Perry Rhodan 263: Sieben Stunden Angst - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 263: Sieben Stunden Angst E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Der Duplikator läuft - und die Männer der CREST erwarten den Ansturm von Guckys Doppelgängern Auf der fernen Erde schreibt man den 24. April des Jahres 2404. Noch weiß niemand an Bord der CREST III, welche Schlußfolgerungen die geheimnisvollen Herren Andromedas aus dem überraschenden Auftauchen des terranischen Ultraschlachtschiffs in ihrem ureigensten Machtbereich ziehen. Auch Perry Rhodan ist bislang nur auf Vermutungen und Theorien angewiesen. Immerhin ist ihm und den Führungskräften der terranischen Andromeda-Expedition bereits bekannt, daß den Meistern der Insel die Position der Erde seit Urzeiten kein Geheimnis ist, denn sie oder ihre Handlanger hatten auf dem Planeten History ein Reservat eingerichtet, in dem Menschen aller Epochen zeitlos dahindämmerten. Diese Insassen des "galaktischen Zoos" wurden von den MdI durch die Aufhebung des Zeitschutzfeldes gnadenlos dem Tode überantwortet, als die terranische Expedition sich für das Schicksal der Unglücklichen zu interessieren begann. Der Planet Multika mit seiner "Menschenfabrik" war eine weitere Station des Schreckens für die Männer der CREST. Da Perry Rhodan und seine Leute selbst dem Ansturm der Duplos widerstanden, versuchen es die Herren Andromedas mit einer neuen Taktik: Sie setzten die fliegenden Fallen ein! Eine dieser Fallen findet die Beute, die Multiduplikatoren der SUSAMA laufen an - und die Männer der CREST durchleben SIEBEN STUNDEN ANGST...

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Nr. 263

Sieben Stunden Angst

Der Multiduplikator läuft – und die Männer der CREST erwarten den Ansturm von Guckys Doppelgängern

von WILLIAM VOLTZ

Auf der fernen Erde schreibt man den 24. April des Jahres 2404.

Noch weiß niemand an Bord der CREST III, welche Schlussfolgerungen die geheimnisvollen Herren Andromedas aus dem überraschenden Auftauchen des terranischen Ultraschlachtschiffs in ihrem ureigensten Machtbereich ziehen. Auch Perry Rhodan ist bislang nur auf Vermutungen und Theorien angewiesen.

Immerhin ist ihm und den Führungskräften der terranischen Andromeda-Expedition bereits bekannt, dass den Meistern der Insel die Position der Erde seit Urzeiten kein Geheimnis ist, denn sie oder ihre Handlanger hatten auf dem Planeten History ein Reservat eingerichtet, in dem Menschen aller Epochen zeitlos dahindämmerten.

Diese Insassen des »galaktischen Zoos« wurden von den MdI durch die Aufhebung des Zeitschutzfeldes gnadenlos dem Tode überantwortet, als die terranische Expedition sich für das Schicksal der Unglücklichen zu interessieren begann.

Der Planet Multika mit seiner »Menschenfabrik« war eine weitere Station des Schreckens für die Männer der CREST.

Da Perry Rhodan und seine Leute selbst dem Ansturm der Duplos widerstanden, versuchen es die Herren Andromedas mit einer neuen Taktik: Sie setzten die fliegenden Fallen ein!

Die Hauptpersonen des Romans

Ko-Antin – Kapitän des Duplikatorschiffes SUSAMA.

Arrek – Stellvertretender Kommandant der SUSAMA.

Berryin – Ein Duplikatoringenieur.

Perry Rhodan – Der Großadministrator erwartet den Ansturm der Duplos.

Gucky – Der Mausbiber wird gefärbt.

Gucky II – Der erste von vielen Gucky-Duplos.

André Noir

Die tefrodische Seite

1. Ein Duplo wird getötet

Arrek öffnete die Tür zu Ko-Antins Kabine. Der Raum, den der Stellvertretende Kommandant betrat, war verlassen. Damit hatte Arrek gerechnet. Bevor er sich jedoch aufmachte, um einen Mann zu töten, wollte er sich vergewissern, dass sich auch im Versteck niemand aufhielt. Arrek zog seine Waffe, weil er wusste, wie unberechenbar ein Duplo in diesem Zustand sein konnte. Er durchquerte den kleinen Raum und riss die Tür des Wandschranks auf. Mit energischen Griffen löste er die Rückwand des Schrankes. Die Nische, die jetzt sichtbar wurde, war verlassen. Arrek tastete mit seinen Händen die Wände ab. Sie waren kalt.

Das bedeutete, dass das sechsunddreißigste Duplikat von Ko-Antins Originalkörper sein Versteck bereits vor längerer Zeit verlassen hatte. Arreks Gesicht blieb völlig unbewegt, als er die Rückwand wieder einsetzte und die Schranktür schloss. Seine Bewegungen wirkten gelassen, fast phlegmatisch.

Er erinnerte sich an die Worte, die Geschwaderkommandant Joakin an ihn gerichtet hatte.

»Sie sind der wichtigste Mann an Bord der SUSAMA. Natürlich wissen wir nicht, ob ausgerechnet die SUSAMA die Haluter in die Falle locken wird, aber deshalb werden Sie sich über mangelnde Schwierigkeiten nicht beklagen können. Sechsunddreißig glaubt, dass wir ihn an Bord der SUSAMA geschickt haben, damit er bei einem Versagen von Zweihunderteins die Befehlsgewalt über das Duplikatorschiff übernehmen kann. In Wirklichkeit ist Sechsunddreißig der Unsicherheitsfaktor. Er war zu oft mit anderen Duplos des Ko-Antin zusammen. Das führt früher oder später immer zur Rebellion, wie wir herausgefunden haben. Der kritische Zeitpunkt ist bei Ko-Antin Nummer Sechsunddreißig erreicht. Wir haben ihm erklärt, die Zellstrukturschablone von Ko-Antins Originalkörper befände sich an Bord der SUSAMA.« Joakin hatte verächtlich gelächelt. »Das ist natürlich Unsinn. Die Schablone befindet sich in der Zentrale, genau wie alle anderen, die uns wichtig erscheinen. Sollte sich Sechsunddreißig zur Revolte entschließen, dann wird es sehr plötzlich geschehen, und Sie werden wachsam sein müssen, Arrek.«

Es war tatsächlich sehr schnell gegangen, dachte Arrek.

Während die SUSAMA das halutische Riesenschiff in die Falle gelockt und drei Gefangene gemacht hatte, war Sechsunddreißig wahrscheinlich jetzt auf dem Weg in den Duplikatorraum. Im Augenblick konnte das sechsunddreißigste Duplikat Ko-Antins nicht riskieren dort einzudringen, denn die Ingenieure unter Leitung von Berryin waren damit beschäftigt, die ersten Duplos fertigzustellen.

Inzwischen waren die drei Gefangenen, ein Haluter, ein tierähnliches Wesen und ein Mann, der fast wie ein Tefroder aussah, geflüchtet, doch der Besatzung der SUSAMA war es zuvor gelungen, von jedem der Gefangenen eine Zellstrukturaufzeichnung zu machen, so dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis die ersten Duplikate verhört werden konnten.

Arreks aufgedunsenes Gesicht verzog sich zu einem flüchtigen Lächeln.

Es war tatsächlich eine Frage der Zeit, dachte er belustigt, denn solange die SUSAMA gezwungen war, knapp Lichtgeschwindigkeit zu fliegen, war sie ebenso wie ihr Verfolger der Zeitdilatation unterworfen. Das war ein echtes Problem, doch Arrek war davon überzeugt, dass es Ko-Antin auf gewohnte Art lösen würde.

Arrek schlug die Kabinentür hinter sich zu und blieb einen Augenblick nachdenklich im Gang stehen. Ko-Antins Problem war der durch die hohe Geschwindigkeit des Schiffes verlangsamte Zeitablauf, der ein rechtzeitiges Duplizieren der Gefangenen verhindern würde, wenn es dem Kommandanten nicht gelang, die Haluter zu überlisten.

Arreks Problem war wesentlich unkomplizierter, aber nicht minder gefährlich. In knappen Worten ausgedrückt lautete es: Sechsunddreißig finden und töten.

Der erste Teil des Problems, nämlich Ko-Antin Sechsunddreißig zu finden, war bei logischem Vorgehen bestimmt weitaus einfacher als die Erfüllung des zweiten Teils, der darin bestand, den Duplo zu töten.

Genauso, wie er jetzt zu Sechsunddreißig ging, konnte eines Tages jemand zu ihm kommen, um ihn auszuschalten, überlegte er. Natürlich hätte man Sechsunddreißig von der Zentrale aus töten können. Ein kurzer Impulsstoß hätte genügt. Der Reizwellenempfänger in Sechsunddreißigs Hinterkopf hätte sofort angesprochen. Doch diese Methode konnte leicht zu einem Massenmord werden, weil mindestens ein Dutzend Tefroder zusammen mit Sechsunddreißig den Tod finden würden.

Und je komplizierter ein Mord durchgeführt wurde, desto leichter wurden Fehler begangen. Die konservative Methode, dachte Arrek, war immer noch die beste.

Er war so intensiv mit seinem Vorgehen beschäftigt, dass er das Dröhnen der Normaltriebwerke der SUSAMA völlig überhörte. Sie flogen dicht unterhalb der Lichtmauer, um weiterhin den Anschein zu erwecken, ihr Überlichtantrieb sei defekt.

Ko-Antin war bestimmt ein brauchbarer Mann, aber manchmal hielt er zu lange an alten Befehlen fest. An Ko-Antins Stelle hätte Arrek schon längst einen Sprung in den Linearraum gewagt, um die Duplizierung voranzutreiben. Leider konnte Arrek den Kommandanten nur beraten. Befehle durfte er ihm nicht erteilen.

»Sie sind unser Agent«, hatte Joakin gesagt. »Unser Vertrauensmann. Ko-Antin ist der Kommandant der SUSAMA. Vergessen Sie das nie, denn er ist als Kommandant mindestens ebenso gut wie Sie als Agent der Zentrale.«

Na schön, dachte Arrek gleichmütig. Wäre Joakin an Bord, dann könnte er sich endlich einmal davon überzeugen, dass ein Kommandant ab und zu die Entscheidungskraft eines guten Agenten benötigte, um voranzukommen. Aber Joakin war selbst nur Kommandant, ein hervorragender Kommandant, gewiss, aber es fehlte ihm die Intuition, um in manchen Situationen rein gefühlsmäßig das Richtige zu tun.

Arrek bewegte sich auf den Antigravschacht zu. Es würde nicht mehr lange dauern, bis auch die halutischen Eindringlinge besiegt waren. Die Wasserstoff-Methan-Atmer bildeten sowieso keine Gefahr, denn ihre Schiffe waren denen der Tefroder hoffnungslos unterlegen. Im stillen wünschte Arrek, dass eines Tages irgend etwas geschehen würde, was solche arroganten Vorgesetzten wie Geschwaderkommandant Joakin ein bisschen einschüchterte.

Als Arrek durch den Antigravschacht in die unteren Decks schwebte, richtete er seine Gedanken wieder auf sein eigene Problem. Da Sechsunddreißig es noch nicht wagen konnte, in den Duplikatorraum einzudringen, war die Anzahl der möglichen Verstecke ziemlich gering.

Arrek zog den Individualtaster hervor und schaltete ihn ein. Mit diesem Gerät konnte er die Gehirnschwingungen eines versteckten Wesens erkennen und sogar die exakte Entfernung ablesen, die dieses Wesen noch von ihm trennte. Die Technik, dachte Arrek, macht einem alles viel zu leicht. Sechsunddreißig hatte noch nicht einmal die Chance, sich einen Verwirrer zu beschaffen, der den Individualtaster zu einem nutzlosen Instrument machen würde.

Arrek schwang sich aus dem Schacht. Trotz seiner körperlichen Schwere bewegte er sich völlig lautlos. Wenn er wirklich einmal ein Geräusch verursachte, ging dieses im Dröhnen der Normaltriebwerke unter.

In Gedanken unterteilte Arrek das Deck, in dem sich der Duplikatorraum befand, in drei Bezirke. Der mittlere Bezirk kam sowieso nicht für Sechsunddreißig in Frage, weil dort die Duplikatoranlage aufgestellt war. Blieben also nur die beiden äußeren Bezirke.

Arrek fragte sich, welchen von beiden er an Sechsunddreißigs Stelle gewählt haben würde. Wahrscheinlich den hinteren Bezirk, weil dort naturgemäß weniger Besatzungsmitglieder vorüberkamen. Arrek erreichte den Duplikatorraum. Drinnen hörte er Berryins Stimme. Der Leitende Ingenieur hatte jetzt alle Hände voll zu tun. Später, wenn die ersten Duplikate fertig waren, konnte sich Berryin auf eine gelegentliche Kontrolle des Duplikators beschränken.

Was für eine schreckliche Maschine, dachte Arrek angewidert. Wie hatte ihr Erfinder zulassen können, dass sie jemals in so großer Zahl gebaut wurde? Wie hatte überhaupt jemand eine solche Erfindung der Öffentlichkeit übergeben können? Aber war es nicht eine logische Entwicklung? Telefon, drahtloser Funk, Desintegrator, Integrator und dann der Multiduplikator. So, wie man von einem Funkbild unzählige Reproduktionen herstellen konnte, war es auch mit einem Körper möglich. Ein einfacher Vergleich, dachte Arrek. Aber zutreffend.

Berryins Stimme verklang, als Arrek den Hauptgang verließ. Wenige Augenblicke später schlug der Individualtaster aus. Arrek zuckte mit den Schultern. Da es hier unten keine Kabinen gab, konnte es sich nur um Sechsunddreißig handeln, der das Ortungsgerät ansprechen ließ. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass sich irgendein Techniker in der Nähe aufhielt. Arrek behielt die eingeschlagene Richtung bei. Sein Suchgerät gab ihm recht, denn der Ausschlag wurde stärker.

Gleich darauf wusste er, wo er Ko-Antin Nummer Sechsunddreißig finden würde. Am Ende des Ganges befand sich eine Nische, in der der für dieses Deck zuständige Löschroboter stand. Der Roboter war nicht so groß, dass er den gesamten Platz für sich allein benötigt hätte. Seine Positronik war viel zu kompliziert, als dass er der Anwesenheit eines Mannes in der Nische irgendwelche Bedeutung beigemessen hätte.

Nur eines konnte die Maschine aktivieren und sie dazu bringen, ihren Unterschlupf zu verlassen: Feuer. Wie ein schaumsprühendes Ungeheuer würde sie im Falle eines Brandes aus der Nische hervorrollen und die Flammen unter sich ersticken.

Arrek schob den Individualtaster in seine Tasche. Es war einfach gewesen, Sechsunddreißig zu finden. Noch einfacher, als er erwartet hatte.

Die Flügeltüren der Nische waren geschlossen. Wenn der Roboter in den Einsatz rollte, konnte er sie einfach aufstoßen. Diese Möglichkeit bestand auch für einen Mann, der sich innerhalb der Nische verstecken wollte.

Arrek ging geradewegs auf sein Ziel zu. Er glaubte nicht, dass Sechsunddreißig eine Möglichkeit besaß, den Gang zu überwachen. Wahrscheinlich hielt der Duplo das auch für völlig überflüssig. Er kam bestimmt nicht auf den Gedanken, dass jemand nach ihm suchte. Sechsunddreißig verließ sich darauf, dass nur Ko-Antin Zweihunderteins und Arrek von seinem Hiersein unterrichtet waren. Dass ausgerechnet Arrek ihn zu töten beabsichtigte, konnte er nicht wissen.

Als Arrek nach der Flügeltür griff, sprang diese mit einem Ruck auf.

Vor dem quadratischen Körper des Löschroboters stand Ko-Antin Sechsunddreißig. Er hielt eine Waffe in der Hand. Sein Gesicht war verzerrt.

»Werfen Sie Ihren Strahler weg, Arrek!«, befahl er.

Arrek war so überrascht, dass er dem Befehl Sechsunddreißigs augenblicklich nachkam. Der Duplo streckte einen Fuß aus und stieß Arreks Waffe damit ein paar Meter in den Gang hinaus.

Erst jetzt sah Arrek das kleine Gerät in Sechsunddreißigs anderer Hand. Ko-Antin lächelte triumphierend.

»Das habe ich mir aus meinem Versteck mitgebracht«, erklärte er höhnisch. »Es sollte ursprünglich dazu dienen, die Haluter zu beobachten, die an Bord der SUSAMA kommen würden. Jetzt diente es einem viel besseren Zweck.«

Arrek hatte sich von seinem Schreck erholt. Er begann wieder zu überlegen. Sechsunddreißig machte einen unentschlossenen Eindruck. Trotz seines leichten Sieges schien der Duplo nicht zu wissen, was er mit dem bezwungenen Tefroder anfangen sollte.

»Wie haben Sie es herausgefunden?«

»Das war keine große Leistung«, gab Arrek zu. »Sie waren ein Verdächtiger. Die Zentrale rechnete damit, dass es zu einer Krise kommen würde.«

»Das soll ich Ihnen glauben?«, fragte Ko-Antin fassungslos. »Von allen Duplikaten Ko-Antins galt ich als das zuverlässigste. Der Verdacht der Zentrale ist völlig unbegründet. Sie müssen es selbst gemerkt haben, dass ich kein alberner Befehlsempfänger mehr sein möchte.«

Arrek vermied es, die Waffe seines Gegners anzublicken. Sechsunddreißig war von einer Hysterie befallen, die ihn jeden Augenblick zum Abdrücken veranlassen konnte. Dann, dachte Arrek düster, würde er tot auf dem kalten Boden dieses Seitenganges liegen, und keines seiner vielgerühmten Medikamente würde ihm sein Leben zurückgeben können.

»Wie alle Duplos machen Sie den Fehler, dass Sie Ihre Lage falsch einschätzen«, sagte er zu Sechsunddreißig. »Die Zentrale hat große Erfahrung im Umgang mit Ihresgleichen. Für alle Duplos von wichtigen Männern gibt es so genannte Verbindungsmänner. Sie sind der Verbindungsmann für die Ko-Antin-Duplikate.«

»Sie berichten mir nichts Neues«, knurrte Ko-Antin. »Sie wollen nur Zeit gewinnen.«

»Ich will Ihnen klarmachen, dass Sie nichts gewinnen, wenn Sie mich erschießen. Die Schablone mit der Zellstrukturaufzeichnung von Ko-Antins Originalkörper befindet sich nicht an Bord der SUSAMA.«

»Das ist nicht wahr!«, rief Sechsunddreißig.

Arrek nickte bedauernd. »Doch, mein Freund«, bekräftigte er. »Es wurde Ihnen lediglich mitgeteilt, dass sich die Schablone innerhalb dieses Schiffes befände, um Ihre Zuverlässigkeit zu überprüfen, von der die Zentrale glaubt, dass sie oft genug strapaziert wurde. Dieser Glaube, so scheint mir, besteht zu recht, denn Sie sind mit dem Plan hierhergekommen, die Schablone zu vernichten. Das versuchen früher oder später alle Verbindungsmänner. Es ist psychologisch leicht erklärbar. Wenn man sein ganzes Leben mit Männern zusammentrifft, die genauso aussehen wie man selbst, die die gleiche Sprache sprechen und den gleichen Charakter haben, dann muss es früher oder später zu einem solchen Ausbruch kommen. Zunächst versucht man seine Schwierigkeiten dadurch aus der Welt zu schaffen, dass man sich anders verhält als die übrigen Duplos des gleichen Originals. Es ist eine Flucht vor der eigenen Persönlichkeit, die schließlich in der Erkenntnis endet, dass es sinnlos ist, ein anderer Mensch als das Original sein zu wollen.«

»Ist Ihre Ansprache beendet?«, erkundigte sich Sechsunddreißig.

»Ich glaube, ja«, sagte Arrek.

»Dann bin ich an der Reihe. Es ist für Sie vollkommen gleichgültig, ob ich die Schablone finde oder nicht. Sie werden hier in diesem Gang sterben.«

»Dafür wird man Sie töten«, sagte Arrek.

»Das mag schon sein, doch ich werde dafür sorgen, dass Ihr Tod wie ein Unfall aussieht. Sobald ich Sie erschossen habe, werde ich Sie mit Kerosin übergießen und anzünden. Das wird den Roboter veranlassen, aus seiner Nische hervorzukommen und über Sie hinwegzurollen. Was, glauben Sie, ist danach noch von Ihnen übrig, Arrek?«

»Nicht sehr viel, fürchte ich«, murmelte Arrek.

Sechsunddreißigs Augen leuchteten auf, Arrek sah, wie die Waffe in der Hand des Duplos zitterte. Der Tod war Arrek schon oftmals begegnet, doch er hatte ihm noch nie so unmittelbar gegenübergestanden wie in diesem Augenblick. Arrek musste unwillkürlich daran denken, dass im gleichen Augenblick ein anderer Mann, der genauso aussah wie Sechsunddreißig, in der Zentrale der SUSAMA stand und über das Problem der Relativität der Zeit nachdachte.

Wohl zum ersten Mal hatte Sechsunddreißig das erreicht, was er sein ganzes Leben lang erstrebt hatte: Er war anders als die anderen Duplikate von Ko-Antins Körper. Eine gewaltsam herbeigeführte Lösung durch das Unterbewusstsein eines unglücklichen Wesens.

Der Multiduplikator – was für eine schreckliche Maschine, dachte Arrek abermals.

»Was würden Sie tun, wenn ich Ihnen verspräche, Ihnen mit einem Rettungsboot Gelegenheit zur Flucht zu geben?«, fragte Arrek.

»Ich würde sagen, es ist ein verdammter Trick!«, rief Sechsunddreißig.

Ich könnte Tage reden, ohne das Misstrauen auszulöschen, das er in sich angespeichert hat, überlegte Arrek erschüttert. Ich muss ihn töten, bevor er Unheil anrichten kann.

»Gehen Sie in die Mitte des Ganges!«, befahl Sechsunddreißig.

Der Stellvertretende Kommandant wusste, dass er dort erschossen werden sollte, inmitten des Ganges, wo der schwere Roboter über ihn hinwegwalzen würde.

»Nun gut«, sagte er langsam. Er wandte sich von Sechsunddreißig ab, als wollte er dessen Anordnung nachkommen. Er brachte diese Bewegung jedoch nicht zu Ende, sondern warf sich mit einem mächtigen Satz in Richtung seines Gegners. Zischend entlud sich der Strahler. Der Energiestoß flammte über Arreks Rücken. Der korpulente Mann prallte gegen Ko-Antins Beine. Der Duplo wurde zu Boden gerissen. Ein weiterer Schuss löste sich und traf die Decke. Brennende Stücke der Deckenverkleidung stürzten in den Gang herab. Arrek umklammerte die Waffenhand Ko-Antins und drückte sie nach unten.

Ein Summen wurde laut.

»Der Roboter!«, rief Sechsunddreißig entsetzt. »Die Schüsse locken ihn heraus.«

Arrek holte mit der anderen Hand aus und schmetterte sie Sechsunddreißig ins Gesicht. Ko-Antin gab einen unartikulierten Laut von sich. Sein Körper bäumte sich auf. Arrek hörte das gleichmäßige Surren der Gleitrollen des Roboters. Gleichzeitig spürte er, wie eine ätzende Flüssigkeit über seinen Nacken lief. Die Maschine kam aus der Nische gerollt und versprühte das Löschmittel.