Perry Rhodan 207: Die 73. Eiszeit - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 207: Die 73. Eiszeit E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Sie sind den unheimlichen Gewalten hilflos ausgeliefert - die Psi-Front hat sie überrollt... Rhodans neues Flaggschiff, in den Wirkungsbereich eines gigantischen Sonnentransmitters - und wird in den Abgrund zwischen den Milchstraßen geschleudert, in ein künstliches Sonnensystem, 900 000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Dieses System - Twin genannt - birgt eine Reihe von tödlichen Fallen für jeden Besucher. Vereinzelte Terraner geraten in das Verderben, doch das Gros der CREST-Besatzung findet immer wieder eine Möglichkeit des Entkommens. Und bevor der "Wächter von Andromeda" aufkreuzt, der die Pläne der Terraner zunichte macht, sieht es sogar aus, als habe die CREST eine reelle Chance, unbeschadet die Heimatgalaxis zu erreichen. Icho Tolot, der monströse Haluter, der Perry Rhodan auf seinem abenteuerlichen Wege begleitet, ist davon überzeugt, den Transmitter für die Rückkehr der CREST richtig geschaltet zu haben... Der sterbende Wächter verändert jedoch die Transmitter-Koordinaten und versetzt die CREST in das Zentrum von Horror, einer künstlichen Hohlwelt, die eine gigantische Todesfalle ist. Fieberhaft suchen Perry Rhodan und seine Gefährten nach einer Möglichkeit des Weiterflugs - und dabei geraten sie in die Wirkungszone der 73. EISZEIT!

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Nr. 207

Die 73. Eiszeit

Sie sind den unheimlichen Gewalten hilflos ausgeliefert – die Psi-Front hat sie überrollt ...

von WILLIAM VOLTZ

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Impressum

Auf ihrer Suche nach dem geheimnisvollen Planeten Kahalo gerät die CREST II, Perry Rhodans neues Flaggschiff, in den Wirkungsbereich eines gigantischen Sonnentransmitters – und wird in den Abgrund zwischen den Milchstraßen geschleudert, in ein künstliches Sonnensystem, 900.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Dieses System – Twin genannt – birgt eine Reihe von tödlichen Fallen für jeden Besucher, Vereinzelte Terraner geraten in das Verderben, doch das Gros der CREST-Besatzung findet immer wieder eine Möglichkeit des Entkommens.

Und bevor der »Wächter von Andromeda« aufkreuzt, der die Pläne der Terraner zunichte macht, sieht es sogar aus, als habe die CREST eine reelle Chance, unbeschadet die Heimatgalaxis zu erreichen.

Icho Tolot, der monströse Haluter, der Perry Rhodan auf seinem abenteuerlichen Wege begleitet, ist davon überzeugt, den Transmitter für die Rückkehr der CREST richtig geschaltet zu haben ...

Der sterbende Wächter verändert jedoch die Transmitterkoordinaten und versetzt die CREST in das Zentrum von Horror, einer künstlichen Hohlwelt, die eine gigantische Todesfalle ist.

Fieberhaft suchen Perry Rhodan und seine Gefährten nach einer Möglichkeit des Weiterflugs – und dabei geraten sie in die Wirkungszone der 73. EISZEIT!

Die Hauptpersonen des Romans

Zseht-Agberat-Ly – General der Guru-Streitkräfte.

Berra – 1. Kanonier eines Panzerforts.

Captain Don Redhorse – Kommandant der C-11.

Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.

Icho Tolot – Ein abenteuerlustiger Haluter, der sich Perry Rhodan angeschlossen hat.

Melbar Kasom – Mory Rhodan-Abros Leibwächter.

Gucky und Gecko

1.

Alles war grün.

Die Felsformationen, die Urwälder, die buschbestandene Hochebene, auf der die CREST II seit zwei Tagen terranischer Zeitrechnung stand, und die Hände von Captain Don Redhorse, wenn er sie gegen den Kunsthimmel hob, um sie zu betrachten. Es schien, als sei die Umwelt von einem Ausschlag befallen, von einer Schicht hauchdünner Flechten, die ausnahmslos grün waren.

Bisher hatte Grün zu den bevorzugten Farben von Captain Don Redhorse gehört, doch jetzt war er sicher, dass er – sollten sie jemals zur Erde zurückkommen – den Anblick einer Wiese verabscheuen würde. Die CREST II war in ein grünes Tauchbad geraten, und niemand schien sie daraus befreien zu können.

Redhorse stand in einer offenen Hangarschleuse der CREST II und blickte hinaus auf ein Land, das der Albtraum eines wahnsinnigen Malers zu sein schien. Redhorse wusste, dass eine Schwerkraft von genau 1,01 Gravos ihn an der Innenseite einer Schale von etwa 9800 Kilometer Durchmesser hielt. Er klebte wie eine Fliege in einer Zentrifuge auf dem Boden einer Hohlwelt.

Redhorse atmete tief ein, er atmete grüne Luft. Wenn es hier einen Teufel gab – und Redhorse schwor darauf – dann war er bestimmt grün.

Neben Redhorse entstand ein Geräusch. Träge blickte der Captain in den Innenraum des Hangars. Die Temperatur betrug konstant plus 32 Grad. Auch für einen direkten Nachkommen der Cheyenne-Indianer war dies ausgesprochen warm.

»Wonach halten Sie Ausschau?«, erkundigte sich Captain Sven Henderson, der aus dem Halbdunkel des Hangars trat.

Redhorse betrachtete ihn mit einer Mischung aus Geduld und leichter Gereiztheit.

»Bei allen Planeten«, sagte er. »Sie haben grüne Augen, Sven.«

»Blau«, korrigierte Henderson gequält. »Sie sind blau, Häuptling.«

Redhorse machte eine alles umfassende Geste.

»Etan rani hon«, sagte er feierlich.

»Heißt das, dass Sie mich skalpieren möchten?«, erkundigte sich Henderson misstrauisch.

»Das ist ein altes indianisches Sprichwort. Auf unsere Situation angewandt, bedeutet es soviel wie: Grün ist die Hoffnung!«

Henderson sagte beiläufig: »Wir haben einen Auftrag erhalten. Die Verantwortlichen in der Zentrale haben sich dazu entschlossen, zwei Kaulquappen auf Erkundungsflug zu schicken. Sie werden die C-Elf fliegen, ich habe das Kommando an Bord von C-Achtzehn.«

Redhorse verschränkte die Arme über der Brust. Vor knapp fünf Tagen terranischer Zeitrechnung waren sie dem Zentrum der Hohlwelt entronnen. Diese Zeit hatte man an Bord dazu benutzt, alle Schäden auszubessern, die die Pseudowesen innerhalb des Raumschiffes verursacht hatten. Die gefährlichen Energiesauger, die die CREST II im Zentrum des Planeten Horror überfallen hatten, schienen auf dieser Ebene der Hohlwelt nicht zu existieren. Mit Schaudern dachte Redhorse daran zurück, wie die gewaltige CREST II als hilfloses Elementarteilchen den Energiekern umkreist hatte, der den absoluten Mittelpunkt dieses Kunstplaneten darstellte. Unter den gegebenen Bedingungen konnten sie sich glücklich schätzen, dass es ihnen gelungen war, durch den von Pol zu Pol führenden Schacht in die eiste Etage zu fliehen. Perry Rhodan hatte dieser Ebene den treffenden Namen Grün-Etage gegeben.

»Sie sagen ja gar nichts«, meinte Henderson enttäuscht.

»Wie kommt es, dass Sie Kurierdienste leisten?«, wollte Redhorse wissen. »Warum hat man mich nicht über Interkom informiert?«

»Meine Mitteilung ist inoffiziell«, erklärte Henderson. »Man wird Sie noch unterrichten.«

Redhorse kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Es muss doch einen Grund für diese plötzliche Entscheidung geben?«

Henderson, der 1,88 Meter maß und damit nur zwei Zentimeter kleiner als Redhorse war, nickte bedächtig. »Es gibt unerfreuliche Nachrichten«, sagte er ernst. »Sie erinnern sich daran, dass man die Justierungsstation innerhalb des zentralen Hohlraumes gefilmt hat. Es stehen daher genaueste Unterlagen über jene Sternenkonstellationen zur Verfügung, die man auf den großen Bildschirmen der Station beobachten konnte. Inzwischen wurden die Filmaufnahmen ausgewertet.«

Redhorse hob seinen Arm. »Lassen Sie mich raten«, bat er. »Wir sitzen wahrscheinlich nach wie vor irgendwo in der großen Leere fest.«

»Genau! Wir haben uns weder dem Andromedanebel noch unserer eigenen Milchstraße um ein einziges Lichtjahr genähert. Von der Galaxis trennen uns nach wie vor neunhunderttausend Lichtjahre, von Andromeda fünfhundertundfünfzigtausend Lichtjahre.«

»Aber wir haben doch eine gewaltige Entfernung zurückgelegt«, wandte Redhorse ein.

»Dreihunderttausend Lichtjahre«, sagte Henderson leichthin. »Horizontal zu den Grenzen des Andromedanebels.«

»Grün ist die Hoffnung!«, sagte Redhorse bitter.

»In der Zentrale gibt es bereits eine neue Theorie«, fuhr Henderson fort. »Man nimmt an, dass es rings um den Andromedanebel eine große Zahl planetarischer Auffangstationen gibt, die alle etwa fünfhundertundfünfzigtausend Lichtjahre von unserer benachbarten Milchstraße entfernt sind. Wir haben nichts getan, als von einer Station zur anderen zu springen – vom Regen in die Traufe.«

»Tolot behauptete doch, er hätte die Justierungsstation im Twin-System so eingestellt, dass wir im Sonnensechseck-Transmitter im Zentrum der Milchstraße herauskommen würden«, erinnerte sich Redhorse.

»Das behauptet er immer noch«, knurrte Henderson. »Der Haluter beteuert, dass er sich nicht geirrt hat. Jetzt nimmt man an, dass im entscheidenden Augenblick jemand die Justierung geändert haben könnte.«

»Captain Redhorse und Captain Henderson!«, hallte eine Stimme durch den Hangar. »Bitte kommen Sie in die Zentrale!«

Henderson deutete eine Verbeugung an.

»Und nun«, sagte er voller Pathos, »werden wir höchst offiziell in die grünste aller Höllen hinausgeschickt.«

*

Rhodan zeigte mit dem Daumen der rechten Hand nach oben, dorthin, wo sich die obere Polkappe der CREST II befand. Sein hageres Gesicht drückte nicht aus, was ihn bewegte. Nur die feinen Linien um den Mund deuteten an, dass Rhodan in den letzten Tagen sich nur wenig Ruhe gegönnt hatte.

»Wir müssen bis zur Oberfläche dieses Planeten vorstoßen, um uns ein Bild von der gesamten Transmitterstation machen zu können«, sagte er. »Das hört sich einfach an, aber wir wissen alle, dass wir uns im Augenblick in einer aussichtslos erscheinenden Lage befinden. Unsere vordringlichste Aufgabe muss es jetzt sein, die Grün-Etage zu erforschen, um Hinweise über den Aufbau der Hohlwelt zu erhalten. Unter Umständen stoßen wir vielleicht auf Leben.«

Redhorse und Henderson betraten die Zentrale. Rhodan begrüßte sie mit einem Kopfnicken. Die Mutanten waren im Kommandoraum des 1500 Meter durchmessenden Raumschiffes versammelt. Die beiden Mausbiber, Gucky und Gecko, hatten in vorsichtigen Versuchen feststellen müssen, dass auch in der ersten Ebene Teleportersprünge unmöglich waren. Der Einfluss des Energiekerns im Hohlraum des Planeten war zu stark. Das bedeutete, dass die Teleporter praktisch hilflos waren. Wenn sie nicht in den gefährlichen Einflussbereich des Zentrums geraten wollten, mussten sie auf Teleportation verzichten.

»Wir haben vor, Sie beide zu einem Erkundungsflug auszuschicken«, sagte Rhodan zu den beiden Offizieren. »Sie werden mit zwei Kaulquappen starten. Das bedeutet allerdings nicht, dass Sie in verschiedenen Richtungen suchen werden. Das wäre zu riskant. Deshalb werden beide Beiboote zusammenbleiben.«

Rhodan wandte sich den Bildschirmen der Außenübertragung zu.

»Es wird nicht einfach sein, die Kaulquappen durch diese Landschaft zu fliegen«, sagte er. »Ich verlasse mich ganz auf Ihr Können. Sie hatten inzwischen Gelegenheit, unsere nähere Umgebung persönlich zu beobachten. Daher wissen Sie, dass die gigantischen Felsformationen bis zum Kunsthimmel emporragen. Sie dienen als Pfeiler. Überall gibt es riesenhafte Tunnels. Verschiedene dieser seltsamen Gebirge liegen so dicht nebeneinander, dass man sie nur mit äußerster Vorsicht umfliegen kann.«

»Gut, Sir«, nickte Henderson. »Wie weit sollen wir in die erste Ebene vorstoßen?«

»Das bleibt Ihnen überlassen. Sollte es sich als ungefährlich erweisen, können Sie die Grün-Etage umrunden. Sobald Sie jedoch auf irgend etwas stoßen, was das Vorhandensein intelligenten Lebens möglich erscheinen lässt, müssen Sie sofort die CREST benachrichtigen.«

Redhorse blickte durch die Zentrale. Hier gab es eine Vielfalt von Farben. Während des bevorstehenden Fluges würden sie über einer Landschaft dahingleiten, wo alles grün war. Redhorse ertappte sich dabei, wie seine Finger nervös mit den Jackenaufschlägen spielten. Im Laufe seines Lebens war er oft auf fremden Planeten gewesen. Diesmal jedoch war alles anders. Diese Hohlwelt glich einer überdimensionalen Vernichtungsmaschinerie. Unzählige Fallen standen für jeden Eindringling bereit. Redhorse fragte sich im stillen, wie weit Henderson und er kommen würden, ohne in Schwierigkeiten zu geraten.

*

Inmitten der Geisterlandschaft wirkte selbst der vertraute Anblick der von Henderson kommandierten Kaulquappe fremdartig. Redhorse hatte den Eindruck, dass die Beiboote durch ein grünes Meer flogen. Er konzentrierte sich auf den Bildschirm direkt über seinem Sessel. Die C-18 befand sich etwa eine Meile schräg vor der C-11. Obwohl sich die Felsnadeln nach oben hin verjüngten, hielten sich beide Kaulquappen ziemlich dicht über dem Boden. Nur so war es möglich, zwischen ausgedehnten Urwäldern und aufgetürmten Felsen Einzelheiten zu erkennen. Die Außentemperatur betrug nach wie vor plus 32 Grad Celsius. Leichter Wind strich über das Land. Für Redhorse war es der unwirklichste Flug, an dem er je teilgenommen hatte. Er war sicher, dass dies auch für alle anderen Besatzungsmitglieder galt.

»Wie sieht es bei Ihnen aus, Häuptling?«, erklang Hendersons Stimme, mit dem er in direkter Funkverbindung stand.

»Immer gleich«, gab Redhorse zurück. »Es ist ein Märchenland, aber wahrscheinlich sind seine Bewohner – falls es sie gibt – alles andere als märchenhaft.«

Captain Redhorse sah, wie die C-18 durch einen kilometerbreiten Spalt flog. Er gab dem Piloten Anweisung, der C-18 zu folgen. Sie gelangten in ein ausgedehntes, von Urwäldern bewachsenes Tal. In unregelmäßigen Abständen ragten auch hier Felssäulen in den Kunsthimmel hinauf, von denen jede einzelne einige hundert Meter dick war. Die Gebirge, von denen das Tal umgeben wurde, verschwanden zum Teil in einer grünlichen Dunstschicht. Redhorse sah Schluchten, gegenüber denen der berühmte Grand Cañon auf der Erde ein harmloser Graben war. Der Offizier hatte längst erkannt, dass es nicht möglich war, dieses Land völlig zu erforschen. Kleinere Bauwerke oder Ansiedlungen würden sie zwangsläufig übersehen. Vielleicht hatten sie schon Anzeichen fremder Zivilisationen überflogen, ohne es zu bemerken. In regelmäßigen Abständen informierte Henderson die in der Zentrale der CREST II gespannt wartenden Männer.

Ein Blick auf die Kontrollen zeigte Redhorse, dass sie sich erst vierzig Meilen von der CREST II entfernt hatten. Das ständig wechselnde Bild der Landschaft führte zu der Illusion, eine weitaus größere Entfernung überwunden zu haben.

Beide Kaulquappen flogen mit eingeschalteten Schutzschirmen, um einem unverhofften Angriff nicht sofort zum Opfer zu fallen. Voll Unbehagen dachte Redhorse an die geringe Geschwindigkeit, mit der sie sich bewegten.

Die C-18 steuerte etwas weiter nach rechts. Redhorse blieb mit seinem Beiboot ungefähr in der Mitte des Tales. Die empfindlichen Ortungsgeräte waren eingeschaltet, alle Beobachtungsstationen suchten die Landschaft ab. Wenn die Theorie zutraf, dass der Planet Horror eine riesige Falle darstellte, dann musste es auch auf dieser Ebene irgend etwas geben, was den Besatzungsmitgliedern der CREST II gefährlich werden konnte. Redhorse versuchte sich vergeblich vorzustellen, was in dieser gespenstischen Landschaft auf sie warten mochte. Es erschien ihm jedoch unwahrscheinlich, dass die Grün-Etage völlig harmlos war. Das hätte allen bisher gemachten Erfahrungen widersprochen.

In Höhe des Talausganges hatte Redhorse mit der C-11 zur C-18 aufgeschlossen. Eine halbe Meile voneinander entfernt flogen sie jetzt in gerader Linie dahin. Redhorse sah, wie auf dem Bildschirm eine Ebene sichtbar wurde, die in die Unendlichkeit zu führen schien. Meilen von den Kaulquappen entfernt, ragte ein gewaltiges Felsmassiv in den Kunsthimmel. Außer den Felsstützen, die überall anzutreffen waren, schien das Massiv die einzige Erhöhung der Ebene zu sein. Redhorse vermutete jedoch, dass es trotzdem Schluchten und Höhlen im Boden gab.

Sie näherten sich dem Felsmassiv, das nach Redhorses vorsichtiger Schätzung mindestens sechzig bis siebzig Meilen breit war. Plötzlich wurde Redhorse stutzig. Es schien ihm, als seien verschiedene Felsen innerhalb des Riesengebirges von unnatürlicher Regelmäßigkeit.

Er kniff die Augen zusammen, als könnte das seine Sehschärfe erhöhen. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Die gleiche nervöse Spannung, die ihn schon beim Verlassen der CREST II ergriffen hatte, kehrte mit einem Schlag zurück.

In diesem Augenblick sagte Captain Sven Henderson: »Ich werde verrückt! Es ist eine Festung.«

*

Redhorse schnellte vom Sessel hoch und manipulierte an den Schaltungen des Bildschirmes. Die C-18 hatte wieder einen Vorsprung von mehreren hundert Metern, so dass es durchaus möglich war, dass Henderson bereits Einzelheiten erkennen konnte.

»Eine Festung?«, wiederholte Redhorse.

»Eine Felsenstadt«, erklärte Henderson schrill. Redhorse spürte die Erregung des Offiziers. »Das ganze Gebirge ist eine gigantische Stadt.«

Redhorse zwang sich zu ruhigem Denken. Er hatte damit gerechnet, dass sie hier auf Dinge stoßen würden, für die es keine Erklärung gab. Eine Festung erschien ihm trotz aller Fremdartigkeit irgendwie vertraut. Solche Bauwerke gab es schließlich auch auf anderen Welten, wenn sie auch nicht so gewaltig waren. Gleichzeitig erwachte Redhorses Misstrauen. Wenn Henderson sich nicht täuschte, musste es hier intelligente Lebewesen geben – zumindest aber gegeben haben.

Endlich war die C-11 dicht genug heran, so dass auch Redhorse Einzelheiten erkennen konnte. Während Captain Henderson einen Bericht an die CREST II durchgab, konzentrierte Redhorse seine Aufmerksamkeit auf die fremde Stadt.

Bigtown im Twin-System war eine große Stadt und bedeckte einen ganzen Kontinent. Trotzdem musste sie einem objektiven Beobachter klein und unbedeutend gegen diese Festung erscheinen. In ihrer vertikalen Ausdehnung reichte die Felsenstadt bis zum Kunsthimmel hinauf. Redhorse erkannte jetzt dicht nebeneinander stehende Felsnadeln, zwischen denen Tausende von Tunnels und Höhlen hindurchführten. Wahrscheinlich gab es zahlreiche künstlich geschaffene Räume, die alle innerhalb eines ganzen Komplexes von massiven Stützpfeilern ruhten. Es gab keine Gebäude. Rund um die Festung zogen sich weite Grabenanlagen. Redhorse sah dort unten Bewegung. Riesenhafte Ungeheuer oder auch Roboter, die sich innerhalb der Gräben aufhielten, schienen sie zu verursachen. Sollten sie die Felsenstadt vor einem Angriff schützen?

Die Ebene rund um das Gebirge war von Millionen Kratern zerklüftet, die aussahen, als seien sie durch Explosionen entstanden.

»Was halten Sie davon, Captain?«, fragte Wynd Lassiter, der als Pilot fungierte.

Die Stimme ließ Redhorse aufschrecken, so sehr hatte er sich in den Anblick der unheimlichen Stadt vertieft.

»Tata«, sagte er. »Das ist Tata, die Geisterstadt in den Wolken, von der meine Vorfahren geträumt haben.«

»Kein menschliches Gehirn kann sich während eines Traumes so etwas ausdenken«, meinte Lassiter mit einer gewissen Ehrfurcht in der Stimme.

Hendersons Stimme kam aus dem Lautsprecher. »Ich habe Perry Rhodan informiert. Er startet sofort mit der CREST und kommt hierher. Er hofft, dass wir hier Informationen erhalten können.«

»Dämonen wohnen in Tata«, sagte Redhorse. »Böse Geister mit starken Waffen. Sie beherrschen Blitz und Donner und reiten auf Flammenpferden.«

Von diesem Augenblick an hieß die Festung Tata, die Geisterstadt.

»Wir könnten in die Festung fliegen«, sagte Henderson. »Zwischen manchen Stützen ist der Abstand groß genug, um eine Kaulquappe durchzulassen.«

»Ich bin dafür, auf Rhodan zu warten«, schlug Redhorse vor. »Betrachten Sie sich einmal die Oberfläche der Ebene rund um die Stadt. Hier scheinen oft heftige Kämpfe zu toben.«

»Die Krater?«, fragte Henderson. »Sie können auch anders entstanden sein.«

Redhorse schüttelte den Kopf, obwohl Henderson das nicht sehen konnte.

»Schauen Sie sich Tata einmal genau an, Captain«, empfahl er Henderson. »Überall gibt es zusätzlich Festungswälle, die keinen anderen Zweck als den der Verteidigung haben können. In den vorderen Stützpfeilern kann man ebenfalls Krater erkennen, die wahrscheinlich von Granaten geschlagen wurden. Die Stadt ist in ihren Außenbezirken überall gepanzert.«

»Ich glaube, Sie könnten recht haben«, stimmte Henderson zögernd zu.

»Natürlich habe ich recht«, versetzte Redhorse mit Nachdruck. »Aus diesen Beobachtungen kann man schließen, dass sich die Bewohner dieser Etage nicht gerade freundlich gesinnt sind. Sie tragen offenbar heftige Kriege aus.«

»Woher sollen die Angreifer kommen?«, wollte Henderson wissen. »Es gibt nur Tata – und sonst nichts.«

Darauf wusste auch Don Redhorse im Augenblick keine Antwort. Er war jedoch sicher, dass sie bald eine Erklärung finden würden.