Perry Rhodan 3251: Das kosmische Gespinst - Christian Montillon - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3251: Das kosmische Gespinst E-Book und Hörbuch

Christian Montillon

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Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Eines dieser Refugien befand sich in der Galaxis Gruelfin und konnte sichergestellt werden, ein anderes in der Kondor-Galaxis, wo Perry Rhodan es zu bergen versucht. Ihm zu Hilfe eilt die RAS TSCHUBAI – aber sie wird irregeführt und bemerkt DAS KOSMISCHE GESPINST ...

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Zeit:3 Std. 19 min

Sprecher:Jonas Baeck
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Nr. 3251

Das kosmische Gespinst

In den Tiefen des Netzes – der Irreführer schlägt zu

Christian Montillon

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Aus dem Leben eines Irreführers (1)

1. Ausbruch

2. Vergangenheit – Schwindelgefühl

3. Konfrontation

4. Vergangenheit – Sabotage

5. Netz-Geschichte

6. Vergangenheit – Auf der Lauer

7. Eine Umarmung

8. Vergangenheit – Erkenntnis

9. Tiefer in die Vergangenheit

10. Gegenwart – Aufgeflogen

11. Gremium

Epilog: Aus dem Leben eines Irreführers (3)

Nachruf Arndt Drechsler-Zakrzewski

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung S.N.C. 01-81 RAS TSCHUBAI

Impressum

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Eines dieser Refugien befand sich in der Galaxis Gruelfin und konnte sichergestellt werden, ein anderes in der Kondor-Galaxis, wo Perry Rhodan es zu bergen versucht. Ihm zu Hilfe eilt die RAS TSCHUBAI – aber sie wird irregeführt und bemerkt DAS KOSMISCHE GESPINST ...

Die Hauptpersonen des Romans

Farye Sepheroa-Rhodan – Die Kommandantin bemerkt Veränderungen.

Donn Yaradua – Der Sicherheitschef bemüht seine paranormalen Gaben.

Icho Tolot – Der Haluter sieht Haluter und erkennt sie.

Kmossen – Der Wegbereiter lässt handeln.

Ulix Veith

Prolog

Aus dem Leben eines Irreführers (1)

Kmossen, der in den Schatten, raste in seiner WERKSTATT durch die Kluft. Er war allein in seinem Schiff. Er genoss die Ruhe und das gedämpfte Licht. Er konnte nachdenken, seine Gedanken Pläne ausbrüten lassen, Entwicklungen durchrechnen und vorausdenken. Der Kosmos war ein Ort voller Düsternis, aber auch voller Licht, und dorthin galt es, Schatten zu bringen.

Stets reiste er FENERIK vorweg, als Wegbereiter. Allerdings wusste selbst er nicht, welchen Weg der Chaoporter schließlich nehmen würde, der auf seiner chaoversalen Querung des Universums stets nach dem Serendipitätsprinzip flog.

Kmossen bereitete deshalb immer nur gewisse Wegstrecken vor, und auch diese nur für den Fall, dass es FENERIK tatsächlich dorthin verschlug. Sein ganzes Werk – all diese Vorbereitung, das Denken, die Arbeit, die Vernichtung – stellte deshalb letztlich für FENERIK einen unnötigen Luxus dar, denn natürlich war der Chaoporter nicht auf ihn angewiesen. Aber davon abgesehen, diente Kmossen dem Schutz und erfüllte die Funktion eines Warners, indem er kosmische Regionen erkannte, die es besser zu meiden galt.

Er eilte FENERIK voraus, suchte in seiner Funktion als Ein-Personen-Frühwarnsystem deutlich mehr kosmische Regionen als der Chaoporter selbst. Ja, er hatte mehr Wunder und Schrecken des Universums gesehen als jeder Quintarch – egal, wie sehr sie glauben mochten, über ihm zu stehen, war er ihnen eigentlich bei Weitem überlegen.

Ohne seine dezente Korrektur wäre FENERIK in die kosmische Senke von Dalir eingeflogen, wo die Kosmokraten schon lange am Werk der Einebnung arbeiteten. Niemand wusste, was die Konfrontation mit den dortigen Truppen gebracht hätte. Ganz zu schweigen davon, dass der Kasus in der Galaxis ...

Ein Alarm riss Kmossen aus den Erinnerungen.

Die Bordsysteme der WERKSTATT gaben die Empfehlung, die Kluft zu verlassen. Kmossen sah die Berechnungen durch und folgte dem Hinweis. Die WERKSTATT trat aus der Kluft, hinein in den Normalraum. Das Schiff aktivierte seinen hervorragenden Ortungsschutz. Es war extrem unwahrscheinlich, dass irgendwer es bemerken könnte.

Kmossen, der in den Schatten, sammelte Ortungsdaten. Er befand sich am Rand einer diskusförmigen Spiralgalaxis von etwa 100.000 Lichtjahren Durchmesser. Er stellte Recherchen an, hörte Hyperfunk ab, natürlich von den Systemen der WERKSTATT vorab gefiltert. Im Lauf der nächsten Tage und Wochen – er trieb mit minimaler Beschleunigung weiter in Richtung Zentrum – gewann er den Eindruck, dass es in dieser Galaxis irgendwann in den kommenden Jahrhunderten zu einem Kasus für FENERIK kommen könnte.

Ob der Beginn in diesem Umfeld liegen würde oder in benachbarten Sternregionen, derlei Details blieben im Vorfeld immer zu unbestimmt; Kmossen lotete aus, bezog Wahrscheinlichkeiten ein, extrapolierte aus historisch bedeutenden Ereignissen, aber er betrieb keine Magie, selbst wenn es auf diejenigen, die er für seine Zwecke nutzte, häufig so wirken mochte. Aber an diesem Ort, in dieser Galaxis, spielte sich etwas ab, das für FENERIK von Bedeutung sein könnte.

Kmossen hörte und sah, er fühlte und ertastete, er roch und schmeckte die Spuren einer Superintelligenz, die immer wieder von sich reden machte: der Wanderer. ES. Sie trug einige Namen, und ihr stand etwas bevor, das es in ihrer langen Geschichte noch nie gegeben hatte. Kmossen vermochte es nicht völlig sicher zu deuten, aber seiner Interpretation nach drohte ES zu zerbrechen. Oder trieb die Superintelligenz diesen Vorgang selbst voran? Handelte es sich um eine Mischung aus beidem?

Kmossen verließ die WERKSTATT, ging in den Schatten hierhin und dorthin, sammelte, suchte und sichtete, und er gewann ein deutlicheres Bild. Eines wurde ihm dabei völlig klar: Er konnte eingreifen. Er konnte die Superintelligenz während der Phase der Fragmentierung in die Irre führen.

1.

Ausbruch

Farye Sepheroa zielte, schoss – und das Türschloss explodierte.

Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Ja, sie waren überwältigt, in Stasis versetzt, weggebracht und eingeschlossen worden ... aber offenbar waren ihre Gegner so von der Wirkung ihrer Stasiswellen überzeugt, dass sie es nicht einmal für nötig gehalten hatten, sie zu entwaffnen und ihnen die SERUNS abzunehmen. War das Gedankenlosigkeit? Oder schlicht die Folge davon, dass es zuvor immer – vielleicht Dutzende oder Hunderte Male – funktioniert hatte?

Diesmal allerdings hatten sie die Rechnung ohne Donn Yaradua gemacht, der der Wirkung der Stasis unbemerkt hatte widerstehen können und dem es anschließend gelungen war, seine vier Begleiter aufzuwecken. Mittlerweile waren alle fünf wach, und trugen SERUNS: Donn, Farye, die arkonidische Chefwissenschaftlerin Thevana Khond und die beiden Sicherheitsleute Siria Kakua und Miron Ta.

Sie stürmten aus ihrer gelben Gefängniszelle, hinein in einen grasgrünen Korridor. Die auf dieser – in höchstem Maß besonderen – Welt heimischen Jedhamuun pflegten offenbar ein Faible für Farben, was Farye unter anderen Umständen wohl sogar schön gefunden hätte. Momentan gab es andere Probleme, als über derlei Details nachzudenken.

Etwa die Roboter, die im Korridor auf dem Boden standen. Es handelte sich um jene fünf kleinen, kugelförmigen Modelle, die die Gefangenen vor wenigen Stunden in die Zelle getragen und dort abgelegt hatten. Nun wurden sie aktiv und erhoben sich in die Luft, schwebten auf halber Höhe des Korridors und versperrten den Flüchtenden den Weg. Je zwei Tentakelarme fuhren aus den Kugeln, mit blitzenden Dioden an den Spitzen.

Farye stellte sich auf einen Kampf ein.

Donn gab als Erster einen Schuss ab. Der Desintegratorstrahl traf, ein Tentakelarm wurde getroffen. Die Maschine torkelte, drehte sich und krachte zu Boden.

Erst in diesem Augenblick flammten um die übrigen Roboter Schutzschirme auf. Auf diese Weise versperrten sie den Weg. Es gab keinen Durchgang mehr in dem schmalen Korridor. Kein Roboter jedoch schoss auf Farye und ihre Begleiter oder ging zum Angriff über.

»Unfassbar«, sagte Miron Ta. »Es sind keine Kampfmaschinen. Wahrscheinlich haben sie nicht einmal integrierte Waffen. Die sind nur hier, weil sie darauf gewartet haben, uns demnächst irgendwo anders hin zu schleppen! Wie können die Jedhamuun derart naiv sein?«

»Sie hatten es noch nie mit jemandem wie mir zu tun«, sagte Donn Yaradua. »Wenn wir nicht gefahrlos darüberfliegen können, schießen wir uns eben den Weg frei. Beeilen wir uns – ich vermute, mittlerweile schrillen irgendwo sehr wohl die Alarmglocken!«

Gemeinsam eröffneten sie das Feuer. Die Schutzschirme der Roboter schluckten etliche Schüsse, absorbierten die Energien und leiteten sie ab, flammten auf – und kollabierten schließlich. Die Maschinen detonierten und blieben als Trümmerhaufen liegen. Kein Zweifel: Sie waren in keinster Weise auf einen Kampf eingestellt.

Farye dachte daran, dass der Jedhamuun, der sie abgefangen und in Stasis versetzt hatte – Berka – davon gesprochen hatte, zunächst müsse die Gesinnung der Besucher überprüft werden. »Ich glaube ja nicht«, meinte sie trocken, »dass wir uns bei Berka momentan besonders beliebt machen.«

»Das ist mir herzlich egal«, sagte Siria Kakua. Sie ging durch das Trümmerfeld voran.

»Ich habe den Anflug mitbekommen«, sagte Donn Yaradua, der wach gewesen war, als die Kugelroboter sie transportiert hatten. »Darum übernehme am besten ich die Führung.« Er passierte seine Kollegin.

Farye hielt sich dicht bei ihm.

Sie erreichten nicht einmal das Ende des Korridors, als sich ihnen erneut Roboter entgegenstellten – vier Maschinen, und diesmal handelte es sich nicht um wehrlose Kugelgebilde. »Bleibt stehen!«, forderte eine von ihnen mit metallisch scheppernder Stimme.

Die Roboter ähnelten von der Körperform her grob den Jedhamuun. Sie gingen auf zwei Metallbeinen, über denen sich ein Oberkörper anschloss, der sich nach oben hin erweiterte. Darauf saß etwas, das einem gewaltigen, etwa einen Meter langen Schnabel glich. Im Unterschied zu einem echten Jedhamuun sah dieser jedoch nicht so aus, als ließe er sich öffnen. Aus dem Oberkörper ragten vier biegsame Metallarme, deren Scherenklauen Strahlerwaffen hielten.

Donn hob die Hand. Seine Begleiter stoppten, etwa 15 bis 20 Meter von den Robotern entfernt.

Wäre auch zu schön gewesen, dachte Farye.

Wahrscheinlich könnten sie dank ihrer funktionstüchtigen SERUNS in einem Kampf gegen die Roboter bestehen – aber man wusste nie. Die Erinnerung daran, mit welcher Leichtigkeit die Stasiswellen ihre Schutzschirme durchdrungen hatten, sprach eine andere Sprache.

Darum entschied sich Farye, zu improvisieren. Nicht dass sie das Talent ihres Großvaters Perry Rhodan in vollem Umfang besaß, in den unmöglichsten Situationen Freunde und Verbündete zu finden, aber bis zu einem gewissen Grad lag es ihr eben doch in den Genen.

»Wir wollen mit Berka sprechen!« Ihr war völlig klar, dass diese Forderung jeder Grundlage entbehrte. »Sein Verhalten uns gegenüber war völlig unangemessen. Wir sind harmlose Gäste, die einen Freund suchen. Er hatte kein Recht, uns in Stasis zu versetzen!«

»Ich hatte jedes Recht«, tönte Berkas Stimme auf. Er musste sich hinter den Robotern befinden, von ihnen derart gedeckt, dass sie ihn nicht sehen konnte. »Die Tradition verlangt es, zunächst eure Gesinnung zu prüfen. Und wie sich zeigt, seid ihr als Erstes ausgebrochen und habt die Trageroboter zerstört. Ihr seid unwürdig, euch in unserer Welt aufzuhalten. Unsere Aduunia ist euch ab sofort verboten!«

»Dann lasst uns gehen«, sagte Farye. »Wir wollen keinen Kampf. Uns ist nur daran gelegen, in Frieden abziehen zu können.« Sie atmete tief ein und wusste schon im Vorfeld, dass ihre nächsten Worte ein Problem sein würden: »Mit unserem Freund. Du hast gesagt, er befinde sich in eurer Gewalt.«

»Pah«, machte der Jedhamuun. »Er liegt in Stasis. Mit Gewalt hat das nichts zu tun.«

»Das sehe ich anders«, erklärte Farye. »Gebt ihr ihn frei?«

Illustration: Swen Papenbrock

»Ihr kommt hierher, zerstört unser Eigentum und wollt danach einfach gehen?« Berka klang wütend und – ja, was noch? Verblüfft?

Farye konnte seine Stimmlage natürlich nicht gut einschätzen, schließlich war er der erste Jedhamuun, den sie je getroffen hatte, und ihre Begegnung war kurz gewesen. Auch die Translatoren interpretierten die Ebene hinter der bloßen Bedeutung von Worten womöglich falsch.

»Wir bedauern, dass es zu diesem Zwischenfall gekommen ist«, sagte sie. »Und wenn wir in unser Raumschiff zurückkehren dürfen, werden wir gerne Ersatz für die zerstörten Roboter leisten.«

»Und für das zerstörte Vertrauen?«, fragte Berka.

»Wir finden bestimmt ...«

»Still! Ihr kehrt zurück in Stasis, und dann erfüllt ihr unsere Tradition!«

Der erste Roboter gab eine Stasiswelle ab – ein gleißend helles Wabern, das durch die Luft sirrte und Donn Yaradua traf, der sich vor sie stellte. Es durchschlug den SERUN-Schutzschirm genau wie beim ersten Mal, und Donn schrie auf. Wahrscheinlich wirkte er wieder mit seiner Paragabe gegen die Stasis an, die seinen Körper lähmen wollte. Gleichzeitig feuerte er zurück, und der Energiestrahl schmetterte in den Schirm des Roboters.

Farye und die anderen eröffneten ebenfalls das Feuer. Unter den gemeinsamen entfesselten Energien kollabierte der Schirm, die Maschine explodierte. Trümmer krachten gegen Wände und Decke und jagten in die Schirme der anderen Roboter. Einer der mechanischen Arme landete nur einen Schritt vor Farye. Die scherenartige Klaue öffnete und schloss sich; die Waffe hatte er verloren.

»Stopp!«, donnerte ein Befehl über das beginnende Chaos. Zwischen den beiden Gruppen flirrte die Luft, ein bläulich glimmendes Feld baute sich auf und schloss den Korridor ab.

Die Klaue öffnete sich ein letztes Mal, ehe sie starr blieb. Teile der grasgrünen Wand waren rußgeschwärzt. Eine Rauchwolke quoll unter der Decke auf und verdünnte sich.

»Dies ist nicht das, was unsere Tradition verlangt, Berka!«, drang dieselbe Stimme über alles hinweg, zweifellos technisch verstärkt. Ein Jedhamuun ging zwischen den verbliebenen Robotern hindurch, blieb dicht hinter dem bläulichen Energiefeld stehen.

»Ich bin Tadasra«, sagte er. Der Schnabel senkte sich ein wenig und öffnete sich weit. Das darin liegende Facettenauge war in Richtung von Farye und ihren Begleitern gerichtet. Farye vermutete, dass Jedhamuun nicht nur damit sehen konnten, da der Schnabel oft geschlossen blieb; wahrscheinlich bildete es eine zusätzliche optische Möglichkeit.

»Tadasra«, sagte Donn, ehe Farye reagieren konnte. »Wir haben von dir gehört.«

»So?«

»Du hast unseren Begleiter getroffen, ehe er eure Aduunia erreicht hat. Er hat uns eine Nachricht geschickt, nachdem du dich kurz bei ihm gemeldet hattest. Und inzwischen wissen wir, dass du ihn anschließend in Stasis versetzt hast.«

»Was erstaunlich schwierig war«, sagte Tadasra. »Seine körperliche Konstitution ist außergewöhnlich. Aber das trifft ja nicht nur auf ihn zu.« Er hob einen der Arme. »Wie ist es euch gelungen, der Stasis zu widerstehen?«

»Darüber können wir gerne reden«, sagte Farye. »Ebenso wie über alles andere. Dazu sollten wir die Waffen senken, findet ihr nicht auch? Berka – siehst du das ebenso?«

Sie war verblüfft über die erneute Wendung der Dinge. Offenbar beurteilte Tadasra die Lage anders als sein Artgenosse. Konnten sie diese Meinungsverschiedenheit für sich ausnutzen?

Berka stellte sich neben Tadasra. »Die Lage ist kompliziert.«

»Wir hatten lange keine Gäste mehr, die für so viel Unruhe gesorgt haben«, ergänzte Tadasra.

»Es ist ungebührlich, dass sie ohne Gesinnungsprüfung bei vollem Bewusstsein im Inneren des Generationenturms agieren.«

»In dieser Hinsicht kann ich dir nicht widersprechen.« Tadasra wandte sich wieder an Farye und ihre Begleiter. »Seid ihr damit einverstanden, das Gebäude sofort zu verlassen? Draußen können wir die Situation besprechen, ohne dass ihr ein Tabu verletzt.«

»Das akzeptieren wir«, sagte Farye.

»Nicht so schnell!«, forderte Berka. »Das bedeutet, dass ihr euch erneut in Stasis versetzen und abtransportieren lasst. Wir werden euch in wenigen Minuten schon wieder daraus erwecken.«

Bei der Vorstellung krampfte sich alles in Farye zusammen. »Wer garantiert uns, dass ihr euch daran haltet? Ihr verlangt, dass wir uns kampflos ergeben und euch ausliefern!«

»Keine Garantie«, sagte Berka hart.

»Aber mein Versprechen«, sagte Tadasra. »Wir hätten nichts davon, euch wieder einzusperren. Es würde nur für weitere Unruhe sorgen.«

»Ich muss mich mit meinen Begleitern besprechen.« Farye wandte dem bläulichen Energiefeld den Rücken zu, sah erst Donn, dann Thevana Khond, Siria Kakua und Miron Ta an.

Donn nickte zuerst. »Wir müssen es versuchen. Kämpfen würden wir nicht nur gegen diese beiden und ihre Roboter, sondern gegen eine ganze Welt.«

Ein Argument, das so schlagkräftig war, dass es alle Bedenken erstickte. Also erklärten sie sich einverstanden.

Farye hoffte, dass Donn erneut ein Schauspiel abliefern und im Notfall handeln könnte, als sich zuerst das Energiefeld auslöste und sie dann nach dem hellen Gleißen der Stasiswelle das Bewusstsein verlor.

2.

Vergangenheit

Schwindelgefühl

Es tat gut, sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen.

Farye Sepheroa lebte schon lange genug, um zu wissen: Wer auf das Grummeln im Leib hörte, fuhr oft gut. Intuition half einem zwar nicht bei Logikproblemen oder Organisatorischem. Aber bei Lebensentscheidungen war das eigene Unwohlsein meist ein verlässlicher Indikator. Gewöhnung machte aus einer schlechten Situation nie eine gute.

Ging sie nach ihrem aktuellen Bauchgefühl, hätte sie das Kommando über diese Mission niemals annehmen dürfen. Seit Stunden ließ das Unbehagen, ließ diese seltsame Ahnung sie nicht mehr los. Immerzu glaubte sie, dass gleich etwas Furchtbares passieren musste.

Einerseits war das kein Wunder – denn an Bord der RAS TSCHUBAI hielt sich ein Saboteur auf. Jemand wollte verhindern, dass das Schiff sein Ziel erreichte. Der Club der Lichtträger, in dem sie den Drahtzieher wussten, hatte bereits bewiesen, zu welchen Taten er imstande war.

Anderthalb Tage jedoch nachdem sie in den Leerraum abgekommen waren und die Etappe unterbrochen hatten, steigerte sich das Gefühl zu körperlicher Übelkeit. Erst spürte sie leichten Schwindel, schob ihn auf die Übermüdung und achtete nicht darauf.

Schließlich verrichtete sie ihren Dienst in der Zentrale mit einem steten Rumoren in der Magengegend. Auch das war zweifellos ein »Bauchgefühl«, aber nicht das, auf das sie gerne hörte. Ob sie sich etwas eingefangen oder Falsches gegessen hatte?

Das war der Moment, in dem Donn Yaradua sie – mit einem bissigen Lächeln, das im Kommunikationsholo allzu deutlich zu sehen war – auf die Medostation schickte: »Lass dich untersuchen. Die Biofilter der Umweltkontrolle fischen die gängigsten Krankheitserreger aus der Atemluft. Und ja, du hast denselben Impfcocktail erhalten wie der Rest der Besatzung. Aber Erkältungen kommen auf jedem terranischen Großraumschiff vor – eine der universalen Konstanten –, und selbst die beste Medizin hindert einen Menschen nicht daran, verdorbene Lebensmittel zu essen.«

Seine Sorge war rührend, doch ihr Symptom passte zu keiner Krankheit, die sie je gehabt hatte. Gegessen hatte sie seit Längerem nichts mehr. Aber statt zu diskutieren, folgte sie seinem Rat. Wenn sie nicht auf ihren Lebensgefährten hörte, auf wen dann?

Wenigstens würde der Chefmediker beides ausschließen. Zähneknirschend überließ sie ihren Sitz dem Stellvertretenden Kommandanten Andris Kantweinen und kam Donns Aufforderung nach.