Perry Rhodan 331: Aufstand der Menschheit - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 331: Aufstand der Menschheit E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Er ist ein Mutant und will der Wahrheit dienen. - Seine Enthüllungen bringen Chaos über die Erde Mit Perry Rhodan, Atlan, Roi Danton und anderen wichtigen Persönlichkeiten des Solaren Imperiums an Bord, wurde die CREST IV von einer unheimlichen Waffe der Zeitpolizei in das Sternsystem M-87 geschleudert. Obwohl nun rund 30 Millionen Lichtjahre die Männer der CREST von der Erde trennen - eine phantastische Entfernung, wenn man bedenkt, daß Terraner bisher nur den "nahen" Andromedanebel mit eigener Kraft erreichen konnten -, verlieren sie trotz ihrer hoffnungslosen Lage nicht den Mut. Sie bestehen den Kampf mit den seltsamen Zwergen aus der "Flotte der gläsernen Särge", der die CREST terrorisiert und sabotiert; und sie bleiben - wenn auch mit knapper Not - Sieger in der Auseinandersetzung auf dem Planeten, dessen Lebewesen bei der Ankunft der CREST Amok zu laufen beginnen. Nichtsdestotrotz ist die Lage Perry Rhodans und seiner Männer alles andere als rosig, zumal sie jeden Kontakt mit Terra und dem Solaren Imperium verloren haben. Dort nun, in einer Stunde, da das Heimatsystem der Menschheit von OLD MAN und den Zeitpolizisten tödlich bedroht wird, treten Unruhestifter auf den Plan. Die Angst der Menschen wird systematisch geschürt, und ein Politiker, der insgeheim von einer verbrecherischen Organisation unterstützt wird, sieht seine Stunde gekommen. Heiko Anrath, Perry Rhodans Double wider Willen, spielt die Rolle des Großadministrators. Er greift ein, um zu verhindern, daß die Nachricht von Perry Rhodans Verschwinden publik wird. Denn Reginald Bull, Allan D. Mercant und alle Männer der Solaren Flotte wissen: Nur ein Betrugsmanöver kann die Verschwörung vereiteln, die den AUFSTAND DER MENSCHHEIT zum Ziele hat...

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Nr. 331

Aufstand der Menschheit

Er ist ein Mutant und will der Wahrheit dienen. Seine Enthüllungen bringen das Chaos über die Erde

von WILLIAM VOLTZ

Mit Perry Rhodan, Atlan, Roi Danton und anderen wichtigen Persönlichkeiten des Solaren Imperiums an Bord, wurde die CREST IV von einer unheimlichen Waffe der Zeitpolizei in das Sternsystem M 87 geschleudert.

Obwohl nun rund 30 Millionen Lichtjahre die Männer der CREST von der Erde trennen – eine phantastische Entfernung, wenn man bedenkt, daß Terraner bisher nur den »nahen« Andromedanebel mit eigener Kraft erreichen konnten –, verlieren sie trotz ihrer hoffnungslosen Lage nicht den Mut.

Sie bestehen den Kampf mit den seltsamen Zwergen aus der »Flotte der gläsernen Särge«, der die CREST terrorisiert und sabotiert; und sie bleiben – wenn auch mit knapper Not – Sieger in der Auseinandersetzung auf dem Planeten, dessen Lebewesen bei der Ankunft der CREST Amok zu laufen beginnen.

Nichtsdestotrotz ist die Lage Perry Rhodans und seiner Männer alles andere als rosig, zumal sie jeden Kontakt mit Terra und dem Solaren Imperium verloren haben.

Dort nun, in einer Stunde, da das Heimatsystem der Menschheit von OLD MAN und den Zeitpolizisten tödlich bedroht wird, treten Unruhestifter auf den Plan. Die Angst der Menschen wird systematisch geschürt, und ein Politiker, der insgeheim von einer verbrecherischen Organisation unterstützt wird, sieht seine Stunde gekommen.

Die Hauptpersonen des Romans

Croton Manor – Ein »Streiter für Licht und Glück«.

Heiko Anrath – Der falsche Großadministrator soll entlarvt werden.

Gwydlin Grichert – Administrator einer Siedlungswelt und Feind Perry Rhodans.

Setereyns – Gricherts Vertrauter.

Caarn und Jook Ahnquork – Mitglieder eines kosmischen Verbrechersyndikats.

Reginald Bull, Allan D. Mercant, Julian Tifflor und Mory Rhodan-Abro – Sie harren auf der Erde aus, obwohl der Aufstand der Menschheit droht.

1.

Auf der einen Seite des Gobi-Parks, unmittelbar neben dem Haupteingang, stand die STARDUST. Man hatte dieses alte Schiff, mit dem Perry Rhodan vor 465 Jahren zum Mond geflogen war, von Rost und anderen äußeren Zeichen des Alters befreit.

An diesem Tag jedoch achtete niemand auf STARDUST. Die Menschen kamen in Massen durch den Eingang in den Park, aber ihr Interesse galt nicht dem alten Schiff oder den anderen Sehenswürdigkeiten. Emilio Alberto Aboyer, Sonderbeauftragter der Solaren Abwehr, warf einen Blick auf seine Uhr. In einer Stunde würde Croton Manor, der Maler der glückbringenden Wolken, zu den im Gobi-Park versammelten »Streitern für Licht und Glück« sprechen. Innerhalb von zwei Wochen hatte Manors Sekte hundert Millionen Anhänger gewonnen. So war es nicht erstaunlich, daß der große freie Platz im Park schon jetzt von Zuschauern überfüllt war. Hunderttausend hatten sich versammelt, um Croton Manor zu sehen und zu hören. Milliarden Menschen würden die Ansprache des Sektenführers über Terra-Television verfolgen.

Aboyer lehnte am Stamm einer alten Ulme, etwa zwanzig Meter vom Hauptweg entfernt. Er trug einen gelben Rollkragenpullover, schwarze Kordhosen und weiche Lederstiefel. Sein Gesicht zeigte keine Gefühlsregung. Vor dreißig Jahren hatte Aboyer geholfen, einen Anschlag der Meister der Insel gegen die Erde abzuwehren. Inzwischen war sein einstmals graues Haar schlohweiß geworden. Sein Alter war schwer zu schätzen, man konnte ihn ebenso für sechzig wie für hundert Jahre halten. Er war untersetzt und kräftig. Sein faltiges Gesicht mit der scharfrückigen Hakennase ähnelte dem eines alten Indianers. In diesem Gesicht schienen nur die kleinen blauen Augen zu leben.

Aboyer seufzte und verlagerte das Gewicht seines Körpers auf das andere Bein. Hier im Park war es kühl. Er zog eine Flasche aus der Hosentasche und entkorkte sie. Ohne zu schlucken, ließ er die Hälfte des Flascheninhalts in seine Kehle laufen.

Vor zwei Wochen hätte sich niemand um Croton Manor gekümmert. Die Ereignisse im Sonnensystem hatten jedoch dazu geführt, daß verschiedene Sekten viele Anhänger gewonnen hatten. Croton Manor, Gründer und Anführer der Sekte der »Streiter für Licht und Glück« war damit zu einem nicht zu übersehenden Machtfaktor geworden. Manor war kein machthungriger oder schlechter Mensch. Aber er war in der Lage, eine große Anzahl von Menschen zu beeinflussen. In der augenblicklichen Situation war der Solaren Abwehr wenig daran gelegen, größere Unruhen aufkommen zu lassen. Deshalb hatte man Aboyer in den Gobi-Park geschickt. Er sollte noch vor der Versammlung mit Croton Manor sprechen und ihn bitten, die Anhänger seiner Sekte zur Ruhe zu ermahnen.

Aboyer schob die Flasche an ihren alten Platz. Als er aufblickte, sah er einen kleinen Mann über die Grasfläche auf sich zukommen.

Das Gesicht des Fremden wirkte verklärt. Er schien in wachem Zustand einen herrlichen Traum zu erleben. In Croton Manors Nähe fühlten sich alle Menschen auf unbestimmte Weise glücklich.

Kein Wunder, dachte Aboyer.

Croton Manor war ein positiver Mutant mit verschiedenen Fähigkeiten. Der Maler wußte nichts davon. Seine Begabung konnte nicht für die Menschheit eingesetzt werden, weil man nie vorhersagen konnte, wie Manor sich bei bestimmten Situationen verhalten würde.

Manor war ein UB, ein »Unidentifizierbar Begabter«. Es gab viele Menschen, die gleich ihm parapsychische Gaben besaßen, ohne sich darüber im klaren zu sein.

»Wollen Sie abseits stehen, wenn Croton Manor spricht?« fragte der kleine Mann, der vor Aboyer stehenblieb. Er nahm keine Notiz von Aboyers seltsamer Kleidung.

»Ich gehöre nicht zu den ›Streitern für Licht und Glück‹«, antwortete Aboyer. »Ich bin nur herausgekommen, um ein bißchen frische Luft zu schnappen.«

»Sie sollten Croton Manor sehen und hören«, empfahl ihm der kleine Mann. »Nur dann werden Sie das wahre Glück erfahren.«

Aboyer hatte ganz bestimmte Vorstellungen vom wahren Glück, und er empfand es als lästig, daß ihn jemand in seinen Ansichten schwankend machen wollte. Er beugte sich vor und ließ seinen Whiskyatem über das Gesicht des Mannes streichen.

»Vielleicht komme ich tatsächlich«, sagte er.

»Sie müssen sich beeilen, wenn Sie einen guten Platz haben wollen«, meinte der unbekannte Anhänger Manors. Es schien ihm einzufallen, daß auch er durch einen längeren Aufenthalt die Aussichten auf einen guten Platz verlieren konnte, denn er wandte sich um und hastete davon.

Aboyer begab sich zum Hauptweg und ließ sich mit dem Menschenstrom davontreiben. In der Nähe des großen Platzes löste er sich aus der Menge und schlug eine andere Richtung ein. Der schmale Seitenpfad, den er jetzt benutzte, war von blühenden Büschen und Blumen begrenzt. Durch verschiedene Lücken konnte Aboyer den Felsen sehen, von dem aus Croton Manor zu seinen Anhängern sprechen würde. Überall waren Fernsehkameras aufgestellt. Manor hatte angekündigt, daß er im Verlauf seiner bevorstehenden Ansprache einige bedeutungsvolle Prophezeiungen machen wollte. Die Reporter von Terra-Television ließen sich diese Versammlung nicht entgehen. Sie würden die Sendung auch auf die anderen Planeten des Sonnensystems und auf einen Teil der Kolonialplaneten übertragen.

Aboyer erreichte die Absperrungen und wurde von einem mürrischen Parkwächter aufgehalten.

»Hier können Sie nicht weiter«, erklärte der Mann. »Wenn Sie den Verrückten hören wollen, müssen Sie zum großen Park zurück.«

Vor ein paar Wochen hatten im Höchstfall fünfzig Menschen zugehört, wenn Croton Manor ebenso wie viele andere Sektenführer und Weltverbesserer im Gobi-Park gesprochen hatte. Jetzt waren besondere Maßnahmen erforderlich, um die Versammlung ohne Zwischenfälle durchzuführen.

»Ich will zu Croton Manor«, sagte Aboyer geduldig.

»Niemand darf jetzt zu ihm. Er hält sich innerhalb seines Zeltes auf und bereitet sich vor.« Der Wächter kicherte. »Wenn ich jeden hier durchlassen wollte, wäre oben auf den Felsen bald die Hölle los.«

»Und was ist mit diesen beiden Männern?« erkundigte sich Aboyer ärgerlich und deutete auf eine Gruppe von fünf Birken fünfzig Meter hinter dem Parkwächter.

Der Mann drehte sich um. Aboyer schlüpfte an ihm vorbei und rannte davon. Er kümmerte sich nicht um die Drohungen, die ihm nachgerufen wurden. Er wußte, daß der Wächter seinen Platz nicht verlassen durfte. Unterhalb der Felsen standen die Übertragungswagen von Terra-Television. Einige Techniker waren noch mit dem Aufbau der Geräte beschäftigt. Aboyer verlangsamte sein Tempo und schaute sich um. Oben auf dem mittleren Felsen stand Manors Zelt. Croton Manor führte ein einfaches Leben. Das Geld, das er mit seinen Bildern verdiente, spendete er zum größten Teil für Krankenhäuser oder kulturelle Zwecke.

Aboyer ging zwischen den Wagen hindurch. Jetzt konnte er die Absperrungen unmittelbar unter den Felsen sehen. Die Zuschauer starrten zum Zelt hinauf und warteten gespannt auf das Erscheinen des Malers. Vom großen Platz drang kaum ein Geräusch zu Aboyer herüber; die Menge verharrte in ehrfürchtiger Stille. Hinter der Absperrung standen einige Polizisten. Zu beiden Seiten der Felsen parkten Wasserwerfer. Aboyer bezweifelte, daß sie zum Einsatz kommen würden. Manor achtete darauf, daß die »Streiter für Licht und Glück« sich diszipliniert verhielten.

»Hallo!« wurde Aboyer angerufen. »Gehören Sie zum Team?«

Er wandte sich langsam um. Vom Dach eines Übertragungswagens blickte ihn ein junger Techniker an.

Aboyer lächelte freundlich und zuckte die Achseln.

»Ich glaube, Sie sind kein Mitglied dieser Sekte«, vermutete der Techniker. »Reichen Sie mir bitte das blaue Kabel herauf, das neben dem Wagen liegt.«

Aboyer reichte dem jungen Mann das Kabel.

»Wann beginnen Sie mit der Übertragung?« fragte er.

»Sobald Croton Manor aus dem Zelt tritt«, antwortete der Mann auf dem Wagendach. »Heute soll es besonders interessant werden.«

Aboyer nickte und entfernte sich langsam. Der Aufgang zu den Felsen wurde bewacht. Aboyer zeigte den beiden Polizisten seinen Ausweis.

»Croton Manor erwartet mich«, sagte er. »Wahrscheinlich hat man Sie von meiner Ankunft unterrichtet.«

Die Männer nickten nervös und ließen Aboyer vorbei. Der Sonderbeauftragte fragte sich, ob Croton Manor allein in seinem Zelt war oder ein paar Anhänger um sich versammelt hatte. Aboyer verzog unwillig das Gesicht, als er die in den Fels gehauenen Stufen hinaufstieg. In einer Zeit, da die Menschheit von den Robotschiffen OLD MANs und den Dolans der Zeitpolizei bedroht war, hätte man Wirrköpfe wie Croton Manor daran hindern sollen, Millionen Anhänger um sich zu scharen.

Aboyer kletterte so schnell, daß er außer Atem war, als er oben auf dem Plateau ankam. Er blieb stehen und blickte über den riesigen Platz hinweg. Die dicht gedrängte Menge der Zuschauer bot einen imponierenden Anblick. Was für ein Gefühl mußte es für einen Mann sein, der bisher unverstanden geblieben war, vor so vielen Menschen sprechen zu können?

Aboyer bewegte sich auf das Zelt zu. Neben dem Eingang saß eine junge Frau und starrte auf den Boden. Trotzdem schien sie Aboyer zu sehen, denn sie hob die Hand, als er neben ihr stand.

»Sie können jetzt nicht zum Meister«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Er meditiert noch.«

Aboyer schlug die Zeltleinwand zur Seite. Die Frau kreischte auf und packte ihn am Arm, um ihn zurückzuziehen. Mühelos befreite er sich von ihrem Griff.

»Lassen Sie ihn herein!« rief eine dröhnende Stimme aus dem Halbdunkel des Zeltes.

Die Frau zog sich zurück. Die Leinwand fiel herunter. Aboyer brauchte ein paar Sekunden, um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Inmitten des Zeltes stand hochaufgerichtet eine hagere Gestalt mit bis zu den Schultern reichenden Haaren. Manors tiefschwarzer Vollbart fiel bis zum Nabel hinab.

Aboyer wurde von einem seltsamen Gefühl beschließen. Er befand sich in unmittelbarer Nähe eines ungewöhnlichen Menschen. Es gehörte jedoch nicht zu Aboyers Gewohnheiten, sein eigenes Selbstbewußtsein durch solche Erkenntnisse untergraben zu lassen, und so steuerte er zielsicher auf den einzigen Stuhl im Innern des Zeltes zu und ließ sich darauf nieder. Croton Manor verfolgte Aboyers Bewegungen mit wachsamen Blicken. Der Maler besaß dunkle tiefliegende Augen. Seine mächtige Hakennase ragte über die Lippen hinweg.

»Einen Augenblick«, sagte Croton Manor. »Ich werde Licht machen, damit wir uns gegenseitig besser sehen können.«

Seine Stimme schien aus einer tiefen Gruft zu kommen. Wie ein schwereloser Schatten bewegte sich Manor durch das Zelt. Dann wurde es hell. Unter der Zeltspitze hing eine runde Lampe, die angenehmes Licht verbreitete.

Manor trat in den Lichtkreis. Seine Blicke schienen Aboyer durchdringen zu wollen.

»Bevor ich hierher kam, habe ich eine Injektion erhalten, die den parapsychisch beeinflußbaren Teil meines Gehirns lahmlegt«, sagte Aboyer gelassen. »Ich bin Emilio Alberto Aboyer, Sonderbeauftragter der Solaren Abwehr. Wollen Sie meinen Ausweis sehen?«

»Nein«, antwortete Manor dumpf. »Warum hat man Ihnen eine solche Injektion gegeben?«

»Damit ich mich unbeeinflußt mit Ihnen unterhalten kann«, erklärte Aboyer bereitwillig. »Es dürfte Ihnen nicht unbekannt sein, daß die meisten Menschen in Ihrer Nähe Zufriedenheit und Ruhe empfinden. Solche Gefühle könnten meine Objektivität in Frage stellen.«

»Ich habe niemals einen Menschen gegen seinen Willen beeinflußt«, grollte Manor. »Ich werde es auch in Zukunft nicht tun.«

»Sie sind ein UB«, erwiderte Aboyer. »Sie sind deshalb nicht in der Lage, Ihre Fähigkeiten zu kontrollieren. Die Möglichkeit, daß Sie unbewußt Ihre Kräfte einsetzen, darf nicht unterschätzt werden.«

Manor spreizte seine dürren Hände, so daß sie wie Krallen aussahen. Er wandte sich abrupt ab. Aboyer hörte ihn im Hintergrund des Zeltes rumoren. Als der Sektenführer zurückkam, trug er ein Bild in den Händen. Er hielt es so, daß Aboyer es betrachten konnte. Aboyer wußte, daß Manor ein begnadeter Künstler war. Manor bevorzugte Motive, die düstere Gebirge im Hintergrund zeigten. Das Beherrschende waren jedoch Wolken, die in strahlenden Farben und von Sonnenstrahlen durchdrungen dargestellt wurden. Manor malte auf altertümlicher Leinwand. Sein Stil erinnerte in mancher Beziehung an Rubens.

Die Besitzer dieser teuren Bilder behaupteten, daß Manor mit seinen Gemälden Glück und Ausgeglichenheit vermittelte. Dieser Effekt war durch Untersuchungen des Geheimdienstes bestätigt worden.

Aboyer hatte seine Aufmerksamkeit auf das Bild konzentriert. Im Vordergrund zeigte es drei Menschen, einen Mann und zwei Frauen, die keinerlei Beziehung zu der seltsamen Landschaft zu haben schienen. Die in heller Farbe gemalten Gesichter drückten keine Gefühlsregung aus. Aboyer hätte keinen Solar für dieses Gemälde ausgegeben. Er stand jedoch unter dem Einfluß einer Injektion, die bestimmte Teile seines Gehirns lahmlegte, so daß er außerstande war, das zu empfinden, was andere Menschen beim Betrachten von Manors Bildern unwiderstehlich anzog.

»Wie gefällt es Ihnen?« fragte Manor.

»Nicht sehr gut«, gestand Aboyer. »Es fehlt ihm jede Aussage.«

»Die Aussage meiner Bilder kann man nicht sehen«, erklärte Croton Manor. »Man fühlt sie.«

Er schlug den linken Ärmel seines weiten Umhangs zurück und entblößte einen dürren Unterarm. Er zeigte Aboyer eine dunkle Stelle im Fleisch.

»Sehen Sie das?« Als Aboyer nickte, fuhr er fort: »Sie sollen mein Geheimnis erfahren. Ich will beweisen, daß ich kein Unidentifizierbar Begabter bin. Ich bin ein Künstler mit einer großen Berufung.«

Er drückte ein paarmal mit dem Daumen seiner rechten Hand in das Fleisch des nackten Armes. Die dunkle Stelle begann plötzlich zu bluten. Manor fing die Tropfen in einem kleinen Gefäß auf.

»Das ist das Geheimnis meiner Bilder«, sagte er triumphierend. »Ich mische jeder Farbe etwas Blut bei. In Verbindung mit einem kristallinen Katalysator innerhalb der normalen Farben bleiben die Blutzellen in einer Art Starrkrampf am Leben und strahlen glückbringende Impulse aus.«

Aboyer erschien es, als streiche ein kühler Luftzug durch das Zelt. Er erschauerte. Manor wurde ihm immer unheimlicher.

»Ihr Blut strahlt parapsychische Impulse aus«, sagte Aboyer. »Was Sie mir eben offenbart haben, widerspricht nicht den Ermittlungen der Abwehr.«

Wieder drückte Manor ein paarmal mit dem Daumen zu, und der Blutstrom versiegte. Der Ärmel fiel herab. Manor trug das Gefäß davon. Seine Stimme kam vom anderen Ende des Zeltes.

»Ich bin ein Auserwählter, Mr. Aboyer. Parapsychologie ist eine Wissenschaft. Meine Fähigkeiten lassen sich aber nicht durch wissenschaftliche Untersuchungen erklären.«

Aboyer sehnte sich nach dem Tageslicht. Er mußte den Wunsch unterdrücken, aufzustehen und das Zelt zu verlassen. Hier drinnen herrschte unangenehme Kälte. Der Schatten von Manors hagerem Körper tanzte über die Zeltwand, als der Maler sich vor Aboyer auf dem Boden niederließ.

»Fühlen Sie die Menschen dort draußen?« fragte er im Flüsterton. »Diese armen, irregeführten Wesen! Sie sehnen sich nach der Wahrheit.«

Aboyer wurde aufmerksam.

»Nach welcher Wahrheit?« wollte er wissen.

Manor hob eine Hand. Sein Zeigefinger richtete sich auf Aboyer.

»Sie sind gekommen, um zu erfahren, worüber ich sprechen werde.«

»Richtig«, sagte Aboyer trocken. »Die Abwehr hofft, daß Sie beruhigend auf die Bevölkerung einwirken werden. Wir wissen, welchen Einfluß Sie auf viele Menschen haben. Deshalb bitten wir Sie um Ihre Unterstützung. Sagen Sie Ihren Anhängern, daß die Menschheit jetzt zusammenhalten muß, wenn sie alle Gefahren überwinden will.«

Croton Manor senkte den Kopf.

»Ich habe noch niemals verantwortungslos gesprochen«, sagte er.

»Das wissen wir. Sie sind ein intelligenter Mann, Mr. Manor.«

Der Maler erhob sich mit einem Ruck. Er ging zum Ausgang und schlug die Zeltleinwand zurück. Tageslicht fiel herein. Aboyer atmete auf. Plötzlich kam ihm Manor nicht mehr unheimlich vor. Die hagere Gestalt, die sich gegen das helle Sonnenlicht abzeichnete, wirkte eher lächerlich als bedrohlich.

Aboyer stand auf und trat neben Manor. Der Platz unter den Felsen war überfüllt. Die Menschen standen bis zu den hinteren Baumgruppen.

»Sie können hier warten«, sagte Croton Manor. »Ich werde jetzt zu den ›Streitern für Licht und Glück‹ sprechen.«

Als der Maler sich dem Mikrophon näherte, das am Rand der Felsen stand, schien es unten im Park noch stiller zu werden. Die beiden Kameramänner, die mit Antigravscheiben über den Felsen schwebten, flogen näher heran, um den Sektenführer in allen Haltungen aufzunehmen.

Manor blieb stehen und riß beide Arme hoch. Für die weiter hinten Stehenden war er nur eine winzige Gestalt im dunklen Umhang. Seine Stimme jedoch wurde über Lautsprecher in alle Teile des Parks übertragen. Fast eine Minute verharrte Manor in seiner seltsamen Stellung. Dann wurden seine Schultern schlaff.