Perry Rhodan 2712: Die Attentäter von Luna City - Marc A. Herren - E-Book

Perry Rhodan 2712: Die Attentäter von Luna City E-Book

Marc A. Herren

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Beschreibung

er Widerstand auf dem Mond wächst - Ziel ist der Lunare Resident Seit die Menschheit ins All aufgebrochen ist, hat sie eine aufregende, wechselvolle Geschichte erlebt: Die Terraner - wie sich die Angehörigen der geeinten Menschheit nennen - haben nicht nur seit Jahrtausenden die eigene Galaxis erkundet, sie sind längst in ferne Sterneninseln vorgestoßen. Immer wieder treffen Perry Rhodan und seine Gefährten auf raumfahrende Zivilisationen - und auf die Spur kosmischer Mächte, die das Geschehen im Universum beeinflussen. Im Jahr 1514 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das nach alter Zeitrechnung dem Anfang des sechsten Jahrtausends entspricht, gehört die Erde zur Liga Freier Terraner. Tausende von Sonnensystemen, auf deren Welten Menschen siedeln, haben sich zu diesem Sternenstaat zusammengeschlossen. Doch ausgerechnet der Mond, der nächste Himmelskörper, ist den Terranern fremd geworden. Seit einigen Jahren hat er sich in ein abweisendes Feld gehüllt, seine Oberfläche ist merkwürdig verunstaltet. Wer zu ihm vordringen möchte, riskiert sein Leben. Dort herrschen die Onryonen, die im Namen des Atopischen Tribunals die Auslieferung Perry Rhodans und Imperator Bostichs fordern. Perry Rhodan gelang die Flucht vom Mond an Bord des Raumschiffs KRUSENSTERN, aber seine Begleiter blieben an der Seite des Lunaren Widerstands zurück, um den mysteriösen Gegner auszuspähen und ihm nach Möglichkeit zu schaden. Und so machen sie sich auf den Weg: DIE ATTENTÄTER VON LUNA CITY ...

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Nr. 2712

Die Attentäter von Luna City

Der Widerstand auf dem Mond wächst – Ziel ist der Lunare Resident

Marc A. Herren

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Kommentar

Leserkontaktseite

Glossar

Leseprobe Neo 50: Frank Borsch - Rhodans Weg

Vorwort

Prolog

1.

2.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

Seit die Menschheit ins All aufgebrochen ist, hat sie eine aufregende, wechselvolle Geschichte erlebt: Die Terraner – wie sich die Angehörigen der geeinten Menschheit nennen – haben nicht nur seit Jahrtausenden die eigene Galaxis erkundet, sie sind längst in ferne Sterneninseln vorgestoßen. Immer wieder treffen Perry Rhodan und seine Gefährten auf raumfahrende Zivilisationen – und auf die Spur kosmischer Mächte, die das Geschehen im Universum beeinflussen.

Im Jahr 1514 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das nach alter Zeitrechnung dem Anfang des sechsten Jahrtausends entspricht, gehört die Erde zur Liga Freier Terraner. Tausende von Sonnensystemen, auf deren Welten Menschen siedeln, haben sich zu diesem Sternenstaat zusammengeschlossen.

Doch ausgerechnet der Mond, der nächste Himmelskörper, ist den Terranern fremd geworden. Seit einigen Jahren hat er sich in ein abweisendes Feld gehüllt, seine Oberfläche ist merkwürdig verunstaltet. Wer zu ihm vordringen möchte, riskiert sein Leben. Dort herrschen die Onryonen, die im Namen des Atopischen Tribunals die Auslieferung Perry Rhodans und Imperator Bostichs fordern.

Perry Rhodan gelang die Flucht vom Mond an Bord des Raumschiffs KRUSENSTERN, aber seine Begleiter blieben an der Seite des Lunaren Widerstands zurück, um den mysteriösen Gegner auszuspähen und ihm nach Möglichkeit zu schaden. Und so machen sie sich auf den Weg: DIE ATTENTÄTER VON LUNA CITY ...

Die Hauptpersonen des Romans

Leza Vlyoth – Der Marshall des Atopischen Tribunals kehrt zum Mond zurück.

Shanda Sarmotte – Die Telepathin lernt einen Mann kennen.

Fionn Kemeny – Der Wissenschaftler lernt eine »Frau« genauer kennen.

Toufec – Der Uralte kennt die Frauen.

Pri Sipiera

Prolog

Der Wind wehte müden Regen gegen das Glassit der Panoramascheibe. In lang gezogenen Schlieren rann er herunter, bis er vom Reinigungsfeld erfasst und der Wasserversorgung des Solaren Hauses zugeführt wurde.

Man schrieb den Morgen des 14. Juli 1415 NGZ. Seit dem überraschenden Auftauchen der Onryonen im Solsystem waren drei Wochen vergangen, und Cai Cheung war müde, sehr müde.

Sie blinzelte, rieb über ihr fast fiebrig heißes Gesicht.

Sie hatte mit ihren Kräften Raubbau getrieben. Die Kurzschlaf-Induktoren halfen über zwei, drei Tage hinweg, aber nicht über vier oder gar fünf. Zumindest nicht ohne Zellaktivator. Aber wer wollte schon unsterblich sein? Unsterblichkeit war für die Helden, die Besonderen, die Würden- und Bürdenträger – nicht für normale Menschen.

Müde schüttelte die Solare Premier den Kopf.

Der Schlafentzug brach ihre Konzentration immer wieder. Da saß sie an ihrem Schreibtisch im Solaren Haus, starrte mit brennenden Augen auf die Holos, deren Informationsgehalt sich scheinbar immer schneller erneuerte, und hatte zusehends das Gefühl, unproduktiv zu sein.

»Du solltest dich schlafen legen«, murmelte sie. »Ein paar Stunden. Dann hast du die Sache wieder im Griff.«

»Soll ich dein Schlafzimmer vorbereiten?«, fragte der Servo mit sanfter Stimme. »Musik, erhöhter Sauerstoffgehalt, Entspannungsessenzen?«

Cai Cheung gähnte verhalten. Der Servo folgte zwar nur seiner Grundprogrammierung, aber er hatte recht. Ihre Privatwohnung lag wenige Gleiterminuten entfernt, aber in der kleinen Schlaf- und Erfrischungskammer, die gleich an das Arbeitszimmer angrenzte, würde sie sich ohne weitere Verzögerung erholen können.

»Ja bitte. Und lass mir ein Bad ein. Heiß, mit venusischem Minzöl versetzt.«

»Wird gemacht.«

Die terranische Regierungschefin blickte aus dem Fenster. Das Solare Haus war mit seiner Kantenlänge von 160 Metern um einiges kleiner als die umliegenden Bauwerke. Normalerweise sah sie in deren spiegelnden Fassaden das Bild der Holoelemente, mit denen der Regierungssitz verkleidet war. Aber an diesem grauen, leicht nebligen Morgen erschien selbst das stolze Solare Haus wie ein dumpfer Klotz.

Cai Cheung seufzte. Sie überprüfte ein letztes Mal die Befehle an die Wachflotte und übermittelte sie an OTHERWISE. Die leistungsstarke Biopositronik würde sie aufschlüsseln und an die zuständigen Kommandanten weitergeben. Dann veränderte sie ihren Anwesenheitsstatus in »Regeneration«, desaktivierte die Holos, ordnete die herumliegenden Folien und erhob sich.

Auf dem Weg in ihre Schlafkammer blieb sie vor dem Goban aus dunklem Kirschholz stehen und blickte nachdenklich auf die ausgelegten schwarzen und weißen Go-Steine. Sie hatte sich angewöhnt, vor dem Verlassen ihres Arbeitszimmers mindestens einmal gegen den Automaten zu spielen. Ihre Partie, die Ausgangslage, die sie immer wieder in Angriff nahm.

Sollte sie? Vielleicht würde ihr aktueller Zustand sie zu einem völlig neuen Spielverlauf führen?

Mit zitternden Fingern ergriff Cai Cheung einen Spielstein. Die Schnittpunkte der scharfen schwarzen Linien stachen ihr wie kleine Fadenkreuze entgegen. Die Augen verschleierten sich.

Eine der Legenden zur Entstehung des uralten Brettspiels erzählte vom mythischen Urkaiser Yao, der das Spiel als Unterrichtswerkzeug für seinen Sohn Shun entwickelt hatte. Mit ihm sollte sein designierter Nachfolger Disziplin, Konzentration und geistige Balance lernen. Wenn man der chinesischen Mythologie Glauben schenken wollte, zeitigte die Schulung durchaus Erfolg: Shun ging als Reformer und gerechter Kaiser in die mythischen Annalen ein.

Go simulierte zwei Kriegsherren, die abwechselnd versuchten, durch geschicktes Setzen ihrer Truppen ein zuvor neutrales Gebiet einzunehmen. Wer am Ende größere Flächen des Feldes umranden und eventuell gegnerische Steine einschließen konnte, gewann das Spiel. Im Gegensatz zum arkonidischen Garrabo oder dem terranischen Schach ging es nicht darum, den Gegner zu vernichten.

Dieser Aspekt und die Komplexität des Spieles führten dazu, dass beim Go nicht einzig und allein die Sieg bringende Strategie im Zentrum stand. Die geistigen Herausforderungen des Spiels hatten eine geradezu meditative Wirkung auf Cai. Sie wirkten nicht nur als Spiegelbild ihrer aktuellen geistigen Verfassung, sondern auch ihrer ganzen Persönlichkeit.

Die Solare Premier blinzelte angestrengt. Die weißen und schwarzen Steine verschoben sich gegeneinander.

Diesmal nicht. Ausnahmsweise. Sie war müde. Zu müde.

»Cai?«, fragte der Servo vorsichtig. »Soeben ist ein Dringlichkeitsanruf für dich eingegangen.«

Der Spielstein entglitt ihren Fingern und fiel zu Boden. Das Antigravfeld des Go-Automaten ergriff den Stein und setzte ihn an seinen Platz neben dem Spielfeld zurück.

Die Solare Premier richtete sich auf. Schlagartig war sie zurück im Hier und Jetzt.

»Was gibt es?«

»Sichu Dorksteiger möchte dich sprechen, bevor du dich schlafen legst.«

»Stell die Holoverbindung her!«

Zwischen den verborgenen Holoprojektoren im Teppich und in der Decke manifestierte sich das Bild der Chefwissenschaftlerin der LFT. Im Hintergrund wurde ein Arbeitspult sichtbar. Es endete am Rand des Erfassungsbereichs der Holooptiken wie abgeschnitten.

Die fast zwei Meter große Ator strahlte selbst in der Holoübertragung Eleganz und sichere Ruhe aus. Sie trug eine eng anliegende rötlich graue Kombination, die ihre schlanke Gestalt unterstrich und einen aufregenden Kontrast zu der smaragdgrünen Haut mit den goldenen Mustern bot.

»Es tut mir leid, dass ich dich gerade jetzt störe, Cai«, sagte Dorksteiger. »Ich habe gesehen, wie du deinen Anwesenheitsstatus geändert hast, da wollte ich dich noch kurz über die aktuellen Entwicklungen informieren. Ich hätte dich früher informiert, aber der Hyperfunkspruch, den wir empfangen haben, wurde mit einer Methode chiffriert, die nur in Zusammenarbeit mit einem Posbi entschlüsselt werden konnte.«

»Du weißt, dass du mich jederzeit kontaktieren darfst. Von wem stammte dieser Funkspruch?«

»Von Perry Rhodan.«

Die Solare Premier runzelte die Stirn. »Bist du dir sicher?«

»Hundertprozentig. Rhodan hat die Nachricht mit den gültigen Kodes hinterlegt. Er befindet sich nicht in Gefangenschaft und hat die Mitteilung persönlich verfasst.«

»Was sagt er?«

»Ich übermittle sie dir gleich an deine Arbeitsstation. Zusammengefasst informiert uns Perry, dass er derzeit aus verschiedenen Gründen nicht zu uns zurückkehren kann. Er befindet sich auf der Flucht vor den Onryonen und will das Solsystem keiner zusätzlichen Gefahr aussetzen.«

»Davon gingen wir bereits aus.«

Sichu Dorksteiger machte einen Schritt auf die Erfassungsoptiken zu. Cai sah die kleinen grünen Punkte in den bernsteinfarbenen Iriden, sie zogen sich leicht zusammen. Ein Zeichen dafür, dass die Ator innerlich nicht ganz so ruhig war, wie sie den Anschein machte.

»Rhodan will uns in erster Linie warnen. Er informiert uns, dass ein neuer Spieler die Bühne betreten hat, der Jagd auf ihn macht: ein Gestaltwandler!«

Cheung fühlte, wie sich an ihrem Nacken eine Gänsehaut bildete. Vor ihrem inneren Auge erschienen Angehörige verschiedener Völker, die ihre Körper verändern konnten. Die friedlichen Matten-Willys, Gys-Voolbeerah, die Molekularverformer, die Koda Ariel und Koda Aratier ...

»Uns bekannte Gestaltwandler oder eine völlig neue Art?«

»Dazu hat Rhodan nur wenig gesagt«, antwortete Dorksteiger. »Aber ich vermute, dass es sich um kein uns bisher bekanntes Volk handelt.«

Cai Cheung kniff die brennenden Augen zusammen. »Aber da ist noch etwas, das du bisher nicht erwähnt hast«, sagte sie. »Ich sehe es in deinen Augen.«

Sichu Dorksteiger zeigte ein bitteres Lächeln. »Da hast du nicht unrecht. Rhodan hat das Schiff des Jägers erwähnt. Es kann ebenfalls die Form ändern.«

Cheung schluckte leer. »Willst du damit sagen, dass ab sofort nicht nur jeder ein gestaltgewandelter Gegner sein kann, sondern dass dieser auch noch in einem uns bekannten Raumschiffstyp sitzen kann?«

»So sieht es aus.«

Die Solare Premier rieb sich angestrengt die Nasenwurzel. »Danke! Damit wissen wir nun, dass wir ab sofort jedem misstrauen müssen.«

»Ich hoffe, du findest trotzdem zu deinem Schlaf. Du siehst aus, als könntest du ihn dringend brauchen.«

Cheung lächelte schwach. »Das ist so. Ich melde mich in ein paar Stunden, wenn ich wieder bei Kräften bin.«

Die Chefwissenschaftlerin verabschiedete sich, das Holo verschwand.

Cai Cheung blieb allein zurück. Nachdenklich betrachtete sie das Spielfeld.

Schwarze Steine, weiße Steine.

So komplex das Go-Spiel mit seinen Milliarden unterschiedlichen Möglichkeiten war, so klar war es auch in seiner Unterscheidung in eigene und gegnerische Steine.

Bei dem Spiel, das die Terraner mit den Onryonen ausfochten, würden sie ab sofort nicht mehr sicher sein, welche Farbe die fremden Steine hatten.

Die Solare Premier nahm mit OTHERWISE Kontakt auf. Die Biopositronik, die den größten Teil von NATHANS Aufgaben übernommen hatte, dem Riesenrechner des Mondes, präsentierte ihr eine Reihe von Vorschlägen, welche militärischen und zivilen Personengruppen über die mögliche Bedrohung durch einen Gestaltwandler informiert werden sollten.

Cai wählte den aus ihrer Sicht naheliegendsten Vorschlag aus und erteilte OTHERWISE die Berechtigung, die entsprechenden Stellen über die Sachlage zu orientieren.

»Servo«, murmelte Cai müde. »Ich verzichte auf das Bad. Stell mir dafür einen flambierten Vurguzz ans Bett. Einen doppelten.«

*

1.

Solsystem, Nähe Venus

Die GATOIR BUTINNY bremste mit Maximalwerten ab.

Der Jäger ging die hereinkommenden Ortungsdaten konzentriert durch. Das Solsystem präsentierte sich ihm, wie er aufgrund der Informationen seines Auftragspaketes erwartet hatte.

Rund um die aktuelle Position der Hauptwelt gruppierte sich das Gros der terranischen Heimatflotte. Die restlichen Schiffe sicherten den Raum um die anderen wichtigen Welten des Solsystems – vor allem Venus, Mars und die Monde von Jupiter und Saturn – sowie die Raumstationen und strategisch wichtigen Punkte in den peripheren Bereichen des Systems.

Im Zentralmonitor erschien die verwaschene Oberfläche der Venus, des zweitinnersten Planeten. Auf der Dschungelwelt würde sein Schiff die restlichen Beschädigungen beheben – falls sein Plan funktionieren sollte.

Taststrahlen erreichten das Delfinschiff, gleich darauf erfolgte die automatische Kennungsanfrage durch eine der Raumstationen im venusischen Orbit. WISTER beantwortete sie, während der Jaj mit angehaltenem Atem die Umgebungsdaten durchging.

Keine verdächtige Bewegung von militärischen Schiffen, keine eintreffenden Strahlen, die zu den bekannten terranischen Zielerfassungssystemen gehörten. Die GATOIR BUTINNY gehörte zu einem von Dutzenden bis Hunderten von Schiffen, die täglich das Solsystem ansteuerten. Leza Vlyoth hatte nicht vor, das Misstrauen der terranischen Militärs oder Behörden zu wecken.

Die Unsicherheit, die er in diesem Augenblick verspürte, hatte in zweifacher Hinsicht mit seinem Zusammentreffen mit Perry Rhodan zu tun.

Erstens hatte das Schiff zu wenig Zeit gehabt, um während des Zwischenstopps im Leerraum die massiven Schäden zu beheben, die durch die Kollision der XYANGO mit der KRUSENSTERN entstanden waren. Die Transformation des Schiffes hatte aus diesem Grund nicht gänzlich funktioniert; großflächige Bereiche der Hülle wirkten mehr wie zerknitterte Folien denn massive Bauteile aus verstärktem Metall und metallischen Legierungen. Wo es ging, hatte die XYANGO die verdächtigen Stellen mit zusätzlichen Bauteilen zu kaschieren versucht. Einem aufmerksamen Analysten in den Raumstationen könnten die Beschädigungen aber auffallen, was zu unangenehmen Kontrollen führen würde.

Zweitens ging der Jaj davon aus, dass Perry Rhodan die Liga und ganz besonders sein Heimatsystem über die Existenz eines Gestaltwandlers und die Möglichkeiten seines Schiffes – soweit sie Rhodan bekannt waren – ins Bild gesetzt hatte.

Es war aber eindeutig sein Vorteil, dass Rhodan nicht wissen konnte, in welcher Form die XYANGO unterwegs war. Und gerade ein sogenannter Delfinraumer der Linguiden würde weniger Verdacht erregen, da diese Schiffe traditionsgemäß nur über minimale Offensivsysteme verfügten.

Eine Holosphäre erhellte sich. Darin stand das offizielle Zeichen des Planeten Venus: ein Kreis, der auf einem kleinen Kreuz stand – oder wie es im Datenanhang zu Vlyoths Missionspaket stand: »Die stilisierte Darstellung des Handspiegels der Göttin Venus«. Diese wiederum wurde von den Terranern als die Göttin der Liebe, des erotischen Verlangens und der Schönheit verehrt. Außer Terra waren alle Planeten nach Gottheiten benannt. Der Jaj fragte sich, aus welchen Gründen ein raumfahrendes Volk sich so offensichtlich zu archaischen Glaubensformen bekannte.

»Es wird dringend um die Öffnung des Funkkanals gebeten«, informierte ihn der Bordrechner.

Der Jäger drehte den Kopf zur Seite und betrachtete sich kurz in einem Spiegelfeld. Ein haariges, um Mund und Augen rasiertes Gesicht blickte zurück. Das bis zum spitzen Kinn reichende rote Kunststoffgewand verbarg die schlecht verheilten und falsch similierten Stellen. Der Kampf mit Rhodan und Avan Tacrol hatte seine Spuren hinterlassen, die erst nach längerer Heildauer und mehreren Similierungen vollständig verschwinden würden.

Andererseits kam ihm die Verletzung nicht gänzlich ungelegen, im Gegenteil: Sein Plan sah vor, dass er einen Kranken mimte.

»Bildverbindung öffnen!«

Anstelle des Venussymbols erschien ein Terraner mit eng beieinanderstehenden dunklen Augen und sorgfältig gescheiteltem schwarzem Haar.

»Venusüberwachungsstation sieben«, sagte der Terraner in geschäftigem Tonfall. »Mein Name ist Dermol Sangar. Dies ist eine Routinekontrolle. Was ist der Grund deines Anfluges auf den Planeten?«

»Ich habe einen Termin bei Azhashan Sakkos von der Huo-LaFayn-Klinik.«

»Du bist krank?«

»Leider. Azhashan Sakkos wurde mir als Spezialist empfohlen.«

»Deswegen wendest du dich nicht an die Kliniken auf Mimas?«

»Deswegen wende ich mich nicht an die Kliniken von Mimas«, bestätigte der Jaj in der Maske des Linguiden Yoanu Quont.

Dermol Sangar kniff die Augen zusammen. Einen Moment lang glich er einem kleinen Raubtier kurz vor dem Sprung.

»Deine Bordpositronik weist dich als Eigner der GATOIR BUTINNY aus, Yoanu Quont.«

Vlyoth wartete ab, ob der Terraner eine Frage stellen wollte. Als keine kam, sagte er: »Das ist richtig. Ich bin der Eigentümer der GATOIR BUTINNY.«

»Bist du ein Friedensstifter?«

Der Jaj zeigte ein gequältes Lächeln. »Nein, diese Begabung ist leider an mir vorbeigegangen. Aber ich denke, das weißt du bereits. Alle Friedensstifter werden dem Galaktikum gemeldet. Du wirst meinen Namen deshalb nicht auf dieser Liste finden.«

»Bist du allein an Bord?«

Vlyoth nickte in der Art der Terraner. »Ich bin allein.«

»Weshalb begibt sich ein Kranker allein an Bord eines Raumschiffes?«

»Meines Wissens ist meine Krankheit hoch ansteckend. Ich wollte niemanden dem Risiko aussetzen.«

Sangars Miene wurde eine weitere Spur argwöhnischer. »Du weißt also bereits, was es für eine Krankheit ist?«

Der Jaj legte sich die nächsten Worte sorgfältig zurecht. Die Hartnäckigkeit des Beamten war höchst auffällig. Hatte er unlängst Anweisungen erhalten, ankommende Raumschiffe doppelt so genau zu überprüfen wie üblich?

»Es gab Ansteckungen«, sagte er.

»Und weshalb befinden sich die anderen Kranken nicht an Bord deines Schiffes?«

»Sie haben sich den Aras anvertraut. Mein Tipp war aber die Huo-LaFayn-Klinik auf der Venus. Und unter uns gesagt: Ich bringe mein Geld lieber ins Solsystem als nach Aralon.«

Dermol Sangar wiegte den Kopf. »Es freut mich, dass du die Venus vorgezogen hast.«

»Darf ich meinen Landeanflug fortsetzen?«

»Noch nicht!« Der Terraner blickte an der Kameraoptik vorbei, schien etwas abzulesen. »Das Protokoll verlangt, dass du zuerst mit dem behandelnden Arzt Kontakt aufnimmst. Er muss entscheiden, wie angesichts deiner ansteckenden Krankheit verfahren werden muss.«

»Das heißt, dass mir womöglich die Landegenehmigung nicht erteilt wird und ich im Planetenorbit behandelt werden würde?«

Der Terraner hob kurz beide Schultern. Die Geste wirkte irgendwie hilflos. »Ich sage dir nur, was im Protokoll steht. Die Entscheidung trifft der behandelnde Arzt.«

Der Jaj schluckte. Hatte er sich verspekuliert? Hätte er die Krankheit erst melden sollen, nachdem er gelandet war?

»Was soll ich tun?«

Dermol Sangar streckte sich. »Ich erteile dir die Erlaubnis, über Venus City in Warteposition zu gehen. Die Koordinaten sind bereits an deine Bordpositronik übermittelt worden. Ich werde diesen ...« Erneut sah er an der Aufnahmeoptik vorbei. »... Azhashan Sakkos kontaktieren. Er wird sich daraufhin mit dir in Verbindung setzen. Falls er grünes Licht gibt, werde ich deiner GATOIR BUTINNY die Anflugschneise auf die Huo-LaFayn-Klinik übermitteln.«

Vlyoth nickte. »Ich danke dir, Dermol Sangar. Darf ich fragen, weshalb du mich dermaßen genau überprüfen musstest? Besteht ein irgendwie geartetes Sicherheitsrisiko?«

»Du scheinst in den letzten Wochen keine Nachrichtenkanäle offen gehabt zu haben.«

»Ich weiß nicht, was du meinst.«

Der Terraner winkte ab. »Ich bin nicht befugt, dir über die aktuelle Lage im Solsystem Auskunft zu geben. Wenn du aber irgendeinen der zahlreichen Trivid-Kanäle öffnest, wirst du ziemlich schnell merken, was derzeit hier abgeht.«

»Dann werde ich das tun. Ich habe ja nichts zu tun, außer abzuwarten.«

Dermol Sangar nickte, worauf das Abbild in der Holosphäre kurz einfror und gleich darauf verschwand.

Der Jäger atmete durch.

Bisher war alles gut gegangen. Er hatte damit gerechnet, dass er nicht so ohne Weiteres auf dem Planeten würde landen dürfen. Das schwierigste Hindernis war nun aus dem Weg geräumt. Mit dem Arzt würde er spielend fertig werden. Anschließend stand seinem Transfer nach Luna nichts mehr im Wege.

Wären er und seine XYANGO im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen, hätte er Terras Trabanten direkt angeflogen. Bevor die LFT-Flotte ihn enttarnt hätte, wäre er mit seiner transformierten XYANGO bereits hinter dem lunaren Schutzwall gewesen.

Unter den gegebenen Umständen musste er einen anderen Weg wählen. Einen durchaus eleganten, wie Vlyoth fand. Seine Feinde würden höchstpersönlich dafür sorgen, dass sich die XYANGO in aller Ruhe der Selbstreparatur widmen konnte.

Die Holosphäre erhellte sich erneut. Diesmal schwebte darin aber ein leicht verändertes Erkennungszeichen: Der Kreis war deutlich geschrumpft, dafür das Kreuzzeichen vergrößert worden. Ein grünes, schlangenartiges Tier wand sich darum.

Vlyoth öffnete die Bildverbindung. Das Bild eines glatzköpfigen Terraners mit kalkweißer Gesichtsfarbe erschien in der Holosphäre.

»Yoanu Quont?«, fragte er.

Vlyoth nickte. »Azhashan Sakkos, nehme ich an. Danke, dass du mich so schnell kontaktiert hast.«

»Ich habe deine Hyperfunk-Anfrage erhalten. Und ich muss sagen, dass sie mich ... nun, erstaunt hat. Wer hat die Diagnose deiner Krankheit gestellt?«

»Mein Medoroboter.«

Der Arzt sog scharf Luft ein. »Hat er dich auch darüber in Kenntnis gesetzt, dass das Virus, das Morbus Elkuim auslöst, seit vielen Jahrhunderten als ausgestorben gilt? Darüber hinaus wurde es nie in einem Angehörigen eines Volkes nachgewiesen, das nicht von den Terranern abstammt. Verzeih mir also meine Zweifel, aber trotz der Diagnose deines Medoroboters gehe ich nicht davon aus, dass Morbus Elkuim für deine Gleichgewichtsirritationen verantwortlich ist.«

Der Jaj strich sich mit einer fahrigen Geste über das Gesicht. »Oh, Doktor, ich wäre froh, wenn du mir eine Gegendiagnose stellen könntest. Die Ungewissheit über meinen Zustand bedrückt mich über die Maßen.«

Sakkos nickte. »Dafür sind wir hier. Yoanu, bitte veranlasse deinen Medoroboter, dir aus dem Schulterbereich eine Gewebeprobe zu entnehmen und sie mir in einer versiegelten Kapsel in die Klinik zu transmittieren.«

Vlyoth schürzte die Lippen. »Es tut mir leid, aber dies wird nicht möglich sein, Doktor.«

Azhashan Sakkos sah ihn verständnislos an. »Ohne Erstdiagnose wird dich die Planetenüberwachung nicht landen lassen. Bitte verstehe ...«

Der Jäger hob eine Hand. »Ich habe mich unklar ausgedrückt. Selbstverständlich werde ich dir eine Gewebeprobe zukommen lassen. Aber mir fehlt die Möglichkeit, dir die Kapsel via Transmitter zukommen zu lassen. An Bord der GATOIR BUTINNY befindet sich kein solches Gerät. Tatsächlich gibt es nicht viele linguidische Schiffe, die mit einem Transmitter ausgerüstet sind.«

Das zuvor kalkweiße Gesicht des Arztes verfärbte sich leicht rosa, wie der Jaj mit innerer Befriedigung wahrnahm.