Perry Rhodan 1853: Im Zeichen von Thoregon - Horst Hoffmann - E-Book

Perry Rhodan 1853: Im Zeichen von Thoregon E-Book

Horst Hoffmann

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Beschreibung

Sie lebt für die Koalition - in der Ruhe vor dem Sturm Im Jahr 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das dem Jahr 4875 unserer Zeit entspricht, steht die Milchstraße vor einer ihrer größten Bewährungsproben: Mit einer gigantischen Flotte, die weit über 200.000 Raumschiffe umfasst, haben die sogenannten Tolkander milliardenfachen Tod über insgesamt 52 bewohnte Planeten der Milchstraße gebracht. Auf diesen Welten wurde alles intelligente Leben ausgelöscht. Und es ist damit zu rechnen, dass dieser Massentod erst der Anfang einer ungeheuerlichen Entwicklung war. Auf 52 Welten verbreiten nämlich seitdem Wesen, die sich offensichtlich selbst als "Philosophen" bezeichnen, ihre Lehren von Tod und Untergang. In einer schreckenerregenden Vision erfuhren die Aktivatorträger Mila und Nadja Vandemar sowie Atlan, welches Schicksal auf die Milchstraße wartet. Wie das alles zusammenhängen mag, kann derzeit noch keiner der Beteiligten erahnen. Atlan und die anderen Aktivatorträger im Solsystem sehen nur noch eine Chance: Sie stoßen in die sogenannte Traumsphäre vor und hoffen, von dort aus gegen den unheimlichen Gegner antreten zu können. Während sich die Bewohner der Menschheitsgalaxis auf eine Konfrontation vorbereiten, bei der sie offenbar so gut wie keine Chance haben, sind drei Menschen von der Erde in unbekannten Regionen des Universums unterwegs. Alaska Saedelaere verschlug es zuletzt in einen merkwürdigen Mikrokosmos; Perry Rhodan und Reginald Bull haben in der Galaxis Plantagoo mysteriöse Verbindungen zu den Ereignissen in der Heimat aufgefunden. An einer anderen Stelle der Galaxis Plantagoo entwickelt sich ein Wesen namens Kaif Chiriatha zu seiner Reife - von den rauen Anfängen ihrer wilden Kindheit bis hin zu einem Wesen, das in seinem Volk zu den wichtigsten und beliebtesten gehört. Kaif Chiriathas Leben steht - ohne dass sie es anfangs weiß - ganz IM ZEICHEN VON THOREGON …

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Nr. 1853

Im Zeichen von Thoregon

Sie lebt für die Koalition – in der Ruhe vor dem Sturm

von Horst Hoffmann

Im Jahr 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das dem Jahr 4875 unserer Zeit entspricht, steht die Milchstraße vor einer ihrer größten Bewährungsproben: Mit einer gigantischen Flotte, die weit über 200.000 Raumschiffe umfasst, haben die sogenannten Tolkander milliardenfachen Tod über insgesamt 52 bewohnte Planeten der Milchstraße gebracht. Auf diesen Welten wurde alles intelligente Leben ausgelöscht.

Und es ist damit zu rechnen, dass dieser Massentod erst der Anfang einer ungeheuerlichen Entwicklung war. Auf 52 Welten verbreiten nämlich seitdem Wesen, die sich offensichtlich selbst als »Philosophen« bezeichnen, ihre Lehren von Tod und Untergang. In einer schreckenerregenden Vision erfuhren die Aktivatorträger Mila und Nadja Vandemar sowie Atlan, welches Schicksal auf die Milchstraße wartet.

Wie das alles zusammenhängen mag, kann derzeit noch keiner der Beteiligten erahnen. Atlan und die anderen Aktivatorträger im Solsystem sehen nur noch eine Chance: Sie stoßen in die sogenannte Traumsphäre vor und hoffen, von dort aus gegen den unheimlichen Gegner antreten zu können.

Während sich die Bewohner der Menschheitsgalaxis auf eine Konfrontation vorbereiten, bei der sie offenbar so gut wie keine Chance haben, sind drei Menschen von der Erde in unbekannten Regionen des Universums unterwegs. Alaska Saedelaere verschlug es zuletzt in einen merkwürdigen Mikrokosmos; Perry Rhodan und Reginald Bull haben in der Galaxis Plantagoo mysteriöse Verbindungen zu den Ereignissen in der Heimat aufgefunden.

An einer anderen Stelle der Galaxis Plantagoo entwickelt sich ein Wesen namens Kaif Chiriatha zu seiner Reife – von den rauen Anfängen ihrer wilden Kindheit bis hin zu einem Wesen, das in seinem Volk zu den wichtigsten und beliebtesten gehört. Kaif Chiriathas Leben steht – ohne dass sie es anfangs weiß – ganz IM ZEICHEN VON THOREGON …

Die Hauptpersonen des Romans

Kaif Chiriatha – Die Galornin wird mit bisher unfassbaren Vorgängen konfrontiert.

Lopt Zadheven – Der Baumeister und Lebensgefährte der Galornin.

Ce Rhioton – Der zweite Bote von Thoregon eröffnet Einblicke in kosmische Zusammenhänge.

Foremon

1.

Kaif Chiriatha

Fünf Jahre waren vergangen, seitdem drei Dinge fast auf einmal geschehen waren, alle drei von erheblicher Bedeutung für die inzwischen 153 Jahre alte Galornin.

Zunächst war unter ihrer Leitung das erste Heliotische Bollwerk innerhalb der Pentrischen Dunkelwolke, der jetzigen Heimat ihres Volkes, nach fast hundertjährigem Bau vollendet worden.

Dann hatte sie der zweite Bote von Thoregon, Ce Rhioton, in ihrem Haus aufgesucht und ihr verkündet, dass er sie als seine potentielle Nachfolgerin betrachte – in einigen hundert Jahren, wenn er seinen Geist ans Universum abgab und ein Name unter vielen in einem Feld der Schriften werden würde.

Und schließlich war sie mit Lopt Zadheven, dem verhassten Feind aus ihrer Schülerzeit in der Stadt der Kinder, einen Partnerbund eingegangen. Nachdem ihre gemeinsame Arbeit am Gigantbauwerk im Weltraum beendet gewesen war, hatten sie ein Kind gezeugt. Kaif hatte die erste von höchstens drei Fruchtbarkeitsphasen in ihrem noch jungen Leben durch mentale Steuerung herbeigeführt, um die Pause bis zum Bau des zweiten Bollwerks zu nutzen, von denen insgesamt sechs entstehen sollten. Sie hatte bald den Beginn der sechs Jahre dauernden Schwangerschaft gefühlt.

Der Auftrag war dann früher gekommen als erwartet – nämlich unmittelbar nachdem das erste gigantische, wabenförmige Bauwerk gewissermaßen über Nacht aus der Pentrischen Wolke verschwunden war. Die Besatzungen der Raumstationen hatten Alarm geschlagen, doch als Kaif und Lopt bei der Baustelle aus einem Stationstransmitter traten, war schon alles vorbei gewesen.

Hundert Jahre Arbeit waren verschwunden, ein Objekt von solch gewaltiger Größe, dass keine bekannte Macht des Universums es auf einem konventionellen Weg durch den Mantel der Staubwolke hätte bringen können.

Entsprechend hatten die wenigen Galornen und Adlaten, die den Vorgang direkt vor Ort beobachtet hatten, behauptet, fremdartige Raumschiffe seien plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht, hätten sich in einem verwirrenden, geheimnisvollen Muster um das fertige Bollwerk gruppiert und seien kurz darauf mit ihm verschwunden – einfach nicht mehr dagewesen. Vorher, so sagten sie übereinstimmend aus, hätten Tausende tiefblaue Blitze an dieser Stelle den Weltraum durchzuckt.

Kaif Chiriatha hatte daraus nur auf eine überlegene Transmittertechnologie schließen können.

Sie hatte Ce Rhioton bei einem seiner seltenen Besuche auf Helter Baaken danach gefragt. Im Grunde genommen war es der einzige seit seiner überraschenden Eröffnung gewesen, dass er sie auserwählt habe.

»Du wirst es erfahren, Kaif Chiriatha«, hatte er geantwortet. »Du wirst einmal alles wissen, soviel wie ich und am Ende viel mehr. Doch noch muss ich über die Geheimnisse der Koalition Thoregon schweigen – selbst dir gegenüber.«

Die Galornin hatte gespürt, wie sich ein Anflug von Trauer und Beklommenheit in seine unendlich starke mentale Aura mischte. Er hatte geseufzt und seine Hand schwer auf die ihre gelegt.

»Kaif, die Gemeinschaft Thoregon ist immer noch erst im Werden begriffen. Es gibt Millionen von Schwierigkeiten, die vor dem Schritt ins kosmische Rampenlicht noch ausgeräumt werden müssen. Ich bin deshalb häufig über die Brücke in die Unendlichkeit in den Galaxien Thoregons unterwegs und manches Mal auch weit außerhalb. Hab Geduld, Kaif, und höre nie auf, zu wachsen und zu lernen, bis der Tag kommt, an dem du meine Aufgaben übernehmen wirst. Du wirst ihn so manches Mal verfluchen, wenn du einsam an einem Punkt des Universums stehst, wo noch nie ein Galorne gewesen ist. Allein, Kaif, verstehst du? Das wird dein Schicksal sein.«

Sie hatte verstanden.

Allein, das bedeutete, ohne Lopt und ohne einen anderen Galornen, der ihr lieb und teuer geworden war.

Ohne Muum Dugesm, ihren alten Lehrmeister und Freund …

Ohne ihr Kind …

Es waren ihr unermüdlicher Ehrgeiz und der feste Glaube an Thoregon, der Kaif nicht daran verzweifeln ließ, innerhalb weniger Jahrzehnte zur zweithöchsten Galornin aufgestiegen zu sein. Der sie daran hinderte, Ce Rhiotons Angebot – falls es denn überhaupt ein solches war – abzulehnen und ihrem Leben eine andere Richtung zu geben.

Eine normale Galornin zu werden mit einer normalen Familie.

Doch gerade der, für den sie dies möglicherweise bereit gewesen wäre zu tun, würde das niemals zulassen. Lopt Zadheven war nicht minder ehrgeizig als sie. Er hatte sich damit abgefunden, dass sie die Auserwählte sein sollte, und er, der ehemalige Widersacher, unterstützte sie, wie und wo er nur konnte.

Auch um den Preis, sie eines Tages an ihre Aufgabe, an Thoregon zu verlieren.

Kaif Chiriatha und Lopt Zadheven liebten einander so heftig, wie sie sich vormals gehasst hatten. Wenn ihre Auren zusammenflossen, dann glaubten sie, dass ihre mentalen Ströme das Universum zu sprengen vermochten. Sie reisten in ihrer Inneren Welt durch Labyrinthe der Erkenntnisse und durchbrachen vorher für sie unvorstellbare Barrieren.

Kaif brauchte noch ein Jahr, dann würde ihr erstes Kind das Licht der Welt erblicken. Und dann würde sie sich wieder voll in ihre Arbeit stürzen können, die jetzt Lopt zum großen Teil übernommen hatte. Lopt und sie wollten sich bei der Betreuung des Kindes abwechseln, so war es abgesprochen. Und wenn ihr Nachkomme erst einmal alt genug war, würde sich Muum Dugesm ebenfalls darum kümmern.

So war es gedacht.

Doch als es nur noch ein halbes Jahr bis zur Geburt war, erreichte Kaif die Nachricht von Dugesms Erkrankung.

*

Sie verließ sofort die Kontrollzentrale im Weltraum, wo bereits wieder Tausende von Galornen und viele Adlaten aus dem in die Wolke gebrachten Material erste Teilkomplexe des neuen Bauwerks montierten. Im Licht der Atomsonnen waren die aneinander verankerten Flöße zu sehen, die wie gewaltige Schlangen vor dem Hintergrund des Staubmantels darauf warteten, entladen zu werden. Und ständig kamen mehr.

Kaif machte sich große Sorgen um ihren ehemaligen Lehrmeister. Woran er litt, das hatte man ihr nicht sagen können – nur dass es ihm von Tag zu Tag schlechter gehe.

Muum Dugesm war immerhin bereits knapp über siebenhundert Jahre alt. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Galornen betrug zwar achthundert, aber dies gab, wie alle statistischen Werte, niemandem eine Garantie.

Sie fand den väterlichen Freund in seinem Haus. Er hatte ihr Kommen bereits gespürt und kam ihr entgegen. Kaif sah ihn lächeln und fühlte, dass er glücklich war, sie so überraschend zu sehen.

In der letzten Zeit waren sie sich nicht oft begegnet. Kaif hatte sich schon Vorwürfe gemacht, ihn vernachlässigt zu haben.

Ganz insgeheim quälte sie zudem der Gedanke, er könne darunter leiden, dass sie mit Lopt zusammenlebte und nicht mit ihm. Die Entscheidung war ihr damals nicht leicht gefallen.

Um so erleichterter war sie, als er sie in den Wohnraum führte, dessen Wände und Einrichtung seine Persönlichkeit in großer Harmonie widerspiegelten, und sich ihr gegenüber in einen Sitz hockte. Eine Galornin, die Kaif noch nie bei ihm gesehen hatte, brachte ihnen Getränke. Sie grüßte Kaif mit großem Respekt und zog sich anschließend wieder zurück.

»Das ist Kebaana Deyst«, erklärte Dugesm. »Sie ist täglich für einige Stunden hier und kümmert sich um mich alten, todkranken Mann. Einige Freunde bestehen darauf.«

»Spotte nicht mit deinem Leben«, schimpfte Kaif. »Du hast nur das eine.«

»Weiß man das?«, fragte er lächelnd.

»Was fehlt dir?«, wollte Kaif wissen. »Wir sind unter uns. Wir haben noch nie Geheimnisse voreinander gehabt – jedenfalls nicht im persönlichen Bereich. Bitte, gib mir eine ehrliche Antwort.«

Sie blickten sich an, und sie spürte, wie er hinter der ruhigen Fassade mit sich rang.

»Ich werde nicht jünger«, sagte er dann. »Es ist eine sporadisch auftretende Schwäche. Einmal wurde mir plötzlich schwindlig, und man fand mich ohne Bewusstsein. Ich wäre von selbst wieder zu mir gekommen, Kaif, aber so erzählten meine ›Retter‹ die Geschichte weiter, und das Ganze wurde unnötig und in unsinniger Weise aufgebauscht.«

»Einmal?«, fragte Kaif nach.

»Na ja … es passierte noch zwei- oder dreimal. Eine plötzliche Schwäche. Ich fühle mich danach schnell wieder besser. Mach dir um deinen alten Freund keine Sorgen, meine Seele. Erzähl mir lieber von dir. Ich verfolge die Nachrichten aus dem Weltraum, soweit sie zu mir gelangen. Es ist gut, dass du dafür gesorgt hast, dass viel ausführlicher als früher über die Arbeit an den Heliotischen Bollwerken berichtet wird. So können sich die Galornen hier auf Helter Baaken ein weitaus besseres Bild machen. Und vor allem, wenn du über die Medien zu ihnen sprichst, müssen sie das Gefühl bekommen, alle in das große Projekt eingebunden zu sein, jeder einzelne. Das gab es vorher nicht.«

»Nein«, sagte sie lächelnd. »Alle kannten den Begriff Thoregon und wussten, dass wir im Weltall etwas für eine große Völkerkoalition bauen sollen und damit Teil eines kosmischen Plans sind. Aber das waren bisher verschwommene Begriffe. Jetzt weiß hoffentlich bald jeder, dass er auf seine Weise auch einen Beitrag leistet, auch wenn er nicht mit draußen im Weltraum sein kann.«

»Allein dadurch, dass er ein Galorne ist.« Muum Dugesm nickte und nahm einen Schluck. »Das war klug von dir, Kaif.«

»Ich habe berücksichtigt, was du mir einmal gesagt hast«, versetzte sie. »Über die Aggressivität unseres Volkes und dass sie sich wieder in den Erwachsenen aufbauen könnte, auch nachdem sie im Spiel mit dem Drachen ihre angeborene Aggressivitäts-Quote verloren haben. Das Wissen um eine gemeinsame große Aufgabe kann das am besten verhindern.«

Muum Dugesm setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand. Er wirkte in diesen Augenblicken so unbeschwert, wie sie ihn immer gekannt hatte. Fast war sie bereit zu glauben, dass hinter seiner angeblichen Erkrankung nur Übertreibung steckte.

»Niemand weiß, wann Ce Rhioton uns das nächste Mal besucht, Kaif«, sagte er dann. »Doch die Zeit bis dahin solltest du für dich nutzen. Ich rede von der Zeit nach der Geburt eures Kindes. Du bist für Großes ausersehen. Ich kann mir vorstellen, dass du als zweite Botin einmal die Interessen unseres Volkes und ganz Plantagoos innerhalb der Koalition Thoregon vertreten sollst. Dann genügt es nicht, wenn du in der Pentrischen Wolke unumstritten anerkannt bist. Du musst auch die anderen Welten gesehen haben, draußen in Plantagoo – die Heimatsysteme der anderen Völker. Und vor allem den Planeten, auf dem sich die Galornen einst entwickelten und den Schritt von kriegslüsternen Aggressoren hin zu den friedliebenden Wesen der heutigen Zeit vollzogen.«

Er schwieg. Kaifs Vertrauen zu ihm war so groß, dass sie ihm von Ce Rhiotons Besuch und ihrer möglichen Zukunft erzählt hatte. Außer ihm wusste es nur Lopt. Bei beiden war sie sicher, dass sie es streng für sich behielten.

»Du musst deinen Horizont erweitern, Kaif«, drängte Muum Dugesms tiefe Bassstimme. »Du darfst dich nicht dort oben in der Kontrollzentrale oder hier auf Helter Baaken einspinnen. Besuche andere Welten, flieg zum Galornenstern! Nimm Lopt und euer Kind mit, gib die Verantwortung für das Bauprojekt bis zu eurer Rückkehr in andere Hände! Du besitzt eine großartige Aura und ein ebenso gutes Urteilsvermögen, Kaif. Du wirst herausfinden, wem du absolut vertrauen kannst.«

Er musste tief Luft holen. Er schwankte ein wenig von der Anstrengung. Als sie ihn an den Schultern berührte und stützen wollte, spürte sie sein Zittern.

»Es … geht mir gut, Kaif«, sagte er schwach. »Mach dir keine Sorgen. Ich habe noch vieles vor im Leben …«

Tatsächlich erholte er sich innerhalb weniger Minuten, und Kaif erkannte das Paradoxe an der Situation.

Sie war gekommen, um nach ihm zu sehen, getrieben von der Sorge um ihn. Und er hatte es tatsächlich geschafft, den Spieß umzudrehen und ihr zu sagen, wie sie die nächsten Schritte in ihrem Leben zu tun hatte.

So, wie er sie nach dem Kampf mit dem Drachen in dieses neue Leben geführt hatte.

»Du bist unverbesserlich, liebe Seele«, sagte sie, als sie sich mit sehr gemischten Gefühlen verabschiedete und in den Weltraum zurückkehrte. »Komm bitte wieder zu Kräften und versprich mir, dass du mich rufst, wenn …«

»Wirst du meine Ratschläge befolgen?«, unterbrach er sie.

Kaif Chiriatha nickte langsam.

»Ich … wir werden es versuchen, sobald unser Kind alt genug ist«, versprach sie.

*

Das letzte halbe Jahr ihrer Schwangerschaft verging und endete mit einer Katastrophe.

Das Kind von Kaif Chiriatha und Lopt Zadheven hatte nur drei Stunden außerhalb des Mutterleibs gelebt. Alle Künste der Ärzte konnten es nicht retten. Niemand wusste, wie dies geschehen konnte, trotz aller Kontrollen und Betreuung während der sechs langen Jahre. Es starb, noch bevor Lopt es überhaupt zu sehen bekommen hatte.

Kaif Chiriatha erlitt einen Zusammenbruch. Sie war zwei Tage lang ebenfalls so gut wie tot, als wolle sie ihrem Kind dorthin folgen, wo sich dessen junge Seele an sich jetzt auch immer befinden mochte. Der Begriff »Seele an sich« diente bei manchen Galornen, die daran glaubten, zur Unterscheidung von dem, was sich beim Tod eines erwachsenen Wesens wie eine Wolke nach allen Seiten hin ausbreitete und niederschlug. Es war jener Kern, den wohl auch Muum Dugesm gemeint hatte, als er den endgültigen Tod in Frage stellte.

Lopt kümmerte sich rührend um sie. Er vernachlässigte die Arbeit an der Baustelle und tat in der Not genau das, was Muum Dugesm seiner Partnerin empfohlen hatte: Er wählte drei Galornen aus, die ihm bereits positiv aufgefallen waren, um in ihrer Abwesenheit die Arbeiten nach den vorhandenen Bauplänen zu leiten.

Er holte Kaif aus dem medizinischen Zentrum von Baaken Bauu nach Hause und pflegte sie, redete auf sie ein, schenkte ihr sein ganzes Gefühl. Er sagte ihr, dass sie noch viel Zeit hätten, um doch noch ein Kind zu bekommen, und erinnerte sie ganz behutsam daran, dass sie keine einfache Galornin war, sondern eine mit vielen Pflichten, eine Hoffnungsträgerin.

Er schaffte es schließlich, ihre Gedanken erneut in die Zukunft zu lenken, und spürte dennoch, dass sie sich verändert hatte. Kaif Chiriatha erholte sich und bereitete sich darauf vor, ihre Arbeit wiederaufzunehmen. Doch sie besaß nicht mehr die gewohnte Energie und die Leichtigkeit, mit der sie trotz der großen Verantwortung ihre Aufgaben bisher immer angegangen war.

Ihre drei von Lopt ausgewählten Stellvertreter hatten ihre Arbeit bislang hervorragend gemeistert. So konnte Lopt sie dazu überreden, wenigstens vorerst noch mehr Zeit in ihrem Haus zu verbringen.