Perry Rhodan 330: Ein Mann wie Rhodan - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 330: Ein Mann wie Rhodan E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Der Erde droht Gefahr - und ein Sterblicher soll die Rolle eines Unsterblichen verkörpern Mit Perry Rhodan, Atlan, Roi Danton und anderen wichtigen Persönlichkeiten des Solaren Imperiums an Bord, wurde die CREST IV von einer unheimlichen Waffe der Zeitpolizei in das Sternsystem M-87 geschleudert. Obwohl nun rund 30 Millionen Lichtjahre die Männer der CREST von der Erde trennen - eine phantastische Entfernung, wenn man bedenkt, daß Terraner bisher nur den "nahen" Andromedanebel mit eigener Kraft erreichen konnten -, verlieren sie trotz ihrer hoffnungslosen Lage nicht den Mut. Sie bestehen den Kampf mit dem seltsamen Zwerg aus der "Flotte der gläsernen Särge", der die CREST terrorisiert und sabotiert; und sie bleiben - wenn auch mit knapper Not - Sieger in der Auseinandersetzung auf dem Planeten, dessen Lebewesen bei der Ankunft der CREST Amok zu laufen beginnen. Nichtsdestotrotz ist die Lage Perry Rhodans und seiner Männer alles andere als rosig. Wie aber ist inzwischen die Situation im Zentralsystem des Solaren Imperiums, das von OLD MAN und den Schwingungswächtern bedroht wird...? Unruhestifter treten auf den Plan, die Angst der Menschen wird geschürt, und ein Politiker, der insgeheim von einer verbrecherischen Organisation unterstützt wird, sieht seine Stunde gekommen... Dann aber tritt ihm ein bislang Unbekannter entgegen - EIN MANN WIE RHODAN!

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Nr. 330

Ein Mann wie Rhodan

Der Erde droht Gefahr – und ein Sterblicher soll die Rolle eines Unsterblichen verkörpern

von WILLIAM VOLTZ

Mit Perry Rhodan, Atlan, Roi Danton und anderen wichtigen Persönlichkeiten des Solaren Imperiums an Bord, wurde die CREST IV von einer unheimlichen Waffe der Zeitpolizei in das Sternsystem M 87 geschleudert.

Obwohl nun rund 30 Millionen Lichtjahre die Männer der CREST von der Erde trennen – eine phantastische Entfernung, wenn man bedenkt, daß Terraner bisher nur den »nahen« Andromedanebel mit eigener Kraft erreichen konnten –, verlieren sie trotz ihrer hoffnungslosen Lage nicht den Mut.

Sie bestehen den Kampf mit dem seltsamen Zwerg aus der »Flotte der gläsernen Särge«, der die CREST terrorisiert und sabotiert; und sie bleiben – wenn auch mit knapper Not – Sieger in der Auseinandersetzung auf dem Planeten, dessen Lebewesen bei der Ankunft der CREST Amok zu laufen beginnen.

Nichtsdestotrotz ist die Lage Perry Rhodans und seiner Männer alles andere als rosig. Wie aber ist inzwischen die Situation im Zentralsystem des Solaren Imperiums, das von OLD MAN und den Schwingungswächtern bedroht wird ...?

Unruhestifter treten auf den Plan, die Angst der Menschen wird geschürt, und ein Politiker, der insgeheim von einer verbrecherischen Organisation unterstützt wird, sieht seine Stunde gekommen ...

Die Hauptpersonen des Romans

Heiko Anrath – Ein Mann, der Perry Rhodan ähnelt.

Reginald Bull, Julian Tifflor, Allan D. Mercant und Mory Rhodan-Abro – Auf Ihren Schultern ruht die Verantwortung für das weitere Bestehen des Solaren Imperiums.

Professor Faite Nabore – Gesichtsoperationen sind seine Spezialität.

Dr. Lofton und Dr. Giuffre – Professor Nabores siganesische Assistenten.

Gwydlin Grichert – Ein Feind Perry Rhodans.

Prolog

Zeit: 12. Januar 2436.

Ort: Gebiet der Riesensonne Navo-Nord in der Großen Magellanschen Wolke.

Zuhörer: 30 Millionen Raumfahrer an Bord von 40.000 terranischen Schiffen.

Sprecher: Staatsmarschall Reginald Bull, Stellvertreter des Großadministrators und Zellaktivatorträger.

»Wir wissen, daß Ruhe und Ordnung innerhalb des Solaren Imperiums nicht zuletzt von der Anwesenheit Perry Rhodans abhängen. Nur er wird bei Ausrufung der Notstandsgesetzgebung von den stimmberechtigten Administratoren des Imperiums die notwendige Zweidrittelmehrheit erhalten. Ich persönlich hätte auch im Fall eines Angriffs von OLD MAN auf das Solarsystem keine Chance, diese Zweidrittelmehrheit durchzusetzen, weil ein großer Teil der Abgeordneten die eigenen Machtansprüche vor die Interessen der Allgemeinheit stellen würde. OLD MAN ist im Linearraum verschwunden. Ich habe vier mit Halbraumspürern ausgerüstete Schiffe zur Verfolgung des Roboters ausgeschickt. Das Gros der Flotte wird in wenigen Augenblicken folgen.

1.

Hier oben im Schaltraum war der Lärm der Hochenergiepumpen kaum zu hören.

Heiko Anrath warf einen kurzen Blick auf die Uhr. In einer halben Stunde war Mitternacht. Dann kam sein Vertreter von New-Tripolis herüber, um ihn abzulösen.

Durch die Glaswand des Schaltraums konnte der Ingenieur die Lichter von New-Tripolis sehen. Obwohl er in dieser Riesenstadt lebte, gab es nichts, was ihn mit ihr verband. Wenn er sich in seiner Freizeit von den schnellen Gleitbändern an den modernen Geschäftshäusern vorbeitragen ließ, sehnte er sich nach der Ruhe des Beflutungspumpwerks Sahara XI.

Hier konnte er allein im Schaltraum sitzen und die Kontrollen beobachten, während unter ihm stündlich einige hunderttausend Tonnen Mittelmeerwasser in die unterirdischen Kanäle gedrückt wurden.

Das Wasser, mit dem die Sahara bewässert wurde, lief zuvor durch Ultrafilter und wurde salzfrei gemacht.

Kurz vor Mitternacht schaltete Heiko Anrath sein Fernsehgerät ein, um die Nachrichten zu hören. Auf dem Bildschirm erschien ein dreidimensionales Farbbild des Sonnensystems. Der Sprecher von Terra-Television meldete sich. »Nach Aussage gut informierter Kreise ist innerhalb des Solaren Imperiums in Kürze mit einem Katastrophenalarm zu rechnen. Fast alle Schiffe der Solaren Heimatflotte sind mit Datum vom zwanzigsten Januar wieder zurückgekehrt. Wie es in einer offiziellen Verlautbarung der Solaren Administratur heißt, hält sich Großadministrator Perry Rhodan noch in der Großen Magellanschen Wolke auf, um die Unschädlichmachung der letzten Stützpunkte der Kristallagenten zu überwachen. Unter den über elfhundert Administratoren, die sich zur Zeit auf der Erde aufhalten, um an einer Sondersitzung des Parlaments teilzunehmen, herrscht Unsicherheit. Gerüchte besagen, daß der Krieg in der Großen Magellanschen Wolke unangenehme Folgen für das Imperium nach sich ziehen wird.«

Anrath drückte auf den Knopf, und der Bildschirm wurde dunkel. Der Ingenieur war über die sich abzeichnende Entwicklung besorgt. Obwohl er nicht viel von Politik verstand, ahnte er, daß viele Administratoren die Unruhe der Bevölkerung noch schürten.

Kurz nach Mitternacht hörte Anrath den Flugschrauber Wilson Fenchers auf dem flachen Dach der Station landen. Noch einmal ließ er seine Blicke über die Kontrollen gleiten. Gleich darauf kam Fencher herein. Anraths Vertreter war ein kleiner korpulenter Mann, der keinen besonders beweglichen Eindruck machte. Er begrüßte Anrath mit einem Nicken.

»Alles in Ordnung?« erkundigte er sich.

»Ja«, sagte Anrath. »Um ein Uhr kannst du auf halbe Leistung umschalten. Und vergiß nicht den Bedarfsstoß für Sektor Blau um sechs Uhr.«

Fencher grinste.

»Machst du dir immer noch Sorgen, daß ich etwas vergessen könnte?«

»Ja«, sagte Anrath ernst.

Fencher warf hilflos die Arme hoch.

»Ich habe selten einen Mann gesehen, der so korrekt ist wie du, Perry.«

Anrath warf ihm einen schnellen Blick zu.

»Nenn mich nicht Perry!« stieß er hervor. »Du weißt, daß ich das nicht mag.«

»Sei nicht so empfindlich«, entgegnete Fencher. »Schließlich ist es keine Schande, wenn man dem Großadministrator ähnlich sieht.«

»Ich glaube nicht, daß ich ihm sehr ähnlich bin«, murmelte Heiko Anrath. »Die körperliche Ähnlichkeit wird in den nächsten Jahren vergehen, weil ich im Gegensatz zu Rhodan altere.«

Fencher ließ sich in den Kontursessel vor den Kontrollen sinken. Er hatte sich damit abgefunden, daß sein Kollege ein Sonderling war, der das Leben viel zu schwer nahm. Man konnte sich jedoch auf Anrath verlassen. Als Schaltmeister von Sahara XI hatte er noch nie einen Fehler begangen. Fencher dagegen war es schon ein paarmal passiert, daß er in verschiedene Kanäle die falsche Wassermenge geleitet hatte.

»Was wirst du jetzt machen?« fragte Fencher.

»Ich gehe schlafen«, erklärte Anrath und tauschte seinen Kittel gegen ein Jackett aus.

»Menschenskind!« entfuhr es Fencher. »Wann wirst du dir endlich mal ein schickes Mädchen suchen und mit ihr tanzen gehen?«

Heiko Anrath antwortete nicht, sondern bewegte sich auf den Ausgang des Schaltraums zu. Er winkte Fencher zum Abschied.

»Vergiß nicht, den Flugschrauber aufzutanken!« rief Fencher ihm nach. »Ich hatte kein Kleingeld mehr.«

Der Schaltmeister lächelte. Fencher hatte noch nie getankt. Er verließ sich darauf, daß Anrath auch diesen Teil ihrer gemeinsamen Arbeit erledigte. Anrath nahm seinem Vertreter diese menschliche Schwäche nicht übel.

Er fuhr mit dem Lift zum Landedach hinauf. Als er ins Freie hinaustrat, berührte der kühle Nachtwind sein Gesicht. Anrath streckte sich unwillkürlich. Vor ihm breitete sich die ehemalige Riesenwüste Sahara aus, die jetzt ein fruchtbares Land war.

Anrath bewegte sich auf den Flugschrauber zu.

Da traten vier Männer hinter den Aufbauten der kleinen meteorologischen Dachstation hervor. Heiko Anrath fühlte sofort, daß etwas nicht stimmte. Er ahnte, daß Fencher von der Anwesenheit dieser Männer wußte. Warum hatte er nicht darüber gesprochen?

Anrath blieb stehen.

»Wer sind Sie?« fragte er. »Und was wollen Sie?«

Etwas berührte seinen Körper. Einen Augenblick hatte Anrath das Gefühl, als würde sich alles in ihm zusammenkrampfen, dann begann er zu schwanken. Bevor er fallen konnte, erreichten ihn zwei Männer und hielten ihn fest. Sie redeten nicht. Offenbar wußten sie genau, wie sie vorzugehen hatten.

Der Schock lähmte Anraths Gedanken. Er begriff, daß man ihn überfallen und mit einem Paralysator gelähmt hatte. Die Motive dieser Tat waren jedoch völlig unklar. Anrath versuchte sich die Gesichter der Männer einzuprägen, um sie später, wenn er freikommen sollte, der Polizei schildern zu können. In der Dunkelheit vermochte er jedoch kaum etwas zu erkennen. Die Männer handelten mit einer Entschlossenheit, die Anrath vermuten ließ, daß der Überfall bis in alle Einzelheiten geplant war.

Man nahm ihm seine Erkennungsmarke und seinen Dienstausweis ab. Dann wurde er entkleidet. Die Männer trugen ihn auf einen zweiten Flugschrauber zu, der hinter der meteorologischen Station stand. Diese Maschine mußte gelandet sein, als Fencher gekommen war. Der Lärm von Fenchers Flugschrauber hatte die Geräusche der anderen Maschine übertönt. Zum erstenmal spürte Anrath Zorn auf den kleinen Mann, der jetzt dort unten vor den Kontrollen saß und den Ahnungslosen spielte.

Als Anrath an Fenchers Flugschrauber vorbeigeschleppt wurde, sah er, daß ein Mann darin lag.

Nach seiner Haltung zu schließen, war er tot.

Heiko Anrath fühlte, wie sich dumpfes Entsetzen in ihm ausbreitete. In welches unheilvolle Geschehen wurde er verwickelt?

Drei der Männer hoben ihn in die zweite Maschine. Der vierte Fremde verschwand mit Anraths Kleidern und Papieren in Fenchers Flugschrauber. Die beiden Maschinen starteten gleichzeitig.

Anrath wußte, daß noch eine Weile verstreichen würde, bevor er sich wieder bewegen konnte. Er glaubte nicht, daß er eine Chance hatte, die Pläne dieser skrupellosen Entführer zu durchkreuzen. An der Art, wie diese Männer vorgingen, war zu erkennen, daß sie für eine große Organisation arbeiteten und solche Dinge nicht zum erstenmal taten. Das war nicht irgendein Überfall, erkannte Anrath. Hier ging es um größere Dinge.

Plötzlich erfolgte zweihundert Meter vor ihnen eine Explosion.

Das war Fenchers Maschine! dachte Anrath verzweifelt.

Mit dem Toten an Bord war sie abgestürzt.

Ein paar Minuten später kam der vierte Mann mit seinem Fluganzug an Bord zurück. Er gab den drei anderen ein Zeichen. Es bedeutete, daß alles in Ordnung war.

Das mochte vielleicht für die anderen zutreffen, überlegte Heiko Anrath niedergeschlagen.

Für ihn war überhaupt nichts in Ordnung.

*

Der Polizeioffizier überreichte seinem Begleiter eine ausgeglühte Erkennungsmarke, die er im Wrack des abgestürzten Flugschraubers gefunden hatte.

»Der Tote heißt Heiko Anrath«, sagte er. »Er arbeitete als Schaltmeister im Beflutungspumpwerk.«

»Es war ein Unfall«, sagte der zweite Polizist. »Ich glaube, daß wir auf Nachforschungen verzichten können.«

Er schob die Erkennungsmarke achtlos in die Tasche.

Ein paar Stunden später erschienen in New-Tripolis die ersten Zeitungen vom 21. 1. 2436.

Im Innern stand eine winzige Anzeige, die vom Tod eines fleißigen und von seinen Mitarbeitern geschätzten Mannes berichtete. Die Öffentlichkeit nahm diese Notiz mit der gewohnten Gleichgültigkeit zur Kenntnis.

2.

Heiko Anrath hatte flach am Boden der Maschine gelegen, so daß er nicht sehen konnte, wo sie landeten. Inzwischen hatte man ihm andere Kleider gegeben. Ungefähr zwei Stunden waren sie durch die obersten Schichten der Atmosphäre geflogen. Die Lähmung war aus Anraths Körper gewichen, aber das war auch alles, was sich an seiner Lage verbessert hatte. Auf der hufeisenförmigen Bank im hinteren Teil des Flugschraubers saßen drei seiner Entführer. Einer von ihnen hielt einen Paralysator in der Hand und wandte seine Blicke nicht von Anrath ab. Der vierte Mann saß im Pilotensitz. Die Fremden hatten bisher nur ein paar Worte miteinander gewechselt.

Anrath war sicher, daß man ihn mit jemand verwechselte. Er fragte sich, was die Verbrecher unternehmen würden, wenn sie herausfanden, daß sie sich getäuscht hatten. Wahrscheinlich würden sie ihn töten. Anrath studierte die Gesichter seiner drei Bewacher. Den Piloten konnte er nicht sehen, aber er war sicher, daß dessen Miene ebenso nichtssagend war wie die der drei Männer auf der Bank.

Der Ingenieur gab sich keinen Illusionen hin. Er wußte, daß man die Leiche eines unbekannten Mannes benutzt hatte, um der Polizei glaubhaft zu machen, daß der Schaltmeister von Sahara XI mit seinem Flugschrauber tödlich verunglückt war. Das war die einzige Erklärung für die Ereignisse in der Nähe des Beflutungspumpwerks.

Anrath hob den Kopf. Sofort konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der drei Männer auf ihn.

»Ich glaube, ich bin nicht der, den Sie suchen«, sagte Anrath mit spröder Stimme. »Als Schaltmeister eines Beflutungspumpwerks kann ich Ihnen keine Geheimnisse verraten.« Er versuchte zu lächeln. »Daß Sie Geld von mir wollen, wage ich zu bezweifeln.«

Die Männer hörten ihm schweigend zu, aber seine Worte schienen an ihnen abzuprallen. Er erhielt keine Antwort.

»Wohin bringen Sie mich?« erkundigte er sich.

Einer der Männer erhob sich und nahm eine pelzgefütterte Jacke aus dem Gepäcksack. Er warf sie Anrath zu.

»Ziehen Sie das an«, sagte er gleichgültig.

Die Entführer beobachteten wachsam, wie Anrath in die Jacke schlüpfte. Ihre Blicke machten den Ingenieur nervös. Er hatte den Eindruck, als warteten sie nur darauf, daß er eine falsche Bewegung machte, damit sie sich zu dritt auf ihn stürzen konnten. Die grimmige Entschlossenheit, die von diesen Männern ausging, verwirrte Anrath.

Das Geräusch des Triebwerks veränderte sich, und die Maschine setzte auf.

Anrath warf dem Mann mit dem Paralysator einen fragenden Blick zu.

Der Fremde nickte.

»Stehen Sie auf!« sagte er.

Seine Stimme klang nicht laut, aber nachdrücklich. Er schien überhaupt nicht auf den Gedanken zu kommen, daß Anrath sich widersetzen könnte. Anrath wunderte sich über die Unsicherheit, mit der er auf den Beinen stand. Er warf einen Blick aus der Kuppel.

Der Landeplatz, auf dem die Maschine stand, war ringsum von Gebäuden umgeben. Draußen herrschte ein fahles Licht. Anrath sah einige vermummte Gestalten, die damit beschäftigt waren, ein kleines Raumschiff zu überprüfen, das nur fünfzig Meter neben dem Flugschrauber der Entführer stand.

Einer der Männer stülpte Anrath eine Pelzkapuze über den Kopf. Dann wurde die Kuppel geöffnet. Die Kälte, die Anrath entgegenschlug, nahm ihm fast den Atem.

»Los!« sagte einer der Männer sanft. »Gehen Sie!«

»Wo sind wir hier?« fragte er.

Zu seinem Erstaunen erhielt er diesmal eine Antwort.

»In der Antarktis. Gehen Sie weiter!«

Er sprang aus der Maschine und blickte sich um. Niemand schien seiner Ankunft große Bedeutung beizumessen. Er fragte sich, welche Organisation es sich erlauben konnte, im Gebiet des Südpols eine solche Station zu unterhalten. Sein Verdacht, daß allerhöchste Stellen in die Entführung verwickelt waren, verstärkte sich. Gleichzeitig wuchs das Gefühl seiner Ohnmacht, und er erschauerte vor Kälte und plötzlich aufkommender Furcht.

»Wollen Sie erfrieren?« wurde er gefragt. »Dort hinüber!«

Ein Mann ergriff ihn am Arm und zog ihn mit auf das kleine Raumschiff zu. Anraths Herz begann heftiger zu schlagen. Wollte man ihn von hier aus in den Weltraum entführen? Das alles konnte doch nur ein entsetzlicher Irrtum sein. Er besaß nichts, was diesen Aufwand gelohnt hätte.

Er blieb stehen.

»Sie begehen einen Fehler«, sagte er zu seinen Begleitern. »Ich bin mit Sicherheit nicht der Mann, den Sie suchen. Ich weiß nicht, was Wilson Fencher Ihnen erzählt hat, aber er hat Sie belogen. Ich habe in meinem Leben nie etwas anderes getan, als mich mit Hochleistungspumpen zu beschäftigen. Solche Pumpen können Sie in jedem Fachgeschäft kaufen und ...«

Seine Stimme brach ab. Täuschte er sich, oder wurde er voller Bedauern angeblickt? Er zuckte mit den Schultern und ging weiter.

»Verlassen wir die Erde?« fragte er den Mann, der mit ihm in die Schleusenkammer kam.

»Ja«, war die knappe Antwort.

Anrath versteifte sich. Er fühlte den Drang, sich irgendwo festzuklammern, um im letzten Augenblick den Start zu verhindern.

»Werde ich jemals hierher zurückkehren?« fragte er.

Der Mann blickte ihn seltsam an.

»Sie müssen«, sagte er.

Anrath dachte über diese rätselhafte Antwort nach. Die beruhigendste Information, die er der knappen Auskunft entnahm, war, daß man ihn offenbar nicht töten wollte.

Der Pilot des Raumschiffs erwartete Anrath im Kontrollraum. Er war klein und schwarzhaarig; seine Augen bewegten sich flink hin und her und schienen jede Bewegung Anraths zu beobachten.

»Waren Sie jemals im Weltraum?« fragte er Anrath.

Der Ingenieur schüttelte den Kopf.

Der kleine Raumfahrer kicherte und ließ sich mit einem Seufzer in den Sessel vor den Kontrollen fallen. Er schien einen Augenblick nachzudenken. Als er sich im Sessel vorbeugte und zu Anrath zurückblickte, sagte der Mann, der mit ins Schiff gekommen war: »Seien Sie still, Gransom. Er soll keine Informationen erhalten.«

Gransom verzog unwillig das Gesicht und sank zurück.

»Haben Sie ihm wenigstens gesagt, daß er sich keine Sorgen zu machen braucht?« wollte er wissen.

»Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, sagte der Mann neben Anrath.

Anrath versuchte zu grinsen.

»Es will mir nicht gelingen.«

Gransom klatschte in die Hände. »Sehen Sie!« stieß er triumphierend hervor. »Mr. Anrath hat Angst. Die ganze Sache hätte anders angepackt werden müssen.«

Anraths Begleiter wurde ärgerlich.

»Schweigen Sie jetzt«, sagte er.

Heiko Anrath mußte sich in einem freien Sessel niederlassen. Er sah zu, wie Gransom sich an den Kontrollen zu schaffen machte. Der Raumfahrer und Anraths Begleiter vertrugen sich anscheinend nicht sehr gut. Der Ingenieur bezweifelte jedoch, daß er daraus einen Nutzen ziehen konnte. Die Ereignisse wurden immer unwirklicher und schienen Teil eines seltsamen Traumes zu sein.