On the Road – Sizilien mit dem Campervan - Andreas Fischer - E-Book

On the Road – Sizilien mit dem Campervan E-Book

Andreas Fischer

0,0

Beschreibung

Campervan-Fans lieben die Freiheit – sie wollen in Bergdörfern an der schönsten Stelle oder an der Küste ganz vorn beim Leuchtturm die Nacht verbringen, ohne Ärger zu bekommen. Dafür ist Sizilien perfekt. Andreas Fischer beschreibt in diesem Buch 8 individuelle Routen, auf denen man mit dem Campingbus die Insel perfekt auf eigene Faust entdecken kann. Und natürlich die schönsten Standplätze zum Übernachten sowie Tipps zu Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 174

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Bergdorf unterm Ätna – blaue Stunde in Bronte

Inhaltsverzeichnis

Vorwort Sizilien mit dem Campervan

UNTERWEGS IN SÜDEUROPAS UNERFORSCHTEM ABSEITS

Bevor es los geht

EINIGE REISETIPPS VON A BIS Z

Tour 1 Küstenhopping an der Stiefelspitze

ROMANTISCHES UND SPORTLICHES AM TOLLEN MEER

Tour 2 Von Trapani nach Agrigento

KÜSTENWANDERUNGEN DURCH SALINEN, SAND UND ALTE TEMPELSTÄDTE

Tour 3 Von Agrigento zum südlichsten Punkt Siziliens

WIND, SAND, TREIBHÄUSER UND DAS GANZ-WEIT-WEG-GEFÜHL

Tour 4 Von Lido di Avola nach Catania

CANYONS, STEILKÜSTE UND ZWEI BAROCKSTÄDTE

Tour 5 Um den Ätna nach Novara di Sicilia

VULKANE, SCHLUCHTEN UND KULTIGE BERGE

Tour 6 Über Milazzo in die Madonie

EIN MEERESVULKAN, KÜSTENWEGE UND BERGDÖRFER

Tour 7 Durchs wilde Hochland der Madonie

WEITE HÖHEN, SCHROFFE BERGE

Tour 8 Auf den Spuren der sizilianischen Legenden

ZWISCHEN MAFIA, LIBERA TERRA UND ADDIOPIZZO

Stadtbesuch Palermo

STRASSENBARS UND SCHRÄGE MÄRKTE

REGISTER

IMPRESSUM

Oben: Scala dei Turchi | Unten: Kaffeepause mit Susanna

Zunge aus Sand vor der Küste von Tindari

VORWORT

Sizilien mit dem Campervan

UNTERWEGS IN SÜDEUROPASUNERFORSCHTEM ABSEITS

Wer das Reisen im Campervan liebt, sucht Straßen am Meer und in den Bergen. Ganz klar: Der Weg ist das Ziel. Wo das Fahren und Schauen Spaß macht. Um das spielerische Manövrieren, die agile Beweglichkeit und das kompakte Ausmaß dieses Fahrzeugs so richtig auszunutzen. Das heißt auch und vor allem: kleine, enge Straßen, gerne einmal Schotterpisten, schmalste Ortsdurchfahrten, hinauf in abgelegene Bergregionen, hinab in Schluchten, Täler, Buchten und an Küsten entlang, die nicht von Hotelketten vollgestellt sind.

Wer das liebt, sucht idealerweise Standplätze auf Sicht. Will in schwach besiedelten Gegenden herumkutschieren, auf Verdacht einen Hügel oder eine Halbinsel ansteuern. Der Neugier freien Lauf lassen, sich von Merkmalen der Landschaft, von einem schmalen Weg, einer Bergwiese, einem von Weitem sichtbaren Leuchtturm zum Entdecken animieren lassen. Das ist es, was Campervan-Fans ausmacht: eine abgelegene Piste Richtung Meer auszuprobieren, ohne zu wissen, wohin die führt. Nicht genervt zu sein, wenn man in einer engen Sackgasse umdrehen muss. Sich Zeit genug zu lassen, um einen immer noch besseren Nightspot an der Küste zu suchen. Sich über einen einsamen Platz am Meer oder in den Bergen zu freuen, den man selbst entdeckt hat. In Bergdörfern an der schönsten Stelle, vielleicht vor der Kirche, für die Nacht zu parken. In Küstenorten an der Kaimauer, ganz vorn beim Leuchtturm, mit dem Van zu stehen und dort die Nacht zu verbringen, ohne Ärger befürchten zu müssen.

Wo kann man das in Südeuropa? Die Antwort lautet Sizilien. Warum aber der Versuch, dieses Element der Freiheit zu beschreiben?

Oben: Praktisch bewährt – der Bus und die Küche unter der HeckklappeUnten: Susanna liebt das – ausruhen im Obergeschoss

Der Bus als Aussichtsturm: Vor der Küste von Siracusa

Warum einen Guide wie diesen lesen? Auf gut beschriebenen Pfaden wandeln? Nicht sofort nach Sizilien aufbrechen und auf eigene Faust und ganz ohne Führer die Insel mit dem Campervan bereisen? Die Antwort ist ganz einfach: Man braucht dafür Zeit. Zeit, Zeit, Zeit und noch mehr Zeit. Doch wer verfügt darüber in ausreichendem Maße? In Sizilien habe ich ein paar Menschen getroffen, die dieses Buch niemals lesen würden. Campervan-Freunde, die die Idee einer solchen »Anleitung« ablehnen. Sie nehmen sich die Zeit, alles selbst zu entdecken. Bleiben monatelang dort, bevor sie weiterziehen mit ihrem Van. Weil sie das Unbekannte suchen – und finden. Das kann ich durchaus nachempfinden.

Aber ich schreibe für andere. Für alle Campervan-Fans, die das Programm ein bisschen reduzieren müssen. Nur zwei oder drei Wochen in Sizilien unterwegs sein wollen oder können. Deshalb einen groben Rahmen für ihr Unternehmen suchen. Die sich nicht verzetteln wollen und die Anzahl der Fehlanzeigen bei der Suche nach schönen Standplätzen, die ich gesammelt habe, nicht selbst erleben wollen.

All diesen Leuten, die sich trotzdem nicht einfach auf eine konventionell vorgegebene Strecke für TUI-Publikum einlassen wollen, bietet dieses Buch ein Raster: von Routen und Vorschlägen, was man wo in diesem Land erleben kann. Acht Routen mit Tipps für Nightspots, die sich teilen, variieren, anders kombinieren lassen. Dazu gehört, gute Standplätze mit Gelegenheiten zu verbinden, gleich vor Ort sportlich aktiv zu werden. Dazu passt, dass dieser Guide keinen Anspruch erhebt, jede Möglichkeit erprobt zu haben. Aber einige, die man nicht so schnell auf eigene Faust findet – und an die man sich gerne erinnert! Auf dieser Basis lässt sich noch vieles selbst entdecken, gerade und besonders in Sizilien. Wer diesen Aufzeichnungen Anregungen entnimmt, Varianten davon auf eigene Faust zu erkunden, ist auf der richtigen Spur und wird seinen Spaß haben. Auf der Facebook-Seite des Autors (campervan_travel) können die Leser selbst aktiv werden und ihre Erfahrungen mit den hier gegebenen Tipps austauschen.

Campingplätze finden in diesem Buch zwar Erwähnung, werden aber bis auf Ausnahmen nicht eingehend beschrieben. Jeder kann heutzutage jeden beliebigen Platz in Europa per Navi präzise ansteuern, sich vorher auf der Website kundig machen. Was ich beschreibe, findet sich auf keiner Website und in keinem Guide. Bislang jedenfalls. Das Gleiche gilt für die sogenannten »Sehenswürdigkeiten« in Sizilien. Das ist an sich schon ein ziemlich verdächtiges Wort. Wer entscheidet denn, was »würdig« ist, gesehen zu werden? Ist das objektiv? Die zahllosen Reiseführer machen das vor: Da wird zumeist aus einer Perspektive beschrieben, die dem Standpunkt eines Oberstudienrates gleicht. Immer sind es dann die so herrschaftlichen wie herrlichen Gemäuer in Palermo, Catania, Siracusa und Noto. Langweilig, meine ich. Daher findet sich darüber recht wenig in diesem Buch. Mein Sizilien-Buch will mehr ein Roadbook sein. Zusammengetragene Notizen und Geschichten subjektiver Eindrücke, die sich auf der Reise über die Insel eingeprägt haben. Resultat einer Neugier, die sich auf eher unbekannte kleine Häfen, Straßen und Küsten bezog und auf interessante und auch merkwürdige Menschen, die dort leben. Und nicht zuletzt sind da noch die Fotos: Schließlich sind sie die beste Anregung und der beste Suchtverstärker, den Partner oder Freunde dazu zu bringen, sich tatsächlich auf Achse zu machen in Richtung Sizilien – und nicht nur davon zu träumen.

Das Buch handelt von erlebten Geschichten und gibt zugleich Anregungen für abenteuerliche Aktivitäten. Ausgangs- und Endpunkt ist immer ein interessanter Standplatz. An all diesen Orten kann man den Campervan parken und die Nacht verbringen. Ergänzend bietet es Beschreibungen der Bedingungen und der Umgebung, Tipps für Besichtigungen, Wanderungen und andere außergewöhnliche Unternehmungen in der Nähe. Klein sollte das Reisemobil sein, schon wegen der teils sehr schmalen Zufahrten durch enges Gelände in Fischereihäfen und winzigen Orten. Letztlich passt aber genau das zu uns neugierigen und unternehmungsfreudigen Menschen: eben nicht mit großen Luxus-Reisemobilen auf ausgetretenen Routen unterwegs zu sein, sondern agil und beweglich zu bleiben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine spannende Reise!

Andreas Fischer

Oben: Standplätze als Startpunkt für Bewegung – Biken am ÄtnaUnten: Klettern im Küstengebirge

Bewährtes Team: Mit Susanna unterwegs

EINIGE REISETIPPS VON A BIS Z

Bevor es los geht

WAS MAN WISSEN SOLLTE

Alltag im Campervan

Aufstehen, Frühstückmachen, Kochen, Schlafengehen, Duschen und andere Verrichtungen: Ja, darüber kann man reden, das muss keine Einmischung in innere Angelegenheiten sein. Wer zum ersten Mal mit dem Van auf Achse ist, muss wissen: Die schöne Seite, ein kompaktes Gefährt durch die Landschaft zu steuern, hat ihren Preis – innen passiert alles auf engstem Raum. Und deshalb braucht hier alles seine Zeit: »Wohin hast du denn die Säge gepackt … die Taschenlampe … das Klopapier … das Ladegerät«, das sind die Fragen unterwegs. Je öfter sie aufkommen, desto dringender der Regelungsbedarf. Es gibt nämlich viele verborgene Plätze im Campervan.

Um den täglichen Suchaufwand zu reduzieren, muss Routine her: Je mehr Zeit man sich gibt beim Verrichten der Dinge, desto eher landen die Utensilien am immer gleichen Platz. Und überhaupt: Nichts geht über gut durchdachte Handgriffe. Kein Türchen, kein Schapp mit Kraft öffnen oder schließen, immer mit Gefühl fürs Material. Der Gasherd, der Kühlschrank, das Klappbett, das Schlafdach, das Schiebefenster – alles empfindliche Geräte, die Umsicht verlangen! Vor allem gilt das bei schlechtem Wetter: Da kann es drinnen durchaus gemütlich sein – wenn vor lauter Regen keine Ordnung in Sicht ist, wird es richtig unangenehm Und: Wer mit Kind und Kegel reist, dem will ich lieber erst gar nicht mit klugen Ratschlägen kommen!

Autobahnen

Das Netz ist zweispurig. Die meisten Strecken sind mautfrei, weil so kaputt, dass die Regionalregierung die genervten Fahrer lieber mit freier Fahrt beschenkt. Nur auf der A 18 und auf der A 20 gibt es Mautstellen. Dort wird bar bezahlt (nicht das Eintrittsticket verlieren!). Tempolimit ist 130 km/h. Ecomostri sind keine Seltenheit: Bei Porto Empedocle und Gela gibt es Autobahnabschnitte und Brücken, die im Nichts enden und nie in Betrieb gingen. Keine Panik: Man wird drum herumgeleitet.

GPS-Koordinaten

Wir geben die Daten in Grad (°), Minuten ('), Sekunden ('') und Dezimalsekunden an (Beispiel: N 37°48'38.4" E 13°18'25.1"). Man kann sie in der Google-Suche eingeben, der Ort erscheint dann auf der eingeblendeten Karte. Die siebte Stelle hinter dem Punkt ist nötig, um präzisere Positionen für die angegebenen Standplätze zu erhalten. Die beiden alternativen Darstellungsformen lassen sich in Google konvertieren, dann heißt obige Position 37.810667, 13.306972 (man kann nicht einfach die Zahlen austauschen). Im Garmin oder anderen Auto-Navis lässt sich die Form der Angabe vorwählen (Einstellungen).

Alle GPS-Positionen im Buch sind über ein Login auf der Website des Verlags abrufbar.

Kochen

Wer das drinnen erledigt, muss doppelt aufpassen: Brandgefahr. Ein fest installierter kleiner Feuerlöscher gehört in jeden Bus. Zum Leben draußen mit dem Campervan passt die ausklappbare Küche am besten. Vor allem wegen des Wetters am schönen Mittelmeer, wo es eher selten in Strömen schüttet. Der ausklappbare Doppelflammenkocher ist im Heck fest installiert. Man verbindet die Kochstelle mit einem flachen Arbeitstisch und sitzt dann bequem unter der Heckklappe. Innen zu kochen hat Nachteile. Wer erlebt hat, wie begierig die verstaute Kleidung, die Bettwäsche und die Kissen den Fischgeruch vom Kochen annehmen, verlegt die Küche gern nach draußen.

Um am Meer und bei Wind draußen ungestört hantieren zu können, muss man den Bus mit der Front gegen die Brise aufstellen. Und braucht ein paar weitere Utensilien, um stressfrei zu Werke zu gehen: Eine stabile Segeltuchplane schützt das Kücheneck vor direktem Wind, ein klappbarer Alurahmen umschließt den Kocher und gibt der Gasflamme Deckung.

Notfall-Adresse

In Notfällen hilft auch das Konsulat von Deutschland weiter:

Deutsches Honorarkonsulat in Palermo

Via Principe di Villafranca 33, 90141 Palermo, Tel. +39 09 19 82 08 08, www.italien.diplo.de, N 38°07'30.5" E 13°21'06.5"

Geöffnet Mo, Mi, Fr 9–12.30 Uhr

Sicherheit

Sizilien und besonders Palermo haben einen schlechten Ruf in Sachen Sicherheit. Das Bild vom Mezzogiorno (das Italien südlich von Neapel), der in Chaos, Müll und Kriminalität versinkt und von frechen, nichtsnutzigen Menschen bevölkert ist, ist nicht so leicht zu widerlegen: Es lebt nicht zuletzt vom Vergleich mit dem in der Vorstellung als vorbildlich, ordentlich, rechtschaffen und sauber geltenden Deutschland. Nur seltsam, dass man in Berlin oder Hamburg so viele Campervans herumstehen sieht, die von ihren Besitzern mit Wegfahrsperren gesichert werden …

Oben: Bordwerkzeug für grobe PistenUnten: Offen für alle Hungrigen – Küche unter der Klappe

Weder erlaubt noch verboten: Nightspot auf der Mole von Marinella (bei Selinunte)

Sei’s drum: Wie überall in Europa lässt man auch in Sizilien lieber keine Brieftaschen, Kameras, Computer oder andere Wertgegenstände im Auto zurück, wenn man zum Wandern aufbricht. Eine zusätzliche Lenkradsperre, falls man mal länger weg ist, kann nicht schaden. Denn ein feiner Campervan fällt den verschiedensten Interessenten ins Auge. In Palermo oder Catania bleibt der Bus beim Stadtbesuch auf einem der vielen bewachten Parkplätze, in der Tiefgarage oder auf dem Campingplatz.

Wer des Nachts und in den Bars und unübersichtlichen Vierteln unterwegs ist, verzichtet mal auf Smoking und Designerkleid und lässt die Dokumente, die Kamera und das Diamantencollier im Albergo. Mit ein paar Geldscheinen und dem Personalausweis in der Hosentasche bleibt man cool und ist immer auf der sicheren Seite.

Na klar: Als Steuereintreiber fungiert in diesen Städten vorrangig die Mafia. Touristen machen mit den Paten und ihrer geschäftigen Gefolgschaft allerdings keine Bekanntschaft. Also muss man die ehrenwerte Parallelgesellschaft auch nicht sonderlich fürchten.

Standplätze für die Nacht

Natürlich entscheidet jeder selbst, ob er lieber auf einem der vielen Campingplätze oder auf dem Gelände der schönen Agriturismo-Höfe statt in freier Wildbahn übernachten will. Das ist eine sehr subjektive Frage, weil es die innere Gefühlslage betrifft – und die lässt sich nicht immer mit rationalen Erwägungen beruhigen.

Die Touren sind so angelegt, dass man stets die Wahl hat, dem beschriebenen Tipp für freie Nightspots zu folgen oder lieber einen offiziellen Standplatz anzusteuern. Man kann die Sache auch kombinieren: Wer nicht darauf steht, sich an einer wilden Küste vom Sternenhimmel an die hoffnungslose Einsamkeit der menschlichen Existenz erinnern zu lassen, wählt diese Orte tagsüber für ein ausführliches Picknick mit Badeeinlage – und zieht sich für die Nacht an belebtere Plätze zurück.

Eine gefährliche Angelegenheit ist es jedenfalls nicht, die Nächte auf den im Buch beschriebenen freien, inoffiziellen – oder manchmal sogar ein bisschen illegalen – Standplätzen in Sizilien zu verbringen.

Bemerkenswert ist eher eine ganz andere Besonderheit des Landes: Wir sind bei unseren Reisen auch an den schönsten Standplätzen niemals auf wütende Anwohner gestoßen, die den Platz an der Küste und das Meer als ihr persönliches Eigentum reklamiert hätten. Das kennen Campervan-Reisende dann doch eher von der Côte d’Azur oder kroatischen Orten. Die meisten Ein- und Anwohner Siziliens stören sich nicht an der Fremdbenutzung »ihrer« Küsten, viele geben sogar gerne Tipps für schöne, ganz geheime Standplätze. Und wenn man mal nachts von Motorengeräuschen geweckt wird, dann bedeutet das keine Bedrohung: Jungen und Mädchen fahren gern mit dem Auto an den Strand, um ihr eigenes Vergnügen zu suchen. Mit den Fremdlingen im Campervan wollen sie nichts zu tun haben.

Genauso wenig wie die Carabinieri (Polizei). Sie sind vollauf damit beschäftigt, die Festung Europa vor unberechtigtem Arbeitswillen aus Afrika und Asien zu schützen. Und suchen die Strände zwischen Mazara del Vallo und Portopalo nach Migranten aus Libyen und Tunesien ab.

Über Land

Das Fahren auf den Landstraßen kann zum Abenteuer ausarten. Allerdings: Man kommt überall durch, wie alle Ortsansässigen. Allerdings: Schilder, die »Durchfahrt verboten« anzeigen und merkwürdig erscheinen, lieber ignorieren – im Zweifelsfall auf die Autos der Anwohner achten. Sie brettern einfach vorbei. Viele der kaputten Straßen sind aus formalrechtlichen Gründen gesperrt. Im Text finden viele dieser Beispiele Erwähnung. Wo Erdrutsche Verbindungen gekappt haben, wird das auf den Schildern angezeigt: »Strada chiusa per frana«.

Das Schild »Einfahrt verboten« findet man selten, auch im Bereich der Küsten; Feldwege und Pisten sind allgemein zugänglich. Wer hier wohnt, fährt alles, was fahrbar ist. An der Südküste über den Sandstrand zu düsen ist offiziell verboten, das wird aber von den Einheimischen ignoriert. Lieber nicht nachmachen. Molen und Kaianlagen der kleinen Häfen kann man meist frei befahren. Das ist ein großer Vorteil. Die Nacht draußen am Wasser, nah bei den Booten zu verbringen ist oft eine gute Wahl (nur die Zollbereiche in den größeren Städten sind gesperrt).

Verkehr

Ein kurzes Wort zum Problem mit dem Stadtverkehr, hauptsächlich in Palermo: Es ist eng, klar getrennte Spuren gibt es nicht. Es ist voll, jeder sucht und findet eine Lücke, drängt sich bis auf Tuchfühlung vorbei. Das kann ordnungsliebende Naturen erschrecken. Deshalb: Immer den Rückspiegel im Auge behalten! Mopeds kommen von überallher, es wird auch rechts überholt. Lieber nicht auf dem eigenen Recht bestehen. Den Blinker rechtzeitig benutzen, im Zweifelsfall mit der Hand aus dem Fenster den Spurwechsel anzeigen.

Erdrutsch frisst Straße – kein Weiterkommen auf der SP24 nach Caltavuturo

Oben: Castelluzzo, Cala dell’Arena – Betagter Bus mit jungen CampernUnten: Nach dem Sturm – Alle begierig auf Sonne

Palermos Innenstadt ist ZTL-Zone (Zona a traffico limitato) und für Ortsfremde gesperrt. Vorsicht, das wird von Videokameras überwacht! Wer in der Sperrzone wohnt, kann vom Vermieter eine Sondergenehmigung für den Gepäcktransport bekommen. Zum Parkhaus am Palazzo di Giustizia gelangt man problemlos, ohne in die Sperrzone einfahren zu müssen (N 38°07'10.1" E13°21'09.3"). Weitere Infos über den Verkehr in Palermo: www.sizilien-magazin.de

Nein, unter deutschem Polizeirecht steht Siziliens Verkehrswesen nicht. Aber ja: Es gibt auch mal Radarfallen. Allerdings: Rasen mit dem Campervan ist sowieso nicht angesagt. Die Sache lieber umgekehrt sehen: Gemächliches Fahren über Land passt zu Sizilien am besten. Es gibt wirklich viel zu sehen, man kann sich Zeit lassen, öfter anhalten – hier ist der Weg das lohnende Ziel. Hierhin schauen, dorthin schauen, das Vorbeiziehen der wechselnden Naturkulisse genießen, das wird zum Sog und macht im kleinen Campervan so richtig Spaß. Fast leere und verwilderte Straßen – im Hinterland Siziliens gibt’s das noch: Der Asphalt windet sich als glänzendes Band durch Felder und Täler, verschwindet weit weg am Horizont.

Es gibt Landschaften auf Sizilien, wo der Fahrer zum Kundschafter mutiert. Wer gern Picknickplätze auf Hügeln oder unter Felsen, wer in der Madonie den Fernblick zum Ätna sucht, wird doppelt fündig: Oft will man jetzt einfach nicht wieder weiter, nur noch stehen und schauen, Kaffee machen und sitzen bleiben. Und warum nicht, es drängt ja nichts. So geht Standplatzsuche auf eigene Faust. Doch Vorsicht, man kann sich auch selbst eine Falle stellen: Immer einen noch besseren Platz zu suchen, einen Feldweg mehr zu erkunden, das endet schnell mal im Chaos. Wenn es dunkel wird, sollte der Campervan längst stehen. Sonst wird alles unübersichtlich und ob der Platz dann wirklich der beste ist, kann man bei Nacht nicht beurteilen.

Wichtige Reise-Utensilien

Der schwarze Wassersack dient als Solardusche. Ein 35-Liter-Kanister im Heck spendet Spülwasser. Zum Duschen wird eine Brause mit kleiner Kompressorpumpe in der Öffnung versenkt. Unerlässlich: Natur-Toilette nur mit Klappspaten! Für Notfälle gibt es Chemie-Toilettenbeutel bzw. -eimer.

Wenn keine Waldbrandgefahr herrscht, kann man in Sizilien am Strand schön Feuer machen. Axt und Säge gehören also mit an Bord. Wer kleine Expeditionen über steinige Pisten und durch den Sand stressfrei bewältigen will, braucht einige weitere Hilfsmittel: ein mindestens zehn Meter langes Abschleppseil, falls man sich festfährt. Eine große Schaufel, um auch mal einen kleinen Graben auszugleichen und verwehten Sand zu ebnen. Natürlich einen Wagenheber, zwei oder drei stabile kurze Bretter, um den Wagenheber im Sand aufsetzen zu können. Keile zum Nivellieren des Busses, ein Ersatzrad.

Festgefahren – Offroad-Tipp

Sobald sich ein Rad in Sand oder Lehm eingräbt und durchdreht, ist Pause angesagt. Erst mal überlegen, statt sich noch tiefer einzubuddeln. Meist geht es jetzt nicht ohne Wagenheber: Den setzt man auf ein stabiles Brett (mehrfach verleimtes Holz), und hoch mit dem eingegrabenen Rad. Dann mit der Schaufel Erde oder Schotter darunterwerfen. Am besten ein längeres Brett obendrauf legen als Unterlage für den Reifen, ablassen, ganz langsam anfahren. Wenn’s dann nicht klappt, abschleppen mit langem Seil.

Wichtige Telefonnummern

Die Ländervorwahl von Italien ist die 0039. Die darauffolgende 0 der Ortsnummer entfällt auch bei Anrufen aus dem Ausland nicht.

Im Notfall helfen folgende Nummern weiter:

Internationale Notrufnummer: 112

Polizei: 113

Carabinieri: 112

Feuerwehr: 115

Medizinischer Notdienst: 118

Pannenhilfe: 803 116

Waldbrände: 1515

Küstenwache, Notruf auf See: 1530

Zahlungsweisen

Geldautomaten gibt es auch in kleinen Städten. Fast alle Supermärkte, aber nicht alle Tankstellen nehmen die Eurokarte. Vorausschauend tanken, wenn es über Land geht!

Oben: Picknick bei Marina di Palma, auf der Suche nach Rocca Tenna (siehe S. 88)Unten: Jederzeit und immer wieder – Standplatz am Meer, umsonst und draußen

Hafenstadt Palermo – Starker Auftritt am Frühlingsabend

TOUR 1

Küstenhopping an der Stiefelspitze

ROMANTISCHES UND SPORTLICHESAM TOLLEN MEER

Start- und Endpunkt

Von Palermos Vorort Sferracavallo entlang der Küste zur Insel Favignana

Streckenlänge

120 km

Fahrzeit

3 Std. Landstraße; 1,5 Std. Autobahn

Sportmöglichkeiten

Einfahrt in Palermos Hafen

Ob Grimaldi Lines als Ankunftszeit der Fähre Genua–Palermo bewusst den Abend festgelegt hat – weil das die Stunde des schönsten Lichtes ist? Sobald die Landmasse Siziliens in Sicht kommt, erscheinen alle auf Deck, drängen sich an der Reling und wollen sehen, was sie erwartet: Erst taucht ein schmaler Landstreifen steuerbords am Horizont auf, im Westen, dort, wo die Abendsonne steht. Nach und nach baut sich die ferne Kontur zu einem dunklen Gebirge auf, bis der Monte Pellegrino und die Berge des Hinterlandes als gewaltige Massen im Gegenlicht stehen. Dann wechselt die große Fähre den Kurs, dreht von Nord-Süd auf -West und gleitet gegen die Silhouette der Kräne und Hochhäuser in den Hafen. Jetzt schwirrt die westliche Seite im Gegenlicht, und das Küstengewässer schillert in wechselnden Farben. Der Blick gegen die niedrig stehende Sonne reduziert die Kontraste, alles wirkt monochrom, nur die vielen dicht am Schiff segelnden Möwen setzen sich mit ihrem weißen Gefieder und ihren grellgelben Schnäbeln wie farbige Pfeile gegen den Himmel ab.

Unsere Gruppe kann die Unruhe der anderen Reisenden beim Ausschiffen gelassen nehmen, das Geschrei, die Hektik, denn wir kennen die Prozedur bereits, wissen, wie man das richtige Garagendeck und den Weg zu den eng geparkten Fahrzeugen findet. Wir sind unterwegs mit sechs Leuten, in drei VW-Bussen. Alle waren schon einmal auf der Insel. Unser Ziel für heute Abend und der Weg dorthin stehen fest: Unser erster Standplatz liegt in Sferracavallo, einer kleinen Vorstadt westlich von Palermo.