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Klare Kommunikation, Verlässlichkeit und tiefe Gelassenheit – was Hundetrainerin Sonja Pfaff mit ihren eigenen Hunden lebt, gibt sie in diesem Buch nun auch an andere Hundehalter weiter. Ihre Trainingsmethoden für ein leinenfreies Leben führen schnell zu Erfolgen und ermöglichen Hunden und ihren Menschen ein Zusammenleben in größtmöglicher Freiheit und Verbundenheit.
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Seitenzahl: 200
Sonja Pfaff
Ohne Leine unterwegs
Wie man mit seinem Hund im Freilauf eng verbunden bleibt
Kosmos
Das KOSMOS-Versprechen
Welches Thema dich auch begeistert – auf unsere Expertise kannst du dich verlassen. Und das schon seit über 200 Jahren.
Unser Anspruch ist es, dich mit wertvollem Rat zu begleiten, dich zu inspirieren und deinen Horizont zu erweitern.
BEGEISTERUNG DURCH KOMPETENZ
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Hunde haben die gleichen Gefühle wie wir. Warum sollten wir sie dann, unter Berücksichtigung ihrer kognitiven Fähigkeiten, anders behandeln?
© Anna Auerbach/Kosmos
Ohne Leine gemeinsam Draußen
Gemeinsam ohne Leine zu gehen, schenkt meinen Hunden, aber auch mir, eine große Portion Glück und ist ein wichtiger Aspekt für die psychische und physische Gesundheit von uns allen.
Der Wunsch nach einem Spaziergang mit seinem Hund ohne Leine ist bei vielen Menschen groß. Der Wunsch, dennoch mit seinem Hund verbunden und nicht nur ein lästiges Anhängsel für ihn zu sein, meist ebenfalls. Denn was nützt es, wenn der Hund zwar ohne Leine unterwegs ist, aber für seinen Menschen nicht mehr erreichbar, weder körperlich noch mental. Bei einem Abstand von zwei Metern verfällt man dabei zwar noch nicht in Panik, unangenehm ist dieser Zustand dennoch. Ganz zu schweigen, wenn der Hund sich unkontrolliert mehrere hundert Meter oder sogar ganz außer Sichtweite entfernt. Manches ist durchaus abhängig vom richtigen Handling in der Situation.
Wie aber gelingt es, dass der Hund im Freilauf, ganz ohne Zwang oder Angst, gemeinsam mit seinem Menschen spazieren geht?
Was ist wichtig für einen entspannten Spaziergang?
Wie gestalte ich den Spaziergang am besten?
Wie erarbeite ich, dass der Hund mir mehr Aufmerksamkeit schenkt, wenn wir gemeinsam unterwegs sind?
Wie verhalte ich mich in Situationen, in denen es meinem Hund schwerfällt, mir seine Aufmerksamkeit zu schenken?
Es macht zweifelsohne Sinn, unserem Hund gewisse Dinge anzutrainieren, damit wir in unserer zivilisierten Umgebung gut mit ihm und auch den Mitmenschen zurechtkommen. Wobei wenige Kommandos ausreichend sind, um den Alltag gelassen bewältigen zu können. Geht es allerdings darum, unseren Hund zu einem zuverlässigen Begleiter zu machen, den wir im Alltag stets gerne an unserer Seite haben, hat dies wenig mit Training zu tun.
Viel entscheidender für ein harmonisches Miteinander von Mensch und Hund ist die Erziehung! Diese beginnt in dem Moment, ab dem der Hund in seinem neuen Zuhause einzieht. Ganz egal, ob Welpe, Junghund oder erwachsener Hund, ob vom Züchter, aus dem Tierschutz oder anderer Herkunft.
Was ist wichtig im sozialen Miteinander?
Worauf sollte ich im Zusammenleben mit meinem Hund achten?
Welche Aktionen meines Hundes und meine Reaktionen darauf sind relevant dafür, dass er mich respektieren kann, und dass mein Hund mir zutraut, Situationen für ihn zu regeln, die er sonst selbst regeln müsste?
Erziehung ist eine Frage der inneren Haltung uns selbst gegenüber, aber auch unserem Hund und anderen gegenüber. Sind wir uns unserer eigenen Haltung bewusst, wird es uns leichter fallen, unseren Hund erfolgreich zu erziehen.
Selbstbewusstsein beinhaltet, uns unserer Handlungen bewusst zu sein, unsere Tätigkeiten bewusst auszuführen. Gelingt uns das, wird uns auffallen, wenn sich unser Hund uns gegenüber nicht benimmt, sich unverschämt und respektlos verhält. Wobei dies nicht als Boshaftigkeit zu werten ist. Stellen wir uns ihm gegenüber, durch unser Auftreten und unsere Handlungen, nicht als respektable Persönlichkeiten dar, gibt es auch keinen Grund, sich uns gegenüber entsprechend zu verhalten.
Die wohl wichtigste Eigenschaft, die es dahingehend zu erarbeiten gibt, ist die Konsequenz, sowohl in der Interaktion als auch in der Kommunikation. Konsequenz schafft Berechenbarkeit und somit Vertrauen.
Durch Inkonsequenz entsteht Willkür und in der Folge oftmals verständlicherweise Unsicherheit aufseiten des Hundes. Es ist an uns, konsequent klare Grenzen zu setzen, so wie es sie in anderen Sozialverbänden ebenfalls gibt, auch unter uns Menschen.
Respektloses Verhalten fällt vielen nur innerhalb einer Interaktion auf, die auf Training beruht. Der Hund führt ein Signal bzw. Kommando nicht aus. Er steht z. B. auf, obwohl er sitzen soll, er schnüffelt weiter an einem Grasbüschel, obwohl er kommen soll, er rennt zu einem anderen Hund, obwohl ihm das untersagt wurde. All dies sind beispielhafte Szenen, in denen die Ansprache des Menschen vom Hund missachtet wird. Und dies sind auch Szenen, die Menschen dazu bewegen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Die Ignoranz der Ansprache des Menschen hat ihren Ursprung allerdings in der Ignoranz des Menschen als Person. Die Missachtung des Hundes uns als Person gegenüber abzustellen, ist maßgeblich für den Erfolg der Ausführung der Kommandos auf unsere Ansprache hin. Wenn er uns als Führungspersönlichkeit anerkennt und uns vertraut, wird er auch auf unsere Ansprache reagieren.
Jedem Lebewesen ist es im Grunde gleichgültig, was gesagt wird oder was getan wird. Viel entscheidender ist, wer etwas sagt oder wer etwas tut. Nicht das Wort oder die Handlung sind ausschlaggebend, sondern die Persönlichkeit dahinter.
»Ein achtsamer Umgang mit uns und unserem Hund ist der Schlüssel zu einem harmonischen Zusammenleben, ohne dass der Hund ständig Signale ausführen muss! Er darf im Rahmen von Grenzen und Regeln frei leben und kann sich bei uns in allen Lebenslagen sicher und geborgen fühlen.«
Auf den folgenden Seiten werde ich Ihnen zeigen, in welchen Situationen sich Ihr Hund Ihnen gegenüber unverschämt verhält, ohne dass Ihnen das bisher unter Umständen bewusst war und wie Sie sich zukünftig verhalten können, um dies zu ändern. Darüber hinaus werde ich darlegen, was den Hund als eigenständige und vollwertige Persönlichkeit ausmacht, welche artspezifischen und individuellen Bedürfnisse es zu respektieren gilt, welche Entscheidungen Sie treffen sollten, um als Führungspersönlichkeit anerkannt zu werden und welche Ihr Hund für sich selbst treffen darf und sollte, um seine physische und psychische Gesundheit möglichst lange zu erhalten. Vor allem für Letzteres spielt auch die Klarheit in der Kommunikation eine entscheidende Rolle. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Hunde mehr verstehen als nur beigebrachte Worte. Und doch ist das Beibringen von Kommandos unumgänglich, wenn wir uns in der Gesellschaft bewegen wollen.
Doch wann macht es Sinn, mich meinem Hund auf verbaler Ebene rein intuitiv zuzuwenden und wann verwende ich besser klare verbale Signale?
Wie vermittle ich meinem Hund die Signale und wie bleibe ich für ihn ein verlässlicher Kommunikationspartner?
Wie verhindere ich Unsicherheiten oder gar Furcht bei meinem Hund bei der Ausführung der Kommandos?
Dies sind viele Dinge, die erst einmal gar nichts mit dem Freilauf zu tun haben, die aber wichtig sind, damit unser Hund sich auf uns verlassen kann, uns vertraut und sich in der Folge mit Freude an uns orientiert, uns gerne beim Spaziergang begleitet und mit uns verbunden sein möchte.
Ich möchte Sie dabei unterstützen, Ihren Weg zu einem liebevollen und respektvollen Miteinander zu finden, mit größtmöglicher Freiheit für alle Beteiligten.
© Anna Auerbach/Kosmos
Kontaktliegen auf dem Sofa ist unser Abendritual.
© Anna Auerbach/Kosmos
Wann immer unser Hund sich in unserer Gegenwart aufhält, kommunizieren wir. Selbst dann, wenn wir ihn nicht beachten. Für den Hund bedeutet das, dass wir gerade keine Zeit für ihn haben.
© Anna Auerbach/Kosmos
Ein Blick als Frage: „Gehen wir weiter?“
Anubis wartet auf Pascal und schaut ihn dementsprechend an, was Pascal natürlich verbal lobt.
Sehen wir unseren Hund an, fühlt er sich wahrgenommen und in eine Situation mit einbezogen. Wir können das verstärken, indem wir uns zusätzlich unserer Worte bedienen, ihn ansprechen und mit ihm in Blickkontakt treten.
Eine Ansprache ohne Blickkontakt macht nur dann Sinn, wenn wir davon ausgehen können, dass der Hund unsere Worte auch begreift. Dazu müssen wir ihm diese beigebracht haben, was bei Kommandos immer der Fall sein sollte. Soll der Hund ein Kommando ausführen, ist es nicht notwendig, vorher Blickkontakt herzustellen, die verbale Ansprache ist hierbei ausreichend.
Sitzen wir beispielsweise am Tisch, essen gerade und beabsichtigen nicht, unserem Hund etwas davon abzugeben, macht es auch keinen Sinn, ihn in diesem Moment wortlos anzusehen. Auch wenn wir ihn dabei nicht ansprechen, könnte er dies als Aufforderung empfinden, zu uns zu kommen. Bei uns angekommen, wird der Hund dann entweder ignoriert oder abgewiesen, da wir ja keinen bewussten Kontakt herstellen wollten. Möchten wir also nichts von unserem Hund, sehen wir ihn auch nicht an!
© Anna Auerbach/Kosmos
Führt der Hund ein Kommando aus, ist kein permanenter Blickkontakt erforderlich.
Möchten wir den Hund in eine Situation nicht mit einbeziehen, sollten wir Blickkontakt vermeiden.
Begeben wir uns in die Gesellschaft, in den öffentlichen Raum, erleichtern Kommandos die Kommunikation und damit das Miteinander mit und unter Fremden.
In den eigenen vier Wänden ist es nicht unbedingt notwendig, dass wir unserem Hund beigebracht haben, dass bestimmte Worte eine bestimmte Bedeutung haben und welche Reaktion er auf diese Worte zeigen soll. Denn hier ist normalerweise keine Eile geboten und wir können ihn auch durch rein intuitive Ansprache lenken (siehe hier). Doch leider können wir unserem Hund nicht immer alle Zeit der Welt lassen, um auf unsere Ansprache zu reagieren. Es muss also Worte geben, die ihm individuell beigebracht wurden und auf die er sofort reagieren sollte.
Signal, Kommando, Befehl, Anordnung!
Wie Sie persönlich diese Worte betiteln möchten, liegt bei Ihnen. Klar ist, es sind weder Fragen noch Wünsche, noch Bitten, noch Einladungen, die wir unserem Hund gegenüber äußern. Fragen können verneint werden, Wünsche, Bitten und Einladungen ausgeschlagen werden. Beides ist hinsichtlich eines Kommandos inakzeptabel. Es sind Ansprachen, auf die unser Hund prompt reagieren muss. Nur so gelingt es, sich in der Gesellschaft zu bewegen, ohne begründet negativ aufzufallen und den Hund nicht zur Gefahr für sich und andere werden zu lassen.
Für mich ist der Einsatz der Stimme unerlässlich, wenn es darum geht, dem Hund die Bedeutung bestimmter Worte beizubringen. Einmal hinsichtlich der Worte selbst, aber auch in Bezug auf Lob und Korrektur.
Unsere Stimme ist etwas Persönliches, etwas Individuelles. Unser Hund kennt sie ab dem Tag seines Einzugs. Ich möchte sie nicht durch ein Hilfsmittel wie eine Pfeife ersetzen, überträgt die Stimme doch auch Emotionen, die beim Äußern eines Kommandos zwar mal hinderlich sein können, aber eben unsere Persönlichkeit auch ausmacht. Damit wir uns mit unserem Hund im öffentlichen Raum bewegen können, sind wenige Kommandos ausreichend.
Dieses Kommando dient dazu, zu überprüfen, wo sich unser Hund mit seiner Aufmerksamkeit gerade befindet, ohne dass er zu uns kommen muss. Die Distanz zu uns hat dabei keine Relevanz.
Ich verwende den Namen des Hundes für dieses Kommando, da wir Menschen dies im Umgang mit unseren Mitmenschen auch so handhaben.
Bewegen wir uns beispielsweise in der Stadt und vermuten, dass vor uns eine Person läuft, die wir kennen und wir möchten diese ansprechen, verwenden wir dazu üblicherweise den Namen: „Sabine?“, wenn wir uns nicht sicher sind, ob es auch tatsächlich Sabine ist, oder „Sabine!“, wenn wir uns sicher sind und wir möchten, dass sie sich umdreht.
In der Kommunikation mit unserem Hund wird seinem Namen aber noch eine weitere wichtige Eigenschaft zuteil. Der Name unseres Hundes sollte vor allen anderen Kommandos genannt werden, damit unser Hund diese unmissverständlich auf sich beziehen kann.
Würden wir darauf verzichten, hätten wir den Anspruch, dass der Hund vierundzwanzig Stunden am Tag in Bezug auf unsere geäußerten Worte aufmerksam ist, damit er, sobald er ein Wort hört, welches er kennt, sofort reagieren kann. Eine unrealistische Vorstellung!
Gerade in der Mehrhundehaltung ist das Voranstellen des Namens unerlässlich. Wie sonst sollten die Hunde individuell angesprochen werden können?
Falls bisher noch nicht so gehandhabt, sollte es zukünftig immer heißen: „Name, Kommando“, also beispielsweise: „Lina, Hier“.
Dabei sei an dieser Stelle schon einmal angemerkt, auch weil es für viele eine der größten Hürden darstellt, dass der Name des Hundes im Alltag nur noch fallen sollte, wenn wir den Hund auch direkt ansprechen. Erzählen wir von ihm, also wenn wir über ihn sprechen, können wir unserer Fantasie freien Lauf lassen und sämtliche Kosenamen wählen, die sich oft situationsbedingt auch ändern. Mal Hexe, mal Süße, mal Teufel, mal Schatz oder auch einfach der Hund. Verwenden wir ständig den Namen des Hundes, wenn wir von ihm erzählen, wird dieser letztlich, genauso wie der Großteil unserer Worte, im Wust unserer Sätze untergehen und unser Hund wird nicht mehr darauf reagieren.
Darüber hinaus sollten wir unseren Hund auch nicht mit seinem Namen ermahnen, wenn er beispielsweise ein Kommando nicht richtig ausführt.
Verinnerlichen wir: Der Name hat (nun) eine Bedeutung und sollte auch nur noch gezielt und nicht inflationär verwendet werden.
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Suri hebt den Kopf und schaut zu ihrem Menschen, als sie ihren Namen hört.
Wichtig ist, den Blickkontakt stets verbal zu loben. Allerdings nur verbal und nicht mit einem Leckerchen. Wenn wir den Hund in dieser Situation mit Leckerchen belohnen, bringen wir ihm unter Umständen bei, dass er auf seinen Namen kommen muss. Denn wie wollen wir ihm sonst das Leckerchen geben? Er soll aber auf seinen Namen hin nur Blickkontakt aufnehmen. Wenn er dies getan hat, wir ihn gelobt haben und soweit mit der Situation zufrieden sind, schauen wir den Hund auch nicht mehr weiter an. Das Lob bedeutet in dieser Situation: „Das war alles, was du tun musstest, es wird nichts Weiteres von dir erwartet!“
Deshalb wird der Hund auch gelobt, wenn er uns erst auf eine Korrektur hin anschaut. Das Lob bedeutet nicht, dass er das ganz toll gemacht hat, sondern nur, dass er nichts weiter zu tun hat.
Das Ende des Blickkontaktes nach dem Lob signalisiert dem Hund das Ende der Interaktion. Würden wir ihn nach dem Lob weiterhin ansehen, ohne etwas zu sagen, dürfte er im Grunde in der Situation nicht einfach machen, was er will, da wir durch den Blickkontakt ja weiterhin in Interaktion mit ihm sind. Allerdings wird ein stoisches Anschauen früher oder später jedem Hund schlichtweg zu blöd, wenn keine weitere Ansprache erfolgt und er wird sich anderen Dingen zuwenden. Das wäre allerdings als Frechheit zu werten, was uns als Mensch jedoch nicht auffallen würde, da wir ja mittels des geäußerten Kommandos nur den Blickkontakt eingefordert hatten.
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1. Bruno schaut nicht, läuft aber auf Annette zu. Er ignoriert sie also nicht.
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2. Annette bleibt freundlich im Ton: „Hallo, Großer.“
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3. Bruno schaut daraufhin Annette an, was von ihr gelobt wird.
Wann verwenden wir dieses Kommando „Sieh mich an“ und wie ist der genaue Ablauf?
Der Hund scheint mit der Aufmerksamkeit bereits zu lange anderswo zu sein, hat uns schon eine gewisse Zeit nicht von sich aus angeschaut oder widmet seine Aufmerksamkeit einer für ihn reizvollen Situation, z. B. einem anderen Hund, einer anderen Person.
Wir sprechen den Hund an: „Name“
Dann ergeben sich folgende Möglichkeiten:
Der Hund schaut uns sofort an.
– Er wird sofort verbal gelobt und danach nicht mehr angeschaut.
Der Hund zeigt keine Reaktion.
– Wir korrigieren ihn, bis er schaut und loben ihn verbal, wenn er dies dann tut.
Der Hund schaut nicht, aber läuft in unsere Richtung auf uns zu.
– Er verhält sich in dieser Situation uns gegenüber nicht ignorant, zeigt jedoch nicht die gewünschte Reaktion. In diesem Fall verhalten wir uns freundlich gegenüber unserem Hund. Anstatt einem lauteren „Hey“, wie es bei Punkt 2 angebracht wäre, äußern wir eher ein nettes „Hallo“, „Süße“, „Dicker“, bis der Hund Blickkontakt aufnimmt. Auch dann erfolgt das verbale Lob durch uns.
Was die Auswahl des Namens betrifft, sollten Sie hier ebenfalls Ihre Emotionen sprechen lassen. Der Name sollte eine Bedeutung haben, die mehr ist als eine sachliche Ansprache.
Beispiel: Nie vergessen werde ich den Saluki Eman. Er reagierte schlecht auf die Ansprache von Sylvia. Nach einiger Zeit fragte ich sie, ob der Name für sie zum Hund passen, ob sie damit emotional irgendetwas verbinden würde. Ich persönlich tat mich schwer mit diesem Namen. Für mich klang er abgehackt, kalt und ohne Emotion. Sylvia sah mich fragend an. Ich schlug ihr vor, sich einen anderen Namen zu überlegen. Eman war vom Züchter eingetragen worden und Sylvia hatte ihn so übernommen. Irgendwann teilte sie mir mit, dass Eman nun Elvin hieß. Ein Name, der ihr gefiel und den sie auch mit Emotionen verbinden konnte. Ob Elvin daraufhin besser reagierte, kann ich nicht sagen, aber wenn nicht, sind die Gründe hierfür an anderer Stelle zu suchen und sicher auch zu finden.
Ich selbst habe meine erste Hündin auch umgetauft. Aus Sinem wurde Sahra. Mit ihrem ursprünglichen Namen konnte ich nichts anfangen, auch wenn ich nicht sagen kann, dass er mir nicht gefiel. Ich wollte aber verhindern, den Fehler, den ich mit meinem ersten Hund begangen hatte, zu wiederholen. Hanoun war dreizehn Jahre ein liebenswerter Begleiter und er folgte auch vorbildlich. Aber im Nachhinein muss ich sagen, passte der Name nicht zu ihm. Jetzt könnte man annehmen, dass es daran lag, dass Sinem und Hanoun keine gewöhnlichen Namen waren. Dem ist aber nicht so. Enisa und Gioia sind ebenfalls seltene Namen, trotzdem passen sie für mich wunderbar zu diesen beiden Hunden. Enisa, die treue Gefährtin, Nomen est omen, die sich tatsächlich zu einer solchen entwickelt hat, und Gioia, die Freude, die ihrem Namen alle Ehre macht und der stets gut gelaunte Sonnenschein in unserer Familie ist.
Suchen Sie für Ihren vierbeinigen Liebling einen Namen, den Sie auch fühlen können und scheuen Sie sich nicht, sollte der Hund bereits einen Namen besitzen, diesen zu ändern.
Welches Wort man hierfür verwendet, spielt im Grunde keine Rolle. Sie können Ihrem Hund auch beibringen, dass er auf das Wort „Cocktail“ zu Ihnen kommen soll. Für viele ist allerdings ein Wort hilfreich, das in den Kontext passt. Beispiele sind: „Hier“, „Bei mir“, „Zu mir“, „Hierher“, „Hand“, „Fuß“, „Bein“, „Seite“
Wichtig ist für dieses Kommando ein Wort zu verwenden, das Sie intuitiv, vor allem dann, wenn Sie den Hund korrigieren müssen, nicht verwenden. „Komm“ wird beispielsweise sehr gerne als Kommando in diesem Kontext eingesetzt. Ich habe es in der Liste absichtlich nicht aufgeführt, da viele Menschen dieses Wort auch in der verbalen Korrektur verwenden.
„Name, Komm“. Zeigt der Hund daraufhin keine Reaktion, ruft der Mensch intuitiv: „Los, komm jetzt her!“ Damit hätte der Mensch das Kommando wiederholt und dies sollte man möglichst vermeiden. Es fällt meist leichter, sich ein anderes Signalwort zu überlegen, als sich Automatismen abzugewöhnen. Sollten Sie aus Bayern stammen und „Komm“ als Signal verwenden, kann es gut sein, dass dies problemlos möglich ist. Oftmals wird aus dieser Region nämlich mit „Los, geh jetzt her!“ korrigiert, was ja keine Wiederholung des Kommandos „Komm“ wäre.
Auch in der intuitiven Ansprache wird das Wort „Komm“ häufig verwendet. „Komm, wir gehen Gassi!“, „Komm, lass das mal!“ Achten Sie darauf, ob dies bei Ihnen der Fall ist. Sollte es so sein, sollten Sie das Wort „Komm“ nicht als Kommando verwenden.
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Gioia kommt auf ihr Kommando hin zu mir.
Kontextbezogen haben sich folgende Worte bewährt: „Nein“, „Schluss“, „Lass das“, „Stopp“, „Fertig“
Bei diesem Kommando ist als Einziges zu beachten, dass man auch dann nicht lobt, wenn der Hund sein Verhalten sofort abbricht bzw. erst gar nicht beginnt. Dabei ist wichtig zu verstehen, dass man diese Aufforderung stets auf das bezieht, an das der Hund gerade denkt! Und das ist nicht immer auch das, was er gerade tut.
Beispiel: Stellen wir uns vor, unser Hund markiert einen Strauch, hat aber, während er dies, tut schon einen anderen Hund im Blick, zu dem er gerne laufen möchte. Geben wir ihm in dieser Situation das Kommando, wird er im besten Fall nicht aufhören zu markieren, sondern, wenn er fertig ist, unserer Anordnung nachkommen und nicht zu dem anderen Hund laufen.
Gelobt wird dieses Kommando nicht. Man würde auch kein Kind loben, wenn es auf unsere Anordnung keine Blume abreißt oder keinen Schmetterling fängt. Manchmal darf man eben bestimmte Dinge im Leben nicht tun. Das ist auch innerhalb eines Hunderudels so. Wird von einem Rudelmitglied Unmut gegenüber den Absichten eines anderen geäußert, sich z. B. noch den Rest einer Pizzaschnitte zu holen und dieser lässt daraufhin von seinem Vorhaben ab, wird er dafür auch kein Dankeschön erhalten.
Dies ist wohl das wichtigste Kommando in Bezug auf konsequentes Handeln und auch das, welches die Hunde am schnellsten zu begreifen scheinen. Alle Kommandos, die der Hund mit einer bestimmten Körperposition oder mit einer bestimmten Örtlichkeit verbindet, würden hinfällig, wenn es kein Kommando gäbe, das den Hund dazu berechtigt, die Körperposition wieder zu ändern oder die Örtlichkeit wieder zu verlassen. Denn dann würde der Hund immer selbstständig entscheiden (dürfen), wann er die Anordnung lange genug ausgeführt hat. Dies ist aber nicht Sinn und Zweck einer Aufforderung. Von den bisher aufgeführten Kommandos wäre nur das Kommando, das unter Punkt 2 (ein Kommando, das bedeutet „Komm zu mir, bleibe bei mir, auch wenn ich mich bewege, bis ich das Kommando auflöse bzw. wieder freigebe“) beschrieben wurde, zu entlassen.
Sollten Sie Ihrem Hund über diese Kommandos hinaus weitere statische wie z. B. „Setz dich“, „Leg dich“, „Bleib an dieser Stelle“ oder „Geh auf deine Decke“ beigebracht haben, müssen Sie auch diese auflösen bzw. freigeben.
Hierfür eignen sich folgende Worte: „Lauf“, „Geh“, „Frei“, „Fertig“, „Ok“
Wichtig ist zu beachten, dass man die Worte nicht in einem anderen Kontext seinem Hund gegenüber verwendet. So benutzen viele Menschen das Wort „Weiter“, wenn der Hund hinter ihnen schnüffelt und sie erreichen möchten, dass dieser weiterläuft. Er müsste also auf „Name, Weiter“ in Richtung seines Menschen laufen. Verwendet man das Wort „Weiter“ im Sinne einer Freigabe, muss der Hund aber nicht weiterlaufen, er darf weiterlaufen, aber auch sonst machen, was er möchte. Würde er sich entscheiden, weiterhin bei seinem Menschen zu bleiben, wäre dies auch in Ordnung. Verwendet man in beiden Situationen „Weiter“, könnte der Hund dies so interpretieren, dass er, am Grasbüschel schnüffelnd, nicht weiterlaufen muss, sondern, da er ja machen darf, wonach ihm der Sinn steht, einfach weiterschnüffeln kann.
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Chinta wird von mir aus dem Kommando entlassen.
12 Schritte im Überblick
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1. Chinta ist im Freilauf und hat noch kein Kommando.
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2. Bevor die Leine spannt, kommt das Kommando. In diesem Fall „Chinta, Hier“.
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3. Chinta kommt schnell und freudig zu mir zurück.
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4. Sobald sie bei mir ist, lobe ich sie. „Prima, Hier“.
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5. Ich bewege mich und Chinta muss bei mir bleiben.
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6. Erkenne ich, dass sie nicht mehr aufmerksam ist, korrigiere ich sie.
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7. Ich lobe jeden Schritt, den sie ordentlich mit mir geht.
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8. Ich tippe sie an, weil sie zu weit von mir entfernt ist.
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9. Sie reagiert und kommt wieder zu mir. Jetzt wird sie gelobt. „Fein, Hier“.
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10. Sie läuft schön an meiner Seite. „Super, Hier“.
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11. Ich löse das Kommando wieder auf. „Chinta, Frei“.
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12. Jetzt darf Chinta wieder tun, was sie möchte.
Ihr Hund sollte nach dem Öffnen von Tür oder Kofferraum nicht einfach aus dem Auto poltern, um die Umgebung zu inspizieren und Sie dabei völlig ausblenden. Deshalb sollte er auf sein Kommando warten, auf das er dann das Auto verlassen darf. Wählen Sie ein Wort, das für Sie in den Kontext passt und das Sie sonst nicht verwenden: „Hepp“, „Hopp“, „Raus“, „Aussteigen“