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Ein USO-Verband verfolgt Waffenschmuggler - und fliegt ins Verderben... Monatelang waren Perry Rhodan, Atlan und Reginald Bull, die drei mächtigsten Männer der Galaxis, in den Tiefen des Alls verschollen. Weder die Plophoser, deren Gefangene sie waren, noch die Rebellen von Badun ließen ihnen die Möglichkeit, an ein Hyperkomgerät zu gelangen. Und als die Bigheads die Verschollenen nach erfüllter Dienstleistung entließen, führte sie das automatische Raumschiff nicht zur Erde, wie erhofft, sondern zur Station der "lebenden Toten". In dieser Station jedoch, mitten im Todeskreis der Gammastrahlung, konnte Atlan unter Einsatz seines Lebens Geräte aktivieren, die eine unüberhörbare Botschaft aussendeten. Mausbiberkreuzer TRAMP, das einzige Solare Raumschiff in Reichweite der Sendeimpulse, nahm Kontakt mit den Verschollenen auf. Doch um Perry Rhodan und seine Gefährten zu retten - dazu bedurfte es anderer Mittel, als der TRAMP und seiner bunt zusammengewürfelten Besatzung zur Verfügung standen. Der Einsatz eines Schlachtkreuzers war notwendig - kommandiert von einem Mann ohne Nerven, von einem Mann, der alles zu riskieren bereit war... Tschato, der Löwe, riskierte alles - und gewann! Der Oberstleutnant rettete zwar die Verschollenen, konnte sie aber noch nicht endgültig in Sicherheit bringen. Das soll Admiral Role Nayhar tun, Chef eines Flottenverbandes der USO - doch Nayhar rechnet nicht mit der KRIEGSLIST DES AKONEN...
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Seitenzahl: 144
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Nr. 192
Die Kriegslist des Akonen
Ein USO-Verband verfolgt Waffenschmuggler – und fliegt ins Verderben ...
von WILLIAM VOLTZ
Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
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7.
8.
9.
10.
Impressum
Monatelang waren Perry Rhodan, Atlan und Reginald Bull, die drei mächtigsten Männer der Galaxis, in den Tiefen des Alls verschollen.
Weder die Plophoser, deren Gefangene sie waren, noch die Rebellen von Badun ließen ihnen die Möglichkeit, an ein Hyperkomgerät zu gelangen. Und als die Bigheads die Verschollenen nach erfüllter Dienstleistung entließen, führte sie das automatische Raumschiff nicht zur Erde, wie erhofft, sondern zur Station der »lebenden Toten«.
In dieser Station jedoch, mitten im Todeskreis der Gammastrahlung, konnte Atlan unter Einsatz seines Lebens Geräte aktivieren, die eine unüberhörbare Botschaft aussendeten.
Mausbiberkreuzer TRAMP, das einzige Solare Raumschiff in Reichweite der Sendeimpulse, nahm Kontakt mit den Verschollenen auf. Doch um Perry Rhodan und seine Gefährten zu retten – dazu bedurfte es anderer Mittel, als der TRAMP und seiner bunt zusammengewürfelten Besatzung zur Verfügung standen. Der Einsatz eines Schlachtkreuzers war notwendig – kommandiert von einem Mann ohne Nerven, von einem Mann, der alles zu riskieren bereit war ...
Tschato, der Löwe, riskierte alles – und gewann! Der Oberstleutnant rettete zwar die Verschollenen, konnte sie aber noch nicht endgültig in Sicherheit bringen.
Das soll Admiral Role Nayhar tun, Chef eines Flottenverbandes der USO – doch Nayhar rechnet nicht mit der KRIEGSLIST DES AKONEN ...
Ablebur – Ein listenreicher Akone.
Troat – Kommandant eines akonischen Wachgeschwaders.
Tan-Pertrec – Ein Blue, der aus einer verlorenen Schlacht die Konsequenzen zieht.
Admiral Role Nayhar – Der Sieger wird zum Verlierer – doch er gibt nicht auf.
Major Aitken – Um Perry Rhodan nicht zu verraten, geht der Terraner in den Tod.
Nome Tschato und Dan Picot – Zwei Männer, die ihr Schiff nicht vergessen können.
Perry Rhodan
Im Licht der dreieckigen Lampe ähnelte der Metys mehr denn je einem großen durchsichtigen Tropfen. Wie ein Blütenkelch umschloss die eisenharte Panzerung den empfindlichen Körper des Metys. In dieser Haltung pflegte das Wesen zu ruhen.
Im Augenblick jedoch war es wach.
Ablebur nahm die dünne Nadel zwischen Zeigefinger und Daumen, ließ sie behutsam über den Panzer des Metys' gleiten und lächelte befriedigt, als er die Stelle gefunden hatte, an der sich der Panzer schloss.
Ablebur konnte sich nicht erinnern, wie oft er dieses Spiel schon wiederholt hatte. Das hieß – es war nur für ihn ein Spiel, der Metys empfand wahrscheinlich Höllenqualen.
Ablebur trieb die Nadel in die haarfeine Spalte des Panzers. Der Metys begann zu schwanken, wie eine riesige silberne Träne. Weißer Schaum quoll hervor. Der Metys zischte hilflos. Mit einem Ruck bohrte Ablebur die Nadel in den weichen Körper. Der Metys gab ein schrilles Pfeifen von sich, das er irgendwo zwischen den kiemenartigen Hautlappen am oberen Teil seines Körpers erzeugte.
Dann sprang der Panzer auf, teilte sich in zwei Hälften, die zur Seite klappten. Frei und ungeschützt lag der Metys vor Ablebur. Mit sicheren Griffen zog der Akone die beiden Körperhälften des Metys auseinander. Er nahm die Pinzette und klemmte damit den Metys-Stein fest. Der Metys kämpfte verzweifelt um den Stein, doch ein kurzer Stich mit der Nadel ließ ihn allen Widerstand aufgeben. Gelassen zog Ablebur den Stein heraus und betrachtete ihn unter dem Licht der Dreieckleuchte. Verächtlich warf er ihn auf den Tisch. Er griff in die Tasche seines Umhangs und zog einen Kieselstein hervor, den er dem Metys einsetzte. Schließlich gab er dem Wesen einen leichten Klaps.
»Streng dich etwas an, mein Junge«, sagte er. Der Panzer zuckte und schloss sich. Der Metys aber verschwand. Ablebur holte seine Samtkassette und öffnete das Spezialschloss. Er besaß über dreißig Metys-Steine, davon waren sieben außergewöhnlich wertvolle Exemplare. Ablebur zuckte mit den Schultern.
Wahrscheinlich wurde sein Metys alt. Doch hier, im Usuthan-System, musste Ablebur froh sein, dass er überhaupt eines der seltenen Wesen besaß. Da die Akonen die Geschöpfe vom Planeten Belarg erbarmungslos gejagt hatten, gab es nur noch wenige von ihnen. Jeder vornehme Akone wollte eine Sammlung auserlesener Metys-Steine besitzen. Es war natürlich möglich, die Steine synthetisch herzustellen, so dass nur wirkliche Fachleute die Nachbildungen als solche erkennen konnten. Aber es blieben Nachbildungen, deren Schimmer in dunklen Räumen nie den eigenartigen Glanz echter Metys-Steine erreichte. Die Metys umgaben gewöhnliche Kieselsteine mit ihrem Körpersaft, der nach gewisser Zeit zu erhärten begann. Die Metys besaßen keine Möglichkeit, sich gegen das Einsetzen eines Steines zu wehren, aber sie kämpften seltsamerweise aufopfernd gegen eine Entnahme an.
Niemand wusste, wer zuerst, auf den Gedanken gekommen war, die Metys als lebende Schmuckproduzenten einzusetzen. Ablebur nahm an, dass irgend jemand die erstaunliche Fähigkeit der Metys durch einen Zufall entdeckt hatte.
Ein Gesetz, das für alle Mitglieder des Imperiums galt, verbot die Benutzung eines Metys. Die Gesellschaft zur Erhaltung seltener galaktischer Arten, deren Hauptsitz auf Terra war, ermittelte ununterbrochen gegen Personen, die dieses Gesetz brachen.
Bei diesem Gedanken verzog sich Ableburs Gesicht zu einem ironischen Lächeln. Kein Akone würde je ein von Terranern geschaffenes Gesetz achten, wenn es nicht mit seinen eigenen Zielen und Wünschen im Einklang stand. Die Vorschriften der Terraner galten für harmlose Narren, die dem Irrglauben nachhingen, dass man aus der Galaxis eine gewaltige Völkervereinigung machen könnte.
Ablebur ergriff den dreißig Zentimeter hohen Metys und setzte ihn in den Kasten zurück, dem er ihn in regelmäßigen Abständen entnahm. Er schwenkte den Bügel mit der Quarzlampe darüber. Diese Lampe sollte dem Metys die Sonne ersetzen, ohne die er nicht leben konnte. Der eisenharte Panzer der Metys arbeitete gleichzeitig als Filter, der nur jene Sonnenstrahlen durchließ, die ein Metys zum Existieren benötigte.
Die Metys galten als außergewöhnliche Lebensform. Oft wurde behauptet, dass sie über eine gewisse Intelligenz verfügten, doch diese Annahme blieb unbewiesen.
Ablebur vergewisserte sich, dass der Kasten in Ordnung war. Was er tat, erledigte er mit peinlicher Sorgfalt, die manchmal schon zu Pedanterie wurde. Dieser Wesenszug trug dazu bei, dass das Usuthan-System als vorbildlich geführte Station der Akonen galt. Ablebur herrschte über dreihunderttausend Akonen, die hier, im östlichen Sektor der Milchstraße, ihrer illegalen Beschäftigung nachgingen.
Das Usuthan-System, sorgfältig gegen jede Entdeckung abgesichert, galt im Großen Rat von Akon als wichtigster Stützpunkt der Akonen im Einflussgebiet der Blues. Die größten Flottenverbände, die Waffen für die Blues aus dem Blauen System heranbrachten, flogen das Usuthan-System an.
Ablebur personifizierte die Hoffnung der Akonen, auf Umwegen die Eastside der Milchstraße zu erobern, um von dort aus einen gewaltigen Feldzug gegen Terra vorzubereiten.
Die rote Riesensonne Usuthan besaß acht Planeten. Auf zwei Welten, der dritten und der vierten, hatten die Akonen ihren Stützpunkt ausgebaut.
Ableburs Hauptquartier befand sich auf Usuth, dem dritten Planeten. Hier, auf dieser warmen, wüstenhaften Welt konnten sich die Akonen ohne Schutzanzug bewegen. Die Gravitation entsprach den durchschnittlichen Werten, so dass Ablebur mit seiner Umgebung zufrieden war. Er legte Wert auf Bequemlichkeit, obwohl er sich unter Umständen auch unter weniger angenehmen Bedingungen bewährt hätte. Ablebur besaß die seltene Fähigkeit, sich rasch auf eine unerwartete Entwicklung einstellen zu können. Während andere Männer darauf warteten, bis sich ein Geschehnis nach ihren Vorstellungen entwickelte, konnte sich Ablebur in kürzester Zeit auf alle Gegebenheiten einstellen.
Der akonische Kommandant verließ den kleinen Raum, der ausschließlich seinen privaten Zwecken diente, und trat ins Vorzimmer hinaus. Durch die Glaswand konnte er in die Wüste hinausblicken. In den Strahlen der tiefstehenden Sonne wirkte der Sand blutrot. Die grauen Betonpisten, die die Akonen geschaffen hatten, erinnerten Ablebur an Adern, die willkürlich in dieses Land eingefügt waren. Wenn Ablebur den Kopf wandte, konnte er zum Raumhafen hinüberblicken, wo im Augenblick sieben Kugelschiffe standen. Gegenüber diesen Ungetümen aus Stahl wirkten alle übrigen Bauwerke winzig. Ablebur rief sich in Erinnerung zurück, dass die Station auf Usuth bis zu den zweihundert Meilen entfernten Bergen reichte.
Doch hier, in diesem Glashaus, befand sich der strategische Mittelpunkt dieses Sonnensystems, wenn nicht der gesamten Eastside überhaupt. Vom Fortbestehen dieser wertvollen Anlagen hing es ab, ob die Akonen je ihre Pläne verwirklichen konnten.
Drei Männer hielten sich außer Ablebur noch im Vorzimmer auf. Sie sollten den Kommandanten bei seinen Arbeiten unterstützen. Von seinem Glaspalast – so nannte der Akone das Gebäude im stillen – konnte Ablebur über Funk jeden Punkt im Usuthan-System erreichen, wo sich andere Akonen aufhielten.
Ablebur war ein asketisch aussehender Mann mit seidenschwarzen Haaren, die er über der hohen Stirn gestutzt hatte. Er besaß die samtbraune Hautfarbe aller Akonen und lange Finger, in deren Nägel akonische Wertsymbole eingraviert waren. Die Gravierungen mussten regelmäßig erneuert werden. Für diese Marotte stand Ablebur ein Mann zur Verfügung, den man eigens für diesen Zweck vom Blauen System nach Usuth geschickt hatte. Er galt als hervorragender Künstler. Terraner hätten solche Angewohnheiten belächelt, doch die Akonen achteten ihre Eigenheiten und hüteten sich davor, sich diese gegenseitig vorzuwerfen.
Ablebur ließ sich hinter seinem Tisch nieder. Unruhig wischte er Spuren von Staub vom Tisch. Wenn auf Usuth ein Sandsturm losbrach, wirbelten Sand und Staub selbst in diese mehrfach geschützten Räume.
Ablebur sah, wie die Sonne am Horizont von den Bergen halbiert wurde. Bald würde die Nacht anbrechen. Seltsam, dachte der Akone, wie sich ein Mann auf die natürlichen Gegebenheiten einer fremden Welt umstellen kann, wenn er nur will.
Die Mitarbeiter des Befehlshabers hatten sich an lautloses Arbeiten gewöhnt. Sie waren ausgesuchte Männer, die selbständig ihre Aufgaben erledigen konnten. Ablebur liebte es nicht, wenn man ihn mit Kleinigkeiten belästigte.
Irgendwo im Raum klickte der Impulsgeber einer fotomechanischen Linse. Da nicht mehr genügend Helligkeit von draußen hereindrang, schaltete die Linse durch ihren Impuls automatisch die Beleuchtung ein.
Ablebur erhob sich und trat vor die große Glaswand. Der Himmel wurde von der untergehenden Sonne gerötet. Weit draußen huschte ein Allzweckfahrzeug über eine Piste, kaum mehr als eine dunkle Silhouette in der Dämmerung. Ablebur nahm all diese Dinge in sich auf, ohne dass sie seine Gefühle ansprachen. Er registrierte alle Geschehnisse ringsum mit der Gewissenhaftigkeit einer Maschine – und mit derselben Gleichgültigkeit.
Die Ruhe des Raumes wurde vom Summen der Funkanlage unterbrochen. Als Ablebur sich umwandte, begann einer der Bildschirme bereits zu flackern. Das Gesicht eines akonischen Raumfahrers wurde sichtbar. Der Mann wagte nicht, seine Ungeduld offen zu zeigen. Doch Ablebur erkannte, dass der Offizier erregt war.
Ableburs schlanke Finger glitten über die Schaltungen.
»Nun, Troat?«
Troats Lippen zuckten nervös. »Ein Raumschiff der Trentra ist aufgetaucht, Befehlshaber. Der Kommandant bittet um Landegenehmigung auf Usuth.«
Die Trentra waren jenes Volk der Blues, das diesen Sektor der Eastside beherrschte. Im achthundert Lichtjahre entfernten Simban-System hatte noch vor wenigen Tagen eine erbitterte Raumschlacht getobt, deren Energieentfaltung von den empfindlichen Geräten der Akonen registriert worden war. Da Ablebur geglaubt hatte, die Blues würden sich untereinander bekämpfen, hatte er sich nicht darum gekümmert. Schließlich bezweckten die Akonen, dass sich die vielen Völker der Blues gegenseitig vernichteten.
»Was will der Kommandant auf Usuth?«, erkundigte sich Ablebur gelangweilt.
»Sein Schiff ist fast völlig zerstört«, berichtete Troat. »Er behauptet, dass in die Raumschlacht im Simban-System auch Terraner verwickelt waren. Mehr will er im Augenblick dazu nicht sagen.« Troats Zähne wurden sichtbar. »Ich bin überzeugt, dass er sich durch diese Geheimnistuerei eine Landung erzwingen will, Befehlshaber.«
»Überlassen Sie es mir, die Rückschlüsse zu ziehen«, sagte Ablebur milde. »Wie heißt der Kommandant?«
»Tan-Pertrec«, antwortete Troat.
»Lassen Sie ihn durch die Absperrungen. Sein Schiff erhält Landeerlaubnis auf Usuth. Er soll sofort zur Landung ansetzen.«
Troat bestätigte. Die Verbindung brach ab, und Ablebur kehrte zum Tisch zurück. Die Nachricht, dass Terraner nur achthundert Lichtjahre entfernt vom Stützpunkt aufgetaucht waren, machte ihm keine Sorgen. Für ihn schien es bedeutungslos, ob die Terraner achthundert oder achttausend Lichtjahre weit von hier entfernt waren. Sie wussten nichts von diesem Stützpunkt – und dabei würde es bleiben.
Ablebur ahnte, dass es keine große Zahl terranischer Schiffe sein konnte, die sich im Simban-System befanden. Die Schwierigkeiten, die die Terraner seit dem Verschwinden Rhodans überall hatten, bannten den größten Teil ihrer Flotte an strategisch wichtige Stellen im Raum.
Ablebur machte noch keine Pläne. Bevor er sich nicht mit dem Kommandanten der Trentra unterhalten hatte, durfte er keine Entscheidungen treffen. Er hielt es nicht für nötig, Alarm zu geben.
Tan-Pertrec war ihm kein Unbekannter. Der Trentra führte einen Schiffsverband an, der zum größten Teil mit von Akonen gelieferten Waffen ausgerüstet war. Ablebur lächelte bei dem Gedanken, dass die Gegner der Trentra, die Pager, ebenfalls mit akonischen Waffen versorgt wurden. Irgendwie war bei den Blues nach dem Zusammenbruch der gatasischen Vorherrschaft eine Kurzschlussreaktion eingetreten. Die Völker bekämpften sich untereinander.
Die Sonne war jetzt völlig verschwunden. Der Raumhafen wurde künstlich beleuchtet. Die hell strahlenden Bodenflächen erinnerten Ablebur an einen Lichtsee, auf dem die großen Kugelraumer mit ihren Landestützen wie Wasserspinnen aussahen. Die Techniker auf der Landefläche waren vom Glashaus aus betrachtet nicht größer als schwarze Punkte, die man nur auf Grund ihrer Bewegungen identifizieren konnte.
Ablebur genoss diesen Anblick akonischen Wirkens – war er doch Teil dieser Rasse, die nach Generationen wieder zur Eroberung der Galaxis ansetzte.
Wenige Augenblicke später wurde ihm gemeldet, dass das Diskusschiff Tan-Pertrecs eine Landebahn eingeschlagen habe. Troat, der Ablebur davon berichtete, machte einen nervösen Eindruck.
»Was ist los mit Ihnen?«, wollte Ablebur wissen, dem das Verhalten des Offiziers nicht entging. Troat befehligte das Wachgeschwader, das ununterbrochen im Usuthan-System patrouillierte.
»Tan-Pertrecs Schiff ist nur noch ein Wrack«, stieß Troat hervor. »Der geringste Zwischenfall kann es in eine Bombe verwandeln.«
»Ja«, nickte Ablebur, »daran habe ich auch schon gedacht.«
Troat wartete offenbar darauf, dass Ablebur seine Befehle widerrufen und dem Trentra-Schiff Landeverbot geben werde. Doch Ablebur unterbrach das Gespräch mit kühlem Lächeln.
Kurz darauf meldeten die Bodenstationen, dass Tan-Pertrecs Schiff im Anflug sei. Ablebur verließ das Glashaus und ging auf die Terrasse hinaus. Warmer Wind strich über sein Gesicht. Ein schwer definierbarer Geruch lag in der Luft. Vor dem beleuchteten Brunnen machte Ablebur halt. Das Plätschern des Wassers übertönte alle anderen Geräusche. Ablebur beobachtete, wie sich die Wasserstrahlen in weiten Bogen aus den Düsen schwangen und im mit Schaum bedeckten Becken auflösten.
Da begann die Luft oberhalb der akonischen Ansiedlung zu dröhnen. Der Lärm des Brunnens wurde davon übertönt. Ablebur fuhr herum und rannte, zum Glashaus zurück. Als er die Tür aufriss, steigerte sich das Dröhnen in ein durchdringendes Pfeifen.
Mit zwei Schritten war Ablebur bei den Kontrollen. Er riss die Plombe der Hauptwarnanlage herunter und gab Alarm. Seine Mitarbeiter waren aufgesprungen und hinausgeeilt. Ihre Gesichter waren zum Himmel erhoben, wo die komprimierte Luft mit den Triebwerken des Diskusschiffes um die Wette heulte.
Als Ablebur schon damit rechnete, das Wrack würde innerhalb der Ansiedlung explodieren, gelang es den Blues, ihr Schiff noch einmal zu beschleunigen und vor dem drohenden Absturz zu bewahren. Aus den unterirdischen Hallen huschten die Rettungswagen hervor und rasten zu allen besonders gefährdeten Stellen davon. Überall flammten Scheinwerfer auf. Plötzlich war die Nacht von tosender Unruhe erfüllt.
Tan-Pertrecs Schiff verschwand unter gewaltiger Lärmentwicklung hinter den Bergen. Ablebur atmete auf. Vielleicht gelang es dem Trentra, die Landung erfolgreich abzuschließen.
Als das Schiff in einem Winkel von fast einhundertachtzig Grad zurückkehrte, flog es beängstigend dicht bei der Oberfläche. Es schlug noch vor der Ansiedlung auf, schlitterte über eine Meile durch die Wüste, ohne umzukippen, riss drei Gebäude ein und kam unmittelbar vor der eigentlichen Landefläche zum Stehen. Es brannte an mindestens fünf verschiedenen Stellen. Ableburs Ohren dröhnten. Mit heulenden Sirenen kamen die Rettungswagen heran. Über den Brandstellen wurde der Sauerstoff abgezogen, um zu verhindern, dass das Wrack ausbrannte. Schwärme von Hubschraubern kreisten über dem Diskus und suchten nach Landeflächen, um die Überlebenden aufzunehmen.
Als Ablebur sicher sein konnte, dass die Explosionsgefahr vorüber war, kehrte er ins Glashaus zurück. Der Schaden, den die Blues angerichtet hatten, war beträchtlich. Ablebur hoffte jedoch, durch die Informationen aus dem Simban-System reichlich dafür entschädigt zu werden.
Er beruhigte Troat, der unentwegt anrief, um zu erfahren, was passiert war. Dann setzte er sich mit der Absturzstelle in Verbindung und ordnete an, dass der trentrasche Kommandant – sofern er noch am Leben war – ins Glashaus zu bringen sei. Vorsichtshalber bestellte er einen Arzt. Allmählich wurde es draußen wieder ruhiger.
Nachdem eine halbe Stunde verstrichen war, hörte Ablebur das Geräusch eines Fahrzeuges. Er blickte hinaus und sah einen Rettungswagen vor der Terrasse halten. Zwei Akonen sprangen heraus. Ein Trentra kletterte ins Freie. Die beiden Männer wollten ihn stützen, doch er wies sie zurück. Ablebur hob die Augenbrauen. Stolz war eine Eigenschaft, die er bei den Blues am wenigsten schätzte. Die Uniform Tan-Pertrecs sah mitgenommen aus. Der Kommandant schien jedoch nicht verletzt zu sein. Ablebur versuchte, in den starren Augen irgend etwas zu erkennen, was ihm Rückschlüsse auf die Gemütsverfassung des Blue geben konnte. Er hätte ebensogut Glasaugen auf ihren Gefühlsausdruck prüfen können.
Tan-Pertrec kam die Terrasse herauf. Als die beiden Männer folgen wollten, ging Ablebur schnell hinaus und bedeutete ihnen, im Wagen zu warten. Mit Missfallen sah er, dass der Trentra eine Handfeuerwaffe im Gürtel trug. Tan-Pertrecs Gang war schwankend, als sei sein dürrer Körper nicht in der Lage, der Heftigkeit des Abendwindes standzuhalten.
Ablebur hielt die Tür auf, und Tan-Pertrec ging an ihm vorbei ins Glashaus. Für den Akonen war es ein unangenehmes Gefühl, sich ständig beobachtet zu wissen – gleichgültig, welche Seite ihm der Blue auch zuwandte.