Perry Rhodan 191: Tschato, der Löwe - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 191: Tschato, der Löwe E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Sie setzen ihr Leben aufs Spiel, um die Verschollenen zu retten - das tollkühne Unternehmen eines Oberleutnants Seit Monaten schon sind Perry Rhodan, Atlan und Reginald Bull in den Tiefen des Alls verschollen. Weder die Plophoser, deren Gefangene sie waren, noch die Rebellen von Badun ließen ihnen die Möglichkeit, an ein Hyperkomgerät zu gelangen. Und als die Bigheads die Verschollenen nach erfüllter Dienstleistung entließen, führte sie das automatische Raumschiff nicht zur Erde, wie erhofft, sondern zur Station der "lebenden Toten". In dieser Station jedoch, mitten im Todeskreis der Gammastrahlung, konnte Atlan unter Einsatz seines Lebens Geräte aktivieren, die eine unüberhörbare Botschaft aussenden... Mausbiberkreuzer TRAMP, das einzige Solare Raumschiff in Reichweite der Sendeimpulse, nimmt Kontakt mit den Verschollenen auf. Doch um Perry Rhodan und seine Gefährten zu retten - dazu bedarf es anderer Mittel, als der TRAMP und seiner bunt zusammengewürfelten Besatzung zur Verfügung stehen. Der Einsatz eines Schlachtkreuzers ist notwendig - kommandiert von einem Mann ohne Nerven, von einem Mann, der alles riskiert. TSCHATO, DER LÖWE, ist ein solcher Mann!

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Nr. 191

Tschato, der Löwe

Sie setzen ihr Leben aufs Spiel, um die Verschollenen zu retten – Das tollkühne Unternehmen eines Oberleutnants

von WILLIAM VOLTZ

Seit Monaten schon sind Perry Rhodan, Atlan und Reginald Bull in den Tiefen des Alls verschollen.

Weder die Plophoser, deren Gefangene sie waren, noch die Rebellen von Badun ließen ihnen die Möglichkeit, an ein Hyperkomgerät zu gelangen. Und als die Bigheads die Verschollenen nach erfüllter Dienstleistung entließen, führte sie das automatische Raumschiff nicht zur Erde, wie erhofft, sondern zur Station der »lebenden Toten«.

In dieser Station jedoch, mitten im Todeskreis der Gammastrahlung, konnte Atlan unter Einsatz seines Lebens Geräte aktivieren, die eine unüberhörbare Botschaft aussenden ...

Mausbiberkreuzer TRAMP, das einzige Solare Raumschiff in Reichweite der Sendeimpulse, nimmt Kontakt mit den Verschollenen auf.

Doch um Perry Rhodan und seine Gefährten zu retten – dazu bedarf es anderer Mittel, als der TRAMP und seiner bunt zusammengewürfelten Besatzung zur Verfügung stehen. Der Einsatz eines Schlachtkreuzers ist notwendig – kommandiert von einem Mann ohne Nerven, von einem Mann, der alles riskiert.

Die Hauptpersonen des Romans

Oberstleutnant Nome Tschato – Kommandant des Schlachtkreuzers LION.

Leutnant Dan Picot – Erster Offizier der LION.

Admiral Gecko – Ein Mausbiber, der Schiffbruch erleidet.

Tan-Pertrec – Befehlshaber einer Bluesflotte.

Role Nayhar – Admiral eines USO-Verbandes.

Perry Rhodan, Atlan, Reginald Bull, André Noir, Melbar Kasom und Mory Abro – Die Verschollenen werden gerettet.

1.

Als der Raumtorpedo bis auf eine Höhe von fünfundvierzig Meilen auf die Oberfläche der kleinen Sauerstoffwelt zugerast war, erreichte ihn ein Impuls von der tief im Raum stehenden LION, und er zerbarst in jener mittleren Schicht der Stratosphäre, wo gewöhnlich die einfallenden Meteore zerglühten. Eine Lichtkugel, die in ihrer Helligkeit noch die Sonne zu übertreffen schien, dehnte sich in Bruchteilen von Sekunden in einem Durchmesser von zehn Meilen aus. Die geringe Substanz an Feuchtigkeit in der dünnen Luft verdampfte in einem Radius von fünfzehn Meilen. Dann erst folgte die Druckwelle.

Das Donnergrollen der Detonation ließ dreihundert Akonen in ihren bombensicheren Unterständen erzittern. Die Lagerhallen auf der Oberfläche vibrierten kaum spürbar. Den akonischen Schmugglern war klar, dass dieser Torpedo nur eine Warnung darstellte, aber sie machten den Fehler, ihn gleichzeitig als eine Herausforderung zu betrachten.

Sie vertrauten auf die beiden bewaffneten Transportschiffe, die um den Planeten kreisten und auf Landeerlaubnis warteten. Wenn – so sagten sie sich – der terranische Angreifer stark genug war, dann hätte er sich dicht an diese Welt herangewagt. Doch der Torpedo war aus dem Raum gekommen, und auf den Ortungsgeräten zeichnete sich das feindliche Schiff nur als schwacher Störimpuls ab.

Hätten die Akonen in diesem Augenblick Oberstleutnant Nome Tschato sehen können, der lässig und mit scheinbar schläfrigen Augen im Kommandosessel kauerte, sie wären zur Kapitulation bereit gewesen. Selbst die Hartgesottensten unter ihnen, denen der pure Anblick eines schwarzhäutigen Riesen mit blitzenden Zähnen nicht gereicht hätte, wären weich geworden, wenn sie den fünfhundert Meter langen Schlachtkreuzer LION mit seinen Geschütztürmen und Torpedoschächten erblickt hätten.

LION – Löwe – kein anderer als Nome Tschato schien den Namen dieses Schiffes besser symbolisieren zu können. Oberstleutnant Nome Tschato wirkte mit zwei Metern Länge und breiten Hängeschultern wie ein schläfriger Löwe, der sich wohlig in der Sonne dehnt. Tschato erinnerte alle Menschen, die ihn zum ersten Mal sahen, unbewusst an eine große satte Raubkatze.

Trotzdem umgab diesen Offizier eine Aura von Gefährlichkeit. Vielleicht lag das an der Art, wie er sprach, leise, aber doch betont. Oder ganz einfach daran, dass er ein Mann war, der blitzschnell eine Entscheidung treffen konnte.

Tschato wurde zumeist von einer stillen Heiterkeit beseelt, die gegenüber Untergebenen leicht in feinen Sarkasmus umschlug, während der Offizier in gefahrvollen Einsätzen grimmigen Humor bewies. Tschato unterließ nichts, um andere Menschen über sich und seine Gewohnheiten im unklaren zu lassen. Er war ein geistiges Chamäleon mit der Intelligenz eines Hochschuldozenten.

Als die Detonation des Torpedos von den Ortungsgeräten der LION angezeigt wurde, registrierte Tschato das Ereignis mit einem kaum merkbaren Blinzeln.

Dan Picot, der Erste Offizier an Bord, der Tschato gegenübersaß, atmete erleichtert auf. Jede Regung des Kommandanten erfüllte ihn mit der Hoffnung, dass er den Vorgesetzten eines Tages verstehen lernen konnte. Inzwischen behauptete Picot, dass der Dienst unter Tschato nur Magengeschwüre einbringe – und sein Aussehen schien diese Worte zu bestätigen. Sein Gesicht besaß die Farbe dunklen Wüstensandes, und es waren feine Linien darin, die sich zum Kinn hin vertieften und den Leutnant kummervoll aussehen ließen.

»Nun gut, Sir«, krächzte er mit belegter Stimme. »Jetzt wissen die Burschen da unten Bescheid.« Er räusperte sich, und seine Stimme klang freier, als er fortfuhr: »Ich rechne jeden Augenblick mit dem Eintreffen der Kapitulation. Wie werden Ihre Bedingungen sein?«

Tschato wälzte seinen über zweihundertunddreißig Pfund schweren Körper träge herum, so dass er gleichzeitig Picot und die Anzeigetafeln beobachten konnte. Irgendwie belastete Picot das Gefühl, dass die Geräte von Tschato mit weitaus größerem Interesse betrachtet wurden. Er konnte darüber nicht mehr zornig werden. Der Zorn, den er in den ersten Monaten des Zusammenseins mit Tschato produziert hatte, schien seine Gefühlskraft in dieser Hinsicht erheblich geschwächt zu haben. Er begnügte sich damit, den Kommandanten zu beobachten, mit dem stillen Wunsch, eines Tages eine schwache Stelle an ihm zu finden.

Tschato wies mit dem Zeigefinger auf den großen Bildschirm der Raumortung. Zwei helle Flecken deuteten auf das Vorhandensein zweier Raumschiffe hin. Diese Schiffe, das wussten sie, gehörten einem akonischen Verband an.

»Bedingungen?«, wiederholte Tschato sanft. »Zumindest werden wir den Akonen ein Ultimatum stellen müssen, bevor sie überhaupt reagieren.«

Picot fragte sich, ob das eine Aufforderung sein konnte, dem Funker einen entsprechenden Hinweis zu geben. Doch Tschato enthob ihn seiner Sorgen dadurch, dass er persönlich den Text des Ultimatums an den Funker durchgab.

Nervös blickte Picot auf die Borduhr. Die scheinbare Langsamkeit des Kommandanten ließ den Eindruck entstehen, dass seit der Kontaktaufnahme bereits mehrere Stunden verstrichen waren. Der Blick zur Uhr belehrte ihn eines Besseren. Sie hatten den Raumtorpedo vor siebenunddreißig Minuten auf die Reise geschickt. Also lag ihre Ankunft in diesem System nicht länger als eine Stunde zurück.

Die LION hing bewegungslos im Raum. Ein einziger Befehl Tschatos konnte diesen Zustand innerhalb von Sekunden ändern. Der Schlachtkreuzer besaß außer den obligatorischen Impulsgeschützen noch Desintegratoren, Arkon-Bomben und Neutrinotorpedos. Seine fürchterlichste Waffe waren jedoch sieben Transformkanonen.

Würde die LION zusammen mit ihren gesamten Waffen detonieren, hätte es in diesem Raumsektor eine neue Sonne gegeben – so gewaltig war die Gewalt der Waffen.

Zehn Minuten verstrichen, ohne dass sich auf der Sauerstoffwelt, die von den Akonen als Stützpunkt benutzt wurde, etwas rührte. Jeder Mann an Bord der LION wusste, was die Akonen in diesem Sektor taten. Unentwegt brachten ihre Schiffe Waffen und hochwertige Geräte für die Blues heran. Das taten die Männer aus dem Blauen System nicht aus reiner Gutmütigkeit oder aus Sympathie gegenüber den Blues. Auch geschäftliche Überlegungen spielten dabei nur eine untergeordnete Rolle.

Die Akonen planten auf lange Sicht. Sie arbeiteten an Hunderten von Plätzen zu gleicher Zeit. Dadurch blieb es meistens nur bei dem Versuch, ihnen in die Quere zu kommen. Obwohl sie unter unzähligen Vorwänden und Erklärungen Waffen und verbesserte Triebwerke in den östlichen Teil der Galaxis transportierten, gab es nur einen einzigen Grund für ihr Verhalten. Ihre Bemühungen, die terranische Rasse zu besiegen, waren bisher gescheitert. Nun glaubten sie, dass die Völker der Blues das für sie erledigen würden, wenn die internen Machtkämpfe innerhalb des Imperiums auf dem Höhepunkt angekommen waren.

Niemand innerhalb der Milchstraße zweifelte noch am Tode Perry Rhodans. Am allerwenigsten die Akonen. Während sie auf der politischen Bühne Bedauern heuchelten, während ihre Diplomaten auf allen Empfängen terranischer Welten Krokodilstränen vergossen, schafften ihre Raumflotten ungeheure Mengen kostbaren Gutes zum Ostsektor der Milchstraße.

Mit der Nonchalance eiskalter Rechner schüttelten sie den zähneknirschenden Terranern die Hände, obwohl gleichzeitig überall im Raum blutige Gefechte zwischen akonischen und terranischen Schiffen stattfanden – wo immer diese aufeinanderprallten.

Tschato war einer der Männer, die keine Hände schüttelten. Wenn er jemals in die Lage kommen sollte, einen Akonen zu begrüßen, er würde ihm wahrscheinlich die Hand zerquetschen und dabei freundlich lächeln. Die Raumfahrer wussten, was gespielt wurde. Jede Waffe, die von den Akonen den Blues in die Hände geschmuggelt wurde, bedeutete den Tod vieler Menschen.

Und es waren schon viele gestorben.

Fünf weitere Minuten vergingen.

Da bewegte sich Oberstleutnant Nome Tschato im Kommandosessel.

›Der Löwe erwacht‹, dachte Dan Picot voller Erwartung.

»Soll ich die Nachricht noch einmal abstrahlen, Sir?«, erkundigte sich der Funker.

Einen Augenblick klappten Tschatos Lider nach oben, und die Augen wurden in ihrer ganzen Größe sichtbar. Sie leuchteten aus der Dunkelheit des Gesichtes, ohne auch nur ein Minimum an Gefühlen zu entblößen.

»Nein«, entschied Tschato gelassen. »Wir überbringen ihnen das Ultimatum persönlich. Wir landen und zerstören das Waffenlager.«

Picots Adamsapfel machte einen kurzen Satz. Wenn Tschato sich nur abgewöhnen könnte, die schwierigsten Unternehmen wie einen Aufbruch zum Picknick hinzustellen. Tschato lehnte sich behaglich im Kommandosessel zurück. Er erweckte den Eindruck, dass er vor einem offenen Kamin in einer Jagdhütte saß und der Dämmerung entgegendöste, nicht aber in einem Schlachtkreuzer, der zu einem schwierigen Unternehmen aufgebrochen war.

Picot dachte: ›Ich möchte ihn einmal wild sehen. Bei allen Planeten, was gäbe ich dafür, wenn ich ihn ein einziges Mal außer sich sehen könnte!‹

Das dachte er immer. Und nach jedem Einsatz war er um eine Hoffnung ärmer.

Picot übernahm das Kommando. Die LION nahm Fahrt auf. Für ihr unerschöpflich erscheinendes Beschleunigungsvermögen – es betrug 600 km/sec2 – wirkte sie langsam, wie ein müder, alter Fisch, der sich einer noch langsameren Beute näherte.

Da sagte Nome Tschato, der unentwegt die Ortungsgeräte beobachtete: »Die beiden akonischen Raumer lösen sich aus der Kreisbahn.«

»Ach du liebes bisschen«, entfuhr es Picot. Als erfahrener Kosmonaut wusste er, dass die Schwierigkeiten jetzt bereits vor der Landung beginnen würden. Hätte er geahnt, was ihm noch alles bevorstand, er hätte zweifellos geschwiegen.

»Sie können einen Dämpfer gebrauchen«, erklärte Tschato. Er stellte Verbindung mit der Feuerleitzentrale her.

Picot wusste, dass sie für dieses Unternehmen alle besonderen Vollmachten von Julian Tifflor und anderen Mitgliedern der Solaren Regierung besaßen. Ihr Auftrag war der Teil eines unbarmherzigen Kampfes, der von den Akonen mit teuflischer Schläue und großer Rücksichtslosigkeit geführt wurde, während man auf terranischer Seite immer wieder versuchte, die Anzahl der Opfer auf eine geringe Zahl zu beschränken.

Die Feuerleitoffiziere der LION erhielten volle Alarmbereitschaft. Doch Tschato wollte keinen Kampf um jeden Preis. Er befahl dem Funker, ein Warnsignal an die akonischen Schiffe abzustrahlen.

Picot wusste, wie die Antwort lauten würde.

Sie kam Augenblicke später und bestand aus einem terranischen Schimpfwort, das sich offenbar auch bei anderen Rassen großer Beliebtheit erfreute.

Tschato sah seinen ersten Offizier traurig an.

»Ich wünschte, die Herren besäßen etwas mehr Höflichkeit«, verkündete er. Gleich darauf veränderte sich seine Stimme. »Abwehrschirme aufbauen!«, kam sein Befehl.

Picot warf einen scheuen Blick auf die Bildschirme. Die beiden hellen Punkte, die die gegnerischen Schiffe markierten, waren größer geworden. Es war jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Energieschüsse auf die LION abgefeuert wurden.

Picot kam sich klein und verloren vor. Wie er Tschato kannte, gestattete er dem Feind die ersten Salven, bevor er sich zum Widerstand entschloss. Allerdings pflegten Tschatos Antworten auf solche Beweise kriegerischen Tuns immer sehr heftig auszufallen.

Tschato beobachtete interessiert die beiden Akonenschiffe, die ihre Positionen gewechselt hatte.

»Vielleicht können wir mitten durch sie fliegen«, sagte er.

Picot hielt es für das beste, überhaupt nicht nachzuforschen, ob diese Äußerung humorvoll gemeint oder nur Ausdruck einer unglaublichen Naivität war. Sie konnten eine ganze Menge tun – nur eines nicht: zwischen den beiden Raumern hindurchfliegen, ohne in eine Energieblase verwandelt zu werden.

»Sir«, sagte Picot. »Es wird Zeit, dass wir unseren Kurs ändern.«

Tschato warf einen lauernden Blick zu den Bordrechenmaschinen hinüber, die am laufenden Band Wahrscheinlichkeitsrechnungen produzierten. Innerhalb von Mikrosekunden errechneten die Positronengeräte an Hand aller vorliegenden Daten die Häufigkeit des zu erwartenden Beschusses. Die Ortungsgeräte waren mit diesen Maschinen gekoppelt, so dass die Datenverarbeitung begann, sobald ein gegnerisches Schiff einen Schuss abgegeben hatte.

Manchmal blieben die Computer sogar Sieger. Die komplizierten Auto-Piloten erfuhren so schnell von der wahrscheinlichen Stelle, auf die der Gegner gezielt hatte, dass ihnen Zeit blieb, den Kurs des Schiffes um winzige Sekunden zu ändern. Bei der Geschwindigkeit kämpfender Schiffe genügte das, um Meilen von der Detonationsstelle entfernt aufzutauchen.

Treffer, die nicht rechtzeitig erkannt wurden, verpufften im Abwehrschirm oder – wenn sie sich häuften und stärker wurden – führten zur Beschädigung und Vernichtung der getroffenen Schiffe.

»Die Akonen erwarten, dass wir unseren Kurs ändern«, bemerkte Tschato.

Picot fühlte, dass es ihm heiß und kalt über den Rücken lief. Wollte dieser verrückte Terra-Afrikaner tatsächlich diese Flugrichtung beibehalten? Ebensogut konnten sie sich den Akonen als Zielscheibe im freien Fall präsentieren, mit dicken leuchtenden Buchstaben an der Außenfläche: BITTE HIER TREFFEN!

Er starrte zu Tschato hinüber, der unbeeindruckt die Vorgänge verfolgte. Die in der Zentrale anwesenden Männer warfen Picot Blicke zu, die darum baten, dass er schnellstens etwas gegen den Plan des Kommandanten unternahm. Picot spürte, wie sein Magen zu einem Knoten zusammenschrumpfte.

›Wir alle sind diesem schrecklichen Löwen ausgeliefert‹, dachte er, zwischen Respekt und dem Bedürfnis zur Auflehnung hin und her gerissen. ›Er spielt mit uns und amüsiert sich noch dabei.‹

Mit griesgrämigem Gesicht wich er den Blicken der Männer aus. Nein, er würde sich nicht gegen diese große Katze auflehnen, die wie ein Mann aussah, aber alles tat, um nicht wie ein solcher zu erscheinen.

Nome Tschato erhielt die Ergebnisse der Positroniken.

»Immerhin könnten wir den Eindruck erwecken, als würden wir den Kurs wechseln«, verkündete er.

Picot schoss förmlich im Sessel nach vorn. Seine Hände huschten über die Automatschaltungen. Im Winkel von fast sieben Grad bog die LION ab. Der Planet, den die Akonen zum Lagern ihrer Waffentransporte benutzten, kam rasch näher. Auf den Bildschirmen sahen sie im Augenblick das untere Viertel seiner Kugel, wobei sich unten auf den Standpunkt der Betrachter innerhalb der Zentrale der LION bezog.

Die akonischen Schiffe reagierten mit quälender Langsamkeit. Vielleicht, überlegte Picot voller Sarkasmus, hatten sie auch einen Verrückten an Bord, der ihnen die Befehle gab.

Tschato beobachtete die Schiffe wie Insekten, die er mit einem einzigen Prankenschlag vernichten konnte. Sein mächtiger Brustkorb hob und senkte sich. Er atmete gleichmäßig wie eine Maschine.

»Auf alten Kurs zurückgehen!«, ordnete er an.

Picot bekam heiße Ohren. Den Kurs, den er nun programmierte, stand in krassem Widerspruch zu jeder vernünftigen Überlegung. Die Viertelkugel des Planeten wurde zu einer Halbkugel, als die LION mit zunehmender Geschwindigkeit darauf zuschoss.

Die akonischen Schiffe reagierten in einer Weise, die wahrscheinlich nur Tschato hatte vorhersehen können, was bedeutete, dass sie vor Verwirrung nicht wussten, was sie tun sollten. Das Manöver des terranischen Schlachtkreuzers musste in ihren Kommandozentralen heillose Verwirrung gestiftet haben.

Dann jedoch rasten sie wie zornige Hornissen heran. In ihrer Form unterschieden sie sich kaum von der LION. Der Durchmesser ihrer Kugelkörper konnte nur geschätzt werden, aber er war groß genug, um Picot zu beunruhigen. Er hoffte, dass es sich nur um bewaffnete Transporter, nicht aber um Kriegsschiffe handelte.

Die drei Schiffe bildeten jetzt, zweidimensional betrachtet, eine auf die Spitze gestelltes Dreieck. Der untere Punkt war die LION. Die beiden Gegner näherten sich in verschiedenen Anflugwinkeln. Hinzu kam noch die räumliche Verschiebung in Tiefe und Höhe, die jedoch unbeträchtlich war, da Tschato die Akonen durch seinen gewagten Trick auf eine Manöverebene gelockt hatte.

Seltsamerweise kam das akonische Schiff, das innerhalb des gedachten Dreiecks die größte Strecke zu überwinden hatte, zuerst in Schussnähe. Es musste also bedeutend schneller beschleunigen als sein Begleitschiff.

Die Anzeigetafeln schnellten auf Höchstwerte, als eine wahre Energieflut gegen den Abwehrschirm der LION brandete. Die roten Nadeln auf den Belastungsmessern rückten in gefährliche Nähe des zulässigen Energieverlustes. Die mächtigen Generatoren dröhnten, als sie den Abwehrschirm der LION mit zusätzlicher Energie versorgten. Das Schiff schien zu vibrieren.

Picot verglich die immer größer werdende Gefahr mit dem Gehalt, das er als Erster Offizier eines Schlachtkreuzers bezog und hielt sich von da an für einen idiotischen Idealisten.

Endlich gab Tschato den Befehl, das Feuer zu erwidern. Er tat es fast im gleichen Augenblick, als der zweite Akonenraumer über die LION hinweg auf das dunkle Nichts des darunterliegenden Weltraums zujagte und dabei einen Schwarm schlanker Torpedos abschoss.

Die LION machte einen Satz nach vorn – einen Satz von dreißig Meilen, dann setzten die Transformkanonen ein. Das Schiff, das zuerst angegriffen hatte, zerfiel in zwei Hälften, wovon die eine Sekunden später in einem Lichtblitz verglühte. Aus der zweiten Hälfte taumelten wie betrunkene Miniatursterne die Rettungsboote und stoben in wahnsinniger Flucht davon. Ihr Ziel war der Planet vor ihnen im Raum.

Picot konnte sich jetzt gut in die Lage der Flüchtlinge versetzen. Im Augenblick dachte bestimmt keiner der Akonen an die Pläne zur Vernichtung der terranischen Macht. Jetzt galt es nur, das nackte Leben zu retten.

Die LION schwang sich über das Wrack hinweg, bereit, dem zweiten Angreifer Widerstand zu bieten. Unter umgekehrten Voraussetzungen hätten die Akonen terranische Rettungsschiffe verfolgt und abgeschossen, doch Julian Tifflor hatte – wie Rhodan vor ihm – derartige Maßnahmen verboten.

Als der verbliebene Gegner herankam, glaubte Picot feststellen zu können, dass sich das Zögern der akonischen Besatzung auf die Flugweise des Schiffes übertragen hatte.

Tschato saß wie ein schwarzer Fels im Kommandosessel. Ruhig und überlegen wie immer.

›Ich sollte ihn hassen‹, dachte Picot gereizt, ›aber zum Teufel, ich bringe es nicht fertig.‹