Ohne Heute gäbe es morgen kein Gestern - Yves Bossart - E-Book

Ohne Heute gäbe es morgen kein Gestern E-Book

Yves Bossart

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Beschreibung

Achtung: Lektüre führt zu tieferer Erkenntnis und höherer Klarheit!

Gedankenspiele sind seit über zweitausend Jahren die Werkzeuge der Philosophie – sie helfen dabei, Antworten auf die grundlegenden Fragen des Lebens zu finden. Die großen Philosophen – von Sokrates bis Sartre – haben solche geistigen Experimente entwickelt, um sich Themen wie Moral, Freiheit oder Gerechtigkeit zu nähern: Wie würden wir leben, wenn wir unsterblich wären? Wenn ich mein Gehirn mit dem meines Nachbarn tausche – wer wohnt dann wo? Wie kann ein angeketteter Hund glücklich werden? Könnte unser Leben ein langer Traum sein? Können Roboter menschliche Gefühle haben? Wir fangen an nachzudenken – die Philosophie hat uns gepackt.

Yves Bossart versammelt die wichtigsten Gedankenspiele, stellt sie klar und verständlich dar, kommentiert und verführt den Leser dazu, sich selbst Antworten zu geben. Ohne Heute gäbe es morgen kein Gestern bietet eine Fülle von verblüffend einfachen, erstaunlich raumgreifenden und auch immer wieder herrlich absurden Abkürzungen in die faszinierende Welt der Philosophie.

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Seitenzahl: 319

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DAS BUCH

Gedankenspiele sind seit über zweitausend Jahren die Werkzeuge der Philosophie – sie helfen dabei, Antworten auf die grundlegenden Fragen des Lebens zu finden. Die großen Philosophen – von Sokrates bis Sartre – haben solche geistigen Experimente entwickelt, um sich Themen wie Moral, Bewusstsein, Glück oder Gerechtigkeit zu nähern: Wie würden wir leben, wenn wir unsterblich wären? Wenn ich mein Gehirn mit dem meines Nachbarn tausche – wer wohnt dann wo? Wie kann ein angeketteter Hund glücklich werden? Wir fangen an nachzudenken – die Philosophie hat uns gepackt ... Yves Bossart versammelt die wichtigsten Gedankenspiele, stellt sie klar und verständlich dar, kommentiert und verführt dazu, eigene Antworten zu finden.

DER AUTOR

Yves Bossart, geboren 1983, hat in Luzern, Zürich und Heidelberg Philosophie studiert und als Stipendiat des Schweizerischen Nationalfonds an der Humboldt-Universität zu Berlin über das Thema »Ästhetik nach Wittgenstein« promoviert. Er ist Herausgeber des Bandes Sehen soweit das Denken reicht. Eine Begegnung von Philosophie und Fotografie, arbeitet als Redakteur der Sendung »Sternstunde Philosophie« beim Schweizer Radio und Fernsehen und unterrichtet Philosophie am Gymnasium. Für die Schweizerische Studienstiftung leitet er den jährlich stattfindenden Einführungskurs in Philosophie, bei dem er ausschließlich mit philosophischen Gedankenspielen arbeitet. Yves Bossart lebt in Zürich.

Yves Bossart

Ohne Heute gäbe es

morgen kein Gestern

Philosophische Gedankenspiele

Karl Blessing Verlag

1. Auflage

Copyright © 2014 by Karl Blessing Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Geviert, Grafik & Typografie,

unter Verwendung von Umschlagmotiven von:

shutterstock/lyly; shutterstock/Gl0ck

Satz: Leingärtner, Nabburg

ePub-ISBN: 978-3-641-13791-5

www.blessing-verlag.de

Inhalt

Einleitung

Glück

Erkenntnis

Moral

Schönheit und Kunst

Freiheit

Recht und Gerechtigkeit

Geist und Gehirn

Gott und Glaube

Logik und Sprache

Raum und Zeit

Ich

Literatur zu den Gedankenspielen

Register

Einleitung

Wonach streben wir? Hat das Leben einen Sinn? Was ist gerecht? Sind wir verpflichtet, den Armen zu helfen? Wo liegen die Grenzen unseres Wissens? Was ist Wahrheit? Wie hängen Geist und Körper zusammen? Wie funktioniert Sprache? Sind wir frei in unseren Entscheidungen? Lebe ich mein eigenes Leben? Gibt es die wahre Liebe? Dürfen wir Tiere essen? Was ist ein fairer Lohn? Was kommt nach dem Tod? Soll ich an Gott glauben? Und was war zuerst: Huhn oder Ei?

Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich die Philosophie seit über zweitausend Jahren. Bei einigen tappen die Philosophen noch heute im Dunkeln, bei anderen haben sie Licht ins Dunkel gebracht und in manchen Fällen sogar eine gut begründete Antwort gefunden. Der Zweifel und die Suche nach guten Gründen treiben die Philosophie an. In philosophischen Gesprächen werden in erster Linie keine Meinungen ausgetauscht, sondern Argumente. Alles darf hinterfragt und jede Behauptung sollte begründet werden. Was zählt, sind stichhaltige Argumente und plausible Gründe. Wer seine philosophische Meinung nicht begründen kann, der hat verloren. Und wer jedem Einwand standhält, der hat gewonnen. So einfach ist das mit der Philosophie.

Die Philosophie ist allerdings keine reine Argumentationsschlacht. Vor allem streben Philosophen nach Verständnis und Klarheit. Das fängt bereits bei den Fragen an: Wer fragt, ob wir frei sind, sollte zunächst klarstellen, was er mit dem Ausdruck »frei« meint. Wer fragt, ob wir die Wirklichkeit erkennen können, sollte sagen, was er mit »erkennen« und »Wirklichkeit« meint. Und wer fragt, ob es Gott gibt, sollte zuerst bestimmen, was der Ausdruck »Gott« bedeutet. Erst wenn wir die jeweilige philosophische Frage und die darin verwendeten Begriffe verstanden haben, können wir uns auf die Suche nach einer Antwort machen. Die Philosophie versucht also immer auch ihre eigenen Grundbegriffe zu klären und damit die Grundkategorien des menschlichen Lebens und Denkens zu verstehen. Darin besteht das Kerngeschäft der Philosophen. Womit übrigens auch immer Philosophinnen gemeint sind, wenn in diesem Buch der Einfachheit halber vom Berufsstand der Philosophen die Rede ist.

Wie aber klärt man philosophische Begriffe? Und wie argumentiert man für eine philosophische Ansicht? Wie denken Philosophen über die großen Fragen des Lebens nach? Wie gehen sie konkret vor? Die Methode der Philosophie ist das reine Nachdenken. Keine großen Apparate, keine Umfragen, keine Expeditionen. Philosophie ist eine Lehnstuhlwissenschaft. Anders als die Physik, die Psychologie oder die Soziologie ist sie keine Wissenschaft, die auf empirische Experimente zurückgreifen kann, um ihre Hypothesen zu prüfen. Der Physiker kann einen Stein fallen lassen, um zu sehen, ob es die Erdanziehungskraft gibt. Was aber können Philosophen tun, um zu sehen, ob wir frei sind, ob wir Tiere essen dürfen, ob die Roboter der Zukunft Gefühle haben können und ob wir verpflichtet sind, den Armen zu helfen? Die Philosophen lehnen sich zurück, denken sorgfältig nach, hinterfragen alles, beschreiben genau, argumentieren scharf und behalten in Diskussionen den Überblick. Eines ihrer Wundermittel dabei sind Gedankenexperimente. Philosophen spielen in Gedanken wirkliche und unwirkliche Situationen durch und spüren so die Bedeutungen fundamentaler Begriffe auf, stürzen Theorien oder legen die Grundsteine für neue Gedankengebäude.

Nehmen wir als Beispiel die Grundfrage der Ethik: Was ist gut? Oder auch: Wann ist eine Handlung moralisch richtig? Diese Frage klingt zunächst sehr abstrakt. Das ist sie auch. Vielleicht kann uns ein Gedankenspiel helfen:

Stellen Sie sich vor, Sie sind Zugführer, fahren in einen Tunnel und sehen plötzlich fünf Gleisarbeiter vor sich. Natürlich betätigen Sie sofort die Bremse – aber nichts passiert. Die Bremsen sind defekt. Sie können das Leben der fünf Gleisarbeiter nur retten, indem Sie eine Weiche stellen und in einen anderen Tunnel einbiegen. Leider befindet sich aber auch da ein Gleisarbeiter, allerdings nur ein einzelner. Was würden Sie tun? Würden Sie die Weiche stellen, damit anstatt der fünf Menschen nur einer stirbt? Was würden Sie tun, wenn es sich bei dem einzelnen Gleisarbeiter um Ihren besten Freund handelte?

Nun stellen Sie sich vor, Sie sind Chirurg und vor Ihnen liegen fünf Patienten: Der eine braucht dringend ein Herz, zwei einen Lungenflügel und zwei eine Niere. Alle fünf haben dieselbe seltene Blutgruppe. Leider konnte bisher kein Spender gefunden werden. Die Zeit drängt. Genau in diesem Moment spaziert ein junger, kerngesunder Mann in die Klinik, der die richtige Blutgruppe hat. Sie als Chirurg könnten den jungen Mann schmerzlos töten, seine Organe entnehmen und den fünf Patienten das Leben retten. Also wieder: fünf gegen einen. Was würden Sie in diesem Fall tun? Und wie würde Ihre Entscheidung ausfallen, wenn es sich bei den fünf Patienten um Ihre beiden Eltern und Ihre drei Kinder handelte?

Diese philosophischen Gedankenspiele stellen uns vor schwierige Probleme. Solche Entscheidungen möchte keiner treffen. Viel schwieriger ist es jedoch, zu sagen, warum man im einen Fall so und im anderen Fall anders entscheiden würde. Unser moralisches Bauchgefühl steuert uns einmal in diese, einmal in jene Richtung, ohne dass wir wissen, warum. Wir erleben einen inneren Konflikt und sind gleichermaßen irritiert wie fasziniert. Also fangen wir an zu überlegen und nachzudenken. Die Philosophie hat uns gepackt.

Philosophische Gedankenspiele inspirieren jedoch nicht nur zum Nachdenken, sie helfen auch, schwierige Theorien verständlich zu machen und einen intuitiven Zugang zu komplexen Problemen zu finden. So werden in den beiden Fällen mit den Gleisarbeitern und der Organtransplantation die zwei wichtigsten Moraltheorien gegeneinander ausgespielt: der Utilitarismus und die Pflichtenethik. Der Utilitarismus besagt, dass diejenige Handlung moralisch richtig ist, die für die meisten Betroffenen den größten Nutzen bringt. Das größte Glück für die größte Zahl – das sei das Ziel der Moral, so der Utilitarismus. Dieser Theorie steht die Pflichtenethik gegenüber. Ihr zufolge besteht der Wert einer Handlung nicht nur in den Folgen, sondern auch in der Handlung selbst. Töten, Foltern und Stehlen darf man nicht, egal wie viel Gutes dabei herauskommt. Diese Handlungen sind moralisch falsch und können nicht durch Kosten-Nutzen-Rechnungen aufgewertet werden. Bestimmte Rechte dürfen gemäß der Pflichtenethik also unter keinen Umständen verletzt werden, etwa das Recht auf Leben. Die Würde des Menschen ist unantastbar – das steht im deutschen Grundgesetz an erster Stelle.

Das Beispiel mit dem Zug spricht unsere utilitaristischen Intuitionen an, denn hier würden die meisten von uns ein Leben opfern, um fünf Menschen zu retten. Das Beispiel des Chirurgen dagegen weckt unsere pflichtenethischen Intuitionen, denn hier finden wir es falsch, Menschenleben gegeneinander abzuwägen und jemanden fürs Gemeinwohl zu opfern. Die beiden Gedankenexperimente ermöglichen also einen spielerischen und einfachen Zugang zu den zwei wichtigsten Moraltheorien. Zugleich sehen wir aber auch die Schwächen beider Positionen und können für sowie gegen beide Theorien argumentieren. Wir befinden uns dank der Gedankenexperimente bereits mitten in der Moralphilosophie.

Philosophische Gedankenspiele stellen uns vor Rätsel, irritieren bisweilen, faszinieren und wecken ein Problembewusstsein. Zudem ermöglichen sie einen leichten Zugang zu den großen Theorien der Philosophie. Oft handelt es sich bei den in diesem Buch präsentierten Gedankenexperimenten nämlich um Experimente, die eine philosophische Theorie zu Fall bringen und eine andere stützen. Wir lernen also anhand konkreter Beispiele die zentralen Positionen kennen, mit ihren Stärken und Schwächen. Das Wichtigste aber ist: Gedankenexperimente lassen uns Raum zum Selberdenken. Wir müssen wenig lesen, dafür umso mehr denken. Phantasiegebilde wie freundliche Zombies, rasende Schildkröten, lose Gehirne, chinesische Zimmer, superkluge Aliens und böse Neurowissenschaftler katapultieren uns in Windeseile in die faszinierende Welt der Philosophie und führen uns ohne Umweg zu den wesentlichen Fragen, an denen sich die großen Geister scheiden.

Dieses Buch versammelt die wichtigsten philosophischen Gedankenspiele, Rätsel und Analogien zu den großen Themen der Philosophie. Jedes Kapitel widmet sich einem Thema und stellt die einschlägigen Gedankenspiele und Theorien vor. Die gute Nachricht für Sie lautet: Sie müssen das Buch nicht von vorne bis hinten lesen, sondern können sich diejenigen Kapitel raussuchen, die Sie am meisten interessieren. Jedes Kapitel sollte für sich verständlich sein. Ich wünsche viel Spaß und jede Menge Erkenntnis!

Glück

Die australische Krankenschwester Bronnie Ware hat jahrelang Menschen beim Sterben begleitet, mit ihnen gesprochen und ihnen zugehört. Sie meint, es gäbe fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen und gerne anders gemacht hätten: Sie hätten ihr eigenes Leben leben, nicht so viel arbeiten, ihre Gefühle zeigen, Freundschaften pflegen und vermehrt ihr Glück suchen sollen. Doch was ist Glück? Wie finden wir es? Und wovon hängt es ab? In den letzten Jahren hat die Wissenschaft viel über unser Glück herausgefunden. Bevor wir uns der Philosophie zuwenden, hier also die wichtigsten Erkenntnisse:

Die Glücksforschung geht davon aus, dass unser Glück zur Hälfte genetisch bedingt ist. Wer die richtigen Gene besitzt, hat den halben Weg bereits geschafft. Die andere Hälfte wird wesentlich durch äußere Umstände bestimmt, durch das Lebensumfeld, durch glückliche Fügungen und Zufälle. Nur ein kleiner Teil des Glücks liegt in unserer Hand. Wir sind also nicht wirklich unseres eigenen Glückes Schmied.

Was aber sind die Faktoren, die uns glücklich machen? Um es auf den Punkt zu bringen: Gesundheit, Familie, Liebe, Freundschaften, Arbeit, Wohlstand und Glaube. Woher man das weiß? Man hat es gemessen, indem man die Leute gefragt hat: »Wie zufrieden sind Sie derzeit– alles in allem– mit ihrem Leben? Auf einer Skala von 1–10?« Was würden Sie angeben? Der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 6,6, in der Schweiz bei 7,6. Die Dänen führen die Statistik an, mit einem Glückswert von 7,7. Vergleichsweise unglücklich sind die Bewohner ehemaliger kommunistischer Länder und Menschen in sehr armen Ländern Afrikas. Für den geringen Wohlstand auffallend glücklich sind die Bewohner Lateinamerikas und der Karibik. Wahrscheinlich liegt das am Wetter. Aber das erklärt nicht alles. Auch in Afrika scheint die Sonne.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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