Perry Rhodan 382: Planet der Ruinen - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 382: Planet der Ruinen E-Book

William Voltz

0,0

Beschreibung

Sie sind Männer des Freihändlerschiffs FRANCIS DRAKE - sie verlassen die Milchstraße und treffen auf die unbekannte Macht Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Februar des Jahres 2437. Nach der erfolgreich abgeschlossenen Suche nach dem System der Erbauer OLD MANs - eine Suche, die Terra das Erbe der Ersten Menschheit einbrachte - weilt Perry Rhodan wieder auf der Erde. Der Großadministrator kam gerade zurecht, um an der Aushebung der altlemurischen Condos Vasac-Zentrale in der Tiefsee mitzuwirken und so ein Attentat auf die irdische Menschheit abzuwehren. Gegenwärtig herrscht Friede auf und um Terra. Hinweise darauf, daß die eine oder die andere gegnerische Macht weitere Anschläge gegen die Menschheit plant, liegen nicht vor. Und doch gibt es etwas, das dazu angetan ist, Perry Rhodan und die anderen Führungskräfte des Solaren Imperiums zu beunruhigen: Roi Dantons Expedition nach Magellan. Perry Rhodans Sohn - den meisten Terranern nur unter dem Pseudonym Roi Danton, König der interstellaren Freihändler, bekannt - ließ sich nicht aufhalten. Am 16.12. des Vorjahres startete er mit seinem Spezialraumschiff FRANCIS DRAKE auf Umwegen in die Kleine Magellansche Wolke. Roi weiß, daß in der Kleingalaxis, die er ansteuert, bereits acht Schiffe der Solaren Explorerflotte spurlos verschwunden sind. Damit seine FRANCIS DRAKE nicht das neunte Opfer der unbekannten Macht wird, die die KMW zu beherrschen scheint, läßt er große Vorsicht walten. Und Roi wird noch vorsichtiger, als er den PLANETEN DER RUINEN ausmacht...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 382

Planet der Ruinen

Sie sind Männer des Freihändlerschiffs FRANCIS DRAKE – sie verlassen die Milchstraße und treffen auf die unbekannte Macht

von WILLIAM VOLTZ

Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Februar des Jahres 2437. Nach der erfolgreich abgeschlossenen Suche nach dem System der Erbauer OLD MANS – eine Suche, die Terra das Erbe der Ersten Menschheit einbrachte – weilt Perry Rhodan wieder auf der Erde.

Der Großadministrator kam gerade zurecht, um an der Aushebung der altlemurischen Condos Vasac-Zentrale in der Tiefsee mitzuwirken und so ein Attentat auf die irdische Menschheit abzuwehren.

Gegenwärtig herrscht Friede auf und um Terra. Hinweise darauf, dass die eine oder die andere gegnerische Macht weitere Anschläge gegen die Menschheit plant, liegen nicht vor. Und doch gibt es etwas, das dazu angetan ist, Perry Rhodan und die anderen Führungskräfte des Solaren Imperiums zu beunruhigen: Roi Dantons Expedition nach Magellan.

Perry Rhodans Sohn – den meisten Terranern nur unter dem Pseudonym Roi Danton, König der interstellaren Freihändler, bekannt – ließ sich nicht aufhalten. Am 16. 12. des Vorjahres startete er mit seinem Spezialraumschiff FRANCIS DRAKE auf Umwegen in die Kleine Magellansche Wolke.

Die Hauptpersonen des Romans

Roi Danton – König der Freihändler und Perry Rhodans Sohn.

Edelmann Rasto Hims – Erster Offizier des Freihändlerschiffs FRANCIS DRAKE.

Ontioch Anaheim und Barstow Hinshaw – Zwei Umweltangepasste mit »neuem« Blut in den Adern.

Edelmann Tusin Randta – Dritter Offizier der FRANCIS DRAKE.

Jarq – Ein Schlauchwurm von Ojtray.

Jokay Homm – Jarqs Betreuer.

Canoga

1.

Ohne Jarq wären wir alle fünf gestorben.

Unser Ende hätte gleichzeitig das Ende aller Experimente mit Plasmasymbionten bedeutet, denn niemand hätte gewagt, die Versuchsserie nach dem Tod von fünf Männern fortzusetzen.

Aber eine solche Möglichkeit schienen die Wissenschaftler vorausgeahnt zu haben, denn sonst hätten sie uns Jarq nicht mit auf die Reise gegeben.

Von allen Besatzungsmitgliedern an Bord der FRANCIS DRAKE war Jarq der ungewöhnlichste.

Jarq war ein halbintelligenter Schlauchwurm von Ojtray; ein zwei Meter langes Riesenexemplar seiner Gattung mit drei gelben Sprungringen um den unteren Teil seines dreißig Zentimeter durchmessenden Körpers. Jarq hatte sich bereits an das faule Leben an Bord der FRANCIS DRAKE gewöhnt. Er lag in einer Ecke des Labors und schnarchte. Nur der Hunger ließ ihn ab und zu aufwachen. Dann richtete er sich auf und klopfte mit dem Kopf solange gegen eine Wand, bis man ihm Nahrung brachte.

Ich weiß nicht, wie die Wissenschaftler jemals dahintergekommen sind, dass ein Schlauchwurm von Ojtray, dem man die normale Körperflüssigkeit entzogen und durch den blutähnlichen und biophysikalisch behandelten Extrakt der Bra-Fettpflanze ersetzt hatte, empfindlicher reagierte als jedes andere Lebewesen, bei dem ein solcher Austausch möglich war.

Bevor nur einer der fünf Paraplanten an Bord der FRANCIS DRAKE auch nur ahnte, dass es zu einer Krise kommen würde, zeigten sich bei Jarq bereits die ersten Anzeichen.

Am 12. Februar 2437, am gleichen Tag, als die FRANCIS DRAKE von der Südseite aus in die Kleine Magellansche Wolke einflog, um nach dem Verbleib von acht verschollenen Schiffen der terranischen Explorerflotte zu forschen, rief mich Jokay Homm ins Labor. Homm war Jarqs Betreuer; eine Aufgabe, die er verfluchte, weil, wie er sagte, Jarq nur zum Fressen und Saufen am Leben war und keinerlei Ambitionen zeigte, sein bisschen Intelligenz zu benutzen, um mit Homm irgendein Spielchen zu machen. Homm war ein leidenschaftlicher Spieler. Es war ihm gleichgültig, wie hoch der Einsatz bei einem Spiel war oder woraus dieser Einsatz bestand.

»Kommen Sie ins Labor, Ontioch«, sagte Homm. »Ich muss Ihnen etwas zeigen.«

Ich war sofort alarmiert, weil ich Homm immer mit Jarq in Verbindung brachte – und Jarq war so etwas wie unser Alarmsystem.

»Was ist passiert?«, fragte ich.

»Sehen Sie sich die Sache an«, sagte Homm und unterbrach die Verbindung.

Ich starrte auf das kleine Interkomgerät über meinem Bett. Sollte ich Hinshaw oder einen der drei anderen verständigen? Besser nicht. Homm würde sie rufen, wenn es nötig war.

Ich schlüpfte in meine Pelzjacke. Einer der größten Vorteile an Bord der FRANCIS DRAKE ist, dass niemand eine Uniform zu tragen braucht. Jeder kann anziehen, was ihm gefällt. Ein terranischer Flottenoffizier nannte das einmal verächtlich »ewigen Karneval«.

Als ich durch den Antigravschacht zu den oberen Decks hinaufschwebte, überlegte ich, was Homms Pflegekind zugestoßen sein konnte. Sicher war es nicht besonders schlimm, sonst hätte Homm die Ärzte alarmiert.

Ich verließ den Antigravschacht. Vor mir im Gang arbeitete ein Rumaler an einem Kabelschacht. Zwei sechzehn Zentimeter große Siganesen unterstützten ihn dabei. Der Rumaler hantierte mit einem Lötstab.

»Passen Sie auf, dass Sie Ihre Helfer nicht festschweißen!«, rief ich ihm im Vorbeigehen zu.

»Du Blutlaus!«, schrie mir einer der Siganesen nach.

Ich weiß nicht, wie es kommt, dass ausgerechnet die Siganesen Angehörige anderer Völker mit kleinen Tieren vergleichen. Wahrscheinlich kompensieren sie auf diese Weise ihre Minderwertigkeitskomplexe.

Ich betrat das Labor durch den Seiteneingang, weil ich nicht durch den Hauptraum gehen und mich den Blicken der Wissenschaftler und Ärzte aussetzen wollte. Homm schien das geahnt zu haben, denn er stand hinter der Tür und packte mich sofort am Arm.

»Kommen Sie!«, sagte er ungeduldig.

Homm kam von Pharrand. Er wirkte so dünn und zerbrechlich, dass ich Angst hatte, mich an seiner Seite heftig zu bewegen. Ich bin eineinhalb Meter groß und ebenso breit und wiege drei Zentner. Ich entspreche also durchaus dem epsalischen Ideal eines schönen Mannes.

Homm dagegen war ein Scheusal. Seine hervorstehenden Augen verliehen seinem Gesicht eine unnatürliche Starre. Es war unangenehm, von seinen Spinnenfingern berührt zu werden. In mancher Hinsicht ähnelte er Jarq – und das war vielleicht der Grund, warum man ihn zum Pfleger des Schlauchwurms gemacht hatte.

»Stimmt was nicht mit Jarq?«, fragte ich beunruhigt.

»Ich weiß nicht«, gab Homm zurück. »Ich bin mir nicht sicher.«

Er stieß die Tür auf, die uns noch von Jarqs Behausung trennte. Unwillkürlich hielt ich den Atem an und wappnete mich gegen den Gestank, den einzuatmen ich jetzt nicht mehr vermeiden konnte. Wie alle Schlauchwürmer roch auch Jarq stark nach Kümmel, und wenn es einen Geruch gibt, den wir Epsaler nicht ausstehen können, dann ist es Kümmelduft.

Jarq hatte sich zusammengerollt und lag bewegungslos am Boden. Sein Schwanz mit den Springringen ragte unter dem übrigen Körper hervor.

»Er schläft«, sagte ich erleichtert. Jarq sah aus wie sonst.

»Er schläft nicht«, sagte Homm. »Passen Sie auf!«

Er nahm eine kleine Metallklammer vom Tisch und befestigte sie an Jarqs Körper. Der Schlauchwurm hob seinen birnenförmigen Kopf und glotzte uns aus seinem Sehring an.

»Da!«, sagte Homm. »Er ist wach.«

»Kein Wunder!«, sagte ich. »Wenn man so gezwickt wird, kann man nicht schlafen.«

Homm lächelte überlegen. Er hielt es für unter seiner Würde, mit mir über einen Schlauchwurm zu diskutieren. Er ging zum Schrank, holte eine lange Nadel heraus und sterilisierte sie. Ich ahnte, was nun kommen würde. Homm umklammerte die Nadel wie ein Schwert und stach Jarq damit in jene Stelle des Körpers, wo die Klammer befestigt war.

Jarq begann zu bluten!

Ich schluckte heftig und wischte mir über die Augen.

Homm hatte die Nadel herausgezogen und blickte mich fast triumphierend an.

Nur drei oder vier Tropfen Blut quollen aus der kleinen Wunde, aber das genügte, um mich zittern zu lassen.

»Wie ist das möglich?«, fragte ich.

»Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, sagte Homm. »Entweder ist der Schlauchwurm für solche Tests entgegen der Meinung der Wissenschaftler ungeeignet, oder der Plasmasymbiont beginnt zu sterben.«

»Aber Jarq bekam doch den Extrakt von der gleichen Pflanze wie wir«, sagte ich.

»Hm!«, machte Homm bedeutungsvoll.

Ich streckte ihm meine Hand entgegen.

»Los!«, forderte ich ihn auf. »Worauf warten Sie noch?«

»Das kann ich nicht ohne die Ärzte machen«, erklärte Homm. »Ich betreue nur den Wurm und stelle fest, ob alles mit ihm in Ordnung ist.«

Ich stieß Homm zur Seite und setzte mich auf den Tisch. Dann ergriff ich die Nadel, die Homm auf den Tisch gelegt hatte.

»Das ist gefährlich«, sagte Homm. »Das dürfen Sie nicht.«

Ich achtete nicht auf ihn, sondern rammte mir die Nadel in den Unterarm. Der Schmerz ließ mich zusammenzucken. Ich zog die Nadel heraus und starrte gebannt auf die kleine Wunde. Ein paar Sekunden verstrichen.

»Es blutet nicht«, sagte ich. »Alles in Ordnung.«

Homm sagte nichts. Er dachte ebenso wie ich daran, dass Jarq empfindlicher war als wir fünf. Also würde sein Symbiont zuerst absterben. Es konnte noch Tage dauern, bis bei uns die gleiche Reaktion einsetzte.

»Rufen Sie einen Arzt«, sagte ich.

Homm ging zum Interkom.

»Wen?«

»Am besten Gronkkor«, schlug ich vor.

»Einer der Paraplanten ist bei mir, Doc«, sagte Homm aufgeregt, nachdem die Verbindung zustande gekommen war. »Ontioch Anaheim. Der Wurm blutet, und Anaheim hat sich mit einer Nadel getestet.«

Er wandte sich wieder zu mir um.

»Gronkkor kommt sofort.«

»Ich habe mitgehört«, sagte ich. Ich blickte auf Jarq, der sich wieder zusammengerollt hatte. Sein Sehring erschien mir heller als sonst, aber das konnte auch an der Beleuchtung liegen.

Gronkkor war ein Ara, einer der wenigen Raumfahrer an Bord, die nicht terranischer Abstammung waren. Er war ein überragender Wissenschaftler und hatte wahrscheinlich mehr zur Entwicklung des Bra-Extrakts beigetragen, als man allgemein wusste.

Er kam so schnell, dass ich ihn verdächtigte, gerannt zu sein. Er trug eine enganliegende Kombination und einen tellerförmigen Hut. Sein Oberkörper war leicht nach vorn gebeugt, wodurch seine Arme noch länger wirkten, als sie ohnehin schon waren.

Ohne Homm zu beachten, kam er auf mich zu.

»Was haben Sie getan?«, fragte er. Er sah die Nadel auf dem Tisch liegen und warf mir einen wütenden Blick zu. »Sie wissen doch, dass Sie Ihre Fähigkeiten nur im Ernstfall einsetzen sollen.«

»Es handelt sich um einen Ernstfall«, sagte ich. »Jarq blutet. Homm hat ihn mit der gleichen Nadel gestochen.«

Gronkkors Blicke wanderten von mir zu Homm und wieder zurück. Er schien weder den Pharrandaner noch mich besonders zu mögen.

»Wie sind Sie auf den Gedanken gekommen, bei Jarq einen Test vorzunehmen?«, fragte er Homm.

Der Pfleger sah eine Möglichkeit gekommen, sich in den Vordergrund zu spielen.

»Ich kenne Jarq«, sagte er überlegen. »Ich weiß genau, wann es an der Zeit ist, ihn zu überprüfen.«

Gronkkor hieb mit der Faust auf den Tisch.

»Vielleicht machen Sie das ständig«, beschuldigte er Homm. »Sie stechen den Wurm jeden Tag, um festzustellen, ob noch alles in Ordnung ist.«

Homm war rot angelaufen. Seine Hände öffneten und schlossen sich, als wollte er etwas zerbrechen. Ich dachte, er würde sich jeden Augenblick auf den Ara stürzen. Doch er beherrschte sich.

»Ich habe Jarq zweimal gestochen«, sagte er. »Einmal ohne Zeugen, dann in Gegenwart des Paraplanten.«

Gronkkor wandte sich an mich.

»Sie waren beim zweiten Mal dabei.«

Ich nickte. Gronkkors Erregung bestätigte mir nur, dass eine Krise im Anzug war. Vielleicht würde man uns den Bra-Extrakt wieder entziehen und ihn durch normales Blut ersetzen. Für den Ernstfall war ein solches Vorgehen geplant, obwohl niemand wusste, ob wir das überstehen konnten.

»Hat der Wurm geblutet?«, fragte Gronkkor.

Wieder konnte ich nur nicken.

Die Einstichstelle war noch immer von der Klammer markiert, und Gronkkor untersuchte sie. Er kratzte ein bisschen geronnenes Blut ab.

»Tatsächlich«, sagte er, als könnte er uns erst jetzt Glauben schenken. »Der Wurm muss sofort ins Hauptlabor gebracht werden. Veranlassen Sie alles, Homm.«

»Was geschieht mit uns?«, fragte ich den Ara.

»Fühlen Sie sich wohl?«

In diesem Augenblick wusste ich es nicht, aber ich nickte.

»Gut«, sagte Gronkkor. »Informieren Sie die vier anderen Paraplanten von diesem Vorfall. Sobald sich einer krank fühlt, muss er sofort in die Krankenstation kommen. Aber ich glaube nicht, dass im Augenblick eine Gefahr besteht. Jarq ist schließlich dazu da, uns vor allen Schwierigkeiten zu warnen.«

»Woran kann es liegen?«, fragte ich.

Gronkkor zuckte mit den Schultern und ging wortlos hinaus. Inzwischen hatte Homm den Antigravprojektor mit den Hängegurten aufgestellt, worin man Jarq ins Hauptlabor transportieren würde.

Der Wurm schnarchte, ein sicheres Zeichen, dass er eingeschlafen war.

»Der arme Kerl«, sagte Homm und starrte Jarq mitleidig an. »Endlich hat er wieder Schlaf gefunden, und ich muss ihn wecken.«

»Vergeuden Sie Ihr Mitleid nicht an dieses Tier«, sagte ich zornig. »Denken Sie an uns. In ein paar Tagen kann es uns genauso gehen.«

Homm beachtete mich nicht. Mit einer Behutsamkeit, die ich ihm nicht zugetraut hätte, weckte er Jarq. Der Wurm schnaubte empört und musste von Homm mit sanfter Gewalt auf die Haltegurte gebracht werden. Schließlich lag er festgeschnallt da, und Homm schaltete den Antigravprojektor ein. Gefolgt von Homm schwebte Jarq aus dem kleinen Raum.

Ich suchte den Ertruser Barstow Hinshaw in seiner Kabine auf. Hinshaw war ebenso wie ich Paraplant. Ich hatte mich mit ihm während der Zeit unserer Umstellung angefreundet. Er wurde schnell munter, als ich ihm von Jarq berichtete.

»Ich glaube, dass mit uns noch alles in Ordnung ist«, sagte er.

Ich bestätigte das und gestand ihm, dass ich mich bereits einem Test unterzogen hatte.

»Aber Jarq ist uns ein paar Tage voraus«, sagte ich.

Gemeinsam informierten wir die drei anderen Paraplanten. Sie waren ebenso bestürzt wie wir, teilten aber unsere Ansicht, dass im Augenblick für uns noch keine Gefahr bestand. Man musste abwarten, wie die Untersuchung von Jarq ausfiel.

Ich traute unseren Ärzten zu, dass sie schnell herausfanden, warum Jarq blutete.

Hinshaw schaltete den Interkom ab.

»Jetzt wissen alle Bescheid«, sagte er. »Es ist bedauerlich, dass es ausgerechnet jetzt zu einer Krise kommt.«

Ich wusste, was er meinte. Die FRANCIS DRAKE näherte sich der Kleinen Magellanschen Wolke. Bereits am 16. Dezember 2436 waren wir aufgebrochen. Jeder an Bord wusste, dass Roi Danton entgegen den Ratschlägen Allan D. Mercants und Julian Tifflors zu diesem Unternehmen aufgebrochen war. Hätten Mercant und Tifflor miterlebt, wie vorsichtig Danton vorgegangen war, hätten sie sich bestimmt weniger Sorgen gemacht.

Wir waren mit der FRANCIS DRAKE zunächst in die Große Magellansche Wolke eingeflogen, und Danton hatte zu den Kommandanten der dort stationierten terranischen Schiffe Verbindung aufgenommen. Nach ausführlichen Besprechungen war Danton mit einem kleinen Beiboot aufgebrochen, um einen Hauptplaneten der Gurrads anzufliegen. Danton hatte sich dafür interessiert, warum die Gurrads im Verlauf ihres verzweifelten Kampfes gegen die Perlians niemals auf den Gedanken gekommen waren, in die sechzehntausend Lichtjahre entfernte Kleine Magellansche Wolke zu fliehen.

Die Antwort bestätigte Dantons Befürchtungen. Schon seit Jahrhunderten versuchten die Gurrads, die KMW zu erreichen. Keines ihrer Raumschiffe, die dorthin aufbrachen, war jedoch zurückgekehrt. Die Gurrads nahmen daher an, dass die Perlians auch in der benachbarten Kleingalaxis übermächtig waren.

Danton zog aus diesen Berichten eine Lehre. Im Gegensatz zu den acht verschollenen Explorer-Schiffen, näherte er sich der KMW von der unserer Heimatgalaxis abgekehrten Seite.

Ich versprach mir nicht viel von dieser Maßnahme.

Es ist gleichgültig, von welcher Seite man seine Hand in ein Feuer hält.

2.

Jarq lag auf dem Tisch und quäkte ängstlich. Da er einen äußerst biegsamen Körper besaß, war er mit zwölf Gurten festgeschnallt. Acht Männer starrten auf ihn herab. Einer dieser Männer war ich.

Homm stand im Hintergrund und litt mit seinem Schützling. Gronkkor ließ ihn nicht mehr an den Untersuchungstisch heran, weil er ein paar Mal versucht hatte, für Jarq unangenehme Untersuchungen zu verhindern.

Jetzt kam Gronkkor von einem anderen Tisch herüber, wo er eine mikroskopische Untersuchung durchgeführt hatte. Auf seiner Stirn waren Sorgenfalten zu sehen.

»Der Bra-Extrakt zeigt Zersetzungserscheinungen«, sagte er. »Es ist noch schlimmer, als ich anfangs befürchtet habe.«

Ich fühlte, wie mich die anderen anblickten. Sie sahen bereits einen vom Tod gezeichneten Mann in mir. In diesem Augenblick entschloss ich mich, den vier anderen Paraplanten die Äußerung des Aras zu verschweigen.

»Können wir den Prozess zum Stillstand bringen?«, fragte einer der Ärzte.

»Dazu müssten wir wissen, wie er ausgelöst wurde«, erwiderte Gronkkor.

»Glauben Sie, dass Jarqs Organe Antikörper gebildet haben, die den Plasmasymbionten abstoßen?«, fragte ich.

»Das ist mehr als unwahrscheinlich«, erwiderte der Ara. »Der Bra-Extrakt, den Sie ebenso wie Jarq als Ersatz für Ihr Blut im Körper haben, reguliert auch die organische Tätigkeit, einschließlich der Produktion von Antikörpern. Ich glaube nicht, dass hier ein Fall von Selbstzerstörung vorliegt.«

Er beugte sich zu Jarq hinunter und tätschelte ihn.

»Bevor er stirbt, werden wir ihm den Bra-Extrakt entziehen und Blutplasma übertragen«, entschied er. »Doch der kritische Zeitpunkt wird erst in ein paar Tagen erreicht sein, und wir sollten die Chance nutzen, die sich uns bietet.«

»Sie haben irgendeinen Verdacht?«, fragte einer von Gronkkors rumalischen Assistenten.

»Ich nehme an, dass es mit der Ernährung zusammenhängt«, sagte Gronkkor. »Wir wissen inzwischen, dass alle fünf Paraplanten ständig Frischnahrung brauchen, um den Plasmasymbionten am Leben zu erhalten. Im Gegensatz zu den anderen Männern an Bord kommen sie nicht mit Nahrungskonzentraten aus. Die Ernährung eines Paraplanten spielt also eine große Rolle. Was für die fünf Männer gilt, muss auch für Jarq Gültigkeit besitzen, denn wir gehen ja umgekehrt von derselben Voraussetzung aus.«