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Die Regenerierten stürmen das Ultraschlachtschiff - und Gucky ergreift die Flucht... Auf der Erde hat das Jahr 2404 begonnen - und lichtjahreweit von ihr entfernt im All hat sich die Elite des Solaren Imperiums versammelt, um mit der CREST III, dem neuen Ultraschlachtschiff, in den eigentlichen Andromedanebel vorzudringen. Dieser Vorstoß ist von Überraschungen begleitet, und er verläuft ganz anders, als Perry Rhodan und seine Gefährten es sich vorgestellt haben. Sie landen mit der CREST auf KA-preiswert, der fliegenden Werft, und werden von Robotern freundlich empfangen. Kalak, der kosmische Ingenieur, der durch das Auftauchen der Terraner aus einem 800 Jahre währenden Tiefschlaf erwacht, legt dann das Wunderwerk des terranischen Schiffbaus im wahrsten Sinne des Wortes "an die Kette" und stellt seine Bedingungen. Als die Terraner Kalaks Geschichte erfahren, begreifen sie seine Beweggründe. Bevor sie jedoch mit dem Besitzer der fliegenden Werft KA-preiswert handelseinig werden, taucht DIE ARMEE DER BIOSPALTER auf...
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Nr. 251
Die Armee der Biospalter
Die Regenerierten stürmen das Ultraschlachtschiff – und Gucky ergreift die Flucht ...
von WILLIAM VOLTZ
Auf der Erde hat das Jahr 2404 begonnen – und lichtjahreweit von ihr entfernt im All hat sich die Elite des Solaren Imperiums versammelt, um mit der CREST III, dem neuen Ultraschlachtschiff, in den eigentlichen Andromedanebel vorzudringen.
Dieser Vorstoß ist von Überraschungen begleitet, und er verläuft ganz anders, als Perry Rhodan und seine Gefährten es sich vorgestellt haben.
Sie landen mit der CREST auf KA-preiswert, der fliegenden Werft, und werden von Robotern freundlich empfangen. Kalak, der kosmische Ingenieur, der durch das Auftauchen der Terraner aus einem 800 Jahre währenden Tiefschlaf erwacht, legt dann das Wunderwerk des terranischen Schiffbaus im wahrsten Sinne des Wortes »an die Kette« und stellt seine Bedingungen.
Die Hauptpersonen des Romans
Bitzos – Anführer einer unheimlichen Armee.
Perry Rhodan – Der Großadministrator begeht einen schwerwiegenden Fehler.
Atlan – Der Arkonide ist misstrauisch – wie schon so oft.
Kalak – Ein kosmischer Ingenieur.
Gucky – Der Mausbiber entwendet ein Raumfahrzeug.
Major Don Redhorse – Ein Mann, dessen Geist in Fesseln geschlagen wird.
Sergeant Brazos Surfat
Prolog
1.450.000 Lichtjahre.
Das sind 1.450.000 mal 9463 Billionen Kilometer.
1.450.000 Lichtjahre.
Das ist eine größere Entfernung als ein Mensch sie sich vorzustellen vermag.
1.450.000 Lichtjahre.
Das ist die mittlere Entfernung zwischen unserer Galaxis und dem großen Andromedanebel.
Was ist der Mensch, der eine solche Entfernung überbrückt hat? Was fühlt er bei dem Bewusstsein seiner grenzenlosen Einsamkeit? Was denkt er, wenn er versucht, sich diese 1.450.000 mal 9463 Billionen Kilometer plastisch vorzustellen?
Was würden Sie tun, wenn Sie dieser Mensch wären, dieser winzige, unbegreiflich bedeutungslose Mensch, der 1.450.000 Lichtjahre von seinem Heimatplaneten entfernt ist?
Denken Sie an die Leere zwischen den Galaxien, denken Sie an die Kälte des Weltraums, an die Sonnen, die Planeten, die Monde, die Asteroiden, die Meteore, die kosmischen Staubwolken, die Kometen und an die gasförmigen Energieballungen.
Versuchen Sie, das alles an Ihrem geistigen Auge vorbeiziehen zu lassen, über eine Entfernung von 1.450.000 Lichtjahren hinweg.
Können Sie das? Was fühlen Sie? Entsetzen? Oder Ehrfurcht? Fühlen Sie Angst, Neugier oder Begeisterung? Oder lassen Sie Ihre Gefühle abstumpfen bei dem Gedanken an diese 1.450.000 mal 9463 Billionen Kilometer?
Ist es die Bestimmung des Menschen, Entfernungen zu überwinden, die er sich kaum vorzustellen vermag?
Die Antwort auf diese Fragen kann nur von diesen wenigen mutigen Männern gegeben werden, die den Sprung zum großen Andromedanebel gewagt haben. Wir, die wir zurückgeblieben sind, müssen diese Antwort akzeptieren, wie immer sie ausfällt.
Aber wäre es nicht ein furchtbarer Gedanke, dass die Antwort in einer Zurückweisung des Menschen bestehen könnte? Wäre es nicht entsetzlich, zu erfahren, dass uns Grenzen gesetzt sind, die unser Geist mit aller Gewalt zu bezwingen versucht?
1.450.000 Lichtjahre. Das ist die Entfernung, in der die Entscheidung fallen wird.
1.450.000 mal 9463 Billionen Kilometer.
Dort ist Andromeda!
(Auszug aus einem Leitartikel in der Terrania-Mail
1.
Etwas zerbrach.
Es gab ein splitterndes Geräusch, das für einen Augenblick das ununterbrochene Ächzen und Quietschen der ausgeleierten Verstrebungen unterbrach.
Bitzos verharrte auf seinen kurzen, krummen Dackelbeinen und versuchte, in einem Augenblick angespannter Konzentration herauszufinden, in welchem Teil des Schiffes der Schaden entstanden war. Nicht ohne Wehmut dachte Bitzos an die Zeit zurück, da das weitverzweigte Kontrollnetz an Bord noch funktioniert und die Fehlerquellen sofort angezeigt hatte.
Bitzos versuchte sich zu erinnern, wann die Warnanlagen ausgefallen waren. Es musste zu der Zeit gewesen sein, als sein sechzehntes Ich vor ihm noch existiert hatte.
Bitzos' breites Froschmaul verzog sich grimmig. Es war unglaublich, dass er nun bereits die zwanzigste Regeneration jenes Ichs war, das den Heimatplaneten verlassen hatte, um an Bord eines von drei Raumschiffen in den Weltraum zu starten.
Bitzos drehte seinen auf einem zwanzig Zentimeter langen Schlauchhals sitzenden Kugelkopf in eine andere Richtung. Seine Glotzaugen erfassten einen Regenerierten, der mit beiden Händen eine Wand des Ganges abtastete, in dem Bitzos stand.
Bitzos zischte verächtlich und spuckte auf den Boden. Der Narr, der da im Gang aufgetaucht war, hatte ihn überhaupt noch nicht gesehen. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er Bitzos nicht beachtete. Bitzos sah, dass der Raumfahrer ein Hämmerchen bei sich trug, mit dem er ab und zu gegen die Wand klopfte. Als er näherkam, erkannte Bitzos in ihm Lutzig, den Kommandanten des Dritten Reparaturgeschwaders.
Allein in diesem Schiff, erinnerte sich Bitzos zornig, gab es sieben solche Geschwader. Jedes einzelne bestand aus acht Regenerierten, so dass allein sechsundfünfzig Besatzungsmitglieder ständig damit beschäftigt waren, nach schadhaften Stellen zu suchen. Zudem gab es noch das Einsatzkommando für Notfälle.
Der Klang von Lutzigs Hämmerchen lenkte Bitzos von seinen Gedanken ab.
»Was suchst du da?«, herrschte er Lutzig an.
Lutzig fuhr herum und hob angriffslustig das Werkzeug. Als er jedoch erkannte, dass er Bitzos vor sich hatte, ließ er das Hämmerchen wieder sinken.
»Strukturveränderungen«, erklärte Lutzig. »Beritzog vermutet, dass durch die ständigen Erschütterungen Risse in den Wänden entstehen könnten.«
Zielsicher spie Bitzos vor Lutzigs Laufballen. Seine rotbraune Gesichtshaut wurde noch um einen Ton dunkler.
»Risse!«, schrillte er. »Was für ein grandioser Einfall. Es gibt Risse in den Decken, in den Böden, in den Verstrebungen, in den Sitzen, in den Verkleidungen der Maschinen und in den Maschinen selbst. Das gesamte Schiff ist von einem Netz von Rissen durchzogen. Was sollten also ein paar Risse in den Wänden noch ausmachen?« Bevor Lutzig antworten konnte, schrie Bitzos ihn an: »Nein! Schweig! Du bist zu dumm, um etwas davon zu verstehen.«
»Dumm?«, wiederholte Lutzig, und das Hämmerchen in seiner linken Hand wippte wie der Taktstock eines Dirigenten auf und nieder. »Beritzog ist dumm, denn er gab mir schließlich den Befehl. Er ist Leiter des Einsatzkommandos und hat das Recht, mir Anordnungen zu erteilen.«
»Beritzog ist genauso dumm wie du«, versicherte Bitzos. »An Bord dieser drei Schiffe, mit denen wir jeden beliebigen Stern erobern können, gibt es nur einen Regenerierten, der wirklich nachdenkt, und das bin ich.«
Irgendwo in den tiefer gelegenen Räumen zerbarst etwas mit einem trockenen Knall und unterbrach die heftige Auseinandersetzung.
»Was war das?«, fauchte Lutzig.
»Es hörte sich an wie eine Explosion«, konstatierte Bitzos, der Mühe hatte, seine Fassung zu bewahren. Er ließ Lutzig stehen und rannte über den rostzerfressenen Boden zum nächsten Kletterschacht. Vor dem Eingang zögerte er, denn die vier obersten Sprossen der Leiter waren durchgebrochen, und es gehörte viel Geschicklichkeit dazu, trotzdem in den Schacht zu gelangen. Bitzos ließ sich auf den Boden nieder. Aus dem Schacht drang stickige Luft zu ihm herauf. Das lag daran, dass das Gebläse schon seit einigen Generationen ausgefallen war.
Bitzos' Laufballen berührten endlich die erste, noch intakt gebliebene Sprosse. Über ihm erklang wieder das Klopfen von Lutzigs Hämmerchen.
»Strukturveränderungen!«, stieß Bitzos erbittert hervor. Es wurde Zeit, dass er Beritzog in seine Schranken verwies. Dachte dieser aufgeblasene Neurotiker etwa, er könnte die Befehlsgewalt an sich reißen?
Bitzos verächtliches Kichern fand weiter unten im Schacht ein geisterhaftes Echo.
Die dreiundzwanzigste Sprosse, dachte Bitzos angestrengt. Ich muss an diese vermaledeite dreiundzwanzigste Sprosse denken, die nur noch aus einem verknoteten Strick besteht.
In fieberhafter Eile kletterte er weiter in die Tiefe. Er verzählte sich vor Erregung um eine Sprosse und wäre fast abgestürzt, als sein rechter Laufballen ins Leere trat.
Der Strick, den man anstelle der dreiundzwanzigsten Sprosse an der Leiter befestigt hatte, war durchgerissen.
Farbe rieselte auf Bitzos nieder, als er einen Augenblick im Schacht hin und her pendelte. Dann fand er wieder Halt und hangelte sich weiter in die Tiefe.
Ha! Wenn diese Stümper vom Dritten Reparaturgeschwader, die für diesen Teil des Schiffes verantwortlich waren, nur einen blassen Schimmer von ihrer Arbeit hätten, wäre zumindest ein Lift funktionsbereit gewesen.
Wirklich, es wäre angebracht, dass er, Bitzos, der mit Verantwortung überladene Kommandant der Raumexpedition, sich auch noch um die ständig anfallenden Reparaturen gekümmert hätte.
Bitzos' linker Laufballen trat auf etwas Weiches. Von unten kam ein protestierendes Zischeln.
Noch nicht einmal Licht gab es in diesem Schacht, dachte Bitzos wütend.
»Kannst du nicht aufpassen, wo du hintrittst?«, schrie jemand einige Sprossen unter ihm. »Außerdem hast du vergessen, dreimal zu pfeifen, bevor du in den Schacht, geklettert bist. Wie konnte ich wissen, dass du von oben kommst, während ich unten den Schacht betrat?«
Bitzos erstickte fast vor Zorn.
»Ich bin Bitzos!«, stieß er hervor. »Und ich will mich freiwillig in den Weltraum aussetzen lassen, wenn ich als Kommandant der Expedition verpflichtet bin, dieses lächerliche Gepfeife mitzumachen, nur weil die Reparaturgeschwader unfähig sind, die Energieversorgung für die Schachtbeleuchtung aufrechtzuerhalten.«
Heftige Verwünschungen ausstoßend, stieg der Regenerierte unter Bitzos wieder hinab und verließ den Schacht, um dem Kommandanten Platz zu machen. Gleich darauf gelangte auch Bitzos unten an. Mit steifen Schritten kam er aus dem Schacht und stolperte prompt über einen Teil der Türfassung, die sich gelöst hatte. Bitzos bückte sich und schleuderte die Leichtmetallstrebe davon. Sie schlug ein Loch in die gegenüberliegende Wand, blieb einen Augenblick hängen und landete dann scheppernd auf dem Boden.
Bitzos starrte den Regenerierten, mit dem er im Schacht zusammengestoßen war, voller Wut an.
»Nun?«, fragte er erwartungsvoll.
»Pah!«, machte der Raumfahrer und sprang in den Schacht.
Bitzos spuckte hinter ihm her und ging dann weiter. Am Ende des Ganges, unmittelbar vor dem Eingang in die Maschinenräume des Schiffes, stieß er auf vierzehn Regenerierte, die etwas vor sich herschoben, das sie mit einer Plane zugedeckt hatten.
»Halt!«, kommandierte Bitzos.
Knirschend kam das unsichtbare Objekt zum Stehen. Bitzos und die Aufgehaltenen maßen sich mit wütenden Blicken. Der Kommandant stolzierte auf die Arbeiter zu.
»Lüftet die Plane!«, befahl er. »Ich möchte sehen, was darunter ist.«
Die Plane wurde zurückgezogen. Ein Gebläse kam zum Vorschein. Der obere Teil war in zwei Hälften zerplatzt. Bitzos' Finger glitten über die grobkörnige Bruchstelle des Gussstückes.
»Wie konnte das passieren?«, erkundigte er sich.
»Eine Drosselklappe der Kühlwasserleitung löste sich von der Decke und traf genau auf das Gebläse«, wurde ihm erklärt.
»Wohin bringt ihr es?«, wollte er wissen. Es kostete ihn große Mühe, sich so zu beherrschen, dass seine Stimme sich nicht überschlug.
»Es muss geschweißt werden«, wurde ihm erklärt.
»Warum schweißt ihr es nicht an der Unfallstelle?«
»Alle transportablen Schweißgeräte sind betriebsunfähig«, sagte einer der Arbeiter.
Bitzos stöhnte auf und befahl den Regenerierten, die Plane wieder über das Gebläse zu decken. Im stillen fragte er sich, was, beim dreihundertsten Ich vor ihm, an diesem Schiff überhaupt noch intakt war.
Wenige Augenblicke später betrat Bitzos die Maschinenräume. Eine Wolke feuchtheißen Nebels schlug ihm entgegen und versperrte ihm die Sicht. Er glaubte, vor sich einige helle Lichtpunkte zu sehen und ging mit vorgehaltenen Händen darauf zu. Der Nebel wurde dichter. Irgendwo zischte etwas pausenlos. Wahrscheinlich war es irgendeine defekte Maschine, die diese Dampfwolken in den Raum stieß.
Warum dachte niemand daran, die Schotten zu schließen? Wollten diese Ausgeburten der Dummheit warten, bis das gesamte Schiffsinnere eingenebelt war?
Bitzos hörte aufgeregte Stimmen. Schmerzensschreie ertönten. Dann taumelte jemand aus den Dunstschleiern heraus und stieß gegen Bitzos.
»Was ist passiert?«, brüllte Bitzos.
Der Raumfahrer klammerte sich an seinem Kommandanten fest und wollte ihn mit zum Ausgang zerren. Bitzos löste die zupackenden Hände gewaltsam von seinem Umhang und schüttelte sich angeekelt.
»Ich bin Bitzos!«, knurrte er.
Die kaum sichtbare Gestalt wollte sich wieder in die wallenden Nebelwolken zurückziehen, doch diesmal war es Bitzos, der zugriff und den anderen festhielt.
»Ich will wissen, was passiert ist!«
»Die Umwälzpumpe«, krächzte eine heisere Stimme Antwort.
»Umwälzpumpe?«, echote Bitzos. »Was bedeutet das?«
»Sie pumpt das Kühlwasser über den Thermostat in die Kühlleitungen«, wurde ihm erklärt. »Doch die Lager haben sich festgefressen, und Beritzog befahl uns, dass wir die gesamte Pumpe ausbauen sollten. Inzwischen hat sich das Wasser jedoch so erhitzt, dass wir ...«
Ein gurgelndes Geräusch ließ Bitzos' Gegenüber innehalten.
»Oh, mein dreihundertstes Ich vor mir«, stöhnte der Angehörige eines der drei Reparaturgeschwader und verschwand im Nebel.
Bitzos stand wie betäubt da. Bevor er etwas unternehmen konnte, röchelte ein Lautsprecher seinen Namen. Bitzos wunderte sich, dass die Interkomanlage überhaupt noch funktionierte.
»Kommandant in die Zentrale!«, kam eine Stimme aus dem Lautsprecher.
Bitzos entschied, dass das Kühlwassersystem auch ohne sein Zutun endgültig in einen Heißwasserspender verwandelt werden konnte und stürmte aus den Maschinenräumen. Diesmal nahm er einen anderen, kürzeren Weg, und zu seiner Erleichterung wurde er nicht ein einziges Mal aufgehalten.
Im Eingang zur Zentrale wäre er jedoch fast über einen in der Regeneration befindlichen Raumfahrer geschlittert. Im letzten Moment konnte Bitzos seine Geschwindigkeit abbremsen. Die individual-autarke Zellregenerierung des Wesens war bereits so weit fortgeschritten, dass Bitzos die Umrisse des Kugelkopfes erkennen konnte, der sich aus der Schleimpfütze emporwölbte.
Empört fragte sich Bitzos, wann die Besatzungsmitglieder endlich über so viel Disziplin verfügen würden, dass sie sich in irgendeine Ecke zurückzogen, wenn der Zeitpunkt einer neuen Regeneration gekommen war.
Bitzos sprang mit einem Satz über das Zellplasma hinweg. Die Zentrale war mit sechzig Regenerierten überfüllt, die einen Höllenlärm veranstalteten. Dazwischen hörte Bitzos das wütende Bellen seiner Stellvertreter, die diesem aus Bitzos noch unbekannten Gründen entstandenen Chaos Herr zu werden versuchten.
Rücksichtslos stieß Bitzos einige Raumfahrer zur Seite und arbeitete sich bis zum Kontrollstand vor. Einmal mehr erschien es ihm fast wie ein Wunder, dass es ihm gelungen war, in jedem der drei Schiffe fünfhundert Regenerierte unterzubringen.
Bitzos erkannte, dass die Treppe, die zum Kontrollstand hinaufführte, einer Reparatur bedurfte, denn drei der Stufen hatten sich aus der Verankerung gelöst und waren notdürftig mit Draht festgebunden. Bitzos erinnerte sich daran, was er vor wenigen Augenblicken über die transportablen Schweißgeräte erfahren hatte und schluckte seinen aufsteigenden Ärger hinunter. Hilfreiche Hände griffen nach ihm, als er die knarrende Treppe hinaufstieg. Endlich stand er vor den Kontrollen. Die Hälfte davon war erloschen, und von jenen, die noch funktionierten, zeigte wiederum die Hälfte falsche Werte an. Aber es gab noch einige Bildschirme für die Außenbeobachtung, die man benutzen konnte.
»Was ist passiert?«, fauchte Bitzos.
Vom anderen Ende der Zentrale drang ein Knirschen an Bitzos' Gehör, das ihn erschauern ließ. Er wusste, dass es die Hauptverstrebung war, die schräg durch die Zentrale lief. In den beiden anderen Schiffen war diese Strebe bereits zerstört, so dass deren Kommandostände nur noch nach waghalsigen Kletterpartien erreicht werden konnten. Bitzos hoffte, dass ihm das erspart blieb, wenn auch die Geräusche seinen diesbezüglichen Optimismus gehörig dämpften.
»Was ist passiert?«, wiederholte Bitzos seine Frage.
»Das dritte Schiff«, erwiderte einer seiner Vertreter. »Vier seiner Photonenprojektoren sind ausgefallen.«
»Na, und?«, keifte Bitzos. »Wir haben sechs Projektorenausfälle und fliegen auch noch.«
»Das stimmt, Kommandant«, gab Wertzig zu, der nach Bitzos der bedeutendste Regenerierte war. »Allerdings sind beim dritten Schiff bereits vor einiger Zeit fünf Projektoren ausgeglüht.«
Bitzos lehnte sich rückwärts gegen die Umrandung des Kontrollstandes, wich jedoch sofort wieder zurück, als das Geländer unter seinem Gewicht wieder nachzugeben drohte.
»Warum kommt niemand auf den Gedanken, die Umrandung reparieren zu lassen?«, zeterte er.
»Kommandant, wir müssen uns mit dem dritten Schiff befassen, das Geländer ist im Augenblick unwichtig.«
Bitzos erstarrte. »Werde nicht so dreist, Wertzig.« Er ging zu den Kontrollgeräten hinüber und starrte eine Weile verbissen auf die Bildschirme.
»Wie lange wird es noch dauern, bis wir unser Ziel erreicht haben?«, wollte er wissen.
»Vier Fünftel unseres Weges haben wir zurückgelegt«, antwortete Wertzig. »Das ist eine gewaltige technische Leistung, die von keinem anderen Sternenvolk außer dem unseren vollbracht werden kann.«
»Das wissen wir alle«, sagte Bitzos ungeduldig. »Gibt es eine Möglichkeit, das dritte Schiff wieder flugfähig zu machen?«
»Wir könnten es im freien Fall weiterfliegen lassen. Obwohl unsere Beschleunigung weiter ansteigt, wird sich der Abstand der beiden intakten Schiffe nicht allzusehr vergrößern.«
Bitzos humpelte vor den Kontrollen auf und ab. Er dachte nach.
»Wir bleiben zusammen«, entschied er schließlich. »Wir werden das dritte Schiff abschleppen.«
»Unser Beiboot kann nicht ausgeschleust werden, weil wir seine sämtlichen elektronischen Anlagen ausgebaut und für die Zentrale verwendet haben«, bedauerte Wertzig. »Wie sollen wir also die Trossen zum dritten Schiff bringen?«
Das zweite Schiff, erinnerte sich Bitzos, besaß kein Beiboot, und die Besatzung des dritten hatte ihr Beiboot mit Sicherheit ebenfalls demontiert.
»Eine Funkmeldung vom dritten Schiff, Bitzos!«, schrie einer der Regenerierten.
Die altersschwache Funkanlage gab unheimliche Geräusche von sich. Plötzlich ringelte sich vor Bitzos' aufgerissenen Augen ein Papierstreifen aus dem Ausgabeschlitz.
»Das wird eine ziemlich lange Mitteilung«, schätzte Wertzig.
»Nein«, widersprach der Funker und riss einen halben Meter von der Papierschlange ab. »Das ist die gesamte Nachricht.«
Bitzos wies auf das Funkgerät, das ununterbrochen Papier aus dem Ausgabeschlitz spie. Der Lautsprecher begann zu vibrieren, obwohl er bereits kurz nach dem Aufbruch der Schiffe versagt hatte.
»Kann man das nicht abstellen?«, schrie Bitzos.
Der Funker watete steifbeinig durch das Papiergewirr und begann an den Knöpfen zu drehen.
»Grrrrrp, grrrrrp, grrrrrp, tiiiiip, tiiiiip, bang, bang!«, machte der Lautsprecher.
Als seien sie glühend, ließ der Funker von den Schaltknöpfen ab. Er durchwühlte das Papier, ohne eine weitere Nachricht zu entdecken.