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Das kleinste Buch über das größte Sportereignis! Zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro hat der Sportjournalist Timon Saatmann Kurioses und Wissenswertes über Olympia gesammelt und berichtet in Listen und Statistiken, in Anekdoten und Geschichten von Gold, Silber und Bronze und allem, was dazwischen passiert: Vom olympischen Feuer und den kuriosesten Sportarten bis zu vergessenen Olympiahelden und den schlechtesten Dopingausreden. Alles über die Sportarten aus Sommerspielen und Winterspielen – Schwimmen, Hochsprung, Weitsprung, Kugelstoßen, Diskuswerfen, Gewichtheben, Fechten, Basketball, Ringen, moderner Fünfkampf, Marathon, Turmspringen, Volleyball, Skispringen, Langlauf, Snowboarden, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Rodeln – und die besten Sportler und Olympia-Teilnehmer mit dem größten Promifaktor. Von Robert Harting, Julius Brink, Jonas Reckermann, Lena Schönenborn, Maria Höfl-Riesch, Katja Seizinger und vielen mehr. Und natürlich darf auch die olympische Karriere von Bud Spencer nicht fehlen. Dabeihaben ist alles, Brasilien kann kommen! »Die besondere Faszination der Spiele und eine Menge Wissenswertes rund um Olympia - dieses Buch hat beides, und dafür verdient es die Goldmedaille.« Beachvolleyballspieler Jonas Reckermann, Olympiasieger 2012 in London
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Seitenzahl: 210
Timon Saatmann
Olympia für die Hosentasche
FISCHER E-Books
Für Mimi und Nunu
Alle zwei Jahre sind wir für 17 Tage im Olympiafieber. Sobald die olympische Flamme entzündet ist, interessieren wir uns für Bogenschießen und Synchronspringen oder schauen stundenlang Curling. Für einige Stunden, bestenfalls Tage, werden Athleten unsere Helden, deren Namen wir nie zuvor gehört haben – und leider vergessen wir sie oft wieder, wenn die Flamme erloschen ist.
»Olympia für die Hosentasche« will dieses Feuer entzünden, indem es an die unvergesslichen olympischen Augenblicke, die Stars der Spiele und die kuriosen Geschichten erinnert und hilft, die Tradition der Spiele und das Internationale Olympische Komitee zu verstehen. Nebenbei lernt man noch, wie eine Sportart olympisch wird und was der Unterschied zwischen Olympischen Spielen und der Olympiade ist.
Im Sport geht nichts ohne Ergebnisse, Zahlen und Statistiken, die hier auch ihren Platz bekommen, um zu erklären, zu analysieren und zu überraschen.
Und natürlich erinnern wir uns auch noch einmal an die vielen ganz besonderen Gänsehautmomente, die wir alle zwei Jahre 17 Tage lang genießen.
Alle zwei Jahre brennt die olympische Flamme in einem Olympiastadion irgendwo auf der Welt. In dieser Zeit fiebern wir mit unseren Athleten mit, immer wieder, 17 Tage lang.
265 Athleten nahmen 1896 an den ersten Sommerspielen teil, bei den ersten Winterspielen waren es 258 Athleten. Heute ist die Zahl der Teilnehmer auf 2900 im Winter und 10500 im Sommer begrenzt.
28 Sportarten und 41 Disziplinen zählt das Internationale Olympische Komitee (IOC) für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro, zwei Sportarten mehr als 2012 in London. Insgesamt werden in 306 Entscheidungen Medaillen vergeben.
Nur vier Sportarten waren seit 1896 immer im Programm der Sommerspiele: Fechten, Leichtathletik, Schwimmen, Turnen. Im Winter sind schon immer Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf und Ski Nordisch dabei.
Stand: Rio de Janeiro 2016
Badminton
Basketball
Bogenschießen
Boxen
Fechten
Fußball
Gewichtheben
Golf
Handball
Hockey
Judo
Kanu
Kanuslalom (Wildwasser)
Kanurennen (Flachwasser)
Leichtathletik
Moderner Fünfkampf
Radsport
Bahnrad
BMX
Mountainbike
Straße
Reiten
Dressur
Springen
Vielseitigkeit
Ringen
Freistil
griechisch-römisch
Rudern
Rugby
Schießen
Schwimmsport
Schwimmen
Springen
Synchron
Wasserball
Segeln
Taekwondo
Tennis
Tischtennis
Triathlon
Turnen
Geräte
Rhythmische Sportgymnastik
Trampolin
Volleyball
Halle
Beachvolleyball
Stand: Pyeongchang 2018
Biathlon
Bob
Curling
Eishockey
Eiskunstlauf
Eisschnelllauf
Nordische Kombination
Rodeln
Shorttrack
Skeleton
Ski Alpin
Ski Freestyle
Ski Langlauf
Skispringen
Snowboard
Damit eine Sportart olympisch werden kann, muss ihr internationaler Dachverband vom IOC anerkannt sein. Diesen Meilenstein feierte Anfang 2015 der Frisbee-Weltverband. Ferner muss die Sportart weit verbreitet sein (mindestens 62 nationale Verbände). Der Weltverband kann sich dann darum bewerben, dass seine Sportart ins olympische Programm aufgenommen wird. Die IOC-Exekutive trifft eine Vorauswahl, die endgültige Entscheidung fällt die IOC-Vollversammlung.
Zwei Sportarten feiern bei den Spielen in Rio de Janeiro ihre olympische Rückkehr: Rugby und Golf. Beide Disziplinen waren schon mal olympisch (Golf 1900 und 1904, Rugby 1900–1924) und mussten hart für ihr Comeback kämpfen. Beworben hatten sich für die Aufnahme bei den Spielen 2016 außerdem Baseball, Inlineskating, Karate, Softball und Squash.
Anfangs fanden Sommer- und Winterspiele im selben Jahr und meist im selben Land statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg vergab das IOC die Spiele zunächst in verschiedene Länder, 1992 fanden Sommer- (Barcelona) und Winterspiele (Albertville) letztmals in einem Jahr statt. Olympische Spiele dauern immer 17 Wettkampftage, sowohl im Winter als auch im Sommer.
1896
Athen
1900
Paris
1904
St. Louis
1908
London
1912
Stockholm
1916
hätten die Spiele in Berlin stattgefunden, fielen aber wegen des Ersten Weltkriegs aus.
1920
Antwerpen
1924
Paris
1928
Amsterdam
1932
Los Angeles
1936
Berlin
1940
Tokio war zunächst Ausrichter, gab die Spiele wegen des Japanisch-Chinesischen Kriegs zurück. Als Ersatz war Helsinki vorgesehen, wegen des Zweiten Weltkriegs fielen die Spiele aber aus.
1944
London, wegen des Zweiten Weltkriegs ausgefallen
1948
London
1952
Helsinki
1956
Melbourne, Reiterspiele fanden wegen der umständlichen Quarantänebestimmungen für die Pferde in Stockholm statt.
1960
Rom
1964
Tokio
1968
Mexiko-Stadt
1972
München
1976
Montreal
1980
Moskau
1984
Los Angeles
1988
Seoul
1992
Barcelona
1996
Atlanta
2000
Sydney
2004
Athen
2008
Peking
2012
London
2016
Rio de Janeiro
2020
Tokio
1924
Chamonix
1928
St. Moritz
1932
Lake Placid
1936
Garmisch-Partenkirchen
1940
Sapporo hätte Ausrichter sein sollen, gab die Spiele zurück (Japanisch-Chinesischer Krieg). St. Moritz hätte übernehmen sollen, das IOC machte die Entscheidung aber rückgängig.Wegen des Zweiten Weltkriegs fielen die Spiele aus.
1944
Cortina d’Ampezzo, wegen des Zweiten Weltkriegs ausgefallen
1948
St. Moritz
1952
Oslo
1956
Cortina d’Ampezzo
1960
Squaw Valley
1964
Innsbruck
1968
Grenoble
1972
Sapporo
1976
Innsbruck
1980
Lake Placid
1984
Sarajevo
1988
Calgary
1992
Albertvile
1994
Lillehammer
1998
Nagano
2002
Salt Lake City
2006
Turin
2010
Vancouver
2014
Sotschi
2018
Pyeongchang
Arabisch
الألعاب الأولمبية
Dänisch
olympiske lege
Englisch
Olympic games
Finnisch
olympialaiset
Französisch
jeux Olympiques
Griechisch
Ολυμπιακοί Αγώνες
Irisch
cluichí Oilimpeacha
Isländisch
ólympíuleikarnir
Italienisch
giochi olimpici
Litauisch
olimpinės žaidynės
Maori
Häkinakina
Niederländisch
olympische spelen
Norwegisch
olympiske leker
Polnisch
igrzyska olimpijskie
Portugiesisch
jogos Olímpicos
Rumänisch
jocuri olimpice
Schwedisch
olympiska spelen
Spanisch
juegos Olímpicos
Tschechisch
olympijské hry
Türkisch
olimpiyat oyunları
Ungarisch
Olimpiai Játékok
Oben (von links): blau, schwarz, rot – unten: gelb, grün. Hintergrund der olympischen Flagge: weiß.
Pierre de Coubertin, Gründer des Internationalen Olympischen Komitees, hat die Ringe erfunden, heute sind sie eins der berühmtesten Symbole der Welt. 1920 in Antwerpen wurde die Flagge das erste Mal gehisst. Die Ringe symbolisieren die Kontinente der Welt – allerdings in keiner festen farblichen Zuordnung. Coubertin sagte: »Ihre Gestalt ist symbolisch zu verstehen. Sie stellt die fünf Erdteile dar, die in der olympischen Bewegung vereint sind; ihre sechs Farben entsprechen denen sämtlicher Nationalflaggen der heutigen Welt.«
Wenn die olympische Flamme im Olympiastadion entzündet ist, weiß jeder, dass die Spiele begonnen haben. Bis es so weit ist, legt die Flamme beim Fackellauf einen weiten Weg aus der antiken Stätte Olympia in die Olympiastadt zurück. Der erste Lauf führte 1936 über rund 3000 Kilometer von Griechenland durch Bulgarien, Jugoslawien, Ungarn, Tschechoslowakei und Österreich nach Deutschland. Meistens wird erzählt, dass Carl Diem, Generalsekretär des Organisationskomitees der Spiele von 1936, die Idee für den Fackellauf hatte. Jedoch hat er nur umgesetzt, was sich sein Freund Alfred Schiff, ein jüdischer Archäologe, überlegt hatte. Diem war Leiter der Berliner Hochschule für Leibeserziehung, Schiff Verwaltungsdirektor. Beide hatten zwischen Berlin und Potsdam bereits Staffelläufe organisiert. Bereits Anfang der 1930er Jahre hatte Schiff das Konzept für den olympischen Fackellauf im Kopf. Zwei Jahre vor den Spielen holte Diem die Griechen auf seine Seite, indem er sie bat, die Entzündung der Flamme in den Ruinen des historischen Orts Olympia zu organisieren.
Seitdem ist der Fackellauf, beginnend mit der Entzündung der Flamme in Olympia, Tradition und immer ein Megaevent. Wie das Feuer im Stadion entzündet wird, unterliegt im Vorfeld stets höchster Geheimhaltung.
Wenn’s mal etwas besonderer zugehen soll, macht die Flamme auch Station auf der Raumstation ISS (2013 vor den Spielen in Sotschi) oder dem Mount Everest (2008 vor den Spielen in Peking).
Wenn Sie sich beim Thema Olympia als Experte profilieren wollen, müssen Sie ein paar Begriffe und vor allem die kleinen Unterschiede kennen. Dann können Sie mit Ihrem umfassenden Olympiawissen glänzen. Versprochen!
Olympiade, die: Natürlich weiß jeder, was Sie meinen, wenn Sie Olympiade statt Olympischer Spiele sagen. Aber schön ist es nicht, und angeben kann man auch nicht damit. Die Olympische Charta klärt auf:
»1. Eine Olympiade ist ein Zeitraum von vier aufeinanderfolgenden Kalenderjahren, der am 1. Januar des ersten Jahres beginnt und am 31. Dezember des vierten Jahres endet.
2. Die Olympiaden werden von den ersten Spielen der Olympiade, die 1896 in Athen gefeiert wurden, an fortlaufend gezählt. Die XXXI. Olympiade wird am 1. Januar 2016 beginnen.
3. Die Olympischen Winterspiele werden in der Reihenfolge gezählt, in der sie abgehalten werden.«
Die Olympiade ist also vor allem die Zeit zwischen den Spielen, die Olympischen Spiele sind das Sportevent.
Olympionike/-in: Franzi von Almsick ist zum Beispiel keine Olympionikin, weil sie nie Olympiasiegerin war. In Olympio-nike steckt das griechische Wort »nike«, und das bedeutet Sieg. Deswegen ist ein Olympionike ein Olympiasieger – und nicht etwa jeder Olympiateilnehmer, der sich irgendwie qualifiziert hat, am ersten Wettkampftag ausscheidet und dann zwei Wochen Urlaub im olympischen Dorf macht.
Ex-Olympiasieger: Anders als bei Weltmeisterschaften wird bei Olympischen Spielen kein Titel verteidigt und an den nächsten Sieger als Nachfolger übergeben. Einen ehemaligen Olympiasieger oder Ex-Olympiasieger gibt es nicht, Olympiasieger ist man ein Leben lang – außer man lässt sich zum Beispiel beim Dopen erwischen. Dann ist der Titel futsch.
Olympia: Sportler fahren keinesfalls zu Olympia. Sie fahren höchstens nach Olympia – wenn sie beim nächsten Griechenlandurlaub einen Abstecher in den historischen Ort auf der Halbinsel Peloponnes machen sollten. Dort wurden die Spiele der Antike abgehalten. Lediglich während der Spiele von Athen 2004 fanden im antiken Stadion die Kugelstoß-Wettbewerbe statt. Ansonsten wird in Olympia das olympische Feuer entzündet, welches dann per Fackellauf in den nächsten Austragungsort gebracht wird.
Olympischer Rekord (OR): Als olympischen Rekord bezeichnet man eine Bestleistung in mess- und vergleichbaren Disziplinen, die bei Olympischen Spielen aufgestellt worden ist. Bei solchen Disziplinen (z.B. 100 Meter Sprint) werden in der Regel zwei Rekorde eingeblendet: Der Weltrekord (WR) und der olympische Rekord (OR). Wird bei Olympischen Spielen ein Weltrekord erzielt, gilt er natürlich auch als olympischer Rekord.
Pin, der: Inoffizielle Währung bei Olympischen Spielen mit stark schwankendem Wert. Mit den kleinen Anstecknadeln lassen sich gelegentlich Polizisten oder Ordner besänftigen, und so manche Tür öffnet sich. Vor den Pressezentren sitzen Sammler aus der ganzen Welt, breiten Tausende von Pins auf der Suche nach neuen Schmuck- oder Erinnerungsstücken aus. In Salt Lake City hatte der deutsche Pay-TV-Sender »Premiere« die Top-Serie mit einem Pin zu jeder Sportart im Angebot. Wer die ganze Serie anstecken wollte, hatte schwer zu tragen und musste bei jeder Sicherheitskontrolle erklären, dass er nicht tauscht. In Sotschi waren die begehrtesten Pins die Anstecker des Olympia-Informationsdienstes »Around the Rings« (ATR). Sie zeigten Karikaturen von Kremlchef Wladimir Putin auf Skiern, als Bobfahrer, auf Kufen oder auf dem Snowboard.
Zählweise: Inzwischen werden auch die Sommerspiele durchnummeriert – richtig ist das aber laut Olympischer Charta nicht. Strenggenommen sind die Spiele in Rio nicht die 31. Sommerspiele, sondern die Spiele der 31. Olympiade. Seit den ersten Spielen der Neuzeit im Jahr 1896 finden in Rio nämlich erst zum 28. Mal Sommerspiele statt. 1916 (Erster Weltkrieg), 1940 und 1944 (jeweils Zweiter Weltkrieg) waren die Spiele ausgefallen, die Olympiaden wurden aber trotzdem gezählt. Anders bei den Winterspielen: In Pyeongchang in Korea werden 2018 die 23. Olympischen Winterspiele seit 1924 stattfinden.
Taubenschießen (1900):300 lebende (!) Tauben wurden 1900 geschossen. Die Disziplin wurde zum Glück ganz schnell wieder abgeschafft. Heute schießt man auf 110 Millimeter große Wurfscheiben.
Tauziehen (1900–1920): Das Tauziehen erfreute sich in der olympischen Vergangenheit großer Beliebtheit. Der brachiale Kraftvergleich zwischen zwei Mannschaften gehörte zwischen 1900 und 1920 zum festen Bestandteil des olympischen Programms. 1912 wartete das englische Team mit einer radikal neuen Taktik auf: Die Briten setzten sich bei jedem Durchgang mit dem Tau in Händen einfach auf den Boden und stemmten ihre Füße in die Erde – dieser Strategie machte das Wettkampfgericht damals allerdings einen Strich durch die Rechnung. Das Vorgehen der Engländer wurde als regelwidrig erachtet, die schwedische Mannschaft bekam die Goldmedaille zugesprochen. Heute gehört diese Technik zum guten Tauziehton.
Sackhüpfen (1904): Mehr als 100 Sportarten standen in St. Louis auf dem Programm, manche gehören heute eher zu Kindergeburtstagen wie das Sackhüpfen. Andere finden sich in Westernfilmen, wie das Tabak-Weitspucken. Die meisten dieser Kuriositäten wurden direkt nach den Spielen zum Glück wieder eingemottet.
Seilklettern (bis 1932): Von einem etwa 14 Meter hohen Mast hing ein Seil herunter, welches die Athleten hochkletterten. Bewertet wurden Geschwindigkeit und Technik. Der US-Amerikaner George Eyser gewann 1904 trotz seines Holzbeins Gold. Er hatte sein linkes Bein als Jugendlicher bei einem Zugunfall verloren. Der Sieg im Seilklettern war bereits sein drittes Gold 1904 nach den Siegen an Barren und Pferd.
Kopfweitsprung (1904): Sieger war, wer nach einem Kopfsprung möglichst weit durchs Wasser glitt – ohne Schwimmbewegungen! An der Stelle, an der der erste Körperteil auftauchte, wurde gemessen. Olympischer Rekord von 1904: 19,05 Meter.
Diskus beidhändig (1912): Dabei warfen die Athleten nicht etwa wie beim Fußball-Einwurf mit beiden Händen, sondern erst mit der rechten und dann mit der linken Hand. Die Weiten der besten Würfe wurden addiert.
Hindernisschwimmen (1920): Eine Mischung aus »Takeshi’s Castle« und Triathlon für Anfänger. Auf einer Distanz von 200 Metern mussten die Athleten über mehrere Hindernisse klettern oder darunter hindurchtauchen. Das Schlimmste daran: Geschwommen wurde in der Seine, damals etwa die Kloake von Paris.
Tonnenspringen (1904): Ein 400-Meter-Rennen, bei dem die Läufer kopfüber durch Tonnen springen mussten. Alle 50 Meter hingen Fässer an Seilen herunter. Kennt man heute nur noch aus Super Mario oder anderen Computerspielen.
La Canne oder Canne de Combat, im deutschen gelegentlich auch Spazierstockfechten (1924): Bezeichnet den Kampf mit einer Art Spazierstock (von franz. »la canne«, »der Spazierstock«). Die beiden Kontrahenten standen sich mit der zweckentfremdeten »Waffe« in einem Boxring gegenüber und versuchten, mit Hilfe von Treffern am Kopf, dem Rumpf oder den Beinen Punkte zu erzielen. Erstmals wurde diese Sportart 1924 bei den Olympischen Spielen in Paris zu Demonstrationszwecken vorgeführt.
Kunstwettbewerbe (1912–1948): Es gab fünf olympische Disziplinen: Baukunst, Literatur, Musik, Malerei, Bildhauerei. Pierre de Coubertin, Gründer der Spiele der Neuzeit und des Internationalen Olympischen Komitees, wurde 1912 unter dem Doppelpseudonym »Georges Hohrod und Martin Eschbach« erster Literatur-Olympiasieger mit seiner »Ode an den Sport«. Er war jedoch auch der einzige Teilnehmer. Das hier war sein Beitrag:
»I.
O Sport, Du Göttergabe, du Lebenselixier!
Der fröhliche Lichtstrahl wirft in die arbeitsschwere Zeit,
Der du ein Bote bist der längst vergangenen Tage.
Wo die Menschheit lächelte in Jugendlust,
Wo der aufsteigende Sonnengott die Gipfel der Berge rötete
Und scheidend den Hochwald in leuchtende Farben tauchte.
II.
O Sport, Du bist die Schönheit!
Du formst den Körper zu edler Gestalt,
Hältst fern von ihm zerstörende Leidenschaft
Und stählst ihn durch dauernde Übung.
Gibst schöne Harmonie seinen Gliedern
Und gefälligen Rhythmus seinen Bewegungen.
Du verbindest Grazie mit Kraft
Und Geschmeidigkeit mit Stärke.
III.
O Sport, Du bist die Gerechtigkeit!
Vergeblich ringt der Mensch nach Billigkeit und Recht
In allen sozialen Einrichtungen;
Er findet beide nur bei Dir.
Um keinen Zoll vermag der Springer seinen Sprung zu höhen,
Nicht um Minuten die Dauer seines Laufs.
Die Kraft des Leibes und des Willens Spannung ganz allein
Bestimmen die Grenzen seiner Leistung.
IV.
O Sport, Du bist der Mut!
Es gibt nur eine Losung für die Kraft der Muskeln und des Willens
Und die heißt: wagen!
Der wahre Mut ist nicht tollkühne unbesonnene Verwegenheit
Ist nur, Vertrauen auf die erworbene Kraft,
Dem Zufall überläßt sich nur der freche Spieler;
Dein Wagen ist Berechnung, ist Verdienst!
V.
O Sport, Du bist die Ehre!
Von Dir gespendet hat Lob und Zeugnis vollen Wert,
Weil nur in wahrer Redlichkeit gewonnen.
Unlautrer Wettbewerb und unerlaubter Kunstgriff
Sind streng verpönt.
Und mit Verachtung würde der bestraft,
Der nur mit List und Täuschung die Palme sich erringen wollte.
VI.
O Sport, Du bist die Freude!
Sobald Dein Ruf ertönt, erbebt der Leib in Wonne,
Das Auge glänzt und stürmisch Blut durchströmt die Adern,
Klar fliegen die Gedanken ätherwärts
Die Seele ist gelöst von jedem Druck
Und jubelt laut im Vollgenuß des Lebens.
VII.
O Sport, Du bist die Fruchtbarkeit!
Auf zielbewußten Wegen veredelst Du des Menschen Rasse,
Weißt kranke Keime zu ersticken und Flecken auszuwischen,
Die ihre Reinheit zu vergiften drohen.
Und kraftgeschwellt hegt der Athlet Verlangen,
Sich Söhne zu erzeugen, die fähig sind wie er,
Ruhmvollen Lorbeer zu erringen.
VIII.
O Sport, Du bist der Fortschritt!
Wer Deinem Dienste würdig sich will zeigen,
Muß fortgesetzt an Leib und Seele sich verbessern,
Muß jedes Übermaß vermeiden;
Und seine Leistungen zu steigern stets bestrebt sein,
Und doch das höchste Gut Gesundheit sich bewahren,
Des alten Spruches eingedenk:
»Gesunde Seele will in gesundem Körper wohnen«.
IX.
O Sport, Du bist der Friede!
Du schlingst ein Band um Völker,
Die sich als Brüder fühlen in gemeinsamer Pflege