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Das ewige Leben für einen - das ist der Tod für viele! Das Jahr 2326 irdischer Zeitrechnung ist angebrochen, und in der seit dem Geschehen des Bandes 149 verstrichenen Zeit haben sich im bekannten Teil der Milchstraße wesentliche Veränderungen vollzogen. Seit dem 1. Januar 2115, dem Datum von Atlans Verzicht auf die Position als Imperator von Arkon, gibt es kein Solares Imperium mehr und auch kein Arkonidenreich, sondern das Vereinte Imperium, dem Perry Rhodan als Großadministrator vorsteht, während der Arkonide Atlan als Chef der United Stars Organisation (USO) fungiert, deren Spezialisten die "galaktische Feuerwehr" bilden. Immer dann, wenn Probleme oder Gefahren auftauchen, die nicht rein planetarischer Natur sind, sondern auch galaxisweite Auswirkungen haben können, tritt die von Lordadmiral Atlan geschaffene und geleitete USO auf den Plan. Die überstürzte Flucht des Geistwesens vom Kunstplaneten Wanderer und die Ausstreuung des 25fachen ewigen Lebens in Form von Zellaktivatoren haben jedoch alle Völker der Milchstraße in Aufruhr gebracht. Raumschiffe eilen von Planet zu Planet - doch meistens sind es die Besatzungen terranischer Schiffe, denen bei der Suche nach der relativen Unsterblichkeit Glück und Erfolg beschieden sind. Schließlich ist ja die Flotte des Vereinten Imperiums auch die größte in der bekannten Galaxis. Kann sich ein Mensch aber wirklich "glücklich" schätzen, wenn er solch EINE HANDVOLL LEBEN findet...?
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Nr. 153
Eine Handvoll Leben
Das ewige Leben für einen – das ist der Tod für viele!
von WILLIAM VOLTZ
Das Jahr 2326 irdischer Zeitrechnung ist angebrochen, und in der seit dem Geschehen des Bandes 149 verstrichenen Zeit haben sich im bekannten Teil der Milchstraße wesentliche Veränderungen vollzogen.
Seit dem 1. Januar 2115, dem Datum von Atlans Verzicht auf die Position als Imperator von Arkon, gibt es kein Solares Imperium mehr und auch kein Arkonidenreich, sondern das Vereinte Imperium, dem Perry Rhodan als Großadministrator vorsteht, während der Arkonide Atlan als Chef der United Stars Organisation (USO) fungiert, deren Spezialisten die »galaktische Feuerwehr« bilden.
Immer dann, wenn Probleme oder Gefahren auftauchen, die nicht rein planetarischer Natur sind, sondern auch galaxisweite Auswirkungen haben können, tritt die von Lordadmiral Atlan geschaffene und geleitete USO auf den Plan.
Die überstürzte Flucht des Geistwesens vom Kunstplaneten Wanderer und die Ausstreuung des 25fachen ewigen Lebens in Form von Zellaktivatoren haben jedoch alle Völker der Milchstraße in Aufruhr gebracht. Raumschiffe eilen von Planet zu Planet – doch meistens sind es die Besatzungen terranischer Schiffe, denen bei der Suche nach der relativen Unsterblichkeit Glück und Erfolg beschieden sind. Schließlich ist ja die Flotte des Vereinten Imperiums auch die größte in der bekannten Galaxis.
Die Hauptpersonen des Romans
Hendrik Vouner – Das Blaue System ist sein Reiseziel – bis er die Impulse eines Zellaktivators empfängt.
Oliver Buchanan – Ein alter Mann, der einem Phantom nachjagt.
Fredman – Schiffsführer des Frachtraumers OLIRA.
Hefner-Seton – Kapitän eines medizinischen Forschungsschiffes.
Jassi-Petan, Sorgun und Fertrik – Drei Männer, die ihr Leben für die Unsterblichkeit riskieren.
Trotin
1.
Vouner bewohnte die Kabine, die den Räumen der Mannschaft am nächsten lag. Das bedeutete, dass er jedes Mal, wenn er zum Aufenthaltsraum wollte, wo Bibliothek, Bar und Bäder untergebracht waren, an den vierzehn übrigen Passagierkabinen vorüber musste. Als Passagier durfte er nicht in den Teil des Schiffes, der der Besatzung vorbehalten war.
In Kabine Nr. 7 hielt sich Mr. Buchanan auf, der eigentliche Grund für Vouners Zögern, wenn er sich nur schwer entschließen konnte, den Aufenthaltsraum aufzusuchen. In Vouners Augen war Buchanan ein Besessener, dem man möglichst aus dem Wege ging. Buchanan hielt sich nur aus einem einzigen Grund an Bord der OLIRA auf. Er jagte einem Phantom nach: Dem ewigen Leben.
Buchanan war alt, geizig und nicht sehr reich. Auf der Erde hatte er wahrscheinlich alle möglichen Leute schikaniert, die nicht seiner Meinung waren – und es fiel schwer, mit Mr. Buchanan einer Meinung zu sein.
Buchanan war von der fixen Idee besessen, dass es ihm gelingen könnte, einen Zellaktivator zu finden. Von der Raumfahrt besaß er wahrhaft kindische Vorstellungen. Man konnte fast glauben, dass es Mr. Buchanan genügte im All zu sein, denn er glaubte offensichtlich, dass sich hier seine Chance, einen Aktivator zu finden, wesentlich vergrößern würde.
Immer, wenn Vouner an der Kabine Buchanans vorbeikam, hatte der alte Mann die Tür geöffnet und rief Vouner zu sich.
Hendrik Vouner lächelte, als er aus dem kleinen Raum, den man ihm zugeteilt hatte, hinaustrat und über den Gang blickte. Die Wandverkleidungen der OLIRA zeigten nichts von der Pracht reiner Passagierschiffe. Die OLIRA war ein kombiniertes Fracht- und Passagierschiff. Sie beförderte Kolonisten und Auswanderer.
Vouner schloss die Tür hinter sich zu. Er war ein großer, hagerer Mann von 32 Jahren. Seine Bewegungen ließen ihn ruhig und ausgeglichen erscheinen. Sein Gesicht wirkte im Verhältnis zum übrigen Körper fast massig, aber die hellen intelligenten Augen verliehen ihm Leben.
Vouner erreichte Buchanans Kabine. Die Tür stand wie gewöhnlich offen. Buchanan hockte auf dem schmalen Bett und starrte müde vor sich hin. Sein Blick belebte sich nur, wenn Buchanan von den Zellaktivatoren sprach.
Vielleicht wäre ein anderer Mann einfach vorbeigegangen. Nicht so Vouner, der glaubte, dass jeder Mensch Anspruch auf eine höfliche Behandlung hatte.
Vouner grüßte; sein Nicken schien für Buchanan ein Signal zu sein.
»Wohin gehen Sie, Hendrik?«, fragte er.
Vouner lächelte sanft.
»Baden«, sagte er.
Buchanan stand auf. »Die pneumatische Massagedusche ist noch nicht repariert«, berichtete er.
»Das macht nichts«, meinte Vouner. »Mir genügt ein einfaches Dampfbad.«
In Buchanans Gesicht erschien ein ängstlicher Ausdruck. Man sah ihm an, dass er krampfhaft überlegte, wie er Vouner festhalten konnte.
»Wir sollten uns beim Kommandanten über den Defekt beschweren«, sagte er. »Die Dusche ist seit unserem Start noch nicht in Ordnung gewesen.«
»Die Mannschaft hat genügend andere Arbeit«, sagte Vouner freundlich. »Wir dürfen nicht vergessen, dass dies kein Passagierschiff ist.«
Buchanans Lippen zogen sich zusammen.
»Kommen Sie doch etwas herein«, forderte er Vouner auf. »Ich möchte mich gern mit Ihnen unterhalten, Hendrik.«
Widerwillig trat Vouner ein. Buchanan bot ihm einen Platz an. Zu Vouners Erstaunen fing Buchanan aber nicht sofort mit der Suche nach den Zellaktivatoren an.
»Was tun Sie eigentlich an Bord dieses Schiffes, Hendrik?«, erkundigte sich Buchanan mit offensichtlich geheucheltem Interesse.
Vouner sagte: »Ich bin Auswanderer.«
Unwillkürlich hatte sich sein Gesicht bei diesen Worten verschlossen. Er hoffte, dass der Alte nicht weiterfragen würde. Was auf der Erde gewesen war, lag weit zurück. Vouner hatte beschlossen, dieses Kapitel in seiner Erinnerung zu streichen.
Hendrik Vouner war Spezialist für hochenergetische Stahlformung. Er hatte an mehreren erfolgreichen Legierungen, die von der SSC auf den Markt gebracht wurden, mitgearbeitet. Seine Arbeit hatte ihm jedoch keine finanziellen oder persönlichen Erfolge gebracht, da er es nicht verstand, seine Kenntnisse ins rechte Licht zu setzen. So war es gekommen, dass seine Mitarbeiter den größten Teil der Anerkennung für sich beansprucht hatten, die eigentlich Vouner gebührte.
Vouner wusste, dass er nicht hart genug war, um sich gegen die Ungerechtigkeit durchzusetzen. Ohne Verbitterung hatte er sich entschlossen, ein anderes Betätigungsfeld zu suchen. Als er hörte, dass auf Sphinx, dem Hauptplaneten der Akonen, Spezialisten für hochenergetische Stahlformung gesucht wurden, hatte er sich sofort gemeldet.
Irgendwann in den Apriltagen des Jahres 2326 würde die OLIRA auch auf Sphinx landen, um Vouner in seiner neuen Heimat abzusetzen.
Vouner setzte keine hohen Erwartungen in seinen neuen Arbeitsbereich. Er wusste, dass ihn außer der praktischen Arbeit auch diplomatische Aufgaben erwarteten, denn er würde bestimmt mit Akonen zusammenarbeiten, was sich auf jeden Fall als schwierig erweisen würde. Trotzdem brannte Vouner auf seine neue Beschäftigung. Er hatte auf Terra keinen Menschen zurückgelassen, zu dem er innere Beziehungen gehabt hatte. Vouner war immer noch Junggeselle, weil er glaubte, dass zu einer Heirat eine gesicherte finanzielle Grundlage gehörte.
»Auswanderer?«, drang Buchanans Stimme in seine Gedanken ein. Der alte Mann lächelte grimmig. »Sie haben wohl Pech gehabt, Hendrik?«
»Nein«, erwiderte Vouner.
Buchanan schien die Ablehnung in Vouners Stimme nicht zu bemerken.
»Ja, die Erde ist ein gläsernes Gefängnis geworden, Hendrik«, rief er schrill. »Man versucht uns dort eingesperrt zu halten, bis wir sterben. Wir sollen nicht an den Wundern des Alls teilhaben. Denken Sie nur an die Zellaktivatoren, die überall verstreut wurden.« Buchanan schüttelte seinen kahlen Schädel. »Wie kann ein kleiner Mann sich in den Besitz eines solchen Gerätes setzen? Er hat kaum eine Chance. Die Bonzen schnappen uns alles vor der Nase weg.«
Vouner entgegnete ruhig: »Ich finde, dass die fünfundzwanzig Aktivatoren Rhodan und seinen Männern gehören.«
In Buchanans Gesicht ging eine sichtbare Veränderung vor. Es wurde rot, die Augen verengten sich.
»Ich habe es satt, den Untertan zu spielen«, rief er aus. Er machte einen Schritt auf Vouner zu und sah ihn zwingend an.
»Hendrik, ich habe Ihnen nicht umsonst die ganze Zeit über von meinen Plänen erzählt. Ich halte Sie für den richtigen Mann, der mich unterstützen kann. Sie sind jung, besonnen und intelligent.« Buchanan wollte seine Eloge fortsetzen, doch Vouner unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
»Geben Sie es doch, auf, Mr. Buchanan. Sie wissen, dass Sie keine Gelegenheit haben, sich an der Jagd nach den Aktivatoren zu beteiligen. Dazu benötigen Sie ein eigenes Schiff.«
Buchanans Augen glänzten wie im Fieber.
»Was würden Sie sagen, wenn ich ein Schiff hätte, Hendrik?«, fragte er.
Vouner zuckte bedauernd mit der Schulter. Die Wahnvorstellungen Buchanans wurden immer schlimmer.
»Nun, Hendrik?«, drängte Buchanan.
Vouner konnte sich eines unsicheren Gefühls nicht erwehren.
»Ich weiß es nicht«, sagte er vorsichtig.
Mit einer triumphierenden Geste zeigte Buchanan hinaus auf den Gang.
»Dies ist unser Schiff«, stieß er hervor.
Bestürzt blickte Vouner auf den alten Mann. War das nur eine neue Wahnidee oder bitterer Ernst?
»Die OLIRA?«, fragte er.
Buchanan nickte. »Die OLIRA«, bestätigte er. »Ich werde sie unter mein Kommando zwingen. Die Mannschaft wird unter meiner Führung mit der Suche nach den Aktivatoren beginnen.«
Die Ideen des Alten wurden gefährlich. Vouner nahm sich vor, sofort etwas zu unternehmen, bevor Buchanan versuchte, seine absurden Einfälle in die Tat umzusetzen.
»Sie sind bei meinen Plänen ein wichtiger Mann, Hendrik«, erklärte Buchanan ernst. »Wir müssen nur den Kommandanten außer Gefecht setzen, alles andere ist eine Frage der Psychologie.« Er räusperte sich und fuhr fort: »Sobald ich den Kommandanten beseitigt habe, verspreche ich der Mannschaft, dass wir uns auf die Suche nach den Zellaktivatoren begeben. Jeder Mensch würde gern ewig leben, Hendrik. Die Aussicht, dieses Ziel zu erreichen, wird die Männer Disziplin und Gehorsam vergessen lassen. Willig werden sie unseren Anordnungen folgen, denn jeder hofft, dass wir den einen oder anderen Zellaktivator finden können.«
»Ich mache nicht mit, Mr. Buchanan«, erklärte Vouner gelassen. »Was Sie vorhaben, ist ein Verbrechen.«
Buchanan packte Vouner an den Aufschlägen seines Jacketts.
»Überlegen Sie es sich gut, Hendrik«, zischte Buchanan.
»Lassen Sie mich los«, verlangte Vouner.
Blitzschnell ließ Buchanan von ihm ab und hastete zu seinem Schrank. Bevor Vouner etwas unternehmen konnte, hatte der Alte die Tür aufgerissen und eine altertümlich aussehende Waffe hervorgezogen. Er richtete sie drohend auf den Auswanderer.
»Sie glauben, ich sei ein alter Narr, der nicht weiß, was er tut?« Plötzlich klang Hass aus Buchanans Stimme. Die Waffe wackelte etwas, zeigte aber unverwandt auf Vouners Brust.
»Mr. Buchanan!« Vouners Stimme klang eindringlich. »So etwas sollten Sie nicht tun.«
Der alte Mann winkte mit der Waffe. »Schließen Sie die Tür, Hendrik!«
Zögernd kam Vouner dem Befehl nach. In seiner Verrücktheit würde Buchanan tatsächlich auf ihn schießen, wenn er nicht vorsichtig war.
»Setzen Sie sich auf das Bett«, ordnete Buchanan an. »Und seien Sie schön ruhig. Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, wie man eine Leiche an Bord der OLIRA verschwinden lassen kann.«
Vouner ließ sich auf der Bettkante nieder.
»Es gibt nur zwei Möglichkeiten für Sie, Hendrik«, sagte Buchanan. »Entweder beteiligen Sie sich an meinen Plänen, oder ich erschieße Sie.«
Vouner wusste plötzlich, dass es Buchanan ernst war. Dieser alte Narr schien in seiner Verblendung vor nichts zurückzuschrecken. Vouner dachte weniger an die unmittelbare Gefahr, die ihm drohte. Er musste diese Kabine irgendwie verlassen und den Kommandanten der OLIRA warnen.
Buchanan beobachtete ihn mit verschlagenem Gesichtsausdruck.
»Wenn ich jetzt zustimme, wie wollen Sie dann herausfinden, ob ich nicht lüge?«, sagte Vouner. »Es besteht immerhin die Möglichkeit, dass ich Ihre Pläne nur akzeptiere, um hier herauszukommen.«
»Ein Mann in meiner Lage darf kein Risiko eingehen«, sagte Buchanan. Er griff hinter sich in den Schrank und zog eine Schachtel heraus. Er warf sie neben Vouner auf das Bett.
»Es sind drei Tabletten darin«, verkündete er. »Sie werden Sie jetzt einnehmen, Hendrik.«
Vouner bewegte sich nicht. Er fühlte, dass Buchanan trotz seiner Verrücktheit gefährlich war.
»In den Tabletten ist eine giftige Substanz«, erklärte Buchanan. »Seien Sie unbesorgt, Hendrik, das Gift wirkt nur langsam. Während der drei ersten Tage spüren Sie überhaupt nichts. Danach, wenn wir unseren Plan durchgeführt haben, erhalten Sie von mir das Gegengift.«
Vouner blickte auf die Schachtel neben sich.
»Wählen Sie, Hendrik!«, forderte Buchanan unnachgiebig. »Entweder die Pillen oder ...« Er hob bedeutungsvoll die Waffe.
In Vouner wuchs der Wille zum Widerstand. Vielleicht bluffte der Alte, und die Tabletten waren völlig ungefährlich. Vouner spürte jedoch kein Verlangen danach, herauszufinden, ob das wirklich so war. Außerdem bestand die Möglichkeit, dass Buchanan kein Gegengift besaß und auf diese Weise seinen Helfer loswerden wollte.
Entschlossen stand Vouner auf.
»Nein«, sagte er. »Suchen Sie sich einen anderen Mann.«
Für einen Moment glaubte er, Buchanan wollte sich in blindem Zorn auf ihn stürzen, doch dann riss sich der Alte zusammen und brachte die kurzläufige Waffe in Anschlag.
»Nun gut, Hendrik«, knurrte er. »Sie wollten es so.«
Da wurde gegen die Kabinentür geklopft. Buchanan fuhr herum und stieß einen Fluch aus. Mit einem einzigen Satz sprang Vouner auf den alten Mann los. Der Anprall riss sie beide zu Boden.
»Ist etwas passiert, Mr. Buchanan?«, rief eine weibliche Stimme vom Gang aus. Das war Mrs. Grey, die in Kabine Nr. 3 untergebracht war. Vouner fragte sich, was sie von Buchanan wollte.
Buchanan trat nach Vouner und versuchte ihn zu beißen. Vouner versetzte ihm einen Schlag mit der flachen Hand. Der Verrückte sackte in sich zusammen. Die Waffe entfiel seiner schlaffen Hand.
»Mr. Buchanan!«, rief Mrs. Grey mit hoher Stimme.
Vouner hob die Waffe auf und verbarg sie unter seiner Jacke. Dann stand er auf. Buchanan ächzte leise. Vouner ging zur Tür und öffnete.
»Sie!«, entfuhr es Mrs. Grey überrascht. Sie blickte an Vouner vorbei und sah Buchanan bewegungslos am Boden liegen.
»Was ...«, murmelte sie, »... was bedeutet das, Mr. Vouner?«
»Er hatte einen Herzanfall«, sagte Vouner ruhig. »Ich habe ihm eine von meinen Tabletten gegeben.« Er lächelte entschuldigend, ging in das Zimmer zurück und steckte Buchanans Pillen in seine Tasche.
Mrs. Grey war ihm mit blassem Gesicht gefolgt.
»Warum legen Sie ihn nicht auf das Bett?«, fragte sie.
»Sie haben recht«, stimmte Vouner zu. »Ich werde ihn vom Boden aufheben. Er wird sicher bald zu sich kommen.« Mrs. Grey war eine dicke Frau. Der Duft eines aufdringlichen Parfums umgab sie. Sie verbarg ihre kurzen Beine unter einem Rock, der fast bis zu den Knöcheln ging. Vouner wusste, dass sie ihren Sohn auf Central VI besuchen wollte.
Er ergriff Buchanan unter den Armen und zerrte ihn zum Bett.
»Er wollte mir von den Zellaktivatoren erzählen, deshalb bin ich hier«, erklärte Mrs. Grey. »Mr. Buchanan weiß über die Sache ungewöhnlich viel. Ich finde alles faszinierend.« In ihren alten Augen flackerte der Wunsch nach Jugend. Wahrscheinlich hätte sie alles für einen Aktivator gegeben.
Mrs. Grey breitete eine Decke über Buchanan aus. Stumm sah ihr Vouner zu. Plötzlich schlug Buchanan die Augen auf.
»Wie fühlen Sie sich?«, fragte Mrs. Grey sofort.
Buchanan beachtete sie nicht. Finster starrte er Vouner an.
»Werden Sie jetzt dem Kommandanten Bericht erstatten?«, erkundigte er sich mit rauer Stimme.
Vouner nickte. Buchanan blickte mit unverhülltem Hass zu ihm herauf. Mitleid mit diesem alten Mann stieg in Vouner auf. Einem plötzlichen Impuls folgend, sagte er: »Hören Sie, Mr. Buchanan, wenn Sie versprechen, sich ruhig zu verhalten, werde ich schweigen.«
Buchanan stützte sich auf die Ellenbogen. Seine Backenmuskeln traten hervor.
»Einverstanden«, brachte er hervor.
»Ich werde Sie beobachten«, sagte Vouner warnend. Er blickte zu Mrs. Grey, die verständnislos zugehört hatte.
»Kommen Sie, Mrs. Grey, wir wollen Mr. Buchanan etwas Ruhe gönnen.«
»Bleiben Sie, Mrs. Grey«, bat Buchanan hastig.
Vouner zuckte die Achseln und verließ die Kabine. Als seine Schritte auf dem Gang verklungen waren, ließ sich Buchanan seufzend auf das Bett zurücksinken.
»Mr. Vouner war ausgesprochen unhöflich«, bemerkte Mrs. Grey streng.
Über Buchanans Gesicht huschte ein Lächeln.
»Das wird sich ändern«, murmelte er drohend.
2.
Oliver Buchanan blickte zu der kleinen Uhr über seinem Bett. Die allgemeine Ruhezeit an Bord der OLIRA dauerte bereits drei Stunden. Erst in vier Stunden würde von der Kommandozentrale aus das Licht in den Passagierkabinen angeschaltet werden. Befriedigt löschte Buchanan seine Handlampe. Wahrscheinlich schliefen jetzt alle Passagiere und der größte Teil der Besatzung.
Nach Buchanans Berechnung befand sich die OLIRA ungefähr am Rande des Milchstraßenzentrums. Das Frachtschiff war mit einem Lineartriebwerk ausgerüstet. Sein nächstes Ziel war das Blaue System. Buchanan hatte Erkundigungen eingezogen. Er wusste, dass Hendrik Vouner auf dem Planeten Sphinx das Schiff verlassen würde. Im Laderaum lagerte außerdem Frachtgut für verschiedene akonische Importeure.
Buchanan glaubte, dass er mit seinem Vorhaben nicht länger zögern durfte. Durch Vouners unverständliches Verhalten hatte er seinen Plan etwas ändern müssen. Auf jeden Fall musste verhindert werden, dass die OLIRA das Blaue System erreichte. Denn sobald Vouner das Schiff verließ, würde ihn sein Verantwortungsgefühl zwingen, dem Kapitän doch eine Meldung zu machen.
Buchanan ging zur Tür und lauschte. Auf dem Gang hielt sich niemand auf. Er öffnete die Tür und trat vorsichtig hinaus. Der Gang lag in vollkommener Dunkelheit vor ihm. Sorgfältig schloss der alte Mann die Kabine hinter sich ab. Hier draußen umgab ihn sofort der typische Geruch eines Raumfahrzeuges. Buchanan wusste, dass die Luft, die er atmete, frisch und sauber, gefiltert und gereinigt war, aber irgendwie fehlte ihr das Ozon, der kaum spürbare Beigeschmack modriger Blätter oder heißen Sandes, jene Merkmale einer Sauerstoffatmosphäre erdähnlicher Planeten.
Buchanan bedauerte, dass ihm seine bevorstehende Ein-Mann-Meuterei keine Gelegenheit mehr gab, sich bei dem Kapitän über die Luftverhältnisse an Bord zu beschweren.