Perry Rhodan 1825: Kampf um Trieger - Hubert Haensel - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 1825: Kampf um Trieger E-Book und Hörbuch

Hubert Haensel

4,0

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Beschreibung

Eine neue Ära für die Zentrifaal - zwei Terraner im Brennpunkt des Geschehens An drei verschiedenen Stellen des Universums sind Menschen von der Erde in Geschehnisse verwickelt, die nur auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. In der von politischen Wirren heimgesuchten Milchstraße haben die geheimnisvollen Igelschiffe mehrere Dutzend Planeten besetzt und seither ihre Invasion ausgebaut. Raumschiffe der Liga Freier Terraner und anderer galaktischer Großmächte konnten bislang nicht viel ausrichten. Perry Rhodan, Reginald Bull und Alaska Saedelaere wissen von diesen gefährlichen Entwicklungen gar nichts. Sie landeten auf der Brücke in die Unendlichkeit, gelangten über diese in das Arsenal der Macht, wo sie auf die Hinterlassenschaften einer uralten Zivilisation stießen. Dort wurden sie getrennt; Alaska Saedelaere muss sich nun in der Galaxis Bröhnder behaupten. Rhodan und Bull wagten einen zweiten Vorstoß auf die Brücke in die Unendlichkeit, doch sie kamen in der Galaxis Plantagoo heraus. Auf einer unbekannten Welt namens Galorn mussten sich die Terraner der Angriffe eines unbekannten Wesens erwehren. Den beiden bleibt nur die Flucht nach vorne - sie müssen die Galornen finden, die mysteriösen Herrscher der Galaxis. Doch zuerst geht es ums Überleben bei den Zentrifaal, denn diese stürzen sich in den KAMPF UM TRIEGER …

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Zeit:3 Std. 52 min

Sprecher:Oliver El-Fayoumy
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Nr. 1825

Kampf um Trieger

Eine neue Ära für die Zentrifaal – zwei Terraner im Brennpunkt des Geschehens

von Hubert Haensel

An drei verschiedenen Stellen des Universums sind Menschen von der Erde in Geschehnisse verwickelt, die nur auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. In der von politischen Wirren heimgesuchten Milchstraße haben die geheimnisvollen Igelschiffe mehrere Dutzend Planeten besetzt und seither ihre Invasion ausgebaut. Raumschiffe der Liga Freier Terraner und anderer galaktischer Großmächte konnten bislang nicht viel ausrichten.

Perry Rhodan, Reginald Bull und Alaska Saedelaere wissen von diesen gefährlichen Entwicklungen gar nichts. Sie landeten auf der Brücke in die Unendlichkeit, gelangten über diese in das Arsenal der Macht, wo sie auf die Hinterlassenschaften einer uralten Zivilisation stießen. Dort wurden sie getrennt; Alaska Saedelaere muss sich nun in der Galaxis Bröhnder behaupten.

Rhodan und Bull wagten einen zweiten Vorstoß auf die Brücke in die Unendlichkeit, doch sie kamen in der Galaxis Plantagoo heraus. Auf einer unbekannten Welt namens Galorn mussten sich die Terraner der Angriffe eines unbekannten Wesens erwehren. Den beiden bleibt nur die Flucht nach vorne – sie müssen die Galornen finden, die mysteriösen Herrscher der Galaxis. Doch zuerst geht es ums Überleben bei den Zentrifaal, denn diese stürzen sich in den KAMPF UM TRIEGER …

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der unsterbliche Terraner versucht in einem Bürgerkrieg zu vermitteln.

Reginald Bull – Rhodans ältester Freund steckt im selben Schlamassel.

A-Caliform – Der Zentrifaal-Renegat greift nach der Macht – und will den Krieg.

A-Betchaga – Der Regierungschef der Zentrifaal zwischen Sieg und Niederlage.

B-Padrista

1.

»Ein Schatten lastet schwer auf unserer Vergangenheit; doch was geschehen ist, ist unabänderlich. Wir können nur aus der Geschichte lernen – ja, wir müssen aus der Geschichte lernen! Damit das Schreckliche sich nicht wiederholt, denn Intelligenzen neigen dazu, rasch zu vergessen.

Deshalb müssen wir schon den Anfängen wehren …«

(Auszug aus A-Betchagas Rede zum Amtsantritt, von den Medien belächelt und Hauptursache seines Rufs als Weichling)

A-Betchaga starrte die versammelten Zentrifaal herausfordernd an. Seine Blickleiste wirkte eine Spur dunkler als gewöhnlich, die Haut bildete Blasen wie der Schaumteppich eines der ungereinigt ins Meer strömenden Flüsse, und das fahle, fast schon graue Weiß offenbarte seinen derzeitigen Gemütszustand überdeutlich: Er war am Ende der Beherrschung angelangt.

Innerhalb weniger Augenblicke hatte der Clanchef alle Facetten der Erregung durchlaufen, angefangen von Bestürzung über zorniges Aufbrausen bis hin zu einer gefährlichen Ruhe, die in einem vernichtenden Rundumschlag enden konnte. Ein unbedachtes Wort, eine missverständliche Geste, und A-Betchagas Krallenhand würde dem Betreffenden tiefe Wunden schlagen.

»Ich will Erfolgsmeldungen, keine Ausflüchte!«, stieß er mit schneidender Schärfe hervor. »Und ich verlange Califorms Kopf!«

Es hatte eine Zeit mit der glorreichen Geschichte der Zentrifaal gegeben, in der die Überbringer schlechter Nachrichten mit dem Leben bezahlt hatten. Deshalb kannte jene Epoche nur Siege. Aber das lag lange zurück, mehr als tausend Jahre.

A-Betchagas Krallenfinger verkrampften sich. »Egal, ob Caliform die Macht an sich reißen kann oder nicht«, wie einen Fluch stieß er den Satz hervor, »er will tausend Jahre ausradieren und wird damit die Galornen auf den Plan rufen.«

Der Friede war immer brüchig gewesen. Weil dieser Friede nicht in den Händen der Zentrifaal gewachsen, sondern ihnen auf schreckliche Weise aufgezwungen worden war. Aber die Erinnerung daran war mit jeder Generation verblasst, und die Glut unter der Asche brauchte neue Nahrung, war im Begriff, wieder hell aufzulodern.

»Califorms Anhänger rotten sich zusammen«, betonte B-Padrista, der Sicherheitschef. »Neue Schätzungen ergeben dreihunderttausend Männer, Frauen und Kinder, die sich …«

Mit einer schroffen Handbewegung schnitt A-Betchaga ihm das Wort ab. »Die Dunkelziffer ist zehnmal höher!«

»Trotzdem verstehe ich nicht genau, warum …«

Der Clanchef reagierte zynisch. »Bin ich nur von Versagern umgeben, die aus Furcht vor einem neuen Shifting den Verstand verlieren?«

»… warum Califorms Anhänger mit dem Blutvergießen begonnen haben«, fuhr B-Padrista fort. »Inzwischen wurden Unbeteiligte getötet, die sich nicht mit der GEDEONTA solidarisieren wollten. – Das fordert eine Vergeltung heraus.«

»Genau darauf hofft Caliform.«

Die linke Hand des Sicherheitschefs öffnete und schloss sich im Rhythmus seines aufwallenden Pulsschlags, deutliches Zeichen seiner Unsicherheit. Außerdem legte er den Kopf in den Nacken, so dass sein Mund sichtbar wurde.

A-Betchagas Finger hämmerten auf den Tisch, auf dem der Stadtplan ausgebreitet lag. Cursor, Hauptstadt von Zentrifaal-Zentrum, zwölf Millionen Einwohner, Metropole eines Sternenreichs in Fesseln. Die rasiermesserscharfen Krallen stanzten Löcher in die Folie, jeweils in den Mittelpunkt der mit Leuchtfarbe aufgemalten Kreise.

»Setzt endlich mal euren Verstand ein!« A-Betchagas Stimme troff vor Hohn. Nur die Tatsache, dass fünf der acht versammelten Zentrifaal seinem Clan angehörten, hielt ihn von scharfen Restriktionen ab. Clanmitglieder konnten unter allen Umständen auf den kollektiven Schutz ihrer Gruppe vertrauen. »Die Plätze, an denen die Unruhen aufbranden, sind unbedeutend, strategisch wertlos. Ich behaupte sogar: Wer diese Stadtteile kontrolliert, der wird über kurz oder lang überrannt. Hier, die im Bau befindliche neue Klärwerkstufe, oder da, das A-Gedeonta-Denkmal mit den nahe gelegenen Simulationszentren. Das sind Ablenkungsmanöver. Caliform versucht, unsere Kräfte zu binden.«

»Also steht sein eigentlicher Angriff unmittelbar bevor.«

»In einer, spätestens in zwei Stunden.« A-Betchaga tippte blitzschnell hintereinander auf mehrere Positionen. »Unsere Truppen müssen umgehend Stellung beziehen, und zwar vor dem Forschungszentrum für Raumfahrttechnik und den Kraftwerken, die Nachrichtensender sind zu besetzen, und …«

Er stockte im Satz und zeichnete mit den Krallenfingern imaginäre Linien über den Plan, im nächsten Moment donnerte seine Faust auf den Tisch. »Alle freien Kräfte umgehend ins Ostviertel!«

»Was, bei allen Galornen?«

A-Betchaga holte aus, rammte dem Fragesteller die Linke in den Leib. Der Mann torkelte nach Luft schnappend rückwärts.

»Hier, hier und hier«, A-Betchagas Fingernägel markierten mehr als ein Dutzend Punkte auf dem Plan, »zeichnen sich Unruhen ab. Das einzige größere Viertel, in dem nach wie vor alles ruhig ist, liegt im Osten. Ich will verdammt sein, wenn Caliform sich nicht genau dort verkrochen hat.«

»Wir räuchern ihn aus«, versicherte B-Padrista und brüllte gleich darauf seine Befehle. Die Versammlung um den Regimechef begann sich aufzulösen.

Die Stunde der Entscheidung war angebrochen.

Bedrückt fragte A-Betchaga sich, ob das nunmehr unvermeidliche Blutvergießen die Galornen auf den Plan rufen würde. Niemand konnte vorhersagen, wie weit sie die Gewalt eskalieren ließen. Caliform war im Begriff, den Rest seines Lebens verächtlich wegzuwerfen. Und das Shifting würde nicht nur ihn treffen, sondern alle Zentrifaal.

Das Aufbegehren der GEDEONTA gegen die festgefügte Ordnung war ein riskantes Spiel, aber falls Califorms Behauptung, die Galornen hätten längst den Schauplatz Plantagoo verlassen, einen einzigen Funken Wahrheit in sich trug, reduzierte sich die Auseinandersetzung mit ihm auf einen Bürgerkrieg. Dann war es egal, ob Caliform in seinem Wahn halb Cursor mit in den Untergang riss.

A-Betchaga spreizte die Finger der Krallenhand ab. Vielleicht hatten die Galornen sich in eine der nahen Dunkelwolken zurückgezogen, die für jeden Transitionsantrieb zur Todesfalle wurden. Dutzende großer Schiffe waren schon bei dem Versuch, die Wolken zu erkunden, spurlos verschwunden.

Eine Nachricht riss A-Betchaga aus seinen Überlegungen. Die beiden Fremden, die Caliform gegen A-Gidecajs Clan beigestanden hatten, waren von einem Sicherheitstrupp aufgespürt und versehentlich getötet worden.

»Bringt die Leichen ins Medizinlabor!«, befahl der Clanchef. »Wenn wir schnell sind, können wir ihren Gehirnen vielleicht noch Informationen entreißen.«

Die Fremden zu töten war ein unverzeihlicher Fehler gewesen. Falls die Gerüchte stimmten und sie wirklich aus einer anderen Galaxis stammten, sogar ein unersetzlicher Verlust. Ihre Technik musste unglaublich hochentwickelt sein, andernfalls wäre es ihnen nie gelungen, den gigantischen Abgrund zwischen zwei Sterneninseln zu überwinden.

Wer immer die Glatthäuter vom Leben zum Tod befördert hatte, würde für diese Dummheit büßen.

*

Die Berechnungssequenz wird abgebrochen, blinkte ein düsterer Schriftzug auf dem Monitor. Das Ergebnis nähert sich unendlich.

»… und ist damit irrelevant«, sagte da eine befehlsgewohnte Stimme hinter K-Oxxan.

Der Raumfahrttechniker hatte seinen Vorgesetzten nicht kommen hören. Üblicherweise war B-Resler um diese Zeit auf dem Testgelände beschäftigt und ließ sich erst am Nachmittag wieder in der Forschungsabteilung blicken.

Waren die Manipulationen entdeckt worden? Siedend heiß raste es K-Oxxan beide Wirbelsäulen hinab, seine erste impulsive Regung war, aufzuspringen und sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen – doch er zwang sich zur Ruhe. Nur sein Atem ging ein wenig hastiger, und die Haut zog sich zu stärkeren Runzeln zusammen.

»Welche Kriterien?«, fragte B-Resler knapp. Mit zwei Fingern streifte er über den Monitor, die anderen Finger hatte er angewinkelt. So führte man keinen tödlichen Stoß, nicht aus dieser Position heraus. »Einen Abbruch akzeptiere ich nicht.«

»Die Fremden haben gelogen«, hörte K-Oxxan sich sagen, während seine Gedanken abschweiften. »Würden sie über eine hochstehende Technik verfügen, die sogar den Galornen überlegen ist, hätten sie es nicht nötig, an Bord eines Seelenverkäufers zu gehen. Das passt nicht zusammen.«

Dreißig Minuten noch, dann lag die Logistik des Raumfahrtzentrums brach, weil der Hauptrechner blockierte. Das bedeutete den Ausfall der Verteidigungssysteme, und A-Caliform konnte die symbolträchtige Raumfahrtindustrie ohne nennenswerte Verluste erobern.

Der Techniker war stolz darauf, dem neuen Clan des Revolutionärs anzugehören. Die GEDEONTA würde den Zentrifaal endlich den Platz in der Völkergemeinschaft von Plantagoo zuweisen, der ihnen seit jeher zustand.

»Gib mir die Auflistung aller Parameter!«, verlangte B-Resler.

K-Oxxan schaltete schnell und zielsicher. Mit der aufgeklappten Linken aktivierte er zwei große Sensorfelder und klickte mit allen sieben Fingern der rechten Hand auf die gehärtete Tastatur. Grafiken erschienen und überlappten einander, bildeten eine überaus eigenwillige Kurve. Negative Werte.

Entfernung von Plantagoo zur nächsten Galaxis: eine Million zweihunderttausend Lichtjahre. Grober Näherungswert jedenfalls. Wen hätte die exakte Distanz auch interessiert? Nuccamoo lag unerreichbar fern.

Maximale Sprungdistanz der modernen Transitionstriebwerke: zweitausend Lichtjahre. Bei Überschreitung der Grenzbelastung ergab sich eine Vergrößerung der Reichweite um bis zu 20 Prozent, doch die Gefahr für Leib und Leben der Besatzung wurde beachtlich. Hunderte Männer und Frauen, einstmals elitäre Fachkräfte, vegetierten auf einem der Monde des Zentriff-Systems, abgeschieden und vergessen von der Bevölkerung; sie hatten die extremen Belastungen weitreichender Transitionen nur mit schweren Schäden überstanden.

Die Reparaturanfälligkeit eines Triebwerks stieg nach etwa achtzig Raumsprüngen steil an. Ein Komplettaustausch wurde nach wenig mehr als der doppelten Anzahl unumgänglich. Für die Überwindungen des Leerraums zwischen Plantagoo und der Nachbargalaxis bedeutete das einen mehrmals erforderlichen Umbau.

Die Grafik verdeutlichte den Zusammenhang zwischen der Masse der mitzuführenden Ersatzaggregate, Energieaufwand und Alterungsprozess der Konverter: drei Linien, die schon bei geringer zurückzulegender Entfernung unweigerlich auseinanderliefen.

Nuccamoo war unerreichbar. Nicht einmal den Galornen konnte ein solches Wagnis gelungen sein.

»Nichts, was denkbar ist, ist unmöglich!«, stieß B-Resler hervor. »Ich verlange eine Modifizierung. Führ die Linien zusammen, K-Oxxan! Welche Voraussetzungen sind rechnerisch möglich, damit unser Volk die Nachbargalaxis erreicht?«

Noch fünfundzwanzig Minuten bis zum Zusammenbruch aller Systeme … K-Oxxan warf einen Blick in die Runde. Außer ihm arbeiteten noch zwei Techniker in dem Raum, entwarfen an positronischen Terminals Konstruktionspläne, Materialveränderungen und Hochrechnungen. A-Betchagas ehrgeizigstes Projekt war der Bau einer Raumstation, zehntausend Lichtjahre von Zentrifaal-Zentrum entfernt. Dieser erste wirkliche Vorposten sollte nicht nur der Erforschung Plantagoos dienen, sondern vor allem Wissen über die Galornen beschaffen.

Ein unnötiger Aufwand, fand K-Oxxan. Das war billige Ersatzbefriedigung, ein Unterdrücken der naturgegebenen Bedürfnisse, das schon tausend Jahre zu lange währte. Zentrifaal wurden nicht als zurückhaltende Forscher geboren, sie waren tatkräftige, zupackende Eroberer.

»Sobald Caliform tot ist und die GEDEONTA zerschlagen, werden die Fremden uns Rede und Antwort stehen«, sagte B-Resler zuversichtlich. »Wir bekommen, was wir haben wollen, wir …«

Flackernd erstarb die Beleuchtung für wenige Augenblicke. Etwa ein Drittel aller Monitore fiel aus.

»Systemkontrolle!« Der Projektleiter wirbelte herum.

K-Oxxans Finger klapperten über die Tastatur. Ihm war klar, dass irgendwo im Raumfahrtzentrum in diesem Moment jemand versucht hatte, das Sicherheitsprogramm abzurufen. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Die verbleibenden zwanzig Minuten reichten zwar nicht aus, die Blockade vollständig aufzuheben, doch konnte dagegen einiges unternommen werden. Ein erbitterter Kampf um diese Schaltzentrale der Macht würde die Folge sein.

K-Oxxan schaltete schnell und zielsicher.

»Unerlaubter Eingriff in die Systemprogrammierung«, stellte er fest. »Ich versuche festzustellen, wer …«

Der Projektleiter hatte bereits die Internkommunikation aktiviert.

»Teilweiser Programmausfall im Forschungszentrum. Systemcheck durchführen!«

»Etage sieben, Abteilung für energetische Abwehrfelder«, las K-Oxxan die Anzeige ab. »Von dort wurde der Zugriff auf das Hauptsystem vorgenommen.«

»Zweifelsfrei?«

»Eindeutig«, bestätigte der Techniker.

B-Resler wusste, was auf dem Spiel stand.

»Sicherheitstrupps in Etage sieben! Das gesamte Stockwerk von der Energiezufuhr abriegeln! Wir haben einen Saboteur in unseren Reihen.«

Wie viel Zeit blieb ihm noch, bis seine Programmierung griff? Knapp fünfzehn Minuten. K-Oxxan ahnte, dass diese Spanne zu großzügig bemessen war. Andererseits konnte er keinen zweiten Eingriff mehr vornehmen.

Der Zufall kam ihm zu Hilfe: Das Logo des Regimechefs erschien auf dem Monitor.

»Caliform ist aufgespürt«, hallte A-Betchagas Stimme aus dem Lautsprecher. »Alle verfügbaren Kräfte in das Ostviertel der Stadt! Wir haben den Unterschlupf der GEDEONTA im Bereich des Logos-Simulationszentrums lokalisiert.«

»B-Resler bestätigt. Spezialteam geht in den Einsatz.«

Wie mit Nadeln stach jedes Wort unter K-Oxxans Haut. Nur er konnte noch verhindern, dass A-Betchagas einzige gefährliche Waffe die Oststadt erreichte. Der Gleiter war mit neuartigen Abwehrschirmen ausgerüstet, die von keinem bekannten Waffensystem durchschlagen werden konnten. Auch die Raumanzüge der Spezialisten waren mit miniaturisierten Projektoren ausgerüstet. A-Caliform hatte ihnen nichts entgegenzusetzen. Sie unterlagen höchster regierungsamtlicher Geheimhaltung.

»Was ist mit den Fremden?«, wollte K-Oxxan wissen. »Wenn wir an ihrer Technik teilhaben wollen, müssen wir auf sie Rücksicht nehmen.«

B-Resler griff den Einwand sofort auf.

»Die Glatthäuter sind einem bedauerlichen Unfall zum Opfer gefallen«, antwortete A-Betchaga. »Es wird versucht, wenigstens einen Teil ihres Wissens zu konservieren.«

B-Resler gab den Einsatzbefehl.

Um exakt neun Minuten zu früh. Denn noch funktionierten die wichtigen Kommunikationswege. In hilflosem Zorn musste K-Oxxan zusehen, wie das Einsatzteam von den Außenkameras erfasst wurde.

Die Männer trugen plumpe, aufgebläht wirkende Raumanzüge. Ebenso unförmig wirkte der von Antigravfeldern in der Schwebe gehaltene Gleiter. Ein rötliches Flirren lag wie eine zweite Hülle um die Maschine.

»Califorms Tod wird die Revolution beenden, bevor sie noch richtig beginnt.« B-Resler wandte sich triumphierend um. »Und alle Sympathisanten der GEDEONTA werden in die Verbannung gehen. Sie sind nützliche Mitglieder der Gesellschaft – in den Erzminen von Katarom und Trieger.«

Er lachte dumpf und spöttisch.

Das Lachen blieb ihm in der Kehle stecken. Ein Schatten legte sich auf seine Blickleiste. Blut quoll plötzlich aus seiner Mundöffnung hervor.

Er kippte nach vorne, zeitlupenhaft langsam. Erst als K-Oxxan den in sich zusammensackenden Körper auffing, wurden die Techniker an den Nachbarkonsolen aufmerksam.

Sie erblickten das Blut, sahen, wie die gelbe Flüssigkeit von K-Oxxans Krallenhand tropfte, aber sie brauchten Sekunden, um wirklich zu verstehen, dass der Techniker den Projektleiter getötet hatte. Ein Mörder in den eigenen Reihen? Nur der GEDEONTA hatten sie bislang zugetraut, die Galornen auf diese Weise herauszufordern, sich über Sachzwänge hinwegzusetzen …

K-Oxxan nutzte ihr Zögern. Bevor die Techniker reagieren konnten, hatte er B-Reslers handlichen Strahler an sich gebracht und feuerte.

Bildschirme implodierten, als der fingerdicke Glutstrahl die Anlage aufriss. K-Oxxans Gegenüber reagierte zu spät. Im Sprung traf ihn der Strahlschuss in die Brust.

»Die GEDEONTA wird siegen!«, verkündete K-Oxxan.

Der andere Techniker hätte sein Heil in der Flucht suchen können, doch das lag nicht in seiner Mentalität. In fliegender Hast versuchte er, eine Warnung abzusetzen.

Ein Thermoschuss bohrte sich zwischen seine Wirbelsäulen, als das Rundrufsymbol auf dem Monitor blinkte. K-Oxxan feuerte, bis das Terminal von einer Reihe von Explosionen zerrissen wurde.

Höchstens noch fünf Minuten blieben ihm, dann setzte der Systemausfall auch seinen eigenen Handlungsmöglichkeiten ein jähes Ende.

Seine Krallen klapperten über die Tastatur.

Sicherheitskode!

Er hatte die Kombination in mühsamer Kleinarbeit ausfindig gemacht.

Eine neue Zugriffssperre. K-Oxxan musste die Sicherung umgehen, aber die Zeit rannte ihm davon.

Ein schwarzes Symbol begann zu blinken.

Endlich war er drin, hatte Zugang zum bordeigenen Waffensystem des Spezialgleiters. Sechs Lenkraketen mit konventionellen Sprengköpfen, gedacht für den Einsatz gegen bewegliche Ziele, zwei Projektile sogar atomar bestückt. Nur für Übungszwecke – nie für einen realen Einsatz gedacht. Schließlich herrschte Friede in Plantagoo.

Zugriffskode zwei erforderlich!

K-Oxxan stieß eine Verwünschung aus. Die Einblendung bedeutete, dass alle Sprengkörper bereits mit einer Zielprogrammierung versehen waren. Sie rückgängig zu machen, dazu blieb ihm nicht mehr die Zeit.

Eine hastige Schaltung blendete einen Stadtplanausschnitt ein. Der blinkende Punkt markierte den Standort des Gleiters.

Abschuss der ersten Rakete in zwanzig Sekunden.

K-Oxxan erstarrte, als das Ziel eingeblendet wurde: das Logos-Simulationszentrum. A-Betchagas Geheimdienst wusste inzwischen sehr genau über A-Califorms Hauptquartier Bescheid.

Keine Zieländerung möglich!

K-Oxxan konnte sich ausmalen, was von dem Simulationszentrum und den umliegenden Gebäuden nach dem Einschlag übrigbleiben würde. Nicht viel mehr als ein zu Schlacke geschmolzener rauchender Trümmerhaufen.

Der Ladevorgang hatte begonnen. Die erste Rakete wurde in dem Moment in den Abschusskanal eingeklinkt.

Zündsatz selbstschärfend bei Zieldistanz fünfhundert Meter.

»Distanz ist erreicht«, tippte K-Oxxan.

Koordinatenfehler war die Antwort.

Verbissen versuchte er, über die Zentralpositronik Einfluss auf den Spezialgleiter zu nehmen. Als er es endlich schaffte, verließ die Rakete soeben das Abschussrohr.

K-Oxxan hatte jetzt die Daten auf dem Schirm, die auch der Gleiterbesatzung zur Verfügung standen. Das zweite Geschoss glitt in den Abschusskanal.

Die Zieloptik zeichnete. Rasend schnell veränderten sich die Zahlenkolonnen.

Zündsatz scharf. Zündung steht bevor.

Nichts und niemand konnte die Explosion aufhalten. Die Umrisse des Simulationszentrums erschienen in der Tasterwiedergabe. Einen Herzschlag darauf erlosch die Abbildung.

Zielgenauer Einschlag!

Als der Treibsatz des zweiten Torpedos zündete, hatte K-Oxxan die Umprogrammierung geschafft. Für alle Sprengsätze waren nun die Daten dieser Rakete relevant. Die Zünder wurden gleichzeitig scharf, und als die zweite Rakete das Logos-Zentrum in Trümmer legte, wurde der Gleiter von innen heraus zerrissen. K-Oxxan registrierte die Vernichtung mit Genugtuung.