Perry Rhodan 266: Die Tempel von Darak - H.G. Ewers - E-Book

Perry Rhodan 266: Die Tempel von Darak E-Book

H.G. Ewers

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Beschreibung

Der Kampf im kosmischen Stützpunkt MA-genial entbrennt - und die lebenden Mäntel entscheiden den Ausgang der Schlacht Die CREST hat die "Realzeit" des Jahres 2404 verlassen müssen. Der Zeittransmitter des Planeten Vario hat Perry Rhodans Ultraschlachtschiff mitsamt der Besatzung ganze 52 392 Jahre in die Vergangenheit - und zurück in die Milchstraße geschleudert. Die Falle, welche die Meister der Insel der CREST stellten, ist also zugeschnappt. In der wichtigsten Phase ihrer Operationen war den Herren Andromedas jedoch kein Erfolg beschieden: Es gelang ihnen nicht, die CREST bei ihrem Wiederauftauchen über Kahalo vernichten zu lassen! Atlan mit seiner zehntausendjährigen Erfahrung konnte die Befehlshaber der lemurischen Wachflotte überlisten und die CREST in Sicherheit bringen. Doch diese Sicherheit ist trügerisch, denn die Terraner der Vergangenheit - sie nennen sich Lemurer - sind Feinde der Terraner aus der Zeit des Solaren Imperiums, und auch die Haluter kämpfen in jenem Jahr 49 988 vor der Zeitenwende erbittert gegen alle Menschen. Als sich herausstellt, daß die CREST nicht das einzige Raumobjekt ist, das die Meister der Insel in die Vergangenheit versetzten, gehen Perry Rhodans Männer in einen neuen Einsatz. Es gilt, die potentiellen Verbündeten auf der kosmischen Werft MA-genial zu retten! Die Entscheidung über den Ausgang des Kampfes mit halutischen Landetruppen fällt jedoch in den TEMPELN VON DARAK...

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Nr. 266

Die Tempel von Darak

Der Kampf im kosmischen Stützpunkt MA-genial entbrennt – und die lebenden Mäntel entscheiden den Ausgang der Schlacht

von H. G. EWERS

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Impressum

Die CREST hat die »Realzeit« des Jahres 2404 verlassen müssen. Der Zeittransmitter des Planeten Vario hat Perry Rhodans Ultraschlachtschiff mitsamt der Besatzung ganze 52.392 Jahre in die Vergangenheit – und zurück in die Milchstraße geschleudert.

Die Falle, welche die Meister der Insel der CREST stellten, ist also zugeschnappt.

In der wichtigsten Phase ihrer Operationen war den Herren Andromedas jedoch kein Erfolg beschieden: Es gelang ihnen nicht, die CREST bei ihrem Wiederauftauchen über Kahalo vernichten zu lassen!

Atlan mit seiner zehntausendjährigen Erfahrung konnte die Befehlshaber der lemurischen Wachflotte überlisten und die CREST in Sicherheit bringen.

Doch diese Sicherheit ist trügerisch, denn die Terraner der Vergangenheit – sie nennen sich Lemurer – sind Feinde der Terraner aus der Zeit des Solaren Imperiums, und auch die Haluter kämpfen in jenem Jahr 49.988 vor der Zeitenwende erbittert gegen alle Menschen.

Als sich herausstellt, dass die CREST nicht das einzige Raumobjekt ist, das die Meister der Insel in die Vergangenheit versetzten, gehen Perry Rhodans Männer in einen neuen Einsatz. Es gilt, die potentiellen Verbündeten auf der kosmischen Werft MA-genial zu retten!

Die Entscheidung über den Ausgang des Kampfes mit halutischen Landetruppen fällt jedoch in den TEMPELN VON DARAK ...

Die Hauptpersonen des Romans

Arban Cubri und Nash Horlow – Zwei Leutnants der CREST III.

Perry Rhodan – Der Großadministrator lästert das »Krish'un«.

John C. Shelton, Pierre Messier und Aino Uwanok – Das Sonderkommando Lemur begegnet den Verschollenen der Zeit.

Ma-lok – Besitzer der kosmischen Station MA-genial.

Gucky – Der Mausbiber genießt göttliche Verehrung.

Icho Tolot

1.

Die rote Sonne stand auf der so genannten Eastside des galaktischen Zentrums, etwa zehntausendsiebenhundert Lichtjahre von Kahalo und dem Sonnensechseck entfernt. Ihre Größe entsprach derjenigen der Beteigeuze; sie war rund vierhundertmal so groß wie Sol.

Am äußeren Rand der gewaltigen Korona schwebte ein unscheinbares Stäubchen, mikroskopisch klein gegen den orangeroten, wabernden Glutball. Und doch durchmaß dieses Stäubchen zweieinhalb Kilometer allein in der Kugelzelle, zusammen mit dem dreihundertfünfzig Meter breiten Ringwulst also dreitausendzweihundert Meter. Dazu kamen noch die ringförmigen Außenbordhangars ober- und unterhalb des äquatorialen Maschinenwulstes.

Mit ihren Hochenergie-Überladungsschirmen und den sechzig Transformkanonen vom schwersten Kaliber würde es jedem anderen Großkampfschiff des bekannten Universums überlegen sein.

Dennoch hatte sich das Flaggschiff der Solaren Flotte nach einer überstürzten Flucht in den Ortungsschatten der roten Sonne zurückgezogen. Angesichts der erdrückenden Übermacht der Kahalo-Wachflotte war die Relativität des Begriffes ›Unbesiegbarkeit‹ deutlicher denn je demonstriert worden.

Aber Menschen lassen sich nicht so leicht entmutigen, erst recht nicht ein Mann vom Schlage Perry Rhodans. Der Großadministrator des Solaren Imperiums hatte die Lagebesprechung für den dreizehnten Mai 2404, 11.45 Uhr Standardzeit, einberufen. Allein die Nennung der Jahreszahl zeugte davon, dass Rhodan nicht gewillt war, sich mit der augenblicklichen Situation abzufinden. Man befand sich nämlich – realistisch betrachtet – keinesfalls mehr im Jahre 2404 nach Christi Geburt, sondern im Jahre 49.988 vor Christi Geburt. Damit hatte der Vorstoß ins Zentrum Andromedas scheinbar endgültig sein Ende gefunden. Die CREST III war von der Zeitfalle der MdI erfasst und in die Vergangenheit geschleudert worden, wo bereits ein Situationstransmitter darauf wartete, den lästig gewordenen Fremdkörper in die Milchstraße zu senden.

Zehn Minuten vor dem Beginn der Lagebesprechung saßen alle Besatzungsmitglieder, die nicht zur Wache eingeteilt waren, in den Gemeinschaftsräumen vor dem 3-D-Empfänger der Rundsprechanlage. Auf dem Bildschirmen war der Konferenzraum, die große Offiziersmesse, in Totalerfassung zu erkennen ...

Arban Cubri nahm nichts von der Erregung wahr, die die gespannt wartenden Männer flüstern ließ. Er spielte Schach. Sein Gegner war der Mann, mit dem er sich am meisten zu streiten pflegte, sein Freund Nash Horlow. Nash und er gehörten beide zur Landungstruppe der CREST III. Beide waren Leutnants, und beide hatten, bevor sie mit den anderen Neuen auf das Ultraschlachtschiff versetzt worden waren, zum Landungskommando der WYOMING gehört, eines Leichten Kreuzers der Staaten-Klasse. Die stolze WYOMING war nicht mehr. Nachdem man den Angriffskreuzer vier Jahre lang kreuz und quer durch die Galaxis und von einem riskanten Unternehmen ins andere geschickt hatte, erlitt er das Schicksal aller Veteranen: Er wurde verschrottet.

Arban und Nash hatten ihren Urlaub auf der Erde verbracht. Doch das Leben dort war andere Bahnen gegangen als auf den äußeren Weiten des Imperiums und an den Brennpunkten der Expansion. Die Raumsoldaten vermissten den Geist der Flotte. Sie sahen nur das Negative in der Hetzjagd, dem Konkurrenzkampf und den hektischen Vergnügungen jener sechs Milliarden, die auf der Erde zurückgeblieben waren. Die Leutnants sehnten sich zurück nach der rauen Kameradschaft unter ihresgleichen, nach dem Weltraum und den Abenteuern, die es auf fremden oder gar feindlichen Welten zu bestehen galt. Mutter Erde, die sie hervorgebracht hatte und mit ihrem hektischen Gewinnstreben, mit dem Fleiß ihrer ameisenhaft lebenden Bürger am Leben erhielt, erschien ihnen fremd und unnahbar.

Sie bewarben sich um die Versetzung an eine Stelle, die so weit wie möglich vom Zentrum des Solaren Imperiums entfernt sein sollte. Zufällig war in Terrania gerade eine Kommission dabei, die notwendige Zusatzbesatzung für den Neubau der Galaxis-Klasse, die CREST III, zusammenzustellen. Tausende Personalkarten wanderten in die Prüfsektoren des lunaren Positronengehirns Nathan, und unter den Auserwählten befanden sich danach auch die Namen Arban Cubri und Nash Horlow.

Und so war ihr Wunsch in Erfüllung gegangen. Sie hatten weit fort gewollt von der Mutter Erde; ihre erste Station auf diesem Wege war Andromeda gewesen. Nunmehr befanden sie sich wieder in der heimatlichen Milchstraße – aber die Erde des fünfundzwanzigsten Jahrhunderts nach Christi Geburt lag weiter entfernt denn je ...

Arban zog an seiner Zigarette und zwinkerte mit den Augen. Sein gebräuntes Gesicht mit der Narbe vom linken Mundwinkel bis über die Stirn verzog sich zu einem triumphierenden Grinsen.

»Schach!«

In diesem Augenblick drang aus den Lautsprechern der Videoanlage verhaltenes Rumoren.

»Abbruch!«, sagte Nash spöttisch.

»Kommt gar nicht in Frage!«, protestierte Arban. »Du willst bloß ...«

»Pst!«, zischte es von mehreren Seiten zugleich.

Leutnant Cubri sah empört auf – und bemerkte, dass alle wie gebannt den Bildschirm anstarrten. Dieser zeigte in Nahaufnahme den Großadministrator auf seinem Sessel an der Wölbung des hufeisenförmigen Konferenztisches sowie den Lordadmiral und John Marshall, die links und rechts neben ihm Platz genommen hatten.

Die Zeiger der Uhr im Hintergrund standen auf 11.45 Uhr ...

Rhodan neigte lächelnd den Kopf. Sein markantes Gesicht mit dem energischen Mund und den unergründlichen Augen füllte nunmehr den ganzen Videoschirm aus.

Die Konferenz hatte begonnen ...

*

Ohne Umschweife stieß der Großadministrator zum Kern des Problems vor.

»Meine Herren. Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind. Wir alle wissen, dass es heute und jetzt nicht darum geht, etwa einen neuen Angriffsplan für die CREST auszuarbeiten. Es gibt, so hart das klingen mag, vorerst keine Möglichkeit, die Auffanglinie der rund siebzigtausend lemurischen Großkampfschiffe vor Kahalo gewaltsam zu durchbrechen.«

Sein Gesicht verdüsterte sich.

»Wir werden auch keinen neuen Versuch unternehmen, die Erde anzufliegen. Es dürfte klar sein, dass alle Kommandanten lemurischer Schiffe inzwischen informiert sind und dass eine gnadenlose Hetzjagd begänne, sobald wir irgendwo erkannt würden.

Das alles aber sind rein taktische Überlegungen am Rande.

Unser Hauptproblem ist anderer Natur. Die Meister der Insel wissen durch ihren Zeitagenten Orghon, wen sie da in die Vergangenheit schickten und wessen Schiffe es sind, die sie im Zentrum ihrer Macht unmittelbar bedrohen. Ich zweifle nicht daran, dass diese Verbrecher versuchen werden, die Bedrohung an der Wurzel zu packen. Sie werden das Solare Imperium überfallen.

Das Schlimme dabei ist, dass die Menschen des fünfundzwanzigsten Jahrhunderts ahnungslos sind. Sie wissen nichts von der Entdeckung der MdI. Sie kennen nicht im mindesten die Gefahr, die da auf sie zukommt.«

Rhodans Stimme wurde lauter, als er sagte: »Darum ist es unsere erste Sorge, die Menschen der Jetztzeit von der drohenden Gefahr zu unterrichten. Unsere eigene Rettung kommt erst in zweiter Linie. Aber auch da neige ich zum Optimismus, meine Herren!«

Er lehnte sich zurück und ließ seinen Blick über die Gesichter seiner Getreuen schweifen: John Marshall, Chef des Mutantenkorps und selbst ein fähiger Telepath – Lordadmiral Atlan, den um zehntausend Jahre älteren arkonidischen Freund – Sonderoffizier Gucky – Melbar Kasom, der riesenhafte Umweltangepasste vom Kolonialplaneten Ertrus – Oberst Cart Rudo. Kommandant des Ultraschlachtschiffes – Dr. Hong Kao, Chefmathematiker und bekannt für seine verwegenen Ideen – Icho Tolot, der halutische Abenteurer mit einem Erdgewicht von fast zwei Tonnen – und der Teleporter Ras Tschubai.

Atlan hob die Hand, und der Großadministrator nickte ihm auffordernd zu. Wenn der ehemalige Admiral der altarkonidischen Raumflotte sich bei einer solchen Gelegenheit meldete, dann hatte er stets einen fertigen Plan zur Hand. Der kluge Taktiker und umsichtige Stratege besaß eine ungleich größere Erfahrung als selbst die relativ Unsterblichen unter den Menschen. Aller Augen wandten sich dem USO-Chef zu.

»Ich schließe mich den Worten des Großadministrators in allen Punkten an. Wie er – und wie wir alle, denke ich – halte ich die Warnung der Menschheit des fünfundzwanzigsten Jahrhunderts für unsere dringlichste Aufgabe.«

Sein Gesicht blieb völlig unbewegt wie eine hölzerne Maske, als er fortfuhr: »Nebenbei sollten wir jedoch unbedingt nach einem Stützpunktplaneten Ausschau halten. Das Gefecht mit der Wachflotte Kahalo hat uns gezeigt, wie schnell selbst ein Gigant vom Range der CREST beschädigt werden kann.

Wir hatten Glück. Die über Kahalo erlittenen Beschädigungen waren so leichter Natur, dass sie inzwischen mit Bordmitteln behoben werden konnten. Auf Glück sollten wir uns jedoch nicht verlassen. Es könnte geschehen, dass größere Reparaturen anfallen. In diesem Fall wäre es gut, einen bewohnten Planeten im Hintergrund zu haben, der über die hochwertige Industrie eines raumfahrenden Volkes verfügt.«

Er verschränkte die Arme vor der Brust und gab damit kund, dass er nichts weiter zu sagen hatte.

Oberst Rudo hob seine breitflächige Hand und begann sofort zu sprechen, als er Rhodans Nicken wahrnahm.

»Ich möchte den Vorschlag des Lordadmirals unterstützen. Noch verfügen wir über ein Raumschiff, das seinesgleichen im bekannten Universum sucht. Es ist unsere Basis, unser Zuhause und unser Schwert in einem. Deshalb müssen wir es uns in erster Linie schlagkräftig erhalten, denn fällt es aus, ist alles verloren.«

Um die Augenwinkel des Großadministrators glitt die Andeutung eines Lächelns. Natürlich war dem Kommandanten Atlans Vorschlag hochwillkommen. Der Epsaler hing an seinem Schiff, als wäre es sein einziger Sohn. Wehe dem Mann der Besatzung, der sich eine Nachlässigkeit zuschulden kommen ließ. In solchen Fällen ging ein Donnerwetter auf den armen Sünder herab, das er zeit seines Lebens nicht mehr vergaß – und Epsaler hatten ein unvorstellbar kräftiges Stimmorgan.

»Gibt es Einwände?«

Perry Rhodan wölbte erstaunt die Augenbrauen, als der Haluter sich meldete. Er hatte als sicher angenommen, dass niemand sich gegen Atlans Vorschlag aussprechen würde. Ihm selbst erschien der Gedanke, einen festen Planetenstützpunkt zu errichten, außerordentlich klug.

»Kein Einwand, Sir«, gab Icho Tolot bekannt. »Ich möchte nur einen zusätzlichen Vorschlag zur Debatte stellen. Wir wissen, dass die Angehörigen meines Volkes, die zur Zeit von Lemur existieren, zur Eroberung der Galaxis angesetzt haben. Vielleicht könnte man ihren Expansionsdrang in eine andere Richtung lenken, beispielsweise nach Andromeda ...?«

Obwohl er mit seiner halben Stimmkraft das einsetzende Gemurmel mühelos hätte übertönen können, schwieg der Haluter, bis sich die anderen Teilnehmer an der Besprechung wieder beruhigt hatten.

»Ich gebe zu«, erläuterte er danach, »mein Vorschlag kann nichts anderes sein als ein Produkt der Verzweiflung. Das Volk von Halut ist 49.988 Jahre vor Ihrer Zeitenwende ein Volk von Barbaren mit dem Wissen der Intelligenz und den Machtmitteln galaktischer Eroberer. Direkt lassen sich diese Leute überhaupt nicht beeinflussen. Aber wenn sie erführen, welche Bedeutung Kahalo und dem Sechsecktransmitter zukommen und welcher Weg von dort aus offen vor ihnen liegt – vielleicht könnte sie das zu einer Großoffensive verleiten, die zugleich auch uns den Rückweg nach Andromeda öffnet ...«

Fast eine Minute lang herrschte Schweigen nach diesen Worten. Auf manchen Gesichtern zeigte sich Skepsis, auf anderen glomm bereits eisige Ablehnung auf, und einige wenige verrieten überhaupt nichts.

Auch das Gesicht des Großadministrators war undurchschaubar, als er antwortete: »Das, was wir von Ihren fernen Vorfahren mit eigenen Augen gesehen haben, Tolot – ich glaube, das berechtigt uns kaum zu der Hoffnung, den Halutern der Vergangenheit eine neue Expansionsrichtung geben zu können ...«

Er hielt inne, als eine Ordonnanz die Offiziersmesse betrat und ihm einen dünnen Auswertungsstreifen aus Magnetoplast zuschob. Stirnrunzelnd las er die Botschaft, die in das Material gestanzt war. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte es im Hintergrund seiner Augen auf. Dann wandte er sich zu den Aufnahmegeräten des Bordvideo und sagte: »Die Lagebesprechung ist beendet, meine Herren. Die vorgebrachten Argumente werden positronisch überprüft.« Er lächelte gewinnend, was allerdings nur für die unsichtbaren Zuhörer und Zuschauer gedacht war. »Der Schiffsbetrieb geht normal weiter. Es ist ein verirrter Funkspruch aufgefangen worden, was aber durchaus kein Grund zu Besorgnissen darstellt. Das nur zur Information.«

*

Auf dem Videoschirm verblasste Perry Rhodans lächelndes Gesicht. Das Bild erlosch.

Arban Cubris Narbe zuckte. Seine grauen Augen musterten den Freund. Nash Horlows ebenholzschwarzes Massaigesicht zeigte keinerlei Regung. Einzig und allein in der hohen Stirn zeigte sich eine tiefe Falte vom Haaransatz bis zur Nasenwurzel.

»Ein ›verirrter‹ Funkspruch!«, murmelte Arban skeptisch. »Hast du schon einmal etwas von einem Funkspruch gehört, der einsam in der großen Galaxis umherirrt und nach seiner Mama schreit ...?«

Nashs breiter Mund zog sich auseinander. Zwei Reihen weiß schimmernder Zähne wurden sichtbar.

»Spötter!«

Der andere zuckte die breiten Schultern und stemmte sich aus dem Sessel hoch.

»Die Galaxis wimmelt von Hyperfunksprüchen, die nicht für uns gedacht sind, Langer. Wenn der Chef ausgerechnet einen davon als ›verirrt‹ bezeichnet, kannst du Gift darauf nehmen, dass er sich von den anderen durch alarmierenden Inhalt auszeichnet – um es vorsichtig auszudrücken. Aus diesem Grunde werde ich mich jetzt ein wenig hinlegen. Der nächste Einsatz kommt bestimmt, mein Lieber.«

Horlow erhob sich ebenfalls. Er schien dabei immer größer zu werden, und zum Schluss überragte er den untersetzten Freund um eine gute Kopflänge. Dabei war er ausgesprochen schlank und hager, wodurch seine Körpergröße noch besonders betont wurde.

»Warum sich um ungelegte Eier sorgen«, brummte er. »Aber deine Idee mit dem Hinlegen ist schon richtig. Ein wenig Schlaf kann der Mensch immer gebrauchen.«

Die beiden ungleichen Freunde verließen nebeneinander den Gemeinschaftsraum. Sie betraten das breite Transportband und ließen sich zum Lift MA-9 treiben. Unterwegs kamen sie an einem anderen Gemeinschaftsraum vorbei.

Arban Cubri schnüffelte wie ein witternder Hund, als die Tür aufglitt und das Dröhnen vieler Stimmen herausdrang. Drinnen wurde gesungen.

»Hm!«, machte Arban. »Wo Stimmung ist, gibt es was zu trinken. Ich hätte Lust, mir einen hinter die Binde zu gießen. Kommst du mit, Langer?«

»O ja!« Nash leckte sich die Lippen. »Für ein feines Glas Milch bin ich immer zu haben. Noch besser wäre warmes Stierblut, aber diese Delikatesse ist bei den zimperlichen Gemütern unserer Proviantmeister ja verpönt.«

Leutnant Cubri schüttelte sich.

»Du bist eben immer noch ein Barbar! Kultivierte Menschen trinken Whisky.«

Er sprang vom Band und steuerte durch die offene Tür. Der Gesang rauer Kehlen scholl ihm entgegen. Die dienstfreien Raumfahrer hatten mehrere Tische zusammengeschoben und saßen auf Stühlen dicht beieinander. Vor ihnen standen hohe Gläser mit einer hellgelben, schäumenden Flüssigkeit. Die Fäuste schlugen im Takt des Raumfahrerliedes auf die Tischplatten, dass die Gläser tanzten.

Nash Horlow verzog angewidert die Lippen. Auch in seiner Heimat saßen die Männer beisammen und sangen, aber das war doch ein anderer Gesang als dieses Grölen.

Ein beleibter Sergeant wuchtete seinen schweren Körper hoch, hob das Glas und rief: »Das Geburtstagskind, es lebe hoch!«

»Hoch ...!«, fielen die anderen ein. Nur ein schmächtiger Leutnant stimmte nicht mit ein. Er saß still vor seinem Glas und starrte trübsinnig auf den weißen Schaum. Gedankenverloren blies er ein paar Flöckchen davon.

Anscheinend das Geburtstagskind, dachte Arban. Nun, ich wäre auch nicht fröhlich, wenn ich meinen Geburtstag in einer Zeit feiern müsste, die mehr als fünfzigtausend Jahre vor meiner Geburt liegt.

Er schob sich an die Theke und schlug zwei Gläser zusammen, um den Bedienungsrobot auf sich aufmerksam zu machen.

»Sie wünschen, Sir?«, fragte die Maschine.

»Einen doppelten Scotch – und ein Glas warme Milch!«

In dem unverkleideten Metallplastikgesicht rührte sich nichts. Nur der Gitterlautsprecher schnarrte devot: »Ich bedaure außerordentlich, Sir. Aber der Ausschank alkoholischer Getränke ist vor fünf Minuten gesperrt worden. Möchten Sie nicht lieber auch ein Glas warme Milch trinken?«