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Oldenburg kennt man, Münster auch, aber das Oldenburger Münsterland? Es ist eine Region im Herzen von Nordwestdeutschland, bestehend aus den Landkreisen Cloppenburg und Vechta, aus 23 Städten und Gemeinden. Eine Region, in der die dörfliche Welt in vielerlei Hinsicht noch in Ordnung ist. Und eine Region, die zu entdecken sich lohnt – zu Fuß, mit dem Rad, Kanu oder Heißluftballon. In diesem Buch sind 50 Ziele versammelt, bekannte und weniger bekannte. Jedes dieser Ziele hat seine ganz eigene Geschichte. Und bei fast jedem Ziel lernen wir auch einen Menschen kennen, der das Oldenburger Münsterland auf besondere Weise repräsentiert. Zusammen ergeben diese 50 Ziele so etwas wie das Porträt einer häufig unterschätzten Region mit großer landschaftlicher Vielfalt. Ein Buch für Menschen, die neugierig sind auf Naturerlebnisse, kulturelle Besonderheiten und kulinarische Überraschungen. Oder, falls Sie im Oldenburger Münsterland leben: auf die vielen spannenden Dinge vor der eigenen Haustür.
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Seitenzahl: 148
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Wolfgang Stelljes
Oldenburger Münsterland
50
MIKROABENTEUER
ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN
IMPRESSUM
Oldenburger Münsterland
50 MIKROABENTEUER ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN
Wolfgang Stelljes
© 2024 360° medien
Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann
360grad-medien.de
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Redaktion und Lektorat: 360° medien
Satz und Layout: Marc Alberti
Gedruckt und gebunden:
LD Medienhaus I Hansaring 118 I 48268 Greven I www.ld-medienhaus.de
Bildnachweis: siehe Seite 256
ISBN: 978-3-96855-480-8
Hergestellt in Deutschland
360grad-medien.de
Wolfgang Stelljes
Oldenburger Münsterland
50
MIKROABENTEUER
ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN
Bis Mai 2014 war das Oldenburger Münsterland für mich ziemlich weit weg. Ich habe es eher aus der Ferne wahrgenommen, auch wenn das Ammerland, in dem ich lebe, eigentlich um die Ecke liegt. Immerhin, das Museumsdorf Cloppenburg und die Thülsfelder Talsperre kannte ich, davon abgesehen gab es aber viele weiße Flecken. Dann kam ein Anruf. Am anderen Ende der Leitung: der Verbund Oldenburger Münsterland. Ob ich mir vorstellen könne, neuere touristische Angebote der Region journalistisch aufzubereiten, sprich: den Leserinnen und Lesern von Zeitungen und Magazinen näherzubringen. Kein ungewöhnliches Ansinnen, schließlich bin ich seit vielen Jahren als Reisejournalist aktiv.
Es begann eine vorsichtige Annäherung, begleitet durchaus auch von Skepsis. Mein Bild von der Region war medial geprägt. Es wandelte sich im Zuge der Recherchen, wurde differenzierter. Die Themen fielen mir quasi entgegen. Erste Texte für Regionalzeitungen entstanden. Dann eine größere Recherche, sie führte mich ins Saterland. Das Ergebnis war ein ganzseitiger Artikel in „Die Welt“. Wobei den Redakteuren im fernen Berlin die feinen Unterschiede zwischen Münsterland und Oldenburger Münsterland offenbar nicht geläufig waren, wie eine verunglückte Überschrift zeigte. Mit anderen Worten: Um die Bekanntheit der Region war es überregional nicht unbedingt zum Besten bestellt.
Inzwischen bin ich seit fast zehn Jahren immer wieder im Oldenburger Münsterland unterwegs und habe es entdecken dürfen – zu Fuß, mit Rad, Kanu und aus der Luft, bei einer Fahrt mit einem Heißluftballon. Entstanden sind zahlreiche journalistische Beiträge, man konnte sie in unterschiedlichsten Medien lesen oder hören, von Antenne Niedersachsen bis zur Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Fast zwangsläufig kam irgendwann der Gedanke, ob daraus nicht auch ein Buch werden könnte. Ein Gedanke, den Johannes Knuck, der beim Verbund Oldenburger Münsterland für den Tourismus verantwortlich ist, gerne aufgegriffen hat. Er hat das Vorhaben von Beginn an tatkräftig unterstützt. Dafür herzlichen Dank!
Am Ende sind es 50 Mikroabenteuer geworden. Zu bekannten Zielen gesellen sich andere, weniger bekannte. Einige Ziele wurden aufgenommen, weil dort eine kulinarische Überraschung wartet, andere, weil es sich lohnt, die Geschichte dahinter zu kennen. Die Auswahl ist subjektiv, wie sollte es auch anders sein. Zusammen ergeben diese 50 Mikroabenteuer so etwas wie das Porträt einer häufig unterschätzten Region mit großer landschaftlicher Vielfalt, einer ganz eigenen Geschichte und einem großen wirtschaftlichen Potenzial. Und mit vielen netten Menschen, die Sie beim Lesen und vielleicht ja später auch bei einem Besuch kennenlernen werden. Dabei wünsche ich viel Vergnügen!
Wolfgang Stelljes
Goldenstedter Moor
WILLKOMMEN IM OLDENBURGER MÜNSTERLAND
TOP TEN DER SEHENSWÜRDIGKEITEN
KURIOSES UND BESONDERHEITEN
ERHOLUNGSGEBIET BARßEL & SATERLAND
1.Barßeler Hafen: Das Seemannsdorf fernab der Küste
2.Elisabethfehnkanal: Bergfahrt im Flachland
3.Moor- und Fehnmuseum Elisabethfehn: Von Tod, Not und Brot
4.Mooro: Hochprozentiger Botschafter
5.Barfußpark Harkebrügge: Doping für die Füße
6.Marinefunksendestelle Ramsloh: Norddeutschlands höchste Bauwerke
7.Seelter Foonkieker: Endstation im Nirgendwo
8.Johanniterkapelle Bokelesch: Das versteckte Kleinod
ERHOLUNGSGEBIET THÜLSFELDER TALSPERRE
9.Gut Altenoythe: Apfel, Aronia und mehr
10.Honig-Hof Göken: Das älteste Honighaus Deutschlands
11.Tier- und Freizeitpark Thüle: Ein Park, drei Welten
12.Kletterwald Nord: Adrenalin pur
13.Thülsfelder Talsperre: Ein Hauch von Schweden
14.Golfpark Thülsfelder Talsperre: Golfen für jedermann
15.Molberger Dose: Eine Runde auf dem Dausenmoorpad
16.Museumsdorf Cloppenburg: Kultureller Leuchtturm der Region
17.Stadtgarten Blum: Grüne Oase voller Kunst
18.Baumweg: Der Urwald vor der Haustür
19.Kalkhoff: Vom Fahrradreifen zum E-Bike
ERHOLUNGSGEBIET HASETAL
20.Dorfmuseum „Dörps- un Burnstowen“: Ein Spiegel dörflichen Lebens
21.Schankwirtschaft Knipper: Pferde an der Theke
22.Pfarrkirche St. Vitus: Das Meisterwerk des Zimmermannssohns
23.Kinotechnische Sammlung: Als die Bilder laufen lernten
24.Radtour im Hasetal: Immer der Hase nach
25.Kanutour auf der Hase: Flusswandern im Urstromtal
26.Spargelhof Niehaus: Gesundes Edelgemüse
27.Trimm-Dich-Pfad Essen: Fitnessstudio an der frischen Luft
28.Ballonfahrt: Hasetal aus der Vogelperspektive
AUSFLUGSREGION NORDKREIS VECHTA
29.Visbeker Bräutigam: Der Hauch des Hünengeistes
30.Hofkäserei Michelbrand: Bällchen und Taler
31.Goldenstedter Moor: Vögel des Glücks
32.Zitadellenpark Vechta: Grüne Lunge an historischer Stätte
33.Rolf Dieter Brinkmann: Auf den Spuren des jungen Dichters
34.Gänsehof Tapphorn: Tierische Vielfalt
35.Industrie Museum Lohne: 200 Jahre wechselvolle Industriegeschichte
36.Via Baltica: Pilgern auf der Kurzstrecke
37.Eschpark Kroge: Eintauchen in eine alte Kulturlandschaft
38.Schweger Mühle und Getreidegarten: Vom Korn zum Brot
39.Wildpark im Burgwald Dinklage: Heimat für Hirsch und Hirschkäfer
ERHOLUNGSGEBIET DAMMER BERGE
40.Kardinalsweg: Es wandern die Gedanken
41.Heidesee Holdorf: Kurz mal abtauchen
42.Kürbishof Pöhlking: Die größte Beere der Welt
43.Seefahrerschule Mühlen: Aus der Not geboren
44.Dümmer: Irgendwas geht immer
45.Aussichtsturm Mordkuhlenberg: Gruseleffekt und Fernblick
46.Dammer Bergsee: Blütenträume am Wegesrand
47.Pfarrkirche St. Viktor: Der Dom der Jecken
48.Die Naturerlebniswiese: Es blüht, es summt
49.Bexaddetal: Auf zum größten Käfer Europas
50.Joliente Kaffeerösterei: Der Duft der großen weiten Welt
DAS KLEINE WÖRTERBUCH
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BILDNACHWEIS
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.
Molberger Dose
Wer in Barßel, Löningen oder Damme lebt, kennt das Oldenburger Münsterland. Ortsunkundigen fällt dagegen oft schon die geografische Zuordnung schwer. Oldenburg kennt man, Münster auch, aber das Oldenburger Münsterland? Es ist das „Dazwischenland“, eine Region im Herzen von Nordwestdeutschland, keine Autostunde von den Großstädten Bremen, Oldenburg und Osnabrück entfernt. Eine Region bestehend aus 23 Städten und Gemeinden, zehn im Landkreis Vechta und 13 im Landkreis Cloppenburg. Über 300.000 Menschen leben hier, Tendenz steigend.
Am Fuße des Mordkuhlenbergs
Ein Blick in die Geschichte: Der Begriff „Oldenburger Münsterland“ taucht erstmals 1824 in einer statistischen Beschreibung des Herzogtums Oldenburg auf. Bis 1803 gehörten die Ämter Cloppenburg und Vechta noch zum Niederstift Münster, dann wurden sie durch den Reichsdeputationshauptschluss dem Herzogtum Oldenburg zugewiesen, dessen Größe sich dadurch nahezu verdoppelte. Fortan verlief eine unsichtbare, aber doch in vielerlei Hinsicht spürbare Grenze zwischen dem protestantischen Norden und dem katholischen Süden des Herzogtums. Peter Friedrich Ludwig, der Landesherr in Oldenburg, war über den Zugewinn nicht sonderlich glücklich, wie sollte er auch ahnen, dass aus dem damaligen Armenhaus im Süden ein paar Jahrzehnte später prosperierende Gebiete werden sollten, vor allem durch den Ausbau der Viehwirtschaft – der Bedarf an Fleisch im sich entwickelnden Ruhrgebiet war groß. Damals wurden Weichen gestellt, sogar im wahrsten Sinne des Wortes, auch wenn die Anbindung der Region an das Schienennetz der Bahn vergleichsweise spät erfolgte.
Wirtschaftsfachleute verweisen darauf, dass aus einer Schwäche oft auch Stärke erwächst. Im Oldenburger Münsterland, wo karge Sandböden wenig hergaben, waren die Menschen zu Kreativität und Mobilität geradezu genötigt. Und so waren im 19. Jahrhundert vor allem die Heuerleute gezwungen, sich berufliche Alternativen außerhalb der Landwirtschaft zu suchen. Manche fanden ein Zubrot als Leinenweber, andere als Torfstecher oder Grasmäher in Holland. Und alle hörten sie irgendwann vom „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Allein aus dem alten Amt Damme wanderte in den Jahren zwischen 1828 und 1895 über ein Drittel der Bevölkerung nach Übersee aus.
Seelter Foonkieker
Oft ist mit Blick auf das Oldenburger Münsterland auch von einer ganz besonderen Mentalität die Rede, von „Einfallsreichtum“, „Innovationsfreude“ und „Tatkraft“. Die Region liegt zwar abseits der großen Ballungsräume, was durchaus auch Vorteile hat, verfügt aber über ein außergewöhnliches wirtschaftliches Potenzial. Da sind die bundesweit größten Anbauflächen in Sachen Erdbeeren und Spargel. Da ist eine intensive Landwirtschaft und Tierhaltung, die einerseits den Grundstein für den Wohlstand legte, andererseits aber auch in besonderer Weise das Image der Region prägt und sich starker Kritik ausgesetzt sieht. Und da sind zahlreiche mittelständische und auch größere Betriebe, darunter Weltmarktführer, beispielsweise in der Kunststoffindustrie.
St. Vitus in Löningen
In den Landkreisen Cloppenburg und Vechta „ist die dörfliche Welt demografisch und wirtschaftlich noch in Ordnung“, heißt es in einem Bericht zur demografischen Lage der Nation, herausgegeben im April 2019 vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Zwei zentrale Erfolgsfaktoren haben die Forscher ausgemacht: den hohen gesellschaftlichen Zusammenhalt – mehr als 80 Prozent der Menschen sind in Vereinen, Verbänden und Kirchen aktiv – und das enge Netz mittelständischer Firmen, die „immer neue Arbeitsplätze“ schaffen. „Und weil die Menschen dort vergleichsweise viele Kinder haben, ist die Bevölkerung noch immer jung." Das Durchschnittsalter liegt bei gut 41 Jahren, keine andere ländliche Region in Deutschland ist jünger.
Visbeker Bräutigam
Dass das Oldenburger Münsterland in Statistiken zur demografischen Entwicklung, zum Bruttoinlandsprodukt oder zu den sozialversicherungspflichtigen Jobs auf den vorderen Plätzen landet, ist nicht unbedingt eine neue Erkenntnis. Neu hingegen ist, dass auch der Tourismus ausgesprochen positive Zahlen schreibt. Natürlich ist das Oldenburger Münsterland keine Tourismus-Destination im klassischen Sinne, und doch weist die Zahl der Gäste und die der Übernachtungen seit Jahren in eine Richtung: nach oben. Was vielleicht noch wichtiger ist: 2022 erreichte die Region in einer Studie zur Gästezufriedenheit 89,4 von 100 möglichen Punkten und damit sowohl im Bund als auch im Land einen Spitzenplatz. Ob ein Urlauber wiederkommt oder nicht, ob er vielleicht sogar unter Freunden oder in der Familie ein freundliches Wort über die Region verliert, hängt entscheidend von dieser Zufriedenheit ab.
Touristisch gesehen gliedert sich das Oldenburger Münsterland (und damit auch dieses Buch) in fünf Erholungsgebiete: Barßel & Saterland, Dammer Berge, Hasetal, Thülsfelder Talsperre und die Ausflugsregion Nordkreis Vechta. Es ist eine Naturlandschaft, die vielfältiger kaum sein könnte: Moor, Heide, Geest, Wald, Flussniederungen und Höhenzüge – alles vorhanden. Es ist Sitz zahlreicher Einrichtungen, die das kulturelle Erbe pflegen. Und es ist die Heimat von Menschen wie Rolf Dieter Brinkmann und Andreas Romberg. Romberg wurde zu Lebzeiten als Komponist und Dirigent in einem Atemzug mit Haydn, Beethoven und Mozart genannt, geriet dann aber in Vergessenheit. An ihn soll wenigstens an dieser Stelle kurz erinnert werden. Auf den Spuren von Brinkmann, wie Romberg ein Sohn der Stadt Vechta, wandeln wir in Tipp 33.
Heidesee Holdorf
DER SEHENSWÜRDIGKEITEN IM OLDENBURGER MÜNSTERLAND
1Elisabethfehnkanal: Er verbindet die Sagter Ems mit dem Küstenkanal, ist der „letzte noch voll schiffbare Fehnkanal Deutschlands“ und knapp 15 Kilometer lang. Und er ist fast schnurgerade, kein Wunder, denn zu Zeiten der Moorkolonisation im 19. Jahrhundert hat man häufiger noch das Lineal zur Hand genommen. Wichtig war der Elisabethfehnkanal vor allem für die Torfschifffahrt. Über den neuen Wasserweg lieferten die Siedler den begehrten Brennstoff in die Städte. Das Moor- und Fehnmuseum Elisabethfehn dokumentiert anschaulich das Leben der Siedler. Heute ist der Kanal die Lebensader des Ortes und eine beliebte Abkürzung für Freizeitskipper, zumal niederländische, die zur Hunte oder Weser wollen.
2Thülsfelder Talsperre: Das älteste Naturschutzgebiet im Oldenburger Land, seit 1938 schon, ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Im Frühjahr, weil das erste zarte Grün den Winter vergessen lässt und Maiglöckchen und Gagelstrauch für Farbtupfer in der Landschaft sorgen. Im Spätsommer, weil die Besenheide blüht. Im Herbst, weil dann Zugvögel, darunter viele Graugänse, den hier brütenden Arten vorübergehend Gesellschaft leisten. Und im Winter, weil sich eine herrliche Ruhe über das Land legt. Übrigens: Seit 2000 ist das Naturschutzgebiet Thülsfelder Talsperre in weiten Teilen Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, also ein Schutzgebiet europäischer Ordnung. Die Talsperre, erbaut von 1924 bis 1927, dient wie in ihren ersten Tagen dem Hochwasserschutz.
3Tier- und Freizeitpark Thüle: Geht man nur nach den Besucherzahlen, dann ist der Tier- und Freizeitpark Thüle nicht nur unter den Top Ten im Oldenburger Münsterland, sondern auf dem Treppchen, vermutlich sogar ganz oben. Um die 300.000 Besucher im Jahr, da kommt nur noch das Museumsdorf Cloppenburg heran. Wobei sich die Altersstruktur deutlich unterscheiden dürfte. In Thüle sind es vor allem Kinder und Jugendliche, deren Interesse sich insbesondere auf die Fahrgeschäfte im Freizeitpark und auf die Spiel- und Klettergeräte im „Njordland“ richtet. Sehr viel ruhiger geht es im Tierpark zu, obwohl es hier Arten gibt, die in Deutschland sonst nicht oder nur an ganz wenigen anderen Orten zu sehen sind.
4Museumsdorf Cloppenburg: Fragt man Menschen außerhalb des Oldenburger Münsterlandes, was sie mit der Region verbinden, dann wird fast immer das Museumsdorf Cloppenburg genannt. Nicht zu Unrecht sieht es sich als „kultureller Leuchtturm der Region“. Es ist das größte Freilichtmuseum in Niedersachsen und eines der ältesten in Deutschland, verharrt aber nicht im Vergangenen. Die rund 60 Gebäude – von der Dorfschule bis zur Disko – sind das eine, besondere Veranstaltungen wie die „Dorfpartie“, die „historische Dorfkirmes“ und der „Dorf-Sonntag“ mit seinen museumspädagogischen Angeboten das andere. Nicht zu vergessen die Ausstellungen. Kurzum: Es gibt keinen besseren Ort, um die Kulturgeschichte der Region kennenzulernen!
5Hasetal: Die Hase ist der größte Nebenfluss der Ems. Auf ihrem knapp 170 Kilometer langen Weg von der Quelle im Teutoburger Wald bis zur Mündung in Meppen macht sie eine Schleife durch das Oldenburger Münsterland. Wie auf ihrer gesamten Strecke hat sich die Hase auch hier, von den örtlichen Touristikern forciert, zu einem beliebten Radwandergebiet entwickelt. Die sogenannte „Mundräuberroute“, bei der man straffrei am Wegesrand Äpfel, Birnen und Kirschen für den sofortigen Verzehr ernten darf, wurde 2014 sogar mit dem „Deutschen Tourismuspreis“ geadelt. Alternativ lässt sich das Hasetal bei Löningen auch mit dem Kanu entdecken.
6Burg Dinklage: Ein geschichtsträchtiger Ort, immerhin liegen hier die Anfänge der Stadt Dinklage. Auch wurde Clemens August Kardinal von Galen auf der Burg geboren, der „Löwe von Münster“, der in der NS-Zeit öffentlich die Euthanasiemorde anprangerte und 2005 durch den Papst seliggesprochen wurde. Eine Ausstellung im „Backhaus“, einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude, beleuchtet wichtige Stationen seines Lebens. Heute leben in der alten Wasserburg rund 20 Frauen, die sich „auf das Abenteuer Klosterleben eingelassen haben“ – die Benediktinerinnen der Abtei Sankt Scholastika. Wer an einem Gottesdienst teilnehmen möchte, ist willkommen. Es gibt auch ein Gästehaus.
7Goldenstedter Moor: Früher prägten große Moore das Landschaftsbild im Nordwesten. Geblieben sind nur einige wenige, darunter die Esterweger Dose, die Molberger Dose und das Goldenstedter Moor. Letzteres gehört zur Diepholzer Moorniederung und damit zu einem der größten Kranich-Rastplätze in Deutschland. Die „Vögel des Glücks“, wie Kraniche auch genannt werden, machen hier Station auf ihrem Weg in die Winterquartiere. Zehntausende sind es in jedem Herbst – ein beeindruckendes Naturschauspiel. Das Naturschutz- und Informationszentrum (NIZ) in Goldenstedt bietet „Kranichbegegnungen“ an und ist auch sonst eine gute Adresse für alle, die mehr über den Lebensraum Moor erfahren möchten.
8Dammer Dom: Die Pfarrkirche St. Viktor, die ob ihrer beeindruckenden Größe im Volksmund nur Dom genannt wird, überragt die Stadt und ist schon von Weitem sichtbar. Ein Pilger, der auf dem Jakobsweg unterwegs ist, wird sie also kaum verfehlen. Steht man auf dem Kirchplatz und lässt den Blick die Ostfassade mit ihren drei massiven Türmen hochwandern, dann erkennt das geschulte Auge unterschiedliche Baustile. Und doch wirkt das Ganze sehr harmonisch. Annähernd 1000 Gläubige können in dem imposanten Kirchenbau Platz nehmen. Ein Besuch ist aber auch all jenen empfohlen, die mit Kirche wenig am Hut haben, und sei es nur, um in Ruhe die Buntglasfenster zu studieren oder dem Klang der Orgel zu lauschen.
9Dümmer: Mit rund 13 Quadratkilometern der zweitgrößte Binnensee Niedersachsens und das Herzstück des gleichnamigen Naturparks. Und ein Eldorado vor allem für Segler, die hier auch schon ihre Deutschen Meisterschaften ausgetragen haben. Das Wasser ist im Schnitt gerade mal gut einen Meter tief, auch populäre Sportarten wie das Stand-up-Paddling sind also risikolos möglich. Wobei es auch für sportlich weniger ambitionierte Menschen viele gute Gründe gibt, den Dümmer aufzusuchen, zum Beispiel für einen Spaziergang auf dem Deich, für Naturbeobachtungen – auch Fischadler wurden schon gesichtet – oder schlicht für ein Matjesbrötchen.
10Boxenstopproute: Der gut 300 Kilometer lange Rundkurs verbindet die Erholungsgebiete im Oldenburger Münsterland miteinander. Man radelt von Station zu Station, kurz „Boxenstopps“ genannt, weil es vor allem ums Auftanken geht, zum Beispiel im Schatten einer alten Mühle, in einem Museum oder einem Hofcafé. Dazwischen Landschaften, die unterschiedlicher kaum sein könnten, von der historischen Fehnkultur im Norden bis hin zu den Dammer Bergen im Süden. Speziell das „Naturerlebnis“ wurde in einer Fachpublikation über Radfernwege in Deutschland mit „sehr gut“ bewertet. Und dank des flächendeckenden Knotenpunktsystems kann man auch jederzeit kreuz und quer nach Zahlen radeln.
AUS DEM OLDENBURGER MÜNSTERLAND
Eine Grünkohltour ist für die Menschen im Oldenburger Münsterland so etwas wie der perfekte Dreiklang aus Bewegung an der frischen Luft, gemeinsamem Spaß und gutem Essen. Mit Bollerwagen ziehen sie in Gruppen durch die winterliche Landschaft, werfen zwischendurch vielleicht noch eine Boßelkugel eine einsame Straße entlang und steuern dann einen der Gasthöfe an, die inzwischen zahlreiche Pauschalangebote für diese spezielle Form des Wintervergnügens bereithalten, mal mit Tanz, mal ohne. Aber immer mit einer deftigen Mahlzeit, das leckere Kult-Gemüse wächst schließlich vor der Tür – das Oldenburger Münsterland ist das Stammland des Grünkohls, was den Anbau betrifft.
Das Saterland ist die kleinste Sprachinsel Europas, wobei niemand genau weiß, wie viele es noch sind, die wirklich saterfriesisch sprechen. Rund 2000 mögen es sein. Eines aber wissen sie ganz genau: 1990 waren die Dörfer an der Grenze zu Ostfriesland „die kleinste Sprachinsel in Europa“, dank der besonderen Lage im Moor. Das haben sie schwarz auf weiß, ein Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde, die Urkunde hängt im Rathaus der Gemeinde Saterland.
Der Kilmerstuten, das kulinarische Markenzeichen: