Perry Rhodan 2621: Der Harmoniewächter - Christian Montillon - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2621: Der Harmoniewächter E-Book und Hörbuch

Christian Montillon

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Beschreibung

Auf der Spur der verlorenen Jahre - eine Jagd jenseits der Grenze In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1469 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) - das entspricht dem Jahr 5056 christlicher Zeitrechnung. Für die Menschen auf der Erde hat sich schlagartig das Leben verändert: Das Solsystem wurde von unbekannten Kräften in ein abgeschottetes Miniaturuniversum verbannt. Nagelraumschiffe der geheimnisvollen Spenta dringen in das Solsystem ein. Sie selbst bezeichnen sich als "Sonnenhäusler" und betrachten Sol als ungeheuren Frevel. Sie stört der Umstand, dass in die Sonnenmaterie der Leichnam einer Superintelligenz eingebettet liegt. Um diesen Körper von der Sonne zu trennen, löschen sie den Stern. Gleichzeitig entführen die humanoiden Sayporaner Kinder und Jugendliche, um sie "neu zu formatieren". Perry Rhodan indessen steht an vorderster Front im Kampf um die BASIS und gegen die unheimliche Macht von QIN SHI in einer unbekannten Galaxis. Von QIN SHIS Machenschaften weiß Alaska Saedelaere hingegen schon länger: Mit der LEUCHTKRAFT, einem Raumschiff aus kosmokratischer Fertigung, befindet er sich auf der Suche nach der verschollenen Enthonin Samburi Yura, die als direkte Beauftragte der Hohen Mächte unterwegs war. Offensichtlich sind sowohl QIN SHI als auch das geheimnisvolle Reich der Harmonie irgendwie in die Ereignisse verwickelt. Es gelingt Saedelaere, Kontakte zu einer Herzogin dieses Reiches zu knüpfen und von ihr in die Heimat mitgenommen zu werden. Aber dort werden sie alle als Feinde behandelt. Und auf ihre Spur setzt sich DER HARMONIEWÄCHTER ...

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Zeit:3 Std. 8 min

Sprecher:Oliver Krietsch-Matzura
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Nr. 2621

Der Harmoniewächter

Auf der Spur der verlorenen Jahre – eine Jagd jenseits der Grenze

Christian Montillon

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1469 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) – das entspricht dem Jahr 5056 christlicher Zeitrechnung. Für die Menschen auf der Erde hat sich schlagartig das Leben verändert: Das Solsystem wurde von unbekannten Kräften in ein abgeschottetes Miniaturuniversum verbannt.

Nagelraumschiffe der geheimnisvollen Spenta dringen in das Solsystem ein. Sie selbst bezeichnen sich als »Sonnenhäusler« und betrachten Sol als ungeheuren Frevel. Sie stört der Umstand, dass in die Sonnenmaterie der Leichnam einer Superintelligenz eingebettet liegt. Um diesen Körper von der Sonne zu trennen, löschen sie den Stern. Gleichzeitig entführen die humanoiden Sayporaner Kinder und Jugendliche, um sie »neu zu formatieren«.

Perry Rhodan indessen steht an vorderster Front im Kampf um die BASIS und gegen die unheimliche Macht von QIN SHI in einer unbekannten Galaxis.

Die Hauptpersonen des Romans

Alaska Saedelaere – Der Unsterbliche fürchtet um sein Leben.

Uyari Lydspor – Der Harmoniewächter wagt mehrfach sein Leben für das Reich.

Rhizinza Yukk – Die Herzogin fühlt sich als Fremde in der Heimat.

Gardeleutnant Pridon – Der Escalianer muss seine Herzogin beschützen.

Eroin Blitzer

»Das Lied der Harmonie spielt im Gleichklang von Gedanken und Gefühlen; alles Fremde zerstört diese Einheit.«

(Alter Lehrsatz aus der Gründerzeit des Reiches)

1.

Uyari Lydspor

Harmoniewächter

Alles war weiß.

Ein grelles Leuchten, das mich auffraß, erblinden ließ und das Leben in mir hinwegbrannte. Dies musste der Tod sein, wenn die letzte Maske getragen war und man das Gesicht für die Ewigkeit enthüllte.

Das glaubte ich zumindest, bis in dem Weiß eine Farbe explodierte: überaus diesseitiges, gelbes und rotes Feuer. Es fauchte gegen meinen Gleiter, leckte über die Sichtscheibe und ließ sie Blasen werfen.

»Warnung!«, hörte ich. »Schutzschirmüberlastung. Zusammenbruch in ...« Die automatische Stimme brach mit einem misstönenden Rauschen ab, und alles wurde unwirklich still.

Dunkelheit legte sich über mich. Der Gleiter flog inmitten einer Wolke aus schwarzem Rauch, in der nur vereinzelte Funken glommen.

Im nächsten Augenblick verließ ich den Bereich der tödlichen Falle, die die rund um mich explodierenden Granaten bildeten. Durch die Sichtscheibe sah ich seitlich einen gigantischen, verpuffenden Feuerball.

Die Vorstellung, mitten in dieser Hölle gesteckt zu haben, schnürte mir die Luft zum Atmen ab. Und ich wusste, es war längst nicht vorbei! Diese Attacke mochte ich überlebt haben, aber meine Angreifer standen nach wie vor bereit, mich zu töten.

Wie viele waren es gewesen, die aus dem paramilitärischen Ausbildungslager geströmt waren und mich beschossen hatten? Vier? Sechs? Ich erinnerte mich nicht. Der Schreck saß zu tief. Das Entsetzen, das sich bis auf den Grund meiner Seele fraß, lähmte mich.

Andere Kandran, ausgebildete Soldaten, mochten dem vielleicht gewachsen sein, ich jedoch war nur ein Harmoniewächter und nicht gewöhnt, auf diese Weise zu kämpfen.

Ein flirrender Lichtball funkelte vor mir in der Dunkelheit der Gebirgsnacht. Dies musste einer der Angreifer sein, umgeben von einem geschlossenen Schutzschirm. Die energetische Kugel spiegelte und brach das Licht der Explosionen.

Ich versuchte, das Waffensystem meines Einpersonengleiters zu aktivieren. Meine Finger tasteten über die Bedienelemente.

Nichts.

Keinerlei Reaktion.

Alles blieb energetisch tot.

Meine sonst dunkle, warzige Haut schillerte unnatürlich bleich im Notlicht des Cockpits. Ich spürte, wie mir vor Entsetzen die Augen weiter aus den Höhlen quollen.

Ein völliger Systemausfall legte alles lahm. Erst in dieser Sekunde erinnerte ich mich wieder daran, wie soeben auch die künstliche Stimme des Alarmsystems abrupt abgebrochen war. Es musste als Wunder gelten, dass der Gleiter nicht abstürzte.

Ein Wunder, das mir allerdings nicht das Geringste nutzte. Denn gleich würden mich meine Feinde ...

Wieder stockten meine Gedanken. Alles ging zu schnell, als dass ich es begreifen konnte. Der Angreifer vor mir stand plötzlich im Zentrum einer Explosion, die Feuerzungen in alle Richtungen schickte wie Protuberanzen einer Sonne. Winzige dunkle Teile regneten in die Tiefe.

Etwas raste heran, ein riesiger Berg aus Metall; eine schwarze Silhouette vor dem Feuerball, finster wie die lichtlose Nacht über Klionas zur Zeitenwende. An der Seite dieses mächtigen Gebildes blitzte es zweimal, dreimal.

Tödliche Lichtbahnen sausten auf mich zu, ich hämmerte auf die Steuerkonsolen, um auszuweichen.

Eine unsinnige Aktion; wäre ich das Ziel dieser Salven gewesen, hätten sie mich im selben Moment getroffen, als ich sie wahrnahm. Stattdessen jagten sie an meinem Gleiter vorüber.

Hinter mir donnerte es.

Das kleine Fluggerät gehorchte mir immerhin so weit, dass ich es zur Seite ziehen und mich aus dem unmittelbaren Kampfgebiet entfernen konnte. Ich schaute zurück und sah einen auseinanderbrechenden Berg: Ein gewaltiger Riss, in dem es glutflüssig wogte, spaltete das Felsenmassiv.

Rauch wölkte in die Höhe, Gesteinsmassen flogen durch die Luft wie Meteore mit einem feurigen Schweif. Lawinen aus Geröll donnerten in die Tiefe.

Plötzlich knackte es vor mir in der Konsole.

»Selbstreparatur zu acht Prozent erfolgreich«, tönte die Automatstimme des Gleiters. »Landung und Verlassen des Cockpits dringend empfohlen. Dauerhafte Stabilität kann nicht gewährleistet werden.«

In diesem Moment verstand ich endlich, was sich rund um mich abspielte.

*

Ehe dieses ganze Fiasko begonnen hatte, war ich in geheimer Mission unterwegs gewesen – mein Ziel war das Ausbildungslager Chamillog, eine alte und halb zerfallene Gebäudeansammlung, die sich im Hochgebirge an einen Abhang duckte.

Bis dorthin war es mir gelungen, die Spur zweier Jugendlicher zu verfolgen. Sie hatten einem dritten, einem Unharmonischen, einem Jyresca, in dem Moment zur Flucht verholfen, als ich ihn festsetzen wollte.

Das Ungeheuerliche daran war, dass sie selbst keineswegs Jyrescao waren, sondern Harmonische! Sie trugen einen Escaran, und sie standen trotz ihrer Harmonisierung diesem Fremden bei – eigentlich unvorstellbar. Wer hatte je davon gehört?

Dieses Rätsel hatte mir schließlich zu einer Unterredung mit dem Hohen Harmoniewächter Jezzel verholfen, der die Lage genau wie ich beurteilte. Diese Vorgänge bildeten nur ein Zeichen für etwas viel Schrecklicheres: Unsere Feinde sammelten zum Krieg!

Überall auf dieser unbedeutenden Welt am Rand des Reiches der Harmonie flohen Unharmonische, ehe Harmoniewächter sie festzusetzen vermochten; und immer öfter halfen scheinbar unbescholtene Bürger ihnen bei der Flucht.

Harmonische standen Jyrescao bei! Niemand konnte sich erklären, wie so etwas möglich war.

Um Antworten zu finden, war ich losgezogen. Die zwei Jugendlichen, die ich als Fluchthelfer hatte identifizieren können, wiesen nur eine Gemeinsamkeit auf: Sie hatten für einige Zeit eben dieses Lager Chamillog mitten in den Bergen abseits der Hauptstadt Klionas besucht.

Ehe ich mein Ziel im Schutz einer guten Ausrüstung erreicht hatte, um vor Ort Nachforschungen anzustellen, war ich plötzlich angegriffen und beschossen worden. Bei der Explosion einer ganzen Granatensalve hatte ich mit dem Leben abgeschlossen, doch wie sich inzwischen zeigte, war das wohl etwas voreilig gewesen.

Nun waren es die Angreifer, die starben; und das nur, weil Hilfe eintraf, mit der ich so rasch nicht gerechnet hatte. Das Militär war gekommen!

Truyen Conscure, der hochrangige Offizier, der von mir per Funk informiert worden war, hatte in der Tat schnell gehandelt. Zu meinem Glück, denn nur so war es ihm möglich gewesen, im Augenblick höchster Gefahr mein Leben zu retten.

Wieder feuerte eines der Militärschiffe, das schon meinen ersten Gegner getötet hatte. Insgesamt standen vier Zehnmetereinheiten in der unmittelbaren Umgebung; eine erfreuliche, unglaublich beruhigende Militärpräsenz.

Ein durchdringendes Piepsen kündigte eine eingehende Funknachricht an. »Keine Bildübertragung möglich«, meldete die Automatenstimme gleichzeitig.

Das war mir herzlich gleichgültig. Ich nahm das Gespräch an.

»Den Sensoren zufolge solltest du dringend landen, ehe dein Gleiter auseinanderbricht«, fuhr mich Truyen Conscure ohne Begrüßung an. »Die strukturelle Integrität ist gleich null.«

»Danke für dein Eingreifen und die schnelle ...«

»Geschenkt! Wenn du dich tatsächlich beim Sturm auf das Lager beteiligen willst, beeil dich. Ich nehme dich in wenigen Sekunden in mein Schiff auf. Wir fliegen in exakt einer Minute die Stellung der Feinde an. Unsere Gegner sind gewarnt, wir dürfen ihnen keine Zeit schenken, sonst werden sie fliehen. Eine meiner Einheiten steht bereit zum Abfangen etwaiger Flüchtlinge.«

Ich senkte den Gleiter dem Boden entgegen. Er landete hart auf einem Plateau; auf dem Nachbargipfel des Berges, der noch immer aussah, als würde er völlig in sich zusammenbrechen. Das Getöse der abrutschenden Gesteinsmassen war ohrenbetäubend und hallte als Echo dutzendfach wider.

Dass eigentlich bereits die Dunkelheit angebrochen war, konnte ich kaum glauben; es herrschte Helligkeit wie am Tag. Feuer brannten da und dort, die letzten Reste von Explosionen; ein greller Lichtstrahl richtete sich auf mich.

Erst von außen sah ich, in welch verheerendem Zustand sich mein Einpersonengleiter befand: Die Außenhülle war geschwärzt, wies kleine Risse auf, und im hinteren Bereich züngelten Überschlagsblitze.

Es war wohl tatsächlich ein Wunder, dass ich damit nicht in der Luft zerfetzt worden war. Und im Gegensatz zu meiner ersten Einschätzung nutzte mir dieses Wunder doch etwas – dank des Eingreifens von Truyen Conscure und seinen Männern.

Oder war es Bestimmung, dass ich in diesen Augenblicken nicht gestorben war?

Immerhin hatte ich während der Ermittlungen etwas Wunderbares erlebt, das all dies auf eine höhere Ebene der Bedeutung hob.

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in der Lage gewesen, meinen Escaran zu sehen – den immateriellen Harmoniebewahrer. Dabei handelte es sich um einen Splitter der Superintelligenz TANEDRAR, den diese jedem Bewohner des Reiches der Harmonie zur Seite stellte.

Ein großartiges, geradezu mystisches Erlebnis, das mir zeigte, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand. Seitdem sah ich den Escaran stets als quasi geisterhafte Erscheinung neben mir; eine Schwinge wie die eines Vogels, der sich in ungeahnte Höhen erhob.

Der Lichtstrahl fokussierte sich auf den Gleiter. Zugleich schob sich ein aus meiner Perspektive gigantisches dunkles Ding aus Metall über mich – die Einheit des Militärs, gerade mal zehn Meter durchmessend, aber nur etwa mannshoch über mir, sodass sie den gesamten Himmel ausfüllte.

Ein Antigravfeld packte mich. Ich verlor den Boden unter den Füßen, wurde in die Höhe gerissen.

»Willkommen an Bord!«, hörte ich Sekunden später eine spöttische Stimme, dann krachte das Schott neben mir zu, und wir setzten uns so schnell in Bewegung, dass ich hilflos wie ein Sack umfiel.

Zehn, nein, zwölf humanoide Soldaten bevölkerten den Schleusen- oder Laderaum; vermutlich Lirbal. Mir blieb keine Zeit, sie genauer zu mustern. Ihre Masken wiesen – typisch für das Militär – strenge und karge Formen auf.

Als ich mühsam versuchte, mich wieder aufzurappeln und auf die Springbeine zu stellen, lachten sie.

Mir war gar nicht danach zumute.

Ihnen vermutlich auch nicht. Ich schätzte ihr Verhalten als künstliche Handlung ein, mit der sie ihre momentanen Ängste übertünchen und verdrängen wollten. Wahrscheinlich hielten sie mich als nichthumanoiden Kandran und überdies Zivilisten nicht für einen wertvollen Verbündeten.

Ein Schott zischte zur Seite, und ein weiterer Soldat betrat den Raum. Ich erkannte ihn sofort – Truyen Conscure, mein Gesprächspartner, Informant und ganz nebenbei Lebensretter.

»Wir werden das Lager in wenigen Sekunden überfliegen«, sagte er. »Landen ist dort in der Enge unmöglich, also schleusen wir aus. Ihr habt eure Befehle.« Er wandte sich an mich. »Harmoniewächter, ist dein Schutzanzug voll funktionsfähig?«

Ich bestätigte, blähte dabei den Kehlsack, um meiner Stimme mehr Volumen zu verleihen. »Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir so viele Feinde in dem paramilitärischen Ausbildungslager wie nur irgend möglich lebend gefangen nehmen. Zweifellos halten sich dort etliche Unharmonische auf. Ich muss ihnen Fragen stellen über Hintergründe, die euer ...«

Ich brach ab. ... die euer Verständnis übersteigen ... die ihr euch nicht vorstellen könnt ... die euch nichts angehen. Keine der Alternativen, die mir einfielen, um meinen unklug begonnenen Satz zu beenden, klangen im Entferntesten angemessen.

»Woher weißt du von den Unharmonischen im Lager?«

»Ich habe ihre Anwesenheit gespürt, ehe der Angriff auch mich startete.« Als Harmoniewächter konnte ich jeden Jyrescao riechen, weil den Fremden auf paranormaler Ebene etwas fehlte; sie begleitete eben kein Escaran.

Conscure zog eine Waffe. »Wir werden sehen, wie viele Gefangene wir nehmen können. Diese Leute scheinen nicht sonderlich freundlich zu sein.«

Er atmete deutlich hörbar durch. »Ausschleusen – jetzt!«

*

Das Antigravfeld setzte uns im inneren Bereich des paramilitärischen Ausbildungslagers ab. Die teilweise eingestürzte Außenmauer lag in unserem Rücken, dahinter fiel eine Steilwand in die Tiefe.

Mit Conscure, der den Trupp anführte, verfügte das Team über eine Stärke von zwanzig Mann; die Besatzung des dritten Schiffes war nicht ausgeschleust und schwebte in einiger Entfernung als Beobachter und Eingreifreserve.

Außer mir gab es also neunzehn wahrscheinlich perfekt ausgebildete Soldaten. Als Harmoniewächter waren mir derartige bewaffnete Operationen etwas völlig Fremdes. Doch in diesem Fall blieb mir keine Wahl. Eine neue Zeit war angebrochen, die den Einsatz neuer Mittel erforderte.

Auch rein äußerlich bildete ich den Exoten; alle übrigen stammten tatsächlich aus dem humanoiden Volk der Lirbal, genau wie ich vermutet hatte. Ich war breiter als sie, schon auf den ersten Blick erdverbundener durch meine dunkle, warzige Haut, die mit dem Schatten eines Gebüschs oder den Wassern eines Teichs optisch zu verschmelzen vermochte.

Es herrschte Stille im Lager.

Ich war überzeugt, dass diese Ruhe trügerisch sein musste. Alles war viel zu schnell gegangen, als dass den Jyrescao eine Flucht möglich gewesen wäre.

Ich konnte kaum fassen, wie wenig Zeit laut Truyen Conscure seit dem ersten Angriff auf mich vergangen war – nicht einmal sechs Minuten.

Eine kurze Zeitspanne, in der ich mehrfach hätte sterben können und doch überlebt hatte.

Selbstverständlich waren wir alle – in dieser Hinsicht bildete ich keine Ausnahme – durch Individualschirme geschützt. Ein breiter Lichtstrahl aus dem in der Nähe verbliebenen Schiff tauchte das Lager in Helligkeit.

Ich versuchte, die Einheit zu erkennen, doch sie verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht, die nun wieder scheinbar fast ungetrübt zwischen den Gipfeln des Gebirges herrschte.

»Ich orte Bewegung«, stellte einer der Soldaten fest. Sein ausgestreckter Arm wies auf das mittlere der drei Gebäude des Lagers, eine gedrungene eingeschossige Halle mit trüben Fenstern. Ich versuchte, durch sie ins Innere zu sehen, erkannte jedoch nichts.

»Wir gehen rein«, bestimmte Conscure. »Vier Mann. Der Rest gibt Rückendeckung.«

Wenige Sekunden später trat er die Tür ein. Sein Schutzschirm flammte sofort unter plötzlichem Beschuss auf.

Ein Feuergefecht entbrannte. Vier Soldaten folgten ihm, bis die Funkbotschaft mich erreichte.

Conscure schrie: »Eine Falle! Hier ist niemand! Es sind Roboter!«

Ein Irrlichtern in der Halle.

Ein Krachen, das ich nicht zuordnen konnte.

Und eine Anzeige meines Ortungsgeräts, die zunächst überhaupt keinen Sinn ergab: Ein Reaktor fuhr ganz in der Nähe zu gewaltiger Leistung hoch.

Erst als bei dem linken Gebäude das Dach in einer dumpfen Explosion verging und im nächsten Augenblick zwei mehrere Meter durchmessende Gleiter wie Rieseninsekten daraus in die Höhe jagten, verstand ich: Conscure hatte recht. Mehr, als ihm wohl selbst bewusst war. Dies war eine Falle; in weitaus größerem Umfang, als ihm klar gewesen war. Eine, die das gesamte Lager umfasste.

Der Reaktor erreichte eine Leistungsspitze.

Selbstzerstörung!, dachte ich noch.

Truyen Conscure zog wohl dieselbe Schlussfolgerung. »Rückzug!«, schrie er in den Funk.

Doch es war längst zu spät.

»Erst das geschlossene Ganze schafft die Harmonie; jedes Fremde zerstört sie.«

(Alter Lehrsatz aus der Gründerzeit des Reiches)

2.

Alaska Saedelaere

Hitze floss in seinem Arm nach oben zur Schulter. Im Nackenbereich verteilte sie sich, und tausend glühende Nadeln bohrten sich in sein Gehirn.

Der krötenartige Kandran zog die Phiole zurück, deren Inhalt nun in Saedelaeres Adern kreiste.

»Ich sagte dir, Fremder, du wirst uns die Wahrheit mitteilen. Dass es nur auf diese Art möglich ist, lag ganz allein bei dir. Du hast mich dazu gezwungen, radikalere Mittel einzusetzen. Wünschst du dir bereits, nicht gelogen zu haben?«

Ein Schwindel erfasste Alaska Saedelaere. Er spürte, wie es rund um den implantierten Zellaktivatorchip in seiner Schulter pochte. Offenbar bekämpfte das Gerät bereits den Einfluss des fremdartigen Serums.

»Ich habe die Wahrheit gesagt«, antwortete er. Oder wollte es zumindest; in seinen Ohren klang es wie das Lallen eines Betrunkenen: Ichabeahrheitagt. Zu mehr war seine Zunge nicht mehr fähig.

Die Kehle wurde ihm eng, und die Augenlider flatterten. Seine Muskeln schmerzten wie unter einem Krampf, doch der Körper bewegte sich nicht einen Millimeter – ein energetisches Fesselfeld band ihn. Vom Hals abwärts konnte er keinen Muskel rühren.

Der Kandran beugte sich über ihn, packte ihn an beiden Armen und drückte ihn auf der einfachen Pritsche zurück. In Liegeposition auf dem Rücken starrte Saedelaere geradeaus an die Decke.

Seine Gedanken blieben im Gegensatz zu seinen körperlichen Reaktionen klar. Er wusste genau, wo er sich befand, was zuletzt geschehen war und was sein krötenartiger Besucher von ihm verlangte.