Perry Rhodan 285: Die dritte Waffe - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 285: Die dritte Waffe E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Die Herrscher der Welten versammeln sich - sie sollen das Schicksal der Menschheit entscheiden Noch vor Ende des Jahres 2404 konnten Perry Rhodan und die Männer der CREST aus der fernen Vergangenheit in die Realzeit zurückkehren und den Herren Andromedas ein Schnippchen schlagen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Meister der Insel zum Gegenschlag ausholten. Neue Kampfmittel wurden eingesetzt, um das Imperium der Menschheit in die Knie zu zwingen. Die Währung des Solaren Imperiums geriet plötzlich ins Wanken. Falschgeld überschwemmte die von Menschen besiedelten Welten, und eine Wirtschaftskrise großen Ausmaßes bahnte sich an. Besonders die Kolonialterraner begannen der Regierung zu mißtrauen und Perry Rhodans bisherige Arbeit als Großadministrator in Zweifel zu ziehen. Inzwischen - man schreibt auf Terra den Monat März des Jahres 2405 - sind dank der unermüdlichen Arbeit von Perry Rhodans Getreuen die schlimmsten Folgen des heimtückischen Angriffs auf die imperiale Wirtschaft bereits überwunden. Miras-Etrin, MdI und Perry Rhodans Gegenspieler, ist über die Vorgänge im Solaren Imperium bestens informiert. Er weiß, daß die Falschgeldoffensive erfolglos war. Er hat daher einen neuen Vernichtungsplan entwickelt, der zu Beginn der galaktischen Gipfelkonferenz in Terrania durchgeführt werden soll. Das Instrument, dessen er sich bedienen will, ist DIE DRITTE WAFFE...

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Nr. 285

Die dritte Waffe

Die Herrscher der Welten versammeln sich – sie sollen über das Schicksal der Menschheit entscheiden

von WILLIAM VOLTZ

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Impressum

Noch vor Ende des Jahres 2404 konnten Perry Rhodan und die Männer der CREST aus der fernen Vergangenheit in die Realzeit zurückkehren und den Herren Andromedas ein Schnippchen schlagen.

Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Meister der Insel zum Gegenschlag ausholten. Neue Kampfmittel wurden eingesetzt, um das Imperium der Menschheit in die Knie zu zwingen. Die Währung des Solaren Imperiums geriet plötzlich ins Wanken. Falschgeld überschwemmte die von Menschen besiedelten Welten, und eine Wirtschaftskrise großen Ausmaßes bahnte sich an. Besonders die Kolonialterraner begannen der Regierung zu misstrauen und Perry Rhodans bisherige Arbeit als Großadministrator in Zweifel zu ziehen.

Inzwischen – man schreibt auf Terra den Monat März des Jahres 2405 – sind dank der unermüdlichen Arbeit von Perry Rhodans Getreuen die schlimmsten Folgen des heimtückischen Angriffs auf die imperiale Wirtschaft bereits überwunden.

Miras-Etrin, MdI und Perry Rhodans Gegenspieler, ist über die Vorgänge im Solaren Imperium bestens informiert. Er weiß, dass die Falschgeldoffensive erfolglos war. Er hat daher einen neuen Vernichtungsplan entwickelt, der zu Beginn der galaktischen Gipfelkonferenz in Terrania durchgeführt werden soll.

Das Instrument, dessen er sich bedienen will, ist DIE DRITTE WAFFE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Die Galaktische Konferenz in der Solar Hall soll über das Schicksal des Großadministrators entscheiden.

Atlan – Der Arkonide stellt den Mann, der die Menschheit ermorden will.

Emilio Alberto Aboyer – Ein seltsamer Agent der Galaktischen Abwehr.

Matten-Willy – Delegierter von der Hundertsonnenwelt.

Sintra Mahute-Rontoff – Mathelogikerin und Sektionschefin auf Luna.

Miras-Etrin – Ein Meister der Insel.

Broysen

1.

Willy fuhr vorsichtig ein Auge aus und spähte durch die offene Tür in den kleinen Konferenzsaal des Luna-Hotels hinein. Er fror entsetzlich, und seine letzten Versuche, eine halbwegs menschliche Gestalt anzunehmen, waren kläglich gescheitert. Wie er erwartet hatte, war der Konferenzsaal noch vollkommen leer. Die Administratoren, die im Luna-Hotel wohnten, wollten sich um 20 Uhr treffen, das war in einer Stunde.

Willy war weder Administrator noch offizieller Abgeordneter einer terranischen Kolonie. Er gehörte zu jenen 228 amtierenden Staatschefs außerirdischer Völker, die an der galaktischen Gipfelkonferenz am 3. April teilnehmen sollten. Natürlich war Willy kein Staatschef im terranischen Sinne, denn die Matten-Willys von der Hundertsonnenwelt besaßen keine Regierungsform, die man mit irgendeiner der menschlichen Geschichte hätte vergleichen können.

Im Grunde genommen war Willy eine Säuglingsschwester. Er und seine Freunde kümmerten sich um das Plasmawesen auf der Hundertsonnenwelt. Vor undenklichen Zeiten war Willys Volk vom Andromedanebel gekommen, doch daran dachte keiner der Matten-Willys mehr. Die Willys waren damit beschäftigt, dem Plasma zu dienen und die Verbindung zu den Posbiwelten aufrechtzuerhalten.

Frierend glitt Willy auf seinen diamantharten Teleskopfüßen in den Konferenzsaal hinein. Den Translator hatte er vorsichtshalber bereits ausgefahren. Er musste immer damit rechnen, jemandem vom Hotelpersonal zu begegnen, der sich noch nicht an die Anwesenheit eines seltsamen Extraterrestriers im Hotel gewöhnt hatte.

Willy war von den anderen Abgeordneten zu dieser vorbereitenden Sitzung eingeladen worden, aber er bezweifelte, dass man ihn gern dabeihatte. Er hatte sich als einziger Konferenzteilnehmer bei seiner Ankunft in Terrania für Rhodans Politik eingesetzt. Seither hatte er unzählige Anrufe erhalten. Verschiedene Abgeordnete hatten sich bemüht, ihn umzustimmen – allerdings vergeblich.

Dass Willy vor allen anderen in den Konferenzsaal kam, hatte nur einen Grund: Er wollte den Platz unmittelbar neben der Heizung, damit er den Versammlungsteilnehmern nicht über Stunden hinweg ein Bild des Elends bieten musste. Willy fuhr ein zweites Auge aus, um sich überall umsehen zu können. Er sehnte sich nach seinem Zimmer, wo die Hotelleitung auf ausdrücklichen Wunsch Willys die Temperatur bei siebzig Grad Celsius hielt.

Aus dem Translator, der an einem von Willys Pseudogliedern baumelte, kam ein quäkendes Geräusch. Erschrocken schaltete Matten-Willy das Gerät ab. Er fühlte sich wie zu einem Eisklumpen erstarrt, als er endlich den Platz unmittelbar neben der Heizung einnahm. Warme Luft strömte ihm entgegen, aber sie genügte nicht, den Schüttelfrost aufzuheben.

Willy stützte sich auf seine Teleskopfüße und ließ ein Pseudoglied bis zum Heizungsregulierer hinaufschnellen. Augenblicklich wurde der Luftstrom wärmer. Willy ließ sich zufrieden auf dem breiten Ledersitz zusammensinken. An diesem Platz konnte er die nächsten Stunden überstehen, ohne Erfrierungen davonzutragen.

Willy döste vor sich hin, ohne sich besondere Gedanken zu machen. Er hoffte, dass die anderen Abgeordneten freundlich zu ihm sein würden. Er liebte sie alle und wollte ihnen helfen, aber seine besondere Zuneigung galt diesem großen, hageren Zweibeiner, der Perry Rhodan hieß. Die Matten-Willys von der Hundertsonnenwelt würden nie vergessen, was der Großadministrator des Solaren Imperiums für sie getan hatte.

Eine halbe Stunde vor Konferenzbeginn flog die Tür auf. Ein vierschrötiger Mann, der einen Metallhelm trug, stampfte herein. Willy erschrak so, dass er Mühe hatte, seine Pseudo-Glieder in voller Größe zu belassen. Seine Stielaugen richteten sich auf den Ankömmling. Verwirrt sah Willy, dass der Fremde den Türgriff abgebrochen hatte und nun unschlüssig dastand.

»Macht es Ihnen etwas aus, wenn Sie die Tür wieder schließen?«, bat er zaghaft. »Es ist kalt draußen.«

Granor Ah Phorbatt, Großfürst von Daschall, blickte zu Willy herüber. Mit seinem Helm sah der über drei Zentner schwere Abgeordnete geradezu grotesk aus, aber Willy war den Anblick ganz anderer Wesen gewohnt.

Der Administrator von Daschall errechnete im stillen, dass dies nun der achte Türgriff war, den er seit seiner Ankunft im Luna-Hotel abgebrochen hatte. Er konnte sich einfach nicht an die um 0,7 Gravos geringere Schwerkraft der Erde gewöhnen.

»Entschuldigen Sie, wenn ich meine Bitte wiederhole«, sagte Willy verzagt. »Es wäre außerordentlich freundlich von Ihnen, wenn Sie die Tür wieder schließen könnten.«

Granor Ah Phorbatt blickte unschlüssig von der Tür zu Willy und wieder zurück zur Tür.

»Puh!«, machte er. »Sie wollen uns wohl braten, was? Ich glaube, wir werden die Fenster ein bisschen öffnen.«

Willy schrumpfte zusammen. Er hatte Mühe, das Stielauge oben zu halten, an dem der Translator hing.

»Oh, bitte!«, flehte er. »Ich friere mich zu Tode, wenn Sie die Fenster öffnen.«

»Wer sind Sie überhaupt?«, erkundigte sich der Daschaller misstrauisch.

»Ich bin Willy«, sagte Willy zutraulich. »Wenn Sie wollen, erzähle ich Ihnen alles über meine Heimat.«

Granor Ah Phorbatt schüttelte den Kopf und nahm seinen Helm ab. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißtropfen gebildet.

»Sie sind der Bursche von der Hundertsonnenwelt?«, fragte er gedehnt.

»Richtig«, erwiderte Willy glücklich. »Wenn Sie möchten, können Sie neben mir Platz nehmen. Es ist schön warm hier.«

»Allerdings«, stimmte der Kolonist zu. »Was, glauben Sie, wird geschehen, wenn in ein paar Minuten die anderen kommen? Bei dieser Hitze können wir nicht verhandeln. Man wird die Heizung abstellen und die Fenster öffnen.«

Er stellte fest, dass er noch immer den abgebrochenen Türgriff in den Händen hielt und legte ihn hastig auf einen Tisch.

»Wie können die Terraner nur bei dieser Kälte leben?«, wunderte sich Willy. »Ich würde sterben, wenn ich nur eine Stunde im Freien bleiben müsste.« Das war natürlich übertrieben, aber Willy wollte, dass der freundliche Riese Willys Lage richtig einschätzte.

»Guten Abend!«, sagte jemand, der hinter Granor Ah Phorbatt aufgetaucht war und sich unbemerkt genähert hatte. Durch sein Stielauge sah Willy einen untersetzten Terraner, gekleidet mit Rollkragenpullover und Cordhose. Der grauhaarige Mann trug Stiefel. In seinem faltigen Gesicht wirkten die leuchtenden Augen wie Fremdkörper.

Granor Ah Phorbatt deutete eine Verbeugung an.

»Sie gehören sicherlich zu den Abgeordneten«, vermutete er.

Emilio Alberto Aboyer grinste und entblößte dabei eine Reihe unregelmäßiger Pferdezähne.

»Ich bin Agent der Solaren Abwehr«, sagte er. »Mein Name ist Aboyer. Ich bin gekommen, um mit Willy zu sprechen.«

»Über die Heizung?«, erkundigte sich Willy hoffnungsvoll.

Aboyer schüttelte den Kopf. »Über Dinge, die besser nur Ihnen bekannt werden, Willy. Ich schlage vor, dass Sie zu meinem Gleiter kommen.«

»Ich erwarte viele Freunde«, sagte Matten-Willy unschlüssig. »Wir wollen uns auf die Konferenz vorbereiten. Ich möchte die Abgeordneten davon überzeugen, dass es besser für sie ist, wenn sie Rhodans Maßnahmen unterstützen.«

»Wenn Sie Perry Rhodan einen Dienst erweisen möchten, ist es sicher besser, wenn Sie mir folgen«, sagte Aboyer.

»Lassen Sie sich auf jeden Fall seinen Ausweis zeigen«, mischte sich Granor Ah Phorbatt ein. »Im Hotel treiben sich mindestens zwanzig dieser Kerle herum, die alle von sich behaupten, zur Abwehr zu gehören.«

»Er sieht freundlich aus«, sagte Willy. »Ich glaube, ich kann ihm trauen.«

Er rutschte von seinem Sitz herunter und glitt auf Aboyer zu. Der Daschaller wich zur Seite, um Willy Platz zu machen.

»Ich bedaure es sehr, dass ich nicht an der Unterredung teilnehmen kann«, sagte Willy zu Granor Ah Phorbatt. »Bitten Sie alle Teilnehmer in meinem Namen um Nachsicht für meine Entscheidung.«

Aboyer nickte dem Daschaller zu. Granor Ah Phorbatt sah die beiden ungleichen Wesen den Konferenzsaal verlassen. Willy hätte losheulen können, als er in die Kälte des Ganges hinauskam. Nur der Gedanke an die Wärme in Aboyers Gleiter ließ ihn tapfer weitergehen.

»Warum sind Sie ausgerechnet zu mir gekommen?«, wandte er sich an Aboyer.

»Ich benötige Ihre Hilfe«, erklärte der Agent. »Ich werde Ihnen alles erklären, sobald wir draußen sind.«

Für Willy war es schmerzlich, von Aboyer zu erfahren, dass der Gleiter auf dem Dach parkte. Das bedeutete einen gefährlichen, wenn auch nur kurzen Ausflug in die Kälte der beginnenden Nacht.

Sie fuhren im Lift nach oben.

»Warten Sie hier«, sagte Aboyer. Er trat hinaus, und ein eisiger Luftstrom ließ Matten-Willy erschauern. Gleich darauf kam der Agent mit einem tragbaren Heizstrahler zurück. Er schaltete ihn ein und richtete ihn auf Willy. Das Plasmawesen erschauerte vor Wonne. Dankbar glitt er neben Aboyer auf den bereitstehenden Gleiter zu.

In der Kanzel war es angenehm warm. Willy ließ sich auf dem zweiten Sitz nieder und richtete ein Stielauge erwartungsvoll auf den Agenten. Aboyer lehnte sich zurück, holte eine lange Zigarettenspitze aus seiner Hosentasche und zündete sich eine Zigarette an. Willy beobachtete den Rauch, der nach oben schwebte. Er hätte vor Wohlbehagen gern gegrunzt, aber das wäre entschieden zu unhöflich gegenüber seinem neuen Freund gewesen.

»Ich muss Ihnen zunächst gestehen, dass ich aus eigener Initiative handle«, begann Aboyer. »Ich bin weder von Allan D. Mercant noch von einem anderen Vorgesetzten beauftragt worden, Verbindung mit Ihnen aufzunehmen. Sie können also jederzeit ins Hotel zurückkehren, wenn Sie nicht mit meinen Plänen einverstanden sind.«

»Ich mag Sie«, flüsterte Willy gerührt. »Wenn Sie mal richtig müde sind, bilde ich eine Matte, auf der Sie sich ausruhen dürfen.«

»Ich bin überzeugt davon, dass Sie der einzige Abgeordnete sind, der kein Waffenteil in die Solar Hall einschmuggeln kann«, sagte Aboyer. »Deshalb habe ich Sie ausgewählt. Hinzu kommt noch, dass Sie Rhodan aus Überzeugung unterstützen.«

»Wer könnte absichtlich eine Waffe in die Solar Hall bringen?«, erkundigte sich der Abgeordnete von der Hundertsonnenwelt voller Entsetzen.

»Keiner der Administratoren würde das freiwillig tun«, stimmte Aboyer zu. »Nur unbewusst. Was Sie nicht wissen können, ist, dass die Meister der Insel Waffenteile mit Hilfe der Abgeordneten nach Terrania gebracht haben. Diese Teile fügen sich selbständig zusammen, sobald sie nahe genug beieinander sind. Vor ein paar Tagen gelang es uns, die erste Fragmentwaffe in ein Robotschiff zu verladen und jenseits der Plutobahn zu zünden. Es handelte sich um einen Ultraschwinger, mit dem man die Gehirnzellen eines Menschen zerstören kann. Da die Teile dieser Waffe sich jedoch in den Gepäckstücken der Abgeordneten befanden, konnten die MdI nicht damit rechnen, dass dieser Anschlag gelingen würde. Sie wussten ebenso wie wir, dass kaum ein Konferenzteilnehmer sein Gepäck mit in die Solar Hall nehmen würde. Der Arkonide Atlan fand schnell heraus, dass es eine zweite, viel gefährlichere Waffe geben musste, von der man uns ablenken wollte. Es ist den Mutanten gelungen, auch die zweiunddreißig Teile dieser Waffe zu finden. In diesem Augenblick ist ein Raumschiff unterwegs, das die zweite Waffe in den Weltraum bringen soll. Dort werden Wissenschaftler feststellen, welche Wirkung der gefährliche Apparat hat.«

Willy kuschelte sich eng in den warmen Sitz. Ohne das Wissen der Konferenzteilnehmer geschahen in Terrania schreckliche Dinge.

»Ich bin froh, dass die Waffen unschädlich gemacht werden konnten«, sagte er zu Aboyer.

Aboyer kniff die Augen zusammen und lachte bitter. Er hieb mit einer Faust auf den Steuersockel des Gleiters.

»Ich vermute, dass es eine dritte Waffe gibt«, sagte er zu Willy. »Aber ich kann es nicht beweisen. Meine Vermutungen stützen sich auf die Aussage einer Mathelogikerin, die Sektionschefin auf dem Mond ist. Ich habe jedoch keinen Verdacht, wo die MdI die dritte Waffe versteckt haben könnten, wenn eine solche überhaupt existiert. Die Fragmente der zweiten Waffe befanden sich in den Kleidungsstücken, die die Abgeordneten am Tag der Konferenz tragen werden.«

»Warum verständigen Sie nicht Mercant oder Rhodan?«

»Ich muss Beweise haben«, sagte Aboyer verzweifelt. »Die führenden Männer des Imperiums sind mit der zweiten Waffe beschäftigt. Übermorgen beginnt die Konferenz. Die Meldung, dass eine dritte Waffe existieren könnte, würde schwerwiegende Folgen haben. Rhodan könnte sich entschließen, die Konferenz im letzten Augenblick abzusagen. Damit wäre er politisch erledigt. Soll ich diese Verantwortung auf einen Verdacht hin übernehmen?«

»Ich verstehe Sie, Mister Aboyer«, sagte Willy ernst.

»Nennen Sie mich Al«, schlug Aboyer vor. »Nennen Sie mich Al, wenn Sie mit mir zusammenarbeiten wollen.«

Er blickte zur Seite und sah, wie ein Pseudoglied, an dessen Ende eine halbfertige Hand zitterte, auf ihn zukam. Ohne zu zögern, ergriff Aboyer Willys Hand. Sie war heiß und drückte fest zu.

»Wahrscheinlich bin ich nur eine Belastung für Sie, Al«, sagte Willy niedergeschlagen. Er dachte an die Kälte außerhalb des Gleiters und erschauerte.

»Manchmal werde ich mich aus Angst in den Boden verkriechen«, fügte er hinzu.

»Sie sind in Ordnung, Willy«, sagte Aboyer lächelnd.

2.

Angestrahlt von den Helmscheinwerfern der vier Männer, lag die zweite Fragmentwaffe in der Schleusenkammer des Robotschiffes. Sie ähnelte mehr einem harmlosen Schaltgerät als einer gefährlichen Bombe. Daran, dass es sich um eine Bombe handelte, zweifelte jedoch keiner der Männer.

Dr. Fran Hauser deutete auf die halbrunde Erhöhung auf der Oberfläche der Fragmentwaffe.

»Wir haben einen zusätzlichen Funkzünder angeschlossen«, erklärte er seinen drei Begleitern. »Auf diese Weise können wir die Fragmentwaffe von der MUTRAS aus zünden, ohne uns Gedanken über jene Impulse machen zu müssen, die die Funktion der Waffe tatsächlich auslösen sollten.«

»Ich wünschte, Sie hätten herausgefunden, wie die MdI diese Waffe zu zünden beabsichtigten«, sagte. Rhodan. »Dann wüssten wir vielleicht, wo wir nach den Attentätern suchen könnten.«

»Sie wissen genau, unter welchem Zeitdruck wir stehen«, entgegnete Hauser verärgert. »In einer Stunde ist Mitternacht. Das bedeutet, dass dann der Tag vor dem eigentlichen Konferenztermin beginnt. Es hätte uns noch mindestens zwölf Stunden Zeit gekostet, die richtigen Impulse zu finden. Ich versichere Ihnen jedoch, dass unser Funkzünder den gleichen Zweck erfüllt.«

»Ich wollte keine Kritik an Ihrer Arbeit üben«, sagte Rhodan besänftigend. Er wünschte, Dr. Hauser wäre weniger temperamentvoll. Immer wieder war es in den letzten Tagen zu Streitigkeiten zwischen Rhodan und dem Spezialisten gekommen. Rhodan konnte jedoch nicht bestreiten, dass Hauser sich voll eingesetzt hatte.

»Worauf warten wir noch?«, mischte sich Atlan ein. »Ich schlage vor, dass wir an Bord der MUTRAS zurückkehren.«

Der vierte Mann, der sich in der Schleusenkammer aufhielt, war Allan D. Mercant, Chef der Abwehr. Er nickte zustimmend.

»Wir wissen nicht, welche Wirkung die zweite Waffe haben wird«, sagte er. »Jede Minute, die wir ungenutzt verstreichen lassen, kann uns nach dem Versuch fehlen.«

»Wir haben die zweite Waffe komplett«, sagte Rhodan. »Den Konferenzteilnehmern droht keine Gefahr mehr. Ich bin froh, dass wir den Termin für die Konferenz nicht absagen mussten.«

Atlan warf seinem terranischen Freund einen zweifelnden Blick zu, den Rhodan jedoch nicht bemerkte. Nach Ansicht des Arkoniden war die Waffensuche zu reibungslos abgelaufen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass die MdI noch irgendeine unangenehme Überraschung im Hintergrund hatten. Bevor die zweite Waffe nicht gezündet war, wollte Atlan jedoch über seinen Verdacht nicht sprechen. Zunächst mussten sie wissen, welche Wirkung diese Fragmentwaffe besaß.

»Wir fliegen zurück«, kam Rhodans Stimme aus dem Helmlautsprecher. »Sobald wir an Bord der MUTRAS sind, muss Major Hoan Thin sich mit seinem Schiff eine halbe Million Meilen in den Raum zurückziehen. Dann zünden wir die Fragmentwaffe.«

Dr. Hauser sagte heftig: »Sie wissen, dass dann eine exakte Beobachtung unmöglich ist, Sir.«

»Natürlich!« Rhodan blieb vollkommen ruhig, weil er wusste, dass dies die einzige Möglichkeit weit, mit Hauser auszukommen. »Die Sicherheit des Schiffes und seiner Besatzung ist mir jedoch wichtiger als eine gute Beobachtungsmöglichkeit.«

Wider Erwarten stieß Dr. Hauser ein kurzes Lachen aus. »Ich glaube, Sie vergessen es nie, Ihre Mitmenschen in strategische Überlegungen mit einzubeziehen. Halten Sie eine wissenschaftliche Erkenntnis nicht für so wichtig, dass Sie ihretwegen ein Risiko einzugehen bereit sind?«

»Keine wissenschaftlich wertvolle Erkenntnis darf Menschenleben kosten«, erwiderte Rhodan.

»Wir säßen alle noch in den Höhlen der Steinzeit, wenn jeder so dächte«, knurrte Hauser verächtlich.

»Als ich Administrator des Imperiums wurde, hatten wir diese Höhlen zwar schon verlassen, aber ich glaube doch, dass wir seither einen gewaltigen Schritt nach vorn, gemacht haben, Doc.«

Sie mussten die Unterhaltung abbrechen, als Atlan die äußere Schleusenwand öffnete und sich in den Leerraum hinauskippen ließ. Mercant und Hauser folgten ihm. Rhodan warf einen letzten Blick auf die Waffe. Sie war der sichtbare Beweis für das Machtstreben und die Rücksichtslosigkeit der MdI. Sie erschien Rhodan wie ein Symbol all jener Kräfte, die das zerstören wollten, was die Menschheit in mehreren hundert Jahren aufgebaut hatte.