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Ein Kind entscheidet die Para-Schlacht Auf Terra schreibt man den Oktober des Jahres 446 NGZ, was dem Jahr 4033 alter Zeitrechnung entspricht. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Aufbruch der Vironauten und zum Erscheinen der beiden Sothos aus Estartu führten, mehr als 16 Jahre vergangen. Seither haben die Lehre des Permanenten Konflikts und der Kriegerkult in der Galaxis ihren Einzug gehalten. Dennoch hat der Sotho den Widerstand der Galaktiker nicht brechen können. Geheimorganisationen, allen voran die von Julian Tifflor geleitete GOI, sorgen dafür, dass die Hoffnung auf Freiheit von fremder Unterdrückung erhalten bleibt. Auch im Reich der 12 Galaxien, wo die Ewigen Krieger im Namen ESTARTUS seit Jahrtausenden regieren, regt sich in jüngster Zeit mehr Widerstand gegen ihre Herrschaft denn je zuvor, und anlässlich der Spiele des Lebens auf dem Mond Ijarkor erfolgt von Seiten der Netzgänger ein entscheidender Schlag gegen die Machthaber. In der Milchstraße scheinen jedoch trotz Pelyfors Tod und der Neutralisierung der Flotte des Ewigen Kriegers die Pläne des Sothos aufzugehen. Denn die Geschenke der Hesperiden konnten nicht gestoppt werden. Sie treiben indessen auf den Welten der Blues ihr Unwesen, und die Schar derer, die gegen die fatale Entwicklung ankämpfen, ist verschwindend gering. Einer ist DER JÄGER VON GATAS ...
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Nr. 1336
Der Jäger von Gatas
Ein Kind entscheidet die Para-Schlacht
von H. G. Ewers
Auf Terra schreibt man den Oktober des Jahres 446 NGZ, was dem Jahr 4033 alter Zeitrechnung entspricht. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Aufbruch der Vironauten und zum Erscheinen der beiden Sothos aus ESTARTU führten, mehr als 16 Jahre vergangen. Seither haben die Lehre des Permanenten Konflikts und der Kriegerkult in der Galaxis ihren Einzug gehalten. Dennoch hat Sotho Tyg Ian den Widerstand der Galaktiker nicht brechen können. Geheimorganisationen, allen voran die GOI, sorgen dafür, dass die Hoffnung auf Freiheit von fremder Unterdrückung erhalten bleibt.
Auch im Reich der 12 Galaxien, wo die Ewigen Krieger im Namen ESTARTUS seit Jahrtausenden regieren, regt sich in jüngster Zeit mehr Widerstand gegen ihre Herrschaft denn je zuvor, und anlässlich der Spiele des Lebens auf dem Mond Ijarkor erfolgt von Seiten der Netzgänger sogar ein entscheidender Schlag gegen die Machthaber.
In der Milchstraße scheinen jedoch trotz Pelyfors Tod und der Neutralisierung der Flotte des Ewigen Kriegers die Pläne des Sothos aufzugehen. Denn die Geschenke der Hesperiden konnten nicht gestoppt werden.
Kchachark – Kommandantin der LEMURIA.
Tarnak – Ein junges technisches Genie.
Trüliit und Symfali – Widerstandskämpfer auf Gatas.
Julian Tifflor – Der Chef der GOI im Gewahrsam der Blues.
Ülrüp
»Das Allerwichtigste, was wir in dieser Lage brauchen, ist eine entspannte, von Optimismus getragene Ruhe!«, verkündete Goggi Tschembal und rückte die blaue, mit silbrigen Punkten übersäte Fliege gerade, die er auf einem blütenweißen Frackhemd unter der orangefarbenen Bordkombination trug.
Kchachark, die Kommandantin der Karracke LEMURIA, richtete ihr linkes Auge auf den Psychopfleger des Schiffes, während ihr Körper kerzengerade im Kontursessel sitzen blieb und ihr anderes Auge die Hölle musterte, die von den Bildschirmen der Panoramagalerie dargestellt wurde.
Doch Goggis Worte kommentierte sie lediglich mit einem zischelnden Züngeln der langen, gespaltenen Zunge. Der Navigatorin Dschippa Mockturt dagegen war deutlich anzusehen, dass sie die Behauptung des Psychopflegers am liebsten mit einer Serie von Verwünschungen beantwortet hätte. Das war ihr jedoch unmöglich, denn sie hatte wenige Sekunden vorher mit einem Biss ihrer kräftigen Zähne ungefähr zwei Kilo aus dem Saftschinken herausgebissen, den sie in beiden Händen hielt.
Verteidigungs-Koordinatorin Aarrungh gab ein missbilligendes Fauchen von sich und musterte mit gesträubter »Löwen«-Mähne die Ortungsanzeigen ihres Feuerleit- und Koordinierungspults.
Sie erweckte den Eindruck, als hätte sie auf das energetische Chaos, das die LEMURIA und mit ihr auch die anderen einundsechzig Frachtschiffe der Hanse-Karawane umtobte, am liebsten aus allen »Rohren« das Feuer eröffnen lassen.
Das wäre jedoch so sinnlos wie nur etwas gewesen, denn gegen die Urgewalten des Jahrtausendhypersturms, der diesen Randsektor des galaktischen Zentrums seit knapp drei Monaten heimsuchte, hätten noch nicht einmal hundert schwerbewaffnete Raumgiganten vom Typ der BASIS etwas ausrichten können – und die Karawane war nur leicht bewaffnet.
Es war ihr Glück, dass der oxtornische Hyperphysiker Garr Amrun als Passagier auf der LEMURIA mitreiste, sonst wären die Schiffe höchstwahrscheinlich in alle Magnetwinde zerstreut und schwer beschädigt worden. Garr Amrun hatte während der rund fünfzehn Minuten, die zwischen der Sturmwarnung und dem Anprall der ersten Sturmfronten auf die Hanse-Karawane lagen, das kleine Wunder geschafft, Berechnungen anzustellen und alle Paratronschirmprojektoren der zweiundsechzig Frachtschiffe so programmieren zu lassen, dass ihre Energiesphären sich bei einer ganz bestimmten engen Formierung der Schiffe schadlos mehrfach überlappten und dadurch so verstärkten, dass selbst die schlimmsten Hyperorkanböen den Synchronschirm nicht durchbrechen konnten.
Allerdings war es den Schiffen unter diesen Umständen nicht möglich gewesen, ihre Metagrav-Triebwerke zu benutzen, um ihren Flug vom Kugelsternhaufen M 13 in Richtung Verth-System in der galaktischen Eastside fortzusetzen. Sie hatten sich in ihrer Gesamtheit von den Sturmböen umherwirbeln und mehrmals um Lichtjahre versetzen lassen und würden nach dem Ende des Sturmes Mühe haben, sich erst einmal wieder zu orientieren, um den neuen Kurs zum Zielgebiet berechnen zu können.
Und sie hatten seit Ausbruch des Sturmes keinen einzigen Hyperkomspruch absenden und empfangen können.
»Ich schlage vor, wir singen gemeinsam ein Lied!«, rief Goggi Tschembal mittels Stimmverstärker und steuerte seine (streichholzschachtelgroße) Antigravplattform so, dass sein grünes Gesicht genau auf Augenhöhe mit dem (ebenfalls grünen) Echsengesicht Kchacharks kam. »Wie wäre es mit dem altterranischen Hymnus an die Freude?«
Diesmal traf es die Navigatorin nicht wehrlos, denn sie hatte ihren Bissen nach sorgfältigem, wenn auch nicht gerade geräuscharmem Durchkauen hinabgeschluckt und befand sich deshalb im Besitz eines leeren, einsatzbereiten Mundes.
»Ich pfeife auf deine altterranischen Choräle und Hymnen!«, röhrte sie mit ertrusischer Stimmkraft. »Verrate uns lieber, wovon wir leben sollen, wenn dieser Sturm noch länger als vier weitere Tage anhält! Dann sind unsere Proviantvorräte nämlich aufgebraucht – und mit der Fracht können wir uns auch nicht behelfen, weil sie nur aus Ynkenit-Barren, positronischen Operatoren und Medikamenten besteht.«
»Wir haben außerdem rund dreihundert Tonnen getrocknete und gepresste Pilze an Bord des Schweren Holks MEYER«, wandte Aarrungh ein.
Dschippa warf der Gurrad einen vernichtenden Blick zu.
»Pilze!«, röhrte sie zornig. »Weißt du den Namen dieser Pilzart, den die entarteten Feinschmecker der Eastside bevorzugen und auch noch vertragen? Amanita phalloides!«, beantwortete sie sich die Frage selbst. »Das ist der lateinische Name. Auf Interkosmo heißt dieses Gewächs Grüner Schierlingsschwamm oder auch Grüner Knollenblätterpilz. Ein Eimer voll davon macht aus jedem Ertruser einen toten Ertruser – und ein Grüner Giftzwerg würde von einem Prischen ins Jenseits geblasen werden.«
»Ich bin ja schließlich auch kein Blue, verehrte Navigatorin«, wandte der Psychopfleger ein.
Woraufhin ein solcher Lachorkan durch die Hauptzentrale tobte, dass seine Antigravplattform davongewirbelt wurde und er den Paratronschutzschirm seines SERUNS aktivieren musste, um nicht an einer Wand zerschmettert zu werden.
Sekunden danach trat urplötzlich Totenstille ein.
Sie hielt ein paar Herzschläge lang an, während die Zentralebesatzung mit ungläubigem Staunen beobachtete, wie das Gewitter der lichtminutenlangen Entladungen draußen im All verebbte und schließlich ganz erlosch.
Und wie in dem leuchtenden Wulst aus Wasserstoffwolken, der die Hanse-Karawane von allen Seiten umgab, eine außergewöhnlich intensiv blau strahlende Sonne sichtbar wurde – neben zahllosen anderen, aber weiter entfernten und weniger markanten Sternen.
»Das kann nur Roggyein sein!«, brach Kchachark die Stille, dann hob sie die Stimme und krächzte: »Navigatorin, an die Arbeit!«
Dschippa Mockturt hustete, fing etwas vor ihrem Mund mit der Hand auf und schleuderte es achtlos weg – und Goggi Tschembal, der seinen Paratronschirm eben erst desaktiviert hatte, musste einen Weitsprung vollführen, der einem terranischen Grashüpfer alle Ehre gemacht hätte, um nicht von seiner Antigravplattform erschlagen zu werden ...
*
»Na endlich!«, zirpte Kommandant Vlütschigg. »Endlich hat uns die weiße Kreatur der Wahrheit erhört!«
»Der Sturm hat schlagartig aufgehört!«, staunte Navigator Düliing und stopfte gedankenlos weiter die in Klippschlangengift gesottenen und dadurch zu schwärzlichen Fäden zusammengeklebten Netze der Gruftspinne mit zwei langen dünnen Fingern in die Mundöffnung des schlauchartigen Halses.
»Du merkst aber auch alles!«, spottete Feuerleitoffizier Miyün und beobachtete auf dem Frontsektor der Panoramagalerie, wie sich die leuchtenden Strukturen des viele Lichtjahrzehnte durchmessenden Wasserstoffwulsts im Randgebiet des galaktischen Zentrumssektors unter dem Einfluss der normalen Magnetfelder wieder ordneten, nachdem der ungeheuerlichste Hypersturm, den Miyün jemals mitverfolgt hatte, innerhalb weniger Sekunden erstorben war.
»Die blaue Kreatur der Heimtücke spricht aus dir!«, zirpte Düliing und schob die geleerte Essschüssel von sich. »Du versuchst mir zu unterstellen, ich hätte an nichts außer an meine Mahlzeit gedacht. Wenn du schon so viel schlauer sein willst als ich, dann sage mir doch, in welcher Richtung unser Zielsektor liegt!«
»Irgendwo voraus natürlich«, erwiderte Miyün.
»Irgendwo voraus!«, zwitscherte Düliing höhnisch. »Das trifft die Sache genauso, als würde jemand, der in seinem Schiff Gatas umkreist und gefragt würde, wo die Stadt Yrtüfy läge, antwortete: ›Irgendwo unter mir.‹ Stimmt's, Kommandant?«
Vlütschigg antwortete nicht darauf. Er hatte alle vier Augen geschlossen und lauschte der Mentalstimme des in allen Regenbogenfarben schillernden Sphäroids vom ungefähren Volumen seines Kopfes, das scheinbar ziellos über seinem Kontroll- und Schaltpult dahinschwebte und dabei alle möglichen geometrischen Figuren beschrieb.
»Ich sehe in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft«, flüsterte es ihm ein. »Die jüngste Vergangenheit eures Volkes war nicht sehr ruhmreich. Du bist allerdings eine Ausnahme, denn bei den Kämpfen gegen die Mächte des Chaos hast du immer besondere Tapferkeit bewiesen und wurdest vielfach ausgezeichnet.«
Vlütschigg spreizte sich innerlich, als er sich an seine siegreichen Kämpfe als Flottillenchef einer Spezialeinheit erinnerte, die in einem Risikoeinsatz ohnegleichen in den mörderischen Kampf eingegriffen hatte, der im Block der 5. Wachsamkeit auf Gatas zwischen den verschiedenen Elementen des Dekalogs und den bluesschen Verteidigern getobt hatte.
Als das Element der Zeit die ersten Blues aus ferner Vergangenheit bereits als Schatten sichtbar gemacht hatte, war es Vlütschigg mit einem Einsatzkommando gelungen, durch einen alten Tiefbunker unbemerkt in den Block der 5. Wachsamkeit einzudringen und die Front der Kämpfer Kazzenkatts durch einen Überraschungsschlag ins Wanken zu bringen.
Dadurch hatten sich die Verteidiger des Blocks lange genug halten können, bis Kazzenkatt durch die sprunghafte Zunahme der Raumstarre-Phänomene innerhalb des Sarg-Systems gezwungen gewesen war, die Kampfhandlungen im Verth-System abzubrechen und mit seinen Elementen zu fliehen.
Das war vor rund neunzehn Jahren gewesen – und er, Vlütschigg, war damals im Beisein von Julian Tifflor im Palast der Ersten Vorsicht vom Oberkommandierenden aller Blueskontingente der GAVÖK mit dem Orden vom Schwarzen Stern ausgezeichnet worden.
Bitterkeit erfüllte den Blue, als er daran dachte, dass er nur wenige Jahre später vorzeitig pensioniert worden war, weil man keine Kämpfer mehr brauchte und weil Heldentum verpönt war.
»Das war eine tragische Fehlentwicklung«, sang die Mentalstimme des Sphäroids in seinem Bewusstsein. »Weil die großen Bedrohungen fehlten, versanken die meisten Galaktiker im Sumpf der Dekadenz und bildeten sich ein, nur durch optimale Befriedigung ihrer Ansprüche glücklich werden zu können. Sie wollten nicht mehr leben, sondern nur noch genießen. Sie vergaßen dabei, dass sie damit den Weg ins Verderben beschritten, denn nur der Kampf ist Leben, und nur wer kämpft, hält sich und sein Volk lebensfähig.«
Ja, das ist wahr!, stieß Vlütschigg einen gedanklichen Stoßseufzer aus und beglückwünschte sich zum wiederholten Male dazu, dass eines der Hesperiden-Geschenke ESTARTUS sich ihm hingegeben hatte.
»Was siehst du in der nächsten Zukunft für mich voraus?«, fragte er und erinnerte sich voller Stolz daran, wie er von Beauftragten Raynit-Sit-Vornays zur Flotte der Bluesvölker zurückgeholt und über seinen alten Rang hinaus befördert worden war.
Sein erster Auftrag hatte ihn ins Randgebiet des galaktischen Zentrumssektors geführt, wo er nacheinander die Hauptplaneten der alten ANLAGEN des Ritters der Tiefe, Armadan von Harpoon, anfliegen und auf ihre Reaktionen testen sollte.
Diese ANLAGEN, die sich auf Planeten der Sonnen Roggyein, Margyein und Ergyein und noch anderswo in einem relativ eng begrenzten Raumsektor des galaktischen Zentrums befanden, gehörten zur galaktischen Eastside und damit zum vertraglich abgesicherten Territorium der Bluesvölker.
Das neue Selbstverständnis der Bluesvölker, ihr wiedererwachtes Nationalgefühl und Selbstvertrauen sowie der unmittelbar bevorstehende Krieg gegen den aufgeblasenen Sotho Tyg Ian und das in Dekadenz erstarrte Galaktikum verlangten ganz einfach danach, dass sie auf ihren Territorien von ihrem Hoheitsrecht überall und ausnahmslos auch Gebrauch machten und sich nicht länger an die erniedrigenden Tabus hielten, die frühere Regierungen nicht zu brechen gewagt hatten.
»Du hast den richtigen Geist, Vlütschigg!«, wisperte das Geschenk und schwebte bis dicht vor ihn.
Der Kommandant streckte die Hände nach ihm aus, umfasste es und spürte, wie ein stärkender Strom von ihm auf ihn überging, ihm Selbstsicherheit wie noch nie zuvor verlieh und in ihm den Drang nach heroischen Taten weckte.
Nur mit halbem Ohr hörte er hin, als Düliing meldete, dass er innerhalb lohender Wasserstoffwolken die blaue Sonne Roggyein identifiziert hatte.
»Kurs berechnen und Metagrav programmieren!«, befahl er – rund zwei Tage später, als geplant gewesen war, denn seit der Ankunft in der Nähe des Zielgebiets vor rund zwei Tagen hatte sein Verband Wartestellung bezogen, um nicht in die Hauptzone des Hypersturms zu geraten.
Er wartete auf die Vollzugsmeldung, doch stattdessen heulten plötzlich die Alarmsirenen im Gelbtakt.
Als sie schwiegen, sagte die Ortungspositronik:
»Starke Ballung von Paratronschirmfeldern in der Nähe der Sonne Roggyein angemessen. Es handelt sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen großen Schiffsverband, der vom Hypersturm überrascht wurde und sich durch Aktivierung der Paratronschirmprojektoren gegen seine Auswirkungen schützte.«
»Kurs berechnet und Metagrav programmiert«, warf Düliing ein.
»Noch nicht in die Überlichtphase gehen!«, befahl Vlütschigg. »Punktortung durchführen! Wir müssen die Identität des Schiffsverbands schnellstens feststellen. Eigentlich kann es sich nicht um Blues handeln, denn das wäre mir beim Briefing mitgeteilt worden.«
Der Ortungsoffizier gab die Anweisung an die Ortungspositronik weiter – und schon wenige Sekunden später gab ihre Synthostimme bekannt:
»Fremder Schiffsverband hat Paratronschirme desaktiviert, dadurch ist die Ortung der Schiffe selbst möglich. Es handelt sich um insgesamt zweiundsechzig Einheiten, von denen anhand ihres typischen Energiemusters zwölf als Karracken, neunundzwanzig als Schwere Holks, elf als Leichte Holks und zehn als Koggen identifiziert werden konnten.«
»Karracken, Holks, Koggen!«, zirpte Vlütschigg hochgradig erregt. »Das sind Hanse-Schiffe, wahrscheinlich auch schwerbewaffnete Kampfschiffe und Truppentransporter, die zur Okkupation der ANLAGE-Welten in diesen Sektor der Eastside geschickt worden sind.«
»Das Galaktikum redet von Frieden und betreibt den Krieg!«, flüsterte ihm sein Geschenk mental zu.
»Rotalarm für den ganzen Verband!«, schrie Vlütschigg. »Alle Einheiten Klarschiff zum Gefecht! Simultan-Überlichtphase bis in unmittelbare Nähe des Feindes – und dann mit schnellstem Salventakt mitten hinein in ihn!«
*
Der Ortungsalarm heulte durch die LEMURIA – und gleich darauf gab die Ortungspositronik bekannt:
»Verband aus siebzehn schweren Diskusraumern der Blues dreizehn Lichtjahre östlich mit leichter Überhöhung zu uns geortet, beschleunigt mit Metagrav und bereitet offenbar Überlichtphase vor. Formation kommt genau auf uns zu.«
Kommandantin Kchachark atmete auf.
»Blues!«, stellte sie erleichtert fest. »Und ich dachte im ersten Moment, es wären Kampfschiffe des Sothos, die uns aufbringen wollten, damit wir keine strategisch wichtigen Güter an die Blues liefern. Funker, Hyperkom-Begrüßung mit Identifikation abstrahlen!«
»Abgestrahlt«, meldete der Funker wenig später – und rund eine Minute später fügte er hinzu: »Bisher keine Reaktion.«
»Wie sieht die Formation der Blues aus?«, wandte sich Aarrungh an die Ortungspositronik.
»Sie ist noch unfertig, soll aber, nach den bisherigen Bewegungen zu urteilen, bis zur Überlichtphase einen schlanken Keil gebildet haben, in dem die einzelnen Einheiten dicht aufgeschlossen fliegen.«
»Angriffsformation!«, stellte die Gurrad grimmig fest. »Sie wollen uns angreifen. Falls sie genau vor uns in den Normalraum zurückstürzen und voll beschleunigen, stoßen sie genau in unseren Verband herein und können auf kürzeste Distanz die meisten unserer Schiffe gleichzeitig unter Feuer nehmen.«