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Sie entdecken das schreckliche Geheimnis der Zeit - und finden die wahren Feinde der Menschheit An Bord der CREST IV, des in den Weiten der Kugelgalaxis M-87 verschollenen Flaggschiffs der Solaren Flotte, schreibt man Ende April des Jahres 2436 irdischer Zeitrechnung. Dabei weiß niemand von den Terranern, die zusammen mit Perry Rhodan und Icho Tolot und Fancan Teik, den beiden Halutern, mehr als 30 Millionen Lichtjahre weit aus ihrer heimatlichen Galaxis verschlagen wurden, ob die Erde und das Solare Imperium überhaupt noch bestehen. Schließlich wurde die CREST zu einem Zeitpunkt aus der Galaxis geschleudert, als die Schwingungswächter mit dem Riesenrobot OLD MAN Kurs auf das Sol-System nahmen, um die angeblichen "Zeitverbrecher" zu vernichten. Die Verantwortlichen hingegen, die während Perry Rhodans Abwesenheit das Solare Imperium lenken, wissen überhaupt nicht, ob die CREST noch existiert. Sie hoffen nur, daß Perry Rhodan bald zurückkehren möge, denn in der Stunde der Gefahr, die der Menschheit droht, wird der Schöpfer des Imperiums dringender denn je benötigt. Nach der Zerschlagung der akonischen Geheimzentrale, nach der Abwehr des ersten Dolan-Angriffs durch das neue FpF-Gerät, nach Heiko Anraths, des Rhodan-Doppelgängers, erfolgreichem Debüt und nach der Eroberung des Riesenrobots OLD MAN hat sich die Lage im Sol-System zwar einigermaßen stabilisiert - auch eine weitere Offensive der Zeitpolizisten konnte inzwischen abgewiesen werden -, aber in eingeweihten Kreisen der Solaren Regierung fragt man sich besorgt, wie es nun weitergehen soll, wenn der Ansturm auf das Imperium nicht nachläßt. Eine Wende scheint sich plötzlich anzubahnen, als Schwingungswächter Tro Khon Kontakt zu den Terranern aufnimmt und sein schreckliches Geheimnis preisgibt. Tro Khon wird von den wahren Feinden der Menschheit gelenkt! Tro Khon ist DER VERSKLAVTE RIESE!
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Nr. 351
Der versklavte Riese
Sie entdecken das schreckliche Geheimnis der Zeitpolizisten – und finden die wahren Feinde der Menschheit
von WILLIAM VOLTZ
An Bord der CREST IV, des in den Weiten der Kugelgalaxis M 87 verschollenen Flaggschiffs der Solaren Flotte, schreibt man Ende April des Jahres 2436 irdischer Zeitrechnung. Dabei weiß niemand von den Terranern, die zusammen mit Perry Rhodan und Icho Tolot und Fancan Teik, den beiden Halutern, mehr als 30 Millionen Lichtjahre weit aus ihrer heimatlichen Galaxis verschlagen wurden, ob die Erde und das Solare Imperium überhaupt noch bestehen. Schließlich wurde die CREST zu einem Zeitpunkt aus der Galaxis geschleudert, als die Schwingungswächter mit dem Riesenrobot OLD MAN Kurs auf das Solsystem nahmen, um die angeblichen »Zeitverbrecher« zu vernichten.
Die Verantwortlichen hingegen, die während Perry Rhodans Abwesenheit das Solare Imperium lenken, wissen überhaupt nicht, ob die CREST noch existiert. Sie hoffen nur, dass Perry Rhodan bald zurückkehren möge, denn in der Stunde der Gefahr, die der Menschheit droht, wird der Schöpfer des Imperiums dringender denn je benötigt.
Nach der Zerschlagung der akonischen Geheimzentrale, nach der Abwehr des ersten Dolan-Angriffs durch das neue FpF-Gerät, nach Heiko Anraths, des Rhodan-Doppelgängers, erfolgreichem Debüt und nach der Eroberung des Riesenrobots OLD MAN hat sich die Lage im Solsystem zwar einigermaßen stabilisiert – auch eine weitere Offensive der Zeitpolizisten konnte inzwischen abgewiesen werden –, aber in eingeweihten Kreisen der Solaren Regierung fragt man sich besorgt, wie es nun weitergehen soll, wenn der Ansturm auf das Imperium nicht nachlässt.
Die Hauptpersonen des Romans
Reginald Bull – Staatsmarschall des Solaren Imperiums und Perry Rhodans Freund und Kampfgefährte seit den Gründungstagen der dritten Macht.
Don Redhorse – Oberst der Solaren Flotte und Kommandant des Schlachtkreuzers WYOMING.
Tako Kakuta – Der Teleporter des Mutantenkorps.
Camaron Olek – Ein Mann, der sich davor fürchtet, zum zweiten Mal zu sterben.
Tro Khon
WER SEINE EIGENE FREIHEIT SICHERN WILL, MUSS SELBST SEINEN FEIND VOR UNTERDRÜCKUNG SCHÜTZEN.
Thomas Paine 1737–1809
1.
Mein Gott, dachte Reginald Bull. Es ist vorüber.
Er ließ die Erleichterung auf sich einwirken und lehnte sich im Sessel zurück. Daran, dass seine Hände zitterten, erkannte er, unter welcher Anspannung er in den letzten Stunden gestanden hatte.
Die Schlacht war vorüber.
Einhundertvierzehn Dolans, die den Kampf überstanden hatten, waren im Rückzug begriffen.
Bully starrte auf die Bildschirme, als könnte er noch nicht begreifen, dass die Menschheit diese Schlacht überstanden hatte. Er war sich darüber im klaren, dass die Zweitkonditionierten, hätten sie nicht einen strategischen Fehler begangen, die Auseinandersetzung gewonnen hätten. Wären die Dolans von verschiedenen Seiten ins Sonnensystem eingedrungen, hätten die neunundsiebzig mit FpF-Geräten ausgerüsteten terranischen Schlachtkreuzer nicht genügt, um den Angriff zu bremsen. Im Bewusstsein ihrer Stärke waren die Zeitpolizisten jedoch in einem Pulk in das Solare System eingeflogen.
Bully hörte sich aufatmen. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er, wie sich Oberst Don Redhorse neben ihm im Kommandosessel bewegte. Bully begriff, dass die Anstrengung für die Männer, die keinen Zellaktivator besaßen, ungleich größer gewesen sein musste, und er fühlte Dankbarkeit und Bewunderung.
Bully wandte den Kopf und blickte zu Redhorse hinüber. Der schwarzhaarige Cheyenne saß zusammengesunken im Sessel, als hätte er eine schwere Last zu tragen. Aber er lächelte.
»Wir haben sie zurückgeschlagen«, sagte Redhorse ruhig.
Reginald Bull nickte bedächtig. Weil ihr Sieg so unerwartet und beeindruckend war, fiel es schwer, sich mit dem Gedanken an ihn vertraut zu machen. Außerdem war Bully davon überzeugt, dass die Zweitkonditionierten bald zurückkommen würden. Dann allerdings würden sie den für sie verhängnisvollen Fehler nicht noch einmal begehen.
Ein zweiter Angriff würde das Ende des Solaren Imperiums bedeuten.
Don Redhorse schien sich mit ähnlichen Gedanken zu beschäftigen.
»Hoffentlich kehren die Zeitpolizisten nicht mit Verstärkung zurück«, sagte er.
»Damit müssen wir rechnen«, antwortete Bully. »Alles hängt davon ab, wieviel Schiffe wir in kurzer Zeit mit Waringers FpF-Gerät ausrüsten können.«
»In der Paratronblase im Hyperraum schlafen zehntausend Zweitkonditionierte«, erinnerte Redhorse. »Wenn sie alle zusammen angreifen, helfen uns auch die FpF-Geräte nicht.«
Bully blickte auf den Bildschirm. Die Einheiten der Solaren Flotte begannen sich wieder zu formieren. Die WYOMING, an deren Bord Reginald Bull sich aufhielt, operierte in den Randzonen des Sonnensystems.
»Jetzt kann ich mir vorstellen, wie es meinen Vorfahren zumute war, wenn sie einer Übermacht von Pferdesoldaten ein Schnippchen schlugen«, sagte Don Redhorse lächelnd.
»Letzten Endes unterlagen sie doch«, warf Heiko Anrath ein, der schräg hinter Redhorse saß.
»Ja«, sagte Redhorse dumpf. »Ich bin jedoch der lebende Beweis, dass meine Ahnen eine Überlebensmöglichkeit fanden.«
Auch die Menschen würden bei einem vernichtenden Angriff der Zeitpolizisten eine Möglichkeit zum Überleben finden, überlegte Reginald Bull. Das Imperium, das die Menschheit unter der Führung Perry Rhodans aufgebaut hatte, würde jedoch zerbrechen. Auf kleineren Kolonialwelten würden die Menschen überleben und vielleicht in Jahrtausenden die Galaxis zum zweiten Mal erobern. Aber – wenn man an den Vergleich mit den Indianern dachte – gab es nicht genügend Stämme, die ausgestorben waren und an die man sich kaum noch dem Namen nach erinnerte?
Bully erhob sich und streckte sich. Ein Kadett, der in der Zentrale des Schlachtkreuzers Dienst tat, brachte den Männern am Kontrollstand heißen Kaffee.
Seltsam, dachte Bully. Auch in Augenblicken höchster Gefahr geht der Mensch nicht von seinen Gewohnheiten ab.
Er umschloss seinen dampfenden Becher mit beiden Händen.
»Was geschieht jetzt?«, fragte Heiko Anrath.
»Wir warten auf den Bericht von der Erde«, antwortete Bully. »Ich bin sicher, dass Harl Dephin in Zusammenarbeit mit Tako Kakuta und Jumpy die gelandeten Zweitkonditionierten besiegen wird.«
»Es ist schade, dass wir nicht über die Mutanten verfügen können, die sich an Bord der CREST IV befinden«, sagte Major Santanjon. Der hochgewachsene Galaktopsychologe hielt sich immer in der Nähe Heiko Anraths auf.
Reginald Bulls Gesicht verfinsterte sich. Er wurde nicht gern an seinen verschollenen Freund erinnert. Von Tag zu Tag wurde Bullys Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Perry Rhodan geringer.
»Rhodan braucht die Mutanten wahrscheinlich ebenso dringend wie wir«, sagte Heiko Anrath.
Bully nickte zustimmend. Anrath hatte in letzter Zeit erstaunlich viel Selbstbewusstsein entwickelt und spielte die Rolle des Großadministrators überzeugend. Was ihm allerdings fehlte, war Rhodans überragende Persönlichkeit. Außerdem konnte niemand von Heiko Anrath verlangen, dass er Entscheidungen im Stile eines Perry Rhodans traf.
Heiko Anrath konnte die Menschheit vor dem Schock der Wahrheit über Rhodans Schicksal bewahren – und das war im Augenblick entscheidend. Hätten die Menschen auf der Erde und den Kolonialplaneten gewusst, dass Rhodan verschollen war – sie hätten den Zeitpolizisten niemals einen derart energischen Widerstand entgegengesetzt. Das Vertrauen in Perry Rhodans Fähigkeiten war unbegrenzt.
Bullys Gedanken wurden durch das Knacken der Interkomanlage unterbrochen.
»Transmitter spricht an!«, meldete eine sachliche Stimme aus dem Transmitterraum.
Bully beugte sich über das Mikrophon.
»Wer will an Bord?«, erkundigte er sich.
»Tako Kakuta, Sir«, war die Antwort.
Bully runzelte die Stirn und wechselte einen schnellen Blick mit Don Redhorse.
Was hatte die Ankunft des Teleporters an Bord zu bedeuten? Welche Nachrichten brachte der Japaner?
»Schalten Sie den Transmitter auf Empfang«, ordnete Bully an. »Kakuta kann an Bord kommen.«
Die WYOMING, im Augenblick Flaggschiff der Solaren Flotte, war mit einem Bordtransmitter ausgerüstet.
»Der Kampf auf der Erde ist wahrscheinlich vorüber«, sagte Heiko Anrath. »Deshalb kehrt Tako Kakuta zurück.«
»Harl Dephins Roboter scheint gesiegt zu haben«, mutmaßte Oberstleutnant Camaron Olek, der sich ebenfalls in der Zentrale aufhielt.
»Ich hoffe, dass Sie recht behalten«, murmelte Bully.
Wenige Augenblicke später betrat der kleine Japaner die Zentrale des Schlachtkreuzers. Wie schon so oft, wunderte sich Bully auch diesmal, dass ein so unscheinbar wirkender Mann wie Kakuta solche erstaunlichen parapsychischen Fähigkeiten besaß.
Kakuta schien nicht erschöpft zu sein. Er lächelte, als er auf den Kontrollstand zukam. Es sprach für Kakutas bescheidenes Wesen, dass er vom Transmitterraum aus durch den Antigravschacht in die Zentrale gekommen war und sich nicht seiner Psi-Kraft bedient hatte. Kakuta teleportierte nur, wenn es angebracht war.
»Hallo, Tako!«, rief Bully zur Begrüßung. »Ich hoffe, es ist ein gutes Zeichen, wenn Sie lächeln.«
»Das Lächeln eines Asiaten ist bedeutungslos«, sagte Kakuta philosophisch. »Diesmal haben Sie jedoch recht. Harl Dephin hat alle Zweitkonditionierten bis auf einen besiegt. Mit dem letzten kämpft er gerade, und für mich bestehen keine Zweifel am Ausgang dieses Kampfes.«
Bully seufzte zufrieden.
Dies war die zweite beruhigende Nachricht innerhalb kurzer Zeit. Die Zeitpolizisten hatten nicht nur im Weltraum, sondern auch auf der Erde eine schwere Niederlage erlitten.
»Wir werden Harl Dephin entsprechend feiern«, versprach Bully.
Tako Kakuta schüttelte den Kopf.
»Tun Sie es besser nicht«, meinte er. »Der Kleine wird sonst größenwahnsinnig. Sie müssten einmal hören, welche Sprüche er von sich gibt. Er hält sich für den Retter des Universums. Die Thunderbolts sind begeistert von ihm. Sie verlangen, dass ihm in Terrania ein Denkmal errichtet wird.«
»Wir werden ein Denkmal aus Gips anfertigen lassen, das Harl Dephin in natürlicher Größe zeigt und es auf einem Grasplatz in irgendeinem Park aufstellen lassen«, verkündete Reginald Bull.
»Man wird es zertreten«, prophezeite Major Santanjon. »Dephins Gipskopf wird Mühe haben, über die Grashalme hinwegzublicken.«
Tako Kakuta überreichte Reginald Bull drei Tonspulen.
»Die Spulen enthalten einen detaillierten Bericht über die Geschehnisse auf der Erde, vor allem über den bisherigen Kampfverlauf gegen die Zweitkonditionierten. Leutnant-Spezialist Cool Aracan von den Thunderbolts hat diese Spulen besprochen.« Kakuta grinste. »Ich hoffe, dass er sich wenigstens um den Anschein von Objektivität bemüht hat.«
Bully übergab die Spule einem Kadetten, der sie zur Auswertung in die Funkzentrale der WYOMING brachte.
Bevor Bully sein Gespräch mit Tako Kakuta fortsetzen konnte, erreichte ein Funkspruch des Leichten Kreuzers TOSSA DE MAR, der den fliehenden Dolans als Beobachtungsschiff folgte, die WYOMING.
Auf dem Bildschirm über den Kontrollen erschien das abgespannte Gesicht von Major Dessalin, dem Kommandanten der TOSSA DE MAR.
»Ich habe eine wichtige Meldung zu machen, Sir!«, rief der Raumfahrer aufgeregt.
Bully winkte ab.
»Ersparen wir uns die Formalitäten, Major«, sagte er. »Kommen Sie zur Sache.«
»Wir haben festgestellt, dass einer der fliehenden Dolans sich merkwürdig verhält, Sir!«, stieß Dessalin hervor. Seine Stimme klang atemlos, und er bewegte ununterbrochen die Augenlider.
»Was verstehen Sie unter merkwürdig?«, erkundigte sich Bull.
»Der Dolan, von dem ich spreche, hat sich von dem Pulk abgesondert. Sein Flug ist unregelmäßig. Er ... er taumelt regelrecht, Sir.«
»Beobachten Sie weiter, Major!«, befahl Bully. »Wir kommen.«
Dessalins Bild verblasste, und Bully wandte sich in seinem Sessel um. Seine Augen fanden Camaron Olek, der zwischen Major Santanjon und Heiko Anrath in einem Sessel saß.
»Zweifellos sind Sie unser größter Experte, was die Dolans betrifft«, sagte Bully. »Was halten Sie von der Sache?«
Camaron Oleks Lippen wurden schmal. Als einziger Terraner hatte er längere Zeit an Bord eines Dolan gelebt. Allerdings war es kein Leben in menschlichem Sinne gewesen, denn nur Oleks Bewusstsein hatte noch existiert. In diesem Zustand hatte Olek dem Zweitkonditionierten Tro Khon als Exekutor gedient. Seine Aufgabe hatte darin bestanden, den Dolan auf dem richtigen Kurs zu halten. Camaron Olek, der schon immer in dem Ruf gestanden hatte, ein astronautisches Genie zu sein, besaß nach seinem Erlebnis an Bord des Dolan ein geradezu unheimliches Gefühl für Flugkoordinaten.
Bully räusperte sich.
»Ich weiß, dass Sie sich nicht gern an diese schwere Zeit erinnern«, sagte er. »Wir brauchen jedoch Informationen über unsere Gegner.«
Olek straffte sich.
»Natürlich, Sir«, sagte er. »Wenn der Dolan sich unregelmäßig bewegt, so kann das eigentlich nur bedeuten, dass einer der Exekutoren ausgefallen ist. Vielleicht muss der Zweitkonditionierte sogar auf zwei oder drei Bewusstseinshüter verzichten. Die Exekutoren sind mehr oder weniger labil, so dass es immer wieder zu solchen Zwischenfällen kommen kann.«
»Für Sie sind die Beobachtungen Major Dessalins also nicht ungewöhnlich?«
»Ungewöhnlich schon, aber nicht unmöglich«, antwortete Camaron Olek.
»Nun gut!« Bully gab Don Redhorse ein Zeichen. »Wir sehen uns den mysteriösen Dolan aus der Nähe an.«
Redhorse gab seine Befehle und betätigte einige Kontrollen. Sekunden später begann das Schiff zu beschleunigen und raste hinter dem Pulk der fliehenden Dolans her.
*
Der Dolan war deutlich auf dem Panoramabildschirm zu erkennen. Wie Major Dessalin berichtet hatte, war seine Flugbahn unregelmäßig. Außerdem entfernte er sich immer weiter von den anderen Dolans.
»Jetzt sehen Sie es mit eigenen Augen«, sagte Bully leise zu Camaron Olek, der aufgestanden war und nun unmittelbar vor dem Bildschirm stand.
»Hm!«, machte Olek verbissen. Seine Augen glänzten im Widerschein der Kontrollen. Bull beobachtete ihn von der Seite. Oberstleutnant Olek war ein Individualist, ein Mann, der sich schwer anpassen konnte. Seine Erlebnisse an Bord des Dolan hatten ihn zwar ruhiger werden lassen, aber er schien immer noch in seiner eigenen Welt zu leben, die für alle anderen unzugänglich war.
»Es muss an den Exekutoren liegen«, sagte Olek nach einer Weile. »Der Zweitkonditionierte hat offenbar die Gewalt über sie verloren.«
Plötzlich sahen sie, wie der Schutzschirm um den Dolan zusammenbrach.
»Da!«, rief Heiko Anrath erregt. »Der Schutzschirm. Jemand an Bord des Dolan hat ihn ausgeschaltet.«
»Könnte ein Exekutor dafür verantwortlich sein?«, fragte Bully.
»Normalerweise nicht«, sagte Olek grimmig. »Der Schutzschirm wird von der Zentrale des Dolan aus überwacht.«
»Also hat der Zweitkonditionierte den Schutzschirm ausgeschaltet«, vermutete Tako Kakuta.
»Vielleicht wurde er dazu gezwungen«, überlegte Bully.
»Ich weiß es nicht«, gestand Camaron Olek ratlos.
Ein paar Sekunden später konnten sie beobachten, wie der Schutzschirm um den durch den Raum taumelnden Dolan wieder aufgebaut wurde.
Bully kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Er wünschte, er hätte gewusst, was das zu bedeuten hatte. Auch Olek schien sich nicht über die Bedeutung der rätselhaften Geschehnisse im klaren zu sein.
Sie folgten dem Dolan eine halbe Stunde. Während dieser Zeit brach der Schutzschirm des Retortenwesens viermal zusammen und wurde jedes Mal mühsam wieder aufgebaut.
»Ich möchte wissen, was an Bord des Dolan vorgeht«, überlegte Bully.
Kakuta beugte sich vor. Seine dunklen Augen blickten unergründlich.
»Soll ich hinüberspringen und nachsehen?«
»Nein«, sagte Bully hart. »Das ist zu gefährlich.«
Er wünschte, er hätte sich dazu entschließen können, dem Teleporter die Erlaubnis für einen Sprung zu erteilen, doch er wollte das Leben des Japaners nicht gefährden.
Während er noch über das Für und Wider eines Teleportereinsatzes nachdachte, meldete sich der Cheffunker der WYOMING.
»Wir empfangen verstümmelte Funksprüche im terranischen Flottenkode, Sir!«, berichtete der Funkingenieur.
»Wahrscheinlich von einem weit entfernten Schiff«, vermutete Bully.
»Nein, Sir«, widersprach der Funker. »Die Funksprüche kommen zweifellos von dem Dolan vor uns im Raum.«
»Was?«, riefen Redhorse und Anrath gleichzeitig.
Bully nagte an seiner Unterlippe.
»Sparks, sind Sie sicher, dass Sie sich nicht täuschen?«
»Ich bin kein Anfänger, Sir«, erwiderte der Funker beleidigt.
Bully schluckte ein paar Mal. Er musste sich mit der Tatsache vertraut machen, dass der Dolan im Kode der Solaren Flotte funkte.
»Das sieht nach einer Falle aus, Sir«, meinte Major Santanjon.
»Schon möglich«, gab Bully knapp zurück.
Redhorse nahm einige Manipulationen an der Steuerung vor.
»Wir werden uns nicht in eine Falle locken lassen«, sagte er.
Reginald Bull wandte sich wieder an den Funker.
»Können Sie die Funksprüche verstehen?«
»Nein, Sir.« Der Mann schüttelte bedauernd den Kopf. »Es handelt sich um willkürlich zusammengesetzte Symbole. Ich glaube nicht, dass man uns eine Nachricht übermitteln will.«
Einen Augenblick blieb es still. Bully dachte angestrengt nach. Das Verhalten des Dolan und seiner phantastischen Besatzung war rätselhaft. Wollten die Exekutoren mit den Terranern in Verbindung treten, um sich befreien zu lassen, oder war es der Zweitkonditionierte selbst, der die Initiative ergriffen hatte?
»Wir müssen einen schnellen Entschluss fassen, Sir«, sagte Redhorse und deutete auf den Bildschirm. »Sehen Sie sich das an.«
Bully hob den Kopf. Er konnte sehen, dass sich fünfzig Einheiten aus dem Pulk der Dolans gelöst hatten und in Richtung des Einzelgängers flogen.
»Sie wollen den verlorenen Sohn zurückholen«, vermutete Heiko Anrath.
»Die Tatsache, dass sie ihn nicht uns überlassen wollen, beweist mir, dass sie selbst nicht wissen, was an Bord des Einzelgängers geschieht«, überlegte Bully laut.
»Was nun?«, wollte Redhorse wissen. »Gegen fünfzig Dolans sind wir auch mit einem FpF-Gerät machtlos.«
»Ich weiß, ich weiß«, murmelte Bully.
Es fiel ihm schwer, jetzt eine schnelle Entscheidung zu treffen. Er wollte den seltsamen Dolan auf jeden Fall weiterhin beobachten. Das konnte bedeuten, dass er hier, im Randgebiet des Solaren Systems eine neue Raumschlacht mit den Dolans heraufbeschwor. Dieses Risiko musste er jedoch eingehen, wenn er mehr über den Gegner erfahren wollte. Informationen waren wichtig.
Bully stellte eine Verbindung zur Funkzentrale her.