurde blass. Die Erinnerung an einen fast vergessenen Schmerz befiel sie. Wie konnte das nach so langer Zeit so wehtun? Sie hatte die Mauer mit so großer Sorgfalt errichtet – wie konnte sie zu Staub zerfallen, als nur der Name dieses Mannes fiel? Welche sadistische Laune des Schicksals hatte Lucas McLean hierher geführt, um sie zu quälen?
»Fehlt Ihnen etwas, Darling?«
Julias Stimme, die Besorgnis und Neugier verriet, drang in Andreas Bewusstsein. Andrea schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie schluckte und atmete tief durch. »Ich war nur so überrascht, als ich hörte, dass Lucas McLean hier ist.« Sie sah Julia an. »Ich kannte ihn … vor langer Zeit.«
»Oh, ich verstehe.«
Julia verstand in der Tat sehr gut, das war Andrea klar. Gesichtsausdruck und Stimme verrieten Mitleid.
Andrea gab sich Mühe, das Thema ungezwungen zu behandeln. »Wahrscheinlich wird er sich an mich nicht mehr erinnern.« Ein Teil von ihr wünschte sich, es möge so sein, während ein anderer das Gegenteil erhoffte. Würde er sie vergessen haben, könnte er das?
»Andrea, Darling, Sie haben ein Gesicht, dass ein Mann nicht so leicht vergisst.« Julia stieß eine Wolke von Zigarettenrauch aus und musterte Andrea. »Sie waren noch sehr jung, als Sie sich in ihn verliebten, nicht?«
»Ja.« Andrea war noch damit beschäftigt, ihre Schutzmauer wieder aufzubauen. Julias Frage überraschte sie nicht. »Zu jung und zu naiv.« Sie brachte ein spöttisches Lächeln zustande. Zum ersten Mal seit sechs Monaten nahm sie eine Zigarette an. »Aber ich lerne schnell.«
»Es scheint, als würden die nächsten Tage doch noch interessant.«
»Ja.« Andrea war von dieser Aussicht keineswegs begeistert. »Das könnte durchaus sein.« Sie stand auf. »Ich muss meine Sachen nach oben bringen.«
Während Andrea sich reckte, lächelte Julia ihr zu. »Wir sehen uns beim Abendessen.«
Andrea nickte, nahm Kameratasche und Handtasche und verließ das Zimmer.
Draußen auf dem Flur kämpfte Andrea kurze Zeit mit ihren Koffern, der Kameratasche und der Handtasche. Dann begann sie den Transport die Treppe hinauf. Während ihr dabei warm wurde und sie vor sich hin schimpfte, verlor sich ihre Anspannung ein wenig.
Lucas McLean, dachte Andrea und stieß sich dabei einen Koffer gegen das Schienbein. Sie war schlecht gelaunt. Außer Atem und ungeduldig erreichte sie den Flur, an dem ihr Zimmer lag. Verärgert ließ sie alle Sachen zu Boden fallen.
»Hallo, Kätzchen. Ist kein Page da?«
Die Stimme und die Erwähnung ihres Spitznamens schlugen einige Steine aus der frisch errichteten inneren Schutzmauer. Nach kurzem Zögern drehte Andrea sich um. Dieser Mann sollte von ihrem Gesicht nicht ablesen können, wie schmerzlich sie diese Wiederbegegnung berührte.
Aber der Schmerz war da, er war überraschend wirklich und spürbar. Er erinnerte Andrea an den Tag, an dem ihr Bruder sie mit einem Baseball am Bauch getroffen hatte. Sie war damals zwölf gewesen.
Jetzt bin ich nicht mehr zwölf, erinnerte sie sich. Sie begegnete Lucas’ herablassendem Lächeln auf die gleiche Art.
»Hallo, Lucas. Ich hörte bereits, dass du hier bist. Der Pine View Inn läuft ja von Berühmtheiten geradezu über.«
Er war unverändert geblieben, das merkte sie sofort – dunkel, schlank und männlich. Er hatte etwas Verwegenes, Wildes an sich, das durch die dichten schwarzen Augenbrauen und die herben Gesichtszüge noch unterstrichen wurde. Man konnte Lucas McLean nicht einfach nur schön nennen. Nein, das wäre ein viel zu schwacher Ausdruck gewesen. Er war aufregend und unwiderstehlich, einfach fatal. Diese Worte passten viel besser zu ihm.
Seine Augen waren fast so schwarz wie sein Haar. Sie konnten Geheimnisse ohne Mühe verbergen. Er bewegte sich mit einer lässigen Anmut, die angeboren zu sein schien. Ein Ausdruck ungebändigter Männlichkeit ging von ihm aus.
Langsam kam er näher und schaute Andrea an. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er völlig übermüdet aussah. Er hatte Schatten unter den Augen, eine Rasur hätte ihm gutgetan. Die Falten in seinen Wangen waren tiefer, als sie sich erinnerte – und sie erinnerte sich sehr gut an ihn.
»Du siehst unverändert aus.« Er streckte die Hand aus und fasste in ihr Haar, während er ihr in die Augen blickte.
Andrea fragte sich, wie sie jemals auf die Idee hatte kommen können, sie habe Lucas innerlich überwunden. Das würde keiner Frau je gelingen. Nur mit äußerster Anstrengung konnte sie seinem Blick standhalten.
»Und du«, erwiderte sie, während sie die Tür ihres Zimmers öffnete, »siehst schrecklich aus. Du brauchst Schlaf.«
Lucas lehnte sich an den Türrahmen, bevor Andrea ihre Sachen in das Zimmer ziehen und die Tür zuschlagen konnte. »Ich habe Schwierigkeiten mit einer meiner Figuren«, sagte er. »Sie ist groß, gertenschlank, hat kastanienbraunes Haar, das ihr bis zur Taille reicht, schlanke Hüften und lange Beine.«
Andrea drehte sich um und sah Lucas mit scheinbar ausdrucksloser Miene an.
»Sie hat einen Mund wie ein Kind, eine schmale Nase und hohe, schöne Wangenknochen. Ihre Haut hat die Farbe von Elfenbein, unter ihrer Oberfläche scheint es zu glühen. Die Augenwimpern sind ungewöhnlich lang, und ihre grünen Augen werden gelegentlich bernsteinfarben, wie bei Katzen.«
Andrea hörte der Beschreibung, die Lucas von ihr gab, regungslos zu. Ihr Gesicht wirkte gelangweilt und uninteressiert. Für Lucas musste das überraschend sein. So hatte sie ihm gegenüber vor drei Jahren nie ausgesehen.
»Ist sie die Mörderin oder das Opfer?« Andrea bemerkte erfreut, dass Lucas verblüfft zu sein schien.
»Ich schicke dir ein Exemplar, wenn das Buch fertig ist.« Sein Gesicht wirkte plötzlich verschlossen. Auch darin hatte er sich nicht verändert.
»Tu das.«
Andrea schob die Koffer in ihr Zimmer und lehnte sich einen Moment an die Tür, um sich auszuruhen. Ihr Lächeln war kalt. »Du musst mich jetzt entschuldigen, Lucas. Ich habe eine lange Fahrt hinter mir und möchte ein Bad nehmen.«
Sie schlug ihm die Tür vor der Nase zu und schloss ab.
Zielstrebig packte Andrea ihre Koffer aus, ließ Wasser in die Badewanne ein und wählte ein Kleid aus, das sie zum Abendessen tragen wollte. Es gelang ihr so, sich für kurze Zeit von ihrem Schmerz abzulenken.
Als sie schließlich mit dem Anziehen begann, hatten sich ihre Nerven wieder beruhigt. Das Schlimmste war bereits überstanden. Die erste Begegnung, die ersten Worte, die sie miteinander gewechselt hatten, waren am schwierigsten gewesen. Sie hatte Lucas gesehen, sie hatte mit ihm gesprochen, und sie hatte alles überlebt.
Der Erfolg machte Andrea kühn. Zum ersten Mal seit nahezu zwei Jahren ließ sie es zu, dass die Erinnerungen in ihr wach wurden.
Sie war sehr verliebt gewesen. Es hatte alles mit einem ganz normalen Auftrag angefangen. Sie sollte Fotos für einen Illustriertenartikel über den berühmten Kriminalschriftsteller Lucas McLean machen. Das Ergebnis waren sechs Monate unglaublicher Freude gewesen – gefolgt von einem unsagbaren Schmerz.
Lucas hatte sie ganz einfach überwältigt. Noch nie war sie einem Mann wie ihm begegnet. Sie wusste jetzt, dass es keinen zweiten Mann gab, der ihm geglichen hätte. Er war ein äußerst brillanter Kopf, einnehmend, egoistisch und launisch.
Es war zuerst wie ein Schock für Andrea gewesen, als sie merkte, dass Lucas sich für sie interessierte. Doch dann hatte sie wie auf einer Wolke gelebt. Sie hatte ihn angebetet und geliebt.
Julia hatte mit ihrer Bemerkung recht gehabt, dass seine Arroganz unwiderstehlich sei. Häufig hatte er Andrea um drei Uhr morgens angerufen. Sie war glücklich gewesen. Das letzte Mal, dass er sie in den Armen gehalten, sie leidenschaftlich geküsst hatte, war ebenso aufregend gewesen wie das erste Mal. Sie war wie eine reife Frucht in sein Bett gefallen und hatte ihre Unschuld mit einer Leichtigkeit preisgegeben, die nur durch blinde, vertrauensvolle Liebe herbeigeführt werden kann.
Sie erinnerte sich, dass Lucas nie die Worte gesagt hatte, die sie von ihm hatte hören wollen. Aber sie hatte sich stets damit beruhigt, dass es dieser Worte auch gar nicht bedurfte. An ihrer Stelle hatte es unerwartete Rosensträuße gegeben, überraschende Picknicks am Strand mit Wein aus Pappbechern und einem Liebesspiel, das sie alles um sich herum vergessen ließ. Was sollten da noch Worte?
Als dann das Ende kam, geschah es plötzlich und keineswegs schmerzlos.
Andrea führte Lucas’ Zerstreutheit, seine Launen darauf zurück, dass er Schwierigkeiten mit dem Roman hatte, an dem er arbeitete. Sie wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass er sich langweilte.
Es war ihr zur Gewohnheit geworden, an jedem Mittwoch bei ihm zu Hause das Abendessen zuzubereiten. Es war jedes Mal ein kleines privates Ereignis gewesen, ein Abend, den sie ganz besonders schätzte.
Ihr Erscheinen bei Lucas war für sie völlig natürlich gewesen, eine Art Routine. Als sie sein Wohnzimmer betrat und sah, dass er sich elegant gekleidet hatte, glaubte sie, er habe sich für diesen gemeinsamen Abend einen besonderen Rahmen ausgedacht.
»Nanu, Kätzchen, was machst du denn hier?« Lucas hatte das so beiläufig gesagt, dass Andrea ihn verständnislos ansah. »Ach ja, es ist Mittwoch, nicht wahr?« Lucas’ Stimme verriet einen Anflug von Ärger, so, als habe er die Verabredung mit dem Zahnarzt vergessen. »Das war mir völlig entfallen. Es tut mir leid, ich habe andere Pläne.«
»Andere Pläne?« Andrea war immer noch weit davon entfernt, die Situation zu verstehen.
»Ich hätte dich anrufen und dir die Fahrt ersparen sollen. Entschuldige, Kätzchen, aber ich bin gerade im Aufbruch begriffen.«
»Im Aufbruch?«
»Ich gehe aus.« Lucas kam auf Andrea zu und blieb vor ihr stehen. Ein Frösteln durchlief sie. Sein Blick war so kalt.
»Mach keine Schwierigkeiten, Andrea. Ich möchte dir nicht mehr als unbedingt nötig wehtun.«
Jetzt begriff Andrea. Tränen stiegen ihr in die Augen, ohne dass sie es verhindern konnte.
Lucas wurde zornig. »Hör mit dem Geheule auf! Ich habe keine Zeit, mich mit einer weinenden Frau zu befassen. Schluck es hinunter und verbuche es auf dem Konto Erfahrungen. Die hast du bitter nötig.«
Er steckte sich eine Zigarette an, während Andrea reglos dastand und lautlos weinte.
»Stell dich nicht so töricht an!« Lucas’ Stimme klang abweisend. »Wenn etwas vorbei ist, dann vergisst man es und geht weiter. So ist das Leben nun einmal.«