Perry Rhodan 1812: Camelot - Ernst Vlcek - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 1812: Camelot E-Book und Hörbuch

Ernst Vlcek

4,0

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Beschreibung

Auf dem Planeten der Aktivatorträger - Kummerog sieht sich am Ziel Die Situation in der Milchstraße ist gegen Ende des Jahres 1288 Neuer Galaktischer Zeitrechnung ziemlich angespannt. Misstrauen herrscht zwischen den großen Machtblöcken der Galaxis. Im verborgenen wirkt das Projekt Camelot, geleitet von Perry Rhodan und seinen unsterblichen Freunden. Mittlerweile ist in direkter Nachbarschaft der Erde eine fremde Kultur aufgetaucht - auf Trokan, dem "zweiten Mars". Im Schutze eines Zeitrafferfeldes, das 250 Millionen Jahre in nicht einmal 70 Real-Jahren ablaufen ließ, entwickelte sich die Zivilisation der Herreach. Diese kämpft nun um ihr Überleben. Perry Rhodan landet mit seinen Freunden Reginald Bull und Alaska Saedelaere auf Trokan - und verschwindet in einem geheimnisvollen Pilzdom. An ihrer Stelle taucht ein fremdes Wesen namens Kummerog auf, das unheilvolle Aktivitäten entfaltet. Währenddessen ist in der Milchstraße die mysteriöse Invasion der sogenannten Igelschiffe angelaufen, über die man bislang keine gesicherten Erkenntnisse hat. Mehrere Planeten wurden von den Fremden besetzt und von der Außenwelt abgeschnitten. Das in sich zerstrittene Galaktikum weiß keine Lösung. Viele Galaktiker hoffen auf das Projekt CAMELOT …

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Zeit:3 Std. 17 min

Sprecher:Oliver El-Fayoumy
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Nr. 1812

Camelot

Auf dem Planeten der Aktivatorträger – Kummerog sieht sich am Ziel

von Ernst Vlcek

Die Situation in der Milchstraße ist gegen Ende des Jahres 1288 Neuer Galaktischer Zeitrechnung ziemlich angespannt. Misstrauen herrscht zwischen den großen Machtblöcken der Galaxis. Im verborgenen wirkt das Projekt Camelot, geleitet von Perry Rhodan und seinen unsterblichen Freunden.

Mittlerweile ist in direkter Nachbarschaft der Erde eine fremde Kultur aufgetaucht – auf Trokan, dem »zweiten Mars«. Im Schutze eines Zeitrafferfeldes, das 250 Millionen Jahre in nicht einmal 70 Real-Jahren ablaufen ließ, entwickelte sich die Zivilisation der Herreach. Diese kämpft nun um ihr Überleben.

Perry Rhodan landet mit seinen Freunden Reginald Bull und Alaska Saedelaere auf Trokan – und verschwindet in einem geheimnisvollen Pilzdom. An ihrer Stelle taucht ein fremdes Wesen namens Kummerog auf, das unheilvolle Aktivitäten entfaltet.

Währenddessen ist in der Milchstraße die mysteriöse Invasion der sogenannten Igelschiffe angelaufen, über die man bislang keine gesicherten Erkenntnisse hat. Mehrere Planeten wurden von den Fremden besetzt und von der Außenwelt abgeschnitten. Das in sich zerstrittene Galaktikum weiß keine Lösung. Viele Galaktiker hoffen auf das Projekt CAMELOT …

Die Hauptpersonen des Romans

Kummerog – Der Mutant der Cantrell auf der Suche nach einer sicheren Zuflucht.

Bruno Drenderbaum – Ein Terraner in der Gewalt Kummerogs.

Myles Kantor – Der Wissenschaftler untersucht ein geheimnisvolles Wrack.

Arfe Loidan – Die Medizinerin erstellt ein Modell.

Dorothea Ringent

Prolog

Das kleine Mädchen hatte sich verirrt.

Als ihr Vater auf die Jagd gegangen und nicht zum erwarteten Zeitpunkt zurückgekommen war, hatte sie das sichere Haus in den karstigen Bergen verlassen und war zum Grüngürtel hinabgestiegen.

Und nun fand sie nicht mehr den Weg aus dem Pflanzendickicht.

Aus der grünen Wand vor ihr entfaltete sich plötzlich eine Blüte an einem dicken Strunk, der sich schlangenartig wand und viele Arme mit Dornen hatte. Die Dornen waren fingerlang und wirkten bedrohlich.

Aber der Anblick der Blume ließ das Mädchen die Dornen vergessen. Sie leuchtete in verschiedenen Tönen von Rot. Zuerst war sie lang, doppelt so lang wie das Mädchen groß, und schmal und wirkte knitterig, wie vielfach eingerollt. Nur langsam öffnete sich die Blüte trompetenförmig, entrollte ihren Kelch und blähte ihn zu einer Glocke auf.

Der Mund der Blume neigte sich auf das Mädchen herab. Es sah nach oben, direkt in den Blütenkelch hinein, der klebrig war und in wechselnden Farben von Rot bis Purpur schillerte.

»Marga, Marga, die Drakisten haben uns gefunden!«, hörte sie ihren Vater rufen.

Er suchte bereits nach ihr, aber sie konnte ihm nicht antworten. Die Blüte hatte sie mit ihrem Farbenspiel in ihren Bann gezogen, sie geradezu hypnotisiert.

Die Blütenöffnung dehnte sich und zog sich wieder zusammen – wie ein Mund, der ihr lautlos zureden, sie locken wollte. Dahinter dehnte sich ein langer Schlund, in dem sie zweimal Platz gehabt hätte. Ein klebriger Tropfen löste sich, senkte sich an einem langen, dünnen Faden auf sie herab und blieb ihr an der Latzhose haften.

Das Mädchen beachtete das nicht. Ihre Augen wurden ganz groß und erwartungsvoll, als sich der Blütenmund weit öffnete. Sie konnte nun die vielen, vielen winzigen Stempel sehen, an denen der zähe Saft perlte.

Das Farbenspiel auf der Innenseite des Blütenkelches blieb weiterhin besänftigend und einschläfernd, auch als die Blume erzitterte und sich in einer letzten Anspannung blitzschnell auf das Mädchen herabsenkte.

Erst in diesem Moment ergriff Angst das Mädchen. Es erkannte, dass dies keine liebliche Wunderblume war, sondern eine Fleischfresserin, die sie zu verschlingen drohte – vor solchen hatte der Vater sie immer gewarnt.

Aus der Kehle des Mädchens löste sich ein Schrei, als die klebrigen Lippen der Fleischfresserin bereits dicht über ihr waren.

Da durchteilte ein Blitzstrahl die Luft und versengte die Blüte der Fleischfresserin. Die Pflanze begann zu rasen, versuchte, das Mädchen mit ihren Dornenarmen zu treffen. Aber eine Reihe weiterer Blitze machten der Fleischfresserin endgültig den Garaus.

Ein Mann mit kurzem roten Haar und lustigem Gesicht trat hinter dem Mädchen hervor und hob es hoch. Es presste sich erleichtert an ihn und ließ ihren Tränen freien Lauf.

1.

»Was ist das für ein Schrotthaufen?«, sagte Kummerog abfällig, fast zornig, über diese Zumutung, als sie mit der Space-Jet die Zielkoordinaten im Orion-Sektor erreichten.

»Es handelt sich um ein altes Raumfort«, antwortete Bruno Drenderbaum.

Obwohl von der Station nicht mehr viel übrig und der Rest ziemlich deformiert war und so wirkte, als hätten darauf heftige Kämpfe stattgefunden, war noch genug übrig, dass Bruno sie an dem Skelett als Raumfort erkennen konnte.

Bruno hätte Kummerog die Geschichte dieser Weltraumstationen erzählen können, wenn der Cantrell es gewollt hätte.

Im sechsten Jahrhundert NGZ, als die Cantaro zu einer Bedrohung für die Milchstraße wurden, bauten die Galaktiker diese Raumforts in großer Zahl, zu Tausenden. Sie wurden für die Bewachung der Milchstraße und – nachdem bekannt geworden war, dass die Cantaro Schwarze Löcher als Transportmedien benutzten – der Milchstraßen-Black Holes eingesetzt.

Nach der Eroberung der Galaxis durch die Cantaro wurden die ehemaligen Raumforts von den neuen Machthabern als Wach- und Schaltstationen für die Wälle der Milchstraße eingesetzt. Bruno wusste auch, dass die Cantaro ihre Schaltstationen in der Regel aus acht ehemaligen Wachforts zusammensetzten, die so eine Höhe von 1500 Metern erreichten.

Aber hier hatten sie es mit einem einzelnen Raumfort zu tun, gut 1000 Meter lang und 200 Meter breit.

Trotz der Zerstörungen war eine der beiden Gabeln mit den beiden Zacken erhalten, die die Enden der Plattformen bildeten und bei denen es sich um abkoppelbare Wartungseinheiten gehandelt hatte. Auch waren mittschiffs noch zwei der vier zylindrischen, turmartigen Aufbauten erhalten, im Quadrat angeordnet, hundert Meter in die Höhe und in die Tiefe reichend. Bei diesen Zylindern mit kuppelförmigem Dach handelte es sich gleichzeitig um die Kupplungen, mit denen die Plattformen aneinandergehängt wurden. Über die gesamte Plattform waren ineinander verschachtelte Aufbauten verteilt.

Das Wrack eines solchen Wachforts lag vor ihnen.

Bei diesem Raumfort waren jedoch fast alle Anlagen durch Explosionen aufgeplatzt und unter starker Thermoeinwirkung verbogen oder geschmolzen worden. Auf der halbzerstörten Kuppel eines der beiden erhaltenen Zylinder war die Bezeichnung des Raumforts zu erkennen. Man konnte sie mühelos als ORION-738 entziffern. Die ehemals grüne Leuchtschrift war matt und verrußt.

Bruno konnte sich gut ausmalen, welche Kämpfe hier einst, vor fast 125 Jahren, stattgefunden hatten, als Perry Rhodan und seine Freunde den Sturm auf die die Milchstraße umgebenden Wälle führten und den Sturz von Monos einleiteten.

Das alles war Geschichte, die Bruno bei seiner Ausbildung gepaukt hatte und die ihm noch frisch im Gedächtnis war. Er hätte ausführlich darüber referieren können.

Bruno hätte Kummerog auch erklären können, dass jede dieser Wachstationen damals, zur Zeit von Monos, zumindest von einem Nakk als Schaltmeister besetzt gewesen war. Aber Bruno war Empath genug – und zudem noch Träger von Kummerogs Haut –, um zu merken, dass sein Meister an solchen Geschichtsdaten nicht interessiert war …

»Könnte es sich um eine Falle handeln?«, sinnierte Kummerog beim Anflug auf das Wrack. »Ist es möglich, dass bei unserem Coup etwas schiefgelaufen ist? Hätten die Camelot-Leute durch die Vorgänge auf der BASIS Verdacht schöpfen können?«

»Unmöglich«, sagte Bruno voller Überzeugung. Er war sich da ganz sicher. »Du hast keinen Fehler gemacht, Kummerog. Es war eine runde Sache. Du bist Andor Felsch, ich bin Simon Dury. Unsere Erkennungschips lauten auf diese Namen – aber sie tragen unsere persönlichen Merkmale, wie ID-Muster und …«

Kummerog winkte ungeduldig ab, das war ihm alles bekannt. Schließlich hatte er dafür gesorgt, dass Felsch und Dury mit allen Mitwissern beseitigt wurden, so dass sie beide ihre Stelle einnehmen konnten.

Kummerog prüfte aufmerksam die von den Ortungsgeräten einlaufenden Daten vom Weltraumfort. Dort rührte sich nichts. Es gab keinerlei messbare Normalenergie- oder Hyperemissionen. Die Masse stimmte – es gab keine versteckten Maschinen oder Raumschiffe. Dennoch blieb der Cantrell misstrauisch.

»Unsere körperlichen Merkmale«, murmelte er. Er blickte zu Bruno. »Schau mich an. Was siehst du?«

Bruno wusste, worauf Kummerog bei seinem Aussehen anspielte. Der nur 1,55 Meter große und in den Schultern einen Meter breite, leicht gebeugte Hominide mit der schwarzen, rissig wirkenden Haut und den krummen, muskulösen Beinen sah ihn aus seinen völlig weißen Augen herausfordernd an. Er fletschte den runden, lippenlosen Mund, so dass seine sechs einzelnen, gelben Reißzähne sichtbar wurden. Und er blähte die Nasenflügel, so dass die drei Nasenlöcher deutlich zum Vorschein traten. Er hob die Hand, die linke, die er verloren hatte und die ihm innerhalb kurzer Zeit wieder nachgewachsen war, und er spreizte die zwei Finger und die beiden Daumen.

»Du könntest als Umweltangepasster durchgehen«, sagte Bruno ohne rechte Überzeugung. »Als mutierter Epsaler vielleicht. Warum nicht?«

»Und du, mein Freund?«, fragte Kummerog spöttisch. »Du bist Träger meiner Haut. Ein überaus markantes Merkmal, wenn man genauer hinsieht.«

»Ich sehe für mich kein Problem«, antwortete Bruno leichthin und versuchte zu scherzen. »Einer der Zellaktivatorträger, Ronald Tekener, hat die Lashat-Pocken. Im Vergleich zu ihm habe ich es noch gut getroffen.«

Kummerog wurde zornig.

»Du sollst mich beraten und nicht in den Leichtsinn treiben, mein Freund!«, schrie er außer sich. Er fasste sich aber schnell wieder. »Jeder Eingeweihte, der uns sieht, würde uns auf Anhieb als die Flüchtigen von Mimas identifizieren. Und wir dürfen voraussetzen, dass die Cameloter über die Vorgänge im Solsystem informiert sind. Schließlich bin ich der, der an Stelle dieses Perry Rhodan auf Trokan aus dem Pilzdom kam.«

»Es wird erst gar nicht passieren, dass uns jemand identifiziert«, sagte Bruno zuversichtlich. »Um das zu verhindern, haben wir diesen Weg gewählt.«

Ihre persönlichen Daten waren ausschließlich in ihren Passagechips gespeichert, die auf die Namen von Andor Felsch und Simon Dury ausgestellt waren. Nur diese beiden Namen waren in Umlauf gebracht worden. Das hieß, dass vom Camelot-Büro der BASIS nur diese beiden Namen weitergegeben wurden. Bevor Details hatten weitergeleitet werden können, hatte Kummerog zugeschlagen und den Beauftragten Olaf Grindgen mitsamt seinem Büro in die Luft gejagt.

Die Passagechips nach Camelot hatten ihnen zwei Möglichkeiten zur Auswahl gestellt:

Die erste war die, dass die beiden auf der BASIS hätten bleiben können, um sich von einem Zubringerschiff abholen und nach Camelot fliegen zu lassen. Dies war nicht in Frage gekommen; aus dem einfachen Grund nicht, da die Flüchtenden nach der Zerstörung des Camelot-Büros und dem Tod aller Mitwisser nicht länger auf der BASIS hatten bleiben können.

Die zweite Möglichkeit war da schon vielversprechender. Da sie ein eigenes Raumschiff besaßen, konnten sie bestimmte Koordinaten im Orion-Sektor anfliegen, wo sie ein Lotse erwarten würde, von dem sie alles andere erfahren sollten.

An den angegebenen Koordinaten fanden sie nun das Wrack des Raumforts ORION-738 vor. Aber von einem Lotsen war vorerst nichts zu sehen. Und wenn der Lotse kam und mit ihnen konfrontiert wurde, würde er, selbst wenn er sie nicht sofort identifizieren konnte, zumindest misstrauisch werden. Kummerogs äußere Erscheinung war denn doch zu fremdartig.

Dem musste Bruno Drenderbaum zustimmen, wollte er sich und Kummerog nicht etwas vormachen. Seit er von der Haut einiges über Kummerog erfahren hatte, war ihm dessen Gefährlichkeit bewusst.

Kummerog wollte um jeden Preis nach Camelot. Über den genauen Grund darüber war Bruno nicht informiert, aber er konnte sich viele Gründe denken. Camelot war im Moment das bestgehütete Geheimnis der Milchstraße. Und was immer sich Kummerog erwartete, so hoffte er, es dort am ehesten – und vielleicht auch am leichtesten – bekommen zu können.

»Ganz im Vertrauen, mein Freund«, sagte Kummerog mit unverhohlener Enttäuschung. »Du bist mir insgesamt keine große Hilfe.«

Er nannte ihn neuerdings »Freund«, obwohl sich Bruno darüber völlig im Klaren war, dass er nichts weiter als ein höriger Sklave war. Aber eben weil er nicht anders konnte, als Kummerog hörig zu sein, änderte dieses Wissen nichts an seiner Treue zu ihm.

Bruno Drenderbaum war sich über seine Position völlig im Klaren. Er hätte dennoch nicht anders gekonnt, als Kummerog notfalls sein Leben zu opfern. Seine Existenz hatte er durch seine Flucht von Mimas für den Cantrell bereits aufs Spiel gesetzt. Schuld daran war Kummerogs Haut, die Bruno sicher im psychischen Griff hielt.

In diesem Moment erreichte die Space-Jet ein Funkspruch vom Wachfort.

»Space-Jet, bitte identifizieren!«

»Wer will das wissen?«, erkundigte sich Kummerog argwöhnisch.

»Der Lotse Kerom.«

»Hier sind Andor Felsch und Simon Dury.«

»Willkommen auf dieser Zwischenstation. Bitte landet auf ORION-738! Ich werde zu euch kommen.«

*

Kerom war eine durchschnittliche Erscheinung. Knapp 1,80 Meter groß, schlank, schmales Gesicht mit gerader Nase, braunes Haar, leicht fliehendes Kinn. Humanoid, ohne Zweifel terrastämmig.

Er hatte etwas puppenhaft Glattes an sich und machte den Eindruck, als sei er ein Klon, den man auf Durchschnittsmensch gezüchtet hatte. Diese Einzelheiten waren so deutlich zu erkennen, weil er keinen Raumanzug trug, sondern lediglich in einen transparenten Schutzschirm gehüllt war.

Er tauchte zwischen den Trümmern auf, nachdem die Space-Jet auf der Plattform gelandet war, und wartete darauf, dass »Felsch« und »Dury« ausstiegen.

»Komm an Bord, Lotse«, bot ihm Kummerog an. »Hier ist es wesentlich gemütlicher als im Vakuum.«

»Das geht nicht«, lehnte Kerom mit sanfter, aber entschlossener Stimme ab. »Ich habe meine Instruktionen. Ich muss euch in mein Büro bitten. Dort findet die abschließende Überprüfung statt. Danach bringe ich euch nach Camelot.«

»Das gefällt mir nicht«, sagte Kummerog zu Bruno, während er sich in einen der flexiblen Raumanzüge quälte, die von jedermann getragen werden konnten. »Was will der Kerl denn noch von uns, wo wir doch bereits die Passagechips haben?«

»Ich nehme an, dass er die Chips überprüfen will.« Bruno Drenderbaum schloss seinen Raumanzug und sagte, damit Kummerog nicht irgendeine List versuchte, die ihnen nur geschadet hätte, über Helmfunk: »Wir kommen.«

»Du übernimmst das Sprechen, Bruno«, sagte Kummerog abschließend und wog den kleinen Strahler, der in seiner Handfläche fast verschwand. »Ich bleibe im Hintergrund, das ist weniger verfänglich. Ab nun bist du der Boss, mein Freund.«

Sie stiegen aus. Bruno zuerst, Kummerog folgte in seinem Körperschatten. Kerom winkte ihnen zu, ohne aufdringlich zu versuchen, durch ihre Raumhelme Einzelheiten an ihnen zu erforschen. Er hieß sie wiederum willkommen und bat sie, ihm zu folgen.

Es ging über die zerbombte Plattform zu einem der beiden halbwegs erhaltenen Zylindertürme. Kerom ging ihnen voran durch ein Schott, das sich hinter ihnen schloss. Sie standen im Dunkeln, bis Bruno seinen Scheinwerfer einschaltete.

»Das wäre nicht nötig gewesen«, sagte Kerom mit leiser Zurechtweisung und verlangte höflich: »Bitte, eure Chips.«

Bruno ließ sich von Kummerog den Chip geben und übergab ihn zusammen mit seinem an den Lotsen. Der schob sie beide in einen Schlitz in der Wand.

Daraufhin ging im Korridor das Licht an, und der gesamte Turm erwachte zu energetischem Leben. Ein Zischen verriet, dass das Vakuum mit Luft aufgefüllt wurde.

»Ihr habt die erste Prüfung überstanden, Andor und Simon – ich darf euch doch so nennen?«, sagte Kerom.

Er lächelte Bruno zu, während er den einen ausgeworfenen Chip an ihn zurück und den anderen Kummerog überreichen wollte. Aber der stand hinter Brunos Rücken.

»Ich mach' das schon«, sagte Bruno mit leichtem Unbehagen.

Wenn Kummerog sich weiterhin so auffällig benahm, würde das den Lotsen irgendwann wirklich noch misstrauisch machen.

Kerom schaltete seinen Schutzschirm aus und forderte sie auf, ihre Raumanzüge ebenfalls abzulegen.

»Ist das wirklich nötig?«, fragte Bruno. »Wir bleiben hoffentlich nicht so lange. Wir können es kaum erwarten, nach Camelot zu kommen.«

»Das kann ich verstehen«, sagte Kerom in seiner sanften und doch so bestimmenden Art. »Aber es gibt einige Spielregeln, an die ihr euch halten müsst.«

Bruno fühlte Unbehagen in sich aufsteigen, als er seinen Raumanzug abstreifte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Kummerog es ihm mit scheinbar geschmeidigen Bewegungen gleichtat. Bruno wusste, wie angespannt – und jederzeit zum Angriff bereit – der Cantrell dabei war. Drenderbaum konnte nur hoffen, dass der Lotse nichts tat, was Kummerog zum Handeln reizen könnte.

Nachdem Kummerog den Raumanzug abgestreift hatte und nackt, nur mit den drei Brustgürteln bestückt, dastand, warf ihm Kerom einen kurzen Blick zu und setzte sich dann wieder in Bewegung. Er betrat einen Antigravlift und verschwand darin nach oben. Bruno und Kummerog folgten ihm.

»Andor ist ein Umweltangepasster …«, wollte Bruno erklären.

Aber Kerom fiel ihm, ohne nach ihm zu sehen, ins Wort.

»Das Äußere zählt nicht. Wichtig ist nur, dass ein Kandidat die Tests bestanden hat.«

Bruno staunte nicht schlecht, als sie aus dem Antigravlift in eine komplett ausgestattete Schaltzentrale traten.