Perry Rhodan 464: Der falsche Ganjo - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 464: Der falsche Ganjo E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Die kleinen Männer von Siga als Fünfte Kolonne - ein Betrüger soll entlarvt werden Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Anfang Januar des Jahres 3438. Somit ist seit dem Aufbruch der MARCO POLO nach NGC 4594 geraume Zeit vergangen, doch weder Perry Rhodan, Regierungschef der Terraner, noch Ovaron, Ganjo des Volkes der in NGC 4594 beheimateten Ganjasen, hat bisher die sich selbstgestellten Probleme eindeutig lösen können. Für Perry Rhodan ist es nach wie vor unklar, ob oder in welcher Form die Takerer, die alten Feinde der Ganjasen, die Invasion der Galaxis betreiben. Und Ovaron, inzwischen wenigstens von den Moritatoren als rechtmäßiger Ganjo anerkannt, weiß immer noch nicht, was aus den Ganjasen, die er vor 200 000 Jahren verließ, geworden ist. Rhodan und Ovaron müssen also ihre Recherchen fortsetzen. Schekonu, der Wissende, der von den Terranern im letzten Moment vor dem sicheren Tod gerettet wurde, hilft ihnen dabei. Er hat der Expedition der 8000 bereits ein neues Ziel gegeben. Schekonu weiß, daß auf Oldon, der dritten Welt des Leykeo-Systems, etwas im Gange ist. Flotten der Takerer riegeln das bislang unwichtige System hermetisch ab, und jeder, der es wagt, die Sperre zu durchbrechen, wird sofort unter Feuer genommen. Was geht auf Oldon vor? Weshalb ist ein technologisch unterentwickelter Planet plötzlich so enorm wichtig für die Takerer geworden? Nur Siganesen mit ihren "Mikro-Raumschiffen" können die Blockade der Takerer brechen. Deshalb schickt Perry Rhodan die Thunderbolts nach Oldon, mit dem Auftrag, das Geheimnis dieser Welt zu enträtseln. Zuerst fungieren Harl Dephin, der "kleine General", und seine Leute als Spione auf Oldon. Doch dann, als sie den Plan der Takerer erfahren, werden die Siganesen zu Saboteuren. Zielscheibe ihrer Aktionen ist DER FALSCHE GANJO...

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Nr. 464

Der falsche Ganjo

Die kleinen Männer von Siga als Fünfte Kolonne – ein Betrüger soll entlarvt werden

von WILLIAM VOLTZ

Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Anfang Januar des Jahres 3438. Somit ist seit dem Aufbruch der MARCO POLO nach NGC 4594 geraume Zeit vergangen, doch weder Perry Rhodan, Regierungschef der Terraner, noch Ovaron, Ganjo des Volkes der in NGC 4594 beheimateten Ganjasen, hat bisher die sich selbstgestellten Probleme eindeutig lösen können. Für Perry Rhodan ist es nach wie vor unklar, ob oder in welcher Form die Takerer, die alten Feinde der Ganjasen, die Invasion der Galaxis betreiben. Und Ovaron, inzwischen wenigstens von den Moritatoren als rechtmäßiger Ganjo anerkannt, weiß immer noch nicht, was aus den Ganjasen, die er vor 200.000 Jahren verließ, geworden ist.

Rhodan und Ovaron müssen also ihre Recherchen fortsetzen. Schekonu, der Wissende, der von den Terranern im letzten Moment vor dem sicheren Tod gerettet wurde, hilft ihnen dabei. Er hat der Expedition der 8000 bereits ein neues Ziel gegeben.

Schekonu weiß, dass auf Oldon, der dritten Welt des Leykeo-Systems, etwas im Gange ist. Flotten der Takerer riegeln das bislang unwichtige System hermetisch ab, und jeder, der es wagt, die Sperre zu durchbrechen, wird sofort unter Feuer genommen.

Was geht auf Oldon vor? Weshalb ist ein technologisch unterentwickelter Planet plötzlich so enorm wichtig für die Takerer geworden?

Die Hauptpersonen des Romans

Harl Dephin – Der kleine General von Siga.

Mirus Tyn, Amos Rigeler, Cool Aracan, Drof Retekin und Dart Hulos – Harl Dephins Thunderbolts.

Imanschol – Ein Flottenkommandant, der den falschen Ganjo zur Testwelt bringt.

Gratlon – Ein Takerer im Körper eines Oldonen.

Jamenkou – Telepath von Oldon.

1.

Mitten in der Nacht ging der Regen in Schnee über. Harl Dephin trat aus dem Versteck auf das Dach hinaus, um festzustellen, welche Bedeutung der Wetterumschwung für ihre nähere Umgebung haben würde. Das Haus, auf dessen Dach sie sich befanden, war unbewohnt und daher nicht beheizt. Der Schnee blieb darauf liegen. Dephin versank bis zu den Waden, aber er bahnte sich entschlossen einen Weg bis zum Dachrand.

Die dunklen Silhouetten der gegenüberliegenden Häuser sahen aus wie eine überdimensionale Theaterkulisse. Schneeflocken von der Größe siganesischer Fußbälle trieben vorbei. Ein paar stießen gegen Dephin und fielen in sich zusammen. Das Schmelzwasser lief Dephin in den Nacken und die lose geschnürten Stiefelschäfte.

Der General schaltete seinen Scheinwerfer aus. Unten auf der Straße war es still. Das Licht der Gaslampen fiel auf den nassen Boden.

Dephin lauschte in die Nacht hinein. Er hörte das gequälte Husten Rigelers.

Vielleicht hätten sie die nächtliche Pause nutzen und den Major zu ihrem Stützpunkt in der Kurur-Hochebene zurückfliegen sollen. Aber eine solche Aktion hätte Dart Hulos und Dephin zuviel Kraft gekostet.

Übermorgen sollte der falsche Ganjo auf Oldon ankommen.

Dephin wusste nicht einmal, was die Takerer sich ausgedacht hatten, um das Erscheinen ihrer Marionette möglichst eindrucksvoll zu gestalten.

Ein Gefühl der Bedrückung beschlich den Siganesen. Sie waren so weit von ihrer Heimat entfernt, dass jede noch so gut ausgeführte Aktion den Beigeschmack vergeblicher Bemühungen besaß.

Dephin riss sich von diesen Gedanken Los. Schließlich war es nur vernünftig, wenn sie in einer fremden Galaxis behutsam vorgingen.

Ein Geräusch ließ ihn herumfahren.

Er sah Hulos aus dem Versteck kriechen. Der Waffenwart trug keinen Helm. Als er auf Dephin zuging, landete eine große Schneeflocke auf seinem Kopf. Bevor sie zusammenschmolz, nahm sie vorübergehend das Aussehen eines kunstvoll geflochtenen Turbans an.

»Amos ist wach, Sir«, sagte Hulos mit seiner rauen Stimme. »Ich nehme an, dass er starke Schmerzen hat.«

»Tauen Sie Schnee auf und geben Sie Amos davon zu trinken!«, befahl Dephin.

Hulos stand einen Augenblick unentschlossen da, dann machte er sich an die Arbeit.

Dephin watete zu ihrem Versteck zurück. Im Innern brannte Rigelers Scheinwerfer. Rigeler lag auf dem Rücken. Seine Augen bewegten sich. Sie kamen Dephin übermäßig groß vor.

»Da bin ich wieder!«, sagte Dephin. »Wie geht es denn unserem Patienten?«

Rigeler schien ihn überhaupt nicht zu verstehen.

»Sobald es hell wird«, sagte er verbissen, »stehe ich auf und mache mich mit Ihnen auf die Suche nach übernommenen Oldonen.«

Hulos, der mit einem Becher in der Hand neben Rigeler kniete, wechselte mit Dephin einen Blick.

»Wir werden sehen«, erwiderte Dephin ausweichend.

Er ließ sich neben dem Ausgang nieder. Innerhalb einer halben Stunde war der schmale Spalt zugeschneit. Dephin machte sich deshalb keine Sorgen. Sie konnten sich leicht befreien. Immerhin wurde es jetzt in ihrem Versteck ein bisschen wärmer.

Hulos kam zu Dephin gekrochen. Im Licht des Scheinwerfers sah das Gesicht des Waffenwarts zerknittert aus.

Als könnte er den Blick des Generals deuten, strich Hulos über sein Haar. Seine Mundwinkel waren leicht nach unten gezogen.

Er sieht traurig aus!, dachte Dephin. Seltsam, dass mir das erst heute auffällt.

»Ich glaube nicht, dass ich noch einmal schlafen werde«, sagte Hulos.

Sie hörten Rigeler im Schlaf stöhnen.

Der General löschte den Scheinwerfer.

Minutenlang saßen sie schweigend nebeneinander in der Dunkelheit. Das für siganesische Begriffe gigantische Dach ächzte unter der Last der höher werdenden Schneedecke.

Dephin neigte den Kopf zur Seite. Seit seiner Kindheit sah er Häuser als etwas Lebendiges an. Häuser konnten tausend Geräusche machen, von denen jedes eine Bedeutung besaß. Häuser waren Spiegelbilder ihrer Bewohner.

»Wir müssten uns den Kriegsaufseher schnappen!«, sagte Hulos plötzlich. »Ich wette, dass er von einem Cappin beherrscht wird.«

»Weshalb sind Sie so sicher?«, erkundigte sich Dephin. Er sprach leise, um Rigeler nicht aufzuwecken.

»Lanscholmon als Stellvertretender Kriegsaufseher war unbeeinflusst«, erinnerte Hulos. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Takerer beide unkontrolliert wirken lassen. Dazu sind ihre Funktionen zu wichtig.«

»Sie haben sicher recht«, sagte Dephin mit geheucheltem Interesse.

Der Waffenwart schien zu merken, dass der General an andere Dinge dachte.

»Welche Pläne haben Sie, Sir?«

»Unser kurzer Ausflug, den wir beide gestern Abend noch einmal unternommen haben, hat uns keine Erfolge gebracht«, sagte Dephin. »Trotzdem wissen wir, wo wir suchen müssen. Wenn wir den Kriegsaufseher nicht erwischen, nehmen wir einen anderen Beeinflussten.«

Eine kleine Lawine rutschte quer über das Dach nach unten. Das Versteck der drei Siganesen vibrierte.

»Den Oldonen steht ein strenger Winter bevor«, sagte Hulos zusammenhanglos. »Da sie außerdem noch Krieg gegeneinander führen, werden sie viel entbehren müssen.«

»Der Krieg kann in ein paar Tagen beendet sein«, behauptete Dephin. »Wir müssen nur verhindern, dass der falsche Ganjo im Sinne der Takerer wirken kann.«

»So einfach ist das«, sagte Hulos trocken.

Sie brachen das Gespräch ab; Dephin, weil er mit sich und seinen Gedanken allein sein wollte, und Dart Hulos, weil er sensibel genug war, um das zu spüren.

Hulos fiel in einen unruhigen Schlaf. Jedes Mal, wenn der Schnee auf dem schrägen Dach ins Rutschen geriet, schreckte er hoch.

Als er zum wiederholten Mal erwachte, fiel durch einen Spalt im Schnee Tageslicht in ihr Versteck. Hulos blickte sich um. Dephin hatte sich durch die Schneemassen einen Weg nach draußen gebahnt.

Rigeler schlief noch. Sein Gesicht sah spitz aus. Seine Brust hob und senkte sich unregelmäßig.

Hulos kroch ins Freie. Er versank zunächst bis in den Hüften im Schnee. Überall sah er Dephins Fußspuren. Es hatte aufgehört zu schneien. Die Luft war kühl und klar. Als Hulos hochblickte, sah er ein paar graue Rauchfetzen vorbeiwehen. Sie kamen aus Kaminen der umliegenden Häuser.

Hulos wollte auf die Schneemauer vor ihrem Versteck klettern, als Dephin zurückkam. Sein Gesicht war gerötet von der kalten Luft. Er atmete keuchend.

»Alles in Ordnung, Dart!«, berichtete er. »Auf der Straße herrscht normaler Verkehr.«

»Ich bin gerade aufgewacht«, erklärte Hulos.

Dephin sprang zu ihm herab und blickte in die höhlenartige Vertiefung im Dach.

»Wir müssen Amos wecken«, entschied er. »Er muss uns sagen, ob er sich kräftig genug fühlt, um allein hier zurückzubleiben.«

Sie weckten den Maschinenbau-Ingenieur. Rigeler richtete sich sofort auf.

»Ich gehe auf jeden Fall mit, Sir!«

Dephin betrachtete ihn abschätzend.

»Stehen Sie auf, Amos!«

Rigeler kam auf die Beine, aber er schwankte.

»Ich ... ich ... mir wird übel«, sagte er und sank wieder auf sein primitives Lager zurück.

»Das dachte ich mir.« Dephin schüttelte den Kopf. »Unter diesen Umständen können Sie uns nicht begleiten. Sie bleiben hier. Dart wird Ihr Aggregat nehmen.«

Hulos beobachtete Rigelers Gesicht. Der Major zeigte keine Reaktion, bestenfalls Bedauern, dass er an ihren weiteren Unternehmungen nicht teilnehmen konnte. Dabei war er zum Tode verurteilt, wenn Dephin und Hulos während des Einsatzes ihr Leben verlieren sollten. Ohne Flugaggregat war ein Siganese in dieser Stadt der Riesen hilflos. Bei Rigeler kam noch die schwere Verletzung hinzu.

Dephin und Hulos nahmen die gesamte Ausrüstung mit.

Ihr Abschied von Rigeler fiel kurz aus.

Als sie endlich über dem Dach dahinschwebten, atmete Hulos befreit auf. Rigelers Nähe hatte ihn bedrückt, denn er fühlte sich mitschuldig, dass der Major ohne Aggregat zurückbleiben musste.

»Wir fliegen direkt zu den Verwaltungsgebäuden«, verkündete Dephin. »Für weitere Beobachtungen haben wir keine Zeit. Wir brauchen jetzt einen Cappin.«

Hulos nickte grimmig. Er teilte die Auffassung des Generals.

Auf den Straßen war der Schnee fast vollkommen getaut, auch auf den Dächern der beheizten Gebäude. Nur auf den freien Plätzen, die von Fahrzeugen bisher unberührt geblieben waren, breitete sich der Schnee wie ein Leichentuch aus.

Auf vielen Dächern wurde gearbeitet. Überall wurden Holzgerüste aufgestellt. Hulos war jetzt überzeugt davon, dass diese Gerüste in irgendeinem Zusammenhang mit der Ankunft des lange erwarteten Ganjos standen.

Sie überflogen die Kultstätten. Tausende von Oldonen drängten sich vor den Eingängen. Einen Tag vor der Ankunft des Ganjos wollten die Oldonen offenbar noch einmal den Rat der Kultpriester einholen.

»Sehen Sie sich an, was da unten los ist«, forderte Hulos den General auf. »Es geht zu wie auf einem Jahrmarkt.«

Dephin nickte stumm. Er war in Gedanken schon im Verwaltungsgebäude, im Büro des Kriegsaufsehers, das zu finden sie entschlossen waren.

Hulos achtete nicht auf seine Umgebung und geriet in eine Wolke graugelben Qualmes, der von einem zwei Meter tiefer gelegenen Kamin ausgestoßen wurde. Der Waffenwart verlor seinen Begleiter aus den Augen. Hustend schloss er seinen Helm. Als er aus der Wolke herauskam, hatte Dephin sich bereits zwanzig Meter entfernt.

»Wo bleiben Sie, zum Teufel?«, fuhr er Hulos an.

Der Waffenwart merkte, wie gereizt der General war.

»Ich habe mich über einem der Kamine ein bisschen aufgewärmt.«

»Los jetzt!«, drängte Dephin. »Hinter den nächsten Häuserblocks beginnen die Verwaltungs- und Regierungsgebäude von Mysonga.«

Hulos blickte wieder nach unten. Die Oldonen, die er sah, schienen sich nach einem bestimmten System zu bewegen. Je größer eine Stadt war, desto mehr glichen ihre Bewohner gesteuerten Marionetten, dachte Hulos. Er war in einem Gemeinschaftshaus in den Mongron-Bergen von Siga aufgewachsen. Vielleicht war das der Grund, weshalb er Städte hasste. Dabei war er ein geselliger Mensch.

»Wir fliegen bis zum Ende der Straße und landen dann an einer abgelegenen Stelle«, unterbrach Dephins Stimme seine Gedanken.

Hulos konzentrierte sich. Sie mussten aufpassen, dass sie nicht durch einen Zufall entdeckt wurden.

Entlang der großen Verwaltungsgebäude flogen sie zu dem von Dephin angegebenen Punkt.

Sie landeten hinter zwei großen grauen Steinen, die einen Hofweg zwischen den Gebäuden begrenzten. Auf den freien Plätzen gegenüber den Verwaltungsgebäuden parkten Dutzende von Wagen. Vor einzelnen Eingängen drängten sich die Oldonen. Ein paar bewaffnete Soldaten achteten darauf, dass sich niemand vordrängte.

»Heute ist viel Betrieb«, stellte Dephin fest. »Vielleicht hängt das mit der bevorstehenden Ankunft des falschen Ganjos zusammen.«

Ein Oldone wurde von zwei Soldaten aus einem Gebäude gezerrt. Der junge Mann schrie. Die Soldaten schlugen auf ihn ein und stießen ihn auf die Straße.

»Wir versuchen, von der Rückseite aus in eines der Gebäude einzudringen«, sagte Dephin.

Sie flogen in den Hof. Die überall aufgestellten Absperrgitter bedeuteten für die beiden Siganesen kein Hindernis. In den Höfen standen ein paar Soldaten Wache. Sie machten einen gelangweilten Eindruck.

Dephin schaute sich um.

»Nirgends ein offenes Fenster«, stellte er bedauernd fest. »Vielleicht finden wir einen Entlüftungsschacht oder etwas Ähnliches.«

Sie flogen an der Hauswand entlang, wobei sie darauf achteten, dass sie ständig zwischen zwei Fensterreihen blieben. Wenn wirklich jemand das Fenster über ihnen öffnete und herausblickte, konnte er sie nur durch einen Zufall entdecken.

Dephin hielt an, als er einen Riss in der Mauer entdeckte. Er näherte sich ihm vorsichtig.

»Da kommen wir nicht durch, Sir!«, bemerkte Hulos, der das Manöver des Generals mit wachsendem Misstrauen beobachtete.

Dephin klammerte sich an vorstehenden Steinen fest und zwängte sich in den Riss. Wenig später konnte Hulos ihn nicht mehr sehen. Der Waffenwart stieß eine Verwünschung aus. Er flog dicht an den Riss heran und hielt sich fest. Aus der Öffnung kam warme Luft.

Hulos arbeitete sich in das Mauerwerk vor. Wenn der General hier durchgekommen war, musste er es auch schaffen. Er war schließlich etwas kleiner als Dephin.

Aber anscheinend kam es nicht auf die Größe allein an. Hulos stieß sich den Rücken und die Schultern wund, bevor er den General einholte.

»Wir haben Glück!« Dephins Stimme klang dumpf. »Der Spalt ist durchgehend.«

Sie kamen unmittelbar unter der Decke eines großen Saales aus der Wand.

Dephin hielt sich fest und blickte sich um. Im Raum unter ihnen hielt sich nur ein alter Oldone auf, der damit beschäftigt war, Metallgeschirr zu reinigen. Überall standen aus Holz gefertigte Tische und Bänke.

»Ein Konferenzsaal«, vermutete Dephin.

»Wollen wir den alten Mann befragen?« Hulos sah Dephin über die Schulter.

Dephin schüttelte den Kopf. Er überzeugte sich davon, dass eine der Saaltüren offenstand, so dass sie diesen Raum verlassen konnten.

Sie flogen unter der Decke entlang und ließen sich neben der offenen Tür nach unten sinken. Der Oldone war viel zu sehr mit seiner Arbeit beschäftigt, um sie zu bemerken.

Der schmale Korridor lag verlassen vor den beiden Siganesen. Es roch nach Gas und Ammoniak. Über die Treppe drangen Stimmen aus den tiefer gelegenen Etagen herauf.

Weiter hinten im Gang öffnete sich eine Tür. Eine junge Frau kam heraus. Sie trug mehrere schmale Metallwalzen auf ihren Armen. In der Nähe der beiden Siganesen blieb sie stehen und legte ihre Last auf einem Steingeländer ab.

Dephin und Hulos flogen von hinten an sie heran.

»Die Walzen sind hohl«, flüsterte Dephin.

Hulos wölbte die Augenbrauen.

»Sie wollen doch nicht ...?«

Dephin grinste und landete zwischen den Walzen. Bevor Hulos etwas sagen konnte, war sein Vorgesetzter in eine Walze gekrochen. Hulos zwängte sich in eine andere Walze. Ihre Innenwände waren ölig und glatt.

Die Frau hob die Walzen wieder auf. Hulos klammerte sich fest. Die Walzen schaukelten.

»General!«, rief Hulos leise.

»Halten Sie Ihren Mund!«, kam die Antwort.

Der General befürchtete offenbar, dass die Frau sie hören könnte.

Hulos starrte aus der Walze, aber er konnte nicht viel von der Umgebung erkennen. Nach einiger Zeit blieb die Frau stehen. Hulos hörte, wie eine Tür geöffnet wurde. Die Frau ging weiter.

Als sie abermals stehenblieb, hörte Hulos sie sagen: »Da sind die Berichte.«

»Legen Sie sie auf den Tisch!«, befahl eine Männerstimme.

Die Walzen wurden heftig durchgeschüttelt, bevor sie auf einer harten Unterlage zur Ruhe kamen. Von seinem Platz in der Walze aus konnte Hulos den Ausschnitt einer Männergestalt sehen.

»Haben Sie etwas für mich?«, erkundigte sich die Frau.

»Sie können gehen!«, erwiderte der Mann.

Hulos hörte, wie sich die Schritte der Frau entfernten. Dann schlug eine Tür. Der Mann am Tisch stand auf und ging im Raum auf und ab.

Hulos kroch bis zur Walzenöffnung und blickte hinaus. Er befand sich in einem quadratischen Raum, dessen gesamtes Mobiliar aus einem Tisch und einer Bank bestand. Die Wände waren mit handgemalten geographischen Karten bedeckt.