Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Das lebende Raumschiff startet - und beginnt seine Jagd auf die Zeitverbrecher Am 3. Dezember 2435 terranischer Standardzeit war es soweit! Nach Perry Rhodans erfolgreicher Jagd auf den "Phantomsender", der die Existenz der Gurrad-Freischärler bedrohte, konnten die anfänglichen Mißverständnisse zwischen Terranern und den Löwenmenschen von Magellan fast schlagartig bereinigt werden. Perry Rhodan, Roi Danton, die Ertruser Kasom und Masut und die restlichen Überlebenden des Einsatzkommandos Modula sind wieder frei. Terraner und Gurrads haben sich in gemeinsamem Interesse zusammengefunden und ein Bündnis geschlossen. Das Ausmaß der Gefahr, die von den Kristallagenten ausgeht, wurde klar erkannt - dank der Unterlagen, die die Gurrads den Terranern zur Verfügung stellten. Und terranische Kommandos stürmten im Rahmen eines großangelegten Flottenunternehmens sämtliche Danger-Planeten. Der Mutterkristall von Danger I fühlte sich als erster gefährdet. Er strahlte daraufhin einen Hyperwellenimpuls ab, der die Hypno-Kristalle schlagartig in ihre endgültige Zustandsform überführte - in reines Howalgonium. Inzwischen schreibt man den 22. Dezember. Auch die acht Programmierungswelten, darunter Modula, sind nach harten Kämpfen erobert und alle dort lagernden Kristallmengen vernichtet worden. Einer erneuten Einschleusung von Kristallagenten in die Galaxis dürfte damit der Riegel vorgeschoben sein. Die Perlians, die Generäle und die Kristallagenten haben somit gegen die Terraner versagt! Dies ist der Grund dafür, daß ein Signal durch das All geht - und daß EIN GIGANT ERWACHT...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Nr. 322
Ein Gigant erwacht
Das lebende Raumschiff startet – und beginnt seine Jagd auf die Zeitverbrecher.
von WILLIAM VOLTZ
Am 3. Dezember 2435 terranischer Standardzeit war es soweit! Nach Perry Rhodans erfolgreicher Jagd auf den »Phantomsender«, der die Existenz der Gurrad-Freischärler bedrohte, konnten die anfänglichen Mißverständnisse zwischen Terranern und den Löwenmenschen von Magellan fast schlagartig bereinigt werden.
Perry Rhodan, Roi Danton, die Ertruser Kasom und Masut und die restlichen Überlebenden des Einsatzkommandos Modula sind wieder frei. Terraner und Gurrads haben sich in gemeinsamem Interesse zusammengefunden und ein Bündnis geschlossen. Das Ausmaß der Gefahr, die von den Kristallagenten ausgeht, wurde klar erkannt – dank der Unterlagen, die die Gurrads den Terranern zur Verfügung stellten. Und terranische Kommandos stürmten im Rahmen eines großangelegten Flottenunternehmens sämtliche Danger-Planeten.
Der Mutterkristall von Danger I fühlte sich als erster gefährdet. Er strahlte daraufhin einen Hyperwellenimpuls ab, der die Hypnokristalle schlagartig in ihre endgültige Zustandsform überführte – in reines Howalgonium.
Inzwischen schreibt man den 22. Dezember. Auch die acht Programmierungswelten, darunter Modula, sind nach harten Kämpfen erobert und alle dort lagernden Kristallmengen vernichtet worden. Einer erneuten Einschleusung von Kristallagenten in die Galaxis dürfte damit der Riegel vorgeschoben sein.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.
Tro Khon – Ein Gigant erwacht.
Der Dolan – Tro Khons lebendes Raumschiff.
Major Daveen Reis – Kommandant des Kurierkreuzers GOLDEN STAR.
Captain Camaron Olek – Ein genialer Kosmonaut.
Leutnant Zabrok – Der Entdecker eines seltsamen Phänomens.
Dr. Fram Hastings
1.
Was für ein Mann! dachte Major Daveen Reis.
Sein aus widerwilliger Bewunderung geborener Gedanke galt dem Ersten Offizier der GOLDEN STAR, Captain Camaron Olek.
Olek hielt mit einer Hand noch die Tür fest, während er Reis mit der anderen zuwinkte. Sein hageres Gesicht war verkniffen und ließ den Eindruck entstehen, daß er Schmerzen hatte oder in tiefes Nachdenken versunken war. Aber weder das eine noch das andere traf zu. Oleks gesamter Körper war dürr und faltig; ein derart dynamischer Mann konnte keinen anderen Körper besitzen.
Olek galt als einer der besten Kosmonauten innerhalb der Solaren Flotte. Bevor man ihn zur GOLDEN STAR abkommandiert hatte, war er Oberstleutnant und Kommandant eines Schweren Kreuzers gewesen.
Daveen Reis kannte all die Gründe, die die Verantwortlichen im Hauptquartier bewogen hatten, Camaron Olek zu degradieren.
Während er Olek entgegenblickte und ein sparsames Lächeln zustande brachte, überlegte er, wieviel ihn von diesem Mann unterschied.
Olek schloß die Tür schwungvoll, ohne sie besonders geräuschvoll zufallen zu lassen. Er betrachtete Reis' Lächeln als Aufforderung, sich im Sessel vor dem Tisch niederzulassen.
Major Reis war ein rundlicher Mann mit roten Haaren und rosafarbenen Wangen. Er galt als ruhig und zuverlässig, aber die Besatzung der GOLDEN STAR wußte, daß ihr Kommandant keine Kämpfernatur war.
»Wir werden in ein paar Minuten Kontakt mit der CREST IV aufnehmen«, sagte Olek. »Wir werden genau am berechneten Punkt in der Nähe von Keegans Stern ankommen.«
Daveen Reis hatte nie daran gezweifelt. Die Wahrscheinlichkeit, daß Camaron Olek bei seinen kosmonautischen Berechnungen ein Fehler unterlief, war praktisch gleich Null. Reis' Blicke wanderten über Olek hinweg und blieben an dem automatischen Kalender über der Tür hängen.
Man schrieb den 22. Dezember 2435.
Die GOLDEN STAR befand sich auf dem Rückflug von der Galaxis in die Große Magellansche Wolke. Unmittelbar nach dem Ausbruch der Kämpfe mit den Perlians hatte Major Daveen Reis den Befehl erhalten, den Sektor Morgenrot anzufliegen und die inzwischen dort eingetroffene Heimatflotte unter dem Oberkommando Julian Tifflors zu alarmieren.
Daveen wußte, daß Tifflor mit zwanzigtausend Schiffen der GOLDEN STAR folgte. Das Kurierschiff flog nur voraus, um Perry Rhodan schnellstens Bericht zu erstatten.
Daveen Reis hatte sich längst damit abgefunden, daß die GOLDEN STAR als Kurierschiff eingesetzt wurde. Der Major besaß keine große Kampferfahrung, aber seine sprichwörtliche Zuverlässigkeit hatte dazu beigetragen, daß er mit seinem Schiff immer wieder zur Übermittlung wichtiger Nachrichten eingesetzt wurde.
Daveen wußte, daß nicht alle Besatzungsmitglieder damit einverstanden waren, aber er entschädigte die Ehrgeizigen und Ungeduldigen durch seine ungewöhnliche Großzügigkeit in allen dienstlichen Belangen.
Reis überlegte, daß Camaron Olek sich an Bord eines Schiffes wie der GOLDEN STAR vorkommen mußte wie ein gefangenes Raubtier.
Oleks nächste Worte bestätigten Reis' Vermutung.
»Ich hoffe, daß man uns jetzt einen anderen Auftrag erteilt«, sagte der Captain. Er strich mit einer Hand über sein schwarzes Haar, durch das sich von der rechten Schläfe bis zum Halsansatz eine weiße Strähne zog. Daveen Reis ahnte, daß Olek auf die Schußspur eines unmittelbar vor seinem Gesicht abgefeuerten Paralysators besonders stolz war und sie als äußeres Zeichen seiner Kampferfahrung betrachtete.
»Wir sehen nicht, was inzwischen geschehen ist«, sagte der Major zögernd. »Vielleicht ist der Kampf mit den Perlians schon entschieden, und es gibt nichts mehr für uns zu tun.«
Er erhob sich. Olek stand ebenfalls auf. Der Captain war nicht besonders groß, aber durch seine Hagerkeit wirkte er größer als der Kommandant der GOLDEN STAR.
Das kleine Bordobservatorium der GOLDEN STAR war Daveen Reis' Lieblingsplatz. Dorthin zog er sich bei jeder Gelegenheit zurück.
Reis ließ seine Blicke über die verschiedenen dreidimensionalen Sternkarten gleiten, die an den Wänden befestigt waren und ein angenehmes Licht verstrahlten. Nur anhand der Karten wurde noch offenbar, welch gewaltige Strecke die GOLDEN STAR in den letzten Tagen bewältigt hatte. Gefühlsmäßig erschien es Daveen Reis fast unglaublich, daß sie zweimal 137.000 Lichtjahre zurückgelegt hatten. Das war die Entfernung von der Südgrenze der Galaxis bis zum Nordrand der Großen Magellanschen Wolke.
Olek war an ein kleines Spezialteleskop herangetreten und stützte sich mit den Armen auf die breite Halterung.
»Wenn die Perlians erledigt sind, haben wir immer noch die Aussicht, gegen die Ultraschlachtschiffe OLD MANs kämpfen zu müssen«, meinte er.
»OLD MAN ist bereits am zweiundzwanzigsten November in Richtung der Großen Magellanschen Wolke gestartet«, erinnerte Reis den Ersten Offizier. »Ich nehme an, daß auch Perry Rhodan nicht mehr daran glaubt, daß der Riesenrobot hier auftaucht.«
»Vier Wochen sind eine lange Zeit«, räumte Camaron Olek ein. »Trotzdem rechne ich noch immer mit der Ankunft OLD MANs. Was wissen wir von den kosmonautischen Schwierigkeiten, mit denen die wahnsinnigen Gehirne zu kämpfen haben?«
Daveen Reis wußte, daß die beeinflußten Steuergehirne OLD MANs kaum noch in der Lage waren, exakte Schaltungen vorzunehmen. Vielleicht war der Robotgigant zur Großen Magellanschen Wolke aufgebrochen, ohne sein Ziel je zu erreichen. Reis nahm an, daß OLD MAN sich von der Galaxis mehr und mehr entfernen würde – auf Nimmerwiedersehen. Eine unblutigere Lösung des Problems gab es nicht.
Camaron Olek schien die friedfertigen Gedanken seines Vorgesetzten zu erahnen, denn er verkniff seine Lippen zu einem sarkastischen Lächeln.
Daveen Reis fragte sich, wie zwischen ihm und dem Kosmonauten so etwas wie eine Freundschaft hatte entstehen können. Der Erste Offizier war ein unberechenbarer Individualist, aber er brachte seinem Kommandanten jenes Quantum an Respekt entgegen, das Daveen Reis genügte, sich sicher zu fühlen.
»Gehen wir in die Zentrale, Major«, schlug Olek vor. »Die GOLDEN STAR wird den Linearraum bald verlassen.«
Wieder war die Ungeduld aus Oleks Worten herauszuhören. Besatzungsmitglieder der GOLDEN STAR, die Camaron Olek nicht mochten, behaupteten, der Kosmonaut schlafe niemals, um auf keinen Fall irgend etwas zu versäumen. Olek parierte solche Spötteleien mit unmißverständlichen Bemerkungen über die langweilige Kuriertätigkeit der GOLDEN STAR.
Daveen Reis hatte dem Ersten Offizier des Leichten Kreuzers solche Andeutungen nie übelgenommen. Oleks Spott fehlte jede Gehässigkeit, so daß er leicht zu ertragen war.
Die beiden ungleichen Männer verließen das Bordobservatorium und traten auf den beleuchteten Gang hinaus. Mit 34 Jahren war Olek ein noch verhältnismäßig junger Offizier. Wenn er lernte, seine oftmals extremen Meinungen für sich zu behalten und es aufgab, seine verrückten Pläne in die Tat umzusetzen, stand ihm eine große Laufbahn bevor.
Daveen Reis bezweifelte jedoch, daß Olek sich mit zunehmendem Alter ändern würde.
Reis und Olek erreichten die Kommandozentrale des Schiffes durch einen Antigravschacht.
»Übernehmen Sie das Schlußmanöver«, sagte Reis zu Olek.
Der Kosmonaut nickte. Er war für jede abwechslungsreiche Aufgabe dankbar.
Reis ließ sich in einem Sessel des Kommandostands nieder und wartete, bis die GOLDEN STAR den Linearraum verlassen hatte. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit den Bildschirmen. Die Ortungen liefen an.
»Dort ist Keegans Stern«, sagte Olek triumphierend und deutete auf einen deutlich sichtbaren hellen Punkt auf dem Panoramabildschirm. »Wir werden bald Kontakt mit der CREST IV herstellen können.«
Camaron Olek rechnete offenbar damit, daß der Großadministrator der Besatzung der GOLDEN STAR neue Befehle geben könnte. Reis bezweifelte das. Er war sicher, daß die acht Programmierungswelten in der Großen Magellanschen Wolke inzwischen erobert und die dort lagernden Kristallmassen vernichtet waren. Das Kampfgeschehen würde sich im Augenblick auf Gefechte zwischen den Perlians und den Terranern beschränken. Die Gurrads mit ihren rund fünftausend teilweise schrottreifen Birnenschiffen spielten bei diesen Auseinandersetzungen nur eine untergeordnete Rolle.
Die Terraner in der Großen Magellanschen Wolke befanden sich in einer Situation, in die man sie gegen ihren Willen hineingedrängt hatte. Von den Ereignissen profitierten in erster Linie die Gurrads, die mit ihnen verwandten Shanganten und auch die wenigen Generäle, die noch nicht der Beeinflussung der Hypnokristalle unterlegen waren.
Durch das Eingreifen der Solaren Flotte im Gebiet der Magellanschen Wolke war allerdings auch verhindert worden, daß die Menschheit weiterhin durch die Tätigkeit der Kristallagenten bedroht wurde.
Die Überlegungen des Majors wurden unterbrochen, als der Funkkontakt zum Flaggschiff der Solaren Flotte zustande kam. Reis persönlich begab sich zum Bildschirm des Funkgeräts, um mit Perry Rhodan zu sprechen.
Der Major schilderte in kurzen Sätzen den Verlauf des Fluges und teilte Perry Rhodan mit, daß Julian Tifflor in wenigen Stunden mit einem Verband von zwanzigtausend Schiffen eintreffen würde. Damit standen dem Großadministrator vierzigtausend Schiffe zur Verfügung. Hinzu kamen die 14. Schwere Offensivflotte der USO und der 82. GSV unter General Ems Kastori. Das war eine beachtliche Streitmacht.
»Ich erwarte Ihre weiteren Befehle«, sagte Daveen Reis abschließend.
»Fliegen Sie das Modula-System an«, sagte Rhodan. »Melden Sie sich dort bei Oberst Nat Ugale, der zehn Wachschiffe kommandiert. Sie werden mit Ihrem Schiff in erster Linie als Relaisstation für Funksprüche dienen und eventuell anfallende Kurieraufträge ausführen.«
Daveen Reis hörte Olek unterdrückt seufzen, und er räusperte sich hastig, damit Rhodan die Mißfallenskundgebung des Ersten nicht hören konnte.
Die Verbindung zur CREST IV wurde unterbrochen.
Camaron Olek ließ sich in seinen Sessel zurücksinken und warf beide Arme mit einer resignierend wirkenden Gebärde über die Armlehnen.
»Das Modula-System«, sagte er ärgerlich. »Dort sollen wir also Warteposition beziehen. Abgesehen davon, daß uns ein langweiliger Linearflug von viertausendsechshundertzweiunddreißig Lichtjahren bevorsteht, erwartet uns in diesem System eine uninteressante Aufgabe. Die Oberfläche Modulas ist längst zerstört. Alle Perlians sind geflohen. Was wollen wir noch dort?«
»Sie haben den Großadministrator gehört«, antwortete Reis gelassen. »Wir dienen als Relaisstation und eventuell als Kurierschiff.«
»Der Kurier des Großadministrators«, brummte Olek. »Ich werde den Verdacht nicht los, daß Sie auch noch stolz darauf sind, Major.«
Reis nickte bedächtig.
»Irgend jemand muß es tun«, sagte er. »Eine Aufgabe ist so wichtig wie die andere.«
Olek verschränkte die Hände im Nacken und lachte verdrossen.
»Vielleicht«, sagte Reis besänftigend, »erwartet uns im Modula-System ein großes Abenteuer.«
Der zweite Planet des Modula-Systems war völlig zerstört. Die Oberfläche der Programmierungswelt erinnerte an eine Kraterlandschaft. Sämtliche Fabriken, Raumhäfen und Schiffe waren der Vernichtung zum Opfer gefallen. Auf Modula II gab es keine Perlians mehr. Die Unterwasserstädte, die den Angriff der Gurrads überstanden hatten, waren von den terranischen Schiffen mit Vibrationsbomben ausgelöscht worden.
Unmittelbar nach der Ankunft der GOLDEN STAR hatte sich Daveen Reis bei dem Kommandanten der zehn im Modula-System stationierten Wachschiffe gemeldet. Nat Ugale war Afroterraner, und er schien ebenso wie Camaron Olek unter der Tatenlosigkeit zu leiden, zu der er in diesem Raumsektor verdammt war.
»Wir warten darauf, daß hier perliansche Schiffe auftauchen«, sagte Nat Ugale. Sein schwarzes Gesicht glänzte im Licht einer auf dem Bildschirm nicht sichtbaren Lampe. »Ich bezweifle aber, daß sich die Drittkonditionierten nach ihrer vernichtenden Niederlage in diesem Gebiet noch einmal sehen lassen.«
»Der Großadministrator hat uns hierhergeschickt, damit wir als Relaisstation arbeiten können«, sagte Reis. »Außerdem sollen wir vielleicht irgendwelche Kurieraufträge übernehmen.«
Ugale grinste teilnahmsvoll.
»Ich kann mir vorstellen, daß Ihre Besatzung nicht bei bester Stimmung ist«, sagte er.
»Die Männer sind daran gewöhnt«, erwiderte Reis arglos. »Die GOLDEN STAR wird häufig als Kurierschiff eingesetzt.«
Camaron Olek, der über Reis' Schultern blickte, konnte sehen, wie Ugales Gesichtsausdruck sich veränderte. Wenn der Oberst bisher in der GOLDEN STAR eine Verstärkung seines Verbandes gesehen hatte, so schien er jetzt nicht mehr davon überzeugt zu sein, daß die GOLDEN STAR und ihr Kommandant eine Hilfe bedeuteten. Olek konnte im Gesicht des Obersten lesen wie in einem Buch. Er stieß einen lautlosen Fluch aus. Warum mußte Reis immer hinausposaunen, daß sie als Kuriere tätig waren?
»Wählen Sie eine Umlaufbahn für Ihr Schiff«, sagte Nat Ugale. »Warten Sie weitere Befehle ab.«
»Gewiß, Sir«, stimmte Reis freundlich bei.
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Daveen Reis blickte zurück.
»Jetzt können wir unsere Beine unter den Tisch strecken«, sagte er. »Ich glaube nicht, daß so schnell irgend etwas geschieht.«
Olek schüttelte unwillig den Kopf.
»Suchen Sie sich irgendeine Beschäftigung«, empfahl ihm Reis. »Führen Sie Berechnungen über die Umlaufbahnen der drei Planeten Modulas aus.«
Der Erste Offizier starrte auf seine Hände hinab.
»Vielleicht würde ich meine Nägel abkauen, wenn sie einen besseren Geschmack hätten«, sagte er. »Außerdem befürchte ich, daß sie nicht lange vorhalten würden.«
»Eines Tages werden Sie wieder Ihr eigenes Schiff kommandieren«, sagte Reis.
»Das kann schon sein«, gab Olek zu. »Ich fürchte nur, man wird es mir bald wieder abnehmen.«
Er erhob sich und ließ den Major allein in der Zentrale zurück. Reis hatte wenig Lust, in seine Kabine oder ins Observatorium zu gehen. Er beobachtete die zehn Wachschiffe, die sich deutlich auf den Reliefbildschirmen abzeichneten. Fünf davon hatten eine Kreisbahn um Modula II eingeschlagen, die anderen standen fast unbeweglich im Raum.
Die GOLDEN STAR befand sich jetzt auf einer weiten Kreisbahn um den zweiten Planeten der Sonne Modulas. Das Kurierschiff würde auch dann seine Position beibehalten, wenn Ugales Schiffe aus irgendwelchen Gründen abgerufen wurden.
Daveen Reis konnte sich vorstellen, wie Camaron Olek sich jetzt hinter einem Stapel von Büchern vergrub, um komplizierte Berechnungen anzustellen. Fast alle Raumfahrer stellten nur widerwillig navigatorische Berechnungen an. Olek dagegen machte eine solche Arbeit Spaß. Allein die Tatsache, daß er ein kosmonautisches Genie war, hatte seine endgültige Entlassung aus der Solaren Flotte verhindert. Olek hatte es innerhalb weniger Jahre auf eine stattliche Zahl sinnloser Befehlsübertretungen gebracht. In den meisten Fällen war es ihm nur darum gegangen, seinen eigenen Willen durchzusetzen. Das hatte seinem kometenhaften Aufstieg ein jähes Ende bereitet.
Unter halbgeschlossenen Lidern beobachtete Major Reis die Männer, die in der Zentrale Dienst taten. Er wußte, daß er sich auf sie verlassen konnte. Das Gefühl völliger Sicherheit verstärkte seine Schläfrigkeit. Seine Gedanken verwirrten sich. Sein Kopf sank nach vorn.
Das Schrillen der Alarmsirenen traf ihn wie ein Schlag.
Er zuckte zusammen und richtete sich im Sessel auf.
Die Stimme des Funkers kam ungewöhnlich laut aus dem Lautsprecher des Interkoms.
»Alarm, Sir!«
Reis blinzelte verwirrt.
»Was ist geschehen?« erkundigte er sich.
»Direktgespräch mit Oberst Nat Ugale, Sir.«
Mechanisch schaltete Reis den Videobildschirm ein. Hinter sich hörte er schweres Atmen. Im gleichen Augenblick ließ sich Camaron Olek in den Sessel neben Reis sinken. Der Major fragte sich verblüfft, wie der IQ es geschafft hatte, so schnell in die Zentrale zu kommen.
»Hyperfunkalarm!« rief Ugale, bevor er noch sichtbar wurde. Einige Zackenlinien liefen über den Bildschirm, dann tauchte das Gesicht des Afrikaners auf. Die Augen Ugales schienen unnatürlich weit geöffnet zu sein, ein sicheres Zeichen seiner Erregung.
»Was ist geschehen?« fragte Reis erneut.
Olek beugte sich nach vorn.
»OLD MAN ist im Gebiet von Navo-Nord aus dem Linearraum gebrochen«, sagte Ugale.
*
Erneut hatte sich bewiesen, wie unberechenbar OLD MAN durch die Anfälligkeit seiner Steuergehirne geworden war. Als niemand mehr damit gerechnet hatte, war der Robotgigant im Gebiet von Navo-Nord aufgetaucht und hatte den Großalarm ausgelöst. Überall im Gebiet der Kleingalaxis standen Wachschiffe, die als Funkbrücken dienten und die eintreffenden Nachrichten weiterleiteten.