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"In dem Moment, wenn man von einer Thai-Lady angelächelt wird, weiß man, dass es einen Himmel gibt - den du aber bezahlen musst." Willkommen in Thailand, wo unzählige männliche Touristen jedes Jahr von jungen Frauen angelockt werden, deren Lächeln sexuelle Ekstase und vielleicht sogar Liebe verspricht. Trotz der exotischen Sehenswürdigkeiten, der traumhaften Strände und des fantastischen Essens liegt für viele Besucher die Magie von Fernost einzig und allein im Sex. Heute lassen sich Ausländer aus aller Welt in den thailändischen Touristenstädten Patong und Pattaya von ganzen Armeen verführerischer Damen nicht nur die Herzen stehlen, sondern auch das Geld aus dem Portemonnaie. Nirgendwo ist die käufliche Sexualität so industrialisiert wie in Thailand. Für viele Touristen mag es ein preisgünstiges Sexparadies auf Erden sein, aber für die unzähligen liebestrunkenen Männer, die sich dem Charme der Thai-Ladys nicht entziehen können, wird es oftmals zur reinsten Hölle.
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Seitenzahl: 361
KAPITEL 1
Offen gesagt bin ich wie fast jeder männliche Single nur wegen Sex nach Thailand gereist. Nein, das stimmt nicht ganz: wegen der ultimativen sexuellen Erfahrung. Das klingt fast ein wenig spirituell. Thailand ist für Sex berühmt, genauso wie für seine Anziehungskraft auf Touristen – die mit Sex gleichzusetzen ist. Darüber hinaus hat das Land kulturell sehr viel zu bieten: die goldroten Tempel der Buddhisten, die geheimnisvollen, bezaubernden Feste mit Blumen und bunt geschmückten Umzugswagen, von denen man plötzlich und ohne Vorwarnung umgeben ist. Außerdem gibt es dort fantastisches Essen – wenn Thais nicht schlafen, essen sie normalerweise.
Neben den Bergen von Ananas, Mangos, Papayas und anderen Früchten, von denen wir die eine oder andere vielleicht schon mal gesehen haben, gibt es die grandiosen Gerichte und Suppen mit Basilikum, Knoblauch, Ingwer, Koriander, Zitronengras, Kokosmilch sowie ganz viel Chili und Nam-pla (»Fischwasser«), die stinkende Sauce, die aus gegorenen Anchovis hergestellt wird. An den Garküchen in den Straßen kann man Enten- oder Fischsuppe kaufen, saftig gegrilltes Hähnchen oder Schwein, Frühlingsrollen, frisch gegrillten Fisch, gelbe Ameisen oder Ameiseneier mit Limone und Chili, frittierte Maden oder Babyfrösche im Teigmantel (mmh!), Skorpione, Grillen, Spinnen, Grashüpfer, Heuschrecken …
Man hat hier die Berge, die Inseln, den Regenwald, und alles ist in dieses wunderbare, himmlisch glänzende Licht der sengenden Sonne getaucht (Orwell schrieb, dass alle Romane, die in Fernost spielen, in Wirklichkeit nur über die Landschaft geschrieben wurden). Aber die meisten der Millionen von Besuchern, die jährlich nach Thailand reisen, kommen nicht wegen der Landschaft, sondern wegen Sex – nicht immer, um selber Sex zu haben, sondern um sich einfach mal umzuschauen und in dieses Ambiente einzutauchen.
Viele Autoren von Reiseberichten vermeiden es, jegliche nächtliche Aktivitäten der lüsternen Art in ihren Werken zu erwähnen – ich schätze mal, weil sie wissen, dass ihre Frauen eines Tages ihr Manuskript lesen werden. Ungehindert solcher Befangenheiten kann ich dieses Land so beschreiben, wie es wirklich ist. Ich werde von Dingen erzählen, die ich erlebt habe und was andere Leute tun.
Es ist natürlich möglich, etwas von Thailand zu erzählen und Sex dabei gänzlich wegzulassen. Man kann von den Buddhistenmönchen in ihren safrangelben Roben erzählen, von Papierlaternen, glücklichen Wasserbüffeln und der farbenfrohen scharfen thailändischen Küche. Andererseits kann man aber auch die Drogenbarone beschreiben, die Bandenkriege, das Goldene Dreieck oder die schrecklichen Zustände in den Gefängnissen. Die meisten Touristen interessieren sich für diese Dinge gar nicht. Sie sehen nur freilaufende dunkelhäutige Liebesgöttinnen, und genau aus diesem Grund kommen die Touristen her: um sich verwöhnen und das Herz brechen zu lassen. Es ist ein unendliches Streben nach Vergnügen, das sie zuhause meist nicht bekommen; wenn, dann nur auf äußerst verruchte Weise oder mit Schwierigkeiten.
Es ist falsch zu behaupten, dass die Touristenorte Patong und Pattaya, dessen offizielles Motto »Die extreme Stadt« lautet, »nicht Thailand« seien – so wie New York »nicht Amerika« oder London »nicht England« ist. Patong und Pattaya sind Thailand, betrachtet durch ein Prisma. Diese Touristenmekkas sind das, was jedes kleine Thaidorf gerne mal werden möchte; es sind Honigfallen, überschwemmt von sexbesessenen Touristenhorden, die bereitwillig ihr Geld in die Hände der Thailadys fallen lassen. Thailand ist ein lebendiger Beweis für das Verlangen und das Herzeleid der westlichen Gesellschaft, inspiriert durch eine große Anzahl von hinreißenden Ladys, die munter Sex mit jedem haben, tage- und nächtelang, um damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Es ist schon ein seltsames und abstoßendes Bild, wenn man einen erwachsenen Mann kurz vor seinem Abflug an der Flughafenbar sitzen sieht, der Tränen in sein Bier vergießt, weil sein liebstes Thaimädchen nicht bei ihm ist. Thailadys verdienen Respekt als liebenswürdige und bezaubernde Göttinnen, und sie sind unerschöpfliche Quellen jener unerlässlichen Gefühle wie Trauer und Ekstase. Den Puristen zum Trotz, die auf der Unterscheidung zwischen »Ladys«, »Frauen« und »Animierdamen« bestehen, benutze ich diese Bezeichnungen zwar in angemessener Weise, würde allerdings Begriffe wie »Demimondäne« und »Midinette« vorziehen. Wie so viele Dinge in Thailand liegen diese Bezeichnungen einerseits deutlich auf der Hand, andererseits sind sie trotzdem verschwommen.
Wenn man von Thailand nicht mehr loskommt, gibt es nur eine Möglichkeit, um geistig normal zu bleiben: im Zweifelsfalle besser nicht nachfragen. Thailand ist wie ein wahrgewordener Traum, oder auch der Tod aller Träume; es ist wie Disneyland mit Gangsterboss »Machine Gun« Kelly als Geschäftsführer. Klar, es ist heiß, und das Leben ist günstig, was auch auf viele andere Länder zutrifft. Aber in jenen Staaten neigen die jungen Mädels seltsamerweise nicht dazu, sich in völlig fremde Menschen zu »verlieben« – und das passiert in Thailand innerhalb sehr kurzer Zeit, während man an der Bar sitzt und nur ein Bier trinkt. Was immer die Leute über die Strände, die Einkaufsmöglichkeiten oder das allgegenwärtige Sporttauchen erzählen, in Wirklichkeit kommen die meisten von ihnen nach Thailand wegen der einmaligen Mischung aus Charme, Unschuld und Verdorbenheit. Sie verbringen ihre Zeit mit Golf, Schlemmerei und Alkoholkonsum – meistens zwischen dem Sex, manchmal auch währenddessen. Ich kannte einen Golfer in Pattaya, der sich ein paar glamouröse Girls als Caddys besorgt hatte, damit er … ach, ich will nicht zu viel verraten. Meine Geschichte hat sich über mehrere Jahre abgespielt, aber da Thailand nun mal eben Thailand ist, könnten es genauso gut nur wenige Minuten gewesen sein.
Alles, was in diesem Buch steht, habe ich wirklich erlebt.
KAPITEL 2
Die Insel Phuket im Südwesten ist die reichste Provinz Thailands, was größtenteils daran liegt, dass hier in der Vergangenheit Zinn abgebaut wurde. Irgendwann stieg man um und fing an, Gummibäume zu pflanzen, als entdeckt wurde, dass man aus diesem Material qualitativ bessere Kondome herstellen konnte. Heute ist der Sextourismus die größte Einnahmequelle Phukets, der dortige Flughafen ist der zweitgrößte im ganzen Land, und der teuerste Ort der Insel (und in ganz Thailand) ist das glanzvolle Patong Beach, das durch begrünte Berge von Phuket City abgetrennt ist. Bei der Tsunami-Katastrophe 2004 haben hier viele Menschen ihr Leben verloren, und der Ort wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, aber das Geschäftsleben wurde innerhalb kürzester Zeit wieder aufgenommen. Vor allem die Geschäfte mit Sex.
Wenn man mit dem Auto erst durch das tropische Grün, dann die Serpentinen den Berg hinunter in Richtung des türkisblauen Indischen Ozeans fährt, sieht man am Ortseingang ein Schild:
Willkommen in Patong Beach!
Bitte achten Sie auf den Linksverkehr!
Bitte benutzen Sie Kondome!
Das ist etwas verwirrend. Da hat man sich am Flughafen einen Wagen gemietet und ist 45 Minuten lang zu diesem Ort gefahren und wird erst hier daran erinnert, auf den Linksverkehr zu achten? Das ist ein wenig spät, nach der haarsträubenden Tour durch die grüne Hügellandschaft Phukets mit den zauberhaften Blumen, Bäumen und den militärartigen Gummibaumplantagen, vorbei an keuchenden Bussen, Autos, Lastwagen, rücksichtslosen Mopeds mit mindestens drei leichtbekleideten Schönheiten darauf – und alle scheinen überall zu fahren, nur nicht links.
Es dauert in Thailand ungefähr eine Woche, bis man erkennt, dass es eine Regel gibt, auf welcher Straßenseite man fahren soll. Im Grunde fährt man dort, wo Platz ist. Man verlässt sich nicht auf lächerliche Ampeln – die man zwischen dem ganzen Glitter und Neon eh übersieht –, sondern auf sein Glück.
Mal angenommen, man möchte rechts abbiegen. Warum soll man sein Fahrzeug unnötigem Verschleiß aussetzen, indem man seine Fahrt verlängert und wie ein neurotischer Westler bis ganz an die Kreuzung heranfährt, anhält, sich umschaut und abbiegt? Es ist doch viel vernünftiger, sein Vorhaben zu rationalisieren und schon ein paar Kilometer vor der Kreuzung auf die Gegenfahrbahn zu wechseln, um in einem Schwung abbiegen zu können.
Man könnte auch meinen, dass dieses seltsame Ritual, auf der linken Straßenseite zu fahren, auf mysteriöse Weise damit verbunden ist, ein Kondom zu benutzen. Soll ich etwa während der Fahrt einen Gummi tragen? Oder zu jeder Zeit? Besonders verwirrend ist, dass es das Schild nur in englischer Sprache gibt. Ob das wohl was mit den Unfallstatistiken vor Ort zu tun hat? Etwa 600.000 Motorradfahrer pro Jahr sind in Thailand in einen schweren Unfall mit anschließendem Krankenhausaufenthalt verwickelt; ein Drittel davon hatten den Unfall, weil sie mit dem Handy telefoniert haben, die Hälfte fuhr ohne vorgeschriebenen Sturzhelm. Motorradfahrer, die (wahrscheinlich ohne Kondom) bei einem Unfall gestorben sind, nehmen den größten Teil der Zahl von Verkehrstoten ein, wobei pro Jahr jede Stunde ein Motorradfahrer tödlich verunglückt.
Hier nimmt man wohl an, dass die Farangs – die Ausländer mit viel Geld in den Taschen – seltsamerweise alle englisch sprechen können. Vielleicht müssen die Thais aber nicht links fahren und Kondome tragen, und vielleicht sind sie nicht gerade willkommen in Patong – obwohl es schon mehr als genug von ihnen dort gibt, die einfach nur Geld machen wollen.
Der ausländische Tourist mittleren Alters, also der sogenannte Farang (abgeleitet von dem Namen »Frank«, den die Sarazenen den französischen Kreuzrittern gegeben haben) – mit lichtem Haar und sonnengeröteter Kopfhaut, dem generell hellen Teint, dem Bierbauch und Taschen voller echtem Geld –, hat eine Exfrau und undankbare Kinder im arschkalten Birmingham, Bremen oder Buffalo hocken, die sich an den Früchten seiner langjährigen Arbeit in den Gruselkabinetten der westlichen Wirtschaftswelt vergreifen. Aber es stört ihn wenig, denn er weiß, was ihn hier erwartet: Thailadys. Sie sind die Belohnung für die Plackerei und dafür, dass man nicht nur die Nerven behalten, sondern auch Herzinfarkte überstanden und zuhause das miese Wetter, Langeweile und Hässlichkeit ertragen hat. In dem Moment, wenn er von einer Thailady angelächelt wird, weiß er, dass es einen Himmel gibt, und der ist hier in Thailand; das türkisfarbene Meer, die Bougainvillea-Blüten überall, die Ananas- und Bananenstauden, der Duft von Ente und gebratenem Chili, von getrocknetem Tintenfisch und Suppe mit Zitronengras – hier weiß man, dass alles andere, alles Geld der westlichen Welt, Autos, Häuser und Dinge mit den dämlichsten Markennamen, absolut nichts wert ist im Vergleich zum Lächeln einer Thailady. Und dem Versprechen nach mehr.
Man wird generell von allen angelächelt. Gleich wenn man das Flugzeug verlässt: die Frau von der Einwanderungsbehörde, die Frau vom Zoll, sogar die Frau, die Staub und Abfall von A nach B und zurück zusammenkehrt. Sie lächeln dich an, als wäre deine Ankunft in ihrem Land (zusammen mit den Millionen anderer Farangs, die hier ankommen) die Erfüllung ihrer Lebensträume, als wäre es das Schönste, was ihnen an diesem Tag passiert ist. Oder besser: seit der Ankunft des letzten Flugzeugs mit sexuell frustrierten, stinkreichen und lüsternen Hellhäutigen.
Man wischt sich mit der Hand über die Stirn, weil die Hitze einem sofort zu schaffen macht, und der Schweiß läuft sofort am ganzen Körper herunter; die Thailadys kichern, als hätte man ihnen mit dem verschwitzten Aussehen den besten Spaß aller Zeiten geboten. Sofort wird man in ein Taxi gelotst – das teuerste und heruntergekommenste Taxi ohne Klimaanlage in ganz Asien –, und sie lächeln, weil das alles so lustig ist, und während man sich von einem viel zu großen Stapel Banknoten trennt, lächelt man zurück. Man bestellt einen Eiskaffee, und die junge Frau, deren einziger Job es ist, Eiskaffee zu verkaufen, lächelt einen an, als hätte man ihr gerade eine sensationelle Neuheit vorgestellt. Sobald man Thailand auf sich wirken lässt, merkt man, dass die sinnliche Hitze alle Sorgen schmelzen lässt, während einem die Klamotten vor lauter Schweiß am Körper kleben. Der Geruch von Blumen und Parfüm liegt in der Luft wie der süße Duft der Frauen. Hinzu kommen die verführerischen Gerüche von den unzähligen Straßenverkäufern mit ihren Garküchen. Und keine Frau ist zu alt, runzelig, verkrüppelt oder arm, um dich anzulächeln.
Man spürt, dass dies das wahre Leben ist, weit weg von der grauen Welt voller Arbeit und Geld, aus der man nur herauskommt, wenn man 18 Stunden am Tag arbeitet und noch mehr Geld verdient. So kann man sich wenigstens dem Kaufrausch hingeben, der dabei hilft, die Verkommenheit der eigenen Existenz zu vergessen. Man atmet ein und spürt Thailand, und gleichzeitig spürt man – vielleicht zum ersten Mal – das wahre Leben. Es wird nie kalt; niemand muss verhungern; in den Reisfeldern gibt es immer genug Reis, auf den Mangobäumen genügend Mangos und im Meer genügend Garnelen. Und wenn man Appetit auf Spaghetti alla vongole hat, geht man einfach zum Strand und gräbt ein paar Venusmuscheln aus. Wer eine Ladung Kultur braucht, fliegt nach Bangkok, wo ganz bestimmt ein Elton-John-Konzert stattfindet. Es gibt kein Christentum, das einen zum Sünder macht; keine Psychiater, die einem ein schlechtes Gewissen einreden; es gibt nur Buddha, der alle anlächelt, egal ob reich oder arm, keusch oder unkeusch. Und es gibt die Thailadys …
Überall wo man hinsieht, gibt es sie. Das ist wie im Himmel, das ist der Garten Eden, wo man alle Äpfel essen darf, die es gibt. Allein die Luft ist schon sexy. Eine Thailady ist knackig, dunkelhäutig, lieblich, fröhlich und einladend. Jedes Funkeln in ihren Augen oder jeder Hüftschwung, jede Bewegung ihrer Zungenspitze, jeder Bissen von gebratenem Hühnchen zwischen ihren sinnlichen Lippen sagt: »Hab Spaß mit mir.« Ein Reiseführer ist ja gut und schön, mit seinen ausführlichen Informationen zu Bergvölkern oder der Architektur der Buddhistentempel; genauso wie die Backpacker-Guides, in denen man endlos lange Texte zu Meditation und Mantras sowie eindringliche Warnungen vor »Prostituierten« und der »Sexindustrie« findet.
Das ist aber dennoch der Grund, warum man hergekommen ist, nicht wegen der Tempel, wegen Meditation oder sogar wegen der bewusstseinserweiternden Drogen. Man hat genügend Freizeit – dein Büro in Bietigheim-Bissingen wird auch ohne dich weiterlaufen – und genügend Geld in der Tasche, und man ist wegen der Ladys gekommen.
Thailadys sind für den Austausch von Geld und Körperflüssigkeiten bereit, jeden Tag, ohne Bedenken, Schwierigkeiten oder jene grauenhaften Worte wie »Bindung« oder »Beziehung« zu flüstern, geschweige denn die altbekannten Sätze »Ich dachte, wir wären nur gute Freunde« oder »Ich brauche Zeit zum Nachdenken« oder andere westliche Mantras. Thailadys brauchen keine Zeit zum Nachdenken. Ich habe allerdings schon den einen oder anderen lieblosen Menschen sagen hören, dass die Ladys nicht viel hätten, womit sie denken können – das sehe ich anders.
Man hat das Gefühl, dass Sex bei ihnen genauso zum täglichen Ablauf gehört, wie sie Nudeln essen, ihre Zähne putzen oder ihre Höschen bügeln: Es ist eben etwas, was ein braves Mädchen tut, um glücklich und gesund zu bleiben, um Geld zu verdienen, um gefälschte Designerkleider oder einen Wasserbüffel für die Familie auf dem Land zu kaufen, und natürlich für tambun, um Gutes zu tun und abstinenten Mönchen Geld zu spenden. Wenn die Thailadys diese Bedürfnisse befriedigt haben, können sie sich auf ihre Lieblingsaktivitäten konzentrieren: essen und schlafen. Sex kommt an ehrenvoller dritter Stelle. Thailand ist nicht das orientalische Paradies der freien Liebe, wie es sich manche Romantiker vorstellen. Nichts ist umsonst, denn für Essen oder Autos muss man schließlich auch zahlen. Man bezahlt für das, was man bekommt, und man bekommt das, wofür man bezahlt.
Unterschiede bei den verschiedenen Sprachen werden besonders deutlich, wenn es um die Beschreibung des sexuellen Aktes geht. Englisch ist mürrisch, derb, leicht schüchtern und flüchtet sich oft in die eisige Bescheidenheit des Lateinischen (Pudenda, Cunnilingus); das Deutsche ist grotesk, Italienisch ist absurd, Spanisch ist mörderisch. Nur Französisch ist elegant – das Wort »Jazz« entstand in den Kneipen von New Orleans, wo die Musiker das Flirten der Gäste untermalten; jaser ist französisch für »plaudern« und wurde von den Ladys als Euphemismus benutzt, um die Herren ins Obergeschoss »zum Plaudern« einzuladen. Also ist Jazzmusik im Grunde nichts anderes als Musik, zu der man es treiben kann. Erfreulicherweise entsteht durch das vereinfachte Vokabular der Thais ein Kauderwelsch-Englisch, besser bekannt als Thai-Sprech.
Die Thais benutzen verschiedene Umschreibungen für Sex, wie etwa das robuste »boom-boom« mit den dazugehörigen Gesten oder das kultiviertere Wort »bouncing« (»Hüpfen«), was von den Thais »Ban-sing« ausgesprochen wird und sich eher wie ein exotisches Blumengesteck anhört. Es gibt natürlich auch das einfache »You want short time?« oder die ähnlich eindeutige Begrüßung »I go with you?«. Das sind aber nicht die einzigen Dinge, die eine Thailady sagen kann, denn viele von ihnen haben einen erweiterten Wortschatz, meistens geht es um Geld. Egal worum es bei dem Gespräch geht – Seifenopern, Gameshows oder die Kosten für Schönheitsoperationen an Nase, Brüsten und Po –, am Ende erwartet einen stets das »Ban-sing«, und sie die angemessene Bezahlung.
Dumme Farangs können die Gleichstellung von Sex und Bezahlung nicht verstehen und meinen, dass Liebe auf einer höheren Ebene als Geld steht. Sie verstehen nicht, wie ein Mädchen Sex mögen kann und gleichzeitig erwartet, dafür bezahlt zu werden. Liebe sollte man mit Liebe belohnen …!
Es ist recht simpel: Matrosen lieben es, in See zu stechen; wenn der Kapitän – obwohl alle so viel Spaß haben – plötzlich ankündigen würde, dass die Matrosen in Zukunft kein Geld mehr bekommen, dann gäbe es eine Meuterei. Thailadys stehen auf Sex, aber man braucht nur zu versuchen, seine Banknoten in der Tasche zu lassen, dann wird man erleben, was eine echte Meuterei ist.
Eine Thailady – und man nennt sie immer nur Thailadys, weil sie das nun mal auf großartige, beeindruckende und köstliche Weise sind – weiß, wie der Hase läuft. Sie weiß, was sie will und was du willst, und das ist normalerweise dasselbe. Sie weiß, wofür ihr Körper da ist und wofür dein Körper da ist. Sie weiß, dass Farangs aus unerklärlichen Gründen ihre dunklere Hautfarbe verehren, obwohl dunklere Hautfarbe in Thailand als unschick gilt – deshalb mögen es Thailadys auch nicht, wenn sie mit zum Strand in die pralle Sonne geschleppt werden, weil sie nicht wollen, dass ihre Haut noch dunkler wird. Anders als die Frauen in der westlichen Welt tut eine Thailady, was sie will, und nicht das, wozu sie andere Leute überreden wollen. Es gibt keine besorgte Tante, die ihr über die Schulter blickt, und sie ist auch nicht verlegen. Wenn sie eine Einladung zum Abendessen annimmt, hat sie nicht plötzlich Kopfschmerzen, nachdem man die Rechnung beglichen hat. Wenn sie dich nicht mag, wird sie dir ganz freundlich mitteilen, dass sie einen Boyfriend, also einen festen Freund hat.
Wenn sich doch Ban-sing ergibt, heißt das natürlich nicht gleich, dass sie keinen festen Freund hat (oder keine festen Freunde). Das bedeutet eher, dass dieser gerade mit seinen Freunden (oder einer anderen festen Freundin) irgendwo Reiswhiskey trinkt und sich fragt, wie viel Geld bei dem Farang zu holen ist.
Die Thailady jedenfalls wird dir den Eindruck vermitteln, dass sie durch eure Begegnung zum ersten Mal die Sonne gesehen hat, die sozusagen aus deinem Portemonnaie aufgeht. Nach ein paar Wochen wirst du dich auf einem Foto erblicken, das zusammen mit Bildern von all ihren albern grinsenden Farang-Liebschaften in einem Album klebt (in dem noch sehr viel Platz für neue Fotos ist), während schon die nächsten Flugzeuge aus London, Stockholm und Frankfurt in Thailand landen, gefüllt mit Träumen und Zaster. Dann wirst du weinen und in deine kalten Gefilde zurückkehren, um dem Mammon nachzujagen, damit du dir in baldiger Zukunft wieder das Herz im Paradies brechen lassen kannst – vielleicht wirst du aber nach gewisser Zeit im Königreich des Lächelns lernen, die Dinge nicht so ernst zu nehmen und wirst sagen: »Das ist Thailand.«
Bitte benutzen Sie Kondome.
KAPITEL 3
Der Grund, warum ich nach Thailand flog, war einfach: Eine Frau hatte mir davon erzählt. Das war zu dem Zeitpunkt, als ich in der Türkei wohnte. Sie war Engländerin und arbeitete für eine Reisegesellschaft. Wir unterhielten uns, und nachdem ich vom Reiz der Türkei und dem günstigen Leben in diesem Land geschwärmt hatte, sagte sie, dass sie gerade aus Thailand zurückgekehrt sei und dass es dort noch günstiger und reizvoller sei. Außerdem würde es dort, anders als in der Türkei, niemals kalt werden. Es gäbe Rotlichtbezirke wie Patpong, Patong Beach und Pattaya, aber man könne sie leicht umgehen. Ich merkte mir natürlich all diese Orte, an denen man sich nicht aufhalten sollte. Die Engländerin sagte mir, dass das Land keine Schattenseiten habe, was natürlich nur Wunschdenken war. Ich fackelte nicht lange und schnappte mir den nächsten Flieger nach Thailand.
Meine anständige englische Freundin hatte zugegeben, dass sie auch einen kurzen Trip durch die Rotlichtbezirke der Insel Phuket gewagt hatte. Auch wenn sie es eigentlich widerwärtig fand, war es doch … ein riesengroßer Spaß. Sie hatte nicht erwähnt, dass es sich nicht nur um gewisse Viertel oder Straßenzüge handelte, sondern dass der ganze Ort Patong ein einziger Rotlichtbezirk war. Ich hatte zunächst nicht vor, einen Abstecher in diese Touristenhochburg zu machen, sondern mich auf andere, ruhigere Orte zu beschränken.
Nach elf Stunden in einer Blechbüchse in der Luft kam ich also am Flughafen Don Muang in Bangkok an. Die anderen Mitreisenden machten auf mich den Eindruck, als seien sie nur wegen des Erwachsenenvergnügens hier und nicht wegen der Tempel oder irgendwelchen Bergwanderungen. Wie gut, dass es billige Langstreckenflüge gibt! Im Flughafengebäude gab es keine Einreisekontrolle, und ich erblickte ein Schild mit der Aufschrift »Willkommen im Land des Lächelns«. Es war stickig und heiß, und in der Luft hing der süße Duft der Lust. Die Frauen, besonders die in Uniform, waren einfach hinreißend. Ihre braunen Uniformen schmiegten sich an ihre dunkelfarbigen Körper. Ich merkte, dass ich völlig gelassen war. Ich hatte das Gefühl, dass meine Reise nach Thailand wahrscheinlich eine gute Idee gewesen war.
»Das ist Thailand«, der Ausspruch, den wir Farangs benutzen, ist das verbale Äquivalent zu einem Schulterzucken, oft begleitet vom Verdrehen der Augen: »Das ist Thailand (da kann man halt nichts machen) …« Mein erstes Erlebnis mit »Das ist Thailand« war, als ich versuchte, den Bahnhof im Flughafen zu finden; die Bahn ist die schnellste und billigste Möglichkeit, vom Flughafen ins Stadtzentrum zu kommen. Die versmogten Schnellstraßen waren meistens sowieso verstopft, und eine Bahnverbindung wäre bei der Planung des Flughafens eigentlich nur logisch gewesen. Ich vermied es, wie die anderen Touristen mit den Taxifahrern zu feilschen, und machte mich auf die Suche nach dem Bahnhof. In den meisten Flughäfen der westlichen Welt gibt es umfangreiche Beschilderungen, so dass es eigentlich unmöglich ist, einen Bahnhof nicht zu finden. Im Flughafen von Bangkok gab es keine Schilder, und ich musste bestimmt zehn Mal fragen, bevor ich jemanden fand, der mir sagen konnte, wo der Bahnhof war. Schließlich fand ich heraus, dass man in Richtung Airport Hotel über eine Fußgängerbrücke gehen musste, die über eine Schnellstraße führte. Auf der Brücke sah ich ein Schild, auf dem stand, dass Kranke und Arme doch bitte gleich die Treppe hinunter zum Bahnsteig gehen und nicht das glamouröse Hotel verschandeln sollten.
Der Bahnhof war allerdings alles andere als modern. Unten angekommen, stellte ich fest, dass man den Bahnsteig nur erreichen konnte, wenn man über die Schienen lief. Schlafende Thais teilten sich den Bahnsteig mit ihren Hühnern und sonstigem Vieh, wie in einem kleinen Dorf mitten im Land. Der Bahnsteig selbst lag zwischen dem glänzenden Airport Hotel und dem knatternden Verkehr der Schnellstraße gequetscht. Ich war verzaubert. Es war so … seltsam! Natürlich war es nicht der Bahnhof des Flughafens, er hatte nichts mit dem Flughafen zu tun. Wahrscheinlich wollten die Betreiber des Flughafens auch nichts mit diesem Relikt zu tun haben, da es für sie wohl eher geschäftsschädigend als alles andere war. Wenn man mit dem Zug fuhr, gab man sein Geld nicht für Taxis oder Busse aus, und keiner der Thais am Flughafen verdiente etwas. Ich weckte den Mann am Schalter auf und kaufte mir ein Ticket für die 45 Minuten dauernde Fahrt nach Bangkok. Es kostete 10 Baht, etwa ein Fünfzigstel des Preises einer Taxifahrt. Ich stolperte über die Schienen zurück zum Gleis, und etwas später raste der angenehm klimatisierte Zug an den Taxis vorbei, die auf der Schnellstraße im Stau standen, und brachte mich nach Bangkok. Ich grinste. Das ist Thailand!
Bangkok ist eine riesige Metropole mit Wolkenkratzern, etwa so groß wie London, aber trotzdem sieht die Stadt vom Zug aus betrachtet fast verschlafen aus. Ich hatte mich auf höllische Autoabgase eingestellt, die es auch gibt, aber ich sah überall auch üppige Grünanlagen; die Wolkenkratzer erheben sich wie Brontosaurier auf der Suche nach einem Partner: ein städtischer Dschungel, keine Betonwüste. Unterhalb der Wolkenkratzer gibt es Palmen, Blumen und Beete, und mitten in diesem Bild sieht man viele schlafende Menschen. Man bekommt den Eindruck, als hätte irgendwer, nachdem die Wolkenkratzer in die Höhe wuchsen, das Leben einfach hineingesetzt. Thailand wächst immer weiter, ohne Pause. Man nennt Bangkok die »Big Mango«, in Anlehnung an den New Yorker »Big Apple«. Thais nennen die Stadt Krung Thep oder »Stadt der Engel«, und eigentlich ist Bangkok nur ein kleiner, antiker Bezirk – das ist so, als würde man New York »Manhattan« nennen. Ich hatte vorsichtshalber bei einem Hotel in der Nähe des Bahnhofs angerufen und mir ein Zimmer reservieren lassen. Schweißgebadet kam ich mittags bei einer Hitze von 40 Grad an; im Hotel konnte man sich fröhlich an meinen Anruf erinnern, und man sagte mir, dass ich um sechs Uhr abends wiederkommen sollte, dann würde vielleicht ein Zimmer frei sein. Vielleicht aber auch nicht. Woher sollten sie das auch wissen?
Ich ließ mich schließlich im River View Hotel in Chinatown nieder. Der atemberaubende Blick vom Restaurant im achten Stockwerk auf den Fluss Chao Praya im orangefarbenen Licht bei Sonnenuntergang ist einen Besuch absolut wert. Ich freute mich darauf, eine Woche in Bangkok zu verbringen, und während dieser Zeit unternahm ich so gut wie nichts. Hin und wieder schaute ich mir mal einen Tempel an und fuhr mit einem der Boote auf dem Fluss. Ich stellte fest, dass die Thais sogar auf dem Fluss mit ihren Booten, die mit Hunderten von Passagieren vollgestopft sind, genauso rücksichtslos fahren wie mit ihren Mopeds, auf denen meist noch drei andere Leute sitzen. Eine kleine alte Lady wurde durch eine rettende Hand netterweise davor bewahrt, in das dreckige Wasser zu fallen, als das Boot ruckartig losfuhr. Keinen schien das wirklich zu stören, und man kicherte nur. »Mai pen rai!« Dies ist zusammen mit »Mai mi a rai« sowie dem englischen »Up to you«und »No problem«, was die Thais am häufigsten sagen. Diese Phrasen werden immer und überall benutzt, und sie bedeuten so viel wie: »Wen interessiert’s?« Das ist das verbale Äquivalent zu einem Schulterzucken. Ich gewöhnte mir schnell an, diese Phrasen zu benutzen.
Ich hatte sogar nur ein Schulterzucken für den vielumworbenen Rotlichtbezirk von Patpong übrig, der natürlich mein erster Anlaufpunkt war, noch vor den Tempeln. Rote Lichter gab es nicht viele, sondern nur einfache Go-go- und Girly-Bars; dazwischen gab es Verkaufsstände mit frittierten Heuschrecken und gefälschten Uhren. Die vier Straßen, die das Viertel umfassen, sind bloß ein Bruchteil von Bangkok. Trotzdem ist es das Viertel, das bei den Farangs bekannt ist. Es gibt viele andere wie Soi Cowboy und Nana Plaza, aber es war zu heiß, um sie alle auszukundschaften, und Patpong reichte mir. Ich nahm an, dass das Angebot in den anderen Vierteln genauso ausfiel.
Die Gegend von Patpong ist heruntergekommen und schmuddelig, aber die Bars sind kultiviert und die Bedienung ist relativ ehrlich. Ich suchte mir mehr oder weniger willkürlich eine Bar aus und ging hinein. Sie sah recht normal aus, nur dass im Hintergrund ein Fernseher lief, auf dem man einen amerikanischen Porno sehen konnte. In dieser Bar saßen junge Frauen, nur leicht bekleidet, und sie waren auffällig geschminkt. Man bekommt eine Art Sexmenü vorgelegt, aus dem man auswählt. Da ich durch die zahlreichen neuen Erfahrungen etwas durcheinander war, wählte ich zwei Mädels für eine »Massage mit zwei Frauen« aus, und die Mama-san am Tresen sagte mir, dass der Preis für die Massage mit zwei Frauen natürlich doppelt so hoch war wie der für eine Massage mit einer Frau; eine Massage mit drei Frauen kostete dreimal so viel und so weiter. Sie erklärte es mir, als sei ich ein Idiot. Ich hätte erwartet, dass so eine unanständige Sache mindestens zehn Mal so viel kosten würde. Aber das hier war das alltägliche Geschäft …
Zwei bezaubernde junge Mädels tauchten plötzlich neben mir auf, beide mit eher schüchternem Lächeln. Wir nahmen ein paar Drinks, lächelten uns an, und sie legten unsicher ihre Hände auf meine Knie, mit jener betörenden Schüchternheit. Thais missbilligen das Zeigen von Gefühlen in der Öffentlichkeit, besonders was das anstößige Abschlabbern und die Fummelei betrifft, die man bei den Farangs immer sieht. Es sah aus wie Kinder bei einem Blind Date, aber sie spielten eine sehr gut einstudierte Rolle, ich hingegen nicht. Die beiden Mädels sahen aus wie typische Playmates: groß, glänzendes dunkles Haar, schlank, mit recht großen Brüsten, schön geformten Hinterteilen und glatten, graziösen Beinen. Sie trugen schwarze Miniröcke, die sich angenehm eng an ihre Körper schmiegten, und die weichen Kurven ihrer Schultern und Brüste machten Appetit auf mehr.
Im Geiste leckte ich mir die Lippen, so begeistert war ich von den Ladys. Keine Verruchtheit, keine schmuddeligen Nutten mit verschmiertem Lippenstift und Zigarette im Mund. Einfach nur natürliche junge Frauen vom Lande, die mir pflichtbewusst den Eindruck verschafften, dass sie sich besonders freuten, mich zu sehen. Sie machten mich heiß, ganz klar – wenn ich in dieser Umgebung keine sexuellen Gefühle verspürt hätte, wäre das kein gutes Vorzeichen gewesen. Als das Hinterzimmer frei wurde, verzogen wir drei uns in ein Zimmer, das kaum größer als ein Schuhkarton war und in dem ein Bett stand. Saubere Bettlaken! Das war nobel. Die Körper der beiden Frauen waren prächtig. Herrlich weiche Brüste, flache Bäuche, glatt rasierte Schambereiche, Oberschenkel wie Lollipops, und diese süßen, knackigen Ärsche. Ihr Aussehen hatte genau die richtige Farbe, wie Caffè Latte, außer die Fußnägel, die waren lackiert. So dumm es auch klingen mag – ich kann mich noch daran erinnern, dass die eine pfirsichfarbenen und die andere kirschroten Nagellack drauf hatte. Ich kann mit Freude berichten, dass meine untere Körperregion con brio reagierte.
Standesgemäß war es ein namenloser Fick – es wäre irgendwie kitschig gewesen, sich namentlich vorzustellen – und gleichzeitig auch meine erste Auseinandersetzung mit den Geheimnissen von Kondomen mit Fruchtgeschmack, die ich mir aus einer alten Schokoladenschachtel aussuchen durfte. Banane? Erdbeere? Vielleicht war es auch Litschi. Es ging sofort zur Sache, abgesehen vom vorausgehenden Streicheln und Küssen sowie dem Kneten dieser wundervollen Hinterteile. Ich tauchte sozusagen zum ersten Mal meinen Zeh in asiatische Gewässer, fing an zu verstehen, wie der Hase hier läuft und hoffte, dass ich nicht irgendwas Schlimmes tat, was ihren Buddha verärgerte. Erst später sagte man mir, dass sich eine Thailady auf fast jede verrückte sexuelle Albernheit einlässt, solange sie dafür ihren ehrlichen Dollar bekommt.
Ich bekam eine anständige Massage mit Öl und Puder und allem. Während ich es mit der einen trieb, setzte die andere ihre Massage fort. Es war eine angenehme Erfahrung, und ich rechnete es der Lady, mit der ich nicht das Vergnügen hatte, sehr hoch an, dass sie sich trotzdem verpflichtet fühlte, etwas für ihr Geld zu tun. Sie saß nicht einfach tatenlos daneben, während ich es mit ihrer Kollegin trieb und diese ihre Lust vortäuschte – nein, sie massierte mich weiter bis zum Schluss. Ich gab ihnen ein gutes Trinkgeld, und sie lächelten und verbeugten sich. Ein angenehmes, wenn auch leicht verkrampftes Erlebnis. Natürlich verließen sie mich sofort, nachdem ich ihnen das Geld gegeben hatte, damit ich keine Zeit hatte, mich in sie zu verlieben.
Ich sollte gleich zu Beginn erwähnen, dass jedes in diesem Buch beschriebene sexuelle Abenteuer unter dem Schutz des Gummigottes stattfand. Ein Kondom zu benutzen, ist nicht so umständlich wie umständliche Menschen behaupten. Und außerdem ist es immer die »Ich geh ja auch nicht mit Schuhen duschen«-Brigade, die sich irgendwelche Warzen, Furunkel, Pusteln oder etwas weitaus Schlimmeres einfängt. Wenn das Ereignis ausreichend leidenschaftlich, ekstatisch, weltbewegend (und so weiter) ist und die Lady aufgrund deiner gewaltigen Potenz stöhnt, schreit, sich windet oder ähnliche typisch weibliche Aktivitäten aufzeigt, bemerkt man das Gummiding sogar überhaupt nicht. Man verspürt diese höhnische oder vielleicht herzlose Befriedigung durch das Wissen, dass alles sauber verlaufen, vorbei und vergessen ist. Und man wird im Verlauf des Jahres weder von plötzlichen Vaterschaftsansprüchen überrascht, noch kann sie, wenn sie schwanger ist oder bereits schwanger war, dich beschuldigen, der Vater zu sein.
Natürlich ist Liebe mit Kondom in einem kleinen Zimmer mit einem Barmädchen und anschließender Rückkehr zu Straßenlärm, Chaos und Kohlenmonoxyd nicht dasselbe wie Liebe bei Mondschein unter rauschenden Palmen. Ich war dennoch überrascht von der freundlichen und nüchternen Leichtigkeit von allem, und mir gefiel Bangkok, besonders die Frauen; ich musste mich schließlich selbst von den Vorzügen Patpongs losreißen. Es war so nett! So … kitschig!
Es hat einen gewissen Vorteil, wenn man Thaisex in Patpong kennenlernt. Die Bars sind eher ungemütlich und ganz offensichtlich Orte, an denen schnelles Geld gemacht werden soll, dass man weder Zeit noch Lust hat, sich in dieser halben Stunde, die man mit seiner Süßen hat, in sie zu »verlieben«. Es gibt keinen Strand, an dem man herumtollen kann, und man verspürt auch nicht den Wunsch, in den grauen Autoabgasen Bangkoks spazieren gehen zu wollen, geschweige denn Windsurfen gehen oder sich Elefanten ansehen zu wollen. Patpong ist Massenabfertigung. Das Mädchen hat so viele Kunden am Tag, dass man hier weniger Lust hat, sie eine Woche lang zur »Freundin« zu haben, als beispielsweise in Patong Beach oder Pattaya. Trotzdem habe ich in jeder Bar ein paar Typen gesehen – Stammgäste, die ihrer Süßen und ihren unzähligen Freunden Drinks spendiert haben –, die sich offensichtlich verliebt hatten. Diese armen Seelen saßen in Bangkok fest. Sie wussten nicht, dass man sich auch an schöneren Orten in diesem Land zum Narren machen konnte.
Ich lernte die Attraktivität Thailands über andere, nicht unähnliche Touristengegenden mit Tempel-/Strand-/Dschungel-Bonus kennen. Hier war die Luft nur so durchzogen von Sex. Es gehörte zum täglichen Geschäft: sichtbar, greifbar und süß duftend – wie Entensuppe. Ich habe viel Zeit damit verbracht, mir den Bauch mit dem allgegenwärtigen Essen vollzuschlagen: Mangos, Melonen, Grapefruits, Suppen mit Zitronengras, Berge von riesigen Garnelen … aber ich hatte mir vorgenommen, das Land anzusehen. Chiang Mai mit seinen unzähligen Tempeln muss man einfach gesehen haben, und ein erstklassiger Zug mit Klimaanlage bringt einen dort über Nacht in zwölf Stunden hin. Es gab auch einen Zug um acht Uhr morgens, aber es war für mich kaum möglich, dafür rechtzeitig aufzustehen, da ich doch sehr nachtaktiv war. Ebenfalls mit einem klimatisierten Zug zu erreichen ist Sungai Kolok im tiefen Süden, an der Grenze zu Malaysia. Dieser Zug fuhr um zwei Uhr nachmittags, eine nicht ganz so unchristliche Tageszeit. Außerdem wurde Sungai im Reiseführer als »heruntergekommene Bordellstadt« beschrieben, deshalb musste ich einfach dorthin. Nach einer extrem kostengünstigen und relativ bequemen zwanzigstündigen Fahrt, die ich allein in einem klimatisierten Zweibettabteil mit eigenem Badezimmer verbrachte, kam ich in Sungai an. Die Touristen halten sich meistens dem tiefen Süden des Landes fern, weil es dort immer noch Aufstände der muslimischen Separatisten gibt, die sich gegen die Eroberung ihres Landes durch die Thais vor einem Jahrhundert auflehnen.
Sungai ist ein hübsches Dorf auf dem Lande, in dem es zufälligerweise viele verschlafene Girly-Bars gibt. Dort in der stickigen Hitze des Südens ist es (oder besser: war es damals) ruhig wie auf einem Friedhof, im Gegensatz zu Patong oder Pattaya. In Sungai lungern die Mädels vor den Bars oder in den Hotellobbys herum und lächeln freundlich, allerdings ohne große Bemühungen; nur wenn sie einen Farang entdecken, der kein Malaysier ist, werden sie munter. Der Großteil der Bevölkerung hier ist muslimisch, und viele Frauen (nicht die Ladys, jedenfalls nicht wenn sie arbeiten) tragen ein schwarzes Kopftuch; aber alle lächeln schüchtern und auf schöne Weise. Für ein kleines Dorf waren die allgegenwärtigen Bars offensichtlich für die Legionen von Malaysiern, die sich im freien Thailand flachlegen ließen. Aber wozu gab es in einem so kleinen Dorf so viele Friseure? Ich konnte zwei verschiedene Varianten ausmachen: Auf den Schildern stand entweder »Hairdresser« oder »Family Barber«, wobei letztere in der Überzahl waren.
Die Hairdresser waren offenbar protzig und teuer, daher entschied ich mich für einen Family Barber, also einen Familienfriseur. Die Tür und die Fenster waren mit rotem Samt ausgestattet; ich überlegte, ob es den südlichen Thais vielleicht unangenehm war, wenn sie beim Friseur gesehen wurden. Es gab dort ein halbes Dutzend entzückender Mädels, die auf roten Bänken saßen, ihre Nägel lackierten und Kaugummi kauten. Als ich den Laden betrat, stellten sie diese Aktivitäten sofort ein; sie richteten sich auf, streckten die Brust raus, kreuzten mehrfach die Beine und lächelten mich breit an, nach dem Motto »Was darf’s denn sein?«. Schnell wie der Blitz erkannte ich, dass der Family Barber eine originelle Bezeichnung für ein Bordell war, und jeglicher Zusammenhang mit persönlicher Körperpflege war eher untergeordnet. Ein Haarschnitt? Entzücktes Gekicher. Dafür geht man doch zum Hairdresser!
Sie sprachen alle gebrochenes Englisch, wahrscheinlich um mit ihrem Klientel aus Malaysia kommunizieren zu können. Ich war wegen etwas anderem hergekommen, aber man öffnete mir nicht die Tür, damit ich wieder gehen konnte – und ich hatte auch gar nicht mehr vor zu gehen. Einen Haarschnitt hielt ich auf einmal für dekadente und absurde westliche Geziertheit. Stattdessen nahm ich den mir angebotenen Platz neben einem braunäugigen Mädchen namens Nok an; der Name bedeutete »Vogel«. Sie hatte ein enormes Hinterteil und das süßeste Lächeln. Thailadys haben gewöhnlich einsilbige Namen wie Wing, Om oder Nok, und meistens sind es Namen von Blumen, Tieren, Essen, Naturkatastrophen oder Abkürzungen von anderweitigen Namen, die zu lang sind, als dass man sie sich merken könnte.
Nachdem Nok mich in ein gemütliches klimatisiertes Schlafzimmer geführt hatte, war ich fasziniert davon, wie neckisch und graziös sie sich auszog, als würden ihre Kleider irgendwie dahinschmelzen. Dann zog sie mich flink aus und ersparte meinen zittrigen Fingern die Peinlichkeit. Sie hatte keine Eile, aber dennoch waren wir plötzlich nackt. Hier im verschlafenen Sungai hatten wir im Grunde alle Zeit der Welt, und ich bereute es, meine Zeit im vernebelten Lärm von Bangkok verplempert zu haben.
Ihre Figur war einfach göttlich, und ihre reizenden Körperregionen hatten alle die perfekte Größe und die richtigen Proportionen. Sie hatte langes, glattes Haar, das auf wundervolle Weise über ihre Nippel strich – die so groß und braun und einfach zum Anbeißen waren! Ihre Oberschenkel waren fest wie Kürbisse, reizvoll erhob sich ihr Venushügel, und die Scham war glatt rasiert. Und dieser Hintern! Schüchtern fragte sie, ob ich ein Kondom dabei hätte; ich musste mir das Lachen verkneifen – ein Friseurladen ohne Kondome! – und sagte ihr, dass ich keins hatte. Dieses Problem wurde schnellstens aus der Welt geschafft, als ich den passenden Geldschein zückte.
Was folgte, war einfach sehr angenehm. Ermutigt durch mein Erlebnis in Patpong, konzentrierte ich mich zunächst auf ihren wunderbaren Hintern; ich ermutigte sie, sich über mein Gesicht zu hocken, und auf alles, was ich enthusiastisch mit meiner Nase und meinem Mund tat, reagierte sie mit einem süßen kleinen Kichern. Es gibt nichts Besseres als den kühlen blanken Hintern einer Frau! Wie schaffen sie es bloß, dass er so kühl bleibt? Das ist wohl ein weiteres Geheimnis der Frauen. Ich dachte an Planeten, himmlische Körper und so weiter. Da ich sie festhielt und ihr Gewicht in unseren Handlungen eine nicht unwesentliche Rolle spielte, fragte ich sie, wie viel sie wog, da es sich wie zweihundert Kilo anfühlte. »Nur 46!«, protestierte sie; Witze über das Gewicht einer Thailady sind zu unterlassen!
Ich war bereits Lichtjahre entfernt von der entsetzlich mechanisierten Sexualität der westlichen Welt … 101 neue Sexpositionen, mit denen Sie den G-Punkt finden werden … Dr. Albtraums Sextipps für Neunzigjährige und darüber … Sprühen Sie ihren Pimmel ein mit Pheromonspray ohne Treibgas … Perfektionieren Sie Ihr mörderisches Lächeln … Bringen Sie Ihre Bauchmuskeln und Ihren Bizeps in Form … Wie erreichen Sie Ihren besten Orgasmus? … Was bringt ihn in Fahrt? Was macht sie heiß? … Menschliche Körper, aufpoliert wie Autos in einem Autohaus.
Aber hier in Thailand macht man einfach das, was von allein zustande kommt. Sogar ich – der jung genug ist, um mit einer Morgenlatte aufzuwachen und alt genug, dass es ihm egal ist – bin hier einfach nur ein ganz normaler durchschnittlicher Mann.
Mit Nok blieb die Zeit zwar nicht gänzlich stehen, aber wir verbrachten doch den größten Teil des Nachmittags zusammen, ebenso wie bei ähnlichen Handlungen an den beiden folgenden Nachmittagen. Ich bekam natürlich in der Zeit, die ich in Sungai Kolok verbrachte, meine Haare nicht geschnitten. Die Mädels gaben mir seltsamerweise den Spitznamen »Waage« und lächelten die ganze Zeit, obwohl Nok die Einzige blieb, die ich »wiegen« sollte. Ich verkniff mir die Bemerkung, dass eigentlich die Person, die sich wiegen lässt, Geld in die Waage stecken müsste, nicht andersrum. Mai pen rai!
KAPITEL 4
Hat Yai ist eine gammelige, aber lebhafte Stadt, die im südlichen Zipfel Thailands liegt. Ihr Name bedeutet »Großer Strand«, allerdings ist das Meer achtzig Kilometer entfernt. Hat Yai ist für die Malaysier, was Tijuana für Amerikaner ist; sie kommen über die Grenze, um T-Shirts zu kaufen und Sex zu haben. Ich hatte ein fantastisches Essen in einem Restaurant unter freiem Himmel – Berge von Entenfleisch, Reis und Gemüse, alles perfekt hergerichtet; in Restaurants wie diesem wird Chili nicht mitgekocht, sondern man bekommt eine Reihe von Gewürzen auf den Tisch gestellt. Als der junge Kellner mir sagte, dass ich 300 Baht zu zahlen hatte, hielt ich den Preis für absolut angemessen und gab ihm einen 500-Baht-Schein. Ich musste lange auf mein Wechselgeld warten und wollte gerade auf mich aufmerksam machen, als der Kellner zurück zu meinem Tisch kam und mir 470 Baht zurückgab. Er entschuldigte sich für die Verzögerung und sagte, dass er meinen großen Schein erst bei der Bank wechseln musste. Das Essen kostete nicht 300, sondern nur 30 Baht.
Ich stellte bei meinem ersten Besuch in der Stadt fest, dass die Händler fesche amerikanische Pop-Art-T-Shirts verkauften; daraus schloss ich, dass die Käufer aus Malaysia ziemlich coole Leute sein müssen. Sechs Monate später, als ich den Ort das nächste Mal besuchte, war ich fest entschlossen, mir eines dieser T-Shirts zu kaufen. Leider gab es dieses Mal nur Motive von Walt Disney, und jeder Händler hatte dieselben Shirts. Roy Lichtenstein oder Donald Duck – es kommt anscheinend immer darauf an, was der LKW gerade geladen hat.
Während es in Sungai eine große Anzahl Family Barbers gibt, kann man in Hat Yai Salons für »antike Thaimassage« finden, die genau denselben Zweck erfüllen, nur größer und auffälliger sind. In den Fenstern hängen nummerierte Fotos von den Mädels, die einen drinnen erwarten und die alles andere als antik sind. Vor diesen Salons standen Typen mit glatt zurückgekämmten Haaren, um die Touristen hereinzuwinken. In Hat Yai wimmelt es nur so vor lauter Ladys, daher fand ich die Angebote nicht gerade überzeugend. Im Hotel fragte mich der Junge am Tresen, ob ich an einer Frau interessiert sei: »Du wollen Lady?« Es kam mir ganz gelegen, mir selbst den Fußmarsch durch die Stadt zu ersparen, einfach Ja zu sagen und ihm ein wenig Geld in die Hand zu drücken. Lass dich überraschen! Ein Blind Date im heißen Thailand! Ich hatte mich nie zuvor auf ein Blind Date eingelassen und hatte Bilder von alten Spinatwachteln, Drogenabhängigen oder Psychotanten vor mir; dennoch betrachtete ich es als billiges Experiment.
Die Lady kam auftragsgemäß zu mir ins Hotel. Sie war eine wunderschöne junge Frau, ihr Name war wieder typisch einsilbig, und sie konnte mir auf Englisch gerade mal ihr Alter, ihren Namen und ihren Heimatort nennen. Es war wie Name, Rang und Seriennummer.