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Sie sind die Feinde der Menschheit - und Perry Rhodans Doppelgänger ist ihr williges Werkzeug Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums der Menschheit schreibt man Anfang Oktober des Jahres 2436 nach Christi. Heiko Anrath, der Mann, der während der Abwesenheit des Großadministrators als Perry Rhodans Double nach außen hin die Geschicke der Menschheit lenkt, scheint seiner verantwortungsvollen Rolle auf die Dauer nicht gewachsen zu sein. Eine Psychokrise bahnt sich an. In zunehmendem Maße fühlt sich Anrath, durch dessen bestimmtes und opferbereites Auftreten noch vor Monaten der Aufstand der Menschheit verhindert werden konnte, übergangen und von Perry Rhodans Stellvertretern mißbraucht. Agenten einer fremden Macht, eines alten Gegners der Terraner, werden auf Perry Rhodans Doppelgänger angesetzt. Sie machen sich die Verwirrung zunutze, die während der Generalmobilmachung der letzten Solaren Flottenreserven allerorten herrscht. Während im Solsystem und auf den Nachbarwelten die Verteidigung gegen den erwarteten Großangriff der Zeitpolizisten organisiert wird, greifen die Geheimagenten entscheidend ein. Die Nachricht von Perry Rhodans Rückkehr veranlaßt sie zum Zuschlagen - und der VERRAT AUF OLD MAN wird offenkundig...
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Nr. 370
Verrat auf OLD MAN
Sie sind die Feinde der Menschheit – und Perry Rhodans Doppelgänger ist ihr williges Werkzeug
von WILLIAM VOLTZ
Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums der Menschheit schreibt man Anfang Oktober des Jahres 2436 nach Christus.
Heiko Anrath, der Mann, der während der Abwesenheit des Großadministrators als Perry Rhodans Double nach außen hin die Geschicke der Menschheit lenkt, scheint seiner verantwortungsvollen Rolle auf die Dauer nicht gewachsen zu sein. Eine Psychokrise bahnt sich an. In zunehmendem Maße fühlt sich Anrath, durch dessen bestimmtes und opferbereites Auftreten noch vor Monaten der Aufstand der Menschheit verhindert werden konnte, übergangen und von Perry Rhodans Stellvertretern missbraucht.
Agenten einer fremden Macht, eines alten Gegners der Terraner, werden auf Perry Rhodans Doppelgänger angesetzt. Sie machen sich die Verwirrung zunutze, die während der Generalmobilmachung der letzten Solaren Flottenreserven allerorten herrscht. Während im Solsystem und auf den Nachbarwelten die Verteidigung gegen den erwarteten Großangriff der Zeitpolizisten organisiert wird, greifen die Geheimagenten entscheidend ein.
Die Hauptpersonen des Romans
Admiral Keynz Loopers – Ein Eingeweihter.
Perry Rhodan und Atlan – Der Terraner und der Arkonide melden sich zurück.
Heiko Anrath – Der falsche Großadministrator.
Major Orlin Raskani – Agent der Akonen.
Laury Marten – Mitglied des Mutantenkorps und Zellaktivatorträgerin.
Oberst Christopher Mecheninger – Stellvertretender Kommandant von OLD MAN.
Javeen Kravilmaeg
1.
Die Ausläufer des künstlich entfachten Sturmes würden auch ihn erreichen, und in Erwartung dieses Ereignisses kniff Admiral Keynz Loopers die Augen zusammen und starrte in den Windkanal, aus dem vorläufig nur ein angenehm kühler Luftzug kam. Im Innern des Kanals stand breitbeinig ein Mann, der Statur nach ein Plophoser und wappnete sich gegen den Ansturm der ersten Bö. Das Gesicht des Mannes war durch ein Szym-Feld unkenntlich gemacht; auf diese Weise blieb er anonym, und die Ausbilder wurden in ihren Beurteilungen weder durch ein Lächeln noch durch sorgenvolle Falten beeinflusst.
Loopers' Gedanken machten einen Sprung in die Vergangenheit, und er erinnerte sich, wie er selbst in einem ähnlichen Raum gestanden hatte: Mit klopfendem Herzen und voller Ungeduld, seine Fähigkeiten unter Beweis stellen zu können.
Heute war er Admiral der USO, Leiter des Ausbildungsplaneten Ustrac (United Stars Training Center) und Bevollmächtigter Lordadmiral Atlans. Sein Aufstieg hatte sich schnell und ohne Zwischenfälle vollzogen und das in einer Zeit, die voller Unruhe war. Freilich hatte sich Loopers nicht treiben lassen, sondern sein Ziel mit nie nachlassender Beharrlichkeit verfolgt.
Jetzt, da er hier stand, um wie alle zwei Monate einen Teil von Ustrac zu inspizieren, fragte er sich, ob wirklich so ein großer Unterschied zwischen ihm und dem Mann im Windkanal bestand.
In diesem Augenblick schaltete einer der Ausbilder die Windmaschine ein, und der Mann im Kanal knickte zusammen und wurde vom Boden hochgehoben. Die Bö warf ihn gegen die gepolsterte Rückwand des Kanals, wo er liegenblieb und heftig nach Atem rang. Der Wind blies durch die Druckschlitze und erfasste Loopers' Haare. Der Mann im Kanal krallte sich fest, sein Körper wurde hin und her geschleudert, als befände er sich in einem reißenden Gebirgsbach.
Der Ausbilder nahm erneut eine Schaltung vor. Der Sturm kam von unten, er trieb den Mann an der Wand hoch, presste ihm die Luft aus den Lungen. Niemand, der nicht für einen solchen Test trainiert hatte, konnte ihn lebend überstehen.
Keynz Loopers trat zur Seite und beugte sich über die Schaltkontrollen. Als er sicher war, dass sich der Ausbilder mit einem Diagramm beschäftigte, schaltete Loopers einen Augenblick das Szym-Feld ab, und er sah das Gesicht des Plophosers. Die Haut war gestrafft, die Augen traten hervor. Während der Mann gegen den Wind kämpfte, vergaß er wohl, dass dies nur ein Test war.
Loopers merkte, wie der Ausbilder sich bewegte und schaltete das Szym-Feld wieder ein.
Der Wind hörte auf. Der Mann im Kanal rutschte zu Boden und blieb völlig erschöpft liegen. Ein Medoroboter rollte auf ihn zu, um abschließende Tests vorzunehmen. Der Ausbilder warf Loopers einen kurzen Blick zu, in seinem Gesicht stand eine stumme Frage. Loopers wandte sich ab und ging hinaus. Er hielt manche Ausbildungsmethoden der USO für unmenschlich, aber er wusste, dass sie beibehalten werden mussten. Die USO-Spezialisten mussten sich in lebensgefährlichen Einsätzen bewähren; eine gute Ausbildung schützte sie in Umweltbedingungen, die für einen normalen Menschen tödlich waren.
Wahrscheinlich gab es auf Ustrac mehr Männer, die die Trainingsmethoden der USO verflucht hatten, als solche, die mit stoischer Gelassenheit alles ertrugen. Loopers erinnerte sich, dass er während seiner Ausbildungszeit oft genug den Entschluss gefasst hatte, wieder aus der USO auszutreten – das war vor allem in den wenigen Stunden der Ruhe geschehen, wenn er mit zerschundenem Körper auf seinem Bett gelegen und keinen Schlaf gefunden hatte. Der nächste Morgen hatte ihn jedoch jedes Mal wieder in den Trainingsräumen gesehen, und er hatte sein Pensum absolviert.
Hätte ihm damals jemand gesagt, dass er dreiundzwanzig Jahre später Admiral auf Ustrac sein würde, er hätte wahrscheinlich spöttisch gelächelt. Keynz Loopers wusste, dass er einer der unpopulärsten Vorgesetzten innerhalb der USO war – wenn er auch nur ein paar Männer zu Gesicht bekam, die auf Ustrac ausgebildet wurden, so verbanden sie doch alle seinen Namen mit den auf dieser Welt angewandten Methoden.
Loopers lächelte unwillkürlich, als er daran dachte, dass er keineswegs ein so harter Mann war, wie man es von ihm annahm. Manchmal, wenn er in seinem winzigen Luftgleiter über die ausgedehnten Wüsten flog und einen Mann im Panzeranzug beobachtete, der ohne Wasser vorwärtstaumelte, landete er, um dem betreffenden Schüler Mut zuzusprechen oder ihm gar Wasser anzubieten. Erstaunlicherweise hatte bisher niemand Wasser von ihm angenommen, und seine ermunternden Worte wurden offenbar nur deshalb akzeptiert, weil die Männer, denen er helfen wollte, ahnten, wen sie vor sich hatten.
Loopers trat in den Gang hinaus. Augenblicklich kam Chaumers an seine Seite. Chaumers war ein mittelgroßer gelbhäutiger Mann mit einem sorgenvollen Gesicht. Er hatte einen Aktenstapel unter den rechten Arm geklemmt; in der linken Hand hielt er einen Zettel: das Programm für Loopers' Inspektion, an das er sich zu Chaumers' Kummer niemals hielt.
Chaumers war Terkalenier, ein fleißiges Organisationstalent und Loopers' Adjutant.
»Der Zeitplan ist bereits um dreißig Minuten überschritten, Sir«, sagte er. »Normalerweise müssten wir jetzt in der Schwimmhalle sein.« Seine Stimme klang wie Vogelgezwitscher; untereinander verständigten sich die Terkalenier mit Kehllauten und Schnalzgeräuschen. Wenn sie Interkosmo sprachen, verwandelte sich ihre Sprache in einen angenehmen Sing-Sang.
Loopers, der einen halben Meter größer als Chaumers war, starrte nachdenklich auf seinen Adjutanten herab, der ungeduldig mit den Füßen scharrte. Keynz Loopers war Ertruser, ein zweieinhalb Meter großer Riese, dessen Muskelstränge sich deutlich unter der Uniform abzeichneten. Loopers' fast quadratischer Kopf war von langen schwarzen Haaren bedeckt. Die geschwungene, fast aristokratische Nase des Admirals wirkte in seinem großporigen und von vielen Falten durchfurchten Gesicht wie ein Fremdkörper.
Loopers' Lippen waren sanft geschwungene Halbmonde. Die Oberlippe wölbte sich stark nach außen, weil die Schneidezähne schräg nach vorn standen. Loopers' große Augen schimmerten dunkelgrün, er verbarg sie oft hinter halb geschlossenen Lidern, weil er fürchtete, sie könnten seine Gefühle verraten.
»Das Schwimmbad, Chaumers?«, wiederholte Loopers mit sanfter Stimme. »Ich glaube, das können wir uns sparen.«
Chaumers senkte den Kopf und strich die Besichtigung der Schwimmhalle aus dem Protokoll.
»Dann wären die Psychologen an der Reihe«, sagte er.
Loopers verzog das Gesicht.
»Dort waren wir erst bei der letzten Inspektion«, sagte er. »Ich möchte Fytrowexanders Mannschaft nicht durch mein Auftauchen beunruhigen.«
Chaumers ließ den Zettel durch seine Finger gleiten, als wollte er ihn zerknüllen. Dann warf er dem Admiral einen ratlosen Blick zu.
»Wohin gehen wir, Sir?«, fragte er.
Loopers machte kein Geheimnis aus seiner Lustlosigkeit, die er für solche Inspektionen empfand. Auch ohne dass er sich überall zeigte, taten die erfahrenen Ausbilder ihre Pflicht. Aber es gehörte nun einmal zum Reglement auf Ustrac, dass der Kommandant ab und zu die Anlagen besichtigte und sich vom Stand der Ausbildung überzeugte.
»Gehen wir zum Observatorium«, sagte Loopers.
Chaumers seufzte fast unhörbar. So war es jedes Mal. Das Observatorium war Loopers' Lieblingsplatz. Dort konnte er sich stundenlang aufhalten und wurde doch nicht müde, sich mit den anwesenden Astronomen und ihren Schülern zu unterhalten. Die Astronomie war Loopers' Liebhaberei; wem es gelang, ihn in eine angeregte Unterhaltung zu verwickeln, konnte erfahren, dass der Admiral die Position von drei kleinen Sonnen im galaktischen Zentrumsgebiet errechnet und ihr Vorhandensein durch Beobachtungen bewiesen hatte. Astronomie war zu einer untergeordneten Wissenschaft geworden, weil Tausende von Raumschiffen, die durch die Weite des Weltraums jagten, bessere Informationen beschafften als Riesenteleskope.
Loopers und Chaumers bestiegen einen kleinen Wagen. Chaumers warf das Aktenmaterial auf den Rücksitz und ließ sich zurücksinken. Mit einer Hand drückte er auf einen Knopf an den Schaltkontrollen. Die Positronik des Wagens würde dafür sorgen, dass sie automatisch an ihr Ziel gelangten.
Sie verließen die große Halle, in der sie die letzten beiden Stunden verbracht hatten. Im Freien herrschte glühende Hitze. Auf Ustrac dauerte der Tag fast fünfzehn Stunden, und die Sonne brannte jetzt, sechs Stunden nach ihrem Aufgang, erbarmungslos auf das Land herab.
Für Loopers war die auf Ustrac herrschende Gravitation von 1,13 Gravos fast gleichbedeutend mit Schwerelosigkeit, und er trug einen Mikrogravitator, um nicht bei jedem Schritt wie katapultiert davonzuschießen. Der Terkalenier dagegen, der von einer Welt mit 0,68 Gravos kam, bewegte sich, wenn sie sich außerhalb der Hallen aufhielten, wo es keine Schwerkraftregulatoren gab, sehr schwerfällig. In den Unterrichtshallen wurde die Gravitation ständig verändert, so dass Schüler, die eben noch mit weiten Sätzen durch die Gänge sprangen, Sekunden später am Boden lagen und mühsam vorwärts krochen.
Sie fuhren an der langgestreckten Halle entlang, über den vor Hitze flimmernden Kunststoffbelag der Straße. Hoch über ihnen hüpften ein paar Gleiter durch die glasige Luft – auf, nieder – auf, nieder – die jungen Piloten höchsten Belastungsproben aussetzend.
Chaumers war dem Blick des Admirals gefolgt.
»Das ist Meliards Staffel«, sagte er. »Ich erkenne sie am blauen Flammenkopf am Bug der Gleiter.«
Meliard galt als der beste Ausbilder für Luftfahrzeuge aller Art. Man sagte ihm nach, er könnte alle Maschinen mit geschlossenen Augen fliegen.
Loopers rief sich das Bild Meliards in Erinnerung. Ein kleiner, vertrocknet aussehender Mann mit gelockten Haaren und einer leisen Stimme. Unscheinbar, bescheiden.
Der Sprechfunk des Wagens summte.
Chaumers blickte überrascht auf. Der rote Alarmknopf leuchtete.
»Das Hauptquartier«, sagte er.
»Lassen Sie nur!«, sagte Loopers hastig und beugte sich nach vorn. Er schaltete auf Empfang.
»Loopers!«, sagte er. »Chaumers und ich sind auf dem Weg zum Observatorium.«
»Ich bedaure, dass ich Sie während der Inspektionstour stören muss, Sir«, sagte eine jugendlich klingende Stimme. »Eine Space-Jet nähert sich Ustrac und bittet um Landeerlaubnis.«
»Eine Space-Jet?«, wiederholte Loopers. »Identifikation?«
»Die Space-Jet gehört zum Schlachtkreuzer ORINOCO«, kam die Antwort aus dem Lautsprecher. »Jedenfalls behauptet das ihr Pilot.«
»Hm!«, machte Loopers. »Und wo ist die ORINOCO?«
»Sie wurde nach Aussagen des Piloten von einem Dolan vernichtet. Der Raumfahrer bezeichnet die Space-Jet als Vorhut von weiteren siebzehn Einheiten. An Bord dieser Schiffe sollen sich auch Perry Rhodan und Lordadmiral Atlan aufhalten.«
Loopers saß einen Augenblick wie erstarrt da. Dann wurde er sich der Tatsache bewusst, dass Chaumers ihn beobachtete.
»Ich komme sofort«, sagte er.
»Sollen wir Landeerlaubnis erteilen?«, fragte der Mann im Hauptquartier.
»Ja«, sagte Loopers. »Lassen Sie das Landefeld abriegeln und treffen Sie alle erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen. Bringen Sie den Piloten ins Hauptquartier. Achten Sie darauf, dass er mit keinem Außenstehenden spricht.«
Er wandte sich an Chaumers.
»Programmieren Sie den Wagen um!«, befahl er. »Richtung Hauptquartier. Und Höchstgeschwindigkeit.«
Während Chaumers die Anordnungen ausführte, sagte er: »Das kommt mir alles sehr seltsam vor, Admiral. Meines Wissens befindet sich Perry Rhodan im Sonnensystem und an Bord von OLD MAN.«
Admiral Keynz Loopers antwortete nicht. Chaumers wusste nicht, dass der Mann, der an Bord von OLD MAN lebte, nicht Perry Rhodan war, sondern ein Doppelgänger, der in Wirklichkeit Heiko Anrath hieß.
Die Nachricht, die Keynz Loopers soeben erhalten hatte, konnte deshalb nur bedeuten, dass der richtige Perry Rhodan zurückgekehrt war.
*
Das Hauptquartier war nach Loopers' Ansicht das hässlichste Gebäude auf ganz Ustrac. Ursprünglich hatte auf dem Planeten eine normale USO-Station errichtet werden sollen, und das jetzige Hauptquartier war Bestandteil eines riesigen Bunkers, den man damals zuerst gebaut hatte. Loopers verglich das Gebäude mit einem Gefängnis; es besaß keine Fenster, und die gepanzerten Türen wirkten wie warzenförmige Verdickungen auf der grauen Außenfläche. Auf dem flachen Dach waren drei Fahnen gehisst: Die USO-Flagge, die Flagge des Solaren Imperiums und die Flagge von Ustrac. Kein Luftzug bewegte sie.
Loopers betrat das Hauptquartier stets mit Widerwillen, und er fand tausend Gründe, um es oft zu verlassen. Chaumers dagegen, sein terkalenischer Adjutant, fühlte sich im »Bunker« ausgesprochen wohl, er arbeitete dort oft tagelang, ohne einmal das Tageslicht zu sehen.
In der Nähe des Hauptquartiers herrschte starker Verkehr, aber Loopers' Fahrzeug wurde überall schnell durchgelassen.
»Ich möchte wissen, ob der Pilot der Space-Jet schon hier ist«, sagte Loopers. Seine Worte waren nicht direkt an Chaumers gerichtet – er sprach mehr zu sich selbst. Trotzdem warf der Terkalenier einen Blick auf die Uhr.
»Er könnte schon hier sein, Sir«, sagte er. »Wenn Sie wollen, frage ich im Kontrollraum des Landefeldes an.«
Loopers schüttelte den Kopf. Er wollte nicht den Eindruck entstehen lassen, dass sich etwas Ungewöhnliches ereignete. Zunächst musste er feststellen, was an der Geschichte des unbekannten Raumfahrers richtig war.
Chaumers steuerte den Wagen jetzt persönlich und brachte ihn auf einem reservierten Parkplatz zum Stehen.
»Warum kommt Perry Rhodan nach Ustrac, Sir?«, fragte Chaumers, als sie ausstiegen. »Den letzten Nachrichten zufolge müsste er voll und ganz damit beschäftigt sein, das Solare System gegen die Zweitkonditionierten zu verteidigen.«
Loopers zog es vor, nicht zu antworten. Das war einer der unbestreitbaren Vorzüge seiner Position: Er brauchte nicht auf alle Fragen zu antworten.
Ein junger Ertruser stand am Haupteingang.
»Major Svelljar erwartet Sie im kleinen Besprechungszimmer, Admiral«, sagte er.
Loopers nickte. Svelljar war sein engster Mitarbeiter. Wahrscheinlich hatte er schon mit dem Piloten gesprochen. Zum Glück war Svelljar über die Hintergründe von Perry Rhodans Verschwinden informiert. Loopers brauchte also nicht zu befürchten, dass der Major Verwirrung stiftete.
»Ich brauche Sie jetzt nicht mehr«, sagte Loopers zu seinem Adjutanten, als sie vor dem Besprechungszimmer standen.
Chaumers blickte überrascht und beleidigt auf, aber Loopers reagierte nicht darauf.
Als der Admiral das Besprechungszimmer betrat, sah er Svelljar erregt darin auf und ab gehen. In einem der breiten Sessel kauerte ein erschöpft aussehender Mann in der lindgrünen Uniform der Solaren Flotte. Als er Loopers eintreten sah, erhob er sich und machte eine Ehrenbezeugung.
»Leutnant Grayson, Sir. Ich bin Kurier des Großadministrators und des Lordadmirals.« Er wies auf eine wirre Anhäufung von Fotografien, Film- und Tonspulen sowie lose Blätter, die auf einem Tisch lagen. »Anhand dieses Materials können Sie sich ein Urteil darüber bilden, was mit der CREST IV und ihrer Besatzung geschehen ist.«
Loopers war verwirrt. Leutnant Grayson machte einen ungeduldigen Eindruck. Er schien müde und gereizt zu sein. Was immer er erlebt hatte – die Erinnerung daran drückte sich in den Falten aus, die von seiner Nase zu seinen Mundwinkeln liefen, und in seinen Augen, die sich unstet bewegten, als müssten sie in kürzester Zeit alles beschauen.
Svelljar sagte: »Ich habe das Material bereits flüchtig geprüft, Sir. Es ist authentisch.«
Loopers ging auf den Tisch mit den Unterlagen zu. Als er nach den ersten Bildern griff, fühlte er, dass Graysons Blicke fast eifersüchtig auf ihm ruhten, als sei der Leutnant böse, seine Erlebnisse in dieser Form mit anderen teilen zu müssen.
In den folgenden Minuten erfuhr Admiral Keynz Loopers alles von der Odyssee der CREST IV und ihrer leidgeprüften Besatzung.
*
Loopers hatte plötzlich den Wunsch, zu Leutnant Grayson zu gehen und ihm die Hand zu schütteln. Er saß zurückgelehnt im Sessel, noch immer eine Fotografie in der rechten Hand.
»Das alles ist glaubwürdig und überzeugend«, sagte er. »Ich verstehe nicht, warum der Großadministrator nicht sofort auf Ustrac gelandet ist.«
In Graysons Gesicht erschien der Ausdruck eines gehetzten Tieres.
»Wir sind vorsichtig geworden«, sagte er. »Außerdem wollen wir vermeiden, dass plötzlich zwei Großadministratoren existieren. Perry Rhodan möchte in aller Ruhe seinen Platz wieder einnehmen.«
Loopers ahnte, dass Perry Rhodan es nicht billigte, dass man einen Mann mit seinem Aussehen seine Rolle hatte spielen lassen. Um jedoch seine engsten Mitarbeiter nicht bloßzustellen, musste er auf die derzeitige Situation Rücksicht nehmen.