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Toulouse ist das leicht zu erreichende Sprungbrett einer Region, die Hochgebirge und Mittelmeer, einsame Lagunen und urige Wälder, quirlige Backsteinstädte und romantische Bastiden in einem Puzzle von 13 Départements vereint: Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Der echte Midi beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre ganz eigene Kultur, Sprache und Küche pflegt. L’Occitanie ist Frankreich – und doch ganz anders. Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 Grand Sites – und schier unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwele enthält dieser Band: besondere Menschen, einzigartige Museen, Wander- und Radeltipps, Naturperlen und Kunststätten, die überraschen. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!
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Seitenzahl: 225
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IMPRESSUM
Okzitanien – Frankreichs Süden
50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade
Hilke Maunder, www.meinfrankreich.com
© 2021 360° medien
Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann
www.360grad-medien.de
Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.
Redaktion und Lektorat: Christine Walter
Satz und Layout: Serpil Sevim-Haase
Gedruckt und gebunden:
Lensing Druck GmbH & Co. KG I Feldbachacker 16 I 44149 Dortmund
www.lensing-druck.de
Bildnachweis: siehe Seite 256
ISBN: 978-3-96855-156-2
Hergestellt in Deutschland
www.360grad-medien.de
Hilke Maunder
OKZITANIEN
Frankreichs Süden
VORWORT
Bienvenue in Okzitanien. Willkommen in einer Großregion mit 13 Départements, die eine schier unglaubliche Vielfalt an Landschaft, Kulturerbe, Küchentraditionen und Menschen umfasst. 2016 wurde sie mit einem Federstrich administrativ zusammengezimmert aus den beiden ehemaligen Regionen Midi-Pyrénées und Languedoc-Roussillon. Sie ist mit 72.760 Quadratkilometern größer als die Schweiz (41.285 Quadratkilometer) und Belgien (30.688 Quadratkilometer) zusammen. Und übertrumpft auch Bayern (70.500 Quadratkilometer).
Für die Nordkatalanen, die in den Pyrénées-Orientales vier der fünf alten Comarcas dominieren, ist Occitanie keine Heimat. Sie übermalen Straßenschilder mit Pays Catalan oder Catalunyà und stellen im Vallespir, Conflent, im Roussillon und auf der Cerdanyà Hinweisschilder auf mit Entfernungsangaben nach Okzitanien. Einzig der Fenouillèdes gibt sich dort okzitanisch.
L’Occitanie nennt es sich selbst und trägt im Namen noch Spuren der Sprache, die einst im Süden Frankreichs allgegenwärtig war: die Langue d’Oc. Paris ist weit entfernt, territoriale Politik statt Zentralismus heute bei vielen politischen Vorhaben die Maxime.
Okzitanien – von der Fläche her die Nummer zwei in Kontinentalfrankreich, von der Einwohnerzahl auf Platz fünf. In der Wirtschaft ist Occitanie die weltweit zweitgrößte Schmiede der Luftfahrt. Dafür sorgen neben Airbus und Latécoère, Weltmarktführer für Flugzeug-Verkabelungen, auch Weltunternehmen wie Dassault, EADS, Safran und Thales. Die Holz- und Papierindustrie sowie die Lebensmittelproduktion sind weitere wirtschaftliche Schwergewichte.
Okzitanien beginnt im Norden in der Bergwelt der Cevennen, im „Midi moins le quart“ („Midi minus einem Viertel“). Im Osten endet Occitanie an der Rhône, im Westen am Adour, im Süden an der spanischen Grenze auf dem Hauptkamm der Pyrenäen. Es ist ein altes Kulturland, geprägt von mehr als 2000 Jahren Geschichte. Römer und Katharer hinterließen ihre Spuren, Pastellbarone und Malerfürsten.
Ein Baron aus Béziers erdachte für den Sonnenkönig die schönste Verbindung zwischen Atlantik und Mittelmeer: den Canal du Midi, heute Traumstrecke für Hausbootkapitäne, Radler und Weitwanderer. Die Mittelmeerküste Okzitaniens verwandelten weltberühmte französische Architekten in den 1960er-Jahren in „La Floride Française“. La Grande-Motte, Le Cap d’Agde, Canet & Co.: Eine Handvoll funktioneller Ferienstädte säumt seitdem die endlosen Sandstrände. Im Hinterland bewahren ursprüngliche Landschaften und Dörfer die Kultur, Natur und Lebensart Okzitaniens. Naturparks schützen die Garrigue am Gardon, die Felsklippen des Haut-Languedoc, die dunklen Wälder der Montagne Noire und die Berge der Corbières, auf deren Spitzen sich die Katharer in Burgen verschanzten.
Okzitanien ist eine Region voller Genuss. Gascogne und Gers locken mit Stopfleber und Armagnac, die Lagunen mit Austern, das Meer mit feinstem Fisch, Aveyron und Pyrenäen mit weltberühmtem Käse. Lebenslust und Lebensart vibrieren in den kapitalen Konkurrenten: in der backsteinroten „Ville Rose“ Toulouse und der Boomtown am Lez, Montpellier.
50 Geheimtipps abseits der ausgetretenen Pfade laden ein, Okzitanien jenseits seiner schier unglaublichen Fülle an bekannten Sehenswürdigkeiten neu zu entdecken. Und doch auch dort den Charakter der Region zu erfassen: Viele der Ziele verweisen über den Ort hinaus auf die Geschichte des Landes, das Typische der Region. Denn selbst Welterbe birgt abseits noch Unbekanntes: Lassen Sie sich überraschen!
Hilke Maunder
INHALTSVERZEICHNIS
WILLKOMMEN IN OKZITANIEN
TOP TEN DER SEHENSWÜRDIGKEITEN
KURIOSES & BESONDERHEITEN
TOULOUSE
1.Le Rond de Serviette: Foie gras grenzenlos
2.Das Schloss des Grauens: der einstige Sitz der Gestapo
3.Prison Saint-Michel: vom Knast zur Kultur
4.BBB Centre d’Art: Katalysator für zeitgenössische Kunst
DIE SCHLUCHTEN UND BERGE DES NORDENS
5.Le Malzieu-Ville: die Bastide der Bestie
6.Véloroute de la Vallée du Tarn: strampelnd stromaufwärts
7.Nîmes: Petit Berlin bei den Römern
8.Rivière-sur-Tarn: der Käse aus dem Fels
9.Lussan: bei den Kamisarden
10.Die Gärten von Gourdon-en-Quercy
11.Peyro Levado: die „Pierre Plantée“ von Lacaune
12.Langogne: bei Gargantua
13.Les Falaises d’Orque: die Kinderstube des Steinadlers
14.Lavaur: in die Platte gesteckt
15.Saint-Antonin-Noble-Val: Wanderung zum Roc d’Anglars und dem Causse d’Anglars
16.Bassin de Saint-Ferréol: die Quelle des Canal du Midi
IM BREITEN TAL DER GARONNE UND IHRER NEBENFLÜSSE
17.Nègrepelisse: La Cuisine – die Küche der Kunst
18.Les Croustades d’Isabelle: süß oder salzig?
19.Château de Magrin: das Pastell-Schloss
20.Château de Millet: der Armagnac-Keller…
21.Domaine de Vivarié: stylish schlummern im Gutshof
22.Saint-Gervais-sur-Mare: steinreiches Pilgerdorf
23.Pouzolles: die „Circulade“ am Thongue
24.Forêt de Bouconne: die Vision im Wald
25.Azille: die kleine „Bourg“ mit dem großen Boulevard
26.Saint-Rome: die Utopie des Grafen
27.Château de Penne: Wiederaufbau zum Zuschauen
DIE MITTELMEERKÜSTE (GARD, HÉRAULT, AUDE, PYRÉNÉES-ORIENTALES)
28.Gorges de Galamus: Schlucht auf der Grenze
29.L’Arbre Blanc & Co: Montpelliers moderne Ikonen
30.Lac de Montbel: Karibik mit Pyrenäen-Blick
31.Brasserie du Quercorb: das Craftbier der Katharer
32.Domaine de la Salz: das salzige Herz
33.Le Moulin: neues Handwerk im alten Textilwerk
34.Saint-Martin-du-Canigou: Auszeit am heiligen Berg
35.Mas Larrieu: die wilden Dünen am Tech
36.Anse de Paulilles: Sprengstoff am Strand
37.Die heißen Quellen in der Heimat der Têt
38.Llívia: Spaniens Enklave in Okzitanien
DIE BERGSPITZEN DER PYRENÄEN (ARIÈGE, SÜDEN VON HAUTE-GARONNE, HAUTES-PYRÉNÉES)
39.Arreau: bei den Unberührbaren
40.Aucun: Schieferperle des Val d’Azun
41.Naturpark Néouvielle: der Lac de l’Oule
42.Der Samstagsmarkt von Aspet: der Genuss der Berge
43.Mushing in den Pyrenäen
44.Bethmale: das Tal der Schnabelschuhe
45.Col du Pradel: wo der Gelbe Enzian wächst
46.Pamiers: der Friedhof der Vogelscheuchen
47.Donezan: das Klein-Kanada der Pyrenäen
48.Pays de Sault: Refugium auf der Höhe
49.Gâteau à la Broche: ein Kuchen wie eine Tanne
50.Col du Soulor: Biking & Birding
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Bildnachweis
In den Monaten vor der Veröffentlichung dieses Buchs mussten Lokale und Besucherattraktionen immer wieder aufgrund der Corona-Pandemie ihre Öffnungszeiten einschränken oder zeitweise komplett schließen. Die in diesem Band angegeben Öffnungszeiten wurden gewissenhaft nach dem letzten bekannten Stand recherchiert – mit weiteren Änderungen ist jedoch nach der Pandemie zu rechnen, weshalb wir Lesern empfehlen, während des Aufenthalts in Okzitanien Öffnungszeiten anhand der hier aufgeführten Internetseiten selbst zu überprüfen.
Der einstige Bahnhof von Cauterets in den Hochpyrenäen
WILLKOMMEN IN OKZITANIEN!
Südfrankreich! Schon der Name weckt Sehnsucht, trägt die Wärme des Südens in die Gedanken, ruft Bilder von leuchtend gelben Sonnenblumenfeldern, grünen Weingärten mit dunklen Trauben, Sonnenstränden und Karstlandschaften hervor, auf denen die Kräuter der Garrigue die Sinne betören: Rosmarin, Thymian, Salbei und Co.
Auf bunten Bauernmärkten liegen die typischen Aromen der südfranzösischen Küche gebündelt neben den geschützten Spezialitäten der Region: den süßen Zwiebeln der Cevennen, den Aprikosen des Roussillon, den Kirschen aus Céret und den berühmten Rohmilch-Käsen wie Roquefort oder Pélardon.
Die Klippen von La Franqui bei Leucate
Wer unter dem dichten Blätterdach der Platanenalleen zwischen Rhône und Garonne das Land bereist, entdeckt trutzige Festungen auf steilen Felsspitzen, wehrhafte Bastiden, mittelalterliche Kleinstädte und Dörfer mit der unnachahmlichen Muße des Midi. Auf dem Marktplatz plätschert ein Brunnen, Kopfsteinsträßchen entführen in enge Gassen mit altem Fachwerk, roten Ziegeln, Innenhöfen und blühenden Gärten.
Sobald man sich jedoch der Küste nähert, zeigt Südfrankreich mehr Temperament: Mit lautem Lachen und Gejohle werden die Stiere zur Feria durch die Straßen gejagt, werden beim Schifferstechen von Sète weiß gekleidete „Jouteurs“ in die Fluten des königlichen Kanals gestoßen, wird auf den Strandseen von Leucate hart am Wind gesurft. Abends erklingt allerorten Musik, unterhalten angesagte Strandbars Szenegäste mit Hip-Hop und Hits, wird auf lauschigen Plätzen die Sardana getanzt und aus vollen Zügen das Leben genossen. Mit Austern zum Aperitif, Tapas zum Sherry und Traditionsgerichten wie Cassoulet, dessen Entstehung genauso legendär ist wie sein unvergleichlicher Geschmack.
Das Château de Magrin birgt heute ein Pastellmuseum.
Südfrankreich! Das heißt seit der Gebietsreform von 2016 nun Occitanie (Okzitanien) und erstreckt sich zwischen den Pyrenäen im Südwesten und der Petite Camargue im Osten entlang der französischen Mittelmeerküste und gen Norden landeinwärts bis zu den Cevennen und den Causses. Berühmte Berge wie der Pic du Midi (2877 Meter), der Canigou (2784 Meter) und der Pic Carlit (2921 Meter) begeistern Gipfelstürmer und Skifahrer und haben sich mit Traditionen und Legenden tief ins Gedächtnis des Region verankert. Die Cevennen locken mit Weitblick vom Mont Lozère (1699 Meter) und Mont Aigual (1567 Meter).
Mit 72.724 Quadratkilometern bildet Okzitanien flächenmäßig die zweitgrößte Region Kontinentalfrankreichs. Knapp sechs Millionen Einwohnern leben dort in den 13 Départements Ariège, Aude, Aveyron, Gard, Gers, Haute-Garonne, Hautes-Pyrénées, Hérault, Lot, Lozère, Pyrénées-Orientales, Tarn und Tarn-et-Garonne. Seine Hauptstadt ist seit 2016 Toulouse. Ihre Backsteinarchitektur, die im Licht der untergehenden Sonne leuchtet, verlieh der größten Stadt der Region den Beinamen „ville rose“. Größte Konkurrentin ist eine Boomtown, die sich gerne den Beinamen „sur Mer“ anhängen würde und daher seit Jahren mit gigantischen Bauprojekten vor allem gen Süden wächst: Montpellier. Bereits Jean Rabelais studierte dort an der ältesten medizinischen Fakultät der Welt. Bereits 1220 wurde sie gegründet!
Saint-Lary in den Pyrenäen von Ariège
Auf Schritt und Tritt ist in Okzitanien die Geschichte lebendig. Nîmes inszeniert in seiner Arena alljährlich im Mai grandiose Römerspiele. Mittelspiele und Mittelalterfeste beleben die großartigen Burgen der Katharer von Peyrepertuse, Quéribus und Puilaurens, und auch in der Cité von Carcassonne kreuzen sich im Sommer die Lanzen.
Wie sehr die Künstler begeistert von Okzitanien waren, zeigt Collioure mit seinem Chemin des Fauves. „Die Wilden“, das waren Maler wie Henri Matisse, Georges Braque, Raoul Dufy, Tsuguharu-Léonard Foujita, Othon Friesz, Juan Gris und Albert Marquet. Angezogen vom Licht und den Farben des alten Sardinenfischerhafens, machten sie das Dorf an der Côte Vermeille zum Sujet – und weltberühmt. Mit 20 Stationen zeigt dort ein Rundwege Motive und Werke.
Hin kommt man von Norden auf der mautfreien Autobahn A75, deren Höhepunkt das weltberühmte Viadukt von Millau über den Tarn ist. Weiter östlich führt im Tal der Rhône die Sprintstrecken „Route du Soleil“ zur Autobahn A9, die als „La Languedocienne“ dem Verlauf der römischen Via Domitia folgt. Sie verband in der Antike das gallo-römische Reich mit der iberischen Halbinsel. Seine Hauptstadt hieß Narbonne, und genau dort eröffnete mit Narbo Via im Frühjahr 2021 das zweite große Antikenmuseum Okzitaniens nach Nîmes.
Nur wenige Kilometer entfernt, hatte sich im Oppidum d’Ensérune das Erbe der Gallier erhalten. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts hatten sie auf der Spitze eines Hügels ihre erste Stadt errichten. Von oben eröffnen sich weite Blicke auf das nächste Unikum: den Étang de Montady. Im Mittelalter wurde die einstige Mittelmeerlagune trockengelegt durch sternförmige Kanäle. Sie bescherten dem Land eine ungewöhnliche Tortenstück-Struktur – und dem Canal du Midi eine Tunnelpassage.
Mitten im Trubel, einsam in der Natur oder abseits in unberührten Ecken: Überall in Okzitanien locken einzigartige Entdeckungen und Begegnungen, Erlebnisse, die berühren, und Eindrücke, die man nie vergisst. Ob Sie nun Stand-up-Paddeln auf dem Étang de Thau oder durch die einsamen Höhen der Cevennen streifen: Südfrankreich macht süchtig. Wer einmal hier war, wird immer wieder kommen und noch zu Hause das Zirpen der Zikaden zu hören vermeinen.
TOP 10
DER SEHENSWÜRDIGKEITEN IN OKZITANIEN
1Pont du Gard: Paddeln, planschen, Lichtershow: Das schönste Aquädukt der Römer ist ein Erlebnis für alle Sinne. Das Welterbe wurde ganz ohne Mörtel errichtet und transportierte ab 19 n. Chr. das Wasser der Eure-Quelle in den Hügeln von Uzès über 50 Kilometer weit bis nach Nîmes, um die wachsende Stadt zu beliefern. Die Aufgabe schien unlösbar, gab es doch auf der Strecke nur einen Höhenunterschied von 17 Metern und damit ein Gefälle von nur 0,034 Prozent. Zudem kreuzte der Gardon den geplanten Lauf des Aquädukts. Die Probleme lösten die antiken Ingenieure von Agrippa mit dieser Brücke der Superlative, die seit 1985 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt; pontdugard.fr
2Nîmes: In Nîmes lebt die Antike. Das Amphitheater von Nîmes liegt mitten in der Stadt und gehört – dank Konzerten, Kongressen oder Stierkämpfen – noch heute wie selbstverständlich zum Alltag der römischen Kolonie, die Kaiser Augustus vor gut 2000 Jahren gründete. Gegenüber blättert das Musée de la Romanité die gallo-römische Vergangenheit auf, deren Erbe auch die Maison Carrée und die Jardins de la Fontaine bewahren. Wie „branché“, sprich angesagt, Nîmes heute ist, zeigen Ausstellungen im Carré d’Art und Street-Art in Vierteln wie Richelieu und Gambetta; nimes-tourisme.com
3Montpellier: Okzitanien ist zum Paradies für Architekten von Weltruf geworden. Montpellier hat nach Ricardo Bofill Stars wie Jean Nouvel, Zaha Hadid, Philippe Starck und Sou Fujimoto verpflichtet. Doch in ihrem Herzen hat die alte Hauptstadt des Hérault das Flair des Midi in seinem charmanten Écusson-Viertel bewahrt, mit Kopfsteingassen und stattlichen Stadtpalais, Boutiquen und Bars. Gute Stube der Stadt ist der Place de la Comédie mit seinen Straßencafés, Bistros, Bürgerhäuser der Gründerzeit und der Oper, die nach dem Vorbild der Opéra Garnier von Paris entstand; montpellier-tourisme.fr
4Sète: Sète ist der größte französische Fischereihafen und zweitwichtigster Handelshafen am Mittelmeer. Jenseits der Industrie- und Hafenanlagen präsentiert sich das „Venedig des Languedoc“ bunt und mediterran mit seiner Häuserfront am Canal de Sète. Der italienisch wirkende Stichkanal zwischen dem Étang de Thau und dem Mittelmeer ist alljährlich im Sommer Bühne für das Fischerstechen. Zwei sehenswerte Museen sind den berühmten Söhnen der Stadt gewidmet, dem Schriftsteller Paul Valéry (1871 bis 1945) und dem Chansonsänger Georges Brassens (1921 bis 1981). Die Nehrung säumt ein endloser, feiner Sandstrand, der sich bis nach Marseillan hinzieht;tourisme-sete.com
5Carcassonne: Mit seiner berühmten Cité, die mit 52 Türmen als stolze Welterbe-Festung eine Hügelspitze bekrönt, und dem Hafen am Canal du Midi gehört Carcassonne zu den touristischen Hotspots des gesamten Frankreich. Und doch verirren sich nur wenige in die Unterstadt, die „ville basse“. Ludwig der Heilige hatte sie auf der anderen Seite des Aude-Flusses als schachbrettartige Bastide anlegen lassen. Ihr Herz bildet die Place Carnot, auf der Dienstag, Donnerstag und Samstag ein großer Markt stattfindet; tourisme-carcassonne.fr
6Collioure: Collioure ist das schönste Städtchen der Côte Vermeille, der Purpurküste zwischen Argelès und der spanischen Grenze in den Pyrénées-Orientales von Okzitanien. Fauves-Maler wie André Derain, Georges Braque und Henri Matisse machten den alten Fischerort als Motive ihrer Bilder weltberühmt. Bis heute werden dort Anchovis verarbeitet. Die Bucht dominiert das Château Royal, das bis heute auch militärisch noch genutzt wird – morgens trainieren die Soldaten mitunter am Strand; collioure.com
7Katharerweg: Bis heute sind die Katharer, die sich vom Papst lossagten und ein strenggläubiges, asketisches Leben führten, geheimnisumwittert. Schreckliche Geschichten sind überliefert von den Auseinandersetzungen zwischen den päpstlichen Kreuzrittern und den Ketzern. Zu ihren spektakulären Burgen auf schwindelerregenden Felsspitzen und köstlichen Weinen am Wegesrand führt der Sentier Cathare als Grande Randonnee GR367. Der Fernwanderweg beginnt an den Badestränden und Salzseen von Port-la-Nouvelle am Mittelmeer und endet nach rund 250 Kilometern in Foix am Fuße der Pyrenäen; audetourisme.com/fr/a-voir-a-faire/incontournables/sentier-cathare
8Canal du Midi: Der Canal du Midi gehört zu den schönsten Wasserwegen Okzitaniens. Platanengeschmückte Treidelpfade, Sonnenblumenfelder, Herrenhäuser und gotische Glockentürme, Dörfer und Marktflecken begleiten dort das blaue Band des Südens. Schon die Römer träumten von einer Wasserstraße zwischen Mittelmeer und Atlantik. Mächtige und Macher versuchten sich an der Idee, selbst Leonardo da Vinci scheiterte. Bis ein Baron aus Béziers die Lösung fand, den Sonnenkönig Ludwig XIV. überzeugte und im Herbst 1667 in Toulouse den ersten Spatenstich wagte: Pierre-Paul Riquet. Heute starten Freizeitskipper in bunten Lastkähnen, gemütlichen „Penichettes“ oder komfortablen Kabinenkreuzern zu Hausboottörns. Radler folgen auf Treidelpfaden seinem Lauf und kaum ein Weg ist schöner zum Spazierengehen! tourismecanaldumidi.fr
9Toulouse: Färberwaid (Pastell) machte Toulouse im Mittelalter reich und zur „ville rose“, zur roten Stadt, in deren Backstein-Altstadt hohe „Türme des Stolzes“ vom einstigen Wohlstand zeugen. Heute ist Frankreichs viertgrößte Metropole mit 118.000 Studierenden zweitgrößte Unistadt des Landes und mit Global Players wie Airbus oder Latécoère Europas Kapitale der Luftfahrt. Wie anspruchsvoll und vielseitig auch die Kulturszene ist, beweist „Tolosa“ Tag für Tag, Monat für Monat mit einem prall gefüllten, immer wieder spannenden und überraschendem Veranstaltungs- und Festivalkalender; toulouse-tourisme.com
10Pyrenäen-Nationalpark: Es gurgelt und rauscht im tiefen Wald. Dann blitzt plötzlich zwischen hohen, alten Tannen wildes Wasser auf, auf dem Sonnenstrahlen wie Sterne tanzen: Der Pont d’Espagne gehört zu den Höhepunkten im Herzen des Pyrenäen-Nationalparks. 100 Kilometer lang, aber maximal nur 15 Kilometer breit, schützt der Park die Hochgebirgslandschaften des Felsriegels an der Grenze zu Spanien. Mit 457 Quadratkilometern ist er der größte der drei Nationalparks in den Pyrenäen, die wilder, ursprünglicher und völlig anders als die Alpen sind; pyrenees-parcnational.fr
KURIOSES & BESONDERHEITEN
AUS OKZITANIEN
Okzitanien ist „le Midi“: Frankreichs Gegenentwurf im Süden. Paris ist weit weg, die Sprache eine Langue d’Oc, und der Stolz groß. Und das hat Gründe, die einzigartig und besonders sind.
In Südfrankreich liegt die Wiege des Homo Sapiens. Vor 450.000 Jahren haust dort der „Homme de Tautavel“ in der Caune Arago, einer Höhle in den Bergen der Corbières beim Winzerdorf Tautavel. Älter ist kein Europäer! Wie er gelebt und gejagt hat, verrät das Musée de Préhistoire in Tautavel.
Legenden und Mythen durchziehen das Land. Doch keine lockt so sehr wie das Geheimnis um den heiligen Gral, der dort versteckt sein soll. Oder hatte der Abt Saunière bereits den Schatz der Templer gefunden, wie es Noël Corbu (1912 bis 1968) behauptet? Der geschäftstüchtige Gastronom hatte 1946 das Wohnhaus von Bérenger Saunière erworben und darin ein Hotel nebst Restaurant eröffnet. Zu Gast war dort auch der adeliger Trotzkist Gérard de Sède. 1967 veröffentliche der Marquis mit „L’Or de Rennes“ (Das Gold von Rennes) sein erstes Werk über das Enigma des Landpfarrers – und löste einen literarischen Boom aus, der in Dan Browns Welterfolg „Sakrileg“ gipfelte.
Wehwehchen kurierten die Okzitanier einst mit Hausmitteln, die staunen lassen. Auch Drachenblut birgt der Arzneischrank des medizinhistorischen Museums von Toulouse, das im Hôtel Dieu Saint-Jacques mit mehr als 3000 Exponaten zur Zeitreise durch die Heilkunde lädt.
Die Altstadt von Toulouse ist ein Labyrinth vieler kleiner Straßen. Um dort für Orientierung zu sorgen, kamen die Stadtväter auf eine geniale Idee: Sie beauftragten die Steingutfabrik Fouque Arnoux mit der Herstellung von Straßen- und Nummernschildern in zwei verschiedenen Farben. Gelbe Schilder verraten: diese Straße verläuft parallel zur Garonne. Weiße Schilder erhielten Straßen, die senkrecht oder schräg zum Fluss verlaufen. Dort beginnt die Hauszählung immer an der Garonne.
Rund um den Bahnhof Matabiau baut Toulouse Zukunft. Rund und kurvig reckt sich dort der Tour Occitanie von Daniel Libeskind in den Himmel, vom Sockel bis zur Spitze 43 Stockwerke hoch, begrünt mit Bäumen und Büschen. Okzitaniens erster Wolkenkratzer strahlt stylish über die Ville Rose hinaus. Seine einzige Botschaft: Die Region, in der in den 1960er- und 70er-Jahren Deutsche und Schweizer Aussteiger Ziegen züchteten, Käse herstellten und Basisdemokratie auf alten Höfen lebten, ist heute ein wirtschaftliches Schwergewicht. Reicher Norden, armer Süden: Das gilt schon lange nicht mehr.
Und so begrüßt ein weiterer Superlativ die Reisenden aus dem Norden: das Viaduc de Millau. Erbaut wurde die gewaltige Konstruktion aus 36.000 Tonnen Stahl und 85.000 Kubikmeter Beton von einer deutschen Firma. Die Dillinger Hütte DSD Steel Group errichtete sie mit Saarstahl aus Völklingen. Die weiße Autobahnbrücke über den Tarn ist mit 2460 Metern die längste Schrägseilbrücke der Welt und bei einer maximalen Pfeilerhöhe von 343 Metern das höchste Bauwerk Frankreichs. „Insolite“, würden die Südfranzosen sagen, einzigartig wie die Großregion!
TOULOUSE
Sunset am Garonne-Ufer von Toulouse mit Blick auf die Kuppel von La Grave
TOULOUSE
1.Le Rond de Serviette: Foie gras grenzenlos
2.D as Schloss des Grauens: der einstige Sitz der Gestapo
3.Prison Saint-Michel: vom Knast zur Kultur
4.BBB Centre d’Art: Katalysator für zeitgenössische Kunst
1.LE RONDDE SERVIETTE: FOIE GRAS GRENZENLOS
Sie ist ein kulinarischer Streitfall. Doch in Okzitanien führt kein Weg dran vorbei: Stopfleber ist die Spezialität – und der Stolz des Südwestens. Wie sehr, zeigt ein charmantes Lokal in Toulouse, das sie zur Vorspeise à volonté serviert – in unbegrenzter Menge.
Riesig groß ruht sie auf dem Holzbrett: hausgemachte Gänseleber aus dem Gers. Ein ganzer Lappen, „entier“ und ungeteilt, befreit von Sehnen und Nerven, und ganz und gar „frais“ – frisch und roh. Sparsam gewürzt mit Pfeffer und Salz, ein Verführung in zartrosa. Hartwurst aus Toulouse, pikante Chorizo und andere lokale Wurstwaren begleiten sie. „A volonté“, betont der Patron, „all you can eat – genießen Sie von der Stopfleber, so viel Sie mögen!“
Auch gebraten aus der Pfanne köstlich: Foie gras
Kühl berührt sie den Gaumen, schmilzt bereits beim leichten Zungendruck und entfaltet pur ihre Aromen. Doch sie ist nur das Entree des Menüs. Die Schiefertafel preist noch andere Gerichte. Doch das Gros der Gäste pilgert fürs Menü hierher. Sie wollen ausgiebig und reichlich eine ehrliche Küche des Südwestens genießen. Ohne raffiniertes Chichi, sondern opulent, schlicht und authentisch. Volkstümlich wie das Viertel ringsum.
Foie gras mi-cuit mit Brioche und lokalem Weißwein
Nach der Orgie mit der Entenstopfleber folgt im Menü Magret de Canard, gebratene Entenbrust im Rotweinjus, im Innern zartrosa. Wer der Küche des Südwestens abtrünnig werden will, wählt aus dem Trio anderer französischer Klassiker: halbes Grillhähnchen, Entrecote vom Rind oder Lachsrücken. Zu allem serviert Monsieur Loyal Kartoffeln, mal frittiert, mal als Püree oder als Dauphiné, sahnig-cremigem Auflauf.
Das Menü dominiert abends. Doch auch mittags fehlt Foie gras nicht auf der Karte, bekrönt eine „Salade Gourmande“ oder paart sich bei der „Assiette Toulousaine“ mit konfierten Entenschlegeln, Ziegenkäse auf Toast, grünem Salat und Pommes Frites.
Tief in der Region sind auch die Weine verwurzelt. Zur Stopfleber ein Tariquet aus dem Gers, zum roten Fleisch ein Fronton aus dem Umland von Toulouse. Im Sommer stehen die Tische auf dem Trottoir der kleinen Place Saint-Olivier, auf der ein Brunnen plätschert. Wird es kühler, genießt man drinnen im Gewölbekeller die Hausmannskost mit Foie gras. Und auch drinnen gilt: à volonté.
In Toulouse liegt die Wiege der berühmten Stopfleber von der Ente oder der Gans. Emmanuel Tivollier erfand sie dort 1850. Ihre Herstellung erst möglich machte eine Pflanze, die die französischen Entdecker aus der Neuen Welt mitgebracht hatten: Mais.
Hausgemacht: die Foie gras der Charcuterie-Platte
Er wird, zuvor aufgekocht zur leichteren Verdauung, den Gänsen und Enten drei Mal pro Tag in den Schlund gestopft. 250 Gramm Mais sind es pro Fütterung am Anfang einer solchen „Gavage“, 400 bis 700 Gramm Mais pro Mahlzeit am Ende der Mast. Nach gut einem Monat werden die Gänse geschlachtet, nach bereits zwei Wochen die Enten. Ihre Leber wandert in vielen Formen ins Glas oder in die Büchse.
Hinter Foie gras cru verbirgt sich rohe Stopfleber. Eine Foie gras en semi-conserve oder mi-cuit ist eine Halbkonserve, eine Foie gras en conserve eine Vollkonserve, die sich bei bis 15 Grad Celsius über mehrere Jahre hält. Im Parfait de Foie gras müssen mindestens 75 Prozent Stopfleber enthalten sein. Für einen Bloc de Foie gras werden die Lebern zerkleinert, mit hoher Geschwindigkeit zu einer homogenen Masse vermengt und zu meist runden Blöcken geformt.
Mit fast 19.000 Tonnen Stopfleber ist Frankreich der größte Produzent und Exporteur weltweit. Von der Stopfleber lebt besonders das Département Gers, dessen Themenstrecke Route du Foie gras zu den Produzenten und Schauplätze der Geflügelmast führt.
INFO
Lage: 14 Place Olivier, 31000 Toulouse
ÖPNV: Métro: A, Haltestelle: Saint-Cyprien-République; Bus: 14, Haltestelle: Saint-Cyprien-République und Olivier Hôpital La Grave
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 12 bis 14, 19:30 bis 22 Uhr; Tel. +33 561 42 64 14
Unterkünfte:
•Hôtel Gascogne: komfortable, zwölf Quadratmeter große Einzel- und Doppelzimmer im Herzen von Saint-Cyprien sowie Co-Working-Plätze; 25 Allées Charles de Fitte, 31300 Toulouse, Tel. +33 5 61 59 27 44, hotel-gascogne.com
•City Rosa: kleine Selbstversorger-Studios und Wohnungen; 12 Rue du Pont Saint-Pierre, 31300 Toulouse, Tel. +33 7 68 42 49 93, cityrosa.business.site
Website:leronddeserviette-rivegauche.fr
2.DAS SCHLOSS DES GRAUENS: DER EINSTIGE SITZ DER GESTAPO
Feiern im Salon, Folter im Keller: In Busca, einem gutbürgerlichen Wohnviertel zwischen dem Canal du Midi und dem Jardin des Plantes, barg eine schmucke Backsteinvilla zwischen März 1943 und August 1944 die Zentrale der Gestapo, der Geheimpolizei des NS-Regimes, während der deutschen Besatzung von Toulouse. Berühmtester Insasse war der Widerstandskämpfer François Verdier.
„Das kleine Schloss des großen Grauens“, so wurde einst die Backsteinvilla an der Ecke der Rue des Martyrs de la Libération und der Allées Frédéric Mistral genannt. Während des Zweiten Weltkriegs und der Besetzung der Stadt durch die Nazis beherbergte diese prachtvolle Residenz das Hauptquartier der Gestapo. Als die Gestapo im November 1942 in Toulouse eintraf, ließ sie sich zunächst im Hôtel Ours Blanc nieder. Im März 1943 bezog sie mit dem Nachrichtendienst Sip SD diese Residenz in Busca.
Heute ist die Villa in Wohnungen aufgeteilt.
Backstein-Beauty: das einstige Hauptquartier der Gestapo
Die dort arbeitenden Agenten wurden vor Ort als Augen und Ohren der geheimen Staatspolizei rekrutiert, um Widerstandskämpfer und ideologische Gegner des Dritten Reiches aufzuspüren. Bald erhöhte die Gestapo, die die Bedeutung von Toulouse und die Überwachung der Grenzen zu Spanien unterschätzt hatte, ihre Personalstärke. Im Frühjahr 1944 gab es unter den 53 Agenten nur 21 Deutsche.
Wer mit den Deutschen kollaborierte, erlebte im „Petit Château“ glanzvolle Feste und Empfänge. Das obere Stockwerk glich laut Pierre Rous, Undercover-Agent im Morhange-Netzwerk, einem „echten Bordell“. Der Keller war ein Ort des Grauens. Insassen aus dem Gefängnis Saint-Michel wurden dort verhört und gefoltert.
Fünf Widerstandskämpfer starben dabei. An sie erinnert am Zaun eine Gedenktafel. Zu den Mordopfern der Nazi-Folter gehörte Lucien Béret aus dem Postverteilzentrum des Bahnhofs Matabiau, Léo Hamard aus dem Morhange-Netz und François Verdier. Der regionale Führer der Vereinigten Widerstandsbewegungen erlebte dort 43 Tage lang schlimmste Folter, ehe er im Januar 1944 im Wald von Bouconne hingerichtet wurde.
Nach der Befreiung von Toulouse wandelte sich das Haus zum Heim für verwaiste jüdische Kinder, die während des Krieges untergetaucht waren. Heute ist das Bürgerhaus in Wohnungen aufgeteilt. Doch die Fensterläden sind geschlossen. Und die Bürger von Busca wechseln wie einst den Bürgersteig.
Nur wenig weiter erinnert das Monument à la gloire de la Résistance an all jene, die die Nazis in Toulouse deportieren oder erschießen ließen. Hinter seiner Skulptur aus Metallrohren beginnt ein Tunnel mit Krypten, die an die Opfer erinnert. Erst am Jardin des Plantes endet der Weg, für den das Atelier des Architectes Associés (Les 3A) Architektur, Skulptur und audiovisuelles Material vereinte.
Berühmt: die Ansprache de Gaulles aus dem Londoner Exil
Das Musée départemental de la Résistance & de la Déportation erzählt von Alltag und Widerstand gegen die deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkrieges. Es erinnert auch an eine ältere Dame mit hochgestecktem Haar, die eine der führenden Frauen der Résistance gewesen ist: Marie-Louise Dissard (1881 bis 1957). Als „Françoise“ hatte sie während des Zweiten Weltkriegs mit ihrem Fluchtnetz die Passage von mehr als 700 alliierten Piloten durch die Pyrenäen organisiert. Deckmantel für ihre Aktivitäten ihrer Arbeit im Untergrund war ihr Schmuckladen „À la poupée moderne“ in der Rue de la Pomme 40. Eine Gedenktafel erinnert dort heute an ihr Wirken im Untergrund.
Die Gedenkstätte des Widerstandes
INFO
Lage: 2 Rue des Martyrs de la Libération, 31400 Toulouse; Besichtigung nur von außen rund um die Uhr
ÖPNV: