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Mit einer kleinen Space-Jet fliegen sie los - zurück in den Hexenkessel von Andro-Beta Das Jahr 2402 steht im Zeichen terranischen Vordringens in Richtung Andromeda. Obwohl noch kein Raumantrieb entwickelt wurde, mit dessen Hilfe die Terraner den gewaltigen Abgrund zwischen den Galaxien überbrücken können, befinden sich Perry Rhodan und seine Leute bereits im Andro-Betanebel, im Vorfeld von Andromeda. Transmitterstationen der mysteriösen Meister der Insel, der Herren Andromedas, haben ihr kühnes Vordringen ermöglicht. Das "Unternehmen Brückenkopf" hat sich bisher als äußerst riskant erwiesen - wie schon so vieles, das die Terraner seit der Zeit unternahmen, da sie in den Weltraum vorstießen. Perry Rhodans Flaggschiff, die CREST II, wurde aufgebracht - und um ein Haar hätten die Herren Andromedas die Identität der Eindringlinge erfahren, wenn nicht Lordadmiral Atlan schnelle Gegenmaßnahmen getroffen hätte. Durch die Ankunft des terranischen Nachschubgeschwaders vergrößerte sich die Gefahr der Entdeckung noch. Aber auch diesmal war es Atlan, der einen Ausweg fand: das Versteck auf Arctis, dem Eisplaneten! Arctis gewährte den Terranern nur eine kurze Verschnaufpause - bis zu dem Tage, da die für tot gehaltenen Mobys durch ein Signal zu gespenstischem Leben erwachten und ihr Werk der Vernichtung begannen. Es ist klar, daß unter diesen Umständen die Fortführung des "Unternehmens Brückenkopf" illusorisch geworden ist. Perry Rhodan gibt daher seinen Flotteneinheiten den Befehl, sich aus der Gefahrenzone abzusetzen. Einige Freiwillige kehren jedoch in den Hexenkessel Andro-Beta zurück. Unter diesen wagemutigen Männern sind die FÜNF VON DER CREST...
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Nr. 241
Fünf von der Crest
Mit einer kleinen Space-Jet fliegen sie los – zurück in den Hexenkessel von Andro-Beta ...
von WILLIAM VOLTZ
Das Jahr 2402 steht im Zeichen terranischen Vordringens in Richtung Andromeda. Obwohl noch kein Raumantrieb entwickelt wurde, mit dessen Hilfe die Terraner den gewaltigen Abgrund zwischen den Galaxien überbrücken können, befinden sich Perry Rhodan und seine Leute bereits im Andro-Betanebel, im Vorfeld von Andromeda. Transmitterstationen der mysteriösen Meister der Insel, der Herren Andromedas, haben ihr kühnes Vordringen ermöglicht.
Das »Unternehmen Brückenkopf« hat sich bisher als äußerst riskant erwiesen – wie schon so vieles, das die Terraner seit der Zeit unternahmen, da sie in den Weltraum vorstießen.
Perry Rhodans Flaggschiff, die CREST II, wurde aufgebracht – und um ein Haar hätten die Herren Andromedas die Identität der Eindringlinge erfahren, wenn nicht Lordadmiral Atlan schnelle Gegenmaßnahmen getroffen hätte.
Durch die Ankunft des terranischen Nachschubgeschwaders vergrößerte sich die Gefahr der Entdeckung noch. Aber auch diesmal war es Atlan, der einen Ausweg fand: das Versteck auf Arctis, dem Eisplaneten!
Arctis gewährte den Terranern nur eine kurze Verschnaufpause – bis zu dem Tage, da die für tot gehaltenen Mobys durch ein Signal zu gespenstischem Leben erwachten und ihr Werk der Vernichtung begannen.
Es ist klar, dass unter diesen Umständen die Fortführung des »Unternehmens Brückenkopf« illusorisch geworden ist. Perry Rhodan gibt daher seinen Flotteneinheiten den Befehl, sich aus der Gefahrenzone abzusetzen.
Die Hauptpersonen des Romans
Captain Don Redhorse – Mit einer Space-Jet kehrt er in den Hexenkessel von Andro-Beta zurück.
Whip Gilliam – Besatzungsmitglied der SJ-4C.
Olivier Doutreval – Funker der SJ-4C.
Chard Bradon – Ein Offiziersanwärter, der sich abzumelden vergisst.
Brazos Surfat – Don Redhorse holt den Korporal aus der Arrestzelle.
Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.
Mister Jefferson
1.
Mit einem Ruck stieß Captain Don Redhorse die Kabinentür auf. Vor ihm, auf einem einfachen aber sauberen Bett, lag Sergeant Whip Gilliam. Gilliam hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte gegen die Decke.
»Hallo, Captain!« Er hatte die Begrüßung fast gemurmelt, als wollte er auf diese Weise zeigen, dass er müde und an Gesprächen nicht interessiert war.
»Es gibt Arbeit, Whip«, sagte Redhorse und lehnte sich gegen den Türrahmen. Der Captain war groß und sehnig. Sein hartes Gesicht mit der Hakennase zeigte deutlich, dass er indianischer Abstammung war.
Whip Gilliam zog die Hände hinter dem Kopf hervor und blickte Redhorse an. Ein aufmerksamer Beobachter konnte erkennen, dass Gilliam nur noch ein echtes Auge besaß – und Redhorse war ein aufmerksamer Beobachter.
»Es kommt selten vor, dass ich für irgendwelche Arbeiten ausgewählt werde«, stellte Gilliam leidenschaftslos fest.
»Vielleicht weiß niemand Ihre Qualitäten zu schätzen«, meinte Redhorse gedehnt.
Gilliam grinste, schwang seine langen, mageren Beine aus dem Bett und stand auf. Er war fast so groß wie Redhorse. Redhorse schaute zu, wie sich Gilliam langsam durch die Kabine bewegte und schließlich vor dem Warmwasserzubereiter haltmachte. Als der Sergeant sich bückte, traten seine Rückenmuskeln hervor. Redhorse hörte das Wasser aus dem Zapfhahn strömen. Gilliam ließ einen Becher vollaufen und trank. Dann erst blickte er wieder zur Tür.
»Was soll's denn sein?«, fragte er.
»Ein Ausflug«, erwiderte Redhorse. »Mit einer Space-Jet.«
Gilliam begann sich unter der rechten Achselhöhle zu kratzen. »Im Raum von Andro-Beta wimmelt es von tollgewordenen Mobys, Sir.«
»Das stimmt«, gab Redhorse zu. »Außerdem schwirren die Schiffe der Blaurüssel zu Tausenden herum.«
Gilliam zerknüllte den Becher und warf ihn in den Abfallschacht. Redhorse bewegte sich nicht. Whip Gilliam war kein Mann, der sich drängen ließ. Natürlich hätte Redhorse ihm den Befehl zum Mitkommen geben können, doch Gilliam war nur halb soviel wert, wenn er etwas nicht freiwillig tat.
»Also gut, Sir«, knurrte Gilliam schließlich. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn's soweit ist.«
Redhorse lächelte und schloss die Tür. Gemächlich ging er an den einzelnen Kabinen vorbei. Wenn Redhorse eine Mannschaft zusammenstellte, dann tat er das auf ungewöhnliche Art. Nicht immer besaßen Redhorses Begleiter einen guten Ruf, doch das kümmerte den Cheyenne wenig.
Als Redhorse abermals vor einer Kabine anhielt, stieß er nicht einfach die Tür auf, sondern klopfte behutsam an. Erst als ihn eine Stimme zum Eintreten aufforderte, öffnete er und trat ein.
Ein kleiner, schwarzhaariger Mann, der lesend am Tisch saß, sprang auf und salutierte, als er Redhorse erkannte.
»Captain!«, stieß er hervor. »Es ist eine Freude, Sie hier zu sehen.«
»Danke«, lächelte Redhorse. Er wusste, dass Olivier Doutreval ein höflicher Mann war und viel Wert darauf legte, höflich behandelt zu werden. Doutreval war schwarzhaarig und wirkte gepflegt. Nur in den schwarzen Augen des Mannes lag etwas verborgen, das davor warnte, in ihm nur einen gutaussehenden Mann zu sehen.
»Nehmen Sie doch Platz, Captain«, forderte Doutreval seinen Besucher auf.
Ohne Hast ließ sich Redhorse nieder. Er streckte die Beine unter den Tisch und wartete, bis Doutreval ihm den unvermeidlichen Kaffee gebracht hatte.
Schließlich sagte Redhorse: »Ich möchte, dass Sie mir helfen, Olivier.«
»Aber natürlich. Sie wissen, dass Sie immer mit mir rechnen können, Captain«, sprudelte der Funker hervor.
Redhorses hageres Gesicht blieb ausdruckslos. »Es handelt sich um eine schwierige Aufgabe, bei der ich nur Männer brauchen kann, auf die ich mich vollkommen verlassen kann. Sie sind ein solcher Mann, Olivier.«
Doutreval war viel zu erfahren, um zu zeigen, dass ihn die Worte des Captains erfreuten. So fragte er nur: »Wobei kann ich Ihnen helfen, Captain?«
»Wir müssen nach Andro-Beta zurück«, sagte Redhorse langsam. »Mit einer Space-Jet.«
Olivier Doutreval stieß einen leisen Pfiff aus. Nach Redhorses Meinung sprach es nicht gegen Doutreval, dass dieser sich zurücklehnte und mit geschlossenen Augen nachdachte. Jeder vernünftige Mann überlegt es sich zweimal, bevor er sein Leben riskiert.
»Das kann ziemlich wild werden, Sir«, bemerkte der Funker nach einer Weile.
»Ich dachte, das gefällt Ihnen«, sagte Redhorse.
Doutreval zeigte seine makellos weißen Zähne. Da wusste der Captain, dass Olivier Doutreval mitmachen würde. Die folgenden Minuten blieb er nur noch aus Höflichkeit bei Doutreval. Sie sprachen über belanglose Dinge, bevor Redhorse die Kabine des Funkers wieder verließ.
Redhorse benutzte den nächsten Antigravschacht zum Versorgungslager. Als er das Waffenmagazin betrat, traf er Major Bernard inmitten von halbleeren Munitionskisten an.
»Guten Tag, Major«, grüßte Redhorse freundlich, »Machen Sie Inventur?«
Von allen Menschen, die Bernard zu sehen wünschte, war Redhorse der letzte.
»Woher wollen Sie wissen, dass jetzt Tag ist?«, knurrte er Redhorse an. »Und selbst wenn Ihre Unterstellung zuträfe – warum sind Sie so sicher, dass es ein guter Tag ist?«
»Ihr fröhlicher Gesichtsausdruck hat mich zu dieser Feststellung bewogen, Major«, erklärte Redhorse. »Darf ich Sie jetzt bitten, mir über den Verbleib Ihres Assistenten Chard Bradon Auskunft zu geben?«
»Reden Sie immer so geschwollen?«, erkundigte sich Bernard gereizt.
»Nur beim Umgang mit höhergestellten Offizieren, Sir«, sagte Redhorse respektvoll.
»Bradon ist in der Kleiderkammer«, sagte Bernard bereitwillig.
Redhorse setzte sich in Bewegung. »Versuchen Sie nicht, ihn auszunehmen!«, rief Bernard ihm nach. »Sie bringen ihn nur in Schwierigkeiten, wenn Sie ohne Abforderungsschein irgend etwas bei ihm herausholen.«
»Ja, Sir«, seufzte Redhorse.
Captain Don Redhorse fand Bernards Assistenten beim Sortieren von Uniformjacken. Bradon war ein junger Mann von vierundzwanzig Jahren, und die Arbeit, die Major Bernard ihm übertragen hatte, schien ihm keinen besonderen Spaß zu machen.
»Verwechseln Sie die einzelnen Größen nicht, Chard«, sagte Redhorse anstelle einer Begrüßung. Bradon ließ das Kleiderpaket aus seinen Händen fallen und ging auf Redhorse zu. Sein Gesicht rötete sich.
»Captain!«, rief er. »Wie ist es möglich, dass der Major Sie ohne Sonderbewachung zu mir lässt?«
»Wahrscheinlich ist er der Überzeugung, dass mein Bedarf an Einheitshosen der Solaren Flotte hinreichend gedeckt ist«, antwortete Redhorse lächelnd. »Chard, hätten Sie Lust, diesen Laden für ein paar Tage zu verlassen?«
»Jip-Jip-Jip!«, schrie Bradon. »Entschuldigen Sie die Frage, Sir: sind Sie ein Engel?«
»Vielleicht halten Sie mich für das Gegenteil, bevor wir zurückkommen«, sagte Redhorse. »Wir starten mit einer Space-Jet zu einem gefährlichen Unternehmen.«
»Ist die Mannschaft schon komplett, Sir?«, fragte Bradon.
»Einer fehlt noch«, sagte Redhorse.
»Wer ist das, Sir?«
»Brazos Surfat«, antwortete Redhorse ruhig.
Chard Bradon richtete seine Blicke dorthin, wo sich auf der Erde der Himmel befindet und stieß hervor: »Ach du meine Güte!«
Redhorse grinste und wollte davongehen. Am Eingang der Kleiderkammer hielt ihn Bradons Stimme auf.
»Sir«, sagte der Junge verlegen, »da wäre noch etwas ...«
Redhorse kniff die Augen zusammen. »Heraus damit!«, forderte er. »Wenn Sie Angst um Ihr Leben haben, ist es sinnlos, dass Sie uns begleiten.«
»Es geht nicht um mich«, versicherte Bradon hastig. »Es handelt sich um das Ei, Sir.«
»Hm«, machte Redhorse. »Das hätte ich mir eigentlich denken können. Ich hoffte, es wäre inzwischen ausgebrütet oder zerbrochen.«
Chard Bradon formte mit den Händen ein imaginäres Ei von respektabler Größe. »Bisher ist jedoch nichts passiert.«
»Vielleicht ist das Ei taub, dann kommt nie etwas heraus«, meinte Redhorse geduldig. »Immerhin warten Sie jetzt schon sieben Monate auf das Ausschlüpfen eines fremden Wesens.«
»Das ist es ja, Sir!«, rief Bradon verzweifelt. »Sieben Monate warte ich jetzt. Undenkbar, wenn ich ausgerechnet nicht an Bord der CREST wäre, wenn das Ding aus dem Ei kommt.«
Redhorse hob abwehrend beide Hände. »Zum Teufel damit, Chard. Sie wissen überhaupt nicht, ob etwas Lebendes in dem Ei ist.«
»Ich fühle es, Sir«, sagte Bradon erregt. »Irgend etwas in meinem Innern«, er tippte mit einem Zeigefinger gegen seine Brust, »gibt mir die Sicherheit, dass ich nicht umsonst warte.«
Mit einer gewissen Bewunderung starrte Redhorse auf den Mann, der sieben Monate lang auf die Geburt irgendeines Monstrums wartete und sich seiner Sache immer noch sicher war.
»Es ist ein ganz gewöhnliches Ei, Chard«, versuchte es der Captain abermals. »Sie haben es irgendwo auf Horror gefunden. Es spricht gegen jede Vernunft, dass noch etwas darin lebt.«
Chard Bradon war ein vernünftiger Bursche, aber nur solange, wie man dieses Ei in Ruhe ließ, das er seit Monaten mit sich herumschleppte. Diese Erfahrung musste jetzt auch Redhorse machen.
»Ich begleite Sie gern, Sir«, sagte Bradon. »Aber ich muss die Bedingung daran knüpfen, dass ich das Ei mitnehmen darf.«
»Mitnehmen?«, hauchte Redhorse. »Sie wollen dieses Ding mit in die Space-Jet schleppen? Hören Sie, Chard! Legen Sie es unter einen Röntgen-Apparat, und Sie werden innerhalb von Sekunden wissen, dass nichts in seinem Innern ist, was diese Umstände wert wäre.«
Chard Bradon versteifte sich. »Röntgenstrahlen?«, fragte er empört. »Wissen Sie überhaupt, was Sie da verlangen, Sir? Die Strahlen können dem keimenden Leben gefährlich werden.«
Redhorse stöhnte, aber er sah ein, dass Bradon in dieser Hinsicht nicht beizukommen war.
»Nun gut«, knurrte er. »Bringen Sie dieses ... dieses keimende Leben mit in die Jet. Verstecken Sie es aber irgendwo, damit ich nicht in den Verdacht komme, an diesem irrsinnigen Versuch beteiligt zu sein.«
»Ja, Sir«, stieß Bradon glücklich hervor. »Ich werde die Tausend-Watt-Lampe rechtzeitig installieren, damit das Ei nicht ohne Wärme ist.«
In einer düsteren Vorahnung sah Redhorse den jungen Mann während des gesamten Fluges wie gebannt vor einem Brutkasten hocken und auf das Bersten der Eierschale warten.
Redhorse verließ die Kleiderkammer und ging mit einem kurzen Gruß an Major Bernard vorbei. Der Versorgungsoffizier würde noch früh genug erfahren, dass ihm Bradon für einige Zeit fehlen würde.
Redhorse gelangte durch den nächsten Antigravschacht in den oberen Teil des Flaggschiffes. Dort durchquerte er einige Gänge, bis er vor einer kleinen Kabine von einem Posten angehalten wurde.
»Halt, Sir!«, sagte der bewaffnete Sergeant. »Ohne Ausweis darf ich Sie nicht durchlassen.«
Redhorse kannte die Befehle des Mannes, aber er heuchelte Erstaunen.
»Warum so streng, Sergeant?«
Der Raumfahrer deutete mit dem Daumen auf die Kabinentür. »Surfat hat drei Tage Bordarrest. Während dieser Zeit darf er mit niemand sprechen.«
»Es sei denn«, fügte Redhorse hinzu, »er würde zu einem dringenden Sondereinsatz abberufen.«
Der Sergeant lachte schallend. »Wer wollte Brazos Surfat schon zu einem Sonderauftrag abberufen, Sir?«
»Ich, zum Beispiel«, eröffnete Redhorse und schob den Sergeant zur Seite. Bevor der verblüffte Mann etwas unternehmen konnte, hatte der Captain bereits die Kabinentür hinter sich geschlossen. Im Innern des kleinen Raumes war es vollkommen dunkel, doch Redhorse konnte das beinahe asthmatische Schnauben eines Mannes hören. Seine tastenden Hände fanden den Lichtschalter neben der Tür.
Das Licht flammte auf, und Redhorse sah einen unglaublich dicken Mann auf dem Bett liegen. Er war unrasiert. Seine Uniform sah aus, als hätte er darin geschlafen. Der Mann blinzelte und verzog unwillig das Gesicht.
»Ich will schlafen«, erklärte er mürrisch. »Meine Zeit ist noch nicht um.«
Schweigend ging Redhorse zum Waschbecken und zapfte einen Becher kaltes Wasser ab. Er schüttete dem Dicken die Flüssigkeit ins Gesicht. Prustend kam der Mann hoch. Mit aufgerissenen Augen starrte er Redhorse empört an. Schließlich richtete er sich ächzend und stöhnend auf die Beine.
»Gefängnis«, sagte Redhorse dozierend, »ist so ziemlich der größte Gefallen, den man Ihnen tun kann, Brazos. Ich an Oberst Rudos Stelle hätte Ihnen befohlen, das gesamte Oberdeck zu reinigen.«
Brazos Surfat wischte die Wassertropfen von seinem Doppelkinn und begann sein Hemd in den Hosenbund zu stopfen.
»Ich hatte eine kleine Meinungsverschiedenheit mit Leutnant Orson«, berichtete er. »Orson behauptet, ich hätte mir eine doppelte Hauptmahlzeit ergaunert.«
»Zum dritten Mal«, nickte Redhorse bekräftigend. »Nach zwei Verwarnungen bedeutet das eine dreitägige Arreststrafe. Lange genug, um die doppelte Mahlzeit zu verdauen.«
»Sie scheinen mich ebenfalls zu verkennen, Sir«, sagte Surfat bekümmert. »Den größten Teil meiner Lebensenergie muss ich damit verschwenden, ungläubige Menschen von meiner Ehrlichkeit, Treue und Aufrichtigkeit zu überzeugen.«
Redhorse hockte sich auf den Bettrand und schlug die Decke zurück. Eine fast vollständig geleerte Flasche kam zum Vorschein. Redhorse entkorkte sie und schnupperte am Flaschenhals.
»Und wieviel Energie gedenken Sie zu verschwenden, um mir begreiflich zu machen, dass Kaffee in dieser Flasche ist und kein Alkohol?«
Surfat kicherte. »Sie würden keinen unschuldigen, armen Mann verraten, Captain«, sagte er.
»Das kommt darauf an«, meinte Redhorse langsam.
Surfat kämpfte noch immer mit seiner Hose. Er blickte den Captain misstrauisch an, als ahnte er, dass ihm eine unangenehme Eröffnung bevorstand.
»Sie werden den Arrest unterbrechen und mit mir und einigen anderen Männern einen Spezialauftrag ausführen«, verkündete Redhorse.
»Ich bin Korporal«, sagte Surfat mit einer Stimme, als habe er einen beeindruckenden militärischen Rang inne. »Ich bin kein Spezialist, der irgendwelche besonderen Aufgaben durchführt. Es genügt mir, in aller Stille und Bescheidenheit meinen Vorgesetzten an Bord der CREST zu dienen, und ihr Dank ist mir Lohn genug. Mich gelüstet nicht ...«
»Brazos!«, unterbrach ihn Redhorses scharfe Stimme. »Sie werden mich begleiten.«
»Wenn Sie es sagen, Captain«, seufzte Surfat unglücklich.
»Wissen Sie überhaupt, was in den letzten Tagen passiert ist?«
»Nein«, gestand Brazos Surfat. »Ich habe fast nur geschlafen.«
»Wir haben den Eisplaneten Arctis nicht länger halten können«, berichtete Redhorse. »Da die Gefahr weiterer Angriffe durch Mobys bestand, und die Raumschiffe nicht mehr genügend STOG-Säure an Bord hatten, um die Ungeheuer zurückzuschlagen, mussten wir die Höhlen unter dem Eis verlassen. Sämtliche Schlupfwinkel wurden zerstört. Bei unserem Aufbruch wurde Andro-Beta noch immer von schweren Impulsstößen einer unbekannten Hyper-Station erschüttert. Trotz unserer empfindlichen Geräte war es uns unmöglich, den Standort des Senders anzupeilen.«
»Das verstehe ich nicht«, meinte Surfat erstaunt. Er zupfte an seinem verwildert aussehenden Bart. »Für unsere Funker müsste das doch eine Kleinigkeit sein.«
»Eben nicht. Die Fachleute stellten fest, dass es innerhalb Andro-Betas zahlreiche Echostationen geben muss, die die Hyperwellenflut der unbekannten Station nach allen Richtungen reflektieren. Eine Standortbestimmung ist deshalb innerhalb der kleinen Galaxis völlig unmöglich.«
»Das bedeutet, dass die Mobys weiterhin verrückt spielen«, warf Surfat ein.
Redhorse nickte zustimmend. »Außerdem tauchten ständig die eiförmigen Raumschiffe der Blaurüssel auf. Sie waren die einzigen, die von den Mobys unbehelligt gelassen wurden. Die Mobys griffen jeden Planeten an, auf dem Leben existieren konnte. Also verließen die fünf Superschlachtschiffe zusammen mit den sechs Großraumtransportern das ewige Eis des Planeten Arctis und starteten in den Raum.«
Surfat schluckte heftig. »Wenn man bedenkt, dass ich wahrscheinlich diesen gefährlichen Flug verschlafen habe ...«
»Es war gefährlich. Während wir starteten, wurde ein riesenhafter Moby geortet, der genau in das System von Alurins Stern steuerte. Die Transporter mit ihren Zusatztriebwerken konnten im letzten Augenblick fliehen. Um die anderen Schiffe zu decken, übernahmen die CREST und die IMPERATOR den Abwehrkampf gegen den angreifenden Moby.«
»Die CREST«, sagte Surfat unbehaglich. »Warum hat mich niemand geweckt?«
»Wir waren mit anderen Dingen beschäftigt. Vermutlich hat niemand daran gedacht, dass ein Mitglied der Besatzung unter Arrest stand. Es ist schließlich kein alltäglicher Fall.«
Man konnte Surfat ansehen, dass er keine Absicht hatte, anders als alltäglich zu sein.
»Wo befinden wir uns jetzt, Sir?«, erkundigte er sich.
»Innerhalb des Leerraums«, sagte Redhorse, »etwa fünfhundert Lichtjahre von den Grenzen Andro-Betas entfernt.«
»Verfolger, Sir?«
»Keine, zum Glück. Als wir in den Linearraum verschwanden, kümmerten sich weder Mobys noch Blaurüssel um uns.«
»Und was geschieht jetzt?«
Redhorse glättete die Decke. Er stand auf. Surfat verfolgte jede seiner Bewegungen.
»Wir kehren nach Andro-Beta zurück«, sagte der Cheyenne. »Mit einer Space-Jet. Wir werden jedoch nicht die einzigen sein. Acht weitere Jets werden starten. Kommandanten sind die Leutnants Orson, Eyseman und Nosinsky. Dazu kommen die Captains Kagato, Henderson und ich. Die drei übrigen Jets werden von Offizieren des USO-Schlachtschiffes IMPERATOR kommandiert.«
Brazos Surfat fuhr mit der Zunge über seine wulstigen Lippen. Seine Augen verschwanden fast hinter den Fleischwulsten seines Gesichtes.
»Glauben Sie wirklich, dass Sie einen einfachen Korporal bei dieser Aufgabe brauchen können, Captain?«