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Sie kommen aus Zeit und Raum - und werden zu Gefangenen der Positronik Auf Terra und den anderen Planeten des Solaren Imperiums schreibt man Ende Juni des Jahres 3434. Die Menschheit muß weiter um ihre Existenz und die ihres Heimatsystems bangen, da es dem Cappin Ovaron nicht gelang, mit der auf dem Planeten Zeut eingebauten Sextadimzeitbombe den Todessatelliten zu sprengen, der Sol zur Nova zu machen droht. Daß die Sprengung nicht erfolgte, war jedoch nicht Ovarons Schuld, vielmehr lag es an dem Sextagonium aus der terranischen Produktion, das die lange Zeitspanne von 200 Jahrtausenden nicht überdauerte. Es war längst unbrauchbar geworden, als Ovaron den Zündimpuls ausstrahlte. Perry Rhodans Terraner geben jedoch nicht auf. Eine neue Vorgehensweise wird ausgearbeitet, und ein neuer Plan, der Sonnenvernichtungsmaschine endgültig beizukommen, wird entwickelt und in die Tat umgesetzt. Perry Rhodan geht mit seinem bewährten Zeitreiseteam und dem Cappin Ovaron erneut in die Vergangenheit - und zwar in die Vergangenheit des Saturnmondes Titan. Dort soll aus Ovarons Geheimdepot Sextagonium der cappinschen Produktion besorgt werden, damit der Todessatellit endlich vernichtet werden kann. Der Aufenthalt auf dem Saturnmond beinhaltet mehr als eine Überraschung für Perry Rhodans Zeitreiseteam. Nicht genug, daß Ovaron sich selbst begegnet - auch Perry Rhodan erlebt die Überraschung seines Lebens: Es erscheinen DER TERRANER UND DER GLÄSERNE!
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Nr. 447
Der Terraner und der Gläserne
Sie kommen aus Zeit und Raum – und werden zu Gefangenen der Positronik
von WILLIAM VOLTZ
Auf Terra und den anderen Planeten des Solaren Imperiums schreibt man Ende Juni des Jahres 3434. Die Menschheit muss weiter um ihre Existenz und die ihres Heimatsystems bangen, da es dem Cappin Ovaron nicht gelang, mit der auf dem Planeten Zeut eingebauten Sextadimzeitbombe den Todessatelliten zu sprengen, der Sol zur Nova zu machen droht.
Dass die Sprengung nicht erfolgte, war jedoch nicht Ovarons Schuld, vielmehr lag es an dem Sextagonium aus der terranischen Produktion, das die lange Zeitspanne von 200 Jahrtausenden nicht überdauerte. Es war längst unbrauchbar geworden, als Ovaron den Zündimpuls ausstrahlte.
Perry Rhodans Terraner geben jedoch nicht auf. Eine neue Vorgehensweise wird ausgearbeitet, und ein neuer Plan, der Sonnenvernichtungsmaschine endgültig beizukommen, wird entwickelt und in die Tat umgesetzt.
Perry Rhodan geht mit seinem bewährten Zeitreiseteam und dem Cappin Ovaron erneut in die Vergangenheit – und zwar in die Vergangenheit des Saturnmondes Titan. Dort soll aus Ovarons Geheimdepot Sextagonium der cappinschen Produktion besorgt werden, damit der Todessatellit endlich vernichtet werden kann.
Die Hauptpersonen des Romans
Robinson der Zweite – Ein Terraner, der längst für tot gehalten wurde.
Merkosh – Das Wesen aus einer fremden Galaxis verfügt über die »Böse Stimme«.
Poseidon – Ein Roboter, der Ärger erregt.
Perry Rhodan – Der Großadministrator erlebt eine riesengroße Überraschung.
Merceile – Das Cappin-Mädchen möchte in ihre eigene Zeit zurück.
Ovaron – Der Ganjo besucht zwei Gefangene.
Gucky
1. Der Terraner
Die Behauptung, jemand sei ein Freund, besagt in der Regel nicht mehr, als dass er kein Feind ist.
Henry David Thoreau.
Als der Roboter hereinschwebte, gab ich vor zu schlafen, aber ich beobachtete jede seiner Bewegungen unter halbgeschlossenen Lidern. Wir nannten den Roboter Poseidon – das heißt: ich nannte ihn so, denn Merkosh wäre es im Traum nicht eingefallen, einen Namen zu akzeptieren, den ich ausgewählt hatte.
Merkosh nannte Poseidon »Hybscher«, jedenfalls klang das Wort, das er ab und zu in Zusammenhang mit dem Roboter aussprach, so oder ähnlich aus dem Lautsprecher des Translators. Der Oproner hatte eine Stimme wie ein Junge im schlimmsten Stadium eines schlimmen Stimmbruchs. Er ging mir auf die Nerven. Vor allem, wenn er lachte. Manchmal gackerte er wie ein Huhn, um dann übergangslos ein schrilles Grunzen anzustimmen.
Diesmal war er still. Ich schielte zu ihm hinüber.
Er lag ausgestreckt auf seinem Bett. Sein unglaublich dürrer, zwei Meter langer Körper mit der transparenten Haut ließ ihn so hilflos und schutzbedürftig wirken, dass ich fast vergaß, wie gefährlich der Bursche war.
Poseidon hielt inmitten des Raumes an.
Ich unterdrückte ein Grinsen. Natürlich hatte das Robotgehirn dieser mysteriösen Station andere Möglichkeiten, uns zu beobachten. Der Auftritt des Roboters, der sich regelmäßig alle acht Stunden wiederholte, hatte eine rein psychologische Bedeutung. Die Präsenz des Gehirns sollte uns durch das Auftauchen Poseidons klargemacht werden.
Ich stieß einen lautlosen Fluch aus.
Als hätte nicht jede winzige Schraube in dieser Station bewiesen, dass es dieses Gehirn gab! Von den unsichtbaren Kameras, Sensoren und Mikrophonen gar nicht zu reden.
Poseidon drehte sich ein paar Mal um seine eigene Achse.
Ich war so sicher, dass Merkosh ihn ebenso beobachtete wie ich.
Wir spielten beide ein blödsinniges Spiel, obwohl es in unserer Lage besser gewesen wäre, wenn wir uns verbündet hätten. Ich hatte die Notwendigkeit eines solchen Bündnisses längst eingesehen, aber Merkosh machte keine Anstalten, mir ein bisschen entgegenzukommen. Es brauchte ja keine überschäumende Freundschaft zwischen uns zu entstehen – das war das letzte, was ich wollte. Selbstverständlich würde ich ihn auch als Verbündeten misstrauisch beobachten, das verlangte schon der Selbsterhaltungstrieb.
Selbsterhaltungstrieb!
Ich hätte fast laut aufgelacht. Was, bei allen Planeten, konnten wir überhaupt noch erwarten?
Ein unglaubliches Schicksal hatte Merkosh und mich in diese Station verschlagen. (Merkosh sprach sogar von einer zeitlichen Verschiebung, aber daran glaubte ich nicht so richtig.)
Ich litt unter Gedächtnisschwäche, was mir einesteils sogar recht war, denn jede Erinnerung war mit Tod und Untergang verbunden.
Merkosh dagegen konnte sich an alle Einzelheiten seines Schicksals erinnern.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Poseidon seinen Beobachtungsplatz verließ und aus dem Raum schwebte. Das geschah völlig lautlos. Eigentlich erstaunlich, denn wildes Getöse mit Rauch und Feuer hätte viel besser zu den Absichten des Robotergehirns dieser Station gepasst. Aber so tief vermochte die Positronik – oder was immer es war – wohl auch nicht in die Gefühlswelt eines Menschen einzudringen.
Ich wartete.
Ich überlegte, ob meine Vorsicht unbegründet sein könnte. Es war immerhin möglich, dass der Gläserne, wie ich ihn wegen seiner durchsichtigen Haut auch nannte, ebenfalls schlief.
Ich brauchte Schlaf.
Über Merkoshs Schlafbedürfnis wusste ich nichts. Vielleicht konnte er tagelang wach bleiben. Dann war es nur eine Frage der Zeit, bis er mich überwältigen würde.
Aber, so strapazierte ich zum unzähligsten Mal mein Gehirn, warum sollte er mich ausschalten wollen? Doch nur, um alle eventuellen Rettungschancen für sich allein in Anspruch nehmen zu können.
Unsinn!, dachte ich.
Merkosh hatte behauptet, dass er aus einer Galaxis kam, die er Maasbar nannte. Seine Aussichten auf Rettung waren so gering, dass er nicht einmal davon träumen durfte.
Da hatte ich schon bessere Chancen, denn ich befand mich in meinem heimatlichen Sonnensystem.
Ich zuckte zusammen. Fast wäre ich eingeschlafen. Es war nicht gut, ruhig hier zu liegen und zu warten. Aber ich musste durchhalten und herausfinden, was der Kerl vorhatte.
Seine dürren Beine waren so lang, dass sie ein Stück über das Lager ragten, das Merkosh sich aus zusammengetragenen Teilen gebaut hatte. Ich konnte die Überreste von Schwimmhäuten zwischen den sechs Zehen deutlich sehen.
Mindestens eineinhalb Stunden nach Poseidons letztem Erscheinen verstrichen, ohne dass etwas geschah. Merkosh lag ruhig da, wie tot – ein moderner Ritter von trauriger Gestalt.
Vielleicht war er wirklich tot!
Es war durchaus möglich, dass ihm die Luft nicht bekam, die aus unsichtbaren Düsen in Hallen und Korridors der Station geblasen wurde. Zwar hatte er behauptet, ebenso wie ich Sauerstoffatmer zu sein, aber der Teufel selbst konnte nicht wissen, wann diese Bohnenstange log und wann sie die Wahrheit sprach.
Unter anderen Umständen hätte mich eine solche Situation amüsiert, aber jetzt ging es um mein Leben – vielleicht sogar um die Existenz der gesamten Menschheit. Meine Lippen zuckten. Ich wusste nicht einmal, ob es noch eine Menschheit gab. Oder, ob es sie schon gab!
Verdammte Zeitgeschichte!
Hätte Merkosh doch seinen Mund gehalten. Allmählich glaubte ich selbst an diese Zeitversetzung. Schließlich war ich durch eine Zeitmaschine hierher gekommen, soviel wusste ich noch.
In diesem Augenblick bewegte sich Merkosh.
Mir wurde bei diesem Anblick immer ganz übel. Merkosh schien ein Skelett aus Gummi zu besitzen. Einmal hatte ich beobachtet, wie er seine Beine zu einer Spirale verflochten hatte. Ähnliche Kunststückchen konnte er auch mit seinen Armen ausführen.
Merkosh richtete sich auf und schwang die Beine vom Bett. Jeder Mensch, der das hätte beobachten können, wäre sicher sehr erstaunt gewesen, dass das Knacken von Gelenken oder sogar Knochengerassel ausblieben. Merkosh konnte sich ebenso lautlos bewegen wie Poseidon – und wahrscheinlich ebenso schnell.
Schlechte Aussichten für mich, einen Kampf gegen den Gläsernen siegreich zu beenden.
Merkosh starrte intensiv zu mir herüber. Seine dunkelgrünen Glotzaugen durchmaßen sechs Zentimeter, so dass es alles andere als angenehm war, solche Blicke auf sich zu spüren.
Obwohl es mir eiskalt über den Rücken lief, triumphierte ich im stillen. Es kam alles so, wie ich es erwartet hatte. Merkosh wollte meine Müdigkeit ausnutzen und mich töten. Aber ich würde seinen Plan vereiteln.
Der Oproner stand ruckartig auf. Sein Oberkörper schwankte wie im Sturm hin und her, so dass ich unwillkürlich darauf wartete, dass er in zwei Hälften zerbrechen würde. Irgendwie gelang es dem Gläsernen, diese Bewegung zu neutralisieren, so dass er einigermaßen würdevoll vor seinem Bett stand.
Er beobachtete mich.
In diesem Augenblick fiel mir der Unsinn vom hypnotischen Blick einer Schlange wieder ein, und ich war geneigt, an so etwas zu glauben.
Merkoshs transparente Haut gab den Blick auf alle Organe und Knochen frei, sogar seine elastische Schädelhülle war noch durchsichtig genug, dass ich den dunklen Klumpen des Gehirns sehen konnte.
Merkosh schwang die Beine. Sobald er sich bewegte, erinnerte er mich an einen Flamingo, obwohl er eigentlich mit einem solchen Stelzvogel wenig gemeinsam hatte.
Ich begann zu schwitzen.
Oft genug hatte ich überlegt, dass Merkosh harmlos und ungefährlich aussah.
Daran dachte ich jetzt nicht mehr.
Merkoshs Blicke schienen sich an mir festzusaugen. Wie auf Katzenpfoten schlich der Gläserne heran. Erst jetzt merkte ich, dass er keine Waffe trug.
Seine gesamte Ausrüstung lag drüben unter dem Bett.
Wollte er mich vielleicht erwürgen?
Diese Möglichkeit konnte ich ausschalten, denn der Oproner konnte unmöglich mit der körperlichen Beschaffenheit eines Terraners so vertraut sein, dass er wusste, wo man lebensgefährliche Griffe ansetzte.
Merkosh stand jetzt neben meinem Lager. Ich konnte sein Gesicht nicht mehr sehen. Dazu hätte ich die Augen vollständig öffnen müssen, was mir aber unter den gegebenen Umständen als zu gefährlich erschien.
Plötzlich fühlte ich, wie mir sein warmer Atem über das Gesicht strich.
Ich zog meine rechte Hand mit dem Impulsstrahler unter meinem Körper hervor und richtete mich auf. Die Mündung meiner Waffe zielte genau auf die Brust des Gläsernen, wo sechs fremdartig aussehende Organe hinter der durchsichtigen Haut pulsierten.
Merkosh war so erschrocken, dass er wie erstarrt stehenblieb. Mit einer Hand umklammerte er mein Ausrüstungspaket.
Mit einem Schlag verstand ich, warum er sich an mein Lager geschlichen hatte. Er war nicht gekommen, um mich zu töten, sondern um mich zu bestehlen.
»Gaahk-gaahk-gaahk!«, machte Merkosh aufgeregt, als gäbe es kein anderes Wort in einem solchen Augenblick.
Ich schaltete den Translator ein, den ich immer bei mir trug.
»Ruhe!«, schrie ich den Oproner an.
Die Spannung fiel von mir ab. Ich ließ mich zurücksinken, damit der Gläserne mein Zittern nicht sehen konnte.
»Leg den Beutel zurück!«, befahl ich dem Oproner.
Sein Rüssel, den er bisher völlig in die Mundpartie eingezogen hatte, begann zu zucken.
»Wage nicht, deine Trompete auch nur einen Millimeter auszufahren!«, schrie ihn an und hob drohend den Impulsstrahler. »Wenn du das tust, drücke ich sofort ab.«
Er krächzte und wackelte mit dem Kopf. Sein Oberkörper begann wieder zu schwanken. Er sah so mitleiderweckend aus wie ein großer Vogel mit gebrochenen Flügeln.
Ich beobachtete sein Gesicht. Der Oproner besaß ein Gesicht, das zu keiner Mimik im menschlichen Sinne fähig war. Nur mit seinem Rüssel konnte er Gefühle ausdrücken. Nicht allein das – dieser Rüssel befähigte ihn auch, katastrophale Zerstörungen anzurichten. Von dort kam die »Böse Stimme«.
»Warum wolltest du meine Ausrüstung stehlen?«, fragte ich und gab mir Mühe, in ruhigem Ton zu sprechen. »Du weißt doch, dass ich alle meine Waffen am Körper trage.«
»Ich bin krybscher«, erklärte Merkosh mit seiner Reibeisenstimme. »Und wenn ich krybscher bin, dann bin ich nicht zu korbschen.«
Jedem, der Merkosh zum ersten Mal gegenüberstand, wären bei solchen Worten, noch dazu in grässlichstem Ton ausgestoßen, die Augen aus den Höhlen getreten. Ich dagegen hatte mich in den wenigen Tagen unseres Zusammenseins einigermaßen an dieses »Stimmwunder« gewöhnt.
Ich klopfte mit den Knöcheln gegen den Translator.
»Wähle andere Worte!«, befahl ich. »Dieses Kauderwelsch kann kein Mensch verstehen.«
Sein acht Zentimeter langer Hals, beweglich wie der eines Vogels, formte sich zu einem großen S. Merkosh starrte auf mich herab. Er sah aus wie ein alter wohlwollender Lehrer oder Richter, obwohl er völlig haarlos war.
Er schwieg.
»Ich kann mir vorstellen, dass du scharf auf meine Ausrüstung bist, du dürrer Teufel!«, schrie ich ihn an. »Aber wenn ich dich noch einmal erwische, strahle ich dir ein Loch in deinen kahlen Schädel. Hast du das verstanden?«
»Merkwürdigerweise«, gab er zurück. Es hörte sich an, als würde er gleichzeitig mit großen Felsbrocken gurgeln.
»Und jetzt legst du meine Ausrüstung wieder an ihren Platz. Schön vorsichtig und ohne eine falsche Bewegung.«
Diesmal kam er meinem Befehl nach.
»Was interessiert dich so sehr an meiner Ausrüstung, mein Freund?« Ich fuchtelte mit der Waffe vor seinem Gesicht herum, um meiner Frage Nachdruck zu verleihen.
»Wissenschaftliche Neugier«, röhrte er. »In der Tat.«
Ich stand langsam auf, denn ich zitterte nicht mehr.
Ich stieß ihm den Lauf des Strahlers dort gegen den Körper, wo einige schwarze Linien durch die Haut schimmerten. Vielleicht handelte es sich um Rippen.
»Du willst ein Wissenschaftler sein? Dass ich nicht lache! Ich habe dich beobachtet, als wir gemeinsam diese Station untersuchten. Du findest dich mit den Schaltungen in keiner Weise zurecht.«
Er nickte traurig.
»Kein Wrrrrunder! Ich bin ja auch in Maasbar geboren. Dort sieht alles anders aus.«
Ich zog die Beine an, so dass ich im Schneidersitz auf meinem Bett hockte. Der Gläserne stand vor mir und wartete darauf, dass ich eine Entscheidung treffen würde.
Ich packte meine Ausrüstung und riss am Öffner. Alles, was ich besaß, lag vor unseren Augen. Wehmütig betrachtete ich die Gegenstände, die mich an eine andere, bessere Zeit erinnerten.
»Lorbalos!«, krächzte Merkosh entzückt. »Einfach lorbalos!«
Seine Arme bewegten sich unruhig. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass er meine Sachen jeden Augenblick packen und damit davonrennen würde. Unter seinem Bett hatte er alle möglichen Gegenstände aus der Station zusammengetragen. Ich konnte nicht einmal ahnen, was er damit anfangen wollte. Ab und zu verließ er die Station durch die kleine Seitenschleuse und schleppte Teile seines Besitzes hinaus. Wahrscheinlich besaß er draußen zwischen den Felsen ein Versteck.
»Du bist ein Dieb, Merkosh. Und Diebe müssen bestraft werden.«
»Ich brrrrin dein Freund!«, beteuerte er.
»Hör zu, Merkosh! Wir wissen zu wenig voneinander, um Freunde sein zu können. Außerdem versuchst du ständig, mir zu schaden. Der versuchte Diebstahl ist ein neuer Beweis.«
»Aber ich bin krybscher!«, beteuerte der Gläserne verzweifelt. »Und wenn ich krybscher bin, dann bin ich nicht ...«
»Ich kann es nicht mehr hören!« Ich sprang auf und schaltete den Translator ab.
Merkosh sagte etwas. Es hörte sich an, als würden tausend Fingernägel gleichzeitig über eine Schiefertafel kratzen. In diesem Augenblick beschloss ich, mir etwas zu suchen, womit ich mir die Ohren zustopfen konnte.
Ich wurde abgelenkt, als Poseidon durch den Haupteingang hereinkam.
Merkosh bemerkte meinen Blick und drehte sich um.
»He!«, rief ich erstaunt und schaltete den Translator wieder ein. »Für den Kerl ist es noch sechs Stunden zu früh.«
»Vrrrrielleicht ist etwas passiert«, vermutete Merkosh.
»Kluger Junge!«, knurrte ich.
Gemeinsam beobachteten wir den Roboter, der seinen üblichen Platz inmitten des Raumes einnahm und sich um seine eigene Achse drehte.
»Das regt mich auf!«, grölte Merkosh.
Ich hatte inzwischen die Erfahrung gemacht, dass der Oproner sehr jähzornig werden konnte. Einige seiner Wutanfälle hatte ich nur durch Glück und Umsicht überlebt.
Der Gläserne entfernte sich ein paar Meter von meinem Lager und breitete die Arme aus, als wollte er alles umfassen, was in seiner Nähe war. Er sah aus wie eine Vogelscheuche.
Poseidon drehte sich noch immer um die eigene Achse, als wollte er sagen: »Jetzt seid mal schön friedlich, ihr werdet beobachtet!«
Merkosh verknotete vor Aufregung seine Arme, so dass sie wie ein großes X aussahen und rief: »Verschwinde, Hybscher! Du brrrrist zu früh.«
»Er heißt Poseidon!«, bemerkte ich, denn ich war nicht in der Stimmung, Merkosh auch nur in diesem einen Punkt nachzugeben.
»Hybscher!«, korrigierte Merkosh und wandte mir einen Augenblick den Kopf zu.
Ich zuckte zusammen, als ich sah, dass er seinen zwanzig Zentimeter langen Rüssel ausgefahren und aufgestülpt hatte. Die trichterartige Aufwölbung durchmaß etwa sieben Zentimeter.
»Merkosh! Nicht!«, schrie ich.