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Als die 18-jährige Studentin Anna nach New York fliegt, freut sie sich auf drei ereignisreiche Wochen mit ihrer besten Freundin Samy, die seit mehreren Monaten dort wohnt. Sie lernt nicht nur ihre Tante und ihren Freund, sondern auch den eigenartigen und verschlossenen Aiden kennen, der weder fremde Menschen anschauen, noch mit ihnen sprechen kann... bis er Anna begegnet. Enthält explizit beschriebene Liebesszenen.
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Seitenzahl: 192
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„Überwindet Liebe die Angst, wird Sehnsucht stärker als Verzweiflung sein.“
- Jan Dellwisch
Prolog
17. April 2016
18. April 2016
19. April 2016
20. April 2016
21. April 2016
22. April 2016
23. April 2016
24. April 2016
25. April 2016
26. April 2016
27. April 2016
28. April 2016
29. April 2016
30. April 2016
01. Mai 2016
02. Mai 2016
03. Mai 2016
04. Mai 2016
05. Mai 2016
08. Mai 2016
Epilog
Danksagung
Über die Autorin
„Kannst du nicht einfach hierbleiben?“, Anna lag ihrer besten Freundin in den Armen und musste sich nach vielen gemeinsamen Jahren von ihr verabschieden. Sie wusste, dass dieser Tag irgendwann kommt, aber sie hätte nie geahnt, dass es Samy so weit verschlägt. Jetzt, wo Samantha achtzehn Jahre alt war, durfte sie endlich auf eigenen Beinen stehen und ihre Tante, von der sie erst seit zwei Jahren wusste, in Amerika besuchen. Sie ist in einem Kinderheim, nicht weit von Anna entfernt aufgewachsen und wusste kaum etwas über ihre Eltern. Nur, dass ihr Vater Amerikaner war und ihre Mutter eine Deutsche.
„Du weißt, dass ich es machen muss! Ich muss meine Tante einfach kennenlernen, außerdem habe ich schon immer von Amerika geträumt. Wir haben immer davon geträumt!“
„Und das tue ich auch heute noch, aber was soll ich machen? Ich bin erst siebzehn, meine Eltern erlauben es mir nicht und mein Studium beginnt grade erst. Und jetzt muss ich meine beste Freundin einfach gehen lassen, das ist nicht fair!“, sie drückte Samy noch näher an sich und diese erwiderte die feste Umarmung. Schon seit geschlagenen dreißig Minuten verabschiedeten sie sich am Bahnhof, von dem aus Samy mit dem Zug zum Flughafen fahren sollte. Bisher waren sie nie länger als vier Tage voneinander getrennt und jetzt sollten es Monate sein.
„Du kommst mich aber in den Semesterferien besuchen, oder? Dann feiern wir zusammen meinen Geburtstag und holen deinen nach! Bis dahin habe ich bestimmt eine eigene Wohnung und ein paar Kerle an der Angel.“ Sie zwinkerte ihr zu und setzte ihr schönstes, verheultes Lächeln auf. Ein Lächeln, dass Anna unglaublich vermissen wird. Alles an Samy wird ihr fehlen. Ihre kurzen, abstehenden, grünen Haare, die jeden Monat eine neue knallige Farbe haben. Ihre blauen Augen, die immer ein bisschen zu stark geschminkt sind und ihre leichten Segelohren, die beim Lachen so schön wackeln. Samy war immer die Verrückte, die Mutige. Mit vierzehn Jahren hat sie sich ihr erstes Piercing stechen lassen, mit fünfzehn ihr erstes Tattoo. Sie fällt auf, auch wenn sie nur 1,56 m klein ist. Ihre Figur ist eher knabenhaft, wird aber immer in hautengen, bunten Klamotten präsentiert. Anna dagegen ist unscheinbar, man könnte schon fast von langweilig sprechen. Ihre langen, braunen Haare liegen glatt über ihren Schultern, ihre Augen sind hellbraun, die Nase ist klein und spitz und ihre Lippen sind zu schmal. Sie ist ungefähr einen halben Kopf größer als Samy, ein bisschen zu dünn, dafür hat sie vollere Brüste und einen kleinen, runden Po. Zusammen sind sie die perfekte Mischung. Samy ist die Spannung in Annas Leben, Anna ist die Ruhe ins Samys. Anna war schon immer ihre einzige Konstante, da das Leben im Heim ständig wechselnde Freunde und Bekannte mit sich brachte und alles andere als einfach war. Doch mit ihr an ihrer Seite war alles erträglicher. Sie durfte sogar einmal im Jahr mit Anna und ihren Eltern in den Urlaub fahren, und auch wenn sie es selber nie kennenlernen durfte, wurde ihr dadurch bewusst, was Familie bedeutet.
„Natürlich, ich bleibe auch so lange wie möglich bei dir. Wir haben dann immerhin sieben Monate nachzuholen und ich freue mich schon so sehr auf New York, ich hoffe, du kennst dich bis dahin aus und kannst mir alles zeigen, was…“, noch bevor sie weitereden konnte, fuhr der Zug ein. Traurig und angespannt sahen sie sich in die tränenüberfluteten Augen.
„Ich werde dir alles zeigen und du wirst den Urlaub bei mir nie vergessen, das verspreche ich dir!“
Sie drücken sich noch einmal fest aneinander und so schwer es ihnen auch fiel, sie mussten sich das erste Mal für lange Zeit verabschiedeten.
Anna konnte es noch gar nicht fassen: sie war wirklich in New York! Schon als kleines Mädchen hatte sie immer davon geträumt, einmal in der Stadt zu sein, die niemals schläft. Auf der Aussichtsplattform des Empire State Buildings zu stehen, den Times Square entlangzulaufen und im Central Park ein Eis zu essen. Und das alles mit ihrer besten Freundin an der Seite.
„Anni! ANNI! Hier hinten!“, Samy stand im hinteren Teil des Wartebereichs und schrie ihr laut entgegen. Auch sie konnte ihre Freude über das Wiedersehen nicht verleugnen und kam Anna jetzt mit offenen Armen entgegengelaufen, um sie sofort in eine lange Umarmung zu ziehen.
„Da bist du ja endlich! Ich warte schon seit zwei Stunden hier und die kamen mir vor wie zehn! Du siehst toll aus, bist du müde vom Flug? Wir fahren jetzt direkt in die WG und bestellen uns eine Pizza, danach…“
„SAMY! Ganz ruhig! Du bist ja vollkommen aufgedreht!“
„Sorry, ich habe schon ein paar Tassen Kaffee intus, ich hatte gestern noch Schicht in der Bar und die wurde länger, als gedacht.“ Müde wie sie war, gähnte sie laut auf und streckte ihre Arme breit zur Seite aus.
„Aber Koffein wirkt bei mir ja Wunder, wie du weißt. Wie war der Flug?“
„Lang! Sehr, sehr lang! Aber ich bin so froh endlich hier zu sein, ich habe dich so vermisst!“, mittlerweile waren sie Arm in Arm auf dem Weg Richtung Taxistand.
Samy zog Annas Koffer hinter sich her und Anna hatte ihre Reisetasche geschultert.
„Ich dich auch, du kannst dir nicht vorstellen wie sehr! Auch wenn wir ständig telefoniert haben, dich jetzt endlich wieder bei mir zu haben tut so gut, ich wünschte, du könntest länger als drei Wochen bleiben!“, sie fanden ein Taxi und verstauten Annas Gepäck im Kofferraum, setzten sich danach beide auf die Rücksitzbank und Samy nannte dem Taxifahrer ihre Adresse.
„Das wünschte ich auch, aber du kennst meine Eltern, die flippen ja schon nach zwei Tagen ohne mich aus. Wie lange fahren wir eigentlich?“
„Je nach Verkehr sind es ungefähr fünfzig Minuten, aber am späten Nachmittag ist immer viel los, daher haben wir jetzt mindestens eine Stunde Zeit für Sightseeing aus dem Taxi!“, lachend ließen sich beide zurückfallen und genossen den Blick auf die Stadt. Samy konnte ihr, dank kleinen Staus, schon viel von New York zeigen und hatte für fast jedes Gebäude eine eigene Geschichte parat. In den letzten Monaten hat sie viel erlebt, ist zu ihrer Tante gezogen, die ihr alles Wichtige gezeigt und sie an das Leben in dieser wundervollen Stadt geführt hat. Sie wohnte drei Monate bei ihr, in denen sie auch Josh, ihren Freund, kennen und lieben lernte. Fast täglich hat sie Anna am Telefon vorgeschwärmt, wie süß und toll er doch ist.
Als sie sich zum ersten Mal auf dem Flur des Hauses begegneten, trug sie grade die Einkäufe nach oben in den zweiten Stock.
Er tauchte hinter ihr auf, nahm ihr die Tüten ab und trug sie ihr bis in die Küche.
Sie war sofort hin und weg und sprach schon da von ‚Liebe auf den ersten Blick‘.
Nach mehreren Dates und treffen im Treppenhaus hat es gefunkt und sie ist sofort in seiner WG eingezogen. Sie befindet sich im vierten Stockwerk und Samy ist unglaublich froh, so nah bei ihrer Tante zu wohnen und sie täglich sehen zu können.
In Jersey City angekommen, bezahlten sie den Taxifahrer und machten sich auf den Weg ins Gebäude. Es dauerte mehrere Minuten, denn mit dem schweren Gepäck und ohne Aufzug war es kein Zuckerschlecken.
„Willkommen in unserem Irrenhaus!“
Sie betraten die Wohnung und Anna fühlte sich sofort wie zu Hause. Sie stellten das Gepäck in den kleinen Flur und Samy zeigte ihr die ganze Wohnung.
„Das erste Zimmer gehört Aiden, er ist Joshs bester Freund seit dem Kindergarten und auch sein Arbeitskollege. Sie wohnen schon seit Jahren zusammen und haben die WG gegründet. Josh wird die nächsten Nächte bei ihm schlafen, damit du bei mir schlafen kannst!“
„Das ist aber nett von beiden, ich möchte aber niemandem zur Last fallen.“
„Für die beiden ist das okay, Josh hat es sogar selber vorgeschlagen. Er ist auch schon total gespannt auf dich.“
„Ich freue mich auch schon riesig ihn kennenzulernen, immerhin habe ich schon so viel von ihm gehört. Wo ist er eigentlich?“
„Noch auf der Arbeit, die beiden haben heute Spätschicht und sind erst in ungefähr fünf Stunden wieder zu Hause.“ Sie gingen weiter zur nächsten Tür und Samy öffnete sie.
„Das hier ist unser Badezimmer, nicht sehr groß, aber dafür mit Badewanne und Fenster! Ich habe hier etwas Platz für dich gemacht, du kannst dich aber auch wie früher einfach an meinen Sachen bedienen!“, neckend stieß sie Anna mit dem Ellenbogen in die Seite und beide mussten lachen.
„Das nächste Zimmer ist Josh und mein Schlafzimmer, für die nächsten Wochen also auch dein Reich.“ Sie betraten den nächsten Raum und Anna war sichtlich überrascht.
Das Zimmer war geräumig, ein großer Spiegelschrank stand direkt hinter der Tür und das Bett war einladend groß und gemütlich. Auf einer kleinen Kommode standen Fotos von Anna und Samy, Josh, seiner Familie und ein paar wirklich verrückte Kussbilder von Josh und Samy.
Durch ein großes Fenster konnte man auf das Nachbargebäude schauen.
„Aidens Blick aus dem Fenster ist etwas schöner als unserer, dafür ist sein Zimmer nicht so groß. Ich würde es dir gerne zeigen, aber selbst ich darf es nur im seltensten Fall betreten. Komm, ich zeig dir unseren Gemeinschaftsraum!“ Sie gingen in das Zimmer schräg gegenüber und Anna musste hart schlucken. Der Raum war doppelt so groß wie Samys Schlafzimmer und mit wunderschönen Möbeln ausgestattet. Einer großen Sofalandschaft, einer Bar, mehreren Schränken und einem riesigen Fernseher.
„Habt ihr im Lotto gewonnen?“
„Nein, Joshs Eltern gehört das ganze Gebäude und die Wohnung war schon ausgestattet. Daher bezahlen wir auch nicht den vollen Mietpreis. Sonst könnte sich wohl keiner von uns eine solche Wohnung leisten. Aber wenn dich das schon begeistert hat, dann guck dir erst mal unsere Küche an!“, Samy zog Anna aus dem Raum und öffnete die Tür daneben. Eine große, glänzende rote Küche trat zum Vorschein, daneben ein hoher Tisch mit vier Hockern.
„Wow, hier lässt es sich wirklich aushalten.“
„Ja, ich koche mittlerweile sogar richtig gerne, aber hier an dem Tisch trinken wir morgens nur unseren Kaffee, gegessen wird immer im Wohnzimmer. Wir sind da sehr bequemlich.“
„Ich denke, daran kann ich mich gewöhnen und ich freue mich schon riesig darauf, hier in den nächsten Wochen zusammen mit dir zu kochen! Aber nicht so wie damals. Weißt du noch, als meine Eltern die Feuerwehr rufen wollten, weil unser Nudelauflauf drei Stunden im Backofen war?“
„Ja, obwohl ich mir so sicher war, dass wir den Timer auf 30 Minuten statt auf 30 Stunden eingestellt hatten!“, lachend fielen sie sich in die Arme.
„Ich habe dich wirklich vermisst!“
„Ja, ich dich auch!“
Nachdem sie den Koffer ausgepackt und alle Klamotten gut verstaut hatten, bestellten sie sich eine Pizza und quatschten über Gott und die Welt. Anna erzählte von den ersten Wochen ihres Anglistikstudiums, von ihrer kurzen Liebe mit Lukas, die ganze drei Wochen gehalten hat und von dem Kurztrip mit ihren Eltern.
Auch, dass Frau Sittlich aus dem Kinderheim in Rente gegangen ist, sie war für Samy immer eine ganz besondere Bezugsperson. Die Zeit verging wie im Flug, und nachdem sie sich in ihren Pyjamas ins Bett gelegt hatten, schliefen sie schnell ein.
„Samy, wach auf! Samy! Samantha!! Wach auf!“
„Was ist denn los?“, gähnend fuhr sie sich durch die mittlerweile leuchtend pinken Haare.
„Ich habe irgendwas gehört!“, es polterte schon wieder, als hätte jemand etwas runtergeschmissen.
„Okay, lass uns nachgucken gehen. Ich glaube aber, es sind die Jungs! Wie viel Uhr haben wir eigentlich?“ „Fast Mitternacht.“
Sie standen auf und stellten sich vor die Gemeinschaftstür, durch die jetzt ein Grölen zu hören war.
„Anna, mach dich bereit. Du lernst jetzt die größten Idioten der Welt kennen!“, schon riss sie die Tür auf, alle schreckten zusammen und drei Männer schauten sie entgeistert an, einer jedoch beachtete sie gar nicht.
„Jetzt ist Anna die erste Nacht hier und ihr lasst sie nicht mal schlafen! So habe ich euch nicht erzogen, Jungs.“ Alle drei fingen an zu lachen und entschuldigten sich. Ein großer, blonder Mann mit Piercing an der Augenbraue und schönen, blauen Augen stand auf und kam auf uns zu.
„Hallo Anna, schön dich endlich persönlich kennenzulernen. Ich bin Josh und ich denke, du hast schon genauso viel von mir gehört, wie ich von dir!“
Er zog sie in eine Umarmung und er war ihr sofort sympathisch.
„Das da sind Jacob und Nathan, zwei Arbeitskollegen“ die beiden Männer auf dem Sofa erhoben sich kurz und gaben Anna die Hand „und das da ist Aiden, mein bester Freund, Arbeitskollege und unser Mitbewohner!“ Anna machte auch einen Schritt auf ihn zu, doch er schaute sie noch immer nicht an, sein Blick war starr auf den Fernseher gerichtet. Nach nur wenigen Sekunden war ihr die Situation so unangenehm, dass sie sich rumdrehte und zurück zu Samy ging, die noch mit Josh an der Tür stand. Eine ungemütliche Stille machte sich breit und Samy ergriff das Wort.
„Wir gehen dann mal wieder ins Bett, viel Spaß noch, und seit bitte etwas leiser!“, noch bevor Samy sie wegziehen konnte, spürte Anna seine Blicke auf sich. Ein komisches Gefühl aus kribbeln, Hitze und Gänsehaut durchzog ihren Körper, dass sie vorher so noch nie gespürt hat. Sie drehte sich um und begegnete seinem Blick. Mit etwas schief gelegtem Kopf sah er sie an.
Seine Augen waren dunkelbraun, wirkten aber tiefschwarz, die Nase gerade und spitz, die Lippen voll und geschwungen. Er trug einen Dreitagebart und seine hellbraunen Haare waren wild durcheinander, als wäre er grade erst aufgestanden. Die Schatten unter seinen Augen waren dunkel, er sah unglaublich müde aus. Als er merkte, dass sie den Blick erwiderte, legte sich seine Stirn in Falten, die dunklen, vollen Augenbraun kniff er regelrecht zusammen und er schaute blitzschnell wieder weg.
Samy, die von dem Blickaustausch nichts mitbekam, nahm ihre Hand und zog sie zurück ins Schlafzimmer. Sie legten sich ins Bett und kuschelten sich in die Decken.
„Mach dir bitte keinen Kopf, Aiden hat es nicht so mit fremden Menschen.“
„Das sah aber eher so aus, als könnte er mich nicht leiden. Bist du dir sicher, dass ich ihm keine Umstände bereite?“
„Ja, ganz sicher. Er hat wirklich nichts dagegen, mach dir keine Gedanken und beachte ihn einfach nicht. Bei mir hat es zwei Monate gedauert, bis er mich mal angesehen, geschweige denn mit mir geredet hat. Ich weiß nicht, warum er so ist, aber Josh hat mir mal gesagt, dass er viel Schlimmes erlebt hat. Er lässt auch keinerlei Nähe zu und erst recht keine Berührungen, er lacht nie. Am Anfang hat er sogar den Raum verlassen, wenn ich reingekommen bin, mittlerweile können wir zusammen auf dem Sofa sitzen, natürlich mit genug Abstand. Also nimm es bitte nicht persönlich, falls er den Raum verlässt, den du grade betrittst.“ Sie nickte ihr nur zu und Samy schloss ihre Augen. Anna lag noch lange wach und dachte über seinen Blick nach, bis die Müdigkeit siegte.
Anna wachte auf und musste feststellen, dass sie alleine in dem großen Bett lag. Sie streckte sich ausgiebig und sah auf dem Radiowecker, dass es schon fast Mittag war.
Da sie in der letzten Nacht kaum schlaf fand und seinen Blick nicht aus dem Kopf bekam, war sie noch immer sehr müde und quälte sich aus dem Bett ins Badezimmer.
Frisch geduscht und, dank kalter Dusche, etwas wacher ging sie in die Küche, aus der sie Stimmen hörte. Samy und Josh saßen am Tisch und tranken Kaffee.
„Guten Morgen, Bambi! Wie war deine erste Nacht?“, Josh stand auf und schenkte ihr einen Kaffee ein.
„Wie hast du mich grade genannt?“, mit großen Augen schaute sie Josh an und Samy fing lauthals an zu lachen.
„Jacob und Nathan haben dir gestern einen Spitznamen verpasst, immerhin hattest du ein riesiges Bambi auf deinem Pyjama.“ Sie dachte kurz an die letzte Nacht und ihr wurde bewusst, dass sie wirklich nur mit einem T-Shirt, auf dem ein Bambi zu sehen war und einer kurzen Shorts vor den Jungs gestanden hat.
„Außerdem sagte Nathan noch, dass du wunderschöne große, rehbraune Augen hast. Also passte der Name einfach perfekt!“
„Anna, du kannst über den Namen glücklich sein! Mich nennen sie nur ‚Zwerg‘!“, Samy war noch immer am Lachen und auch Anna stimmte mit ein.
„Na gut, so schlimm ist er ja nicht und mit deinem Namen haben sie nicht ganz unrecht! Was machen wir denn heute?“, neckend sah sie Samy an, die ihr in dem Moment die Zunge rausstreckte.
„Josh und Aiden haben die nächsten 4 Tage noch Spätschicht und sind daher am späten Nachmittag immer weg, wie wäre es, wenn ich dir heute etwas von New York zeige? Das Wetter ist ganz gut, es sollen heute ungefähr 14 Grad werden, also perfekt zum Sightseeing und Shoppen!“
„Gerne! Wann geht’s los?“
„Von mir aus sofort!“, Anna nahm noch einen Schluck von ihrem Kaffee und sprang sofort auf. Aufgeregt, wie ein kleines Kind an Weihnachten, holte sie ihre Tasche, beide Frauen verabschiedeten sich von Josh und verließen das Haus.
Am späten Abend kamen sie vollkommen erschöpft von der Shoppingtour nach Hause. Mit den Händen voller Taschen und einem dicken Grinsen im Gesicht ließen sie sich auf das große Sofa fallen.
„Ich liebe diese Stadt! Können wir das jetzt bitte jeden Tag machen?“
„Liebend gerne, Anni, aber das macht meine Geldbörse nicht mit! Hast du auch so großen Hunger?“
„Und wie, Shopping ist ganz schön anstrengend. Sollen wir was kochen?“
„Gute Idee, dann können die Jungs auch mitessen, sie müssten ungefähr in einer Stunde hier sein.“
Nachdem sie all ihre neuen Anziehsachen und Accessoires verstaut hatten und der Kühlschrank durchsucht wurde, entschieden sie sich für Lasagne und Salat.
Alles war schnell erledigt und schon nach einer Stunde war die Lasagne im Ofen und die Küche wieder sauber. Mit einem Glas Wein bewaffnet, den Samy irgendwann mal von ihrer Tante bekommen hat, setzten sie sich wieder aufs Sofa und stießen auf den gelungenen Tag an. Nach wenigen Minuten hörten sie, wie sich die Haustüre öffnete und kurz darauf betrat Josh alleine das Wohnzimmer. Die Mädels erzählten ihm von ihrem Tag und Josh erzählte von der Arbeit, so verging die Zeit schnell und die Lasagne konnte serviert werden.
„Ich frage Aiden schnell, ob er auch etwas möchte.“ Josh ging aus der Küche und schloss die Tür hinter sich.
„Ich fühle mich schlecht, dass er wegen mir nicht mehr aus seinem Zimmer kommt.“
„Das musst du nicht, er kommt schon klar.
Solange Josh sich keine Sorgen macht, sollten wir das auch nicht tun!“, Samy verteilte die Lasagne auf vier Teller und den Salat in vier Schalen. Sie konnte sich schon denken, dass Aiden nicht ‚nein‘ sagen wird, immerhin muss er auch etwas essen.
Nach dem Essen, das allen unglaublich gut geschmeckt hat, gingen sie ins Schlafzimmer und unterhielten sich noch lange über alles und jenes. Gegen Mitternacht schliefen beide aneinander gekuschelt ein.
Der Wecker zeigte drei Uhr, als Anna sich umdrehte. Schon seit einer halben Stunde konnte sie nicht mehr schlafen, wälzte sich nur noch hin und her. Da sie wusste, dass an Schlaf die nächsten Stunden nicht mehr zu denken war, stand sie auf, um im Wohnzimmer etwas Fernsehen zu schauen.
Nur mit Bambishirt und kurzer Shorts bekleidet, die Haare zu einem Knoten zusammengebunden, drückte sie die Tür auf, trat ein und erstarrte. Aiden saß auf dem Sofa, einen Controller für die Spielekonsole in der Hand, vor ihm eine Flasche Whiskey und mehrere Packungen Tabletten.
„Oh, sorry, ich wusste nicht, dass du … ich konnte nicht schlafen … also … sorry …“, die drehte sich um und wollte grade das Zimmer verlassen, als Aiden sich regte.
„Warte …“, sie erschrak und zuckte zusammen. Immerhin sagte ihr Samy, dass er keine Nähe zuließ und schon gar nicht mit fremden Reden würde. Sie drehte sich langsam um und sah ihn an.
„Du … kannst hierbleiben.“ Er schaltete den Fernseher auf das normale Programm um, nahm seine fast leere Flasche und die Tabletten vom Tisch und wollte aufstehen.
„Ich möchte dich nicht verscheuchen, ich gehe wieder zurück ins Schlafzimmer ...“
„Nein, bitte bleib hier. Ich … wollte nur kurz aufräumen.“ Er stand auf, stellte die Flasche in den Schrank, legte die Tabletten daneben und kam zurück Richtung Sofa, auf dem Anna schon am äußersten Rand saß. Er schaute sie zum ersten Mal richtig an, drehte seinen Kopf sofort wieder weg und setzte sich auf den Boden, ans Sofa angelehnt. Anna konnte ihm die Anspannung in seinem Körper ansehen und betrachtete ihn genauer. Durch sein enges schwarzes Shirt konnte man die Konturen seines muskulösen, schlanken Körpers erkennen. Sein Gesicht, das Anna nur im Profil sehen konnte, war ernst, angespannt, aber wunderschön und durch die hohen Wangenknochen und den leichten Bartschatten geheimnisvoll. Trotz seiner Unnahbarkeit strahlte er auf Anna eine unglaubliche Vertrautheit aus. Um ihm nicht zu nahe zu kommen, richtete sie ihren Blick auf den Fernseher und versuchte sich auf das Programm zu konzentrieren. Nach einer guten halben Stunde, keiner von beiden hat sich auch nur einen Millimeter bewegt, vielen Anna langsam die Augen zu und sie schlief ein.
Als Anna das nächste Mal aufwachte, konnte sie durch die zugezogenen Vorhänge erkennen, dass es draußen schon hell war.
Sie streckte sich und rieb sich die Augen, bevor sie merkte, dass etwas anders war.
Sie lag auf dem Sofa, ihr Kopf auf einem Kissen und über ihr eine Wolldecke. Sie war sich sicher, dass sie so nicht eingeschlafen war und setzte sich ruckartig auf. Jemand muss sie zugedeckt haben, als sie schon am Schlafen war. Als sie zu dem Platz schaute, an dem Aiden zuletzt gesessen hat, sah sie nur … Füße. Sie beugte sich nach vorne und sah auf einen schlafenden, schönen Mann, der auf der Seite lag, mit gefalteten Händen unter dem Kopf und leise röchelte.
Sein Gesicht war jetzt nicht mehr angespannt, sondern weich und er sah zufrieden aus. Sie stand auf und legte die Decke, die kurz zuvor noch sie gewärmt hatte, über Aidens Körper und verließ auf leisen Sohlen das Gemeinschaftszimmer, um sich erst mal einen Kaffee zu kochen.
„Oh, du bist schon wach?“, Josh saß an dem Tisch in der Küche, las eine Zeitung und trank dabei einen Kaffee. Anna schaute sich nach einer Uhr um und stellte fest, dass es erst neun Uhr war.
„Ja, ich konnte nicht mehr schlafen und hatte verlangen nach Kaffee. Was lässt dich so früh schon so fit sein?“