One hellish Wish - J.M. Summer - E-Book

One hellish Wish E-Book

J. M. Summer

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Beschreibung

"Jeder Wunsch hat Konsequenzen" Dämonen, die Hölle und Luzifer - all das war für Sean nur Aberglaube. Bis ein nächtlicher Kirchenbesuch und etwas Blut, nicht nur sein Leben völlig auf den Kopf stellen, sondern auch seine Gefühle für einen arroganten Hoheitsdämon in Aufruhr versetzen. Als ob das nicht anstrengend genug wäre, versucht auch noch jemand ihn zu töten und zwingt ihn und seine Freunde in einen sehr unbequemen Hausarrest.

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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24

One hellish wish

J.M. Summer

 

Impressum:

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

Veröffentlicht im Infinity Gaze Studios AB Verlag

Oktober 2024

1. Auflage

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2024 Infinity Gaze Studios AB

Texte: © Copyright by J.M. Summer

Lektorat: V.Valmont

Coverdesign: J.M. Summer, www.jmsummer.com

Layout: V. Valmont

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und wird strafrechtlich verfolgt.

Infinity Gaze Studios AB

Södra Vägen 37

829 60 Gnarp Schweden

Besuchen Sie uns auf:

www.infinitygaze.com

 

Kapitel 1

 

„Es wird ein Spaß“ hatte sie gesagt. Ebenso konnte ich mich an die Worte „Vergnügen“ und „außergewöhnlich“ erinnern.

Dass ich kein Langweiler, oder wie Mia es genannt hatte, keine „Spaßbremse“ sein wollte, hatte zu dieser grotesken Situation geführt.

Doch als ich in Mias vor Schreck aufgerissene Augen sah, wusste ich, dass auch sie nicht mit all dem hier gerechnet hatte. Damit hätte keiner mit funktionierendem Realitätssinn gerechnet.

Wie denn auch? Es waren doch nur ganz normale Supermarkt-Kerzen, einige Zeichen auf dem Boden, geschrieben mit herkömmlicher Schulkreide und ein paar Tropfen von meinem Blut.

Mit dem Blut war ich zwar nicht sofort einverstanden gewesen, aber Mias Faszination für die dunklen Mächte – oder wie ich es nannte - Aberglaube, Hokuspokus, Taschenzauberei, Hirngespinst - hatte mich letztendlich doch mitgerissen.

Das alles nur, weil ich einen schweren Tag hinter mir hatte und sie mir eine Freude machen wollte ... Wie hätte ich da einfach ablehnen können? Was tat man denn nicht alles für seine Freunde.

Dass jedoch irgendwann der Tag kommen sollte, an dem sie mich tatsächlich auf ihre dunkle Seite ziehen würde, daran hätte ich nie im Leben geglaubt. Sollten wir aus dieser Sache ungeschoren wieder rauskommen, hätte sie eine Entschuldigung von mir verdient. Dafür, dass ich ihr all die Zeit nie Glauben geschenkt hatte. Allerdings wäre es dann meine Pflicht ihr zu verbieten, jemals wieder auch nur im Entferntesten etwas mit diesem Kram zu schaffen zu haben. Das Beste wäre, ich würde sie unter Beobachtung all ihr Hokuspokus-Zeug im Garten verbrennen lassen.

Ich schnaubte. Ja klar, als ob sich Mia etwas von mir verbieten lassen würde. Sie ist stur, eigensinnig, eigenbrötlerisch und hatte immer schon ein Faible für das Groteske und Mystische.

Schon immer war unsere innige Freundschaft für Außenstehende ein Mysterium. Mia war schon seit je her das genaue Gegenteil von mir. Sie lebte in ihrer eigenen Welt, machte worauf sie Lust hatte, kümmerte sich nicht um die Meinung anderer und versuchte nicht, es irgendjemanden recht zu machen. Während ich von Kindheit an, den Erwartungen meiner Eltern gerecht werden wollte, mich unauffällig verhielt und jede Entscheidung die ich traf genau abwägte, um niemandem auf den Schlips zu treten.

Selbst unser Äußeres unterscheidet sich. Wir sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht – abgesehen vom Geschlecht, denn ich bin ein Mann und Mia eine Frau.

Mia liebt ihre schwarzen langen Haare, die ihr bis zur Mitte des Rückens reichen. Dagegen halte ich meine blonden Haare immer kurz und seitlich frisiert. Während Mia nur schwarz trägt - mit gelegentlichen Ausrutschern von roten oder blauen Tönen -, kleide ich mich in zarten, unauffälligen, hellen Farben. So wie es mir meinen Eltern beigebracht hatten. Mia nennt es versnobt.

Ganz unrecht hat sie damit nicht. Ich komme aus einem vermögenden Elternhaus.

Meine Eltern erfüllen jedes einzelne Klischee einer reichen Londoner Großstadtfamilie.

Sie veranstalten Dinnerpartys, richten Spendengalas aus und leben, wie auch Mia, in ihrer eigenen verschrobenen Welt.

Und wo war ich bei alldem? Wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Vielleicht war das der Grund, wieso ich Mia von Beginn an leiden konnte. Sie war der Zufluchtsort aus dem trüben Alltag, der Schlüssel zu meinem goldenen Käfigschloss und die Paradiesschlange, die mich verführte, das Verbotene zu kosten.

Doch in diesem Augenblick wünschte ich mir nur noch, ich hätte der Versuchung widerstanden. Eva, die Frau von Adam, hatte bereits vor Jahrtausenden diesen Fehler begangen. Wieso musste ich ihn wiederholen?

Ich saß auf dem kalten Kirchenboden und zitterte. Wieso ich nicht aufstand und mich wie ein normaler Mensch auf einen Stuhl setzte? Na weil es mir Spaß machte auf unbequemen, harten Fußböden herumzukriechen.

Nein, natürlich nicht. Sollte die Frage nicht lauten, wieso ich auf dem Fußboden in einer Kirche saß?

Schön, wenn ich darüber nachdenke, was ich soeben über Mia erzählt habe, dann überrascht es vermutlich niemand mehr, dass wir uns hier aufhielten. Hier in einer abgelegenen Kirche etwas außerhalb der Stadt, damit uns niemand bei unserem Vorhaben überraschen konnte.

Es war nicht die Kälte, die mich zittern ließ. Ebenso war es nicht der Wind, der von außen durch die alten Gemäuer zog und unheimliche Geräusche machte.

So schreckhaft war ich nun auch wieder nicht.

Auch war es nicht die düstere Umgebung mit den flackernden Kerzenlichtern, die mir Angst einjagte. Sogar die einzelnen Ratten, die ich glaubte, im Augenwinkel sehen zu können, hatten nichts damit zu tun.

Nein, all das war nicht verantwortlich dafür, dass ich am Boden festgefroren war und das, obwohl ich eigentlich schreiend im Schweinsgalopp davonlaufen wollte.

Der Grund für meine Starre war der Mann vor mir. Er betrachtete uns kühn von oben herab. Seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt und eine Augenbraue war argwöhnisch in die Höhe gezogen. Ein zufriedener Ausdruck zog sich über sein Gesicht, als Mia in sein Blickfeld gelang. Er studierte sie von Kopf bis Fuß und selbst im Dunkeln konnte ich erkennen, wie sie rot anlief.

Mein Atem stockte. Mia war keine Frau, die sich einschüchtern ließ. Sie war auch keine Frau, die sich flirtend eine Haarsträhne um den Finger wickelte und bei Anmachsprüchen rot wurde. Ich konnte mich nicht erinnern, sie jemals verlegen gesehen zu haben.

Aber das hier war alles andere als eine gewöhnliche Situation. Das war Mias Welt. Der Mann vor uns war nicht einfach durch die Kirchentür spaziert.

Wenn man es genau nahm, hatte er noch nicht einmal einen einzigen Schritt gemacht.

Wie gelangte er hierher?

Tja, das konnte ich selbst nicht erklären. Gerade eben noch waren Mia und ich alleine. Von einer Sekunde auf die andere, tauchte er wie aus dem Nichts auf.

Erst die schwarzen Haare, kurz darauf der markante Kiefer, die breiten Schultern, seine durchtrainierte Brust und sein Sixpack, der sogar durch das graue Shirt erkennbar war. Beinahe überkam mich Neid. Auf den perfekt definierten Oberkörper folgten die muskulösen Beine, die von einer schwarzen Lederhose umhüllt waren und zum Schluss seine schwarzen, schweren Stiefel. Wie in Zeitlupe war er aus dem Boden, inmitten des leuchtenden Siegels heraus, aufgestiegen.

Aus jeder Pore seines Körpers strömten Pheromone eines Bad Boys. Bei Mia schlugen sie ein wie eine Bombe und zeigten augenblicklich Wirkung. Natürlich verliebte sie sich in Sekundenschnelle in einen Typen, der aus dem nirgendwo auftauchte und uns vermutlich auffressen wollte.

Mein Körper verkrampfte sich augenblicklich, als sein Blick den meinen kreuzte. Der zufriedene Ausdruck schwand und stattdessen runzelte er die Stirn so stark, dass sich eine tiefe Falte bildete. Ich vernahm ein unbekanntes Geräusch aus seiner Kehle, ehe er tief ausatmete. Sein Blick streifte an mir vorbei in die Leere und er strafte mich mit Ignoranz.

Was auch immer er in mir sah, gefiel ihm offenbar nicht. Wie es schien, war ich ihm vermutlich nicht Bad Boy genug, daher auch kein ernstzunehmender Gegner.

„Von wem ist das Blut?“

Seine dunkle, tiefe Stimme hallte durch die Kirche und unwillkürlich zuckte ich zusammen.

„W-wieso willst du das wissen?“, rutschte es mir heraus, doch im Gegensatz zu seiner selbstsicheren Stimme, konnte ich ein zittriges Stammeln nicht unterdrücken.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte Mia mich an, und dieses Mal erkannte ich Angst. Trotz der Röte ihrer Wangen, zitterten ihre Hände wie Espenlaub. Offenbar fürchtete sie ihn ebenso sehr, wie sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Immerhin hatten wir keine Ahnung, was passiert war, woher der Mann kam, wer er war und was er von uns wollte.

Meine Frage schien ihn wütend zu machen. Seine Lippen kräuselten sich zu einer schmalen Linie und sein Kiefer war angespannt. Als er seinen Kopf in meine Richtung bewegte, konnte ich erkennen, dass seine Augen rot aufleuchteten.

„Möchtest du herausfinden, ob ich euch wirklich auffressen möchte, Mensch?“

Ich stockte.

War das Zufall oder konnte er meine Gedanken lesen? „Also, ich frage noch einmal, von wem stammt das Blut?“

Sein eindringlicher Blick bohrte sich durch mich hindurch und ich konnte nichts gegen die vielen Bilder tun, die begannen, sich in meinem Kopf abzuspielen. Bilder von ihm, wie er uns auffraß, wie er uns zu Sklaven machte, wie er sich in ein abscheuliches Wesen verwandelte, uns verfolgte und dann einsperrte.

Ich sah mich um. Was für Möglichkeiten hatten wir? Abhauen? Seine kräftige Statur verriet bereits, dass es aussichtslos war. Wir würden es nicht einmal bis nach draußen schaffen.

Vielleicht könnten wir ihn außer Gefecht setzen? Wie? Sollten wir ihn mit der übriggebliebenen Schulkreide bewerfen und hoffen, dass wir ihn damit K.O. schlagen können? Konnte man ihn womöglich austricksen? Um Himmels Willen, ich bin doch kein Zauberkünstler.

Ein Exorzismus? Davon hatte ich nun wirklich keine Ahnung.

Sowas wie ein Lachen kam aus seinem Mund, bevor er den Kopf schüttelte.

„Nun gut, wenn es niemand für nötig befindet mir Rede und Antwort zu stehen, werde ich einfach mit dir beginnen.“

Meine angsterfüllten und wirren Gedanken, bescherten mir einen riesigen Kloß im Hals. Wie erstarrt beobachtete ich, wie er auf Mia zuging. Sie stieß einen entsetzen Laut aus und kroch rücklings von ihm weg.

„Es ist meins. Es ist mein Blut“, krächzte ich panisch und hoffte, ihn damit von Mia abzulenken.

Tatsächlich blieb er stehen.

„Wie schade“, murmelte er und drehte sich wieder zu mir.

„Was willst du?“, fragte er und wirkte genervt.

Fragend blickte ich zu Mia, doch sie zuckte nur mit den Schultern.

„Was meinst du damit?“, stammelte ich.

Sein Blick wechselte zwischen mir und meiner Freundin hin und her. Verständnislos blieben seine leuchtend roten Augen wieder an mir hängen.

„War eure Intention einen Dämon zu beschwören nicht die, einen Wunsch erfüllt zu bekommen?“

„Ein Dämon?“, kreischte ich und nahm im Hintergrund wahr, wie Mia aufstand.

„Wir wollten uns etwas wünschen, aber von einem Dämon war keine Rede“, antwortete sie laut, wenn auch nicht ganz so selbstsicher, wie ich es von ihr gewohnt war. Ihr Blick war fest auf den Fremden gerichtet. Selbstbewusst streckte sie ihm ihr Kinn entgegen.

Der Dämon schwieg einige Sekunden, bevor er sie mit einem beeindruckten Gesichtsausdruck belohnte. Mias Absicht, ihm auf Augenhöhe zu begegnen und das, obwohl er soeben angedeutet hatte sie zu fressen, schien ihm zu imponieren.

„Hmm, ihr habt also keine Ahnung. Ihr könnt von Glück reden, dass ich nicht euretwegen erschienen bin und Gnade walten lasse. Ihr dürft eure Seelen behalten. Ich habe keine Verwendung dafür.“

Verblüfft starrte ich ihn an. Wovon sprach er? Wir durften unsere Seelen behalten? War das sein Ernst?

„Du willst unsere Seelen!?“

Ein ungläubiger Ausdruck huschte über sein Gesicht.

„Bist du blöd? Hörst du nicht zu?“

Mia kicherte und ich konnte nicht glauben, was sich hier soeben abspielte. Nicht nur beleidigte mich ein dahergelaufener Möchtegern-Macho - Mia lachte auch noch darüber.

Hastig erhob ich mich und warf ihm einen wütenden Blick zu.

„Was du da gefaselt hast, habe ich verstanden. Aber was willst du dann von uns?“

„Ich von euch? Ihr wollt doch etwas von mir.“

Ein Knurren entfuhr mir und Wut kochte in mir hoch. Wollte er mich ärgern?

„Wir wollen rein gar nichts von dir. Also kannst du wieder verschwinden.“

„Das geht nicht.“

„Ach, und wieso nicht?“

„Weil ihr mir nicht gesagt habt, was ihr von mir wollt.“

Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Zornig funkelte ich ihn an. Es ist mir schleierhaft, woher ich diesen Mut nahm. Er war beinahe einen ganzen Kopf größer als ich. Trotzdem machte er mich wahnsinnig wütend.

„Okay, okay“, unterbrach Mia beschwichtigend mein Starren und ich spürte ihre Hand auf meinem Arm, „vielleicht sollten wir erst einmal klären, wer du bist.“

Der Dämon ließ seinen Blick zu Mias Hand an meinen Arm schweifen, anschließend grinste er mich an.

„Ihr könnt mich Pay nennen.“

 

 

Kapitel 2

 

Ein Glucksen konnte ich mir nicht verkneifen. Pay? So wie das Wort für bezahlen? Wie passend.

Mia rammte mir ihren Ellbogen in die Rippen und als ich das erzürnte Gesicht von Pay bemerkte, schluckte ich und mied seinen Blick. Kurzzeitig hatte ich vergessen, dass so etwas wie ein Dämon vor mir stand und damit gedroht hatte, uns zu fressen.

„Und woher kommst du ... Pay?“

Ich verkniff mir ein weiteres Glucksen, als ich Mias Stottern hörte.

„Na, was glaubst du denn? Aus der Hölle natürlich.“

Diese Aussage zog wieder meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn. Er kam aus der Hölle?

„Bist du der Teufel?“, fragte ich und bereute die Frage sofort, als er lauthals loslachte.

„Nein“, antwortete er, nachdem er sich beruhigte.

„Du sagtest etwas von einem Wunsch?“, warf Mia ein. Pay nickte.

„Ihr habt das Siegel des Wunsches benutzt. Jeder Dämon, der hier hindurchkommt, muss euch einen Wunsch erfüllen. Im Gegenzug gibt der Wünschende ihm einen Teil seiner Seele.“

„Du sagtest doch, du willst unsere Seele nicht“, warf ich ein und hörte ihn schnauben.

„Du hast es also doch verstanden“, spottete er und ich verspürte einen stechenden Schmerz, weil Mia ihre Fingernägel in meinen Arm drückte. Zwar regte er mich auf, aber was glaubte Mia denn, was ich machen würde? Ihn vermöbeln?

„Wie kommt es dann, dass du hier bist?“, fragte Mia und warf mir einen warnenden Blick zu.

„Gewisse Umstände erfordern gewisse Maßnahmen. Ich will zwar eure Seelen nicht, aber auch ich bin gebunden an die Beschwörung. Bevor ich euch verlassen kann, musst du dir etwas wünschen.“

Der letzte Satz ging an mich.

„Ich?“

„Es ist doch dein Blut, oder? Dann sollte der Wunsch für dich sein, nicht wahr?“

Ja, das sollte er. Mia hatte diese Idee wegen mir. Sie wollte mir helfen, meiner Verzweiflung zu entrinnen. Niemals hätte ich aber mit diesem Ergebnis gerechnet - einem Dämon, der mir einen Wunsch erfüllen konnte.

„Mach schon, was ist es, was du willst? Geld? Macht? Frauen?“

Er würde mir erfüllen, was immer ich wollte? Das war verrückt.

„Das ist doch ein Scherz, oder? Sind hier zufällig versteckte Kameras und wir sind unwissend in einer Fernseh-Show gelandet?“, fragte ich und sah mich um.

„Du hast soeben miterlebt, wie ich vor euch aus dem Nichts aufgetaucht bin, und dann zweifelst du an meiner Ehrlichkeit?“

Wahre Worte und trotzdem konnte ich es nicht glauben. Ich sah zu Mia, die ihn wieder fasziniert anstarrte.

„Könntest du dein Anschmachten auf später verlegen und mir mal helfen?“, knurrte ich.

Mias Augen wurden groß und auf Pays Gesicht erschien ein Grinsen. Sie räusperte sich und strafte mich mit einem Blick, der „fall bitte tot um“ bedeutete, bevor sie sprach.

„Das heißt, du kannst ihm alles erfüllen, was er sich wünscht? Egal, was es ist?“

„Ja. Solltest du aber auf die Idee kommen, aus einem Wunsch, mehrere machen zu wollen – das kannst du vergessen.“

„Und im Gegenzug verlangst du nichts? Wie kann das sein?“, fragte Mia skeptisch.

Pay zuckte mit den Schultern.

„Hättet ihr mein Siegel benutzt, würde ich von euch beiden ein Körperteil verlangen – ein Auge, oder einen Arm... Was in Anbetracht meiner Fähigkeit, euch jeden Wunsch erfüllen zu können, auch nur fair ist. Da dieses Ritual aber für einen niederen Dämon gedacht war und ich ihn getötet habe, bevor er das Portal benutzen konnte, dürft ihr eure Gliedmaßen behalten. Trotzdem muss ich euch einen Wunsch erfüllen.“

Mias kritischer Blick ruhte mehrere Sekunden auf Pay, bevor sie in quietschendes Gelächter ausbrach und fröhlich in die Hände klatschte. Pay zog eine Grimasse und auch ich machte einen Schritt zur Seite und sah sie verwundert an. Das war doch kein Grund zur Freude.

Hatte sie ihm nicht zugehört? Er hatte einen anderen Dämon getötet, um hierherzukommen, und er verlangte für gewöhnlich gewisse Körperteile.

„Hörst du das, Sean? Er kann dir jeden Wunsch erfüllen. Das wolltest du doch, oder? Ich wusste, es wird ein Erfolg werden. Schon als ich das Buch in diesem Buchladen entdeckt habe, war mir klar, dass es etwas Besonderes ist.“

„Du meinst, du hast gewusst, dass wir einen Dschinn beschwören werden?“, murmelte ich und zuckte zusammen, als ich ein Knurren hörte. Erneut bekam ich Mias Ellbogen zu spüren.

„Hör auf ihn zu beleidigen!“, rügte sie mich flüsternd.

„Ja, hör auf deine Freundin, bevor ich es mir noch anders überlege und doch noch ein Auge von dir verlange.“

Himmel ...

„Also, was willst du? Du kannst dir deinen Wunsch wohl überlegen, aber beeil dich. Ich habe nicht ewig Zeit.“

„Ich kann mir meinen Wunsch noch überlegen? Was meinst du damit?“, fragte ich.

„Der ursprüngliche Dämon hätte dir nicht jeden Wunsch erfüllen können. Ich aber kann dir alles erfüllen.“

„Das ist nicht nötig. Er wünscht sich die Liebe“, unterbrach Mia, bevor ich die Chance hatte zu reagieren.

Mir klappte der Mund nach unten. Was zum ...

„Mia“, fauchte ich, doch sie winkte ab.

„Was denn? Ist doch wahr. Oder willst du doch etwas anderes?“

„Nein, aber darum geht es doch nicht.“

„Worum denn dann?“

Peinlich berührt senkte ich meinen Blick und starrte auf den Boden, als ich ein tiefes Lachen hörte.

Darum ging es ... Mia war meine Freundin und die einzige Person, die von meinem Problem wusste. Das hier war ein Fremder, ein Dämon und gleichzeitig ein Mann, der nach seinem Aussehen zu urteilen, keine Schwierigkeiten in diesem Bereich hatte.

„Hat der Junge etwa Liebesprobleme?“, spottete Pay und ich merkte, wie meine Wangen heiß wurden. Ja, Männer können auch erröten, wenn ihnen etwas ungeheuerlich peinlich ist. Und in diesem Moment wartete ich auf das Loch im Boden, welches mich von hier wegbrachte.

Ich war zu dem Zeitpunkt zwanzig Jahre alt und hatte noch nie eine Beziehung. Noch nie Sex. Wenn sich nicht sofort irgendetwas änderte, dann gab es darauf auch in näherer Zukunft keine Aussicht.

„Hör auf, dich über ihn lustig zu machen!“, befahl Mia laut.

Sie war sauer. Meine Mundwinkel zogen sich nach oben. Egal, was vor sich ging, sie würde immer auf meiner Seite sein. Auch wenn es hieß, sich mit einem Dämon anzulegen, der keine Probleme hatte, andere Dämonen umzubringen, Menschen zu fressen oder ihnen Körperteile zu rauben. Ich hob meinen Kopf und sah ungläubig zu, wie Pay mit einem ‚Hmmph‘ aufhörte zu lachen.

„Dann sag mir, wer sie ist“, murmelte Pay und ich hätte schwören können, dass er schmollte.

War das zu glauben?

„Es gibt keine besondere Person“, antwortete ich leise, war aber noch immer peinlich berührt.

„Dann such dir eine Frau aus.“

Ich stockte.

„Ich soll mir eine Frau aussuchen?“

„Ja, na klar. Oder woher glaubst du, dass ich sie nehmen soll? Dir eine backen?“

Bedeutete das ...

„Soll das heißen, ich suche mir eine Frau und du sorgst dafür, dass sie sich in mich verliebt?“

Pay nickte.

„Genau!“

Ich lachte entsetzt.

„Aber das geht doch nicht.“

Pay zog fragend die linke Augenbraue nach oben und beugte sich mit verschränkten Armen näher an mich heran.

„Gewissensbisse?“

„Ja“, antwortete ich, ohne zu zögern.

Überrascht vergrößerten sich seine Augen.

„Hmm, das ist mir jetzt neu“, murmelte er und richtete sich wieder auf.

„Und wie glaubst du soll ich dein Liebesproblem lösen?“

Beinahe hätte ich laut losgelacht. Vor mir stand ein Dämon aus der Hölle, der mir jeden Wunsch erfüllen konnte, aber auch er war nicht in der Lage mir ein Liebesleben zu ermöglichen.

„Keine Ahnung, bist du nicht der Dsch ...“

Er knurrte und ich stockte.

„Ich meine, gibt es denn keine andere Möglichkeit?“

„Entweder du suchst dir irgendeine Frau aus, oder du wünscht dir etwas anderes. Hast du sonst keine Wünsche? Geld? Oder willst du jemanden tot sehen? Soll ich jemanden wiederbeleben? Ich kann dir auch einen lebenslangen Drogenvorrat besorgen.“

Skeptisch sah ich ihn an.

„Und woher kommt das Geld oder die Drogen?“

Pays Arme fielen schlapp an seinem Körper herab und er schnaubte entnervt.

„Ist das denn zu fassen? Du meinst das ernst, oder?“

Noch bevor ich fragen konnte, was er denn meinte, sprach er weiter.

„Dieses Gewissens-Dings, das du hier abziehst“, er wedelte mit den Fingern zwischen uns hin und her, „das war nicht nur, um dein eigenes Gewissen zu beruhigen, nicht wahr? Das ist dein voller Ernst.“

Sein Blick suchte den von Mia, um sich seine Theorie bestätigen zu lassen. Sie nickte ihm zu und er atmete laut aus, während er sich seine Schläfen massierte.

„Na gut, was ist, wenn ich verspreche, dir das Geld von jemanden zu besorgen, der es nicht verdient hat? Oder wenn du dich für die Drogen entscheidest, dann hole ich sie für dich von irgendwelchen Gangs oder Drogenbaronen?“

„Du meinst, so wie Robin Hood?“, fragte Mia und ich schmunzelte.

„Ja, von mir aus, wenn es bedeutet, dass ich endlich von hier wegkann, dann bin ich euer Robin Hood“, brummte er.

„Nein, danke!“, lehnte ich nachdrücklich ab.

Jetzt wurde mir erst bewusst, welche Auswirkungen solch ein Wunsch haben würde. Sollte ich mir die Liebe von ihm wünschen, dann zwang er eine Person, Gefühle zu empfinden, die sie womöglich nie haben würde. Das Geld und die Drogen konnte er nicht aus dem Nichts herbeizaubern. Sie gehörten jemandem. Sich mit irgendwelchen Kartellen oder Drogenbaronen anzulegen, stand nicht auf meiner Liste.

Wer wusste schon, was passieren könnte, wenn er Tote wiederbelebte. Es gab Dämonen, woher konnte ich mir dann sicher sein, dass Zombies nicht auch existierten? Meine Großmutter als lebende Untote war keine schöne Vorstellung.

Der schockierte Gesichtsausdruck des Dämons hielt mich nicht davon ab fortzufahren.

„Ich habe keinen Wunsch und ich werde mir auch nicht irgendetwas wünschen, nur damit du zufrieden bist. Du kannst also wieder gehen.“

„Aber Sean“, unterbrach Mia, „willst du dir wirklich nichts wünschen? Ich dachte, du möchtest endlich einen ...“

Hastig hielt ich ihr die Hand vor den Mund und warf ihr einen auffordernden Blick zu.

„Ich bin mir sicher“, antwortete ich laut und ließ erst wieder von ihr ab, als sie langsam nickte.

„Hmm interessant“, murmelte Pay.

Sein Blick schweifte zwischen uns hin und her.

„Na schön“, er zuckte mit den Schultern, „ich hatte mir das zwar anders vorgestellt, aber wenn du dir nichts wünschen möchtest, dann ist das für mich auch in Ordnung.“

„Wirklich?“, fragte ich zweifelnd.

„Ja, wirklich. Es ist nicht mein Wunsch, also was kümmert es mich?“

Immer noch unsicher, sah ich zu Mia, doch als ich ihren erleichterten Gesichtsausdruck sah, war ich mir sicher, dass sie ihm Glauben schenkte.

„Dann können wir gehen?“

Die Freude in meiner Stimme konnte ich nicht verbergen.

Ich wollte hier weg, um für immer verdrängen zu können, was sich hier heute abgespielt hatte. Allerdings erst nachdem ich dabei zugesehen hatte, wie Mia all ihr Hokuspokus-Zeugs im Garten verbrannte.

„Klar“, antwortete er und betrachtete uns interessiert.

Augenblicklich packte ich Mia am Arm und schleifte sie hinter mir her.

„Aber ...“, hörte ich Mia, doch ignorierte ihren Einwand. Die billigen Kerzen, die wir dort zurückließen, waren mir egal. Niemand würde uns deshalb einsperren.

Immer schneller lief ich weiter. Kurz bevor ich die Tür öffnete und hinaustrat, warf ich einen letzten Blick nach hinten und bereute es augenblicklich. Pay war immer noch an Ort und Stelle. Doch das war es nicht, was mich nervös machte. Es war auch nicht der intensive Blick auf mir, der dafür sorgte, dass es mir kalt den Rücken hinunterlief. Auch nicht die dunkle Energie und rohe Kraft, die er ausstrahlte und die mir Gänsehaut bescherte.

Nein, einzig und allein das Grinsen, was sich in seinem Gesicht zeigte, sorgte dafür, dass ich über die Kirchenschwelle hinausstolperte.

 

Kapitel 3

 

Es war nur ein Traum. Ein eigenartiger, sich hoffentlich niemals wiederholender Alptraum. Das versuchte ich mir seit heute Morgen einzureden. Als sich Mia jedoch im Vorlesungssaal neben mich setzte und ihre Augen voller Aufregung leuchteten, wusste ich, dass nichts davon ein Traum war, sondern Realität.

Damit wollte ich mich einfach nicht abfinden.

Gestern Abend, nachdem wir die Kirche heil verlassen hatten, musste sie mir versprechen, nie wieder ein Wort darüber zu verlieren. Zudem hatte sie mir geschworen, die Finger von Magie jeglicher Art zu lassen. Dass wir in einem Stück und lebend davongekommen waren, war nur Glück. Das wusste Mia und trotzdem übte es immer noch eine Faszination auf sie aus, die ich zum Teil ja auch nachvollziehen konnte.

Ihr ganzes Leben lang war sie bereits von Magie und Okkultem überzeugt und gestern Nacht hatte sie endlich ihre Bestätigung bekommen. Dämonen existierten. Ebenso die Hölle.

Und auch, wenn ein Teil von mir sich für Mia freute, wollte der andere Teil nie wieder etwas damit zu tun haben. Vielleicht war es dasselbe wie mit Hellseherei. Wenn man daran glaubte, war die Zukunft bereits ein geschriebenes Buch.

Hatte mich Mias enormes Interesse an der Magie auf eine Art und Weise mitgerissen, sodass ich unbewusst zu hoffen anfing, dass diese Teufelskunst real war? War mein Wunsch nach Liebe so stark, dass er mich Dinge hat sehen lassen, die nicht wahr sein konnten?

Selbst wenn, gab es keine Erklärung dafür, dass Mia dasselbe gesehen hatte. Außer es war etwas mit dem chinesischen Essen von gestern Abend nicht in Ordnung. Magische Pilze womöglich?

„Wie hast du geschlafen?“, fragte ich sie, als sie ihre Notizen auspackte.

„Ich habe nicht geschlafen.“

Mit verengten Augen sah ich sie an. Das konnte nur bedeuten ...

„Du hast es mir versprochen“, zischte ich leise.

„Ja, ja.“, antwortete sie und winkte ab, „ich hab auch nichts anderes gemacht als zu lesen.“

Mit einem Stöhnen ließ ich mich in meinen Sessel fallen und rieb mir die Stelle zwischen den Augen. Ich wusste, ich würde es bereuen, dass ich sie gestern Abend nicht mehr nach Hause begleitet hatte, um dabei zuzusehen, wie sie das Buch loswurde.

„Und worin hast du gelesen?“, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits wusste.

„In dem Buch mit den Siegeln. Pay hat die Wahrheit gesagt. Niedere Dämonen fordern einen Teil deiner Seele, dafür aber können sie dir nicht jeden Wunsch erfüllen. Höhere Dämonen verlangen nach der Beschwörung einen Teil der Seele und ein Körperteil von dir, welches sie sich aussuchen dürfen.“

Ungläubig sah ich sie an.

„Du meinst, das steht alles dort drin und du kommst er jetzt darauf, dich einzulesen?“

Verlegen sah sie auf ihren Stift in der Hand.

„Ja, ich gebe zu, das war ein Fehler. Aber es ist doch alles gut gegangen. Wir haben noch unsere Seelen und Körperteile. Und das, obwohl uns ein Hoheitsdämon begegnet ist.“

Ich schloss die Augen, atmete ein paar Male tief durch und ließ mich in meinen Sessel sinken. Wenn sie von mir Begeisterung erwartete, dann hatte sie sich getäuscht.

Nicht nur waren wir gestern knapp dem Tod oder der Verstümmelung entkommen, ich hatte auch kein Auge zugetan. Pays Gesicht ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich stand direkt vor einem Dämon aus der Hölle, hatte ihn einen Dschinn genannt und sein Angebot verschmäht. Das brachte mich mit Sicherheit in die Tiefen der Hölle. Obendrein machte ich mir Sorgen, was sein Grinsen zu bedeuten hatte. Plante er seine Vergeltung?

Wer konnte bei diesen Gedanken in Ruhe einschlafen?

„Aber weißt du, was ich noch gelesen habe?“, flüsterte Mia und rutschte näher. Ich stöhnte.

„Ist es denn wichtig? Ich meine, du hast mir versprochen, die Finger davon zu lassen und ich habe kein Interesse daran.“

„Nein, nein, das meine ich nicht. Es ist ...“ Mia brach mitten im Satz ab. Erst dachte ich mir nichts dabei, doch als sie nach einigen Sekunden immer noch nicht weitersprach, war ich im Begriff die Augen zu öffnen.

„Rechtswissenschaften? Von ihm habe ich nichts anderes erwartet. Aber wie kommst du hierher?“, hörte ich eine mir bekannte Stimme fragen.

Erschrocken zuckte ich so sehr zusammen, dass meine Knie gegen die Tischplatte knallten und das Geräusch durch den Saal hallte. Es war Pays tiefe Stimme, die mich veranlasste meine Augen zu öffnen und den Atem anzuhalten.

Er hatte es sich eine Reihe vor uns bequem gemacht und seine Aufmerksamkeit lag auf Mia, die ihn unverhohlen angrinste.

War sie denn nicht überrascht, ihn hier zu sehen?

„Es gibt noch so einiges über mich, mit dem ich dich überraschen kann.“

Bei ihren Worten verschluckte ich mich. Um Himmels willen, wirklich jetzt? Sie flirtete auch noch mit ihm?

Das durfte doch nicht wahr sein.

Ein bestätigendes Schnurren kam ihm über die Lippen.

„Was tust du hier?“, fauchte ich und unterbrach damit das sexuelle Knistern zwischen den beiden.

„Das wollte ich dir soeben sagen“, antwortete Mia, „er ist na ja …“, sie räusperte sich und mied meinen Blick.

„Er ist was, Mia?“

„Ich bin an dich gebunden“, antwortete dieses Mal Pay. Gebunden?

„Was soll das heißen?“

Pay grinste.

„Hast du mir denn gestern Abend nicht zugehört? Ich habe doch gesagt, dass ich erst wieder gehen kann, wenn du dir etwas gewünscht hast.“

„Und ich sagte dir doch, dass ich das nicht will.“

Ein Murmeln entstand und ich sah mich um.

Erst jetzt bemerkte ich, dass Pay die Aufmerksamkeit der Studenten auf sich gezogen hatte. Ein Tuscheln und ein Kichern ließ mich mit den Augen rollen. Wenn die nur wüssten ...

„Dann werde ich es mir bis dahin wohl oder übel hier oben bei euch gemütlich machen müssen. Und ich freue mich schon darauf.“

Sein Blick ging wieder zu Mia, die anfing zu kichern.

„Du willst mich doch veräppeln.“

Ob ich damit Mia oder Pay meinte, war mir nicht ganz klar. Aber damit schlug ich wohl zwei Fliegen mit einer Klatsche.

„Nein, Sean, er sagt die Wahrheit. So steht es auch im Buch. Er bleibt bei dir, bis du einen Wunsch ausgesprochen hast. Ein Hinweis warnt dich davor, dass du nur dann ein Siegel benutzen darfst, wenn du dir eines Wunsches sicher bist.“

„Und das sagst du mir jetzt? Nachdem wir ihn bereits beschworen haben?“

„Ich sagte dir doch, dass es mir leidtut. Aber was solls?“ Was solls?

„Himmel, Mia, er ist ein Dämon.“

Ein Kichern in den hinteren Reihen ließ mich wieder tief in meinen Sessel sinken.

„Ich bin nicht irgendein Dämon, Mensch“, knurrte Pay, aber ich ignorierte ihn.

„Wenn du ihn loshaben möchtest, dann wünsch dir doch einfach etwas von ihm.“

„Nein, das sagte ich doch bereits. Das werde ich nicht machen. Du hast doch gehört, was passiert, wenn ich mir etwas wünsche. Und hast du vergessen, dass er dich gestern fressen wollte?“

Ich konnte sie nur mit offenem Mund anstarren, als sie beide anfingen zu lachen.

„Ich wollte sie nicht fressen. Ein wenig anknabbern vielleicht. Aber das hätte ihr mit Sicherheit gefallen.“

Den letzten Satz schnurrte er und Mias Wangen färbten sich rosa.

„Sucht euch doch ein Zimmer“, brummte ich von diesen Anspielungen aufs Äußerste genervt.

„Ah, wie ich sehe bist du doch nicht so jungfräulich, wie ich geglaubt hatte.“

War es der Stress? Der fehlende Schlaf? Oder die Unverschämtheit dieses Dämons? Wer wusste das schon? Ich auf jeden Fall sah schwarz! Denn alles, was ich noch mitbekam, war dieser unvergleichlich stechende Schmerz in meinen Fingerknöcheln. Es brannte höllisch und trieb mir die Tränen in die Augen. Um mich herum wurde es laut. Aufgeregte Schreie, das Geräusch von quietschenden Stühlen und sogar Anfeuerungsrufe drangen in meine Ohren.

Irgendwann in all dem Tumult war ich aufgestanden und aus dem Hörsaal gestürmt. Nun stand ich hier alleine mitten auf dem Campus und konnte nicht glauben, was ich getan hatte.

Mein pochender Arm hing an mir hinab und alleine der Gedanke daran, ihn bewegen zu müssen, ließ mich wie ein weinendes Baby zusammenkauern. Was nutzte es noch, damit ins Krankenhaus zu fahren? Ich war ohnehin tot.

Ich hatte einem Dämon ins Gesicht geboxt.

Nicht irgendeinem Dämon. Einem verfluchten Hoheitsdämon. Wo der Unterschied lag, war mir nicht klar, aber es gab einen.

Und nun hatte ich ihn nicht nur beleidigt, verschmäht, sondern auch noch geschlagen.

Wieso um Himmels willen musste das passieren? Noch nie hatte ich jemanden geschlagen. Und dann suchte ich mir einen Dämon als mein erstes Opfer? War ich denn bescheuert?

Unbeholfen sah ich mich um. Was sollte ich denn nur tun? Zurückgehen war keine Option. In die Stadt fahren auch nicht, denn in der Aufregung hatte ich meine Tasche zurückgelassen. Darüber aber machte ich mir keine Sorgen. Ich wusste, Mia würde daran denken und sie mitnehmen.

Meine Augen fielen auf meine schmerzende Hand. Die Finger färbten sich allmählich blau und sie schwollen immer weiter an. Wie peinlich. Jetzt hatte ich mir womöglich auch noch die Hand gebrochen. Ich atmete tief aus und meine Schultern sackten müde nach vorne.

„Eis, ich brauche Eis“, murmelte ich und ging los. In diesem Moment war ich dankbar über den Reichtum meiner Eltern. Zwar hatte ich nicht direkt ein Zimmer am Campus der Universität, aber eine kleine Wohnung direkt in der Nähe. Und darin würde ich mich verkriechen, bis Pay kam und ich bezahlen musste.

Kapitel 4

 

„Du hast es gewagt, mir ins Gesicht zu schlagen“, knurrte eine tiefe, und überaus wütende Stimme mir entgegen, als ich die Tür zu meiner Wohnung öffnete. Wie angewurzelt blieb ich stehen.

„Wie bist du ... Wie kannst du ...?“

Ich blickte auf das Türschloss in meiner gesunden Hand, welches aber unbeschadet zu sein schien. Und auch Tim der Portier hatte nichts von Pay gesagt, als ich soeben bei ihm gewesen war und nach dem Ersatzschlüssel gefragt hatte.

„Hast du geglaubt, Türen halten mich davon ab, deine Wohnung zu betreten?“

Ein Seufzer kam mir über die Lippen. Denn ja, das hatte ich ehrlich gesagt geglaubt, was lächerlich war, wenn man bedachte, mit wem ich es zu tun hatte.

„Das heißt, es gibt keinen Ort auf der Welt, an dem ich mich vor dir verstecken kann?“

„Nein!“

Ich nickte und schloss die Tür.

Weglaufen machte damit keinen Sinn mehr.

Pay hatte es sich in einem der Sofasessel bequem gemacht und wirkte mehr als nur wütend. Seine Augen leuchteten gefährlich rot und sein Körper war angespannt und bereit für was auch immer er mit mir vorhatte. Ich beobachtete, wie sich seine Hand mehrmals zur Faust ballte und dann wieder öffnete.

Und ich glaubte, Rauch aufsteigen zu sehen, was in Anbetracht des Dämons, der vor mir saß, gar nicht unmöglich schien. Immerhin kam er aus der Hölle. Meine Augen blieben allerdings an der Verletzung an seinem Wangenknochen hängen und ganz kurz plagte mich das schlechte Gewissen.

„Wenn du dich schon dafür entscheidest, jemandem ins Gesicht zu boxen, dann sollte es dir später nicht leidtun.“

„Wer sagt, dass es mir leidtut?“, gab ich zurück und verfluchte ihn dafür, dass er mich durchschaut hatte.

Als Antwort bekam ich ein Schnauben. Ich machte einen Schritt in den Raum.

„Und wie machen wir das jetzt?“

Er wirkte überrascht.

„Wovon sprichst du?“

Ich zuckte mit den Achseln.

„Na anscheinend frisst du deine Opfer nicht. Hast du jetzt vor, mich in die Hölle mitzunehmen, um mich dort zu quälen? Oder willst du jetzt doch irgendwelche Körperteile von mir? Meine Seele werde ich dir nicht freiwillig geben, also versuche es erst gar nicht. Da ich nicht weiß, was ihr da unten für Spielchen treibt, wäre ich gerne vorbereitet.“

 

Neugierig legte er den Kopf schief und betrachtete mich.

„Du rechnest mit all dem und läufst nicht vor mir davon?“

„Mir ist klar, dass es keinen Sinn macht, von dir davonzulaufen. Du bist ein Dämon. Keine Ahnung, wozu ihr in der Lage seid, aber ich vermute, du hättest mich überall gefunden?“

Er nickte.

„Ja, das hätte ich.“

„Na dann ...“

Pay tappte mit den Fingern auf der Lehne des Sessels, nahm seinen Blick aber nicht von mir. Als seine Augen auf meine Hände fielen, die vor Angst zitterten, verschränkte ich sie, so gut es mit einer gebrochenen Hand eben ging, hinter dem Rücken. Ich war stolz auf mich, als ich die Miene dabei vor Schmerzen nicht verzog.

„Wieso hast du mich geschlagen?“

„Du fragst mich, wieso ich dich geschlagen habe? Ist das denn nicht offensichtlich?“

Der interessierte Blick, mit dem er mich betrachtete, machte mich nervös. Es war derselbe, mit dem er Mia gestern Abend gemustert hatte. Nur langsamer und ausführlicher. Das machte mir Sorgen, denn ich hörte seine nächste Frage, noch bevor er sie ausgesprochen hatte. Und das führte dazu, dass der Drang wegzulaufen, so intensiv wurde, dass ich unwillkürlich etliche Schritte zurückmachte. Mein Rücken stieß an die Tür und ich erstarrte.

Seine noch nicht ausgesprochene Frage erschrak mich mehr, als die Aussicht von einem Dämon entführt zu werden. Wie absurd, und doch real.

Ein Klopfen ertönte und Mias Stimme ließ mich erleichtert aufatmen. Ohne zu zögern, öffnete ich die Tür.

„Oh mein Gott, bist du in Ordnung? Du hast Pay geschlagen. Bist du verrückt geworden? Wieso suchst du dir nicht erstmal jemanden in deiner Größe? Tyler hätte eine Tracht Prügel für seine dummen Sprüche verdient. Er wäre sogar etwa gleich groß wie du. Fang doch erstmal mit ihm an.“

Trotz allem lachte ich.

„Ich habe nicht vor, jemanden zu verprügeln, Mia“, versicherte ich ihr.

„Wieso dann aber Pay? Hast du gesehen, was du mit seinem wunderschönen Gesicht angestellt hast? Nächstes Mal, wenn du ihn schlagen musst, dann bitte suche dir eine Stelle, die man nicht sehen kann. Sein Gesicht ist tabu, hörst du mich?“

Ein Räuspern hinter mir ließ Mia zusammenzucken.

„Oh nein, er ist hier, oder?“, flüsterte sie mit großen Augen und ich nickte.

„Wieso stoppst du mich dann nicht? Das machen Freunde“, knurrte sie.

„Entschuldige! Mia, Pay ist hier“, sagte ich dann laut und öffnete die Tür so weit, dass sie Pay im Blick hatte.

„Ha ha, Witzbold“, flüsterte sie und betrat die Wohnung.

„Dass du vor mir hier bist, kann nur bedeuten, dass du keinen Schritt machen musst, um irgendwo hinzugelangen, oder?“

Ich schloss die Tür und drehte mich zu den beiden um. Es war mir ein Rätsel, wie Mia so locker mit Pay umgehen konnte. Hatte sie denn keine Angst vor ihm? Oder zumindest ein klein wenig gesunden Respekt?

Er war ein Dämon, Herrgott nochmal.

„Ich muss mir nur den Ort oder die Person vorstellen, zu der ich möchte. Alles andere erledigt die hier“, antwortete er und tippte dabei auf seine Nase. Seine Stimme klang wieder wie immer, wenn er mit Mia sprach. Entspannt, mit einem Hauch Erotik.

„Das ist cool“, antwortete sie und blickte zu mir. „Ich habe dir deine Tasche mitgebracht.“

Sie streckte sie mir entgegen und ohne darüber nachzudenken griff ich zu. Stechender Schmerz fuhr durch mich hindurch, als die Taschengurte sich um meine Finger wickelten. Sofort ließ ich los, der Schmerz wurde jedoch nicht weniger. Mit der anderen Hand hielt ich mir den Arm. Schweiß trat mir auf die Stirn und mit tiefen Atemzügen versuchte ich mich zu beruhigen.

„Sean, was ist denn los?

---ENDE DER LESEPROBE---