1,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 0,49 €
Henrik Ibsens Werk "Peer Gynt" ist ein bahnbrechendes Drama, das im 19. Jahrhundert in Norwegen spielt. Es folgt dem jungen Peer Gynt auf seiner abenteuerlichen Reise durch Realität und Fantasie, während er nach seinem Platz in der Welt sucht. Ibsen verwendet eine Mischung aus Realismus und Symbolismus, um die menschliche Natur und die Suche nach Identität zu erforschen. Dieses Stück wird oft als eines der bedeutendsten Werke des europäischen Theaters angesehen. Die komplexe Handlung und die vielschichtigen Charaktere bieten reichlich Diskussionsstoff für Leser, die sich mit existenziellen Fragen auseinandersetzen wollen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Books
Aase,eine BauerswitwePeer Gynt,ihr SohnZwei alte Weibermit KornsäckenAslak,ein Schmied Hochzeitsgäste. Küchenmeister. Spielleute usw.Ein zugewandertes BauernpaarSolvejgundKlein Helga,dessen TöchterDer HaegstadbauerIngrid,seine TochterDer Bräutigamundseine ElternDreiSäterdirnenEin grüngekleidetes WeibDerDovre-AlteEin Hoftroll.Mehrere andere Trolle. Trolljugend beiderlei Geschlechts Ein paar Hexen, Erdgeister, Zwerge, Kobolde usw.Ein häßlicher Junge.Eine Stimme im Dunkel. VogelschreieKari,eine Häuslersfrau MasterCottonMonsieurBallonDie Herrenvon EberkopfundTrumpeterstraale,Reisende. Ein Dieb und ein HehlerAnitra,die Tochter eines Beduinenhäuptlings Araber, Sklavinnen, tanzende Mädchen usw. DieMemnons-Säule(singend) DieSphinx von Gizeh(stumme Person)Begriffenfeldt,Professor, Dr. phil., Vorsteher des Tollhauses zu KairoHuhu,ein Sprachreformer von der malebarischen KüsteHussein,ein morgenländischer Minister.Ein Fellahmit einer Königsmumie Mehrere Tollhäusler nebst ihren WärternEin norwegischer Schiffskapitänund seine MannschaftEin fremder PassagierEin GeistlicherEin Leichengefolge. Ein Amtmann. Ein KnopfgießerEine magere Person
(Abhang mit Laubholz bei Aases Hof. Ein Bach schäumt hernieder. Auf der andern Seite eine alte Mühle. Heißer Sommertag.)
(Peer Gynt,ein kräftig gebauter Mensch von zwanzig Jahren, kommt den Steig herab.Aase,seine Mutter, klein und fein, folgt ihm zornig scheltend auf dem Fuße.)
Aase. Peer, Du lügst!
Peer Gynt(ohne sich aufzuhalten.)Nein, nein, ich lüg’ nicht!
Aase. Na, so schwör’ drauf: Ist es wahr?
Peer Gynt. Warum schwören?
Aase. Pfui! Der früg’ nicht, Dessen Schuld nicht klipp und klar!
Peer Gynt(steht still.)Doch, ‘s ist wahr, – ich schwör’ es Dir.
Aase(vor ihm.)Und Du schämst Dich nicht vor mir? Bleibt man ganze Wochen aus, Läuft man, just wann Gras zu schlagen, Auf den Ferner, Renwild jagen, Kommt zerrissen dann nach Haus, Ohne Stutzen, ohne Bock, – Um zum Schluß am hellerlichten Mittag Mutter flugs ein Schock Jägerlügen vorzudichten? Also, wo hast Du ‘n getroffen?
Peer Gynt. Links vom Gendin.
Aase(lacht spöttisch.)Hm! Aha!
Peer Gynt. Kräftig blies der Wind von da; Und so stand der Weg mir offen, Mich durchs Holz hindurchzubirschen, Hinter dem er grub –
Aase(wie vorher.)Ja, ja!
Peer Gynt. Lautlos horchend, hör’ ich seinen Huf im harten Firnschnee knirschen, Seh’ vom einen Horn die Zacken, Wind’ mich durch Geröll und Wacken Vorwärts, und, verdeckt von Steinen, Seh’ ich einen Prachtbock, – einen, Wie man ihn seit Jahrer zehn, Sag’ ich Dir, hier nicht gesehn!
Aase. Gott bewahre, nein!
Peer Gynt. Ein Knall! Und den Bock zusammenbrennen! Aber knapp, daß er zu Fall, Sitz’ ich auch schon rittlings droben, Greif’ ihm in sein linkes Ohr, Reiß’ mein Messer schon hervor, Ihm’s gerecht ins Blatt zu rennen; – Hui! da hebt er an zu toben, Springt, pardauz, auf alle Viere, Wirft zurück sein Horngeäst, Daß ich Dolch und Scheid’ verliere, Schraubt mich um die Lenden fest, Stemmt ‘s Gestäng’ mir an die Waden, Klemmt mich ein wie mit ‘ner Zang’, – Und so stürmt er, wutgeladen, Just den Gendingrat entlang!
Aase(unwillkürlich.)Jesus –!
Peer Gynt. Mutter, hast Du den Gendingrat einmal gesehn? Wohl ‘ne Meile läuft er drang Hin, in Sensenrückenbreite. Unter Firneis, Schuttmoränen, Schnee, Geröll, Sand, kunterbunter, Sieht Dein Aug’ auf jeder Seite Stumme, schwarze Wasser gähnen, An die fünf-, die siebenzehn- hundert Ellen rank hinunter. Dort lang stoben pfeilgeschwind Er und ich durch Wetter und Wind! Nie ritt ich solch Rößlein, traun! Unsrer wilden Fahrt entgegen Schnob’s wie Sonnenfunkenregen. Adlerrücken schwammen braun In dem schwindeltiefen Graun Zwischen Grat und Wasserrande, – Trieben dann davon wie Daun. Treibeis brach und barst am Strande; Doch sein Lärm ging ganz verloren; Nur der Brandung Geister sprangen Wie im Tanze, – sangen, schwangen Sich im Reihn vor Aug’ und Ohren!
Aase(schwindlig.)O, Gott steh’ mir bei!
Peer Gynt. Da stößt Plötzlich, wie ein Stein sich löst, Dicht vor uns ein Schneehuhn auf, Flattert gackernd, aufgeschreckt, Aus dem Spalt, der es versteckt, Meinem Bock, bums! vor die Lichter. Der verändert jach den Lauf – Und mit einem Riesensatze Nieder in den Höllentrichter!(Aase wankt und greift nach einem Baumstamm. Peer Gynt fährt fort.)Ob uns schwarzer Bergwand Fratze, Nid uns bodenloser Dust! – Durch zersplissne Nebelschichten Erst, sodann durch einen dichten Schwarm von Möwen, die, durchschnitten, Kreischend auseinanderstritten, – Nieder, nieder, nieder sauste es. Aber aus der Tiefe grauste es Weiß wie eine Renntierbrust. – Mutter, das war unser eigen Bild, das aus des Bergsees Schweigen Tief vom Grund zum Spiegel eilte, Umgekehrt, wie unser Sturz Lotrecht auf ihn nieder pfeilte.
Aase(schnappt nach Luft.)Peer! Gott helf’ mir –! Mach’ es kurz –!
Peer Gynt. Bock vom Berge, Bock vom Grunde Stieß zur selbigen Sekunde! Das Gespritz’ und das Geklatsche! Na, da lag man in der Patsche. – Nicht gar lang’ dann, und wir fanden Irgendwo ‘nen Fleck, zu landen; Er, er schwamm, und ich umschlang ihn, – Und hier bin ich nun –
Aase. Und er?
Peer Gynt. Hm, der springt wohl noch umher; –(Schnalzt mit den Fingern, wippt sich auf den Hacken und fügt hinzu:)Wenn Du ‘n laufen siehst, so fang ihn!
Aase. Daß Du nicht den Hals geknickt hast! Und die Beine gleich dazu! Ist Dein Rückgrat denn noch ganz? Herrgott, – Lob und Dank, daß Du Mir ihn wieder heim geschickt hast! – Zwar die Hose hat ein Loch; Doch davon ist nicht zu reden, Denkt man, was weit Schlimmres noch Sich bei so ‘nem tollen Tanz –(Besinnt sich plötzlich, sieht ihn mit offenem Mund und großen Augen an und kann lange keine Worte finden. Endlich stößt sie hervor:)O, Du Teufelslügenschmied! Kreuz noch ‘n Mal! Solch ein Geflunker! Was Du mir da singst – das Lied – Als das aufkam – zu der Frist Lief Dein Vater noch als Junker! Gudbrand Glesne – dem –demist Das geschehn, nicht Dir –!
Peer Gynt. Mir auch. Solcherlei kann oft geschehen.
Aase(giftig.)Ja, und Lügen kann man drehen, Wenden und mit Putz benähen, Bis von ihrem magren Bauch Nichts vor Flicken mehr zu sehen.DashastDuzu Weg gebracht, Alles wild und groß gemacht, Ausstaffiert mit Adlerrücken Und mit all den andern Nücken, Abgestutzt und zugesetzt Und mir so den Sinn verstört, Daß man nicht mehr kennt zuletzt, Was man hundertmal gehört.
Peer Gynt. Spräch’ ein andrer solchen Quark, Wollt’ ich heillos grob ihm kommen!
Aase(weinend.)Läg’ ich doch im schwarzen Sarg! Wär’ ich, Gott, doch nie geboren! Bitten, Tränen, nichts will frommen, – Peer, Du bist und bleibst verloren!
Peer Gynt. Liebes, süßes Muttchen mein, Hast ja recht mit jedem Wort; Sei nur wieder –
Aase. Scher’ Dich fort! Ist mir’s möglich, froh zu sein, Hab’ ich solch ein Schwein zum Sohn? Muß es mich nicht bitter schmerzen, Wird mir armem Witwenherzen Ewig Schande nur zum Lohn?(Fängt wieder an zu weinen.)Was verblieb uns, muß ich fragen, Seit Großvaters Wohlstandstagen? Wie hat sich der Wein verdünnt Seit dem alten Rasmus Gynt! Vater brachte ‘s Gold ins Rutschen, Warf’s hinaus wie Scheffel Sand, Kaufte Grund im ganzen Land, Karrte mit vergüldten Kutschen –. Alles weg. Wo sind die Reste Von dem großen Winterfeste, Da sein Trinkglas männiglich An die Wand warf hinter sich!
Peer Gynt. Hm, wo blieb der letzte Schnee?
Aase. Willst Du jetzt wohl schweigen, he! Sieh den Hof an! Jedes zweite Fenster ist verstopft mit Flicken, Heck’ und Zaun liegt auf der Seite, Keiner will das Feld beschicken. ‘s Vieh steht da in Mansch und Matsch, Jeden Monat wird gepfändet –
Peer Gynt. Schweig doch, Alte, mit dem Quatsch! Weil mal ‘s Glück den Rücken wendet, Heißt’s drum gleich: Und niemand sah’s mehr?
Aase. Nein; aufdemFleck wächst kein Gras mehr. Und Dubistdoch was, Du Strick, – Immer noch so keck und quick, Schmuck und klug, wie, da der Pfaff, – Der aus Kopenhagen, weißt Du, – Dazumal Dich frug: Wie heißt Du? Und, ob Deiner Antwort baff, Sich verschwor, die schiene wert ihm Eines Prinzen, – daß zum Dank Vater Schlitten gleich samt Pferd ihm Übern Tisch zu eigen trank. Hei, da ging es lustig her! Propst, Kap’tän, was drum und dran war, Hing hier taglang, soff und fraß, Bis kein Knopf am Wanst mehr saß. Aber als dann Not an Mann war, Ward’s hier öde, still und leer. “Scheffel-Jon”, anjetzt Hausierer, War nicht mehr ihr Pokulierer.(Trocknet die Augen mit der Schürze.)Ach, Du bist doch stark und groß, – Solltest bessern Deiner alten Armen Mutter elend Los, Solltest Haus und Hof verwalten, Daß Dein Erb’ nicht ganz zerfällt –(Weint von neuem.)Statt daß ich mich an Dir halten Könnt’, verlumpst Du Zeit und Geld! Hier verträumst Du und verdreckst Du Dich mit in der Herdglut Wühlen; Trittst Du in die Tanzsäl’, schreckst Du Alle Mädels von den Stühlen, – Machst mir üb’rall Schand und Tränen, Raufst Dich mit den ärgsten Hähnen –
Peer Gynt(geht von ihr.)Laß mich sein.
Aase(folgt ihm.)Du bist am Ende Nicht gewesen bei der letzten Großen Schlägerei zu Lunde, Wo sie sich wie tolle Hunde Überfielen und zerfetzten? Hast Du nicht Aslak, dem Schmied, Der Dir damals in die Hände Fiel, verrenkt die halbe Lende, – Oder war’s ein Fingerglied?
Peer Gynt. Dämliches Gefabulier’!
Aase(hitzig.)Häuslers Kari hörte ‘s Heulen!
Peer Gynt(reibt sich den Ellenbogen.)Ja, doch das, das kam von mir.
Aase. - Dir?
Peer Gynt. Dennich– bekam die Beulen.
Aase. Was –?
Peer Gynt. Der haut Dir, sag’ ich Dir.
Aase. Wer –?
Peer Gynt. Na, wer! Den Aslak mein’ ich.
Aase. Pfui, o pfui! daß ich nicht spucke! So ‘ne alte Wirtshaushucke, So ein Tagdieb, so ein dreister Lügenschmied wird Deiner Meister?(Weint wieder.)Auch noch so was! Längst schon wein’ ich Mir die Augen aus; doch das, Das geht wahrlich übern Spaß. Haut er Dich, so frag’ ich: haust Du nicht auch ‘ne gute Faust?
Peer Gynt. Ob ich Amboß oder Hammer, ‘s bleibt dasselbichte Gejammer.(Lacht.)Tröst’ Dich, Mutter –
Aase. Hätt’st Du wieder Mal gelogen?
Peer Gynt. Diesmal, ja. Schluck’ die Tränen fröhlich nieder; –(Ballt die linke Hand.)Schau, – mit dieser Kneifzang’ da Hielt ich ihn, den ganzen Schmied, –(Ballt die Rechte.)Währenddiemein Hammer war –Aase. Raufbold, Du! Du gibst nicht Fried’, Bis ich nicht zur Grube fahr’!
Peer Gynt. Nein, doch, Du bist Bessres wert, Tausend Male Bessres, Du, Kleine, böse, süße Mu, Trau mir nur und wart’ nur zu, Bis Dich ‘s ganze Dorf noch ehrt, Wart nur, bis ich was gemacht, – Recht was Großes, gib nur acht!
Aase(spöttisch.)Du!
Peer Gynt. Was kommen kann, weiß keiner!
Aase. Würd’ Dir doch nur eins bewußt: DaßDumal den Riß in Deiner Eignen Hose stopfen mußt.
Peer Gynt(hitzig.)König, Kaiser will ich werden!
Aase. Jetzt kutschiert ihm mit vier Pferden Noch sein letzter Witzrest fort!
Peer Gynt. Laß mir Zeit nur, – und ich bin’s!
Aase. Laß mir Zeit, so werd’ ich Prinz, Geht im Volk ein altes Wort!
Peer Gynt. Wirst schon sehen!
Aase. Halt den Rand! Bist ja völlig von Verstand. – Übrigens, es hätt’ wohl schon Etwas aus uns werden mögen, Wenn wir nur nicht, mein Herr Sohn, Allzeit Schnacks und Schnurren pflögen! Die von Haegstad war Dir gut. Hättest leicht die Dirn’ gewonnen, Hätt’st Du’s recht nur angesponnen –
Peer Gynt. So?
Aase. Der Alte, schwachgemut, Ist der Tochter wohl gesonnen. Zwar er ist ein arger Bocker, Doch die Ingrid läßt nicht locker, Und, wosiegeht, Schritt für Schritt, Stapft er endlich knurrend mit.(Fängt wieder an zu weinen.)Ach, mein Peer, ein steinreich Mädel, – Eingesessner Bauernstamm! Hättest Du mehr Witz im Schädel, Gingst Du jetzt als Bräutigam – Statt auf abgetretnen Sohlen!
Peer Gynt(rasch.)Komm, ich will mir ‘s Jawort holen!
Aase. Wo?
Peer Gynt. Zu Haegstad!
Aase. Armer Peer, Deine Freite hilft nichts mehr.
Peer Gynt. Und warum?
Aase. Verdienst den Stock, Wie Du Dir Dein Glück verdorben!
Peer Gynt. Na?
Aase(schluchzend.)Derweil Du dort vom Himmel Niederkamst auf Deinem Bock, Hat Matz Moen um sie geworben!
Peer Gynt. Was? Die Weiberscheuch’! Wie kann –!
Aase. Ja, die nimmt sie nun zum Mann.
Peer Gynt. Wart’ so lang, bis ich den Schimmel Angespannt –(Wendet sich zum Gehen.)Aase. Spar’ solch Gered’. Wenn sie morgen Hochzeit feiern –
Peer Gynt. Ist’s heut nacht noch nicht zu spät!
Aase. Schäm’ Dich! Willst Du, daß sie Dir Auch noch ihren Spott nachleiern?
Peer Gynt. Pah! Man wird mir ‘s Feld schon räumen.(Juchzt und lacht.)Heißa, Du! Der Gaul bleibt hier; ‘s nimmt nur Zeit, ihn aufzuzäumen –(Schwingt sie hoch empor.)Aase. Laß mich!
Peer Gynt. Nein, auf diesen Armen Trag’ ich Dich zum Hochzeitshaus!(Watet in den Bach.)Aase. Hilfe! Lieber Gott, Erbarmen! Wir ertrinken –
Peer Gynt. Nein, der Schmaus Lockt den Teufel noch nicht –
Aase. Stimmt! Weil er Dich gehängt erst nimmt.(Rauft ihn an den Haaren.)Untier, Du!
Peer Gynt. Na, gib jetzt Ruh’; Hier der Grund ist glitschrig.
Aase. Junge! Esel!
Peer Gynt. Brauch’ Du nur die Zunge; Wer ein Mann ist, lacht dazu. So, das war die ärgste Müh’ –
Aase. Halt mich feste!
Peer Gynt. Hottehü! Peer kommt auf dem Bock geritten; –(Galoppierend.)Ich bin Bock, und Du bist Peer!
Aase. Ach, ich kenne mich nicht mehr!
Peer Gynt. So, da wär’ der Bach durchschritten; –(Watet ans Land.)Gib dem Bock jetzt einen Schmatz Für den trocknen Fährenplatz –
Aase(gibt ihm eine Ohrfeige.)Da! Da hast Du ‘s Fährgeld!
Peer Gynt. Au! Das war lumpig, schöne Frau!
Aase. Laß mich –
Peer Gynt. Erst vorm Hochzeitshause. Stell’ den alten Wiedehopf, Gib dem Kerl ‘ne kalte Brause, Sag’, Matz Moen ist ein Tropf –
Aase. Laß mich los!
Peer Gynt. Und hinterher Sag’, was für ein Kerl Dein Peer!
Aase. Ja, des kannst Du sicher sein! Dir brock’ ich ‘ne Suppe ein; Male Dich von vorn und hinten; Alle Deine Schlich’ und Finten Sei’n den Leuten vorgesetzt –
Peer Gynt. So?
Aase(strampelt wütend mit den Beinen.)Solang’ sperr’ ich den Mund auf, Bis der Bau’r zuletzt den Hund auf Dich wie auf ‘nen Stromer hetzt!
Peer Gynt. Hm; so geh’ ich halt alleine.
Aase. Ja, doch ich hab auch zwei Beine!
Peer Gynt. Aber nicht die Kraft dazu!
Aase. Nicht? Ich bin so wilde, Du, – Steine könnt’ ich knacken, Steine! Kiesel könnt’ ich fressen, hu! Laß mich los!
Peer Gynt. Du mußt geloben –Aase. Nichts! Du wirst schon sehen droben; Wissen soll’n sie, wer Du bist!
Peer Gynt. Nimm Dir Überlegungsfrist!
Aase. Seine Hunde soll er hetzen –
Peer Gynt. Darfst nicht mit.
Aase. Was willst Du tun?
Peer Gynt. Dich aufs Mühlendach hier setzen.(Setzt sie hinauf. Aase schreit.)Aase. Heb’ mich ‘nunter!
Peer Gynt. Willst Du ruhn –?
Aase. Schnickschnack!
Peer Gynt. Muttchen, wüt’ nicht mehr! –Aase(wirft ein Rasenstück nach ihm.)Heb mich stracks hinunter, Peer!
Peer Gynt. ‘s war ja so Dein eigner Wille.(Näher.)Sei nun klug und sitz fein stille! Stoß’ und stampf’ nicht mit den Beinen, Rück’ und reiß’ nicht an den Steinen, Sonst, das singt Dir jede Grille, Stürzt Du ab.
Aase. Du Gernegroß!
Peer Gynt. Nicht so zappeln!
Aase. Daß Du bloß Wärst als Wechselbalg verschollen!
Peer Gynt. Schäm’ Dich!
Aase. Pfui!
Peer Gynt. Du hättst mir lieber Deinen Segen geben sollen. Willst Du nicht?
Aase. Ich werd’ Dich walken;Dumachst mir noch lang’ nicht bang!
Peer Gynt. Leb’ denn wohl! Ich bleib’ nicht lang’. Halt Dich brav auf Deinem Balken!(Geht, wendet sich jedoch noch einmal um, hebt mahnend den Finger und sagt:)Also, bloß kein Zappelfieber!(Ab.)Aase. Peer! – Gott steh’ mir bei, da rennt er! Böckereiter! Lügenprinz! Willst Du hören! – Nein, da brennt er Durch –!(Schreiend.)Zu Hilf’! Ich krieg’ das Drehn!
(Zwei alte Weibermit Säcken auf dem Rücken kommen den Weg herab nach der Mühle.)
Erstes altes Weib. Kreuz; wer schreit da?
Aase. Ich, ich bin’s!
Zweites altes Weib. Aase! Schau’, – so hoch gestiegen?
Aase. Pah; hier ist nicht viel zu sehn; – Bald werd’ ich gen Himmel fliegen!
Erstes altes Weib. Glück zur Reise!
Aase. Holt ‘ne Leiter Ich will ‘runter! Dieser Peer –!
Zweites altes Weib. Euer Sohn?
Aase