Perry Rhodan 2454: Schiff aus der Ewigkeit - Horst Hoffmann - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2454: Schiff aus der Ewigkeit E-Book und Hörbuch

Horst Hoffmann

4,0

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Beschreibung

Sie betreten den Obelisk-Raumere - in Blick in eine andere Welt Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Planeten der Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung. Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay - einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zumindest zu stören. Um dem drohenden Untergang der menschlichen Zivilisation etwas Massives entgegensetzen zu können, greift Rhodan zu einem wagemutigen Plan: Mit dem Raumschiff JULES VERNE reist er in die Vergangenheit rund zwanzig Millionen Jahre vor Beginn der Zeitrechnung, um zu beobachten, auf welche Weise damals die Entstehung einer Negasphäre verhindert wurde. Nachdem die Mission erfüllt ist, kehrt die J ULES VERNE wieder zurück in ihre Gegenwart - aufgrund einer Beschädigung landet sie jedoch nicht in der heimatlichen Milchstraße, sondern bleibt viele Millionen Lichtjahre entfernt in der Galaxis Tare-Scharm. Dort stößt Perry Rhodan auf ein Zweigvolk der geheimnisvollen Cynos und auf das SCHIFF AUS DER EWIGKEIT...

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Zeit:3 Std. 20 min

Sprecher:Gregor Höppner
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Nr. 2454

Schiff aus der Ewigkeit

Sie betreten den Obelisk-Raumer – ein Blick in eine andere Welt

Horst Hoffmann

Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Planeten der Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung. Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay – ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zumindest zu stören.

Um dem drohenden Untergang der menschlichen Zivilisation etwas Massives entgegensetzen zu können, greift Rhodan zu einem wagemutigen Plan: Mit dem Raumschiff JULES VERNE reist er in die Vergangenheit rund zwanzig Millionen Jahre vor Beginn der Zeitrechnung, um zu beobachten, auf welche Weise damals die Entstehung einer Negasphäre verhindert wurde.

Nachdem die Mission erfüllt ist, kehrt die JULES VERNE wieder zurück in ihre Gegenwart – aufgrund einer Beschädigung landet sie jedoch nicht in der heimatlichen Milchstraße, sondern bleibt viele Millionen Lichtjahre entfernt in der Galaxis Tare-Scharm. Dort stößt Perry Rhodan auf ein Zweigvolk der geheimnisvollen Cynos und auf das SCHIFF AUS DER EWIGKEIT …

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Unsterbliche sieht eine Möglichkeit, sich die Yakonto zu verpflichten.

Jorgo – Ein sehr spezieller Museumsführer.

Icho Tolot – Der Haluter begleitet die Expedition nach Tare-Scharm und begegnet alten Bekannten.

Castun Ogoras –

1.

Hyperraum

An Bord der LIRIO

»Du hast Angst davor«, sagte Perry Rhodan langsam, das dritte Wort besonders betont. »Angst vor der Wahrheit, die du vielleicht erfahren wirst.«

Castun Ogoras erwiderte seinen Blick, doch seine schmalen Augen, die den Terraner an die von Katzen erinnerten, waren nicht so klar wie sonst. Sie schienen getrübt, hinter Schleiern versteckt wie der Geist des Yakonto, seit sie unterwegs nach Thestos waren – und vielleicht zum großen, nie gelüfteten Geheimnis seines Volkes.

»Nein, Perry Rhodan, Ritter der Tiefe«, widersprach der Kommandant der LIRIO endlich. »Nein, das ist es nicht. Wir wissen bereits, dass mein Volk nicht als Helden in die Dienste der Ordnungsmächte hineingeboren worden ist. Dein Geschenk hat uns deutlich genug gezeigt, dass es sehr wohl eine Existenz vor der Zeit gab, als wir durch Terak Terakdschan für die Kosmokraten geworben wurden.«

Er lachte kurz und humorlos, das bassige, tiefe Lachen aller Yakonto.

Seine schlanke, obgleich für einen seiner Art ungewöhnlich kräftige Gestalt straffte sich, so als wolle sie sich gegen das wehren, was unweigerlich kommen musste. Die grüne Haut, soweit nicht von der martialisch anmutenden Einsatzmontur verdeckt, schillerte in allen Farben des grünen Spektrums, wenn sich die vielen Lichter der Zentrale darauf widerspiegelten. »Den … Ritter der Tiefe!«

Es klang bitter, und Rhodan wusste, warum.

Das Volk der Yakonto arbeitete und kämpfte seit ungezählten Jahrhunderten für die Kosmokraten und die Sache der Ordnung. Terak Terakdschan, der Gründer des kosmischen Ritterordens, hatte sie einst rekrutiert. Er hatte sie überzeugt durch seine hehren Ziele und Ideale, seine hohe Ethik und Moral – alles Dinge, die den neuen Verwaltern der Ordnungssache anscheinend gar nichts mehr bedeuteten.

Für diese großen Ideale zu kämpfen war der Lebensinhalt der Yakonto, die auf der Weißen Welt Evolux als Organisatoren, Verwalter sowie Militärs die oberste Position in der Rangordnung der Ordnungsdiener eingenommen hatten – bis vor rund 900 Jahren Dyramesch gekommen war.

Die neue Weltordnung der Kosmokraten teilte die tradierten Ziele nicht mehr. Unter der neuen Maxime der Effizienz lebten nicht mehr die Visionen eines Terakdschan und aller anderen Ritter der Tiefe, deren Namen bis in alle Ewigkeit überdauern würden. Die Diener des Kosmokraten kämpften nicht mehr, sondern verwalteten den Kampf gegen die Mächte des Chaos. Wo die Ritter der Tiefe mit Herz und Seele für Recht und Moral gefochten und geblutet hatten, taten sie es mit Tabellen und Zahlen, Gewinn und Verlust …

Die Zeit der Ritter der Tiefe schien vorbei zu sein, und die Yakonto fügten sich in ihr Los. Sie erledigten loyal ihre Arbeit, pflichtbesessen und verlässlich. Ihre Arbeit an den Blauen Walzen der Kosmokratendiener besaß allerhöchste Priorität, ein noch so winziger »Fehler« wäre für sie die größte denkbare Katastrophe gewesen.

Allerdings kam es letztlich doch anders, als die Ritter der Tiefe sich keineswegs als toter Orden erwiesen, sondern …

»Du bist ein Ritter, Perry Rhodan«, sagte Ogoras, bevor der Terraner etwas entgegnen konnte, »vielleicht der letzte. Aber in dir lebt die alte Moral des Terakdschan weiter. Du bist wie eine Flamme zu uns gekommen und hast uns gezeigt, dass die Hoffnung nie stirbt. Die Ziele und Ideale des Ordens können nicht falsch gewesen sein und auch nicht plötzlich außer Kraft gesetzt werden. Sie werden alle Dyrameschs überdauern und neue Blüten treiben. Und das zu wissen, mein Freund … gibt uns die Kraft, die Wahrheit zu ertragen, wie auch immer sie aussehen mag …«

Rhodan kniff leicht die Augen zusammen, als ihn ein allzu grell vor ihn hin projiziertes Holo blendete. Er sah nur kurz hin. Die LIRIO hatte eine weitere Hyperetappe beendet und orientierte sich im Normalraum. Es war bereits das dritte Mal seit ihrem Aufbruch. Am Ende würde eine Welt stehen, eine Drehscheibe des galaktischen Handels in Tare-Scharm, die aber mehr beherbergte als die merkantilen Schätze einer Galaxis.

»Was kann daran schlimm sein?«, fragte er, nachdem er die neuen Daten in sich aufgenommen hatte. »Du weißt, dass das Cypron-Amulett nicht lügt, Castun. Dein Volk existiert nicht erst seit zwei, sondern seit mindestens zwanzig Millionen Jahren. Es ist aus der Flotte der Feiglinge hervorgegangen, die nach einer anderen Zukunft suchte als der Finalen Schlacht und dem Kampf. Das war die Überzeugung und der Weg der Nega-Cypron, den sie für sich gewählt hatten. Sie haben sich dafür nicht geschämt, und ihr müsst es auch nicht tun. Sich seiner Bestimmung zu stellen, vermag mehr Mut zu kosten als ein Leben in Heldentum.«

»Natürlich!«, reagierte der Yakonto unerwartet heftig. »Es ist auch keineswegs Angst, die mir zu schaffen macht. Auch keine Scham oder wie immer du es nennen willst. Es ist nicht leicht, von heute auf morgen mit einem neuen Weltbild leben zu müssen! Es ist wie …« Er suchte nach Worten. »Stell dir vor, dir würde plötzlich eröffnet werden, dass du dein ganzes Leben lang ein falsches Bild von dir hattest … deiner Vergangenheit, deiner Herkunft …«

»Ich weiß.« Der Terraner zwang sich zu einem Lächeln. »Ja, ich weiß, Castun. Du wolltest es allerdings selbst. Es war deine Entscheidung und dein Wunsch. Niemand hat dich dazu gezwungen.«

»Es muss sein!«, sagte der Yakonto bestimmt. »Genau wie dein Kommen, sehen es einige von uns als eine Fügung an, dass unsere fernen Vorfahren vor zwanzig Millionen Jahren nach einem Raumschiff von der Form eines Obelisken gesucht haben, weil sie annahmen, dort eine Antwort auf die Frage nach der eigenen Herkunft zu finden.«

Sein Blick verlor sich in unbestimmten Fernen.

»Vielleicht sehen wir dort jene Form von Leben, aus der sie ebenso hervorgegangen sind wie von ihren Vätern, den normalen Cypron …«

»In den Aufzeichnungen im Amulett ist die Rede von einer Wesenheit, die durch das Vibra-Psi in der entstehenden Nega-Sphäre von Tare-Scharm zum Untergang verurteilt war. Dieses Wesen begegnete den Cypron in einem obeliskförmigen Raumschiff. Sie kamen in Kontakt und vereinigten sich, wie auch immer. Als die ersten Nega-Cypron geboren wurden, war das Raumschiff verschwunden. Und das blieb es, bis …«

»Bis in unsere Zeit«, übernahm der Kommandant. »Allerdings fanden wir es schon vor 60.000 Jahren und zudem außerhalb Tare-Scharms. Wir begriffen nur nicht, dass es der Schlüssel zu unserer Geschichte sein konnte. Wie dumm wir waren!«

Castun Ogoras gab sich einen Ruck. »Und jetzt … werden wir alles erfahren, Ritter der Tiefe. Nein, ich habe keine Angst vor dem, was wir sehen werden. Es ist anders. Es ist wie …«

»Wie ein Fieber«, half Rhodan ihm aus. »Wie ein flammendes, nicht zu stoppendes Fieber …«

Der Yakonto sah ihm in die Augen. Sie verstanden sich.

*

Perry Rhodan war der Bitte der Yakonto, sie zu begleiten, nicht allein gefolgt.

Auch Icho Tolot war mit von der Partie; im Ernstfall war der Haluter nicht nur ein unvergleichlicher Kampfgenosse, sondern auch als Wissenschaftler unverzichtbar. Tolot fieberte nach dieser Expedition, würde dies freilich niemals zeigen. Er fieberte wie Castun Ogoras, aber auch wie Rhodan selbst. Denn bei ihrer Mission ging es nicht nur darum, zu einem potenziellen neuen Freund zu stehen, sondern auch um nicht mehr und nicht weniger als um die Herkunft der Cynos.

Die Cynos – eines der geheimnisvollsten Völkern, mit denen Galaktiker je zu tun gehabt hatten, womöglich das geheimnisvollste überhaupt. Geschöpfe mit unglaublichen und immer wieder neu überraschenden Fähigkeiten; Hüter von so vielen ungelösten Geheimnissen; Paramodulatoren, die in klassischen Gruppenformationen an Macht gewannen, die vielen Mächten der Ordnung treu dienten über alle Fährnisse hinweg und die im Tod wohl das größte Rätsel schufen, indem sie zu schattenlosen Obelisken wurden …

Viele Geheimnisse des Universums schienen mit ihnen fest verbunden zu sein.

Für die Yakonto selbst ging es um die bange Frage, von wem sie abstammten und wer sie letztlich selbst waren. Es war merkwürdig, dass ein so mächtiges, weises und uraltes Volk im Grunde auf einer ganz banalen und dennoch vitalen Ebene zu treffen war, auf der es jedem anderen glich, das das Universum je hervorgebracht hatte: Wer bin ich?

Auf die Yakonto wartete eine Antwort und vielleicht eine neue Chance, sich zu bestimmen und zu dem zu stehen, was ihr ureigenes Interesse war.

Als er die Chance sah, weitere Rätsel um die Cynos zu lösen, hatte Rhodan nicht einen Moment zögern können. Sein und seiner Gefährten vordergründiges Interesse bestand darin, sich den Yakonto als verlässliche Freunde zu beweisen. An den Yakonto führte schließlich kein Weg vorbei, wenn die Galaktiker endlich nach Hause zurückkehren und dort in die Tat umsetzen wollten, was sie in der tiefen Vergangenheit an Informationen und Wissen so hart erkämpft hatten.

Zwischen der JULES VERNE und der Milchstraße lagen keine 20 Millionen Jahre mehr, sondern »nur« 45 Millionen Lichtjahre, eine Distanz, die sie ohne fremde Hilfe nicht mehr bewältigen konnten.

Die Yakonto boten sich an. Mit deren Hilfe sollte es möglich sein. Und es schien durchaus machbar, denn es gab »kleine Rebellen« unter ihnen, die nicht nur nicht glücklich unter der Knute von Dyramesch und seinen Helfern waren, sondern offenbar auch bereit, wenigstens im Verborgenen den Terranern zuzuarbeiten. Allerdings war zu bezweifeln, dass ihnen dies reichte. Nur wenn es gelang, die Yakonto als Ganzes für sich und gegen Dyramesch zu gewinnen, stand der Weg in die von der Terminalen Kolonne TRAITOR bedrohte Heimat weit offen.

Und das hieß: Er musste Castun Ogoras überzeugen, ohne den bei den Yakonto gar nichts lief.

Allein deshalb hatte Rhodan sein Schiff und die Besatzung allein gelassen. Er wusste die JULES VERNE in guten Händen. Mondra, Alaska, Gucky und die anderen würden inzwischen versuchen, auf eigene Faust Erfolg zu erzielen, also handelten sie zweigleisig. Rhodans erste Aufgabe war es jetzt, sich die Yakonto weiter verpflichtet zu machen.

Rhodan musterte den Kommandanten aus dem Hintergrund der LIRIO-Zentrale, wohin er sich mit Icho Tolot zurückgezogen hatte. Sie saßen beide schweigend in einer Art »Höhle«, die das Schiff für sie gebildet zu haben schien. Perry Rhodan hatte es aufgegeben, seine Umgebung verstehen zu wollen. Er wusste genau, wenn er jetzt hinsah, würde er an den wie eine Kruste um sie herum gewachsenen Wänden schon wieder Neues entdecken. Im Innern der LIRIO verfloss und verwuchs alles. Sie war wie ein riesiger Organismus, eine Einheit aus gewachsener, rätselhafter Technologie, die der galaktischen in fast allen Bereichen überlegen war.

Die Eleganz und der Eindruck einer gewachsenen Funktionalität hörten nicht bei der Hülle auf. Die Rapid-Kreuzer der Yakonto erinnerten an schlanke, in der Mitte gewölbte und ausgebuchtete Fische oder kleine und große Wale, die kürzesten 220, die längsten bisher bekannten 1200 Meter.

Eben die Technik eines Volkes von »Kosmokratenhelfern«, dachte Perry Rhodan …

Die Rapid-Kreuzer der Yakonto waren kleine Wunderwerke, die sich dem Terraner nicht erschlossen. Er konnte nicht einmal Geschwindigkeiten oder sonstige Parameter nachvollziehen. Auch Tolot, dem normalerweise nichts zu schwierig schien, musste kapitulieren: Sie sahen, wenn die LIRIO und ihre zwanzig Begleitschiffe zu einem Orientierungsstopp kurz in den Normalraum eintauchten und dann wieder die Schlieren des Hyperraums. Das war alles. Daraus ließ sich nichts ableiten, was über Allgemeinplätze hinausging.

Der Obelisk-Raumer …

Aller Wahrscheinlichkeit nach würden sie bald vor ihm stehen. Nach dem, was Castun Ogoras erzählt hatte, musste es sich um das rätselhafte Schiff handeln, das vor 20 Millionen Jahren von den Cypron fieberhaft gesucht worden war. Doch damals hatte sich Tare-Scharm im Zustand einer Proto-Negasphäre befunden, heimgesucht von TRAITOR, und war daher beileibe kein Ort, an dem man eine Suche vernünftig hätte aufziehen können.

Mittlerweile lagen die Dinge anders, und die gleiche Galaxis war zu einer Bastion der Ordnungsmächte geworden, vollständig befriedet und bei aller herrschenden Völkervielfalt komplett erforscht.

Die Geheimnisse des Objekts, das vor rund sechzigtausend Jahren im intergalaktischen Leerraum vor Tare-Scharm gefunden worden war, waren nie enträtselt worden. Alter, Funktion und Herkunft entzogen sich jeder Bestimmung – oder vielleicht war auch nie intensiv genug geforscht worden. Sicher schien nur, dass der Raumer aus Tare-Scharm kam und offenbar sehr lange Zeit im All treibend überdauert hatte.

Gegenwärtig befand er sich konserviert im Artefaktmuseum von Thestos.

»Denk nicht so viel, Rhodanos«, riss ihn die »flüsternde« Stimme des Haluters aus seinen Gedanken. Icho Tolot, der bisher wie zu Stein erstarrt neben ihm in der »Höhle« gekauert und geschwiegen hatte, ließ seine furchterregenden Zähne sehen. »Das ist nicht gut für deinen Teint.«

Er starrte den Giganten an. Was sollte das nun gewesen sein – ein ganz neuer halutischer Humor?

2.

Ankunft plus zwölf Tage

Thestos

Als die LIRIO nach dreitägigem Flug diesmal aus dem Hyperraum fiel, hatte sie insgesamt 41.314 Lichtjahre zurückgelegt.

Das Kinathan-System lag inmitten einer sternreichen Region von Tare-Scharm. 21 Planeten umkreisten den orangeroten Sonnenriesen vom Typ K3III, vier davon waren in den Sternkarten der Yakonto als bewohnt verzeichnet. Sie zogen als die Nummern acht bis elf ihre Bahn um den Riesen. Jede dieser vier Welten war von einem anderen Volk bewohnt, darunter eine Spezies von Wasserstoff-Methan-Atmern.

Unter anderen Umständen wäre es eine der selbstgesteckten Aufgaben Rhodans gewesen, dieses System zu erkunden und sich mit den Bewohnern vertraut zu machen. Wie viele Geheimnisse bot eine solche Planetenkonstellation?

Vor dem Hintergrund ihrer Aufgabe und da sie in dieser Bastion der Kosmokraten sicher waren, flogen sie ihr Ziel direkt an: Thestos war der neunte Planet, eine Sauerstoffwelt von erdähnlichem Zuschnitt. Die Distanz zur Sonne betrug 2,25 Milliarden Kilometer, ein Umlauf ums Muttergestirn dauerte 10,243 Tage zu 25,1 Stunden, was 29,33 Erdjahren entsprach. Der Durchmesser des Planeten war mit 12.980 Kilometern angegeben, die Schwerkraft 1,07 Gravos. Es gab keine Achsneigung – und daher keine Jahreszeiten – und auch keinen Mond.

Perry Rhodan und Icho Tolot hatten sich vorbereitet und die Daten der Yakonto bestens studiert. Auch die Menge der im ganzen System geparkten Raumschiffe hatte sie nicht verwundert. Thestos fungierte als Drehscheibe des galaktischen Handels in Tare-Scharm. Raumschiffe der unterschiedlichsten Bauarten starteten und landeten zu jeder Zeit und zu Hunderten von allen vier bewohnten Welten.

Rhodan vermerkte in allererster Linie den absolut friedlichen Charakter jeder Begegnung und Kommunikation, und er dachte unwillkürlich an sein Ideal einer friedlichen, geeinten Milchstraße.

Thestos schien die wichtigste Welt des Systems zu sein, denn der Planet war in eine dichte Wolke von Schiffen gehüllt, die ständig ihre Positionen wechselten und sich neu orientierten.

Es gab keine Reibereien, keinen Kampf um die besten Plätze. Das war umso bemerkenswerter, als Rhodan und Tolot nach wie vor das Bild vor Augen hatten, das sie aus der Vergangenheit mitgenommen hatten. Eine Galaxis in Krieg und Chaos versunken …

Auch wenn seither zwanzig Millionen Jahre vergangen waren – für die beiden Freunde war das alles wie gestern.

Die Yakonto zeigten alle Zeichen der Erregung. Rhodan versuchte, sich in sie hineinzuversetzen. Sie standen nicht nur vor ungewissen Enthüllungen, die ihr Leben wohl für immer nachhaltig veränderten, sondern mussten sich in diesem Gewusel von Schiffen und Stationen mehr als unwohl fühlen. Ihre Heimat war Evolux. Einige waren wahrscheinlich noch nie von dort weggekommen. Auf der Weißen Welt waren sie zu Hause, sie kannten sie aus dem Effeff und wussten mit ihr umzugehen. Sie verwalteten sie, es war ihre Welt …

Im Kinathan-System allerdings, im Aufmarsch der Handel treibenden Völker dieser Galaxis, waren auch sie Fremde und hatten sich ebenso einzufügen wie jeder andere auch. Es gab für sie keine Sonderrechte. Sie würden warten müssen wie jeder andere.

»Sieh«, flüsterte Tolot und deutete auf ein Holo.