Perry Rhodan 183: Die Dschungel-Armee - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 183: Die Dschungel-Armee E-Book

William Voltz

0,0

Beschreibung

Er flieht in den Dschungel - und kehrt mit einer Armee zurück... Seit dem 2. November 2328 kursiert die Nachricht vom Tode Perry Rhodans, Atlans und Reginald Bulls in der Galaxis. Die Unbekannten, die diese Meldung verbreiten, können auch mit Bildern von der völlig zerstörten CREST, des ehemals stolzen Flaggschiffs der Solaren Flotte aufwarten. In Terrania weiß man, daß sich die drei wichtigsten Persönlichkeiten des Vereinten Imperiums zum fraglichen Zeitpunkt tatsächlich auf der CREST aufhielten. Die Todesnachricht läßt sich nicht dementieren, denn die Verschollenen, die sich - wie die Leser wissen - im Gewahrsam des Obmannes von Plophos befinden, können kein Lebenszeichen übermitteln. Während die Galaktische Allianz sich langsam, aber unaufhaltsam aufzulösen beginnt und die Mitglieder dieses Bundes in zunehmendem Maße ihre eigenen Interessen verfolgen, gehen Allan D. Mercants Agenten jeder Spur nach. Selbst wenn der Weg sie in den sicheren Tod führt - sie erfüllen bis zur letzten Sekunde ihre Pflicht! Ein weiterer Mann, der unter allen Umständen seine Pflicht erfüllt, ist Melbar Kasom, der ertrusische USO-Spezialist, der den Häschern des Obmanns entfliehen konnte. Melbar Kasom kommt jetzt nach Zentral-City zurück, um die Gefangenen zu befreien. Er kommt mit der DSCHUNGEL-ARMEE!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 183

Die Dschungel-Armee

Er flieht in dem Dschungel – und kehrt mit einer Armee zurück ...

von WILLIAM VOLTZ

Seit dem 2. November 2328 kursiert die Nachricht vom Tode Perry Rhodans, Atlans und Reginald Bulls in der Galaxis. Die Unbekannten, die diese Meldung verbreiten, können auch mit Bildern von der völlig zerstörten CREST, des ehemals stolzen Flaggschiffs der Solaren Flotte aufwarten.

In Terrania weiß man, dass sich die drei wichtigsten Persönlichkeiten des Vereinten Imperiums zum fraglichen Zeitpunkt tatsächlich auf der CREST aufhielten. Die Todesnachricht lässt sich nicht dementieren, denn die Verschollenen, die sich – wie die Leser wissen – im Gewahrsam des Obmannes von Plophos befinden, können kein Lebenszeichen übermitteln.

Während die Galaktische Allianz sich langsam, aber unaufhaltsam aufzulösen beginnt und die Mitglieder dieses Bundes in zunehmendem Maße ihre eigenen Interessen verfolgen, gehen Allan D. Mercants Agenten jeder Spur nach. Selbst wenn der Weg sie in den sicheren Tod führt – sie erfüllen bis zur letzten Sekunde ihre Pflicht!

Ein weiterer Mann, der unter allen Umständen seine Pflicht erfüllt, ist Melbar Kasom, der ertrusische USO-Spezialist, der den Häschern des Obmanns entfliehen konnte.

Die Hauptpersonen des Romans

Melbar Kasom – Der Ertruser flieht in den Dschungel und kehrt mit einer Armee zurück.

Trat Teltak – Vormann von Greendoor.

Perry Rhodan, Reginald Bull, Atlan und André Noir – Die Gefangenen von Zentral-City.

Schwarzbart Breth – Anführer der Rebellen von Greendoor.

Smitty – Ein Kontaktmann.

Pearton – Er kennt den Weg in das Herz von Zentral-City.

1.

Die Tür sprang auf. Im Eingang standen zwei breitschultrige Männer mit verkniffenen Gesichtern. Sie hielten einen dritten Mann, der kaum noch aufrecht stehen konnte, unter den Schultern fest. Sie lächelten, aber der Blick ihrer Augen blieb kalt und prüfend. Der Mann, den sie festhielten, stöhnte leise. Er war hohlwangig. Seine Augen glänzten wie im Fieber.

Die beiden, die ihn stützten, gaben ihm einen Stoß. Der Mann schrie auf und torkelte in das Zimmer hinein. Er drehte sich um die eigene Achse und brach zusammen.

Einer der Männer im Eingang lachte, als sei er soeben Zeuge eines überaus lustigen Schauspiels geworden. Hinter den beiden tauchte ein dritter Mann auf. Er blickte in den Raum hinein, schüttelte kurz den Kopf und trat durch die offene Tür.

Er schritt einfach über den wimmernden Mann am Boden hinweg und blieb vor Perry Rhodan stehen. Dann blickte er kurz zurück.

»Schließt die Tür!«, befahl er. Seine Stimme klang nicht unangenehm, aber sie drückte Gleichgültigkeit für das Schicksal des Unglücklichen am Boden aus.

Atlan, Reginald Bull und André Noir lagen noch in den schmalen Betten. Rhodan stand direkt vor dem einzigen Tisch im Zimmer. Er beobachtete die Szene gelassen, nichts deutete darauf hin, was in seinem Innern vorging.

Die beiden Breitschultrigen postierten sich neben der Tür. Lässig lehnten sie sich gegen die Wand. Doch ihre Blicke widersprachen ihrer Körperhaltung. Nichts entging ihnen. Sie waren durch eine harte Schule gegangen. Ihre einzige Aufgabe bestand darin, das Leben des Regierenden Ministerpräsidenten des Eugaul-Systems, Iratio Hondro, zu schützen. Doch Hondro war bereits nach Plophos abgeflogen.

Trat Teltak war Hondros Stellvertreter auf dem Planeten Greendoor. Er hatte die Aufgabe, sich um die vier Gefangenen zu kümmern. Ein Teil von Hondros Leibwache war auf Greendoor geblieben, um das Leben des Vormanns zu schützen. Die Freunde eines Diktators sind ebenso gefährdet wie der Diktator selbst. Deshalb ging Teltak kein Risiko ein. Nie kam er allein, um mit den Gefangenen zu sprechen.

Trat Teltak nickte Rhodan kurz zu. »Ich bin gekommen, um Ihnen etwas zu zeigen«, sagte er.

Rhodan schwieg. Es hatte wenig Sinn, mit einem Plophoser zu argumentieren. Die Nachkommen ehemaliger terranischer Kolonisten waren von ihren Anschauungen so überzeugt, dass eine Diskussion ausgeschlossen war.

Trat Teltak wandte sich von Rhodan ab und versetzte dem am Boden Liegenden einen heftigen Tritt. Rhodans Gesicht verhärtete sich. Reginald Bull stieß eine leise Verwünschung aus. Unwillkürlich spannten sich die beiden Wächter an der Tür.

Teltak tat, als hätte er die Reaktionen der Gefangenen nicht bemerkt. Wieder trat er nach dem Mann. Sein wehrloses Opfer wälzte sich herum. In den Augen des Mannes loderten Hass und panische Angst. Man hatte ihm die Uniform entwendet und ihn mit verwahrlosten Kleidern versorgt.

Teltak deutete mit dem Daumen auf ihn.

»Das war einmal ein stolzer Mann, ein sehr stolzer Mann«, sagte er befriedigt. »Er beging jedoch den Fehler, den Obmann zu verraten.«

»Das ist nicht wahr«, stammelte der angebliche Verräter. »Jiggers hat durch seine brutalen Verhörmethoden ein falsches Geständnis erzwungen.«

Teltak lachte schallend. »Er glaubt, dass er sich noch rechtfertigen könnte«, sagte er. »Er weiß, dass er nur noch Minuten zu leben hat.«

»Gebt mir die Injektion«, flehte der Mann. »Ich bin kein Verräter.«

Teltak schaute auf die Uhr über der Tür. Er umfasste die Gefangenen mit einem Blick.

»Am ersten November terranischer Zeitrechnung haben Sie ebenfalls das Gift bekommen«, erinnerte er sich. »Damit wollte der Obmann sichergehen, dass Sie nicht die sinnlose Flucht in den Dschungel von Greendoor wiederholen.«

Rhodan blickte ebenfalls zu der Uhr. Unter der Zeiteinteilung zeigten zwei nebeneinanderliegende Leuchttafeln das Datum von Greendoor und das terranische Datum an.

Es war der 10. November 2328.

Vor zehn Tagen hatte man ihnen das Gift verabreicht. Es war die letzte Handlung des Obmanns vor seinem Abflug nach Plophos gewesen. Ihr Leben war nun in Hondros Hand. Wer eine Giftinjektion bekam, musste spätestens nach vier Wochen das Absorberserum erhalten, um am Leben zu bleiben. Mit dieser Methode sicherte sich der Obmann die »Treue« seiner Gefolgsleute. Nur Hondro selbst kannte die Quelle, aus der er das Gift bezog. Das machte ihn zum Herrscher über Leben und Tod von mehreren tausend Menschen.

Rhodan ahnte, dass Teltaks Opfer vor etwa vier Wochen die letzten Gegeninjektion erhalten hatte und nun unter Qualen sterben musste, wenn nichts geschah.

»Dies ist eine Art Anschauungsunterricht«, erklärte Teltak ironisch. »Hier sehen Sie, wie es Ihnen ergehen wird, wenn Sie es wagen, sich den Plänen des Obmanns zu widersetzen.«

Bully schnaubte heftig. »Wenn Sie denken, dass wir vor Ihnen auf dem Boden kriechen, dann täuschen Sie sich.«

»Ich werde Sie gelegentlich an diese Worte erinnern«, versprach der Vormann leidenschaftslos.

Dem Vergifteten war es inzwischen gelungen, sich aufzurichten. Es schien, als sammelte sein vergifteter Körper die letzten Energien, um sich noch einmal gegen das sichere Ende aufzubäumen. Unwillkürlich war Teltak einen Schritt zurückgewichen.

Die beiden Wächter stießen sich von der Tür ab und beobachteten den Sterbenden.

»Teltak«, sagte dieser merkwürdig ruhig. »Ich weiß, dass auch Sie in regelmäßigen Abständen Gegengift benötigen.«

»Na, und?«, höhnte der Vormann. »Mich wird man nie in Ihre Lage bringen.«

»Eines Tages werden Sie Hondro unbequem werden, Teltak«, prophezeite der ehemalige Leibwächter. »Für solche Fälle hat der Obmann einen Spezialisten. Sie kennen ihn. Er heißt Jiggers. Wir nennen ihn Al. Der Giftzwerg presst Sie aus wie eine Zitrone. Er holt ...«, das Gesicht des Mannes verfärbte sich. Rhodan wollte zu ihm, um ihn zu stützen, doch Teltak hielt ihn mit der ausgestreckten Hand zurück.

»Er holt alles aus Ihnen heraus«, brachte der Vergiftete mühsam hervor. »Ich weiß, dass Sie genauso sterben werden wie ich, Tel...« Er konnte den Namen nicht mehr vollenden. Sein Gesicht verzerrte sich. Seine Hände wurden zu Krallen, die zuckend nach Halt griffen.

Dann fiel er langsam zur Seite. Als er auf dem Boden aufschlug, war er bereits tot. Die beiden Wächter bewegten sich unruhig. Teltak wurde plötzlich unsicher.

»Schafft ihn weg!«, schrie er.

Die roten Vs auf den Uniformjacken der Leibwächter leuchteten im Licht der Deckenlampen wie blutige Narben, als sie den Toten aufhoben.

»Sie kommen jetzt in andere Räume«, sagte Teltak zu den Gefangenen. »Folgen Sie uns.«

»Einen Augenblick«, sagte Rhodan ruhig.

Teltak fuhr herum. Man sah ihm an, dass er mit Schwierigkeiten rechnete. Man sah aber auch, dass er nur darauf wartete.

»Sicher wollen Sie erfahren, was wir von diesem Schauspiel gehalten haben?«, erkundigte sich Rhodan. »Es war unmenschlich, Teltak. Deshalb wird ein Mensch nichts als Abscheu vor einer solchen Szene und ihren Initiatoren empfinden.«

Teltaks Backenmuskeln traten hervor. Die Hände der Wächter schlossen sich über den Waffen. Teltak starrte Rhodan an, aber dem durchdringenden Blick des Terraners konnte er nicht lange standhalten. Atlan, Bully und Noir kletterten betont langsam aus ihren Betten. Keiner machte eine verdächtige Bewegung.

Teltak spürte, dass er keine Gelegenheit erhielt, gegen die Gefangenen vorzugehen. Er wusste nicht genau, welche Pläne der Obmann mit diesen Männern hatte. Es war deshalb gefährlich, wenn er sich zu einer unbedachten Handlung hinreißen ließ. Hondro hatte für unzuverlässige Mitarbeiter kein Verständnis.

»Los!«, knurrte der Vormann barsch. »Nehmen Sie Ihre Sachen und verlassen Sie diesen Raum.«

*

Flankiert von zwei weiteren Wächtern, die vor der Tür gewartet hatten, folgten sie Trat Teltak zum Lift. Rhodan hatte allmählich den Eindruck, dass die Plophoser selbst nicht wussten, was mit den Gefangenen geschehen sollte. Hondro schien keinen Vertrauten zu haben, mit dem er alle Pläne besprach. Immer wieder war bei seinen Vertretern Unsicherheit zu bemerken.

Rhodan dachte daran, dass sie in ungefähr zwanzig Tagen das Gegengift erhalten mussten. War dadurch nicht jeder Gedanke an eine nochmalige Flucht ausgeschlossen? Atlan hatte alle kühnen Pläne Bullys abgelehnt. Der Arkonide stand auf dem Standpunkt, dass eine Flucht erst dann sinnvoll war, wenn es ihnen gelang, in den Besitz des Gegenmittels zu kommen.

Rhodan erinnerte sich an Melbar Kasom. Der Ertruser, der als einziger den Plophosern entkommen war, hatte allem Anschein nach den Tod gefunden. Die Soldaten hatten ihn nicht fangen können. Kasom war im mörderischen Dschungel von Greendoor verschollen. Hondro und seine Helfer hatten klar zum Ausdruck gebracht, dass sie nicht daran glaubten, dass der USO-Spezialist noch am Leben sei.

Rhodan, den man nach der misslungenen Flucht zuerst wieder festgenommen hatte, glaubte aus Atlans Berichten entnehmen zu können, dass Kasom in der brennenden Drenhol umgekommen war, die in wilder Flucht vor Hondros Flammenwerfer-Mannschaften in den Dschungel gerast war.

Rhodan war nicht zum ersten Mal in Gefangenschaft. Er konnte sich jedoch nicht erinnern, dass man ihn jemals so lange hatte festhalten können. Immer wieder fragte er sich in stiller Verzweiflung, wie es um das Vereinigte Imperium stand. Nach Aussagen Hondros stand der endgültige Zusammenbruch kurz bevor.

Es gab keinen Grund, die Worte der Plophoser anzuzweifeln. Das Verschwinden der mächtigsten Männer des Imperiums, sowie das Auftauchen von Bildern des völlig zerstörten Flaggschiffes mussten genügen, um Chaos über die Galaxis hereinbrechen zu lassen.

Genau das wollten die Plophoser erreichen.

Was mochte im Gehirn eines Mannes vorgehen, der sich nicht scheute, ganze Sternenvölker in den Krieg zu treiben, um an die Macht zu gelangen?

Unbewusst schüttelte Rhodan den Kopf. Nein, so durfte er Hondro nicht beurteilen. Der Obmann träumte von Macht über die Galaxis, aber er fühlte sich gleichzeitig zum Herrscher der Menschheit berufen. Das vergrößerte die Gefährlichkeit dieses Mannes. Hondro konnte man nicht mit einem kleinen Verbrecher vergleichen, der sich widerrechtlich in eine ihm nicht zustehende Position drängen wollte.

Sich selbst sah Hondro wahrscheinlich als eine Art Nationalheros, als der Mann mit dem Flammenschwert, der gekommen ist, um frischen Schwung in die Vorwärtsentwicklung der Menschheit zu bringen. Immer wieder hatte er Rhodan und Atlan als konservative alte Männer bezeichnet, die nutzlose Überbleibsel einer Vergangenheit waren, über deren Verhältnisse Männer wie Hondro nur mitleidig lachen konnten.

Einen Augenblick musste Rhodan seine Aufmerksamkeit auf den Lift konzentrieren. Teltak und einer der Wächter traten zuerst ein. Dann folgten die Gefangenen. Zuletzt kam der zweite Wächter. Er ließ die Tür hinter sich zugleiten und zog eine kurzläufige Strahlenwaffe. Rhodan konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Wenn sie den Mann zwangen, die gefährliche Waffe innerhalb eines derart kleinen Raumes abzufeuern, würde er mit ihnen den Tod erleiden.

Der Lift setzte sich in Bewegung. Teltak fühlte sich offensichtlich nicht wohl in unmittelbarer Nähe der gefangenen Gegner. Rhodans Vermutung, dass Teltak ein Feigling war, verstärkte sich.

Der Lift hielt an, und sie wurden hinausgetrieben. Sie durchquerten einen großen, mit Teppichen ausgelegten Raum. An den Wänden hingen Bilder berühmter plophosischer Pioniere. Ernst starrten die längst verstorbenen Männer aus den kunstvoll gearbeiteten Rahmen herab. Durch den 3-D-Effekt sah es aus, als lebten sie. Keiner von ihnen hätte das Treiben ihrer Nachkommen wohl gutgeheißen. Doch auch sie, die noch die Urwälder von Plophos gerodet und felsigen Boden urbar gemacht hatten, gehörten der Vergangenheit an.

Der gleichen Vergangenheit wie Rhodan und Atlan.

Früher oder später würde man diese Bilder wegnehmen. Man würde andere aufhängen. Bilder von Männern wie Hondro, Jiggers oder Teltak.

Rhodan und Atlan wechselten einen kurzen Blick.

»Es sieht so aus, als befänden wir uns hier im vornehmen Teil des Regierungsgebäudes von Zentral-City«, bemerkte Bully sarkastisch. »Von einer Kellerwohnung hierher, das will schon etwas bedeuten. Wir steigen im Wert.«

Sie wurden in ein großes Zimmer gebracht. Durch großzügig angelegte Fenster hatten sie Aussicht auf die Stadt. Die Temperatur wurde von einer unsichtbaren Klimaanlage geregelt. An diesen Raum schloss sich ein kleineres Zimmer an, dessen Schiebetür geöffnet war, so dass die Gefangenen die für sie bestimmten Betten sehen konnten. Der Wohnraum war luxuriös eingerichtet.

Teltak machte eine einladende Geste.

»Dieses Appartement wurde auf besonderen Wunsch des Obmanns für Sie reserviert«, sagte er spöttisch. »Sie sollen sich auf Greendoor wohl fühlen und nichts vermissen.«

Die Wächter kamen mit herein. Auf dem geschwungenen Tisch stand ein Projektionsgerät. Die Leinwand war auf der dem Schlafzimmer gegenüberliegenden Wand angebracht. Auf einen Wink Teltaks verdunkelten die Wächter den Raum.

»Ich habe einige interessante Aufnahmen für Sie«, sagte der Vormann. Er schaltete den Projektor ein. Für einen kurzen Augenblick geriet sein Gesicht in den Strahl der Leuchtröhre.

»Nehmen Sie doch Platz«, forderte er mit gespielter Höflichkeit.

Schweigend ließ sich Rhodan in einem der gepolsterten Pneumosessel nieder. Sofort passte sich das Polster seinen Körperformen an.

»Ich werde Ihnen nun die neuesten Aufnahmen aus der Galaxis zeigen«, kündigte Teltak an. »Unseren Agenten ist es gelungen, an allen wichtigen Schauplätzen diese Bilder zu machen.«

Ein kaum hörbares Klicken kam vom Projektionsgerät. Das erste dreidimensionale Bild wurde sichtbar. Rhodan erblickte einen ausgedehnten Raumhafen. Auch ein Laie hätte sehen können, dass hier der Start einer großen Flotte von Kriegsschiffen vorbereitet wurde. Die Raumschiffe zeigten Kugelform.

»Das ist ein Teil der plophosischen Streitmacht«, erklärte Teltak. »Die Schiffe sind startbereit. Sobald Hondro den Befehl zum Losschlagen gibt, werden diese Verbände in den Raum rasen. Doch dieses Bild ist bei allen Kolonialvölkern gleich. Alle autarken Welten wittern eine Chance, die eigene Macht zu festigen und vielleicht zu vergrößern. Große Verbände durchstreifen den Raum.«

Teltak zeigte ihnen mehrere Dutzend Aufnahmen, aus denen eindeutig hervorging, dass die Wirrnisse innerhalb des Imperiums in kurzer Zeit zur Anarchie führen mussten. Schon waren heftige Raumschlachten entbrannt. Niemand richtete sich noch nach den Befehlen, die Rhodans Vertreter, Mercant und Julian Tifflor, an die einzelnen Planeten richteten. Mit dem scheinbaren Ende Rhodans hatte das Vereinigte Imperium zu existieren aufgehört.

Dadurch entstand für die Plophoser eine denkbar günstige Position. Da Hondros Männer über alles informiert waren, mussten sie nur auf den geeigneten Zeitpunkt warten. Rhodan war längst überzeugt, dass die Plophoser die gefährlichsten Gegner waren, die jemals das Imperium bedroht hatten.

»Ich hoffe, diese Vorführung hat Sie alle beeindruckt«, sagte Teltak abschließend. »Es wäre schade, wenn Sie nicht die Konsequenzen aus den Tatsachen ziehen würden. Arbeiten Sie mit uns zusammen, wie Hondro es vorgeschlagen hat, dann werden Sie am Leben bleiben.«

»Wie soll diese Zusammenarbeit aussehen?«, erkundigte sich Atlan.

Teltak nahm das Gerät vom Tisch. Die Wächter ließen die Jalousien aufgleiten. Der Vormann blinzelte in der plötzlichen Helligkeit.

»Darüber wird Sie der Obmann noch unterrichten«, sagte Teltak ausweichend.

Er winkte seinen Männern und verließ mit ihnen den Raum. Bully blickte sich misstrauisch um.

»Abhöranlagen, Mikrophone, Bildübertragung und alles was dazugehört«, sagte er zornig.

»Das glaube ich nicht«, widersprach Rhodan. »Wenn Hondro verschiedene Dinge erfahren will, dann braucht er nur diesen Jiggers auf uns loszulassen. Weder Hondro noch Teltak unterschätzen uns. Kein Plophoser wird uns für so naiv halten, dass wir in einem Zimmer wie diesem über wichtige Geheimnisse reden.«

»Perry hat recht«, stimmte Atlan zu. »Ich möchte behaupten, dass wir hier in jeder Beziehung ungestört bleiben. Die größte Sicherheit des Obmanns, dass wir uns nicht gegen ihn stellen, liegt in der Tatsache begründet, dass wir auf das Gegengift angewiesen sind. Es bleibt uns keine andere Wahl, als uns den Wünschen Hondros zu fügen.«

Atlans Worte waren bittere Wahrheit. Hondro hatte Greendoor ohne Sorgen verlassen können. Ohne dass er sich um die Gefangenen kümmerte, wusste er, dass sie in seiner Hand waren.

»Dieser Teltak ist ein ziemlich labiler Bursche«, bemerkte André Noir, der lange Zeit geschwiegen hatte.

Rhodan verstand sofort, was Noir gemeint hatte.

»Das hätten Sie nicht versuchen sollen«, sagte er zu dem Hypno. »Die Plophoser sind über Ihre Fähigkeiten unterrichtet. Sobald Sie nur den geringsten paranormalen Impuls spüren, sind Sie ein toter Mann, André.«

Der Mutant breitete seine Hände aus. In diesem prunkvollen Zimmer wirkte er wie ein Geschäftsmann, dem gerade ein guter Handel gelungen war.

»Ich bin schließlich kein Anfänger, Chef«, bemerkte er trocken. »Als sich Teltak ganz auf den sterbenden Plophoser konzentrierte, tastete ich mich ganz behutsam in das Willenszentrum seines Gehirns vor. Auch ein Mensch mit feiner ausgeprägten Sinnen als der Vormann hätte diesen Kontakt nicht spüren können.«

»Auf diese Weise können Sie ihn aber niemals richtig packen«, sagte Rhodan.

»Wenn nichts dazwischenkommt, habe ich in drei bis vier Wochen einen Hypnoblock in ihm errichtet, ohne dass er es fühlt.«

Atlan lächelte mitleidig. »Drei bis vier Wochen? Um Himmels willen, Noir, was kann bis dahin alles noch geschehen.«