Perry Rhodan 1141: Die Zeit bleibt Sieger - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 1141: Die Zeit bleibt Sieger E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Er will die Zukunft verändern - doch die Vergangenheit holt ihn ein Die Menschheit hat es nicht leicht im 426. Jahr NGZ, das seit der Gründung der Kosmischen Hanse verstrichen ist. Das gilt für die Bewohner des Solsystems, die gerade erst die Porleyter-Krise überwunden haben, ebenso wie für die Galaktische Flotte unter der Führung Perry Rhodans. Durch den beim Passieren des Frostrubins eingetretenen "Konfettieffekt" in den Weiten der Galaxis M 82, dem Sitz von Seth-Apophis, hoffnungslos verstreut, versuchen die rund 20.000 Einheiten Perry Rhodans, wieder Kontakt zueinander zu finden und sich gleichzeitig der Verfolgung durch die Pulks der übermächtigen Endlosen Armada zu entziehen. Indessen bemüht man sich auf der Erde, der Bedrohung durch Vishna, die abtrünnige Kosmokratin, die das neue Virenimperium in Beschlag genommen hat, zu widerstehen. Zwar konnte Vishnas erster Schlag durch das Verbergen von Terra und Luna hinter dem Zeitraum erfolgreich abgewehrt werden, doch ist mit Grek 336, einem Maahk aus ferner Zukunft, ein gefährlicher Verbündeter Vishnas auf die Erde gelangt. Greks unheilvolles Wirken lässt den Verantwortlichen Terras schließlich keine andere Wahl, als die Unterstützung von Greks Volk aus der Realzeit zu suchen. Und bei der dramatischen Begegnung zwischen dem Heute und dem Morgen zeigt es sich: DIE ZEIT BLEIBT SIEGER ...

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Nr. 1141

Die Zeit bleibt Sieger

Er will die Zukunft verändern – doch die Vergangenheit holt ihn ein

von William Voltz

Die Menschheit hat es nicht leicht im 426. Jahr NGZ, das seit der Gründung der Kosmischen Hanse verstrichen ist. Das gilt für die Bewohner des Solsystems, die gerade erst die Porleyter-Krise überwunden haben, ebenso wie für die Galaktische Flotte unter der Führung Perry Rhodans.

Durch den beim Passieren des Frostrubins eingetretenen »Konfettieffekt« in den Weiten der Galaxis M 82, dem Sitz von Seth-Apophis, hoffnungslos verstreut, versuchen die rund 20.000 Einheiten Perry Rhodans, wieder Kontakt zueinander zu finden und sich gleichzeitig der Verfolgung durch die Pulks der übermächtigen Endlosen Armada zu entziehen.

Indessen bemüht man sich auf der Erde, der Bedrohung durch Vishna, die abtrünnige Kosmokratin, die das neue Virenimperium in Beschlag genommen hat, zu widerstehen.

Zwar konnte Vishnas erster Schlag durch das Verbergen von Terra und Luna hinter dem Zeitraum erfolgreich abgewehrt werden, doch ist mit Grek 336, einem Maahk aus ferner Zukunft, ein gefährlicher Verbündeter Vishnas auf die Erde gelangt.

Greks unheilvolles Wirken lässt den Verantwortlichen Terras schließlich keine andere Wahl, als die Unterstützung von Greks Volk aus der Realzeit zu suchen.

Die Hauptpersonen des Romans

Luger M. Serkantz – Ein »Gefühlslinguistiker«.

Stöckelschuh – Lugers Gefährtin.

Galbraith Deighton – Sicherheitschef der Kosmischen Hanse.

Grek 1 – Kommandant von Lookout-Station.

Grek 336

1.

Die Kleidung des Besuchers war von lässiger Eleganz, und er kam die Treppe in das Obergeschoss der Villa herauf wie jemand, der sich ansonsten nur in Antigravliften, Transmittern und auf Transportbändern bewegt. Das Haar des Mannes war sorgfältig gescheitelt, er machte ein ernstes Gesicht, wie dies Überbringer wichtiger Botschaften zu tun pflegen. Seine Bewegungen vermittelten Ungeduld, als könnte er nicht einsehen, dass er sich im Zeitalter der totalen Computervernetzung persönlich zu jemandem hin bemühen musste, um mit ihm zu sprechen.

Ich saß zurückgelehnt hinter dem Marmorschreibtisch und beobachtete ihn auf drei Holoschirmen. Wahrscheinlich wusste er nicht, dass ich ihn sah. Die Villa ist mit alten Klamotten nur so vollgestopft, so dass sie eher den Anschein eines kleinen, unordentlichen Museums als den einer modernen Behausung erweckt.

Vor der Tür blieb er stehen, und ich konnte sehen, wie er sich leicht nach vorn beugte, um die in das Messingschild gravierten Buchstaben zu lesen:

Luger M. Serkantz – Gefühlslinguistik

Eine Zeitlang verharrte er in dieser Haltung, als wollte er darüber nachdenken, wofür das M stand.

Ich war ein bisschen enttäuscht, denn er war keiner der Hanse-Sprecher. Fast hätte ich gewettet, dass sie einen Hanse-Sprecher schicken würden, aber das war nur einer der Spezialisten oder einer der Assistenten eines LFT-Verantwortlichen.

Er begann sich zu bewegen. Vielleicht suchte er allen Ernstes nach einer Türglocke.

Schließlich brachte er ein schiefes Lächeln zustande und sagte: »Ich bin Carl Ansom vom HQ-Hanse. Luger Serkantz erwartet mich.« Ich ließ die Tür aufgleiten, so dass er den Vorraum des Arbeitszimmers betreten konnte. Der Vorraum ist Stöckelschuhs Reich, aber Stöckelschuh lag in diesem Augenblick auf einer Couch im Hinterzimmer und las Comics. Ich kann ihr weder das Faulenzen noch das Comics-Lesen abgewöhnen, und jeder Mann, in dessen Adern nur ein Tropfen Blut fließt, würde Stöckelschuh ebenfalls gewähren lassen.

Ansom betrachtete die Einrichtung des Vorzimmers, ohne seine Irritation zu verbergen. Von den vielen hundert Dingen, die ich dort aufbewahre, hatte er vielleicht ein halbes Dutzend in seinem bisherigen Leben gesehen.

Ich stand auf und öffnete die Tür zum Arbeitszimmer.

Er drehte sich herum und blinzelte gegen die Helligkeit.

»Luger?«, sagte er.

Ich deutete eine Verbeugung an.

»Der bin ich«, sagte ich.

Bestimmt hielt er sich für unerschütterlich, weil er mit festen Schritten in das Arbeitszimmer kam und eine Kassette auf den Schreibtisch warf, ohne mich dabei länger als nur ein paar Sekunden anzusehen.

Ich überlegte, was er von mir hielt.

Ich bin nur knapp 1,70 groß und ziemlich füllig. Meine Kleider werden von Stöckelschuh sorgfältig ausgewählt. Sie verleihen mir den Eindruck von Stämmigkeit; manchmal, wenn ich ein paar Wochen eisern trainiere, wirke ich sogar muskulös. Ich habe eine graue Lockenmähne, die mir bis zu den Schultern reicht. Stöckelschuh meint, dass sie den Künstler in mir betont.

Vielleicht ist wahre Gefühlslinguistik eine Kunst – wenn es sie gibt!

Ich bin nur ein einfacher Dolmetscher, aber das weiß außer mir niemand.

Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, Stöckelschuh in mein Geheimnis einzuweihen, aber dann wird sie mich vermutlich aus Enttäuschung verlassen.

Ansom schenkte mir einen zweiten, ebenso kurzen Blick, der diesmal meinem Gesicht galt. Ich verdanke es dem Genpool vieler humanoider Völker. Eine glückliche Fügung des Zufalls wollte es so, dass ich von allen nur Positives mitbekommen habe. Ich habe eine hohe glatte Stirn. Die Augenbrauen sind weit geschwungen und sehen wie kleine Dächer über klaren hellblauen Augen aus. Meine Wangenknochen stehen leicht hervor und lassen das Gesicht markant erscheinen. Die Hautfarbe ist dunkelbraun. Die Lippen sind voll, ohne weich zu wirken. Und das Kinn sieht sehr stabil und männlich aus.

Ansom räusperte sich.

»Man hat dich über meinen Besuch informiert. Eigentlich hätten wir erwartet, dass du zum HQ-Hanse kommst.«

»Ich bin kein Angestellter der Hanse oder der Liga«, erwiderte ich freundlich. »Als Freiberufler muss man sehen, wo man bleibt. Meine Zeit ist knapp bemessen.«

Er hätte mal einen Blick in mein Auftragsbuch werfen sollen – es war leer. Aber das ging ihn schließlich nichts an. Im Zeitalter vorjustierter Translatoren, die man auf fast alle bekannten Sprachen programmieren kann, ist ein Dolmetscher praktisch überflüssig. Und die Masche mit der Gefühlslinguistik hatte bisher nur bei sentimentalen Zeitgenossen gewirkt, in erster Linie bei alten Damen, die einen Enkel auf einer Tausende von Lichtjahre weit entfernten Kolonie hatten und mit ihm reden wollten.

Warum ausgerechnet die LFT und die Hanse an mir interessiert waren, konnte ich nicht einmal ahnen.

Aber eines war klar: Sie hatten mit einem Problem zu tun, bei dem ihre eigenen Mittel versagt haben mussten.

»Ein Auftrag von uns ist im Interesse der gesamten Menschheit, Luger«, sagte Ansom. »Hast du das schon einmal bedacht?«

Das mag ich! Durch die gesamte menschliche Geschichte führt ein breiter Pfad, den Hohlköpfe wie Ansom mit ihren pathetischen Zitaten gepflastert haben. Beiderseits des Pfades liegen ihre Opfer.

Ich ließ mich wieder hinter dem Schreibtisch nieder, ohne Ansom einen Platz anzubieten. Wenn er sich die Beine in den Leib gestanden hatte, konnte er vielleicht klarer denken.

»Eines müssen wir klarstellen«, sagte ich ruhig. »Für mich geht es immer nur um die Interessen von Luger Methusalem Serkantz.«

Nun wusste er, wofür das M stand. Und nun wusste er, woran er bei mir war.

Es gibt zwei Sorten von Menschen. Die einen beginnen mich nach einer Äußerung, wie ich sie gerade getan hatte, zu missionieren, die anderen akzeptieren mich. Stöckelschuh ist als dritte Variante eine Ausnahme, aber das gehört wohl nicht hierher.

Zum Glück war Ansom kein Missionar. Er deutete auf die Kassette.

»Bevor ich dir die Unterlagen überlasse, habe ich ein paar Fragen zu stellen. Sie sind das Vorspiel einer eingehenden Prüfung für den Fall, dass wir miteinander ins Geschäft kommen.«

Ich sah ihn an. »Gut«, sagte ich.

Er kam näher und hockte sich auf den Rand des Schreibtisches. Dabei zog er die Hosenbeine ein wenig hoch, um die Bügelfalten zu schonen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass man im HQ-Hanse darauf achtete. Es war vermutlich eine Marotte von ihm. Peinlich sauber gekleidete Männer sind mir ein Gräuel. Hinter ihrer sterilen Fassade verbergen sie Angst.

»Wie viel Sprachen beherrschst du?«, erkundigte er sich.

Er wusste es längst, ich hätte wetten können, dass er es wusste.

»Acht altterranische und zwölf galaktische«, antwortete ich trotzdem, denn ich war der Ansicht, dass ich ihn nicht weiter reizen dürfte. Schließlich brauchte ich das Geld. Ich war völlig pleite. Mein Gott, Stöckelschuh hatte zwei Tage zuvor ihren einzigen Silbersynthopelz verhökert. Es war, als hätte man ihr ein Stück ihrer wunderbaren Haut vom Körper gerissen.

»Zähl sie auf!«, verlangte Ansom.

»Was?«

»Diese zwölf galaktischen Sprachen! Welche sind es?«

War der Bursche gründlich. Ich seufzte verhalten und schloss einen Augenblick die Augen.

»Arkonidisch, Akonisch, Haluta, Ferrol, Swoonisch, Rumalisch, Alttopsid, Kraahmak, Blue-Idiom, Lemurisch, Springer-Dialekt und Unithisch.«

Er runzelte die Stirn.

»Das sind nur zehn«, sagte er kritisch.

»Wieso?«

»Springer-Dialekt und Unithisch sind Ableitungen des Arkonidischen. Streng genommen sind Arkonidisch und Akonisch ebenfalls nur eine Sprache.«

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Bestimmt war er nicht gekommen, um an mir herumzunörgeln. Es passte ganz einfach zu seiner pedantischen Art.

»Erklär mir die Methode der Gefühlslinguistik«, verlangte er.

Das hätte ich gern getan, wenn ich sie nur gekannt hätte!

Ich sagte: »Bei vielen Völkern hat das gesprochene Wort über seine eigentliche beschreibende Bedeutung hinaus auch einen emotionalen Sinn. Das ist mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Wenn man als Fremdrassiger eine Sprache mit emotionalen Untertönen lernen will, wird man schließlich scheitern. Man muss schon ein Blue sein, um zu verstehen, was ein solches Wesen mit dem Begriff arntic ausdrücken will. Für den Translator ist arntic einfach eine Gürtelschnalle.«

Ansom fixierte mich scharf.

»Aber es ist mehr!«, erriet er.

»Du bist ein kluges Kind«, lobte ich ihn. »Dort, wo die Blues ihre Gürtelschnallen tragen, sitzen unmittelbar unter der Haut ein paar empfindliche Drüsen. Sie können mit ihren Schnallen die Tätigkeit dieser Drüsen in einem gewissen Umfang manipulieren. Je nachdem, wie sie das Wort arntic aussprechen, signalisieren sie ihren Artgenossen, in welchem hormonellen Zustand sie sich befinden. Das ist nur ein kleines Beispiel für viele. Ich könnte Hunderte aufzählen, aber das ist sicher nicht nötig.«

Dieser Appell an seinen Intellekt kam nicht von ungefähr. Ich kannte nur fünf sorgfältig erlernte Beispiele.

»Du verstehst genau, was ein Blue meint, wenn er arntic sagt?«, wollte Ansom wissen.

»Ich weiß, was er fühlt!«

»Und wie steht es mit Kraahmak?«, forschte er weiter.

»Die Maahks sind gefühlsarme Wesen«, antwortete ich. »Vielleicht sind deshalb alle ihre Regungen mit in die Sprache verpackt.«

Ansom nickte langsam.

»Natürlich wissen wir das«, behauptete er. »Wir haben sieben perfekte Kraahmakforscher, ganz zu schweigen davon, dass jeder halbwegs funktionierende Translator auf diese Sprache zu programmieren ist.«

Allmählich begriff ich, dass es um Maahks ging. Soviel ich wusste, war keines dieser Wesen auf der Erde. Die Maahks, die uns am nächsten waren, lebten im Weltraumbahnhof Lookout-Station im Leerraum zwischen Andromeda und der Milchstraße.

Was, zum Teufel, hatten sie mit den Maahks im Sinn?

Hing das alles mit dem Zeitdamm und der Bedrohung durch Vishna zusammen?

»Trotzdem«, fuhr Ansom bedeutungsvoll fort, »brauchen wir jemanden, der Kraahmak nicht nur sprechen, sondern auch fühlen kann.«

Ich begann langsam zu schwitzen, denn ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich diesmal mit meinem Bluff durchkommen sollte. Aber ich brauchte das Geld. Stöckelschuh ist ein Luxusgeschöpf.

»Das bin ich!«, hörte ich mich sagen.

Das war nicht tollkühn, das war ganz einfach verrückt.

Carl Ansom warf einen Blick auf den Zeitmesser. Er benahm sich jetzt sehr geschäftsmäßig. Offensichtlich stand er unter Zeitdruck.

»Vor sechs Stunden sind zwölf Maahks auf der Erde angekommen«, eröffnete er mir. »Vielleicht weißt du, dass wir den Zeitdamm ab und zu mit den TSUNAMIS passieren. Wir haben ein TSUNAMI-Pärchen zur Lookout-Station geschickt und Grek Eins bis Grek Zwölf von dort abgeholt.«

Ich hörte Stöckelschuh mit ihrem Comic rascheln.

Wie konnte sie nur dort hinten liegen und lesen, während ich mich auf so glattes Parkett begab, dass ich zwangsläufig darauf ausrutschen musste?

So vorsichtig wie möglich fragte ich: »Es gibt etwas mit diesen zwölf Fremden zu besprechen?«

»Wir suchen einen Begleiter für diese Delegation«, verkündete Ansom. »Jemand, der nicht nur versteht, was sie sprechen, sondern auch, was sie fühlen. Das ist in diesem Fall unerlässlich.«

Eine Frage drängte sich mir über die Lippen, von deren Antwort ich mir einen Ausblick auf das ganze Ausmaß der über mich hereinbrechenden Katastrophe erhoffte.

»Warum ist das so?«

Ansom sah plötzlich bekümmert aus.

»Auf der Erde hält sich ein Maahk aus einer fernen Zukunft auf«, sagte er sehr leise. »Wir wollen, dass die Maahks von Lookout-Station Kontakt zu ihm bekommen und ihn zur Besinnung bringen.«

*

Ich hatte Ansoms Verwirrung nach seinem Betreten der Villa genossen, und nun war er an der Reihe.

Er kostete es aus. Er war der Bote der Regierung, die durch Ansom einen Hauch von Wissen auf mich träufelte.

»Das ist doch absurd!«, brachte ich schließlich hervor. »Du nimmst mich auf den Arm. Ein Maahk aus einer fernen Zukunft, das kann doch nur ein Witz sein.«

Er erstickte meine Proteste mit einem stummen Kopfschütteln.

»Wie ist das möglich?«, fragte ich. »Wie ist es passiert?«

Er stand auf und streifte seine Hosen glatt.

»Erinnerst du dich an all die Dinge, die durch den Zeitdamm aus der Vergangenheit gekommen sind, hereingespült in unser Raum-Zeit-Kontinuum?«

»Ja, aber ...«

»Irgendwann gab es einen Riss in Richtung Zukunft«, fuhr er kategorisch fort. »Dieser Maahk kam durch ihn herein, und nun werden wir ihn nicht mehr los. Schlimm ist, dass er sich mit Vishna verbündet hat.«

Ich brachte ein Lachen zustande.

»Warum dieser Umweg über die Delegation? Ich sollte mich direkt mit diesem Besucher aus der Zukunft in Verbindung setzen. Ja, warum rede ich nicht gleich mit ihm?«

»Er lässt nicht mit sich reden«, erklärte Ansom. »Er hat etwas gegen uns, weil wir seiner Philosophie nicht entsprechen. Außerdem ist er kein Maahk, wie du ihn dir vielleicht vorstellst.«

»Was für ein Maahk ist er denn?«

»Er ist irgendwie ... anders«, lautete Ansoms Antwort.

So wie er das sagte, war dahinter alles Grauen des Universums verborgen.

Ich beugte mich nach vorn, griff nach der Kassette und schob sie bis zum äußersten Rand des Tisches.

»Es geht nicht«, sagte ich. »Ich kann das nicht machen. Dieser Sache fühle ich mich nicht gewachsen.«

Ich hörte, dass Stöckelschuh im Hinterzimmer von der Couch aufstand. Seidenkleider raschelten.

Sie kam herein, groß, blond, üppig, mit einem lüsternen Ausdruck um den Mund. Stöckelschuh ist die einzige Frau, die einen Mann wie ein Möbiusstreifen umschlingen kann, ohne dass er dabei auch nur etwas von seiner Bewegungsfreiheit verlöre.

Ansom starrte sie an. Er war hingerissen, er konnte nicht anders.

Stöckelschuh bedachte Ansom mit einem Blick, unter dem sich eine acht Zoll dicke Tresorwand wie von selbst geöffnet hätte. In der rechten Hand hielt sie ein Comic. Es war die achte Folge von Troder, der Polospieler – ein besonders widerwärtiges Erzeugnis der Reissue-Presse, die in diesen Tagen aktuell war.

»Natürlich macht er es«, sagte Stöckelschuh mit samtener Stimme.

»Wer ist das?«, wollte Ansom wissen, ohne seine Blicke auch nur für einen Moment von ihr abzuwenden.

»Das siehst du doch«, sagte ich mürrisch. »Eine Hexe.«

Stöckelschuh kam um den Schreibtisch herum, beugte sich von hinten über mich und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Dabei schlang sie mir beide Arme um die Brust. Ansom blickte auf seine Schuhspitzen.

»Du wirst doch jetzt nicht aufgeben, amigo«, meinte Stöckelschuh.

Kein Maahk aus einer noch so fernen Zukunft konnte so bedrohlich sein wie Stöckelschuh im Zustand der Enttäuschung.

Ich blitzte Ansom an.

»Ich tu's!«, sagte ich.

*